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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
58 Alte Geschichte.
also. Selbst Herodes, der von oben Zuschauer war, entsetzte sich; er hieß ihn wenigstens den letzten seiner Söhne schonen. Er aber fluchte seiner Tyrannei; und nachdem er alle Kinder nebst der Frau ermordet hatte, stürzte er sich selbst von der Höhe herab. Trotz solcher Widersetzlichkeit behauptete sich Herodes durch Schrecken und scheinbare Güte auf dem Throne bis an seinen Tod. Unter ihm ist Christus geboren, der Welt Heiland. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erde», und deu Menschen ein Wohlgefallen!" tönte es nun vom Himmel der armen Menschheit zu.
Vii. Die Römer.
1. Roms Könige.
§ 25. Wir kommen zu den Römern in Italien, die unterdessen erstarkt waren, und denen von Gott eine Weltherrschaft zugedacht war, wie solche bis jetzt kaum ein anderes Volk gehabt hat. Italien war in der ältesten Zeit ein Platz, wo sich allerhand Völker stießen. Es geschahen viele Einwanderungen, und eine Menge unabhängiger Staaten entstanden. Am bedeutendsten waren die Etrnsker, im heutigen Toskana, und die Griechen in Uuteritalien, das um ihretwillen Großgriechenland hieß. Zwischen beiden waren Latiner und Sam-niten die wichtigsten Stämme.
Latium ist die Landschaft, in welcher das große Weltvolk aufkeimte. Unter seinen 30 Städten, die meist eigene Könige hatten, war auch Alba Longa. Hier stieß Amnlius seinen Brnder Numitor vom Thron; und damit dessen Tochter R h e a Silvia keinen Leibeserben erhalte, machte er sie zur Vestaliu, d. H. zu einer der Jungfrauen, die das heilige Feuer im Tempel der Vesta unterhielten und nicht heirathen durften. Dennoch gebar sie die Zwillinge Romulus und Remus. Die
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Vi1 Die Römer.
81
Noch sind Münzen vorhanden, welche die Römer zum Andenken an diesen Sieg schlugen; und am Triumphbogen des Titus zu Rom siebt mau noch, wie die heiligen Ge-fässe im Triumph vorgetragen wurden. Die Judeu hörten nun aus, ein Volk zu sein. Namenloser Jammer wartete ihrer noch in den nächsten Jahrhunderten allerwärts; und noch siehet man über ihnen den Fluch lasten, den sie selbst über sich ausgesprochen haben. Doch sollen sie wieder gesammelt werden, wann die Fülle der Heideu eingegangen sein wird; denn „Gottes Gaben und Berufung mögen Ihn nicht geraten" (Rom. 11.).
9. Roms Verfall
§ 34. Allmählich machte auch das römische Reich das Maß seiner Sünden voll. Vorerst begann eine bessere
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— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
380
gefangen und ermordet wurde, fand Alexander todt in seinem Blute.
Er ließ ihn feierlich begraben und strafte seinen Mörder. Auch
Indien betrat der große Eroberer, unterwarf einige Völker und
würde noch weiter vorgedrungen sein, wenn ihn-nicht das bedenkliche
Murren seiner Soldaten von weiteren Kriegszügen abgehalten hätte.
Zwölf Altäre wurden an der Gränze seines Siegeszuges errichtet.
Durch diese glänzenden Erfolge übermüthig geworden, überließ
sich Alexander in Babylon, seiner Residenz, asiatischer Schwelgerei
und oft grausamem Despotismus, wie er ihn an seinem Retter
Klitus verübte, den er bei einem öffentlichen Gastmahle ermordete.
Seine üppige Lebensart trug nicht wenig zu seinem frühen Tode
bei, der ihn im 32. Lebensjahre zu Babylon überraschte. — Sein
Tod war das Lärmzeichen eines langwierigen Krieges zwischen seinen
Feldherren, von welchen sich jeder für den würdigsten hielt, ihm
nachzufolgen. Keiner konnte sich aber zum alleinigen Herricher des
großen Reiches emporschwingen. So zerfiel Alexanders Reich in
mehrere Staaten, unter denen Aegypten, Syrien und Macedonien
die bedeutendsten wurden.
Die Römer.
Die Römer haben sich durch die allmälige Eroberung
der ganzen damals bekannten Welt einen unvergänglichen Namen
erworben. Ihre Sprache, die lateinische, ist die Sprache der Kirche
geworden und ihren Gesetzen gehorchen die Völker der späteren
Zeilen.
