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1. Bis zum Interregnum - S. 2

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
und Rhein gab es in alter Zeit, so sehr sie sich auch in einzelne Stämme gliederten, drei Völkerbünde, an der mittleren Weser und Oder die Herminonen, die den Kriegsgott Jrmin verehrten, in Niederdeutschland an den Küsten der Nordsee die Ingwäonen und in der Rheingegend die I st w ä o n e n. Diese Völkergruppen leiteten der Sage nach ihre Herkunft von den Göttern ab, und nach dem Namen göttlicher Personen waren auch ihre Bezeichnungen entstanden. Sie waren durch gemeinsame Heiligtümer und Gottesdienste verbunden, hatten aber keinerlei politische oder rechtliche Bedeutung, bestanden auch nicht lange und führten keineswegs zu einem festen Zusammenschluß der einzelnen Stämme. Wenn nun auch die Annahme einer indogermanischen süd-russischen Heimat mit Sicherheit nicht zu beweisen ist, so haben wir aber an der Ostsee, in der ostelbischen Küstengegend, in der jütischen Halbinsel, auf den dänischen Inseln und im Süden Skandinaviens die ältesten verbürgten Wohnsitze der Germanen zu suchen. Sie waren wie alle alten Kulturvölker Mstenbewohner und kühne Seefahrer. Da die Küste unwirtlich und öde war, das Land meist dichter Wald bedeckte und darin das Fortkommen der weiten, durch Zuflüste genährten Sumpfgebiete wegen nur schwer möglich war, so wandten sich unsere Vorfahren zuerst dem Meere zu. Die See als einzig mögliche Straße zog sie an. Sie stellte dem Verkehr geringere Hindernisse als das Land entgegen. Gewaltige Baumstämme, die ihnen der nahe Wald in verschwenderischer Fülle bot, höhlten sie aus und stellten sich so ihre ersten Fahrzeuge, die Einbäume, her. Auf diesen dürftigen Schiffen, die ihnen so lieb waren wie dem Reiter das Roß, fuhren sie in den zahlreichen Buchten der Ostsee — man denke z. V. an Rügen — hin und her, bald auch weiter hinaus, suchten andere Küsten auf und ließen sich dabei von den Sternen des Himmels leiten. Die See mit ihrem Reichtum an Fischen, namentlich Heringen, gab ihnen auch reichliche Nahrung. Vor allem lieferten aber die nördlichen Meere, die Nordsee wie die Ostsee, den Bernstein, der schon lange vor der Zeit Christi einen wichtigen Handelsartikel bildete. Durch ihn angelockt, lernte ein Kaufmann des Altertums, Pytheas aus Mafsilia, der im 4. Jahrhundert v. Chr. die Bernsteinküste aufsuchte, die Germanen an der Nordsee kennen und brachte die erste Kunde von ihnen nach dem Süden, fand aber mit seinen Schilderungen wenig Glauben.

