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Ludwig hatte dem kriegskundigen Feldhauptmann der Stadt Nürnberg, feetfried Schweppermann, den Oberbefehl über sein Heer übertragen. Friedrichs Heer war nicht zahlreich, aber er erwartete sicher,^ daß sein Bruder Leopold mit einer starken Schar zu ihm stoßen werde. Beim ersten Eingriffe schlug Friedrich die Feinde zurück. Schern meinte er, die Schlacht sei gewonnen, denn im Rücken seiner Schlachtlinie erblickte er eine Reiterschar mit österreichischen Fahnen. Er glaubte, es sei sein Bruder Leopold mit der erwarteten Hilfe. Es war aber der Burggras von Nürnberg, den Schweppermann, um die Feinde zu täuschen, mit österreichischen Fahnen abgeschickt hatte. Non vorn und im Rücken angegriffen, mußten die Österreicher unterliegen. Friedrich der Schöne mußte sich gefangen geben und wurde auf die Burg Trausnitz in der Oberpfalz in Gewahrsam gebracht. Seine Brüder fetzten den Krieg gegen Ludwig fort.
Drei Jahre war Friedrich gefangen, da kam Ludwig zu ihm und bot ihm Versöhnung an. Friedrich sollte feine Freiheit wieder erhalten, wenn er der Krone entsage und feine Brüder und den Papst zum Frieden mit Ludwig bewege. Friedrich versprach es und wurde srei. Aber weder seine Brüder, noch der Papst wollten vom Frieden mit Ludwig etwas wissen. Darum kehrte Friedrich, seinem gegebenen Worte treu, freiwillig zu Ludwig in die Gefangenschaft zurück. Durch solche Treue wurde Ludwig gerührt und hielt Friedrich fortan als feinen Freund, und beide regierten bis zu Friedrichs Tod (1330) das Reich gemeinsam.
4. Der Schweizerbund.
Die Schweiz gehörte von alten Zeiten her zum deutschen Reiche. Das Ländlein Uri war reichsunmittelbar, d. h. feine Bewohner hatten keinen andern Herrn über sich, als den Kaiser. In den übrigen Teilen der Schweiz hatten Bischöfe, Äbte und adelige Herren verschiedene landesherrliche Gerechtsame. Diese Herren waren fortwährend daraus bedacht, ihre Rechte zum Nachteile der freien Schweizerbaueru zu vermehren. Besonders die Herzöge von Österreich, die mehrere Herrschaften im Aargan befaßen, gaben sich Mühe, auch Schwyz und Unterwalden ganz. unter ihre Gewalt zu bringen. Darum stifteten die Männer von Schwyz, Uri und Unterwalden im Jahre 1291 einen Bund zum Schutze ihrer Rechte und Freiheiten. In dem Streite zwischen Ludwig dem Bayer und Friedrich dem Schönen standen die Schweizer treulich zu Ludwig. Darum zog Friedrichs des Schönen Bruder, Leopold, mit einem gewaltigen Heere von geharnischten Rittern gegen sie (1315). Im Morgarten hielten
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Schweppermann Friedrichs Leopold Leopold Friedrich Friedrich Leopold Leopold Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrichs Ludwig_dem_Bayer Ludwig Friedrich_dem_Schönen Friedrich Ludwig Ludwig Friedrichs Leopold Leopold
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den Fahneneid. Für die Bekleidung hatten sie selbst zu sorgen, Waffen und Sold erhielten sie vom Kriegsherrn. Hatte ein Kriegsmann ein Regiment angeworben, so wurde er vom Kriegsherrn zum Obersten desselben ernannt. Ost bestritt der Oberst die Kosten für Sold und Bewaffnung seines Regiments und erhielt sie entweder in barem Geld, oder durch Übertragung von Ländereien wiedererstattet. Überdies mußte das Land, in welchem die Soldaten standen, sie einquartieren, beköstigen und besolden. Das Anwerben von ganzen Regimentern oder von ganzen Kriegsheeren war darum ein Geschäft, das großen Gewinn an Geld und Geldeswert brachte.
