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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 88

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 88 — Schweiz. Da aber ein anderer Teil katholisch blieb, so entstand heftige (Erbitterung, die endlich zum Kriege führte. Zwingli selbst zog als Feldprediger mit in die Schlacht. Wehmütig sah ihn seine treue Gattin scheiden, „werden wir uns wiedersehen?" rief sie. „So der Herr will," sprach Zwingli gefaßt, „sein Wille geschehe!" „Und was bringst du zurück, wenn du kommst?" fragte sie weiter. „Segen nach dunkler Nacht." Damit riß er sich von den Seinen los und kam nicht wieder. 3n der Schlacht bei Kappel (1531) siegten die Katholiken, auch Zwingli lag verwundet am Boden. Da stieß ihm ein Kriegsfonecht das Schwert in die Brust. (Er verschied mit den Worten: „lasset sie den Leib töten, Können sie doch die Seele nicht töten." Seine Leiche ward auf dem Schlachtfelde verbrannt und die Rsche in alle Winde ausgestreut. Aber fein Werk blühte fort, denn Gott hatte noch andre Männer erweckt, die in seine Fußstapfen traten. 2. Johann Calvin in Genf. Unter diesen Männern hat sich vor allen hervorgetan Johann Calvin. Er war in Frankreich geboren. Ris er dort die reformierte Lehre verkündete, mußte er das Land verlassen. (Er wirkte fortan in der Stadt Gens in der Schweiz. Der reformierten Kirche gab er treffliche (Einrichtungen und machte Genf zu ihrem Mittelpunkt. Seine Lehre verbreitete sich in das benachbarte Frankreich, dann in die Niederlande, nach Schottland und in mehrere deutsche Länder. Dabei war dieser unermüdlich tätige Mann dem Leibe nach schwach und hinfällig sein lebelang. Rls er schon völlig abgezehrt auf dem Sterbebette lag, war sein Geist noch mit der Sorge für die Kirche beschäftigt. (Er starb 1564, 55 Jahre alt 38. Kaiser Karl V. 1. Karls Reich; Kriege mit Frankreich. Kaiser Karl V., der Gegner Luthers und der Reformation, war der mächtigste Herrscher seiner Zeit. Von seinem Großvater Maximilian (vgl. Nr. 29) hatte er eine bedeutende hausmacht geerbt. Rußer dem Deutschen Reiche besaß Karl V. Spanien, einen großen Teil von Italien und die unermeßlichen Länder in Rmerika, die Kolumbus und die andern spanischen Seehelden entdeckt hatten. Man konnte von seinem Reiche sagen, daß in ihm die Sonne nicht untergehe. Rber bei all dieser Macht war er, wie wir gesehen haben, viele Jahre lang außerstande, die Ausbreitung der evangelischen Lehre in Deutschland zu verhindern. Denn es erhoben sich zwei Feinde gegen ihn, die ihm viel zu schaffen machten: der König Franz I. von Frankreich und der türkische Sultan. Rament-

