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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 60

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 60 - zur Verteidigung ihres Landes und nannten sich Eidgenossen. Bald vergrößerte sich der Bund, denn noch andere Orte schlossen sich ihnen an. Alle ferneren versuche Österreichs, das Land zu unterjochen, mißlangen. Kühn traten die Eidgenossen den feindlichen Heeren entgegen, und ihre Tapferkeit, ihre Vaterlandsliebe, ihr Gottvertrauen erfochten in mehreren Schlachten glorreiche Siege. 6. Arnold von Winkelried. Einst stand ihnen die österreichische Ritterschaft in schwerer Rüstung gegenüber, Mann an Mann, gleich einer (Eisenmauer. Da, rief einer der Eidgenossen, Arnold vonlvinkelried, den Seinen zu: „Liebe Brüder, ich will euch eine Gasse machen; sorget für mein Ideib und meine Kinder!" Er sprang vor, umfaßte mit beiden Rrmen so viele der feindlichen Speere, als er konnte, drückte sie sich in die Brust und riß sterbend Mann und Speer mit zu Boden. Durch die entstandene Lücke drangen die Eidgenossen ein und zersprengten das ganze stolze Heer der Feinde. — So verteidigte die Schweiz ihre Unabhängigkeit gegen Österreichs Eroberungsversuche. Aber leider löste sie sich immer mehr auch vom Deutschen Reiche und trennte sich endlich als eigener Freistaat ganz davon. 26. Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne von Österreich. 1. Zwietracht im Deutschen Reiche. Es war für das Deutsche Reich sehr verhängnisvoll, daß die Kaiserkrone nicht vom Vater auf den Sohn forterbte, sondern daß die Fürsten jedesmal den Kaiser wählten. Ja, hätten sie immer den Tüchtigsten auf den Thron erhoben, hätten sie stets Herrscher gefunden, wie Friedrich Barbarossa oder Rudolf von Habsburg 1 Rber um selbst mächtiger zu werden, wollten die Fürsten gar keinen starken Kaiser; ein schwacher war ihnen lieber als ein starker; denn je kraftloser der Kaiser war, desto unabhängiger wurden die Fürsten. Durch die zunehmende Fürstengewalt erlitt aber die Einheit und Macht des Reiches Abbruch. Dazu kam, daß bei der Wahl des Kaisers nicht selten Uneinigkeit entstand. Es bildeten sich Parteien unter den Fürsten, und jede wählte einen andern Kaiser. Dies führte zum Bürgerkriege und brachte das Reich in große Verwirrung. 2. Der fromme Schweppermann. Ein solcher Bürgerkrieg erhob sich, als 23 Jahre nach dem Tode des Kaisers Rudolf von Habsburg ein Teil der deutschen Fürsten Rudolfs Enkel, Friedrich den Schönen von Österreich, ein andrer den Herzog Ludwig von