Nach Troja's Eroberung lande'en Trojaner in Mittelitalien
und stifteten das lateinische Reich oder Latium. Aus den Nachkom-
men der Herrscher von Latium stammten die Brüder Nomulus und
Rem u s, welche an den Ufern der Tiber eine kleine Stadt von Lehm
erbauten und dieselbe Nom nannten. Dieses geschah im Jahre 753
vor Christus. Nomulus war der erste Herricher oder König über
das kleine Gebiet. Bald mehrte sich die Zahl der Häuser und Ein-
wohner und glücklich geführte Kriege mit den benachbarten Volks-
stämmen vergrößerten das Gebiet des neuen Königreichs. Si den
Könige herrschten nach einander über Rom und legten den Grund
zu dem nachmaligen römischen Weltreiche.
Der siebente König wurde im Jahre 510 aus Rom ver-
trieben. An seine Stelle traten zwei Consuln, welche jährlich ge-
wählt wurden. Die Zeit des römischen Freistaats, nahe an
500 Jahre, war eine Reihe ruhmwürdiger Ereignisse und S ege
für die Römer. Diese glücklichen Erfolge verdankten sie ihren Tu
genden, ihrer edlen Einfachheit, ihrer Mäßigkeit, ihrem Gehorsain
gegen das Gesetz und ihrer Liebe zum Vaterlande. Im Frieden
bebauten die vornehmsten Männer ihre Felder, und es geschah nicht
selten, daß Staatsmänner und Feldherrn vom Pfluge zu ihren
hohen Würden gerufen wurden. Ihr Körper war abgehärtet und
ertrug mit Leichtigkeit alle Beschwerden des Krieges. Ihre Kleidung
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Extrahierte Personennamen: Alexander_todt Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexanders Christus Nomulus
Extrahierte Ortsnamen: Indien Syrien Macedonien Mittelitalien Latium Latium Rom Rom
§ 2. Nomulus, der erste römische König. 277
Dieser Name ging aber auch unmerklich auf die andern
vornehmen Römer über. Die Patricier bildeten nun mit
der Zeit einen Geschlechtsadel, dem das andere ge-
ringere Volk unter dem Namen „Plebejer", d. h. ge-
meine Leute, gegenüberstand. —
Wiewohl Romulus schon ein ziemlich Volk unter sich
hatte, war es ihm doch zu wenig. Um es rasch zu ver-
mehren, maebte er Rom zu einem Asyl, d. h. er erklärte
es für eine Freistätte, wo Alle, wer und was sie seien,
Ausnahme finden sollten. Da liefen denn solche, denen
es wegen Schulden oder verübter Verbrechen in ihrer
Heimath nicht mehr geheuer war, sodann auch mit ihren
heimischen Staats- und andern Verhältnissen Unzufriedene
von allen Seiten herbei, und Roms Bevölkerung wuchs
mächtig. Aber freilich kamen auch allerlei Leute, und
nicht immer die besten, dortselbst zusammen. Indessen
scheint es, daß sich die Nichtsnutzigen, vielleicht vornehm-
lich durch die Einwirkung des folgenden Königs, gebessert
haben; denn die Römer der Anfangszeit waren im Gan-
zen doch viel löblicher als die spätern.
Es ergab sich aber im jungen Staat ein fühlbarer
Uebelstand, daß es nämlich sehr an Weibern fehlte. Ro-
mnlus schickte Gesandte an die benachbarten Städte und
Völker, um sich Jungfrauen zu Gattinnen für seine Rö-
mer anszubitten; allein sie waren als ein aus allen Win-
den zusammengelaufenes, zum Theil aus offenbaren Tauge-
nichtsen bestehendes Volk in üblem Geruch, und die Hei-
rathsanträge wurden überall verächtlich zurückgewiesen.
Da half Romulus mit List und Gewalt. Er veranstal-
tete ein glänzendes Fest mit neuen Kampfspielen zu Eh-
ren des Meergottes und ließ Einladungen hiezu an alle
Nachbarn ergehen. Diese wurden nicht verachtet; neu-
gierig und schaulustig kamen sie in Menge mit Weib und
Kind herbei. Die Festspiele beginnen und Alles ergötzt
sich; aber wie Alle im besten Schauen sind, stürmen plötz-
lich die römischen Jünglmge mit bloßen Schwertern unter
die Gäste und rauben sich die Mädchen weg, während
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282
X. Das römische Weltreich.
Er brach die Gelegenheit vom Zaun, mit der Mutter-
stadt Alba Longa anzubinden. Als sich schon beide Heere
in Schlachtordnung gegenüberstanden, ries ihm der Alba-
nische Führer Mettus Fnfsetins zu: sie sollte« ver-
wandtes Blut schonen und lieber durch Zweikampf
entscheiden lassen, welche Stadt hin für o über die
andere herrsche. Das wurde angenommen und feier-
lich der Vertrag beschworen, dasi der besiegte Theil für
alle Zukunft dem siegenden dienen solle.