Als der böhmische Adel sich 1618 gegen Ferdinand Ii. empörte, warb Wallenstein ein Regiment Dragoner für den Kaiser an und machte den böhmischen Feldzug mit. Nach der Besiegung der Böhmen kaufte er vom Kaiser die Herrschaft Friedland und andere eingezogene Güter, im ganzen für ungefähr 20 .Millionen Mark. Er bezahlte sie zum Teil mit barem Gelde, zum Teil durch Aufrechnung feiner Auslagen im Kriegsdienst. Im Jahre 1624 verlieh ihm der Kaiser den Rang eines Fürsten und ernannte ihn zum Herzog von Friedland.
Beim Ausbruch des Krieges gegen die Dänen wurde Wallen-stein vom Kaiser ansgesordert, ein Heer zu sammeln. Er erbot sich, auf seine Kosten 40000 Mann ins Feld zu stellen.- Die kaiserlichen Räte hielten dies für unmöglich und meinten, 20000 seien genug. Allein Wallenstein entgegnete: „20000 Mann werden Hungers sterben, 50000 kann ich in Feindes Land mit Leichtigkeit erhalten." Er wurde zum kaiserlichen „General-Obersten-Feldhanptmann" ernannt, und innerhalb eines Monates hatte er ein schlagfertiges Heer von 20000 Mann beisammen, das fortwährend durch neuen Zuzug vermehrt wurde. So berühmt war unter den Kriegsleuten der Name Wallenstein, daß sie seinen Werbeoffizieren scharenweife zuliefen.
Es ist vielfach die Meinung verbreitet, daß im dreißigjährigen Kriege Heere von Katholiken und Heere von Protestanten mit einander gekämpft hätten. Diese Meinung ist ganz irrig. Die Soldaten jener Zeit fragten nicht nach Religion und nach Vaterland, sie dienten demjenigen, der den besten L>old bezahlte und am meisten Seilte und zügelloses Leben versprach. Wallenstein verlangte nichts als Pünktlichkeit im Dienste und Tapferkeit in der Schlacht. Im übrigen ließ er die Soldaten treiben, was sie wollten. Die Länder, in die ein solches Heer einrückte, wurden darum auch furchtbar mitgenommen. Die Städte mußten ungeheure Kriegssteuern zahlen, die in die Tasche des Feldherrn fielen. Die Bürger und Bauern mußten Nahrung, Kleibnng, Schuhwerk, Wagen, Pferde liefern, den Offizieren
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Besondere Sorge wurde für die Neugestaltung des preußischen Heeres aufgewendet. Hierfür war besonders Gebhard David Scharnhorst tätig. Er war ein Bauernsohn aus dem Hannoverischen, hatte im Heere des Kurfürsten von Hannover gedient und war als Oberleutnant der Artillerie in das preußische Heer
Scharnhorst.
eingetreten. Scharnhorst war nicht nur eiu tapferer Kriegs-ntann, sondern auch ein tüchtiger Kenner der Kriegskunst und dem deutschen Baterlande treu ergeben. Bis zum Jahre 1806 bestand das preußische Heer zum großen Teil aus angeworbenen Leuten. Die gemeinen Soldaten wurden roh behandelt. Die Handhabung der Waffen war schwerfällig und durch vieles Überflüssige mühselig. Man setzte einen Stolz darein, daß ein Regiment beim Marschieren nur einen einzigen Tritt, beim Schießen nur einen einzigen Knall hören ließ; alle Soldaten mußten Zöpfe von gleicher Länge tragen und kamen in der Nacht vor einer Parade kaum zum Schlafen, weil sie einander frisieren und pudern mußten. Geringe Fehler im Dienste wurden mit Stockprügeln, größere mit Spießrutenlausen bestraft. Das ganze Heer war wie eine große Maschine und wurde nur durch sklavische
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Extrahierte Personennamen: Gebhard_David_Scharnhorst David
Österreich. Tie großen Erfolge der französischen Waffen in beiden Kriegen steigerten das Selbstgefühl der französischen Nation so sehr, daß sie im Jahre 1870 mit freubiger Bereitwilligkeit in den Krieg gegen Tentschlanb eintrat, der dem zweiten Kaiserreiche durch bett Tag von Seban ein Ende machte.
