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1. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 56

1885 - Wiesbaden : Bergmann
Grenzen, Bevölkerung, Sprache des Frankenreichs. Viertes Kapitel. Vrenien, fituölhtrimg, Sprache bro Frankenreichs. 4§gic 6> i gii5 cn des Frantcnreichs, liuc sie durch bic von ßchfobo luccs) itnb feinen höhnen gemachten Eroberungen ficf) gestalteten, untren im Westen das Meer, im Norbcn das Land bcr Friesen und Sachsen, im Osten Elbe, Saale, Böhmcrwalb, im Süden bic Donan, bic Alpen, die ©luoitnc it nb bav ?.\ittefmcer. Die s üb lief) bcr ©aroititc nnb südlich bcr Donau wohnenden Reste, der Westgothen nnb bcr Alemannen, bic unter beut Schnee des mächtigen Theoborich noch eine Zeitlang eine gewisse Unabhängigkeit vom Frankenreich behaupteten, verfielen demselben gleichfalls nach des letzteren Tode, bei beut dann allmählich cmtretcttben Verfall des ostgothischen Reiches. In bezng auf bic Bevölkernng hat man brei Zonen zu unter-scheiben. Die im eilten Germanien gitrüclgeblicberten Stämme, also die Thüringer, die rechtsrheinischen Alemannen, bic Bojoaricr, cnblich bcr -icil bcr Franken, der seine Sitze drüben hatte (die sog. Cst-si anten), trugen im ganzen noch denselben Charakter, den Taeitus an den Germanen wahrgenommen; sie hatten ihre heidnische Religion, sie hatten ihre alte Tracht nnb Sitte zum allergrößten Teil wohl unueränbert beibehalten. Wo germanische Stämme (Frauken, Alemannen, Bitrguuber) in römisches ©einet crobcrnb vorgebrnngen waren, also auf einem breiten Streifen links bcs Rheins, ferner in dem heutigen Norbfrankrcich, Belgien, Südhollanb, ba war das germanische Element das überwiegenbe, baut bic früheren Bewohner (Römer, Kelten, Belgier) waren großenteils getötet, ober vertrieben, ober unterjocht, auch wohl zu Sklaven gemacht. Nur in den Städten (so weit sie nicht in der Völkerwanderung zerstört waren) mochte das romanische Element sich noch behaupten. Je weiter süd- itnb westwärts dagegen, desto mehr herrschte das romanische Element vor, erschien das germanische nur iu vereinzelten Spuren. Wie es inmitten dieses Völkergemisches sich mit der Sprach e verhalten habe, ist eine nicht leicht zu beantwortende Frage. Römische Schriftsteller deuten an, die Franken hätten auch nach ihrem Übertritt zum Christentum doch ihre alte Tracht und ihre Sprache beibehalten. Das gift inbes jedenfalls nur mit großen Einschränkungen. Schriftsprache war ausschließlich das Lateinische, freilich ein Latein, bessert

2. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 74

1885 - Wiesbaden : Bergmann
74 Geistiges, sittliches, kirchliches Leben. und blieben noch lange großenteils mit Römern besetzt. Noch im 6. Jahrh. n. Chr. waren auf einer Synode zu Mncon unter 63 Bischöfen nur 7 geborene Franken; erst im 7. Jahrh, hatte sich dieses Verhältnis dahin geändert, daß auf einer Synode zu Rheims von 42 Bischöfen 24 dem fränkischen Stamme angehörten. Aus der Mitte der Franken ist damals kein Mann von hervorragender Bildung hervorgegangen, kein Ulsilas, Beda oder Paulus Diaconus: die Franken stehen darin hinter ihren Stammesverwandten, den Gothen, Longo-barden, Angelsachsen, zurück: ihr einziger namhafter Geschichtsschreiber, Gregor von Tours, war ein Römer. Während aber so nach der geistigen Seite hin die Franken sich wenig bildungsfähig erwiesen, waren sie für die nicht eben günstigen Einflüsse des Römertnms in sittlicher Beziehung leider um so empfänglicher. Gerade der Mangel höherer geistiger Bildung und veredelten Geschmacks trug dazu bei, daß sie von der sittlichen Fäulnis, welche das verfallende römische Reich um sich verbreitet hatte, nur zu sehr angesteckt wurden. Auf der andern Seite konnte es kaum ausbleiben, daß die vielen Kriege, insbesondere die vielen Bürgerkriege, eine bedenkliche Verwilderung zur Folge hatten. Die Könige selbst gaben das verderbliche Beispiel einer vor keinem Verbrechen zurückschreckenden Gewaltthätigkeit. Die Großen, durch einen ihnen mühelos zugefallenen reichen Gutsbesitz mit den Mitteln üppigen Lebensgenusses ausgestattet, durch das lockende Vorbild der vornehmen Römer verführt, durch die ihnen gewährten Vorrechte übermütig gemacht, überließen sich rücksichtslos ihren Gelüsten. Die Masse des Volkes aber, von oben bedrückt, durch die häufigen inneren Kriege in ihrem friedlichen Erwerbe fchwer geschädigt, suchte sich zu helfen, wie sie konnte, und büßte großenteils den Sinn für Recht und Gesetzlichkeit ein. Die Bekehrung Chlodowechs und seiner Franken zum Christentum hals wenig gegen diese sittliche Verderbnis. Allerdings predigten die christlichen Geistlichen Buße, versagten wohl auch bei groben Sünden die Absolution oder belegten die Schuldigen mit allerhand Kirchenstrafen. Allerdings mahnten sie die Herren zu größerer Milde gegen ihre Sklaven, die Reichen zum Wohlthun gegen die Armen. Allerdings eiferten sie gegen die Blutrache als eine frevelhafte Störung des Gottesfriedens. Durch alles dieses mochten einzelne Verbrechen verhindert, einzelne Schuldige gebessert werden. Allein ebenso oft wurde von diesem geistlichen Sittenrichteramte kein Gebrauch gemacht, besonders gegen vornehme Sünder. Die Geistlichen durften es mit Chlodowech und feinen Franken nicht verderben, denn sie verehrten in

3. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 108

1885 - Wiesbaden : Bergmann
{08 Ruiturzustände des Frankenreichs unter Karl dem Großen. Daß es bei alledem an solchen nicht fehlte, welche mit wirklich innigem Gefühl die Lehren des Christentums in sich aufgenommen hatten und sich daran begeisterten, dafür haben wir zwei schöne poetische Zeugnisse aus jener Zeit, das (angeblich von einem einfachen sächsischen Freien ausgegangene) niederdeutsche Gedicht „Heliand" (so viel wie Heiland) und das althochdeutsche des Weißenburger Mönches Otfried: „Krist." Beide enthalten dichterische Verherrlichungen der Person Christi nach den Evangelien, der „Heliand" tu mehr volkstümlicher Sprache und in der uralten Form der Alliteration, der „Krist", als Kunstdichtung, in gereimten Versen. Beide ähneln sich darin, daß in ihnen Christus als eine Art von himmlischem Heereskönig erscheint, die Jünger bald als dessen Gesolgslente („Gesinde"), bald als Helden („Degen"), so daß sich hier in gewisser Weise die überirdischen Vorstellungen des Christentums mit den kriegerischen des alten Germanentums verbinden. Inder geistigen Bildung der Zeit gehen zweierlei Richtungen nebeneinander her, eine gelehrte, aber fremde, und eine volkstümlich-nationale. Was Karl durch seine Hofgelehrten und mit diesen pflegte, war durchaus ein Ableger römischer und griechischer Bildung, kein heimisches, im Boden germanischen Geistes wurzelndes Gewächs. Doch war dies der einzig mögliche Weg, dem Germanentum Keime des Wissens einzupflanzen, die dasselbe seiner Zeit ht sich entwickeln und zur Frucht reisen mochte. Mancher Rest klassischer Gelehrsamkeit, der sonst vielleicht rettungslos verloren gegangen wäre, ward in den Klöstern durch Abschriften der Mönche (die freilich wohl wenig von dem geistigen Werte dessen ahnten, was sie abschrieben, vielmehr sich nur im Buchstabenmalen übten) der Nachwelt aufbewahrt. Insbesondere ist auch die Geschichtsschreibung diesen Klöstern zu Danke verpflichtet, denn aus ihnen sind allermeist die mancherlei Chroniken, Biographieen und sonstigen Aufzeichnungen hervorgegangen, nahezu die einzigen, wenn auch unvollkommenen, Quellen der Geschichtsforschung in jenen dunklen Zeiten. Die volkstümliche Richtung des deutschen Geistes hatte steh, wie das in solchen frühesten Zeiten zu geschehen pflegt, in poetischen Gestaltungen, National- und Heldenliedern, ausgeprägt. Diese Lieder waren lange nur in mündlicher Überlieferung fortgepflanzt worden,, ob durch besondere „Sänger", die von Land zu Land zogen, ob durch gemeinsames Singen derselben bei Zechgelagen oder beim Auszug ins Feld, ist ungewiß. So mögen die Lieder von den Thaten Arm ins, so die Sagen von den Gothenhelden Afarich, Crntmtrich, Theodorich,

4. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. VIII

1885 - Wiesbaden : Bergmann
Viii Vorwort. Idir Deutsche sind jetzt in der glücklichen Lage (was wir jahr-hunderte lang nicht waren), selbst „Geschichte zu machen", d.h.entscheidend in die allgemeinen Völkergeschicke einzugreisen: das muß uns eine Mahnung sein, auch unsere Vergangenheit immer eifriger zu studieren, durch das Große, was sie bietet, unsere eigne Thatkraft zu stählen und einzufeuern, aus dem mancherlei Verfehlten und Unerfreulichen aber, was sie leider daneben auch enthält, zu lernen, was wir zu vermeiden haben. 3n solchem Sinne die Vergangenheit für die Gegenwart fruchtbar machen, den Sinn und das Interesse für die vaterländische (Beschichte in immer weitern Kreise wecken und nähren zu helfen, das war für mich einer der Hauptgesichtspunkte bei Abfassung dieser „Deutschen Volks- und Kulturgeschichte". Zttir schwebten dabei immer die vortrefflichen Worte des alten wackern Justus Möser vor, die, obschon mehr als ein Jahrhundert alt, doch darum an Kraft der Wahrheit nicht verloren, vielmehr nur gewonnen haben, jene Worte: „Die Geschichte, insbesondere die vaterländische, verdient den Namen einer solchen erst dann, wenn sie Volksgeschichte im vollen Sinne des Wortes ist. Sie soll vorzüglich die Hechte, Gewohnheiten, Sitten des Volkes entwickeln, soll den (Einfluß schildern, welchen die Maßregeln der Regierungen, welchen Handel, Geld, Städte, der Adel, Kriege und Verbindungen mit anderen Staaten auf den Volkskörper gehabt haben." (Einesolche Volksgefchichte im vollsten Sinne des Worts zu schreiben, war meine Absicht; möge es mir gelungen fein! Leipzig, im März J885. jüars 53ieöermarm.

5. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 3

1885 - Wiesbaden : Bergmann
Erstes Kapitel Einwanderung der Germanen in das heutige Deutschland. iönttfchi wchriftftcllcr Stcicitus, der gegen Gubc bey ersten Jahrhunderts nach Christi Geburt sein Buch über die Lage, die Sitten und bic Völkerschaften Germaniens schrieb (gewöhnlich kurzweg als „Germania" citiert), spricht darin die Meinung aus: die Germauen müßten wohl Ureinwohner ihres Landes sein. „Denn," sagt er, „wer möchte Asien ober Afrika ober Italien mit Germanien vertan-jehen, einem Lande ohne Schönheit, mit rauhem Klima, unerfreulich dem Beschauer wie dem Bebauer, erträglich nur dem, bessen Vaterland es ist?" 'Bo richtig biesc Ansicht zu sein scheint, so zwingen uns boch die neueren Forschungen auf dem Gebiete der vergleichenben Sprachwissenschaft, bic ursprüngliche Heimat der Germanen anberswo zu suchen und eine erst später erfolgte Einwanderung derselben in die Gegenden, wo wir sie im Anfange ihrer eigentlichen Geschichte finden, d. H. in das heutige Deutschtanb, anzunehmen. Denn diese Forschungen haben cs so gut wie außer allem Zweifel gestellt, Oaß bic deutsche Sprache ein Zweig eines größeren Sprachstammes ist Zu dem nicht bloß das Slawische, das Keltische, das Griechische, das Lateinische, sondern auch das Persische, das Indische (das sog. „Saus-frit ) gehören. Man hat daher allen diesen Sprachen den gemeinsamen Namen der „indogermanischen", auch (nach einem älteren Namen jener orientalischen Völker) der „arischen" gegeben. Wenn nun aber Germarren, Slawen, Kelten, Griechen, Römer, Perser, Indier eine nach ihren Grnnbzügen (ihren Wortwurzeln ?c.) gemeinsame Sprache hatten, so muß man schließen, daß sie auch einen gemein-,amen Ursprung gehabt haben, daß sie früher einmal ein einziges Volk gewesen finb und nur erst später sich getrennt haben. Denn es scheint beinahe undenkbar, daß zwei oder mehrere durch weite Länder und

6. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 12

1885 - Wiesbaden : Bergmann
Land und £eufc- 511 Hause gelassen. Das gäbe mit Weibern und Kindern eine Gesamtsumme von 81)0 000—1000 000 Köpfen. Freilich scheint Cäsar unter den „Sueven" den allergrößten Teil sämtlicher Germanen zu verstehen. Etwas Sicheres wird sich darüber schwerlich ermitteln lassen. Die Körperbeschassenheit der Germanen wird von allen Schriftstellern übereinstimmend als durch Größe des Wuchses und Kraft der Glieder in ungewöhnlichem Maße hervorragend geschildert. „Riesen an Mut und an Gestalt" ueunt sie Pomponius Mela. Strabo sagt: sie seien zwar den Galliern an Gestalt und Lebensart ähnlich, überträfen sie aber durch größere Wildheit, höheren Wuchs und ausgeprägtere Bloudheit der Haare. Noch mehr überragten die Germanen an Körpergröße die Römer. „Staunend betrachten wir sie", sagt Taeitus. Als der römische Feldherr Marius zuerst mit den Cim-bern und Teutonen zusammentraf, glaubte er, bevor er eine Schlacht wagte, erst seine Soldaten von den Wüllen seines befestigten Lagers ans an den Anblick der Riesenleiber und an das betäubende Kriegsgeschrei dieser Nordlandsrecken gewöhnen zu müssen. Der trotzige Blick des blauäugigen Germanen war ein Schrecken seiner Feinde. Eine Körperlänge von 6—7 Fuß war bei den Germanen nichts Seltenes. Ihre Muskelkraft war eine ungeheure. Die Cimbern und Teutonen rissen Baumstämme aus der Erde und schlenderten Fels-stücke gegen die von den Römern über die Etsch erbaute Brücke. Durch Baden in den Flüssen härteten sie ihre Riesenleiber noch mehr ab.*) Frost und Hunger ertrugen sie leicht, weniger leicht Durst und Hitze. Ebenso waren sie niehi; furchtbar im ersten Ansturm, als ausdauernd im zähen Kampfe oder in den Anstrengungen des Marsches. Woher der Gesamtname „Germanen" stamme, ist ungewiß. Die gewöhnlichste Ansicht ist die, daß die Römer zuerst diesen Namen gebraucht, weil sie die Stämme jenseits des Rheins für Blutsverwandte der Gallier gehalten (das Wort germanus hat diese Bedeutung). Daß unsere Altvordern selbst einen solchen gemeinsamen Namen sich beigelegt haben sollten, ist darum weniger wahrscheinlich, weil das Ge sühl einer Zusammengehörigkeit aller germanischen Stämme damals *) Wenn Tacitus von mannen Bädern spricht, welche die Germanen gleich am Morgen nähmen, so fügt er sogleich hinzu- „lueil bei ihnen der Winter sehr lang ist." Also waren diese mannen Bäder auf die rauhere Jahreszeit beschränkt. Ebenso mar es nur ein Ansnahmesall, menn die von Anstrengungen ermüdeten, von der Kälte der Alpen, die sie überschritten hatten, angegriffenen Teutonen in den warmen Wässern von Au; sich gütlich thaten, wie Plutarch erzählt.

7. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 13

1885 - Wiesbaden : Bergmann
Land und Leute. 15- noch kaum vorhanden war, vielmehr diese Stämme sich unter einander wie ganz fremde bekämpften.*) Taeitns erzählt: eine einzelne Völkerschaft, die Tnngern, hätte, als sie ins Gebiet der Gallier eingefallen wäre, sich selbst Germanen genannt, um ihren Gegneru Schrecken einzuflößen (propter metum). Näher erklärt er dies nicht. Neuere Forscher haben gemeint, die Tun-gern hätten sich so genannt, weil keltisch gairm so viel wie „schreien" bedeute, und weil die germanischen Stämme wegen ihres Kriegsgeschreis gefürchtet gewesen wären. Es ist aber kaum anzunehmen, daß Taeitns eine solche Andeutung ohne nähere Erklärung gemacht haben sollte, da er nicht voraussetzen konnte, daß seine Landsleute die keltische Sprache verständen. Das Wahrscheinlichste bleibt also immer, daß die Römer zuerst jenen Namen aufgebracht, die Germanen selbst ihn dann nachgesprochen'haben. Der andere Gesamtname Teutones (woraus dann „teutsch, deutsch" entstanden) kommt erst sehr spät, in öffentlichen Urkunden erst im 10. Jahrh. n. Chr. vor. Manche wollen diesen Gesamtnamen aus einen gemeinsamen Stammvater aller deutschen Stämme, Teut oder Teuto, zurückführen, den angeblich Taeitns erwähne. Allein in den meisten Handschriften der „Germania" steht nicht Tcnt, sondern Tuiseo oder Tnisto. Diesen Tniseo feierten, tote Taeitns sagt, die Germanen in Liedern als „einen von der Erde geborenen Gott", dessen Sohn Mannns der irdische Ahnherr ihres Geschlechtes sei. Tie drei Söhne des Mannns seien die Stifter von drei Hanptftämmen geworden, den Jngävonen (Anwohnern der See), den Hermionen (den in der Mitte Wohnenden), und den Jftüvonen, („den Übrigen"). Taeitns bemerkt aber auch sogleich, daß andere mehr als drei Söhne des Mannns und folglich auch mehr als drei Hanptftämme annähmen: er selbst führt mehrere solche weitere Stämme an, (Sueven, Vandalen, Marsen, Gambrivier), und in seiner Völkertafel zählt er einige 50 verschiedene Stämme auf. Wieder andere Stammesnamen finden sich bei Cäsar, noch andere bei Strabo k. Es kommt wenig darauf an, da die meisten dieser Stämme später verschwinden oder in größeren Stammes-grnppen aufgehen und nur einzelne eine gewisse bleibende Bedeutung haben, wie die Cherusker, die Markomannen, die Friesen.. *) Manche wollen den Namen Germanen vvn einem keltischen Worte ableiten, welches „Nachbar" bedeute. Die Deutung „Germänner" (von einer Waffe „Ger" ist längst aufgegeben.

8. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 14

1885 - Wiesbaden : Bergmann
H Lebens- und Beschäftigungsweise der alten Germanen. viertes Kapitel. Lebens- und Deschäftigungsrveise der alten Germanen. -Enscre Vorfahren waren ein wesentlich kriegerisches Volk wie das die meisten Völker in den Anfängen ihrer Kultur sind. „Sie halten es für das Anzeichen eines mattherzigen und tragen Geistes", sagt Tacitus, „das durch Schweiß zu erwerben, was man durch Blut leichter haben kann." Statt zu erarbeiten, was sie zum Leben brauchten, gingen sie lieber auf Kriegsbeute aus und ließen ihre Kriegsgefangenen daheim als Sklaven ihr Feld bauen, oie selbst lagert, so oft sie nicht auf kriegerische Abenteuer auszogen, entweder der Jagd ob (die damals, wo es den Kamps mit Baren, Auerochsen ac. galt, selbst eine Art Von Krieg war), oder der müßigen Ruhe, langem Schlas, gemeinsamen Schmausereien, höchstens den Aufregungen des Spiels (wie Tacitus sagt des Würfelspiels). Letzteres liebten sie so leidenschaftlich, das; sie oft sogar ihre Freiheit auf einen Wurf setzten und. wenn sie Verloren, dem glücklichen Gegner sich selbst als Sklaven ergaben. Den Tod ans dem Schlachtfelde zogen sie dem Tode durch Krank-heit vor umsomehr, als sie überzeugt waren, die gefallenen Helden würden unmittelbar in den Götterhimmel Walhalla versetzt. So groß war die Kriegslust der Germanen, daß, wenn nicht ein ganzer -Ltamm den Kriegspfad beschritt, die wehrhafte Jugend auf eigene Hand, unter der Führung irgend eines Häuptlings, auf kriegerische Abenteuer auszog ober auch in fremde Kriegsdienste sich begab.*) Aus dieser Kriegslust entsprangen auch zum großen Teil die häufigen Kämpfe der Germanen untereinander. Mit Recht mochte Kaiser Tiberins, als er feinen Neffen Germaniens aus Deutschland abrief, den Ausspruch thun: „Man könne die deutschen Stämme ihren innern Streitigkeiten überlassen." Und ebenso berechtigt war der patriotische Stoßseufzer, den Tacitus ausftößt: „Möge doch, so bete ich, diesen Völkern (den Germanen) fort und fort, wenn auch nicht Liebe zu ) Die Sitte, fremde Dienste zu nehmen, sogar gegen das eigene Vaterland, hat sich bei den Deutschen leider sehr lange erhalten. Unter Ludwig Xiv. gab es in Frankreich drei Regimenter geworbener Deutscher. Die Schweizer, obgleich Republikaner, kämpften und starben sowohl 1792 als 1830 im Dienste der Bourbons gegen das französische Volk. Erst unter der neuen schweizerischen Bundesverfassung von 1848 ward dieses sogenannte „Reislaufen" verboten.

9. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 18

1885 - Wiesbaden : Bergmann
J8 wirtschaftliche Zustände, Nahrung, Kleidung, Wohnung. nationem) verteilt wurden, sodann darin, daß ein Teil des Grund und Bodens als Gemeinbesitz zurückbehalten ward. In diesen beiden Vorgängen hat man die ersten Ansätze späterer wirtschaftlicher Zustände zu erkennen, die dann durch das ganze deutsche Mittelalter hindurch und zum Teil bis auf die Neuzeit sich erhalten haben, des Gegensatzes von großem und kleinem (adligem und bäuerlichem) Grundbesitz und des Lystems der sog. „Markgenossenschaften."*) immerhin war der erste Schritt zu einem festeren Privatbesitz am Grund und Bodeu und damit der Übergang von der bloßen Viehzucht zum Ackerbau, von der mehr nomadischen zu einer mehr seßhaften Lebensweise gemacht. Taeitns spricht weit bestimmter als Cäsar von einem Getreidebau, ja auch von einem Obstbau Der Germanen, wenn auch dieses „Feldobst" nicht sonderlich schmackhaft sein mochte, nennt verschiedene Getreidearten, die angebaut wurden: Hafer, Gerste, weniger Korn. Auch Rettige werden erwähnt und als „besonders groß" gerühmt. Feinere Gemüse, wie Spargel, kamen wohl nur am Rhein und an der Donau vor, ebenso Wein. Letzteren kauften die Germanen öfters von den Römern; manche Stämme jedoch, z. B. die Sueven,, verboten seine Einfuhr als verderblich für die Sitten. Bei der Viehzucht sahen die Germanen mehr auf die Menge als auf die Vorzüglichkeit der einzelnen Stücke. Sie hielten viel Vieh, aber es war unansehnlich. Den Rindern fehlte sogar, wie Tacitns behauptet, der Schmuck der Hörner, die Pserde waren klein und weder durch Gestalt noch durch Schnelligkeit ausgezeichnet. Einfach wie ihre Wirtschaft war natürlich auch ihre Nahrung. Die Erzeugnisse der Viehzucht, „Milch, Käse, Fleisch", wie Cäsar sagt, standen in erster Reihe der Nahrung, dann Wild, welches die Jagd lieferte, an den Flüffen und am Meere auch Fische, dazu vielleicht noch manche Waldbeeren, von den Erzeugnissen des Ackerbaues Gemüse, Obst, Getreide, letzteres wahrscheinlich mehr in der Form von Brei oder dergleichen, als in der des gebackenen Brotes. Als Getränk diente *) Die Stelle bei Taeitus („Germania" Kap. 26) wird verschieden ausgelegt. Manche verstehen unter dem arva mutantur den sog. Fruchtwechsel, und unter dem superest ager die Brache, so daß die alten Germanen schon die Dreifelderwirtschaft gekannt hätten, was doch kaum glaublich ist. Wenn man unter arva das Fruchtland, unter ager das Weideland versteht, so wäre letzteres als Gemeindeland zurückbehalten worden, wie das thatsächlich im späteren Deutschland geschah. Freilich ist ein jährlicher Besitzwechsel der Kultur nicht günstig, allein wir sinden diese Einrichtung doch vielfach selbst noch bis zur Gegenwart herab z. B. in Rußland.

10. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 19

1885 - Wiesbaden : Bergmann
wirtschaftliche Zustände, Nahrung, Kleiduug, Wohnung. j() ein Gebräu aus Gerste, „ähnlich dem Weine gegoren", sagt Tacitus, also eine Art Bier, daneben der aus Honig bereitete Met, seltener Wein. Die Kleidung bestand bei Männern und Frauen aus einem Mantel von Tierfellen, mit einer Spange oder einem Dorn auf der Achsel festgehalten, bei den Franen darunter aus einem Hemd, welches Arme, Hals und einen Teil der Brust frei ließ. Die Sitte der Beinkleider scheinen die Germanen erst bei näherem Verkehr mit Galliern und Römern angenommen zu haben. Ans römischen Siegessäulen sieht man germanische Gefangene so bekleidet. Das Gleiche gilt von der Fuß- und Kopfbedeckung. Ursprünglich gingen sie, wie es scheint, barhaupt. Auf die Haartracht wendeten sie meist eine besondere Aufmerksamkeit. Die Sueben banden, um sich ein schreckliches Ansehen zu geben, ihr Haar auf dem Scheitel in einen Knoten zusammen und ließen es so über den Nacken hinunterfallen. Andere drehten sich Locken und bestrichen ihr Haar mit künstlichen Salben, besonders zu dem Zwecke, um demselben einen recht starken rötlich blonden Glanz zu geben. Wenn schon die Männer dies thaten, so werden die Frauen darin nicht zurückgeblieben sein. Die blonden Haare der germanischen Frauen waren ein Gegenstand des Neides für die galanten Römerinnen und wurden von diesen auf alle Weise, entweder durch Färbeu des eigenen Haares mit Goldstaub, oder durch Einflechten jetlichen Haares, nachgeahnt. Im allgemeinen galt bei den Germanern ein langes, zumal lockiges Haar als ein Schmuck der Freien. Die Sklaven mußten geschoren gehen. Ebenso war es mit dem Bart, der den ganzen unteren Teil des Gesichts oder doch die Oberlippe bedeckte. Wenn Taeitus erzählt, die ©hatten, ein sehr kriegerischer Stamm, hätten Haar und Bart nur solange wachsen lassen, bis sie einen Feind getötet, dann aber beides verschnitten, so ist darunter wohl nur ein struppiger, ungepflegter Haar- und Bartwuchs zu verstehen. Verzierungen der Kleidung kommen auch schon vor, wenigstens bei den Vornehmeren. Die Frauen besetzten ihre Kleider mit Purpurstreifen, die Männer verbrämten ihre Felle mit fernerem Pelzwerk, die an der See wohnenden wahrscheinlich mit Seehundsfell. Es wäre wunderbar, wenn bei dem vielfachen Verkehr, der zwischen den nach Deutschland eingedrungenen Römern und den ihnen befreundeten oder doch nicht feindlich gesinnten germanischen Stämmen notwendig entstehen mußte, die Germanen nicht manches von den römischen Sitten an-
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