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 67

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 67 — Kaiser Friedrich Iii. die „kaiserliche Schlafmütze". Fürsten, Grafen, Bitter — sie alle suchten nur ihren besonderen Vorteil und kümmerten sich nicht mehr um das Reich. 2. Kaiser Maximilian. Dem saumseligen Friedrich folgte (1493) sein Sohn Maximilian. Der war von hoher Gestalt, in allen ritterlichen Waffenübungen wohl erfahren, so daß niemand es ihm darin gleich tun konnte. Gegen jedermann, auch gegen Leute niedern Standes, war er freundlich und gütig. Täglich war er für Bittsteller zu sprechen, und wenn einen Schüchternheit vor der kaiserlichen Majestät ersaßt hatte, so ermutigte er ihn. Warf sich jemand ihm zu Füßen, so hob er ihn mit eigenen Händen auf und hörte ihn an. Die Anstrengungen der Jagd liebte Maximilian von Jugend auf. Sobald er sich an Geist oder Körper unwohl fühlte, bestieg er ein Pferd und verbrachte den Tag hinter dem wilde in der größten Anstrengung, oft ohne Speise und Trank. Den Gemsen stieg er auf die unzugänglichsten Stellen nach. (Einst hatte er sich an der Martinswand in Tirol so verstiegen/daß er weder vorwärts noch rückwärts konnte. Unten erblickte man ihn und hielt ihn für verloren. Rber ein treuer Mann — das Volk erzählt sich, des Kaisers Schutzgeist in Menschengestalt — stieg ihm nach und half ihm von der gefährlichen Stelle. 3. Maximilians Regierung. Der im Reiche herrschenden Unordnung konnte auch der wohlmeinende Maximilian nicht mehr steuern. Die Macht der reichen Städte und Fürsten war schon allzu groß geworden, das Ansehen des verarmenden Ritterstandes gesunken, die Bauern waren elend und verachtet. Das Reich selbst hatte kein Geld, wollte der Kaiser einen Krieg führen oder sonst etwas Gemeinnütziges tun, so mußte er dazu das Geld erst von den Reichsständen erbitten, die in ihrer Selbstsucht schwer zu gewinnen waren. (Einmal war es Kaiser Sigismund gelungen, für den Hussitenkrieg eine Steuer, den gemeinen Pfennig, auszuschreiben. Maximilian wollte nun einen gemeinen Pfennig für ein stehendes Reichsheer haben. Um ihn zu erheben, wurde das Reich in zehn Kreise eingeteilt. Noch eine andre gemeinsame Reichseinrichtung schuf Maximilian: das Reichs-fcammergericht in Wetzlar. (Es sollte Recht sprechen, jede Selbsthilfe wurde verboten, und ein „ewiger Landfrieden" sollte herrschen. Aber wo war die Gewalt, welche mächtige widerspenstige zwang, sich den Entscheidungen dieses Gerichtes zu unterwerfen? Als Maximilian erfahren mußte, daß all sein Mühen umsonst war, verlor auch er den Mut und ließ die Dinge im Reiche gehen. (Er starb im Jahre 1519. 5*

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 55

1905 - Leipzig : Voigtländer
- 55 — graues Wams, das er sich einmal im Felde selbst flickte. Da sah man ihm freilich seine hohe Würde nicht an, und es begegnete ihm manch heiteres Abenteuer. Als er einst mit seinem Hoflager bei Mainz stand, ging er in seinem einfachen Wams in die Stadt. Es war sehr kalt, und er trat in das Haus eines Bäckers, um sich am Ofen zu erwärmen. Die Bäckerfrau hielt ihn für einen gemeinen Reitersmann, wies ihn hinaus und schalt heftig auf den Kaiser, der mit seinem Kriegsvolk den Bürgern so viel Last mache. Rudolf lachte und wollte nicht gehen. Da wurde die Frau so ausgebracht, daß sie einen Topf Wasser nahm und ihn damit begoß. Ganz durchnäßt ging der Kaiser ins Lager zurück. Mittags aber schickte er durch einen Diener in kaiserlicher Tracht der Frau einige Schüsseln mit Speisen und ließ dabei sagen, das schicke ihr der Soldat, den sie am Morgen so reichlich mit Wasser getränkt habe. Die Frau geriet in Verzweiflung, als sie erfuhr, wer der Mann im grauen Wams gewesen war. Eilig lief sie in das Lager und warf sich dem Kaiser zu Füßen. Der aber hieß sie freundlich aufstehen und befahl ihr zur Strafe nur, die ganze Geschichte vor allen Anwesenden zu erzählen. 6. Der überführte Dieb. Wie klug Rudolf als Richter zu verfahren wußte, zeigt folgende Begebenheit. In Nürnberg trat ein Kaufmann mit einer Klage gegen einen Gastwirt vor den Kaiser. „Ich habe dein Wirte," sagte er, „einen ledernen Beutel mit Gold gefüllt in Verwahr gegeben, er aber leugnet frech den Empfang des Goldes und will es nicht mehr herausgeben." Der Wirt, ein angesehener Mann in Nürnberg, erschien zufällig desselben Tages mit andern Abgeordneten der Stadt vor dem Kaiser. Rudolf, leutselig wie er war, unterhielt sich mit einem jeden, und auch den Wirt fragte er nach Namen, Gewerbe und Familie. Dann, wie von ungefähr, fuhr er fort: „Sieh, du hast ja einen prächtigen neuen Hut, wie ich nie einen besessen habe. Wie wär' es, wenn wir tauschten? Du erhältst freilich nur einen alten Hut, aber den Hut des Kaisers, und ich bekomme bei dieser Gelegenheit einen neuen, der mich feinen Heller kostet." Natürlich ging der Wirt auf den Tausch ein. Rudolf aber ging hinaus und sandte einen Bürger zu des Wirtes Frau, der zeigte ihr den Hut ihres Mannes und sprach: „Sehet, von wem ich fornnte. Ihr sollt mir für den Eigentümer dieses Hutes sogleich den ledernen Beutel mit dem Golde übergeben." Die Frau, die feine List ahnte, gab ohne Bedenfen den Beutel her. Als der Kaiser das Gold empfangen hatte, wurde der bestohlene Kaufmann gerufen und mußte die Auflage wieberholen; der Wirt leugnete hart-