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 98

1905 - Leipzig : Voigtländer
' Bä — 98 — zogin von Orleans. Sie war die Enkelin des unglücklichen Winterkönigs Friedrich V. von der Pfalz. In ihrer Jugend war sie viel und fröhlich in der Umgebung der schönen Stadt Heidelberg umhergestreift und kannte alle Wege und Stege. „Da kommt die Lise Lotte," sagten die Leute, die sie alle gern hatten. Denn lustig sprach sie mit jedermann, und die steifen Hofdamen waren oft ganz entsetzt, wenn sie mit derben Redensarten herausfuhr, die sie von geringen Leuten gehört hatte. Lise Lotte wäre am allerliebsten in Heidelberg geblieben. Aber ihr Vater hielt es seinem Lande für nützlich, daß sie den Bruder des mächtigen Königs Ludwig heiratete, den Prinzen von Orleans. Die arme Prinzessin mußte gehorchen und kam nun an den glänzenden Hof in Versailles. Aber sie ließ sich nicht betören und blieb eine deutsche Frau, die ihre alte Heimat lieb behielt. Da spotteten wohl die französischen Höflinge über die Pfälzerin, die gar nicht so fein tat, wie die andern Damen am Hofe, und die ihre Meinung derb heraus sagte. Aber sie meinte: „Ich halte es für ein großes Lob, wenn man sagt, daß ich ein deutsches Herz habe und mein Vaterland liebe; dies Lob werde ich, so Gott will, suchen, bis an mein Ende zu hetyaltm." 4. Die Verwüstung der pfal). Der größte Schmerz der edeln Elisabeth Charlotte war, daß sie umsonst ihr Lebensglück dem vermeintlichen Besten ihres Landes geopfert hatte, ja daß gerade ihre Heirat der Anlaß zu dessen Unglück wurde. Als sie sich mit dem Prinzen von Orleans vermählte, hatte sie ausdrücklich auf alle Ansprüche an das pfälzische Land verzichtet. Als dessen Herrscherhaus aber ausstarb, verlangte Ludwig Xiv. einen Teil der Nheinpfalz als ihr Erbteil für Frankreich und besetzte das Land mit einem Heere. Dagegen wehrte sich der deutsche Kaiser im Bunde mit Spanien, Holland und England. Gegen so viel Feinde konnten die Franzosen die Pfalz nicht behaupten, und da ließen sie das schone Land verwüsten. Mordend und brennend durchzog das französische Heer unter Führung der Generale T u r e n n e und M e l a c die Pfalz (1688). Die Stadt Heidelberg mit ihrem herrlichen Schlosse wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt; dasselbe Schicksal hatten Mannheim, Speyer und Worms. Die entsetzlichsten Greuel wurden von den zuchtlosen Mordbrennern verübt. Selbst die Ruhestätten der Toten waren vor ihnen nicht sicher; die Gräber der alten deutschen Kaiser im Dome zu Speyer wurden erbrochen, die silbernen Särge geraubt, die Gebeine unter Hohnlachen umhergeworfen. Elisabeth Charlotte weinte blutige Tränen über diese furchtbare Grausamkeit gegen ihr Heimatland. Noch jetzt erinnern dort die Triim*

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 33

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 33 — Gott zu befragen. Dieser Antwort schenkte man festen Glauben. Die Weissagungen schienen in der Tat immer in Erfüllung zu gehen, weil die Priesterin sie klüglich in Dunkel hüllte, so daß man sie verschieden deuten konnte. Wir haben einen solchen zweideutigen Ausspruch schon in der Geschichte des Königs Krösus kennen gelernt. 5. Die griechischen Staaten und die ältesten Helden. Waren auch die Griechen ein Volk mit gemeinsamer Sprache und Religion, so bildete Griechenland doch nie einen einzigen Staat. Vielmehr entstanden in den vielen Landschaften, in die es zerfiel, besondere selbständige Staaten. Diese waren klein; sie beschränkten sich auf die Hauptstadt der Landschaft und das umliegende Gebiet. Unter ihnen waren die bedeutendsten Athen und Theben im mittleren Griechenland, Sparta und das handeltreibende Korinth auf der südlichen Halbinsel, die Peloponnes genannt wurde. In allen diesen Staaten herrschten in der ältesten Zeit Könige, die aus berühmten Geschlechtern stammten, und von denen die Sage merkwürdige Heldentaten meldet. Sie erzählt, wie diese Helden oder Heroen gegeneinander kämpften, wie sie Ungeheuer bezwangen, Frevler und Räuber vertilgten, Städte eroberten und zerstörten und Kriegszüge nach fernen Ländern unternahmen. Der gewaltigste dieser alten Heroen war Herkules. Unter den großen Unternehmungen aber, an denen sich viele Helden beteiligten, ist keine berühmter und in Sagen und Liedern mehr gefeiert worden, als der trojanische Krieg. \7. Herkules. 1. Des Helden Jugendzeit. Herkules war ein Sohn des Z e n s; seine Mutter war die Königin Alk mene in Theben. Die Göttin Hera aber war der Alkmene feind und wollte ihr den Sohn töten. Daher schickte sie, als Herkules noch in der Wiege lag, zwei furchtbare giftige Schlangen aus; die schlichen durch die offene Tür in des Knaben Schlafgemach, ringelten sich an der Wiege empor und fingen an, ihm den Hals zu umschlingen. Da offenbarte sich zuerst seine Götterkraft. Er packte mit jeder Hand eine Schlange am Genick und erstickte beide mit einem einzigen Druck. Alle staunten, als die Wundertat bekannt wurde, und ein berühmter Seher weissagte, der Knabe sei von den Göttern zu großen Dingen ausersehen und werde sich dereinst vor allen Helden hervortun. Daher wurde er frühzeitig von den trefflichsten Meistern in allerlei Leibes - und Kriegsübungen, im Ringen und Faustkampf, im Wagenlenken, Speerwerfen und Bogen- Andrä Erzählungen aus der Weltgeschichte. I. q