3. General Kleber und General Rapp.
Unter den Generalen, die sich unter Napoleon großen Ruhm erwarben, sind zwei Elsässer zu nennen: Kleber und Rapp. Johann Baptist Kleber, Sohn eines Maurermeisters, würde im Jahre 1753 zu Straßburg geboren. Ta er schöne Anlagen zum Zeichnen verriet, würde er in einem Alter von 16 Jahren nach Paris geschickt, wo er sich der Baukunst wibmete. Nach seiner Rückkehr wurde er von zwei Edelleute» aus Bayern bestimmt, in die Militärschule in München einzutreten. Nachdem er für kurze Zeit in österreichische» Diensten gestanden, kehrte er in seine Heimat zurück und wurde Bauinspektor. Das Spital in Thann ist eines seiner Werke ans dieser Zeit. Beim Ausbruch des Krieges 1792 trat er unter die Freiwilligen vom Oberrhein, und wurde infolge seiner hervorragenden Leistungen nach zwei Jahren zum General ernannt. 1798 zog er auf Wnnfch Napoleons nach Ägypten mit, wo er bei Alexandria am Kopse gefährlich verwundet wurde. Nach seiner Genesung begleitete er Bonaparte nach Syrien, nahm Jaffa und Gaza und gewann die Schlacht am Berge Tabor. Als Napoleon aus Ägypten nach Europa zurückkehrte, übertrug er ihm den Oberbefehl über das Heer. Seine gefährlichsten Fembe waren die Engländer. Da er mit ihnen einen Vertrag, wie er es wünschte, nicht schließen sonnte, griff er mit 10000 Mattn 70000 Engländer und Türken an und vernichtete sie vollständig (1800). Einige Monate später wurde er in Kairo von einem Türken ermordet. Seine Gebeine ruhen zu Straßburg aus dem Kleberplatze; über seinem Grabe wurde 1840 ein prächtiges Standbild errichtet.
General Rapp wurde in Colmar ant 26. April 1771 geboren. Als gemeiner Soldat trat er im Alter von 17 Jahren in eilt französisches Reiterregiment ein. Infolge seiner Tüchtigkeit wurde er ^bald Ossizier und nach der Schlacht bei Marengo General, ^jtt der Schlacht bei Austerlitz machte er einen kühnen Angriff aus die russische Artillerie, nahm ihre Kanonen weg und wars baun die russische Garbe zurück.
v\nt jähre 1809 kämpfte er in der Schlacht bei Aspern. Als ein gewisser Staps bei einer Heerschau in Schönbrunn Napoleon ermorben wollte, bemerkte zuerst Rapp das attsfallenbe Betragen des jungen Mannes und ließ ihn verhaften. Staps wurde erschossen. Vor dem russischen Felbzug warnte er bett
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Bayern Napoleons Alexandria Syrien Jaffa Gaza Tabor Europa Kairo Colmar Aspern Schönbrunn
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Furcht zusammengehalten. Bei der Besetzung der Offizierstellen hatten die Adeligen das Vorrecht ohne Rücksicht auf Tüchtigkeit und Kenntnisse; nur ausnahmsweise konnte ein Mann von bürgerlichem Stande eine höhere Ofsiziersstelle erlangen. Ein solches Heer konnte auch bei großer Tapferkeit gegen die beweglichen und für den Krieg geübten Franzosen das Feld nicht behaupten.