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 60

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 60 — belegte Ludwig mit dem Banne. Da dachte Ludwig: „Was nützt mir Friedrichs Gefangenschaft? Ich will mich mit ihm aussöhnen, damit des Haders ein Ende werde." Und er ritt eines Tages nachdem Schlosse, wo Friedrich gefangen saß, und sprach zu ihm: „Wenn du versprichst, der Kaiserkrone zu entsagen und deine Anhänger zu bewegen, daß sie vom Kriege gegen mich ablassen, so schenke ich dir die Freiheit. Kannst du den Frieden nicht bewirken, so kehrst du in die Gefangenschaft zurück." Friedrich gab das Versprechen und ward aus der Haft entlassen. Als er aber zu den Seinen heimgekehrt war, wollte sein stolzer Bruder den Frieden mit dem Kaiser Ludwig nicht annehmen. Da gedachte Friedrich seines Wortes und kehrte in die Gefangenschaft zurück. Von solcher Treue wurde Ludwig tief gerührt. „Komm," rief er, „edler Fürst, sei mein Bruder und teile mit mir die Regierung des Reiches!" So lebten sie von Stund an wie Brüder beisammen, aßen an einem Tisch, schliefen in einem Bett, und wenn einer abwesend war, besorgte der andere die Regierungsgeschäfte und behütete das Land. 28. Kaiser Sigismund und die Hussiten. 1. Die Goldene Dulle (1356). Weil unter den deutschen Fürsten oft Streit entstand, wer von ihnen berechtigt sei, an der Wahl des Kaisers teilzunehmen, gab der Nachfolger Ludwigs von Bayern, Kaiser Karl Iv., ein wichtiges Reichsgesetz, das diesen verderblichen Streitigkeiten ein Ende machen sollte. Man nannte dies Gesetz nach der goldnen Siegelkapsel, die an dem Schriftstück hing, die Goldene Bulle. Darin wurde bestimmt, daß sieben Fürsten allein das Recht haben sollten, den Kaiser zu wählen, nämlich drei Erzbischöfe und vier weltliche Fürsten. Diese sieben hießen daher Kurfürsten, d. h. Wahlfürsten, und waren von allen die angesehensten. Trotzdem kam es auch noch bei spätern Kaiserwahlen manchmal zu Zwietracht und Parteiung. Nicht lange nach Karls Iv. Tode hatte das Reich sogar eine Zeitlang drei Kaiser, bis endlich Karls Sohn, S igismund, allgemein anerkannt würd ei 2. Du Lirchenversammlung ;u Monftati} (1414—18). Zur Zeit dieses Kaisers Sigismund herrschte in der christlichen Kirche ein großer Zwist. Ein Prediger und Professor an der Hochschule zu Prag in Böhmen, Johannhus, hatte gegen des Papstes Macht und gegen mancherlei kirchliche Satzungen eifrigen Widerspruch erhoben. Dem Kaiser Sigismund lag es sehr am Herzen, die Einig-