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 10

1905 - Leipzig : Voigtländer
- Jul- b ä mm erung, in der die ganze jetzige Welt nebst den Göttern untergeht. Da werben R i e f e n, die von den guten Göttern überwunden und gefesselt worben waren, barunter auch der böse Loki, von ihren Banben los und erheben sich zum letzten Kampf gegen die Götter. Es fallen sowohl die Himmlischen als auch die Riesen, und die ganze Welt geht in Flammen auf. Aber nach biesem Weltbranbe erhebt sich aus dem Meer eine neue, schönere Erbe, und ein neues, golbenes Zeitalter bricht an. Auch Balbur erwacht zu neuem Leben, und dann kommt „der Starke von oben", der unbekannte oberste Gott, der allen Streit schlichtet und heilige Gebote gibt, die ewig bauern. 4. Götterdienst. Wie Nerthus hatten auch die übrigen Götter ihre Heiligtümer im Dunkel der Haine und Wälber. Dorthin waldfahr tete man; unter alten geheiligten Bäumen brachte man die liebsten Tiere, die Pferde, zum Opfer bar, ja sogar Menschen; bort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gottheit. Tempel und Götzenbilder hatten die Deutschen nicht; die Götter erschienen ihnen zu erhaben, um in (Betäuben von Menschenhänden wohnen zu können, ober in menschlicher Gestalt abgebilbet zu werben. An ein zukünftiges Leben glaubten sie fester, als irgenb ein heibnisches Volk. Darum kannten sie keine Tobessurcht. Die tapfer kämpfend in der Schlacht fielen, die kamen ja nach Walhall, der himmlischen Burg Wodans, wo sie alles in Fülle fanden, was sie auf Erden beglückte: unaufhörliche Heldenkämpfe, fröhliche Jagden, festliche Schmausereien. Die Feigen freilich und die Gottlosen waren von Walhalls Freuben ausgeschlossen: sie kamen in das Reich der Hel, die Hölle, und mußten dort in ewiger Finsternis schmachten. Deutsche und Römer. 1./ Die Römer in Deutschland. Als die Cimbern und Teutonen in Italien eingefallen waren (vgl. I, Nr. 51), lernten die Römer zuerst die ungefüge Kraft unsrer deutschen Vorfahren kennen- Später kamen die Römer selbst über die Alpen, und durch die Eroberungen des großen Cäsar (vgl. I, Nr. 53) war der Rhein die Grenze geworden zwischen dem römischen Reiche und dem Lande der Deutschen. Aber die Römer erkannten in ihrer Herrschsucht diese Grenze nicht an, auch die Deutschen sollten unter das römische Joch gebeugt, auch ihr Land dem ungeheuern Reiche einverleibt werden. Daher sandte der Kaiser Augustus mächtige Heere über den Rhein, und sein Stiefsohn, der tapfere Feldherr Drusus, unternahm mehrere