Scharnhorst sah eine Abhilfe der Mängel nur darin, daß alle Landeskinder ohne Ansehen der Geburt verpflichtet sein sollten, für das Vaterland die Waffen zu tragen. Nicht mehr Handgeld und Sold, auch nicht sklavische Furcht, sondern die Treue gegen König und Vaterland sollte das Heer zusammenhalten; Stockprügel, Spießruten und alle entehrenden Strafen wurden abgeschafft; der gemeine Soldat durste nicht mehr als ein „Kerl", sondern mußte als ein Staatsbürger im Waffendienste für das Vaterland behandelt werden. Die Offizierstellen sollten allen Befähigten zugänglich sein, die Beförderung von den Kenntnissen und der Tapferkeit abhängen. Der Dienst wurde einfacher und zweckmäßiger eingerichtet; nicht für die Wacht-Parade, sondern für den Kampf auf dem Schlachtfelde sollten die Wehrmänner ausgebildet werden.
In dem unglücklichen Feldzuge waren Waffen und Heer-gerüte fast völlig zugrunde gegangen oder vom Feinde hinweggenommen worden. Mit unermüdlichem Eifer sorgte Scharnhorst für Wiederherstellung der Heeresausrüstung. Durch den Frieden von Tilsit war dem König von Preußen verwehrt, mehr als 42000 Mann unter Waffen zu haben. Scharnhorst wußte trotzdem ein bedeutendes Heer aufzubringen. Es waren freilich nur 42000 Mann bei den Fahnen; aber die ausexerzierten wurden entlassen und die gleiche Zahl frischer Mannschaft einberufen, welche ebenfalls entlassen und ersetzt wurde, sobald sie ausgebildet war. Schon nach drei Jahren war der König von Preußen imstande, durch die Einberufung der ausgebildeten und entlassenen Wehrmünner — man nannte sie Krümper — ein Heer von 120000 Mann aufzustellen.
So wurde gleich nach den Tagen des Unglücks und der Demütigung die Wiedererhebung vorbereitet. Es war für König Friedrich Wilhelm Iii. eine harte Zeit. Sein verkleinertes Land war von französischen Heeren besetzt, er selbst von französischen Spionen überwacht. Die Steuerlast erreichte eiue kaum erträgliche Höhe; denn es mußten die ungeheuren Kriegskosten an den Kaiser Napoleon bezahlt, das feindliche Besatzungsheer besoldet, genährt, gekleidet und zugleich die Ausrüstung des eigenen Heeres wiederhergestellt werden. Der König gab seinem Volke das Beispiel ausharrender Geduld und trug die schwere Zeit mit ungebeugtem Mute auch dann noch, als seine hochherzige Gattin,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon
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Im Jahre 1682 gelangte Peter, der Sohn des Zaren Alexei Romanow, auf den Thron. Da er erst zehn Jahre alt war, regierte an seiner Statt seine herrschsüchtige Schwester Sophie, die damit umging, ihren Bruder vom Thron zu stoßen. Peter nahm im Jahre 1689 die Regierung selbst in die Hand und sperrte die Schwester in ein Kloster.
Er hatte seine Jugendbildung durch deu gelehrten Genser Lesort erhalten und war von ihm über die Zustände der europäischen Reiche unterrichtet worden. Zur Regierung gelangt, begann er nach Lesorts Ratschlägen die Einrichtungen seines Reiches zu verändern, um es allmählich den europäischen Staaten gleich zu machen. Um das russische Heer nach europäischer Art einzurichten, ließ Peter Offiziere und Exerziermeister, Stückgießer und Kanoniere aus Deutschland kommen; er selbst diente in seinem Heere als gemeiner Soldat, als Trommelschläger, Unteroffizier, um deu Dienst in allen seinen Teilen kennen zu lernen. Ebenso erlernte er den Flottendienst. Um sich die Kenntnisse zu erwerben, die ihm zur Neugestaltung seines Reiches unentbehrlich waren, reiste er unter einem angenommenen Namen durch Deutschland, Holland, nach England. Überall warb er unter Zusicherung großer Vorteile Handwerker aller Art an und schickte sie nach Rußland, um dort einen tüchtigen Gewerbestand Zu begründen. In dem holländischen Dorfe Zaandam arbeitete er selbst unter dem Namen Peter Michailoff eine Zeitlang als Zimmergeselle, um sich genau über den Schiffbau zu unterrichten.