5. Geschichtsbilder - S. 113

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 113 — fingen die Räuber und schlugen ihnen das Haupt ab. An einem Orte fingen sie deren 28. Sie führten dieselben nach Erfurt. König Rudolf saß selbst über sie zu Gericht; sie wurden von den Seinen zum Tode verurteilt, aus der Stadt geführt und enthauptet." Der Landmann baute wieder fröhlich seine Felder, die nicht mehr von den Hufen der wilden Streitrosse zertreten wurden; der Kaufmann zog sicher feines Weges an den hohen Burgen vorüber. 5. Rudolfs Tod. — Achtzehn Jahre lang hat Rudolf dem Deutschen Reiche vorgestanden. Er war heiter und frisch bis ins hohe Alter und freundlich gegen jedermann. Als er endlich, ein Greis von 73 Jahren, seinen Tod nahe fühlte, eilte er nach Speyer, um dort, an der Grabstätte der Kaiser, zu sterben. Doch er kam nur bis Germersheim, und seine Leiche wurde von da in den Dom zu Speier gebracht. Das deutsche Volk ehrte noch lange sein Andenken. (Sage: I. Kerner, Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.) 41. Sigismund. 1. Die goldne Bulle. 1356. — Nach Kaiser Rudolf von Habsburg -wurden anderthalb Jahrhunderte lang die Kaiser bald aus dem habsburgischen, bald aus dem bayerischen (wittelsbachischen), bald aus dem luxemburgischen Hause gewählt. Einer der luxemburgischen Kaiser, Karl Iv., erließ ein wichtiges Reichsgesetz, welches die Kaiserwahl ordnete. Man nannte dieses Gesetz nach der goldenen Kapsel (Bulla), in welcher das Siegel der Schrift hing, die goldene Bulle. Darin wurde bestimmt, daß sieben Fürsten allein das Recht haben sollten, den Kaiser zu wählen, nämlich die drei Erzbifchöfe von Mainz, Köln, Trier und vier weltliche Fürsten: der Königvon Böhmen, der Pfalzgrafbeirhein, der Herzogvon Sachsen und der Markgrafvonbranden bürg. Diese sieben hießen daher Kurfürsten (d. h. Wahlfürsten) und waren von allen die angesehensten. Ihre Länder sollten ungeteilt bleiben. Jeder Kurfürst sollte in seinen Landen selbst der oberste Richter sein, nicht mehr wie bisher der Kaiser. Die Wahl des Kaisers sollte immer in Frankfurt a. M., die Krönung in Aachen stattfinden. 2. Sigismunds Kaiserwahl. — Nach Karls Iv. Tode erhielt fein zweiter Sohn, der sechsjährige Sigismund, das Kurfürstentum Brandenburg. Er heiratete eine Tochter des Königs von Ungarn, und nach dessen Tode ward er mit 19 Jahren König von Ungarn. Sein Bruder, der deutsche Kaiser, wurde von den Kurfürsten seines Amtes entsetzt. Zehn Jahre später ward Sigismund zum Kaiser gewählt. -Er verdankte es seinem Freunde, dem zollernschen Burggrafen Friedrich von Nürnberg, der ihm schon in Ungarn treu freigestanden und mit ihm an der Donau gegen die Türken gekämpft hatte. Andrä-Ernst, Geschichtsbilder. Ausg. B. 8