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 80

1905 - Leipzig : Voigtländer
4. Herzog Moritz von Sachsen; der Augsburger Neligions-. friede (1555), Karl hatte über die Protestanten vollständig gesiegt. Mit einem Male entstand dem Kaiser ein Feind, den er nimmer erwartet hatte. Der Herzog Moritz zürnte dem Kaiser, daß er seinen Schwiegervater, den Landgrafen von Hessen, in strenger Hast hielt. Der Kaiser aber weilte ahnungslos ohne Streitkräfte in Tirol. Da rückte plötzlich Moritz mit Heeresmacht gegen ihn, und wenig fehlte, daß er ihn gefangen hätte. Der gichtkranke Kaiser mußte sich fliehend in einer Sänfte durch die schneebedeckten Tiroler Gebirge forttragen lassen. Jetzt gab er alle Hoffnung auf, die Protestanten zu bewältigen. Er ließ die gefangnen Fürsten frei und schloß den Augsburger Religionsfrieden (1555), worin den Protestanten gestattet wurde, fortan im Deutschen Reiche ihre Religion frei auszuüben. 5. Karls V. Tod. Dieser Ausgang des Kampfes mußte den alten Kaiser tief niederdrücken. Alle seine Pläne sah er vereitelt und erkannte, wie trügerisch irdische Macht und Größe ist. Darum beschloß er, die Regierung niederzulegen. Er übergab die meisten seiner Länder (Spanien, die Niederlande und die Besitzungen in Italien und Amerika) seinem Sohne Philipp, die deutsche Kaiserwürde seinem Bruder Ferdinand (1556). Dann zog er sich in ein spanisches Kloster zurück und verbrachte seine Tage mit Gebet, Gartenbau, Drechslerarbeiten und Uhrmachen. Viel beschäftigte er sich mit dem Gedanken an den Tod. Einst kam ihm der sonderbare Einfall, noch bei Lebzeiten sein Leichenbegängnis zu feiern. Er legte sich in einen offenen Sarg, ließ sich von den Mönchen in die mit Trauerflor behängte Kirche tragen, Grablieder singen und (Seelenmessen halten. Rings umher brannten Wachskerzen, und eine ergreifende Trauermusik hallte durch das weite Gewölbe. Das alles erschütterte ihn so tief, daß er schon wenige Tage darauf wirklich starb, zwei Jahre nachdem er die Krone niedergelegt hatte. 36. Philipp ü. von Spanten. 1. Die Reformation in den Niederlanden. Karls V. Sohn, Philipp ü., König von Spanien und den Niederlanden, war ein harter finstrer Mann. Die evangelische Lehre haßte er. „Ich möchte lieber tausendmal sterben," sagte er, „als diese Ketzerei zulassen." Aber in seinen Niederlanden hatte die Reformation schon vielen Anhang ge-

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 102

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 102 — der Große Kurfürst die Grundlage zu Preußens Großmacht gelegt. „Mein Ziel war darauf gerichtet," sprach er kurz vor seinem Ende zu seinem Sohne, „mein kurfürstliches Haus tu Ruf, Flor und Ansehen zu bringen. Ich zweifle nicht, mein Sohn, du werdest in den Grundsätzen, wodurch ich deu Staat glücklich beherrschte, mein Nachfolger sein: vor allen Dingen Gott vor Augen haben, deine Untertanen herzlich lieben, treue Räte hören und das Heft der Waffen nicht aus den Händen lassen, denn dadurch muß nächst göttlicher Hilfe die Sicherheit deiner Länder und der so sauer erworbene Ruhm des Kurhauses Brandenburg hauptsächlich aufrecht erhalten werden. Mit allem Fleiß sei darauf bedacht, den Ruhm, welchen ich dir als ein Erbteil überlasse, zu wahren und zu mehren." Er starb, 68 Jahre alt, nach 48jähriger Regierung. Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." H?. Preußen ein Königreich. 1. Der Kurfürst wird König. Der Nachfolger des Großen Kurfürsten, Friedrich Iii. (1688—1713), war ein ehrgeiziger Herrscher. Er wünschte, der von seinem Vater begründeten Macht mehr Glanz zu oerleiheu, und zwar durch die Königswürde. Als der deutsche Kaiser mit Ludwig Xiv. in den spanischen Erbsolgekrieg geriet (s. Nr. 45, 8), wollte er gern wieder die Hilfe Brandenburgs gewinnen. Daher willigte er ein, daß Friedrich Iii. den Königstitel annähme. So konnte sich der Kurfürst zu Königsberg in Preußen unter großen Feierlichkeiten die Königskrone aufsetzen (18. Januar 1701). Als König aber wollte er selbständig dastehen. Weil nun Brandenburg einen Teil des Deutschen Reiches bildete, so nannte er sich nicht König von Brandenburg, sondern Friedrich I-, König in Preußen; denn über Preußen herrschte er in völliger Unabhängigkeit. So traten an die Stelle der Kurfürsten von Brandenburg die Könige von Preußen. — Freilich wurde durch die neue Würde der Staat noch nicht mächtiger; aber sie war eine Aufforderung für die Nachfolger, weiter zu streben. Friedrich rief ihnen dadurch gleichsam zu: „Ich habe euch einen Titel erworben, macht euch dessen würdig; der Gnmd zu eurer Größe ist gelegt, ihr müßt das Werk vollenden." 2. König Friedrich I. Zu jener Zeit hatte die neue königliche Haupt- und Residenzstadt Berlin noch ein gar ärmliches Aussehen. In den Straßen liefen die Schweine umher. Die Häuser waren mit Stroh oder Schindeln gedeckt, die Schornsteine bestanden aus Lehm.

