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1. Abt. 2 - S. 269

1884 - Wismar : Hinstorff
269 206. Gregor Tu. und Heinrichlt. Nachdem das sächsische Herrschergeschlecht ausgestorben war, wählten die deutschen Fürsten einen neuen Kaiser aus fränkischem Hause, Konrad Ii. Dessen Sohn Heinrich Iii. regierte sehr kräftig, aber starb zu früh und hinterließ als Erben des Reiches einen erst sechsjährigen Knaben, Heinrich Iv. Um seine Vormundschaft und Erziehung stritten sich zwei Erzbischöfe; aber indem er bald von übermäßiger Strenge geleitet, bald durch zu große Milde und Nachsicht ver- zogen ward, erwuchs er zu einem leidenschaftlichen und jähzornigen Jüngling, der nur seinen Gelüsten folgte. Kaum mündig geworden, bedrückte er die Sachsen ungebührlich und behandelte sie übermütig und grausam; sie empörten sich und zwangen ihn zu einem Frieden, worin er alle in ihrem Lande angelegten Burgen der Zerstörung preisgeben mußte. Später unterwarf er zwar wieder die Sachsen, aber da er anfing, die zerstörten Schlösser wieder aufzubauen, wandten sie sich mit ihren Klagen an den Papst Gregor Vii., dessen Herrschsucht keine Grenzen kannte, indem er sogar auch alle weltlichen Herrscher sich unterwerfen wollte und erklärte, die geistliche Herrschaft müsse die weltliche leiten, wie die Sonne den Mond. Auf die Klage der Sachsen forderte der Papst den Kaiser zur Rechenschaft. Als Heinrich sich dieser Zumutung weigerte, that Gregor ihn in den Bann, d. h. er verbot ihm, in die Kirche und zum heiligen Abendmahle zu gehen, und ließ den Deutschen verkünden, sie brauchten ihrem Kaiser nicht mehr zu gehorchen. Gern wäre Heinrich nun gleich an der Spitze eines Heeres nach Rom gestürmt und hätte den stolzen Papst fortgejagt, aber seine Fürsten erklärten ihm: „Herr Kaiser, wir dürfen dir nicht gehorchen, so lange du im Banne bist!" Was sollte der Kaiser nun machen? Er reiste, von seiner Frau und nur einem Bedienten be- gleitet, mitten im Winter nach Italien. Die Kaiserin ließ sich in eine Ochsenhaut nähen und so von den eiskalten Alpen hinabgleiten. Der Papst war gerade im Schlosse Canossa*). Er ließ den Kaiser nicht gleich vor sich, sondern schickte ihm einen wollenen Kittel — ein Bußkleid — zu. Das mußte der arme Heinrich an den bloßen Leib ziehen und damit barfuß und im bloßen Kopfe drei Tage und drei Nächte unter freiem Himmel auf dem Schloßhofe zu Canossa zubringen. Da erst sprach ihn der Papst vom Banne los und schärfte ihm ein, künftig ja gehorsam zu sein. Seine Verbrechen sollten später untersucht und gerichtet werden. Einen so harten Bescheid hatte Heinrich nicht erwartet. Mit Unwillen und Zorn im Herzen schied er von Gregor, nach der günstigen Stunde sich sehnend, wo er sich rächen könnte. Kaiser Heinrich kam nach Deutschland zurück. Seine Fürsten bedauerten ihn, waren zornig auf den stolzen Papst und halfen ihrem Herrn wider Rudolf von Schwaben, den seine Feinde zum Kaiser hatten machen wollen. Dann zog er nach Italien und setzte Gregor Vii. ab, aber der neue Papst that ihn aufs neue in den Bann. Die Geistlichen verleiteten Heinrichs eigene Söhne, wider ihren Vater das Schwert zu ergreifen — ja, am Ende ihn gar ab- zusetzen. Der arme Heinrich starb, nachdem er 65 Schlachten geliefert hatte, im ^ahre 1106, durfte aber, da er im Bann war, nicht einmal ordentlich begraben *) Bei Modena in Oberitalien. Die Ruinen von dem berühmten Schlosse sind noch vor- handen, in welchem der schwache Kaiser sich so schmachvoll vor dem hochmütigen, herrschsiichtigen Papst beugte.

