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Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
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I. Bodenbeschaffenheit.
95
1. Bild 30 a versetzt uns in den Teil Finnlands, der die Finnische
Pels- und Seeenplatte lieisst. Das Eigentümliche dieser vom Bott-
nischen Meerbusen allmählich aufsteigenden Platte wird am treffendsten
mit den Worten „Felsen und Seeen" bezeichnet. Grosse Strecken zeigen
nackte Felsen, auf denen Blöcke von Granit, Gneiss und Glimmer wild
umhergeworfen sind, „als ob hier der mythische Kampf der Titanen statt-
gefunden hätte". Granitisches Gestein bildet überall die Grundlage der
Flächen. Auch da, wo eine dünne Ackerkrume je nach ihrer Mächtig-
keit Weideland, Acker oder Wald trägt, tritt allerwärts der nackte Fels
als Fussgestell hervor. Aus wogenden Kornfeldern ragen z. B. gleich
Riffen unbedeckte Felsen empor. Auf Äckern sieht man überall zu-
sammengelegte Steinhaufen, und die Wälder des Nordens erhalten durch
grossartige Felsentrümmer ein wildes Aussehen. Neben den granitnen
Felsen bestimmen Tausende von Seeen den Grundcharakter dieser Gegend.
Sie nehmen die andere Hälfte des Bodens ein. Die meisten derselben
sind Einsenkungen ohne jeden Abfluss und durch Kanäle und Flussläufe
untereinander verbunden. Hier erscheinen öfters die Flüsse seeartig und
die Seeen flussähnlich. So kann man auch nicht bestimmt sagen, ob
unser Bild einen finnischen See oder Fluss darstellt. Jedenfalls aber
zeigt es deutlich die mitten im See oder Flussbett, zu Tage tretende
Felsoberfläche und Klippen. Die Wogen brausen über und zwischen
zerbrochenen Granitblöcken, aus deren Spalten Birken und Tannen hervor-
wachsen, dahin. Umrahmt sind diese vielgestaltigen Seeen — siehe M.
und H. — von malerisch geformten, dichtbewaldeten Bergkuppen und
Inseln. Die ausgedehnten Waldungen bestehen meist aus dunklen Nadel-
hölzern und hellen Birken. Zu diesen gesellen sich zahlreiche Faul-,
Wacholder- und Vogelkirschbäume. Es ist begreiflich, dass die finnische
Fels- und Seeenplatte mit ihrer reichen Mannigfaltigkeit und eigenartigen
Naturschönheit immer mehr das Ziel von Reisenden wird.
2. Bild 30b führt uns weitab nach dem Südosten Russlands, an
den mittleren Lauf der von den Russen hochgeehrten „Mutter" Wolga.
Ein Blick auf die Karte lässt sofort erkennen, dass sie der grösste Strom
Europas ist. Sie erinnert schon sehr an die grossen asiatischen Ströme.
Der Mittellauf beginnt da, wo die Wolga in die Tiefebene eintritt, und
endet, wo er unterhalb Saratow durch Steppen fliesst. Die Wolga hat
im Mittellauf durchweg einen ruhigen Lauf und wenig Gefälle. Auf
dieser Strecke (2700 km lang) sammelt sie die reichen Wasservorräte
des Ural. Und diese ausserordentliche Wasserfülle ist die Ursache der
ausgezeichneten Schiffbarkeit des Stromes. Er durchfliesst in einem
300 m breiten Strombette die gesegnetsten Kulturlandschaften Russlands.
Die Uferbildung ist hier, wie bei den meisten russischen Strömen dadurch
eigentümlich, dass sie auf der einen Seite steil abfallend, bergig, dagegen
auf der gegenüberliegenden Seite niedrig und von Ebenen begleitet ist,
die bei Überschwemmungen meilenweit unter Wasser stehen. Die Wolga
ist unter den erstaunlich vielen schiffbaren Wasseradern des sarmatischen
Tieflands die grösste und bedeutendste. Auf dem ganzen Unter- und
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Ortsnamen: Finnlands Russlands Europas Saratow Russlands
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Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
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96
11. Kussland.
Mittellauf fahren grosse, schwere Barken, Dampfer und Segler, deren
Warenlasten erst beim Beginn des Oberlaufs in leichtere Fahrzeuge ver-
laden werden. Unser Bild veranschaulicht deutlich zwei sog. „Barken-
karawanen". Sie bestehen aus 5 und mehr Lastschiffen, die von einem
schweren Dampfer gezogen werden. Kurz: „Die Wolga ist die Lebens-
ader von neun der gesegnetsten russischen Provinzen und die Verbindungs-
strasse von Nord-Europa und Westasien." Der Fischreichtum der Wolga
ist überschwenglich, besonders im Unterlauf. „Wenn der »astrachanische
Hering« zieht, ist der Fluss sozusagen mit Fischen angefüllt."