Die vornehmen Russen waren mit Peters Bestrebungen nicht zufrieden; darum bewogen sie die Strelitzen, ein altrussisches Schützenkorps, zu einem Ausstande. Der Zar unterdrückte den Ausstand mit blutiger Strenge; das Strelitzenkorps wurde ausgehoben, eine große Zahl der Mannschaften geköpft, gehängt, erschossen und der Rest unter die Regimenter des Heeres gesteckt.
^ Peter der Große fcth ein, daß der Handel Rußlands keinen Aufschwung nehmen könne, solange er keine Seehäsen besaß; darum bekriegte er die Türken und zwang sie, ihm die Stadt Asow abzutreten und den russischen Schiffen freie Fahrt ans dem Schwarzen Meere zu gewähren. Aus demselben Grunde verband er sich mit dem Könige von Dänemark und dem Kurfürsten von Sachsen, der zugleich König von Polen war, gegen den König Karl Xii. von Schweden, der allgemein für einen Jüngling von geringer Begabung gehalten wurde, über den man leicht siegen könne.
Allein in dem im Jahre 1700 ausbrechenden nordischen Kriege zeigte Karl Xii. Heldenmut, Tatkraft und Feldherru-geschick in solchem Maße, daß er im ersten Kriegsjahre den Dänenkönig zwang, von dem Bunde zurückzutreten und mit seinem
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Holland England Zaandam Sachsen Polen Schweden
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50 Schwyzer den Paß besetzt. Sie waren wegen verschiedener Übeltaten aus dem Lande Schwyz verbannt worden. Als der Feind herannahte, kamen sie nngernfen, um für die Heimat zu kämpfen. Sie walzten große Steine vom Berge hinab auf die Ritter. Viele derselben wurden erschlagen, und der Zug wurde gehemmt und konnte weder vorwärts noch rückwärts. Nun griff das Aufgebot von Schwyz, 1300 Mann, mit Schwertern und Keulen bewaffnet, die eingezwängten Ritter an. Diese konnten in der Enge von ihren langen Ritterspeeren keinen Gebrauch machen und wurden zum größten Teile erschlagen. Herzog Leopold rettete sich mit wenigen Kriegern durch die Flucht. Nun beschworen Schwyz, Uri und Unterwalden einen ewigen Bund. Kaiser Ludwig bestätigte den Bund und erklärte, die Eidgenossen sollen fürder nur dem Kaiser und dem Reiche untertan sein. In den nächsten vierzig Jahren traten der Eidgenossenschaft die Orte Luzern, Zürich, Glarus, Zug und Bern bei.
Im Jahre 1386 machte Herzog Leopold von Österreich, der Neffe Friedrichs des Schönen, noch einen Versuch, die Schweizer zu unterwerfen. Mit einem glänzenden Heere von Rittern zog er gegen Schwyz. Bei Sempach stellten sich ihm 1300 Schweizer Landleute entgegen. Bevor sie zum Angriffe schritten, sielen sie aus die Knie und beteten um den Sieg. Die Ritter lachten und höhnten darüber; sie meinten des Sieges gewiß zu sein. Herzog Leopold hieß seine Ritter von den Rossen steigen und stellte sie in einer langen mehrfachen Schlachtreihe auf. Mit vorgestreckten Speeren erwarteten die geharnischten Ritter den Angriff der Schweizer. Mutig drangen diese gegen die feindliche Schlachtreihe. Allein sie konnten wegen der Speere nicht an die Ritter herankommen. Schon waren sechzig Schweizer erstochen, und Herzog Leopold gebot feinen Rittern, die Feinde zu umringen. Da trat ein Mann von Unterwalden, Arnold Winkelrred, ohne Waffen und ohne Panzer aus dem Schlachthaufen hervor. „Sorgt für mein Weib und meine Kinder." ries er, „ich will euch eine Gasse machen!" Und damit stürzte er steh mit ausgebreiteten Armen gegen die Feindesreihe, faßte fo viele Speere, als er mit beiden Armen faffen konnte, und drückte die Spitzen in feine Brust. Indem er siel, zog er die Speere nieder, und durch die Gasse, die er so gemacht hatte, drangen die Eidgenossen in die Reihen der Ritter. Diesen waren die langen Speere und die schweren Eisenrüstungxn nun keine Hilfe mehr. Mit Schwert und Axt und Morgenstern x wurden sie niedergeschlagen. Als dies die Knechte sahen, die die Rosse hüteten, flohen sie eilig davon. Wenige von den Rittern vermochten sich durch die Flucht zu retten; viele ertranken in dem See, an dem das Schlachtfeld liegt. Herzog Leopold
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ludwig Ludwig Leopold_von_Österreich Leopold Friedrichs Leopold Leopold Leopold Leopold Arnold_Winkelrred
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decken. Solche Beiträge nennt man 3d1 atrifularbeit rage. In Bayern. Württemberg und Baden fließen die Verbrauchssteuern für Bier und Branntwein in die Staatskasse; Bayern und Württemberg haben auch eigene Post- und Telegraphenverwaltung, deren Überschüsse an Einnahmen der Reichskasse nicht zu gute kommen.