2. Bis zum Interregnum - S. 4

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 4 — reich gebrängt, wo die Bewohner bcr Bretagne noch heute als reine Nachkommen gelten. Die Reste bcr keltischen Bevölkerung würden von bett Germanen unterworfen itnb vermischten sich mit ihnen. Von der keltischen Kultnr zogen die Germanen manchen Vorteil. Orts- und Flußttamen, z. V. Alpen, Rhein, Main, Donau, Maas behielten sie bei, entlehnten ihrer Sprache auch sonst noch manche neue Bezeichnuug, so daß manches beutsche Wort auf keltischen Ursprung zurückzuführen ist. Selbst das Wort Germanen soll von bett Kelten herrühren und soviel als „Nachbarn" bebeuten, womit sie zuerst eiueu in Belgien seßhaften germanischen Stamm bezeichneten; später soll bcr Name auch auf die übrigen Stämme übergegangen sein. Die Germanen wieber nannten die Kelten nach ihrem Hauptstamm die Bolken, woraus später die Bezeichnung „Welsche" würde. Mit dem neu erworbenen Gebiete begnügten sich aber die Germanen nicht. Immer neue Scharen brättgtcit von Norbeit nach und wanbten sich, wie früher die Kelten, sogar bett Mittel-meerlänbern zu. Da stießen sie aber mit dem gewaltigen Römerreiche zusammen, das seit reichlich 100 Jahren v. Chr. Geb. wieber-holt vor der Macht bcr Germanen erzitterte. Noch besaßen aber die Römer Wiberstanbskrast genug, um sie an bett Grenzen ihres Reiches zurückzuhalten. In jahrhuttbertelangen Kämpfen rangen Römer und Germanen um die Weltherrschaft; aber der unerschöpflichen germanischen Urkraft mußten enblich die verweichlichten Italiker unterliegen. b) Das Land bcr alten Germanen. Unser beutfches Laub, das unsere Vorfahren feit beut britten vorchristlichen Jahrhundert bewohnen, war zur Zeit Christi viel unfreundlicher als jetzt. Nicht als übe Wilbttis müssen wir es uns benkett, hatten boch schon seit Jahrhunberten Menschen barin gewohnt, aber es fehlten ihm die ansgebehnten Ackerflächen mit bett wogettben Saatfelbern, die wohlgepflegten Fluren mit den freunblichen Ortschaften der Jetztzeit. Unser Vaterlanb war ehemals vorzugsweise W alb -gebiet. Namentlich die Höhen der Gebirge und ihre Abhänge, aber ebenso weite Strecken bcr Ebene bebeckte bichtcr Walb, der an vielen Stellen fast unburchbringlich war. Uralte Baumriefen ragten zum Himmel empor, neben ihnen stauben jüngere in allen Größen; etnbere gewaltige Stämme hatte der Sturm ober der Blitzstrahl gebrochen Ihre Rirtbe bebeckte Moos, und von bett Asten hingen lange Flechten herab. Zwischen bett einzelnen Baum-

3. Bis zum Interregnum - S. 6

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 6 — Der Waldreichtum beeinflußte aber von Anfang an auch das deutsche Gemüt. Die Liebe zum Walde ist im deutschen Volke so alt, so weit unsere Kenntnisse von unsern Vorfahren zurückreichen. Von frühster Zeit an, schon als die ältesten Germanen noch an den Küsten der Ostsee wohnten, hörten sie das Rauschen des Waldes, der die Ufer der nordischen Meere wie vielfach noch heute umsäumte. Im Walde dachte sich der Germane den Aufenthalt höherer Wefen, im Walde diente er den Göttern, und manche Stätte galt ihm als heilig. Noch heute tragen die Namen mancher Waldgebiete die Beifügung „heilig", z. B. heilige Hallen. Art den Wald erinnern unzählige Ausdrücke und Bezeichnungen der deutschen Sprache. Den deutschen Wald hat von jeher der Maler stimmungsvoll wiedergegeben und der Dichter besungen. So war der Waldcharakter des germanischen Landes von großer Bedeutung für das Leben und die Geistesrichtung seiner Bewohner. Neben dem Walde war namentlich der Wasserreichtum ein charakteristisches Kennzeichen des germanischen Landes. Wasserreiche Flüsse kamen von den Bergen zu Tale. Oft traten die Fluten über die niedrigen Ufer, die niemand durch schützende Dämme erhöhte, und überschwemmten weite Gebiete, die sich bald in undurchdringlichen Sumpf verwandelten, da das Wasser keinen Abfluß stind. Zudem suchten sich die Flüsse nicht selten ein neues Flußbett, und an die Stelle des bisherigen Wasserlaufes traten ebenfalls Sümpfe und Lachen. Manche Ortsnamen mit den Endungen bruch, rieb, loch usw. bezeugen noch heute die ehemalige Feuchtigkeit des Bobeus. Neben Walb und Sumpf gab es auch bürftiges Ackerlaub und größere Weibeflächeit. Die walbfreien, steppenartigen, von Walb umsäumten Strecken waren die ersten Siebelungsgebiete. Als solche sinb z. B. anzusehen das südbayrische Alpeuvorlaub, die Hochflächen der schwäbischen und fränkischen Gebirge, die Niederungen des Neckar- und Maingebietes, Gebiete an der Saale und am Ober- und Mittellauf der Elbe, Sanddünen, Heiden und K'isteniederungen Norddeutschlands. Die waldfreien Gebiete sind dadurch vermehrt worden, daß schon die Kelten einzelne Teile des Waldes rodeten oder, was damals mehr geschah, niederbrannten, und die Germanen werden weitere Strecken urbar gemacht und dadurch Rodland gewonnen haben. Freilich wurde das durch Niederbrennen des Waldes gewonnene Ackerland oft nur oberflächlich zum Anbau benutzt; bald fiel es wieder dem Walde zu, oder es