Ii. Volkswirtschaftliches.
Bild 50g zeigt die Wohnung des Russen auf dem Lande: ein
Wohnhaus nebst Scheune. Beide sind Blockhäuser und gleichen den-
jenigen in den Rodungen Nord-Amerikas. Mächtige Fichten- und Tannen-
stämme bilden die Seiten- und Zwischenwände. Auch das weitvor-
springende Dach wird von hohen Baumstämmen getragen. Nicht alle
russischen Bauernhäuser haben Schornsteine und Fenster. (Bild!) Oft
dienen grosse Löcher, die mit Schiebern versehen sind, dazu, den Rauch
hinaus und das Licht herein zu lassen. Das Innere besteht meist nur
aus einem einzigen Wohnraum. Hier steht der breite, flache Ofen aus
Feldsteinen. Auf ihm wird das Feuer mit groben Tannenscheiten ge-
nährt, das hochauf lodert und den ganzen Raum in dichten Qualm hüllt.
Die Balken wände sind rauchgeschwärzt. An Möbeln sind nur ein plumper
Tisch und einige rohe Sitzbänke vorhanden. Aber dem Eingange gegen-
über steht in einer Ecke in einem Glasschränkchen das Bild eines Heiligen
oder eine Sammlung von Heiligenfiguren. Vor ihm brennen öfters ein
oder mehrere Lichter. Jeder Eintretende verbeugt sich vor dem Heiligen-
bild und schlägt ein Kreuz über Brust und Stirn. In diesem einen
Wohnraum lebt der Hausherr mit seiner ganzen Familie friedlich vereint
bei Tag und Nacht. Während die Frau das schnurrende Spinnrad dreht
oder am Backtrog steht und der Mann einen Schlitten zimmert oder
Schlittschuhe schneidet, kriechen die Kinder spielend am Boden herum.
Ihr Geschrei wechselt mit dem Gackern der zahlreichen Hühnerfamilie ab.
Von hervorragenden
Iii. Bauwerken
in Russland werden uns zwei im Bilde veranschaulicht. Und zwar
1. Der Glanzpunkt von Russlands alter Hauptstadt Moskau an der
Moskwa — der Kreml. Bild 67 a zeigt denselben im Winterkleid.
Im V. sehen wir den glatten Spiegel der Moskwa. Sie ist mit Schlitt-
schuhläufern bedeckt. R. führt eine Brücke hinüber zur breiten Ufer-
strasse jenseits des Flusses. Von dieser Brücke aus können wir am
besten die ganze Pracht des Kreml übersehen. Vor uns liegt auf
einer Anhöhe eine kleine Stadt, bestehend aus Kirchen und Palästen.
Das Ganze ist von einer weissen Mauer mit zahlreichen, zum Teil rein,
gotischen Mau ertürm chen eingeschlossen. Diese sind samt der Mauer
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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Extrahierte Ortsnamen: Nord-Europa Westasien Nord-Amerikas Russland Russlands Moskau Moskwa Moskwa
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Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
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I. Das Alpengebirge.
51
Herrlichkeit und Grösse. Da wircl's wie Geisterstimmen dich mächtig um-
rauschen, und überwältigt wirst du niedersinken vor diesen verkörperten
Gottesgedanken". Das sind hohe Worte des begeisterten Alpenkenners
Berlepsch, S. 2.*)
„0, du bist schön, erhabener Riesendom,
Wenn dich der Himmel freudig überblaut,
Der Sonnenaufgang einen Strahlenstrom
Auf deine starren Augenlider taut." (Beck.)