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 250

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 250 — von Stund an wie Brüder beisammen, aßen an einem Tische schliefen in einem Bett, und wenn einer abwesend war, besorgte ihm der andere seine Geschäfte und behütete sein Land. 96. Kaiser Sigismund rrnd die Hrrffilerr. 1. Die goldene Bulle 1356. — Weil gar oft Streit entstand unter den deutschen Fürsten, wer von ihnen berechtigt sei, an der Wahl des Kaisers teilzunehmen, gab der Nachfolger Ludwigs von Bayern, Kaiser Karl Iv., ein wichtiges Reichsgesetz^ das diesen verderblichen Streitigkeiten ein Ende machen sollte. Man nannte dies Gesetz die goldene Bulle. Darin wurde bestimmt, daß sieben Fürsten allein das Recht haben sollten, den Kaiser zu wählen, nämlich drei Erzbischöfe und vier weltliche Fürsten. Diese sieben hießen daher Kurfürsten d. H. Wahlfürsten und waren von allen die angesehensten. Aber auch bei den späteren Kaiserwahlen kam es noch manchmal zu Zwietracht und Parteiung. Nicht lange nach Karls Iv. Tode hatte das Reich sogar eine zeitlang drei Kaiser, bis endlich Karls Sohn, Sigismund, allgemein anerkannt wurde. 2. Die Kirchenversammlung zu Konstanz 1414—18. — Zur Zeit dieses Kaisers Sigismund war in der christlichen Kirche eine bedenkliche Spaltung eingetreten, und ein Prediger und Professor an der Hochschule zu Prag in Böhmen, namens Johannes Huß, hatte gegen des Papstes Macht und gegen mancherlei kirchliche Satzungen eifrigen Widerspruch erhoben. Dem Kaiser lag es sehr am Herzen, die Einigkeit und Ordnung in der Kirche wiederherzustellen. Er bewirkte daher, daß ein Concil d. h. eine große Kirchen Versammlung zu Konstanz (am Bodensee) zusammentrat. Diese war außerordentlich zahlreich besucht von Bischöfen, Äbten und Priestern, wie auch von weltlichen Fürsten und Herren aus fast allen Ländern Europas. Einmal sollen 115,000 Fremde und 30,000 Pferde gezählt worden sein; die gewöhnliche Zahl der Anwesenden betrug 80,000. Das Concil machte der Spaltung ein Ende, indem es einen neuen Papst

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 248

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 248 — drangen die Eidgenossen sogleich ein und zersprengten und zermalmten das ganze stolze Heer der Feinde. So verteidigte die Schweiz ihre Unabhängigkeit gegen Österreichs Eroberungsversuche. Aber sie löste sich seitdem auch mehr und mehr vom deutschen Reiche und wurde endlich als eigener Freistaat ganz davon getrennt. .95. Kudmig der Kayer nvfo Friedrich der Schöne von Österreich. 1. Zwietracht im deutschen Reiche. — Es brachte dem deutschen Reiche keinen Vorteil, daß die Kaiserkrone nicht vom Vater auf den Sohn forterbte, sondern daß die Fürsten jedesmal den Kaiser wählten. Ja, hätten sie immer den Tüchtigsten auf den Thron erhoben; hätten sie stets Herrscher gefunden, wte Friedrich Barbarossa oder Rudolf von Habsburg! Aber solche suchten sie oft gar nicht, ein schwacher Kaiser war ihnen manchmal willkommener, als ein starker; denn je kraftloser der Kaiser, desto unabhängiger wurden die Fürsten, desto mehr konnten sie die eigene Macht ausdehnen und befestigen. Durch die zunehmende Fürstengewalt erlitt aber die Einheit und Macht des Reiches Abbruch, und das kaiserliche Ansehen wurde gemindert. Dazu kam, daß bei der Wahl des Kaisers nicht selten Uneinigkeit entstand. Es bildeten sich Parteien unter den Fürsten, und jede derselben wählte einen andern Kaiser. Dies führte zum Bürgerkriege und brachte das Reich in große Verwirrung. 2. Der fromme Schweppermann. — Ein solcher Bürgerkrieg erhob sich, als 23 Jahre nach dem Tode des Kaisers Rudolf von Habsburg ein Teil der deutschen Fürsten Rudolfs Enkel, Friedrich den Schönen von Österreich, ein anderer den Herzog Ludwig von Bayern als Kaiser wählte. Beide wurden gekrönt; keiner wollte nachgeben. Acht Jahre lang kämpften sie gegen einander um die Alleinherrschaft. Endlich kam es zu einer großen entscheidenden Schlacht. Ludwig siegte durch die Kriegskunst seines erfahrenen Feldhauptmannes Schwepper-mann, Friedrich der Schöne wurde sein Gefangener. Als nun