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 12

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 12 — war, öffnete er heimlich einen Schlauch und ließ den Wein auf die Erde laufen. Die Wächter eilten mit Töpfen herbei, den rinnenden Wein aufzufangen. Der Eseltreiber stellte sich anfangs aufgebracht; nachher aber, als die Wächter ihm lachend zuredeten, tat er, als ob er es sich gefallen ließe, setzte sich zu ihnen und gab ihnen auch von den anderen Schläuchen so viel Wein zum besten, daß sie endlich alle niedertaumelten und einschliefen. Unterdes war es dnnkel geworden, und nun schnitt der Schlaukops den Leichnam feines Bruders ab und brachte ihn fort. Zum Schimpf schor er noch, ehe er von dannen zog, den schlafenden Wächtern ans der einen Seite den Bart ab. Als der König den Vorgang hörte, wurde sein Verlangen, den listigen Menschen lernten zu lernen, so groß, daß er dem, der ihn entdecken würde, eine große Belohnung versprach. „Das Geld könnte ich mir selbst ver-dienen, dachte der Mann, ging keck zum Könige und erzählte alles. Man wollte ihn bei der Hand ergreifen; aber plötzlich ist er zur Türe hinaus, man hält die Hand des toten Bruders fest, die er abgeschnitten und statt seiner eigenen unter dem Mantel hervorgeholten hatte. Der König gab nun alle Hoffnung ans, diesem Meister der Verschlagenheit beizukommen; er sprach ihn daher von aller Strafe los, und gab ihm, als er sich nun freiwillig stellte, die verheißene Belohnung. 3. Bönig psarninklich. Mehrere Jahrhunderte nach der Regierung des Königs Nhampflnit geschah es, daß zu gleicher Zeit zwölf Könige über Ägypten herrschten, die das Reich unter sich teilten. Aber diese Vielherrschaft sollte nicht lange bestehen. Das wurde den zwölf Königen gleich im Anfang ihrer Negierung geweisfagt. Die Weissagung lautete: „Wer von euch einst in einer ehernen Schale den ©öttern opfern wird, der soll die Alleinherrschaft erlangen." Einmal nun, als die zwölf Herrscher an einem Festtage im Tempel beisammen waren und ein Trankopfer aus den dazu bestimmten gol-benen Schalen spenden wollten, brachte der Oberpriester aus Versehen nur elf solcher Schalen herbei: der König Psammölich, der zu-letzt stand, bekam keine. Da nahm er in Eile seinen ehernen Helm vom Haupte und spendete das Opfer daraus. Er dachte dabei nichts Arges; aber die andern Könige erschraken sehr, als sie dies sahen, denn ihnen fiel die Weissagung ein. Sie verbannten daher den Psaimnktich in die sumpfigen Gegenden der Meeresküste. Mißmutig fragte der Vertriebene einen weissagenden Priester um Rat und erhielt die Antwort: "Die Rache wird kommen, wenn eherne Männer aus dem Meere herauf--»teigen." Diese Antwort brachte dem Psammktich keinen Trost; benn das