2. Abt. 2 - S. 258

1884 - Wismar : Hinstorff
258 verstanden cs Otto's Nachfolger nicht, diesen Gedanken festzuhalten und weiter zu verwirklichen. So kam es, daß nach gut 100 Jahren die Macht des Papsttums eine erstaunliche Höhe erreicht hatte. Papst Gregor Vii. war es, der einen mächtigen und allgewaltigen Ein- fluß in kirchlichen und staatlichen Dingen an den Tag legte. König Heinrich Iv. hat in Canossa jene geistliche Übermacht so bitter gekostet, wie gewiß nie ein Fürst vor oder nach ihm. Um aber Rom zur priesterlichen und kaiserlichen Herr- schaft zu erheben, entzog er die Besetzung geistlicher Stellen den weltlichen Ge- walten, und andererseits setzte er die Ehelosigkeit der Priester durch (das Cölibat), wodurch er letztere von der staatlichen Gemeinschaft losriß und sie nur dem kirch- lichen Vorteil dienstbar machte. Die Bestrebungen Gregor Vii. gelangten unter seinen Nachfolgern immer mehr zur Geltung; ja, die päpstliche Macht hat sich seit ihm noch bedeutend gesteigert. Der Papst allein berief die Kirchenversammlungen und führte auf ihnen in Person oder durch seine Stellvertreter den Vorsitz. Er hatte das Recht der Befreiung von allen Kirchengesetzen und das der Heilig- sprechung. Indem die Bischöfe und Äbte dem Nachfolger Christi den Huldigungs- cid schwören mußten und nur von ihm das Bischofsamt erhalten konnten, waren sic vollständig von ihm abhängig. Dazu kam, daß das Vermögen der Kirche durch Schenkungen und Vermächtnisse besonders zur Zeit der Krcuzzüge zu einer ansehn- lichen Höhe angewachsen war, wodurch ihr Einfluß noch um ein Bedeutendes wuchs. Derjenige Papst aber, unter welchem die Kirche ihre höchste Macht entfaltete, war Innocenz Iii. (1198—1216). Sein höchstes Bestreben war, den päpst- lichen Stuhl über alle Gewalten der Erde zu erheben, indem der Gedanke, daß er Stellvertreter Gottes auf Erden sei, alle seine Handlungen leitete. Er machte den Kirchenstaat (in Italien) unabhängig, empfing von den Königen Europas Zins und erhob Rom noch einmal zur Beherrscherin der gebildeten Welt. Wie Papst Innocenz eifrig bemüht war, einerseits die Kirche streng zu ordnen und ihre Stellung überall zu heben, so war er andererseits darauf bedacht, ihr Ansehen auch gegen diejenigen zur Geltung zu bringen, welche die Auswüchse der katholischen Lehre verwarfen*). In einem über alle Maßen grausamen Kreuzzuge wurden diese Andersdenkenden im Anfang des 13. Jahrhunderts fast vernichtet. Die Aus- rottung ihrer geheimen Überreste übertrug der Papst geheimen Gerichten. So entstand die Inquisition (Gerichte zur Aufspürung und Verurteilung von Ketzern). Die Nachfolger dieses gewaltigen Papstes wurden in ihren Bestrebungen und Kämpfen gegen die weltliche Gewalt noch durch Errichtung mehrfacher Orden (Bettelorden) unterstützt. Das Grundgesetz eines desselben, des Dominikanerordens, war Aufopferung für den allein seligmachenden Glauben; ein anderer, der Fran- ciskanerorden, ward mit dem Rechte beschenkt, daß seine Mitglieder überall predigen und Beichte hören durften (Ohrcnbcichtcn). — Das Werk der Päpste Gregor Vii. und Innocenz Iii. ist in seiner Entwickelung stetig fortgeschritten, und jetzt? Innerlich steht das Papsttum der Gegenwart ungebrochen, ja noch größer in seiner Herrschsucht und Anmaßung da als zu Innocenz' Zeit; nur seine äußere Weltmacht hat im Laufe der Geschichte den alten Glanz verloren — hoffentlich für immer! Das Papsttum verschanzt sich nicht mehr wie früher hinter fran- zösischen Gewehren und Kanonen; cs herrscht nicht mehr über den Kirchenstaat, *) Gegen die Albigenser (Katharer und Waldenser — deren Verein um 1180 durch Petrus Waldus von Lyon gestiftet mar).
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