Manche von ims werden diese Gegend wohl nie betreten. Um so
lieber wollen wir uns durch Betrachtung bildlicher Darstellungen im Geist
dorthin versetzen. Wer die Alpen aufsucht, der gelangt zuerst zu den
1. Voralpen. Sie erheben sich unmittelbar südlich und östlich vom
Bodensee. Auch vom Genfer See aus eröffnet sich uns ein grossartiger
Blick auf Yoralpen. Ebenso können wir von Gmunden in Ober-Österreich
aus die Yoralpen betreten.
Von diesen drei Punkten gewähren uns die bildlichen Darstellungen
den ersten Blick auf das Alpengebiet. Wir beginnen unsere Betrachtung
mit dem Bilde
a) „das Ostende des Bodenseees mit Bregenz und den Appenzeller
Bergen". S. 24 c. Wir stehen im Geiste am nordöstlichen Ufer des Seees,
auf bayerischem Boden. Unmittelbar vor ims (im Y. des Bildes) dehnt
sich ein fruchtbares Hügelland aus. Die Bergrücken sind mit Reben be-
pflanzt. Die hügelige Ebene ist Ackerland mit zahlreichen Bäumen. Dicht
am See ziehen herrliche Parkanlagen hin. Der M. unseres Bildes zeigt
eine weite Wasserfläche. Sie bezeichnet das Ostende des Bodenseees. Das
ganze Wasserbecken umfasst einen Flächenraum von 540 qkm und hat
einen Umfang von etwa 110 km. Das Wasser erscheint hellgrün. Schon
die Römer unterhielten auf ihm eine Flotte. Und heute vermitteln mehr
als 20 Dampfschiffe und viele Schleppschiffe den lebhaften Güter- und
Personenverkehr zwischen den Ortschaften an seinen Ufern. Der krystall-
helle See mit seinen herrlichen Ufern gilt heute noch als ein paradiesisches
Fleckchen Deutschlands. Er wird vom Rhein genährt und durchströmt.
Die Einmündung desselben muss man sich etwas weiter r. von Bregenz aus
denken. Der Rhein wird im See klar und ruhig.
Im H., ganz am Südostende des Seees, dehnt sich die österreichische
Stadt Bregenz aus. Nach Dir wird der östliche Teil des Seees von alters
her der Bregenzer See (Lacus Brigantinus) genannt. Dahinter erheben sich
in mannigfaltigen Formen die Appenzeller Berge. Sie zählen zu den Vor-
bergen der Alpen. Die Hauptspitze ist der schneebedeckte Säntis. Diese
"V oralpen begrüssen gleichsam den Besucher der Schweiz bei seinem Ein-
tritt in die herrlichsten aller Berglandschaften.
b) Wie im Nordosten der Bodensee, so bildet in der Südwestecke
der schweizerischen Hochebene der Genfer See die Grenze. Büd 26 b
veranschaulicht nur den kleinsten östl. Teil desselben. Im Y. zeigt es
*) Vergi. Kutzen S. 47.
4*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
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52
2. Das Alpengebiet.
uns ein herrlich gelegenes und sauberes Schweizerstädtchen mit 8000 Einw.
Vevey ist in unseren Tagen durch die grosse Nestlesche Kindermehlfabrik
berühmt. Die grossen Parkanlagen im Y. gehören zu dem vieltürmigen
Schlosse rechts. Der 1. am See gelegene Turm ist schon 600 Jahre alt.
Er hat lange Zeit als Gefängnis gedient.
Im M. stellt unser Bild das Ostende des Seees dar. Der ganze See
hat die Gestalt eines gegen S. gekrümmten Halbmondes. Seine Schön-
heit wird seit Jahrhunderten gepriesen. Der Wasserspiegel ist tiefblau.
Die Nordseite ist von sanftansteigenden Hügeln umrahmt. Hier reihen
sich zwischen Obst- und Rebengeländen zahlreiche saubere Ortschaften
aneinander. Den grossartigen H. bilden die zackigen, schneebedeckten
Bergspitzen der Walliser Alpen im O. und S. Gegenüber von Yevey
teilen sich die Berge. Aus diesem Thal heraus strömt die Rhône in
den See.
Aber weder die Appenzeller Berge am Bodensee noch die Walliser
Alpen des östl. Genferseees bieten dem Alpenbesucher das wahre Bild der
Alpen. Er muss von beiden Punkten aus weiter ins Innere vordringen.
