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1. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 138

1914 - Langensalza : Beltz
138 X. Das Kaiserreich Rußland. X. Vas Kaiserreich Nußland. 1. Seine Lage in Osteuropa. Das Kaiserreich Rußland breitet sich im östlichen Europa aus und nimmt dies ganz ein. Im Norden wird es vom nördlicheneismeer be- spült. Dies schiebt das W e i ß e M e e r weit nach Süden vor. Im Osten hängt Rußland mit Asien zusammen. Auf der nördlichen Hälfte bildet das U r a l g e b i r g e die Grenze. Doch reicht Rußland nach Süden zu über das hinaus nach Asien hinein. Aus der südlichen Hälfte liegt die Grenze zwischen dem Uralfluß und der W o l g a. Im Südosten bildet das große K a s p i s ch e M e e r die Grenze gegen Asien. Im Süden grenzt Rußland abermals an Asien; hier erhebt sich der hohe Kaukasus als Grenzmauer. Dann begrenzt das Schwarze Meer Rußland. Das schiebt das Asowschemeer weit nach Norden vor; dies ist von der Halbinsel Krim abgetrennt. Im Westen sind es zuerst drei Staaten, an welche Rußland grenzt, nämlich an das Königreich Rumänien und an die Kaiserreiche Österreich-Ungarn und Deutschland. Zwischen diesen Ländern sind zuweilen Flüsse die Grenze. Zwischen Rumänien und Rußland ist es die D o n a u mit dem Pruth, zwischen Galizien und Rußland die Weichsel, zwischen Preußen und Rußland die P r o s n a. Auf der nördlichen Hälfte grenzt Ruß- land zunächst an die Ostsee und zuletzt an Schweden und Norwegen. Die Ostsee bildet drei Buchten, den Rigaer, den F i n n i s ch e n und den Bottnischen Meerbusen. Zwischen Schweden und Rußland bildet der Tornea die Grenze. So hat Rußland vorwiegend Landgrenzen, aber es grenzt doch an vier Meere, an das Eismeer, an die Ostsee, das Schwarze Meer und an das Kaspische Meer. 2. Seine ungeheure Größe. Rußland nimmt das ganze Osteuropa ein und bildet eine große zusammen- hängende Ländermasse. Diese hat die Gestalt eines unregelmäßigen Vierecks. Die langen Seiten liegen im Osten und Westen, die kurzen im Süden und Norden. Sehen wir uns Rußland auf der Karte von Europa an, dann be- merken wir sogleich: Rußland ist vielmal größer als Skandinavien, als Deutsch- land, als Österreich-Ungarn. Rußland ist größer als Österreich-Ungarn, Deutsch- land, Skandinavien, England und Frankreich zusammen. Es ist gerade zehn- mal so groß als das Deutsche Reich, denn es umfaßt 5 400000 qkm Es sind gewaltige Ausdehnungen, mit denen wir bei Rußland zu rechnen haben. Von der schlesisch-galizischen Grenzecke bis an die Ostspitze der Grenze am Tobol sind es gerade 3000 km, vom Kaukasus bis an die Nordspitze sind es gleichfalls 3000 km. Von Odessa bis ans Weiße Meer sind es 2000 km; 2000 km sind es auch von Thorn bis ans Knie zwischen Wolga und Ural. Von Straßburg bis Danzig oder von Köln bis Königsberg oder Warschau sind je 1 000 km. Demnach ist Rußlands größte nordsüdliche oder ostwestliche Ausdehnung dreimal so groß als die Entfernung von Köln bis Königsberg; die kleine ostwestlicke Ausdehnung ist immer noch das Doppelte von der Ent- fernung zwischen Straßburg—danzig. Rußland erstreckt sich weit nach Süden und weit nach Norden, weit nach Westen und weit nach Osten.^ An der Westgrenze geht die Sonne 3 Stunden später auf als an der Ostgrenze.

2. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 143

1914 - Langensalza : Beltz
X. Das Kaiserreich Rußland. 143 Weißen Meere ist A r ch a n g e l der wichtigste Hafen. Aber er ist nur 4 bis 5 Monate eisfrei. In dieser kurzen Zeit herrscht hier das regste Tun und Treiben. Da wird das auf der Dwina herabgeflößte Holz auf große Schiffe verladen; da verstaut man Teer- und Pechfässer, Flachs und Leinsamen, Felle und Tran. Die Schiffe fahren uni das Nordkap hemm. Sie haben zwar einen weiten Umweg, aber die Schiffsfracht ist immer noch billiger als die Bahnfracht. Es gibt auch eine Bahn, die von Archangel nach Moskau fährt, also mitten durch das große nordrussische Waldgebiet. 7. Das feenreiche Finnland nebst Lappland. Der nordwestliche Teil Rußlands heißt Finnland und Lappland. Beide Landschaften liegen westwärts vom Weißen Weere. Sie sind durch große Seen, den O n e g a - und Ladogasee von deni nordrussischen Waldgebiete getrennt. Diese Seen liegen in einer tiefen Senke Ehemals reichte das Weiße Meer bis zum Finnischen Meerbusen. Dieses Meer setzte sich dann durch die schwedische Seensenke nach dem Skagerrak fort. Der Ladoga- und der Onegasee usw. sind die Reste dieses einstigen Meeres. Es sind gewaltige Wasserbecken. Der Ladogasee ist beinahe so groß wie Württemberg. Finnland ist heute noch das Land der tausend Seen. Der neunte Teil des Landes be- steht aus Seen; dazu kommen noch viel mehr Sümpfe und Moore. Der dritte Teil besteht aus See, Sumpf und Moor. Das zeigt uns, daß hier ehe- mals das Wasser die Herrschaft führte, daß wir es hier mit einem einstigen Meeresboden zu tun haben. Der Boden hat sich gehoben, das Wasser trat zurück; aber die tiefen Becken blieben Seen, Sümpfe und Moore, genau wie im südlichen Schweden. Finnland hat felsigen Boden, der das Wasser nicht durchläßt. Für den Ackerbau eignet sich darum der finnische Boden wenig. In Finnland gibt es ebenso wenig Acker- und Gartenland wie in Norwegen. Dafür treibt man mehr Viehzucht wie in Schweden; die Nindviehzucht ist sehr stark vertreten. Daneben hat Finnland viel Wald. Die wichtigste Stadt ist Helsingsors am Finnischen Meerbusen, sie ist so groß wie Erfurt und führt namentlich Holz und Fische und Butter aus und treibt Schiffahrt. Lappland ist bedeutend kälter und hat darum nur in den Tälern Wälder. Hier leben Lappen mit ihren Renntieren. Im Innern Lapplands herrscht außerordentliche Kälte; doch sind die Sommer ziemlich warm. 8. Die Ostseeprovinzen im baltischen Tieslande. Südlich vom Finnischen Meerbusen breitet sich das baltische Tiefland aus. Nach Süden zu ist es von einem Landrücken vom eigentlichen Rußland abge- trennt. Das baltische Tiefland umfaßt die sog. Ostseeprovinzen: Ing er- ma nland, Esthland, Livland und Kurland; dazu gehört noch Litauen, das an Ostpreußen grenzt, aber nicht bis an die Ostsee reicht. Diese Landschaften enthalten gleichfalls Seen und Sümpfe nebst Mooren. Die N e w a, die D ü n a und die Memel sind die Hauptflüsse. Das balti- sche Tiefland hat ein milderes Wetter als Lappland oder das nordrussische Waldgebiet. Freilich bringen die Winter noch sehr strenge Kälte. Aber im ganzen ist es dem Ackerbau günstig. Die Ostseelandschaften sind Hauptge- biete des Ackerbaus; hier erbaut man namentlich Roggen, Gerste und Hafer, ferner Flachs. Das Wetter ist feucht; es tröpfelt nicht nur tagelang, sondern

3. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 144

1914 - Langensalza : Beltz
144 X. Das Kaiserreich Rußland. oft auch wochenlang. Deshalb gibt es hier so viel Sümpfe und Moräste. Alle Äcker sind von Gräben durchzogen, um das Wasser abzuleiten; alle Wege sind erhöhte Dämme. Der Flachs verträgt die meiste Feuchtigkeit. In Liv- land ist der achte Teil des Ackerbodens mit Flachs bestellt. Das Obst ge- deiht meist gut. In Esth- und Jngernmnland treibt man mehr Viehzucht, weil hier der Boden sumpfiger und feuchter ist. Tie Wälder haben eine große Aus- dehnung. Ungeheure Mengen von Holz flößt man die Düua und die Memel abwärts. .* St. Petersburg an der Newa ist die größte Stadt, denn sie zählt ^gegen iy2 Mill. Einwohner. Kronstadt am äußersten Ende des Finni- schen Meerbusens ist Festung und Kriegshafen. Reval am Südufer des Finnischen Meerbusens ist eine bedeutende Hafenstadt und gleichfalls ein Kriegshafen. Dorpat, westlich vom Peipussee, ist namentlich von Deut- schen bewohnt und hat auch eine deutsche Hochschule. Riga, an der Mün- dung der Düna in den Rigafchen Meerbusen, ick an Größe Hannover gleich und eine bedeutende See- und Handelsstadt. Hier landen die gewaltigen Holzflöße, die die Düna abwärts trägt. Dünaburg ist eine Festung an der Düna. L i b a u an der Ostsee, nördlich von Memel, ist gleichfalls ein Kriegs- und Handelshafen. In Litauen liegen Kowno und Wilna. Kowno liegt an der Memel. 9. Das russische Weichselgebiet oder Russisch-Polen. Das Kaiserreich Rußland schiebt nach Westen hin zwischen Ost- und West- preußen und Galizien einen breiten Keil vor. Hier liegt Polen. Polen bildete ehemals ein selbständiges Königreich. Es ward dann aber unter Rußland, Österreich und Preußen geteilt. Rußland bekam den Hauptteil, das Gebiet an der Weichsel oder Russisch-Polen. Die Weichsel durchsließt das Land in weitem ostwärts gerichtetem Bogen. Ganz im Westen sammelt die Warthe die polnischen Gewässer und führt sie der Oder zu. Russisch-Polen gehört dem großen Tieflande an, aber im Südosten steigt das Land bis gegen 600 in an. Polen hat mit Posen und Oberschlesien ziemlich gleiche Bodenbeschaffen- heit. Seine Winter sind nur noch etwas strenger. Die Weichselniederung ist sehr fruchtbar, das Hügelland ist teilweise sandig und trägt große Wälder. Polen birgt auch Bodenschätze, namentlich das südwestliche, das an das ober- schlesische Kohlen- und Eisenerzlager angrenzt. Hier fördert man Kohlen, Eisen- und Zinkerze. Hier ist auch das Webgewerbe emporgeblüht, wie in Lodz, das an Einwohnerzahl Düsseldorf gleichsteht. Gegen 100 000 Deut- sche leben in diesem polnischen Manchester. Warschau an der Weichsel, mit etwa 3/4 Mill. Einwohnern, hat viel Maschinenbau und Handel. Schiff- bauholz, Getreide und Wolle strömen hier zusammen und gehen auf unzäh- ligen Kähnen die Weichsel abwärts bis Danzig. Die Hauptbahnen Polens kreuzen sich in Warschau. 10. Das mittelrussische Ackerbaugebiet. Südlich stößt an das nordrussische Waldgebiet ein äußerst fruchtbares Ge- biet, worin man vornehmlich Ackerbau treibt. Es reicht weit nach Süden hin, aber nicht bis an das Schwarze Meer. Es umfaßt Flächen, die mehr- fach größer als Deutschland sind. In ihm gibt es auch große Sumpfgebiete, wie z. B. am P r i p e t, zwischen Polen und dem Dnjepr nördlich von

4. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 146

1914 - Langensalza : Beltz
146 x. Das Kaiserreich Rußland. Hier sind auch große Städte entstanden. Am Dnjepr liegt Kiew; es ist so groß wie Mmberg. Es ist eine der ältesten Städte Rußlands und war auch früher eine Zeitlang die Hauptstadt. Kiew gilt den Russen als heilige Stadt und wird von zahlreichen Wallfahrern besucht. Groß ist die Zahl der Klöster und Kirchen. Sie ist eine starke Festung. Hier handelt man vor allem mit Getreide und daneben gibt es zahlreiche Fabriken. Moskau an der Moskwa zählt über 1 Million Einwohner. Es war früher die Hauptstadt des russischen Reiches. Nach ihr nannte man die Russen Moskowiter. 32 Kirchen zieren die Stadt. Die Himmelfahrtskirche ist im Innern fast ganz vergoldet. Nach der heiligen Stadt Moskau mit ihren 400 Kirchen pilgern ebenfalls Tausende von Wallfahrern. Hier wurden und werden die Zaren gekrönt. Moskau liegt ziemlich im Mittelpunkt Rußlands. Hier treffen viele Bahnen zusammen. Hierher strömen das Getreide der Schwarzerde, das Holz und das Pelzwerk der Waldgebiete, das Vieh der Weidegebiete, die Metalle des Urals zusammen. So ist Moskau mit den vergoldeten Kuppeln seiner Kirchen und Klöster eine reiche Handelsstadt. Nishni-Nowgorod (= Erfurt) liegt an der Wolga, da, wo die Oka einmündet. Sie ist die wichtigste Meßstadt Rußlands. Man hat ein be- sonderes Meßviertel erbaut, das aus 250 steinernen Warenhäusern und 6 500 Warenbuden besteht. In diesen Häusern wohnt niemand. Erst zur Zeit der Messe beleben sie sich. Dann ziehen Scharen von Händlern ein, dann ver- doppelt sich die Bewohnerzahl Nishni-Nowgorods. Dann geben sich die Kauf- leute der Welt hier ein Stelldichein. Wir sehen da die Pelzhändler von Lon- don, Paris, Leipzig, Berlin, Wien, Breslau; sie kaufen von den Jägervölkern und Chinesen. Daneben handelt man mit Woll- und Baumwollwaren. Solche wichtige Handelsstädte sind auch Kasan, Kamara und Saratow an der Wolga. Im Innern liegen Tula, O r e l und Charkow. 11. Das russische Steppenland. Südlich von dem Gebiet der Schwarzerde breitet sich eine dürre Land' schüft aus, die russische Steppe. Die Mederschläge nehmen nach Süden hin immer mehr ab. Es wird daher immer trockener. Die lockere, feine, an sich sehr fruchtbare Erde sieht nicht mehr schwarz, sondern braun aus. Der Wald hört ganz auf, selbst die Bäume werden zur Seltenheit. Das ganze Steppen- land umsäumt das Schwarze Meer und das Kaspische Meer. Es ist zum größten Teile eine tafelförmige Ebene. Die Flüsse haben sich in sie tief eingegraben. Es gibt eine Grassteppe und eine W ü st e n st e p p e. Die russische Grassteppe findet sich nördlich vom Schwarzen Meere. Da es keine Wälder und nur am Rande Hügel gibt, schweift der Blick über weite Flächen hin. Der Winter ist in der Steppe außerordentlich streng, der Sommer ist unerträglich heiß. Fast aper drei Tage weht ein heftiger Steppen- sturm. Im Winter kann man es dann im Freien kaum aushalten; leicht er- friert man Ohren und Nase. Plötzlich naht der Frühling mir seiner lauen Luft und seinen befruchtenden Regenschauern. Nun sprießt und sproßt es allerorten, und bald hat sich ein grüner Teppich über die weite Steppe ge- legt. Da gibt es Gräser aller Art, Tulpen, Hyazinthen, Zwiebeln, Lauch arten, Schneeglöckchen usw. Hier gibt es ganze Geviertkilometer Zwiebeln, dort ebenso große Flächen voll lauter Tulpen. Dann kommt wilder Klee, Schaf- garbe, Hanf, Kümmel, Wicken usw. Die Schafgarbe wird bis 2 m hoch. Die

5. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 148

1914 - Langensalza : Beltz
148 X. Das Kaiserreich Rußland. bewohnt, wie z. B. von den Kalmücken und Kirgisen. Sie leben in Zelten und widmen sich der Zucht ihrer Pferde, Kamele usw. Das Land an der Küste des Schwarzen Meeres ist besser bebaut. Hier sind auch einige bedeutende Städte aufgeblüht, z. B. Odessa, Cherson usw. Odessa, fast so groß wie Breslau, ist die wichtigste See- und Handelsstadt am Schwarzen Meere. Es führt viel Getreide, Häute, Hanf, Flachs, Talg, Schafe und Holz ans. Die Halbinsel Krim streckt sich weit ins Meer vor. Ihr nördlicher Teil ist eine dürre Steppe, aber ihr südliches Gestade ist ein fruchtbarer Garten. An dem Gebirge regnen sich die Wolken ab, es mangelt daher nicht an Mederschlägen. Die Nordwinde haben keinen freien Zutritt, das Wetter ist deshalb mild. Hier gedeihen nicht allein die Obstbäume und die Reben, sondern auch die Zypressen, Mandel- und Myrten- bäume, Ol- und Orangenbäume. Wichtig ist, daß die Insel auch reiche Eisenerzlager birgt. An der Südwestküste liegt der Kriegshafen Sewa- stopol. 12. Rußlands Witterung. Rußland hat eine große Ausdehnung von Westen nach Osten und von Süden nach Norden; es reicht vom 45. Breitengrade bis über den 70. hin- aus. Das sind 25 Breitengrade oder 25 mal 15 = 3750 Kilometer. Sewa- stopol liegt ebenso südlich wie Triest oder Bordeaux; die nördlichsten Bezirke liegen jenseit des Polarkreises. Daher muß es in Rußland große Unter- schiede in der Wärme und Witterung geben. Bei Sewastopol auf der süd- lichen Küste der Krim beträgt das Jahresmittel 12 Grad Wärme, in den kältesten Tundren sinkt es bis auf 8 Grad Kälte; das ist ein Unterschied von 20 Grad im Jahresdurchschnitt! Aber Rußland hat überhaupt starke Gegen- sätze in Wärme und Trockenheit. Es hat Binnenklima mit kalten Wintern und heißen Sommern. In Moskau z. B. hat der wärmste Monat 19 Grad Wärme und der kälteste Monat 11 Grad Kälte, das sind 30 Grad Unter- schied. Bei uns ist der Unterschied zwischen dem wärmsten und kältesten Monat vielleicht 15—20 Grad. Noch viel größer sind die Schwankungen zwischen dem wärmsten und kältesten Tage oder zwischen der höchsten und tiessten Temperatur. Diese steigen bis auf 50—70 Grad und mehr. Moskau hat dieselbe Januarkälte wie Haparanda, aber dieselbe Juliwärme wie Paris. Die Winter Petersburgs sind nur wenig kälter als die Astrachans, die Winter Arch- angels nicht viel kälter als die Orenburgs. Die Meere sind zu weit ent- fernt, als daß sie das Binnenklima mildern könnten. Wir haben im Winter vorherrschend westliche Winde, sie bringen Wärme von: Meere und Golfstrom. Sie sind am wärmsten an den englischen, französischen, holländischen, deut- schen, dänischen und norwegischen Küsten. Je weiter sie nach Osten gelangen, desto mehr haben sie ihre Wärme verloren; endlich sind sie bis unter den Nullpunkt abgekühlt. Je weiter wir nach dem östlichen Rußland kommen, desto kältere Winter und desto niedrigere Temperaturen gibt es da. Wenn aber das Quecksilber auf 30 bis 40 Grad fällt und endlich erharrt, dann heißt es seine Nase und seine Ohren nebst den Füßen und Händen in acht nehmen. Es gibt tm nordöstlichen Rußland manchen Bezirk, wo es kaum einen erwachsenen Menschen gibt, der nicht schon seine Nase oder seine Ohren einmal erfroren hätte. Da reibt man sich die frierenden Glieder mit Schnee; die Bekannten rufen sich beim Vorübergehen zu: „Väterchen, Eure Nase!" Da wundern wir uns rächt, wenn man vielfach nicht bloß Doppelfenster hat,

6. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 152

1914 - Langensalza : Beltz
152 X. Das Kaiserreich Rußland. Kohlenlager gefunden. Roheisen gewinnt es etwas mehr als Österreich-Un- garn und etwas weniger als Frankreich. In Kohlenförderung und Roheisen- gewinnung wird Rußland von Deutschland vielmal übertroffen. Dafür ist seine Ausbeute an G o l d sehr beträchtlich; der Ural liefert gegen 10 000 kg Gold im Jahre. Damit übertrifft es selbst Österreich-Ungarns Goldausbeute um das Dreifache. Das wertvolle Platin wird fast ganz allein im Ural gefunden. Das ist ein wichtiger Vorzug Rußlands; denn alle andern Länder müssen das Platin von ihm kaufen. Zink-, Kupfer - und Silber- erze werden nur in ziemlich geringen Mengen gefunden, Bleierze fast gar nicht. Aber an Salz fehlt es nicht; es wird teilsaus Bergwerken, teils aus Solen, teils aus Strandseen und Salzseen in den Steppen gewonnen. Wichtig ist, daß der Kaukasus reich an S t e i n öl ist. Kein Staat in Europa gewinnt so viel Steinöl wie Rußland, nämlich über 10 Mill. t im Jahre. Man verwendet sehr viel ungereinigtes Erdöl als Heizöl; sonst könnte Ruß- land noch mehr Brennöl ausführen. 16. Rußlands Industrie. Rußland ist vorwiegend ein landwirtschaftlicher Staat und wird dies auch immer bleiben. Ihm fehlen ja die reichen Kohlen- und Eisenvorräte. Den- noch haben einige große Gebiete bereits eine nicht unbedeutende Industrie. Der Flachs- und Hanfbau rief die Leinweberei ins Leben. Die große Schaf- zucht gestattet die Wollweberei. Dazu gesellte sich in neuerer Zeit das Baum- wollgewerbe. So beschäftigt Rußland bereits mehr Spindeln als Frankreich (9 gegen 7 Mill.). Lodz und Tula, Polen und Mittelrußland, sind die wichtigsten Webereibezirke. Neben der Weberei spielt das Eisen- und Metallgewerbe noch eine wich- tige Rolle z. B. in Warschau, Moskau, Tula usw. Berühmt ist die Gerberei; sie liefert uns das haltbare Juchtenleder, das mit Birkenteer be- handelte Leder. Da Rußland viel Talg und Fett erzeugt, ist die Talg-, Lichter- und Seifenherstellung ziemlich verbreitet. Daneben stellen die Zurichtereien kostbares Pelzwerk her. Das Holzgewerbe blüht in den waldreichen Land- schaften. In Seestädten gibt es Schiffsbauanstalten, wie in Odessa, Libau, Riga, Reval usw» Die russische Industrie hat allerdings mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Es fehlte von jeher an tüchtigen Handwerkem und Unternehmern. Sie wurden zumeist aus dem Ausland, aus Deutschland, Österreich, Frankreich usw. herbeigezogen. Aus Deutschland stammen auch zumeist die Leiter, die Werkmeister, die Vorarbeiter der Fabriken. Darum finden wir in allen großen Städten Rußlands viele Deutsche, in Lodz z. B. gegen 100 000. Die russi- schen Arbeiter verlassen im Sommer die Fabrik, um ihre Felder zu bestellen. Damm stehen im Sommer viele Fabriken still. Nachteilig sind auch die zahl- reichen Feiertage. Rußland verehrt viele Heilige: es vergeht kaum eine Woche ohne einen besonderen Feiertag. Das stört und hindert die Arbeit in den Fabriken. Den russischen Bauer stören sie in seiner Arbeit weniger; er plagt sich so wie so nicht zu sehr. Die russischen Arbeiter sind noch nicht recht geschult; sie wechseln zu oft die Arbeit. Sie erhalten zwar sehr wenig Lohn, leisten dafür auch wenig. Deswegen kann die mssische Industrie noch keine hochfeine, gediegene Arbeit verrichten. Sie vermag den einheimischen

7. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 153

1914 - Langensalza : Beltz
X. Das Kaiserreich Rußland. 153 Bedarf noch nicht zu decken, weswegen Rußland gewerbliche Erzeugnisse, vor- nehmlich Maschinen usw., vom Auslande beziehen muß. Aber das wird sich bald ändern. 17. Rußlands Handel und Verkehrswege. Rußland hatte ehemals sehr schlechte Verkehrswege. Die großen Ausdehnungen waren für den Straßenbau nicht förderlich. Von Petersburg bis Astrachan oder von Lodz bis Kasan oder von Odessa bis Archangel ist fast genau so weit wie von Petersburg bis Paris. Das sind ungeheure Strecken. Dazu geht der Weg oft durch recht spärlich bewohnte Gegenden und große Wälder. Auch die sumpfigen Landschaften hindern die Anlegung von guten Wegen. Im Gebiet der Schwarzerde und der Steppen fehlt es an Steinen. Die meisten Wege sind derart, daß sie bei Regenwasser kaum befahren wer- den können. Viele Brücken sind halb zerfallen. Ein schweres Fuhrwerk be- nutzt sie lieber nicht. Am leichtesten ist der Verkehr im Winter, wenn der Schlitten gut geht. In dieser Zeit schafft der Russe gewöhnlich sein Getreide und sein Holz in die Stadt. Der Staat hat nur etliche große Heeresstraßen hergestellt. Es fehlt eben an Geld für den Bau guter und zahlreicher Straßen. Jetzt baut aber Rußland viele Heerstraßen. Rußland hat auch im Verhältnis wenig Bahnen. Seine Bahnen sind ungefähr gerade so lang wie die unsrigen; das heißt, im Verhältnis zur Fläche haben wir zehnmal so viel Bahnen; im Verhältnis zur Bewohnerzahl haben wir doppelt so viel Bahnen. Mittelpunkt des russischen Bahnnetzes ist Moskau. Von hier laufen die Hauptlinien strahlenfömrig aus nach Peters- burg, nach Warschau, nach Orenburg usw. Die russischen Bahnen haben eine größere Spurweite als unsre. Infolgedessen müssen alle Güterwagen an der deutsch-russischen Grenze umgeladen werden; das macht viele Arbeit und Kosten. Nach Österreich und Ungarn fahren unsre Güterwagen, ohne daß sie umgeladen werden; desgleichen fahren die Güterwagen ohne Umladung aus Österreich und Ungarn oder Holland nach Deutschland; das alles erleichtert den Verkehr. Nach Rußland ist wegen der größeren Spurweite der Bahn- verkehr erschwert. Auch die Reisenden müssen an der Grenze alle umsteigen. Zwischen Berlin—wien oder Berlin—paris kann man aber fahren, ohne daß man umsieigen muß; das ist bequem. Rußland hat im Verhältnis zu seinem langen Bahnnetz zu wenig Verkehr; vor allem fehlt es noch an Güterverkehr. Darum hat es hohe Frachtsätze eingeführt; um so mehr sparen die armen Russen die Bahnfracht. In Rußland stehen die Bewohner untereinander viel weniger in Verkehr und Güteraustausch als wir. Rußland hat ungemein viele Wasserstraßen. Seine Flüsse sind wasserreich und wegen des geringen Gefälles meist auch gut schiffbar. Viele können bis nahe an die Quelle befahren werden. Dazu kann man sie bequem durch Kanäle verbinden. Die Weichsel, die Memel und die Düna stehen durch Kanäle mit dem Dnjeprgebiet in Verbindung, das Newagebiet ist mit dem Wolga- und Dwinagebiet verbunden. So stehen die drei Grenzmeere miteinander in Verbindung. Aber die russische Flußschiffahrt wird durch die langen und strengen Winter gehindert. Die Flüsse sind mindestens 4 und manche bis zu 8 oder 9 Monaten zugefroren. Da muß natürlich die Schiff- fahrt ruhen. Im dürren Sommer ist bei manchen der Wasserstand zu niedrig. Immerhin ermöglichen die Flüsse eine bequeme und billige Verbindung in

8. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 155

1914 - Langensalza : Beltz
X. Das Kaiserreich Rußland. 155 fortwährend. Daher werden in einem einförmigen Flachlande die Menschen einander ähnlicher. In den abgeschlossenen Tälem der Gebirge werden die Menschen sich unähnlicher. Da reden die Bewohner eines jeden Haupttales anders und tragen sich anders. In Rußland ist das nicht so geworden. Dennoch gibt es auch hier viele verschiedene Völker und Volksstämme. Mindestens 30 größere Volksstämme leben auf diesem Raume; man kann aber leicht 100 auf- zählen, wenn man die kleinsten auch mitrechnet. Von Asien her sind im Laufe der Zeit immer neue Volksstämme eingewandert. Sie kamen meistens durch das breite Völkertor zwischen dem Uralgebirge und dem Kaspisee gewandert. Viele von ihnen haben sich nach und nach mit andern vermischt; manche haben sich so ganz verloren. Ein Stamm hat nun die Oberhand gewonnen und die Herrschaft über das weite Reich errungen. Das sind die Russe n. Sie wohnten ursprünglich am Dnjepr und in den: Gebiete nördlich davon bis zum Ladogasee. Kiew war die Hauptstadt, die andere war Groß-Nowgorod am Jlmensee. Nach und nach dehnten sie sich weiter aus. Dann ward Moskau ihre Hauptstadt und blieb es auch lange Zeit. Die Russen zählen zusammen über 90 Mill. und zerfallen in zwei Haupt- stämme, in nördliche und südliche. Die nördlichen Russen heißen Groß- r u s s e n. Sie nehmen das ganze Mittelrußland ein und haben sich nun auch weithin über den Norden und Osten ausgebreitet. Sie finden sich jetzt überall im ganzen Reiche, denn sie sind ja der herrschende Stamm, die eigentlichen Russen. Es gibt ungefähr 60 Mill. Großrussen, also gerade soviel Großrussen als Deutsche im Deutschen Reiche. Die Großrussen unterscheiden sich unter- einander fast gar nicht. Sie haben gleiche Körper- und Gesichtsbildung, sprechen eine und dieselbe Sprache und kleiden sich ganz in gleicher Weise. Wer zum ersten Male Großrussen aus Petersburg, Moskau und Nowgorod sieht und hört, der bemerkt kaum einen Unterschied. Die Großrussen sind nicht groß, sondern haben einen gedrungenen Körper; ihr Gesicht erscheint grob und rot; das Haupt- und Barthaar ist hell. Die Nase ist stumpf, das Gesicht oft platt. Die Backenknochen stehen häufig vor. Sie heißen Großrussen, nicht weil sie groß sind, sondern weil sie dem großen Stamme der nördlichen Russen angehören. Die Großrussen sind heiter und sorglos und singen daher oft. Ein lustiges Leben gefällt ihnen mehr als strenge, emsige Arbeit. Dabei fügen sie sich geduldig auch ins größte Ungemach. Haben sie etwas, dann machen sie Lebeschön; haben sie nichts, dann darben sie eben. Sparen und zurücklegen für die Zeit der Not, das ist nicht nach ihrem Sinn. Aber sie hängen an ihrer Familie, sind gegen Arme und Unglück- liche wohl- und mildtätig; doch können sie auch hart, roh und grausam sein, namentlich im Zorn und im Streite. Sehr gastfrei sind sie gegen die eigenen Volksgenossen, wie auch gegen Fremde. Im Kriege geben sie tapfere Soldaten ab; da scheuen sie im Notfälle weder Entbehrungen noch Anstrengungen. Sonst huldigen sie gern der Genußsucht, der Habsucht,' der Trunksucht und Unreinlich- keit. Der Diebstahl ist recht verbreitet unter ihnen. Die Beamten sind sehr unredlich, sie nehmen mehr, als es sich gebührt, sie lassen sich bestechen, sie be- drohen sogar, um Geld zu erpressen. Dabei heißt es in aller Gemütsruhe: Der Himmel ist hoch, und der Zar ist weit; d. h. Der Himmel ist so hoch, daß er unsre Schandtaten nicht sieht; der Zar ist so weit, daß uns sein rächender und stra- fender Arm nicht erreicht. Da wir straflos bleiben, können wir es uns erlauben, unredlich zu sein. Der Staat ist selbst mit schuld, denn er gibt den Beamten einen viel zu kärglichen Lohn. Die Großrussen betrinken sich von Zeit zu Zeit. Sie können wochenlang völlig nüchtern sein, dann müssen sie aber trinken und

9. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 156

1914 - Langensalza : Beltz
156 X. Das Kaiserreich Rußland. trinken, nein saufen, bis sie stockbesoffen daliegen. Haben sie ihren Rausch aus- geschlafen, dann gucken sie längere Zeit kein Glas an. Die niederen Leute trin- ken meistens einen schlechten Branntwein. Widerlich ist ihre große Unsauber- keit. Die niedrigen Wohnungen werden in den langen Wintern kaum einmal gelüftet. In dieser stickigen Lust vermehrt sich das Ungeziefer schrecklich. Der Bauer legt sich in der Regel samt seinem Pelz ins Bett. Höchstens Sonntags kämmt und wäscht er sich. Am Samstag nimmt er ein Dampfbad, doch zieht er seinen verlausten und verwanzten Pelz wieder an, ohne ihn zu säubern. Nach dem Dampfbade wälzen sich manche im Schnee oder begießen sich mit eiskaltem Wasser, um sich abzuhärten. Die Großrussen sind lebendig und haben eine erstaunliche Zungenfertigkeit. Sie geben daher gute Redner und Händler ab. Zum Ackerbau haben sie we- niger Lust. Der ist ihnen zu eintönig, und ihnen gefällt das Herumziehen mehr; sie verteilen sich daher auch leicht übers ganze Reich. Das Handeln und Feil- schen, das Markten und Schachern gefällt ihnen, besonders wenn sie den andern übers Ohr hauen können. Gewerbliche Arbeiten lernen sie rasch, aber mehr oberflächlich. Peinliche Gewissenhaftigkeit ist ihnen lästig. Die Kost ist meist recht dürftig. Fleisch gibt es meist nur an Feiertagen. Sonst begnügen sie sich mit Roggenbrot, Buchweizengrütze und Suppe aus Kohl, Pilzen, saurer Milch und gefrorenem Fisch. Gegorenes Roggenwasser (Kwaß) ist ihr Volksgetränk; schmutzige Verkäufer halten es überall in irdenen Töpfen feil. Daneben trinkt man Tee mit Branntwein. Die Wohnstuben sind rauch- und rußgeschwärzt, voll Schmutz und Ungeziefer. Außer einem plumpen Tische und etlichen roh gezimmerten Stühlen gibt es nur selten andere Möbel. Aber ein kleines Glas- schränkchen enthält ein Heiligenbild, wovor stets ein Licht brennt. Wer eintritt, der verbeugt sich vor dem Heiligen und schlägt ein Kreuz; unterließe man das, so wäre das eine Grobheit und Verletzung sondergleichen. Da die Häuser zu- meist aus Holz gebaut sind, so werden oft ganze Dörfer ein Raub der gefräßigen Flammen. Man legt sehr breite Straßen an und baut die Gehöfte weit aus- einander, um die Feuersgefahr zu vermindem. Die meisten Städte haben kein Pflaster. In dem Winter häuft sich in den Rinnsteinen ungeheuer viel Unrat an; wenn er im Frühjahr auftaut, dann gibt es einen fürchterlichen Gestank; kein Wunder, wenn Rußland öfter von verheerenden Seuchen heimgesucht wird. Die südlichen Russen zerfallen in Weiß- und Kleinrussen. Die Weiß- russen wohnen am oberen Dnjepr bis hin zur Düna und grenzen ziemlich bis an Deutschland. Sie trugen und tragen gern weiße Filzhüte und helle Klei- dung, was ihr Name andeutet. Die Weißrussen standen jahrhundertelang unter polnischer Herrschaft. Sie wurden vom polnischen Adel gehörig geknechtet. Sie haben zum Teil recht unfruchtbare, feuchte und ungesunde Landstriche inne und sind arbeitsam und gutmütig. Ihre Dörfer sind sehr klein. Selten zählt ein Dorf ein Dutzend Häuser, meist nur drei oder vier; häufig liegen die Bauernhöfe einzeln zwischen Wäldern und Sümpfen. Die Kleinrussen wohnen südlich von den Weißrussen. Sie heißen auch Ruthenen und sind schöner, größer und feiner als die Weiß- und Groß- russen. Dazu sind sie lebhafter mrd tätiger. Ihnen gegenüber sind die Groß- russen plump und schwerfällig. Die Kleinrussen sind meist Ackerbauer und Hirten; für Handel und Gewerbe haben sie wenig Sinn. Kiew, Charkow usw. sind die Hauptstädte von Kleinrußland. Die Ukraine ist ihr Hauptgebiet. Die Klein-

10. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 157

1914 - Langensalza : Beltz
X. Das Kaiserreich Rußland. 157 russen betrachten die Großrussen als ihre Unterdrücker, auch die Polen mögen sie nicht leiden. Sie möchten gern wieder frei werden. Die Kosaken sind auch großrussischer Abstammung, sie bestanden ur- sprünglich aus Flüchtlingen, welche sich in die südrussische Steppe geflüchtet hatten, um der Bestrafung zu entgehen. Die Großrussen zahlen etwa 60 Will., die Kleinrussen gegen 24 Mill., die Weißrussen bloß 6 Mill. Die Kleinrussen könnten daher auch heute noch ein eigenes Staatswesen bilden. Klein- und Weißrussen sprechen eine andere Sprache als die Großrussen; doch sind diese drei Sprachen nahe verwandt. In Rußland leben weiter Polen. Sie nehmen zumeist das Weichsel- gebiet ein, doch wohnen sie auch noch in Litauen, am Njemen, in Wolhynien zwischen Galizien und dem Pripet, in Podolien am Dnjestr, wie in Galizien und in der deutschen Ostmark. Insgesamt mag es gegen 17 Mill. Polen geben. Davon leben in Rußland gegen 9 Mill. Die Polen gehören schon den West- slawen an, während die Groß-, Weiß- und Kleinrussen Ostslawen sind. Die Polen sind groß und kräftig und ähneln schon mehr den Deutschen, mit denen sie sich vielfach vermischt haben. Doch sind viele dem Trunk und Spiel sehr ergeben. Dabei haben sie Hinneigung zu Leichtsinn, Unstetigkeit und Unsauber- keit wie die Russen. Der polnische Adel liebt das Französische Mehr als das Deutsche, ja das Deutsche haßt er. Das polnische Volk ward vom Adel in Armut und Knechtschaft gehalten. Darum bestehen die polnischen Dörfer noch heute zumeist aus elenden, mit Stroh oder Schilf gedeckten Holzhütten und Lehm- wänden. Doch nehmen schon viele Polen manches von den umwohnendere Deutschen an. Dazu arbeiten auch viele Polen und Ruthenen während des Sommers auf deutschen Gütern und lernen da vieles, was sie dann zu Hause nachmachen. Sie bringen auch viel Geld mit nach Hause. Östlich von Ostpreußen wohnen Litauer und Letten. Sie zählen etwa 3 Mill. und sind den Slawen verwandt; man nennt sie darum auch Letto- slawen. Sie sitzen zwischen Deutschen und Russen vor allem zwischen Memel und Dürra. In Rußland leben auch viele Germanen. Sie zerfallen in Schwe- den und Deutsche. Die Schweden leben in Finnland; dies gehörte früher lange zu Schweden. Die Deutschen wohnen zunächst in den Ostseeprovinzen, vornehmlich in Kurland, Livland und Esthland, weniger in Jngermanland. Deutsche Kaufleute gründeten Riga; dann kamen deutsche Ritter ins Land und schufen hier ein deutsches Ordensland. Noch heute sind die meisten Großgrundbesitzer Deutsches auch die Bürger der meisten Städte bestehen vorwiegend aus Deut- schen. Die deutsche Sprache wird überall gebraucht. Es gibt deutsche Schulen und deutsche Kirchen, deutsche Vereine und deutsche Gesellschaften. In Polen wie auch in Riga, Dorpat, Dünaburg, Libau, Mitau usw. leben sehr viele Deutsche, namentlich in den Städten (Lodz, Warschau usw.). Deutsche finden sich auch in vielen andern Städten Rußlands, in Petersburg, Moskau, Odessa usw. Die russischen Zaren haben auch viele deutsche Bauern aus Württem- berg, Baden usw. ins Land gerufen und angesiedelt, z. B. von Wolhynien an bis nach der Wolga bei Saratow und Sarepta. Sie haben große Sumpslän- dereien trocken gelegt und urbar gemacht, besonders am Pripet; sie haben bei Odessa, sowie in Bessarabien südlich vom Dnjestr mitten im Steppenlande vrele blühende Bauerndörfer gegründet. Selbst bis an und in den Kaukasus sind sie vorgedrungen. Auch bei Petersburg gibt es schmucke deutsche Bauern- dorfer. Wir finden Deutsche als Offiziere, als Gelehrte, als Arzte, als Apo-
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