8. Geschichtsbilder - S. 9

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 9 — zurück, dabei nur wenige seiner untauglichsten Krieger. Bald kam nun eine Schar der Feinde heran; die Massageten hieben den kleinen Trupp nieder, setzten sich an die vollen Tische und berauschten sich. Da wurden sie plötzlich von Cyrus mit seinem Heere überfallen; ihr Anführer, der Sohn der Königin, wurde gefangen. Dieser aber konnte die Knechtschaft nicht ertragen und tötete sich selbst. Da bot die Königin der Massageten ihre ganze Macht aus, und in einer schrecklichen Schlacht wurden die Perser geschlagen; Cyrus selbst kam ums Leben. Den Kopf des persischen Königs tauchte Tomyris in einen Schlauch voll Menschenblut und sprach: „Du des Blutes nimmer satter Cyrus, du hast mich unglücklich gemacht, weil du meinen Sohn mit List gefangen. Ich will dich nun mit Blut sättigen." Dies war das Ende des Cyrus, der das große Perserreich errichtet und dreißig Jahre lang mächtig beherrscht hat. 3. Herkules/ Kartell. Zwischen dem ägäischen und jonischen Meere liegt das Lano der ©riechen. Nord-Griechenland reicht vom Olymp, dem Wohnsitze der griechischen Götter, bis zum malischen Meerbusen. Mittel-Griechen-lanb ober Hellas enbet sübwärts am korinthischen und saronischen Busen. Daran schließt sich der Peloponnes. In einer der norböstlichen Lanbschasten Süb-Gnechenlanbs, inargölis,lagmykenae, durch Schliemanns Ausgrabungen nach bret Jahrtausenben neu erschlossen. Nach Westen kommen wir zum Gefilbe von Nemea und durch die Lanbschaft Arkabien nach Eli s. In der Mitte der Sübküste ragt das Vorgebirge Tänärum ins Meer. Inhellas, und zwar in B ö o t i e n liegt Theben und westwärts in P h o c i s die Stadt Delphi mit der prachtvollen Orakelstätte, dem Tempel Apolls. 1. Des Helden Jugendzeit. — Herkules war, wie die alten Dichter erzählen, ein Sohn des Zeus; seine Mutter war die Königin Alk-mette in Theben. Die Göttin Hera aber war der Alkmene feind und wollte ihr den Sohn töten; auf ihr Geheiß ringelten sich zwei furchtbare giftige Schlangen in des Knaben Schlafgemach, ihm den Hals zu umschlingen. Der Knabe packte mit Götterkraft je eine Schlange und erwürgte sie. Ein berühmter Seher weissagte, der Knabe sei von den Göttern zu großen Dingen ausersehen. Daher wurde er frühzeitig von den trefflichsten Meistern in allerlei Leibes- und Kriegsübungen, im Ringen und Faustkampf, im Wagenlenken, Speerwerfen und Bogenschießen unterwiesen. Auch erhielt er Unterricht in der Buchstabenschrist, im Gesang und im Spiel auf der Leier. Herkules war gelehrig, aber heftig. Als ihn einmal einer seiner Lehrer züchtigte, schlug er den Lehrer mit der Leier zu Boden. Zur Strafe mußte er Rinderherden weiden. Auf dem Lande wuchs er zu gewaltiger Größe und Stärke

9. Geschichtsbilder - S. 52

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 52 — Obigen, brauchten aber nicht mit ins Feld zu ziehen. Das Ende dieses verdienstvollen Königs war ein schreckliches. Seine Tochter Tullia war an einen Sohn des vorigen Königs, den Prinzen T a r q u i n i u s, vermählt. Beide waren unbändig herrschsüchtig. Eines Tages begab sich Tarquinius, begleitet von Anhängern, die er durch Geld oder Versprechungen gewonnen hatte, nach dem Rathause und setzte sich als Herrscher auf den königlichen Stuhl. Servius eilte herbei und wollte den frechen Thronräuber entfernen. Dieser aber stürzte den greisen König die hohe Rathaustreppe hinab und schickte ihm Mörder nach. Nun wurde Tarquinius von seinen Genossen zum Könige ausgerufen. 18. Tarquinius Superbus. Tarquinius Superbus vollendete den Bau des Capitols auf dem Cavito-linus (Planskizze). r Auf einem Berge unweit der latinischen Küste lag Ardea (Kartehl); es konnte nur durch Aushungerung bezwungen werden. Jenseit des Tiber im Lande der Etrusker lag Clusium,wo Porsenna herschte. 1. Gewaltherrschaft. Capitol. — Wie Tarquinius durch srevel-hafte Gewalt den Thron an sich gerissen hatte, so zeigte er sich auch in seiner Regierung gewaltthätig und übermütig. Deshalb erhielt er den Beinamen Superbus, d. i. der Hoffärtige. Das niedere Volk behandelte der König hart; er legte ihm schwere Steuern und Frondienste auf. Angesehene Männer, deren Feindschaft ihm gefährlich werden konnte, beraubte er ihres Vermögens und schickte sie in die Verbannung oder ließ sie umbringen. Sogar seiner eigenen Verwandten schonte er nicht. Er unterwarf die ganze Landschaft Latium der römischen Herrschaft. Auf dem kapitolinischen Hügel baute er das K a p i t o l, einen großartigen Tempel der höchsten Götter (Jupiter, Juno, Minerva), der von nun an stets als der heilige Mittelpunkt des römischen Reiches betrachtet wurde. In diesem Tempel wurden die sogenannten sibyllinischen Bücher niedergelegt, welche in griechischer Sprache Weissagungen über Roms Schicksal enthielten. Tarquinius erwarb dieselben von einer alten Seherin oder Sibylle. Sie wurden bei allen wichtigen Ereignissen als Aussprüche der Gottheit zu Rate gezogen. 2. Die Vertreibung des Tarquinius und das Ende der Königsherrschaft 510. — Des Königs Söhne waren ruchlose Menschen, die Ehre und Sitte ohne Scheu verletzten. Als einst der König gegen die benachbarte Stadt Ardea (Karte Hi) gezogen war, mißhandelte sein Sohn Sextns die edle Römerin Lucretia aus die schändlichste Weise, so daß diese sich aus Verzweiflung das Leben nahm. Da trat Junius Brutus als