4. Bis zum Interregnum - S. 5

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 5 — stammen wucherte Strauchwerk mit Schlingpflanzen und Farnkräutern in üppiger Fülle. Unter den Bäumen überwogen die Laubbäume (Buche, Linde, Eiche, Esche, Ulme, Erle). Von den Nadelbäumen kam meist die Tanne vor, die auch auf feuchtem Boden gedeiht. Der Wald hat manchem Gebirge den Namen gegeben, z. V. Schwarzwald, Harz (hart — Wald), Haardt, Speffart (Spechtswald). Für Wald hatte der Deutsche noch andere Namen. So verstand er unter Busch niedriges Laubholz, unter Hag einen kleinen, von Dornen durchzogenen Wald. An den Waldreichtum erinnern auch viele Ortsnamen, besonders alle, die auf Hain, horst, forst, bufch, wald, loh, hart enden. Belebt war der Wald von zahlreichem Wild, aber er beherbergte nicht nur Hirsche und Rehe, sondern auch den kräftigen Auerochs mit seinen furchtbaren Hörnern, den raubgierigen Wolf, den zottigen Bär, das Elentier, Luchse und wilde Katzen. Sie wurden den Bewohnern des Landes gar oft gefährlich, und der Mensch war gezwungen, einen fortwährenden Kampf mit ihnen aufzunehmen. Wenn nun auch jetzt die gefährlichen Gäste aus unfern Wäldern längst verschwunden siud, so werden wir doch durch zahlreiche Ortsnamen noch heute an den ehemaligen Wildreichtum erinnert; mau denke nur an Bärenstein, Wolfenbüttel, Anerstädt, Ebersbach, Hirschberg n. a. So sehr nun anch der Wald den Verkehr und den Anban des Landes hinderte, so war er doch unsern Vorfahren eine unerschöpfliche Vorratskammer, die sie auch mit größter Sorglosigkeit ausnützten. Er lieferte das Material zu den verschiedensten Bedürfnissen des Haushalts und des Lebens. Aus den: Holze des Waldes baute der Germane sein Hans, aus ihm zimmerte er seine einfachen Möbel, aus ihm schnitzte er mancherlei Geräte, wie Näpse und Becher, er verarbeitete es zu Gefäßen und Ackergeräten. Aus dem Holze fertigte er seine Waffen, seinen Schild, seinen Speer (Esche), seinen Vogen (Eibenholz) und seine Pfeile. Mit dem harten Buchenholz heizte er feinen Wohnraum, und das Kienholz gab ihm das Licht. Für den Verkehr auf dem Waffer lieferte der Wald die Fahrzeuge, und endlich schuf der Germane schon in früher Zeit ans dem Holze auch dem Toten eine Behausung. Die Tiere des Waldes gaben dem Menschen Nahrung und Kleidung. Eicheln und Bucheckern dienten der Viehstitterung.