Reichokrirgoweseri. Der oberste Kriegsherr im Deutschen Reiche ist der Kaiser; zur Zeit des Friedens haben die Könige von Bayern, Württemberg und Sachsen besondere Rechte, z. B. Ernennung der Offiziere; diese Staaten haben auch eigene Kriegsminister. Tie Leitung aller übrigen Truppenteile untersteht dem preußischen Kriegsministerium. Das ganze Heer zählt 1 Gardekorps und 19 Armeekorps mit 557 000 Mann; die Kriegsstärke beträgt 4300000 Mann. Jeder Deutsche, der das zwanzigste Jahr erreicht hat, ist verpflichtet, dem Vaterlande zu dienen, zuerst 2—3 Jahre im stehenden Heere, fünf Jahre in der Reserve, dann fünf Jahre im ersten Aufgebot der Landwehr, bis zum 39. Lebensjahr im zweiten Aufgebot der Landwehr. Den Landsturm bilden alle wehrfähigen Deutschen vom 17. bis zum 45. Lebensjahr, die nicht zum eigentlichen Heere gehören. Die Reichsflotte steht unter dem alleinigen Befehle des Kaisers. Sie hat die deutschen Küsten, die deutsche Handelsflotte und die deutschen Kolonien zu schützen, die Ehre und Macht Deutschlands bei auswärtigen' Nationen zu vertreten. Sie nimmt nach ihrer Stärke in Europa die vierte Stelle ein. Stärker ist die englische, französische und russische Marine. Befehlshaber der Flotte ist der vom Kaiser ernannte Admiral. Kiel und Wilhelmshaven sind Kriegshäfen.
Gerichtswesen. Das Gerichtswesen im neuen Deutschen Reiche ist einheitlich geregelt; es gibt Amtsgerichte, Landgerichte, Oberlandesgerichte. Die innere Verwaltung dieser Gerichte, die Besetzung der Richterstellen ist den einzelnen Staaten geblieben. Das höchste Gericht für das ganze Reich ist das Reichsgericht in Leipzig. Neben diesen ordentlichen Gerichten gibt es noch Schöffen- und Schwurgerichte, in denen nicht nur die eigentlichen Richter, sondern auch Männer aus dem Volke, die durch das Los bestimmt werden, an der Rechtsprechung teilnehmen. Bei jedem Gericht unterscheidet man ferner bürgerliche oder Civil-Gerichtsbarkeit und Strafgerichtsbarkeit. Vor dem Civilgericht kommen die Fragen über Mein und Dein, also über Erbschaft, Besitz zur Verhandlung. Der Strafrichter ahndet Vergehen gegen. Ordnung, Sittlichkeit, Sicherheit der Untertanen. Im ganzen Reiche gibt es ein einheitliches Strafgesetzbuch und ein allgemeines bürgerliches Gesetzbuch. Die Militärpersonen unterstehen nicht den ordentlichen Gerichten; für sie ist das Kriegsgericht geschaffen. Bei jedem Gerichte gibt es Rechtsanwälte, die den Angeklagten verteidigen, und Amtsanwälte, Staatsanwälte, die als öffentliche Ankläger entweber auf Antrag eines Hitfefuchenben, oder kraft ihres Amtes die Anklage erheben.