10. Geschichtsbilder - S. 144

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 144 — gab auch hier einen gebratenen Ochsen, gefüllt mit allerlei Geflügel, und einen Springbrunnen mit weißem und rotem Weine, und Münzen wurden unter die Menge geworfen. Auch im Haushalt richtete der neue König fast alles in der Weise ein wie der deutsche Kaiser und der König von Frankreich. Fortan nannte man den Kurfürsten von Brandenburg König in Preußen; alle seine Unterthanen (auch die Brandenburger und die in den rheinischen Landen) gewöhnten sich nach und nach daran, Preußen genannt zu werden und unter der schwarz-weißen Fahne gemeinsam zu kämpfen. 2, Die brandenburg-preußischen Truppen im Kampfe gegen Reichs-feinde. — Kurfürst Friedrich Hl., des Großen Kurfürsten Sohn, war kein kraftvoller Herrscher, aber einer der beliebtesten Fürsten. Er stand treu zu Kaiser und Reich. Wie sein Vater erschien er selber im Felde, als es im 3. Raubkriege Ludwigs Xiv. galt, die ins Reich eingefallenen Franzosen zu bekämpfen. Die Soldaten rühmten seinen Todesmut. Der andere Reichsfeino waren die Türken. In zahllosen Scharen waren diese wilden Erbfeinde der Christenheit 1683 gegen Wien gezogen und hatten bald in ungeheurem Bogen die Kaiserstadt umschlossen. Sie ward heldenmütig acht Wochen lang verteidigt. Kommandant, Krieger, Bürger, Studenten wetteiferten, die fürchterlichen Stürme abzuwehren, die Breschen zu schließen, die feindlichen Sprenggruben zu zerstören. Zur rechten Stunde kam ein Reichs Heer und der edle Polenkönig Johann Sobiesky mit einem Hilfsheere von Polen herbeigezogen. Vor dem begeisterten Mute der Christen ergriffen die Ungläubigen in einer Schlacht am Kahlenberge entsetzt die Flucht, und Wien war von dem Untergange gerettet. Indes dauerte der Türkenkrieg noch jahrelang fort. Die kaiserlichen Heere kämpften mit Glück. An ihrer Spitze stand einer der größten Kriegshelden aller Zeiten, Prinz Engen, der edle Ritter. Er gewann gegen die Türken Sieg auf Sieg. Kurfürst Friedrich Ui. leistete auch in diesen Türkenkriegen treue Hilfe. Seine Truppen wurden von den Türken wegen ihrer Tapferkeit „Feuermänner" genannt. Nach einer großen entscheidenden Schlacht in Ungarn umarmte Prinz Eugen den Führer der kurbrandenburgischen Truppen (Oberst von Schlabrendorf) und sagte: „Nächst Gott verdanke ich den Brandenburgern den glücklichen Erfolg." Die Türken mußten jetzt den Krieg aufgeben und mit großen Verlusten Frieden machen. Auch gegen die Franzosen kämpfte Prinz Eugen in einem späteren großen Kriege. Es handelte sich darum, ob in Spanien ein österreichischer oder ein französischer Prinz aus den Thron kommen sollte. In diesem spanischen Erbfolgekriege stand ein junger anhaltischer Fürst äls General an der Spitze der brandenburgischen Hilfstruppen. Es war Leopold von Dessau, von seinen Soldaten später „der alte Dessaner" genannt. Unter den Klängen des „Dessauer Marsches" führte er mit großem Feldherrngeschick seine Soldaten zum Siege. Nach einer großen Schlacht an der obern Donau schrieb Prinz Eugen an den König Friedrich nach Berlin, daß die preußischen Truppen „unsterbliches Lob" verdient hätten; der Sieg sei größtenteils ihnen und der Führung des Fürsten Leopold zu verdanken. Zwei Jahre darauf war der unerschrockne General in Italien bei Erstürmung einer Festung
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