5. Bis zum Interregnum - S. 7

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 7 — wurde vor allem Grasland. Bleibendes Ackerland gab es in vorchristlicher Zeit nur in geringem Umfange. Auch waldfreie Heiden, wo man Torf brannte, waren vorhanden. Doch vermochten alle diese Gebiete den Waldcharakter des germanischen Landes nicht aufzuheben. Wald und Sumpf waren von großem Einfluß auf das Klima. Von der See her kamen die Wolken, und dem feuchten Lande selbst entstiegen zahlreiche Nebel, so daß Wolkenbrüche und anhaltende Regengüsse das Land fortwährend mit neuen W aff er-maffen überschütteten. Ost waren die Niederschläge von heftigen Gewittern begleitet. Die Dichtigkeit des Waldes hinderte die Verdunstung des Wassers, und so war die Luft an den meisten Tagen feucht, rauh und kalt. Nur felten einmal leuchtete der Himmel in seinem herrlichen Blau hernieder, kein Wunder, daß deshalb die Bewohner des sonnigen Südens, die Römer, an der Natur des feuchten Landes kein Wohlgefallen fanden. Sie bezeichneten es als unwirtlich und schilderten seine Schattenseiten mit übertreibenden Ausdrücken. c) Volkskraft und Volkscharakter. Wohl war das Land im Vergleich zum Süden unfreundlich, aber unwirtlich war es nicht; denn in ihm wuchs ein kräftiges Menschengeschlecht heran. Im Kampfe mit den Wogen des Meeres, mit den Fluten der Gewässer, mit dem Dickicht des Waldes und feinen gefährlichen Bewohnern hatten die Germanen seit Jahrhunderten ihre Kraft gestählt. Von Jugend auf standen sie unter dem Einslnß der Naturgewalten. Sie waren vertraut mit dem Tosen der brandenden Wellen. Sie fürchteten nicht das Brausen des Sturmes, den Donner der Gewitter, nicht das Dunkel der Wälder. Sie waren ein Naturvolk und atmeten lebenslang die kräftigende Waldlust. Das Leben in der Natur und mit der Natur, frei von verweichlichenden Genüssen der damaligen römischen Kultur, erhielt und stärkte die Urkraft ihrer Leiber. Als die Römer mit den Germanen in Berührung traten, erregten die nervigen, kraftstrotzenden Gestalten ihre Bewunderung. Nie konnten sie sich bei ihrem Anblick eines geheimnisvollen Grauens erwehren. Nicht als ein Volk von Riesen dürfen wir uns unsere Vorfahren vorstellen, in ihrer Körpergröße überragten sie im allgemeinen wohl nicht wesentlich ihre Nachkommen der Gegenwart, aber sie übertrafen darin Römer und Kelten, und wie die Römer bei ihren Schilderungen germanischer Verhältnisse überhaupt sich mancherlei Übertreibungen haben zuschulden

6. Bis zum Interregnum - S. 118

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 118 — von Walkenried haben es trocken gelegt und die Aue genannt. Noch heute heißt es die „Goldene Aue" und gehört zu den schönsten und fruchtbarsten Gebieten Deutschlands. Im östlichen Deutschland begann eine eifrige Rodetätigkeit nach Zurückdräuguug der Slaven mit) Wiedereroberung des Landes durch die Deutschen. Auch hier waren es Mönche, die an der Kultivieruug des Bodens hervorragenden Anteil nahmen. Im Königreich Sachsen z. B. bedeckte die Höhen des Erzgebirges noch uudurchdriuglicher Urwald, der Miriquidi genannt. Da stiftete Markgraf Otto von Meißen ein ungeheures Waldgebiet an der Freiberger Mulde, das von Nossen bis Freiberg reichte, zu einem Kloster Altenze lla. Mit Unterstützung deutscher Ansiedler schufen die Mönche in emsiger Tätigkeit fruchtbaren Boden, so daß aus dem Gebiete des Klosters schon ungefähr 50 Jahre nach der Gründung über 20 Dörfer bestanden. So können wir das ganze deutsche Land durchwandern, überall stoßen wir in der Heimat- und Ortsgeschichte aus ehemalige Klöster. Manch stattliches Rittergut der Jetztzeit ist früher Kloster-besitzung gewesen. In vielen freundlichen Dörfern und wohlgepflegten Fluren müssen wir uns daher vergegenwärtigen, daß einst Mönche es waren, die zuerst ihren Fuß in die ehemalige Wildnis setzten, die Wälder rodeten und den Grund zur Besiedelung der Gegend legten. Außer dem Ackerland richteten die Mönche bei ihren Klöstern auch Gärten ein. Wenn von einem Kloster Brüder nach einer Neugründung auszogen, so vergaßen sie außer dem notwendigen Gerät niemals Sämereien lmd Pflanzenfetzlinge mitzunehmen. Mit jedem Frühlinge streuten sie Gemüsesamen, steckten Pflanzen, setzten Obstbäume und veredelten sie. In vielen Klöstern gab es unter den Brüdern hervorragende Gärtner, und die Klostergärten wurden die Muster mittelalterlicher Gartenanlagen. Ein Mönch, Walasried Strabo, verfaßte schon im 9. Jahrhundert ein Gartenbüchlein in poetischer Form. Er beschreibt darin 23 Pflanzen, die er in seinem Garten zog, und wir ersehen daraus, daß der Klostergarten vor allem auch medizinischen Ansprüchen genügen mußte. Man fand darin Salbei, Absinth oder Wermut, Fenchel, der zur Herstellung eines Augenwassers gebraucht wurde, Schwertlilie, Sellerie, Ackermennig, Betouie, Minze. Von den Zierpflanzen kamen Rose, Lilie, Goldlack, Narzisse und Buchs(baum) vor. Die Rose preist Strabo als Königin der Blumen in 37 Versen.

7. Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden - S. 81

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 81 — nehmungen. Sie sicherten sich nur Vorrechte und Freiheiten im Auslande, im übrigen trieb jede Stadt eigene Handelspolitik, so daß gegenseitige Konkurrenz nicht ausgeschlossen war. Keine Stadt tat für den Bund mehr als unbedingt geboten war. Die Zahl der Mitglieder wechselte sehr oft. Eine besondere Aufnahme fand nur in seltenen Fällen und erst im 15. Jahrhundert statt. Manche Städte hielten sich sogar, wenn sie glaubten, besondere Vorteile erringen zu können, von dem Bunde fern, so daß man beschloß, sie nach so leichtfertigem Austritt nicht wieder aufzunehmen. Unter den Hansestädten gab es zwei Klassen: 1. solche, die zu den Tagfahrten ihre Ratsherren als Abgeordnete sandten, und 2. kleine unbedeutende Orte, die sich an benachbarte größere Städte anschlossen und sich durch diese vertreten ließen. So entwickelte sich eine Gruppierung der Städte nach Landschaften, in denen je eine Stadt als „Vorort" die führende Rolle hatte, z. B. Danzig in Preußen, Köln für die westfälischen, Braunschweig für die sächsischen Städte. Infolgedessen wurden auch landschaftliche Versammlungen abgehalten. Alle Hansestädte sollten frei von landesherrlicher Gewalt sein, wollten sich also selbst regieren. Trotzdem führten sie nicht wie die süddeutschen Städtebündnisse einen Kampf gegen die Fürsten und strebten nicht danach, „Reichsstädte" zu werden, wenn natürlich auch Zwistigkeiten zwischen ihnen und den Fürsten nicht ausblieben. Sie begehrten für sich vor allem selbständigen Rechtsschutz und eigene Gerichtsbarkeit. Darum durfte bei Streitigkeiten zweier Städte niemals die Hilfe oder Entscheidung eines Fürsten angerufen werden. Im übrigen verstieß Treue gegen den Landesherrn nicht gegen die Ordnung des Bundes. Der Hanfe lag eben jede reichspolitische Richtung fern; ihre Interessen erstreckten sich lediglich auf den Handel. f) Kontore. Die Stützpunkte des Hansehandels im Auslande bekamen den Namen K o n t o r e. Wir stellen uns darunter große Kaushöse vor, die nicht einer bestimmten Handelsfirma gehörten, sondern in denen von den deutschen Kaufleuten jeder für sich seinen Handel betrieb, natürlich nach gewissen einheitlichen Vorschriften, und in denen er Wohnung fand. Sie standen unter deroberaufficht der Bundesleitung. Das gefährdetste Kontor war das in Nowgorod, der Hof um die Kirche von St. Peter, für den schon im 13. Jahrhundert eine Ordnung, die „Skra", ausgestellt wurde. Er umfaßte einen Pätz old, Lehrbuch der Geschichte. Ii. Teil. ß

8. Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden - S. 266

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 266 — Zeiten und von dem Ruhme, Nachfolger des Kaisers Augustus zu sein, jo dass ihm auch int Auslande ein Vorzug eingeräumt wurde. So besaß er im 17. Jahrhundert noch großes Ansehen und war ,,der sichtbare Ausdrucf des deutschen Staatsbewußtseins". Aber die Machtstellung des Kaisers war der Kraft beraubt. Die kaiserlichen Befugnisse bedeuteten mehr eine Wahrung alter Formen als wirkliche Rechte, und bei dem Wachsen der fürstlichen Landeshoheit wurde er seiner Vorrechte mehr und mehr entkleidet. Infolgedessen beschränkte er seine Tätigkeit vorwiegend aus seine Erblande. Als Reichsinstitnte waren zwar noch das Reichskammergericht und der Reichstag vorhanden; aber jenes arbeitete so langsam, daß es alles Ansehen einbüßte, und dieser war auch nur ein bedeutungsloses Überbleibsel der früheren Verfassung. Hätte der Reichstag, vor den alle Reichsangelegenheiten gebracht werden mußten, alle fürstlichen Regierungen zu gemeinsamer Tätigkeit zu vereinigen vermocht, so wäre Deutschland wenigstens ein Bundesstaat und kein Staatenbund gewesen; aber das war nicht möglich. Infolge der erhöhten Selbständigkeit der Fürsten besuchten diese den Reichstag gar nicht mehr, sondern ließen sich durch ihre Gesandten vertreten. Da sie sich aber die Entscheidung vorbehielten, bestand die Tätigkeit des Reichstages vorwiegend in diplomatischen Verhandlungen zwischen den einzelnen Hosen. Der Reichstag wurde „zur großen Juristenherberge und Formalieninstanz" und arbeitete überaus langsam. Darum ist nach 1648 nur noch der Reichstag, der von 1652—54 tagte, mit sich selbst fertig geworden, im übrigen bildete er einen immerwährenden Ge-sandtenkongreß zu Regensburg, „einen dichten Nebel von Phrasen und Lügen", wie .ihn ein Geschichtschreiber genannt hat. Mit der Schwächung der Reichsgewalt stieg die Macht d o Lau des fürsten empor, und so entwickelte sich im 17. Jahrhundert der fürstliche Absolutismus, der seine Höhe im 18. Jahrhundert erreichte. Von den deutschen Staaten gelangte nach dem Dreißigjährigen Kriege Brandenburg zu hervorragender Bedeutung. Es hatte in Friedrich Wilhelm, dem „Großen Kurfürsten", einen trefflichen Regenten. War er auch in erster Linie auf die Befestigung seiner Macht bedacht und galt auch ihm das Reich nicht mehr als den andern Fürsten, so waren seine Bestrebungen doch national. So wurde Jein Staat die Grundlage, aus der die spätere Neuordnung des deutschen Reiches erstehen sollte.

9. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 232

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 232 — Bismarck, zwar noch immer verkannt und verdächtigt, durfte den ersten großen Erfolg verzeichnen. Für den Regierungsantritt des Augusteuburgers stellte Bismarck Bedingungen, namentlich Anerkennung einer preußischen Militärhoheit, Überlassung von Kiel als Flottenstation sowie des Landes zur Erbauung eines Nordostseekanals und Beitritt des neuen Staates zum Zollverein. Da jener, gestützt durch Österreich und mehrere deutsche Regierungen, und ermutigt durch die Zuneigung des preußischen Kronprinzen und auch des Königs, nicht daraus einging, brach Bismarck die Verhandlungen mit ihm ab, so daß er im Frieden feine Rechte auf Schleswig-Holstein an Preußen und Österreich abtreten mußte. c) Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich. An den Erwerb von Schleswig-Holstein knüpften sich neue Verwicklungen an; denn Bismarck hatte von vornherein dabei auch Die Lösung der deutschen Frage mit ins Auge gefaßt. Noch einmal hatten Preußen und Österreich gemeinsam gehandelt; aber bald zeigte es sich, daß dieser Bund nicht von Bestand sein konnte. Österreich hatte an dem Mitbesitz der beiden Herzogtümer nur geringes Interesse, erkannte aber, daß sie für die Befestigung der preußischen Macht im Norden von hohem Werte sein mußten. Es war selbstverständlich, daß es Preußen diesen Vorteil nicht gönnte, und so führte das gemeinsame Anrecht aus die Herzogtümer zu Spannungen zwischen den beiden deutschen Großstaaten. Österreich trat für die Ansprüche des Augusteuburgers ein und fand dabei die Zustimmung der meisten deutschen Mittelstaaten. Daher kam im Frühjahr 1865 nach von Bayern und Sachsen mit österreichischem Einverständnis gegebener Anregung beim Bundestag der Beschluß zustande, dem Erbprinzen die Regierung zu übertragen. Da verlegte Preußen feine Flottenstation von Danzig nach Kiel, und schon rechnete man mit der Möglichkeit des Krieges. Doch ging die Gefahr noch einmal vorüber. Am 14. August 1865 kam der Vertrag zu Gast ein zustande, wonach die Hoheit über Holstein Österreich und die über Schleswig Preußen zufiel. Lauenburg bekam Preußen allein, wofür es an Österreich eine Abfindung von 21/2 Millionen dänische Taler zahlte. Erfreut über diesen Ausgang, erhob König Wilhelm, der den Krieg nicht wollte, Bismarck in den Grafenstand. Aber die deutsche Frage drängte der Lösung entgegen. Der Riß zwischen Preußen und Österreich war, wie Bismarck selbst sagte.

10. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 238

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 238 — ordneten Frieden zu schließen. Er bewog den König, dem Landtag einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den die Regierung um Indemnität, d. H. um nachträgliche Anerkennung der ohne die verfassungsmäßige Genehmigung gemachten Ausgaben bat. Am 3. September stimmten die Abgeordneten der Vorlage zu. 60 Millionen Taler zur Deckung der Kriegskosten wurden bewilligt. Damit war der Boden für ein gedeihliches Zusammenarbeiten von Regierung und Volksvertretung gefunden. Die Hauptsache bildete aber nun die Herstellung eines neuen norddeutschen Bundes. Schon vor dem Kriege hatte Bismarck den Bundesgliedern einen Entwurf zur Neugestaltung Deutschlands vorgelegt. Mit den Staaten, die zustimmend geantwortet hatten, wurden dann im August 1866 Bündnisverträge geschlossen. Ihre Bevollmächtigten traten am 15. Dezember zur Konferenz zusammen, um die Verfassung für den Bund zu beraten. Nachdem man damit am 7. Februar 1867 zum Abschluß gekommen war, sanden am 12. Februar die Wahlen zu einem konstituierenden Reichstag statt, der am 24. Februar zusammentrat, ©intfort, der uns von der Frankfurter Nationalversammlung her bekannt ist, wurde wieder zum Präsidenten gewählt. Bei der feierlichen Eröffnung wies der König in der Thronrede auf die große nationale Aufgabe hin, die zu lösen fei, und rief die Vertreter des Volkes auf, mit zu helfen, daß der Traum der Jahrhunderte endlich in Erfüllung gehe. Es fehlte nicht an trennenden Anschauungen, und über manche Fragen kam nur schwer eine Einigung zustande: aber am 16. April nahm der Reichstag die Verfassung an, und nachdem sie auch die verbündeten Regierungen gutgeheißen hatten, trat sie am 1. Juli 1867 in Kraft. Ungefähr 30 Millionen Deutsche nördlich vom Main waren durch den Norddeutschen Bund in einem Bundesstaate vereinigt. Die Einzelstaaten behielten so weit als möglich ihre volle Selbständigkeit; aber „um den Frieden zu schützen, die Sicherheit des Bundesgebiets und die Entwicklung der Wohlfahrt seiner Bewohner zu gewährleisten", galt es, eine feste Einheit herzustellen. Darum wurde eine einheitliche Bundesarmee geschossen. Preußen bekam als die führende Macht den Oberbefehl über Heer und Flotte. Allenthalben mußten die Heereseinrichtungen nach preußischem Vorbild umgestaltet und die Bestimmungen über die allgemeine Wehrpflicht durchgeführt werden. Bundesfache wurde u. a. auch das Postwefen. Damit verschwanden die gesonderten
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