Nerlrehrorveieri. Vor Gründung des Deutschen Reiches hatte fast jeber Staat fein eigenes Maß-, Münz - und Gewichtsystem. Dies erschwerte den Verkehr im deutschen Lanbe wesentlich. In bett Jahren 1871 bis 1873 wurde auch hier Einigkeit erzielt, und so haben wir überall gleiches Maß, Gewicht und gleiche Münzen. Es gibt Papiergeld und Metallgeld. Zu den Scheidemünzen, die dem täglichen Verkehr dienen, gehören die Münzen aus Kupser, Nickel und Silber. Sie sind von geringerem Werte als die Prägung angibt, die sie tragen. Vollgewichtig sind die Goldmünzen, denen die alten Talerstücke gleich stehen.
Zur Hebung des Verkehrs hat auch das einheitliche Postwesen wesentlich beigetragen. Das heutige Postweseu stammt aus der Zeit Maximilians I., der dem Grasen von Thurn und Taxis die Ermächtigung zur Einrichtung einer Post zwischen Wien und Brüssel erteilte. Deshalb war auch diese Familie bis zum Jahre 1867 in Besitz der meisten Posten
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48. Kurfürst Max Emanuel im Türkenkriege 1683—1688.
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Vor seinen muterfüllten Truppen Erstürmt er kühn die Türkenschanz' Und über der Moscheen Kuppen Erbleicht des Halbmonds Siegesglanz.
Die Schar 5eldschuken und Arnauten Entflieht und sinkt im blut'gen Fall, Im Feld der weiß und blauen Rauten Trotzt Bayerns Leu von Belgrads Wall.
48. Kurfürst Max Emanuel im Türkenkriege 1683—1688.
Von Karl v. Landmann.*
Als Kurfürst Max Emanuel am 11. Juli 1680 im Alter von 18 Jahren die selbständige Regierung Bayerns antrat, befand sich das Deutsche Reich in äußerst bedenklicher Lage. Von Westen her drängten die Franzosen, die unter ihrem ländergierigen König ein Stück nach dem andern von Deutschland abrissen. Im Osten stauben brohenb die Türken, die bereits im Besitz der Königsstadt Ofen und des größeren Teiles von Ungarn waren und ihre Macht auch auf deutsches Gebiet anszubchuen trachteten.
In diesem Kampfe um den Fortbestand des Deutschen Reiches wollte der junge Kurfürst nicht den Zuschauer spielen. Im Gegensatze zu seinem Vater, bcm Kurfürsten Ferdinand Maria, der den Frieden geliebt und in vorsichtiger Neutralität nur an die Erhaltung seines Besitzstandes gebacht hatte, brannte Max Emanuel vor Ehrgeiz sich unsterblichen Kriegsruhm zu erwerben und sein Land Bayern größer und mächtiger zu machen. Glaubte er diesen Zielen im treuen Festhalten an Kaiser und Reich näherzukommen, so war er sich zugleich klar, daß hierzu vor allem ein schlagfertiges Heer notwendig sei. Zunächst gewann er in Hannibal Freiherrn von Degenfeld, der als Feld-marschaueutnant aus dänischem in bayerischen Dienst übertrat, einen erprobten Kriegsmann als militärischen Berater. Unter dessen Leitung würde alsdann aus den 35 einzelnen, dem Hofkriegsrat unmittelbar unterstellten Kompagnien, welche die ganze damalige Kriegsmacht Kurbayerns bildeten, ein neues Heer von 7 Infanterie- und 4 Kavallerie - Regimentern, 4 Dragonerkompagnien und entsprechender Artillerie geschaffen. Vier von den damals errichteten Regimentern bestehen als 2. und 10. Infanterie-, 1. und 2. Chevaulegersregiment noch heute. Der Abschluß der Neuaufstellung des Heeres fand seinen Ausbruck in der im Herbst 1682 erfolgten Anordnung eines Übungslagers bei Schwabing unmittelbar nördlich von München. Die unter Degenfelds Leitung stattfindenden Übungen dauerten vom 12.—24. Oktober und bestauben in Manövern in zwei Parteien gegeneinanber, in einem Manöver des ganzen Korps ohne Gegner und in einer Belagerungsübung.