Nun befanden sich in jedem Heere Drillings brüder,
die Römischen „Horatier", die Albanischen „Curiatier"
genannt. Dstse wurden zum Kampf ausersehen, welcher
jetzt in der Mitte beider Heere stattfand. Nach längerem
heißen Gefechte fielen zwei der Horatier schnell über ein-
ander hin, wobei das albanische Heer ein Freudengeschrei
erhob, während das römische trauerte. Allein der übrige
Horatier ist noch unversehrt, während alle drei Curiatier
verwundet sind. Da fällt jener auf die List, scheinbar
zu fliehen, um die Gegner zu trennen. Es gelingt; sie
verfolgen ihn, aber ungleich, je nachdem sie mehr oder-
weniger von ihren Wunden gebindert sind. Plötzlich wen-
det sich der Horatier, greift rasch den nächsten an und
stößt ihn nieder; dann eilt er auf den zweiten los und
durchbohrt ihn; endlich naht er sich dem dritten, am mei-
sten Verwundeten, und erlegt ihn mit leichter Mühe. Jetzt
brechen die Römer in einen Jubelstnrm aus, und die
Albaner unterwerfen sich stumm ihrer Herrschaft, denn sie
hatten geschworen.
Gleich nach dem Kampfe trug sich noch etwas Gräß-
liches zu, das wir nicht verschweigen dürfen, weil es zu
sehr des Römers Wesen bezeichnet, der um der Ehre
seines Staates willen die theuersten Gefühle der
Natur verleugnen konnte. Als der Horatier an der Spitze
des römischen Heeres trinmphirend zur Stadt zurückkehrte,
begegnete er seiner Schwester, die mit einem der gefallenen
Curiatier verlobt war. Sie zerraufte sich die Haare und
wehklagte laut über den Tod ihres Bräutigams. Da stieß
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290
X. Das römische Weltreich.
weigerte sich des Kaufs, weil sie so theuer waren. Da
warf die Frau drei der Bücher iu's Feuer, und begehrte
für die übrigen sechs den nämlichen Preis. Noch weni-
ger wollte er sie nehmen. Da warf sie abermals drei
Bücher in's Feuer, und forderte für die letzten drei die-
selbe hohe Summe. Jetzt wurde der König aufmerksam;
er ließ die Bücher von den Priestern untersuchen, und sie
sagten ihm, daß eine Sammlung von Weissagungen der
berühmten Sibylle (Seherin) von Cumä darin ent-
halten wären. Nunmehr kaufte sie der König um das
theure Geld, worauf das Weib verschwand. Die Bücher
wurden einer besonders biezu erwählten Priesterschaar
übergeben, und in einer steinernen Kiste auf dem Capitol
streng verwahrt, bei allen wichtigen Staatsangelegenheiten
aber um Rath gefragt. Das Volk hatte die tiefste Ehr-
furcht vor ihren Offenbarungen, und wenn es hörte: die
Sibylle sagt's! so glaubte es fest und folgte ohne Wi-
derrede.
Indessen seufzten Senat und Volk unter dem Druck
des Despoten (gewaltthätigen Herrschers), bis eine em-
pörende Schandthat seines jüngsten Sohns Sextus den
innern Groll zum Ausbruch brachte und eine große Ver-
änderung der Dinge herbeiführte.
Als der König Ardea belagerte, die südlich von Rom
gelegene Hauptstadt der Rutuler, saßen einst seinesöhne
mit andern vornehmen Römern, darunter auch ihr Ver-
wandter Lucius Tarquinius Collatinus, Statt-
halter von Collatia, einem Städtlein nahe bei Rom, sich
befand, im Lager beim Weine zusammen, und jeder rühmte
die Schönheit und Tugend seiner Frau. Die Herren wur-
den dabei hitzig, und ritten auf schnellen Rossen noch die-
sen Abend ans Rom und Collatia, um zu sehen und zu
entscheiden, welcher Frau der Preis gebühre. Man traf
die Gemahlinnen der Andern in Rom bei Schmaus und
Spiel, die Gattin des Collatinus aber, Lucretia, noch
spät in der Nacht emsig wollwebend mitten unter ihren
Mägden, Ihr wurde der Preis der Schönheit und Sltt-
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