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 257

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 257 — der Papst ließ Friedrich sagen: „Du bist durch das Versprechen, das du entern Gebannten geleistet, nicht gebunden." Friedrich aber hielt sein ritterlich Wort heilig, und da er seinen Bruder nicht zum Frieden mit Ludwig bereden konnte, kehrte er freiwillig zu seinem Gegner zurück und sprach: „Ich muß dein Gefangener bleiben, Kaiser Ludwig; denn was du von mir gefordert, siehe, ich kann es nicht vollbringen". Von solcher Treue ward Ludwig tief gerührt. „Komm," rief er, „edler Fürst, fei mein Bruder und theile mit mir die Regierung des Reiches!" Und sie lebten von Stund an wie Brüder beisammen, aßen an einem Tifch, schliefen in einem Bett, und wenn einer abwesend war, besorgte ihm der andere seine Geschäfte und behütete sein Land. 96. Kaiser Sigismund und die Hussiten. 1. Die goldene Bulle 1356. — Weil gar oft Streit entstand unter den deutschen Fürsten, wer von ihnen berechtigt sei an der Wahl des Kaisers Theil zu nehmen, gab der Nachfolger Ludwigs von Bayern, Kaiser Karl Iv., ein wichtiges Reichsgesetz, das diesen verderblichen Streitigkeiten ein Ende machen sollte. Man nannte dies Gesetz die goldene Bulle. Darin wurde bestimmt, daß sieben Fürsten allein das Recht haben sollten, den Kaiser zu wählen, nämlich drei Erzbifchöfe und vier weltliche Fürsten. Diese sieben hießen daher Kurfürsten d. h. Wahl-fürsten und waren von allen die angesehensten. Aber auch bei den späteren Kaiserwahlen kam es noch manchmal zu Zwietracht und Parteiung. Nicht lange nach Karls Iv. Tode hatte das Reich sogar eine Zeitlang drei Kaiser, bis endlich Karls Sohn Sigismund allgemein anerkannt wurde. 2. Johann Hnß. — Zur Zeit dieses Kaisers Sigismund war die christliche Kirche gar kläglich in sich zerrissen und zerrüttet. Drei Päpste stritten sich um die Herrschaft; jeder von ihnen that seine beiden Widersacher sammt ihren Anhängern in den Bann, und so lag die ganze Christenheit unter Fluch und Zwietracht. Dazu kam noch, daß die Priester und Mönche in 21 nb r ä, Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ausg. A. 6te Aufl. 17

9. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 59

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 59 — „edler Fürst, sei mein Bruder und teile mit mir die Regierung des Reiches!" So lebten sie von Stund an wie Brüder beisammen, und wenn einer abwesend war, besorgte der andere die Regierungsgeschäfte und behütete das Land. 27. Kaiser Sigismund und die Hussiten. 1. Oie Goldene Bulle (1356). weil unter den deutschen Fürsten oft Streit entstand, wer von ihnen berechtigt sei, an der Wahl des Kaisers teilzunehmen, gab der Nachfolger Ludwigs von Bayern, Kaiser Karl Iv., ein wichtiges Reichsgesetz, das diesen verderblichen Streitigkeiten ein Ende machen sollte. Itt an nannte dies Gesetz nach der goldnen Siegelkapsel, die an dem Schriftstück hing, die Goldene Bulle. Darin wurde bestimmt, daß sieben Fürsten allein das Recht haben sollten, den Kaiser zu wählen, nämlich drei (Erzbischöfe und vier weltliche Fürsten. Diese sieben hießen daher Kurfürsten, d. H. Wahlfürsten, und waren von allen die angesehensten. Trotzdem kam es auch noch bei spätern Kaiserwahlen manchmal zu Zwietracht und Parteiung. Nicht lange nach Karls Iv. Tode hatte das Reich sogar eine Zeitlang drei Kaiser, bis endlich Karls Sohn, Sigismund, allgemein anerkannt wurde. 2. Die Kirchenversammlung zu Konstanz (1414 bis 1418). Zur Zeit dieses Kaisers Sigismund herrschte in der christlichen Kirche ein großer Zwist. (Ein Prediger und Professor an der Hochschule zu Prag in Böhmen, Johann ü)us, hatte gegen des Papstes Macht und gegen mancherlei kirchliche Satzungen eifrigen Widerspruch erhoben. Demkaisersigismund lag es sehr am herzen, die Einigkeit und (Ordnung in der Kirche wiederherzustellen. (Er bewirkte, daß eine große Kirchen versa mmlung zu Konstanz (am Bodensee) zusammentrat. Diese war außerordentlich zahlreich besucht von Bischöfen, Äbten und Priestern, wie auch von weltlichen Fürsten und Herren aus fast allen Ländern (Europas. (Eines Tages sollen sogar 115000 Fremde und 30000 Pferde gezählt worden jein; die gewöhnliche Zahl der Anwesenden betrug 80000. Das Konzil machte der Spaltung ein Ende, indem es einen neuen Papst einsetzte. Über hus verhängte es eine strenge Strafe. Dieser war vor die Versammlung geladen worden, um sich wegen seiner Lehre zu verantworten. Seine Meinungen wurden für ketzerisch erklärt; da er sich weigerte, zu widerrufen, wurde er zum Tode auf dem

10. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 63

1918 - Leipzig : Voigtländer
- 63 — 29. Kaiser Maximilian, der letzte Ritter. 1. verfall -es Reiches. Dem Kaiser Sigismund folgten leider wieder zwei Kaiser, die für das Deutsche Reich nichts taten: Albrecht Ii. und Friedrich Iii. Der furchtbarste Feind der Christenheit, die Türken, bedrohte das Reich: es geschah nichts gegen ihn. Der Herzog Karl der Kühne von Burgund erstrebte die Macht auf dem linken Rheinufer: es geschah nichts dagegen. Die von ihm bedrohten Schweizer erbaten Hilfe des Reichs: sie erhielten keine. Das Volk nannte darum den Kaiser Friedrich Iii. die „kaiserliche Schlafmütze". Fürsten, Grafen, Ritter — sie alle suchten nur ihren besonderen Vorteil und kümmerten sich nicht mehr um das Reich. 2. Kaiser Maximilian. Dem saumseligen Friedrich folgte (1493) sein Sohn Maximilian. Der war von hoher Gestalt, in allen ritterlichen Waffenübungen wohl erfahren, so daß niemand es ihm darin gleich tun konnte. Gegen jedermann, auch gegen Leute niedern Standes, war er freundlich und gütig. Täglich war er für Bittsteller zu sprechen, und wenn einen Schüchternheit vor der kaiserlichen Majestät erfaßt hatte, so ermutigte er ihn. Warf sich jemand ihm zu Füßen, so hob er ihn mit eigenen Händen auf und hörte ihn an. Die Anstrengungen der Jagd liebte Maximilian von Jugend auf. Sobald er sich an Geist oder Körper unwohl fühlte, bestieg er ein Pferd und verbrachte den Tag hinter dem Müde in der größten Anstrengung, oft ohne Speise und Trank. Den Gemsen stieg er auf die unzugänglichsten Stellen nach. Einst hatte er sich an der Martinswand in Tirol so verstiegen, daß er weder vorwärts noch rückwärts konnte. Unten erblickte man ihn und hielt ihn für verloren, Aber ein treuer Mann — das Volk erzählt sich, des Kaisers Schutzgeist in Menschengestalt — stieg ihm nach und half ihm von der gefährlichen Stelle. 3. Maximilians Negierung. Der im Reiche herrschenden Unordnung konnte auch der wohlmeinende Maximilian nicht mehr steuern. Die Macht der reichen Städte und Fürsten war schon allzu groß geworden, das Ansehen des verarmenden Ritterstandes gesunken, die Bauern waren elend und verachtet. Das Reich selbst hatte kein Geld. Wollte der Kaiser einen Krieg führen oder sonst etwas Gemeinnütziges tun, so mußte er dazu das Geld erst von den Reichsständen erbitten, die in ihrer Selbstsucht schwer
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