Kaum war das neue kurbayerische Heer gebilbet, so fanb es auch Gelegenheit sich im Kriege zu bewähren. Am 2. Januar 1683 erklärte Sultan Mohammed den Krieg an Kaiser Leopold und alsbald erging der Ruf um Hilfe an das Reich und nach auswärts. Der erste, der dem Kaiser seinen Beistand im Kampfe gegen die Ungläubigen zusagte, indem er mit
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Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Belgrads Bayerns Deutschland Ungarn Schwabing
67. Johann Konrad Grübet als Chronist des Lüneviller Friedens.
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Es war gerade um die Zeit des Weihnachtsmarktes, wo die Nachbarschaft auf etliche Stunden im Umkreis nach Nürnberg zu kommen und reichlich einzukaufen pflegte.
Dan haut mer g'sagt, Franzus'n senn Ner noh a Stund von höi;
Dau iß scho Manch'n wur'n nau,
Mir ah, ih waß rtiht roöt.
Und, leider! sell'n Nammittog,
Su niht goar lang nauch Jwa,
Dau senn's scho draus g'wöst vur'n Thur, Und drin halt ober ah.
Bald ist jedes Haus mit Soldateu überfüllt; die herrischen Gäste verlangen das Beste aus Küche und Keller und zu alledem ist es nichts mit dem
Weihnachtsmarkt, der Handel steht still, man nimmt keinen Kreuzer Geld ein.
Da verbreitet sich nach einigen Tagen die Kunde vom Anmarsch der Kaiserlichen; am 17. Dezember rücken die Franzosen aus; am 18. und 19. hört man das Schießen bis in die Stadt; von der Burg aus läßt sich der Kampf beobachten.
Dau haut mer ganzi Wög'n vuhl I'nacht's noh Blesseirti braucht (gebracht) ;
Und dös noh in der gräuht'n Költ.
Su mer’n die Menschen plaugt!
Vom Samstag bis zum Moutag ziehen sich die Franzosen allmählich hinter Nürnberg zurück, die Reichstruppen werden von den Bürgern mit
Jnbel empfangen und verpflegt. Nun gibt es doch noch einen „Kiudlesmark"
und frohe Chriftbescheruug! Aber schon am andern Weihnachtsfeiertag wendet sich das Blatt, die Kaiserlichen räumen die Stadt wieder den Franzosen. Bor-Einquartierung denkt niemand ans Neujahrwünschen; sogar in schmalen Hausgängen sind Pferde eingestellt. Zwei Faschingsbälle, die von den Franzosen mit großem Geschick veranstaltet werden, bringen einige Zerstreuung in der traurigen Zeit.
Nau'n neuzehnt'n Februar Ba der Paradi noh,
Dau haut ka Mensch on Fried'n denkt,
Ka Wurt niht g'red't dervoh.
Aff amahl werd a Cärma bau Und aff franzöisch a G'schra Von Republik und Bonapart Und Vivat ober ah.
Die Stadt wird illuminiert, die ganze Nacht wird geschossen.
(Bott Lob! ’n Fried'n häit'n mer öiz!
Haut ans zon Andern g'sagt:
Wöi's ober halt noh weiter geiht Und tvos mehr mit uns macht! ?
Einem Pariser Kommissär muß die Stadt wertvolle alte Bilder und Bücher ausliefern und endlich, 5 Wochen nach der Friedensfeier, am 30. März,
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