Das Rhein- oder Rhônethal weisen ihm den Weg in das Herz der Alpen.
2. Die Flussthäler der Alpen sind zweifellos in ihrer jetzigen
Gestalt durch „die unablässig thätige, bohrende, fressende und ausspülende
Kraft des Wassers" entstanden. Durch dieses wurden vorhandene Rinn-
sale erweitert, Untiefen mit Gebirgsschutt ausgefüllt, Gebirgsdämme durch-
brochen. Haben diese Einschnitte gleiche Richtung mit dem Hauptkamm
des Gebirges, laufen sie also parallel mit demselben, so heissen sie Längs-
thäler. Bild 10c veranschaulicht im M. ein langgestrecktes Längsthal.
Im Y. zeigt es ein Querthal. Diese bilden mehr oder weniger einen
rechten Winkel zu den Hauptgebirgsmassen, durchschneiden oft die
ersteren imd steigen stufen- oder treppenförmig aufwärts. Unser Quer-
thal hat sich an dieser Stelle geweitet und zeigt flachen Wiesengrund.
Es steigt rasch bergan und setzt sich als Pass (Sattel oder Joch) über
den Bergrücken fort.
Beide Arten von Thälern haben für die Alpen grosse Bedeutung.
Längsthäler bringen den O. und W., Querthäler den S. und N. in die
mannigfaltigste Verbindung.*) Beide können Haupt- und Nebenthäler
sein. Sie sind von jeher die natürlichsten Verbindungslinien der Alpen-
bewohner untereinander und mit den Nachbarvölkern gewesen. In die
Hauptthäler gehen aus den Nebenthälern ausser Holz die Erzeugnisse der
Alpen Wirtschaft, hier und da auch die Gegenstände häuslicher Kunst-
fertigkeit. Umgekehrt erhalten diese von den Hauptthalbewohnern ihren
Bedarf an Kleidung, Nahrung, besonders Getreide.
Die Haupt- und Nebenthäler verschiedener Systeme sind oft wieder
dadurch miteinander verbunden, dass über die sie trennenden Bergrücken
*) Beispiele von ersteren sind das Rhône- und Vorder-Rheinthal, von letzteren
das Thal der Reusa, Aar und des Rheines von Chur bis Bodensee.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
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I. Das Alpengebirge.
53
Fuss- oder Saumpfade führen.*) Und gerade durch diese über hohe,
mitunter selbst die höchsten Bergrücken führenden Alpenstrassen wird
„der grosse Verkehr, die Verbindung von Ländern und Völkern möglich
gemacht und gefördert'' (Eutzen). Diese Einsenkungen in den Scheitel
der Bergrücken heissen Pässe. Ein solcher Pass ist oft 1—2 Stunden
lang. Bild 10 c zeigt den Furkapass. Er führt vom Rhônethal hinauf
und hinüber ins Thal der Reuss. Er verbindet also den Genfer See mit
der Mitte und dem N.o. der Schweiz. Er ist mit seiner Hochstrasse
— wie alle bedeutenden Alpenpässe — auch eines ,.jener eigentümlichen
Durchgangsthore, in denen das ganze Jahr hindurch tierisches und mensch-
liches Leben dahinströmt" (Kutzen**). Die Bergspitzen zu beiden Seiten
der Einsenkung heissen „Hörner". Sie sind nur selten schneefrei. Hinter
dem mittleren Hause am Wege schlängelt sich ein Giessbach, die Realper
Reuss, hin. Sie entspringt am Furkapasse selbst. Das Gasthaus ist das
Furka-Hotel. "Wie ein solcher Gebirgsbach seinen Weg in die Tiefe
sucht, zeigt uns das Bild S. 14e. Angeschwollen führt er oft dicke
Steine als Geröll mit bergab und verursacht ein furchtbares Getöse.***)
Auf unserem Bilde sehen wir r. das Gasthaus, das schon manchem müden
Wanderer die ersehnte Rast und Erquickung gewährt hat. Links hinauf
führt die Poststrasse über die Furka nach Realp und Hospenthal.
Wir besteigen im Geiste die „Hörner" der Furka. Sie gewähren
eine prächtige Aussicht auf den gewaltigen Rhônegletscherf) und eine
erhebende Fernsicht auf die mit ewigem Schnee und Eis bedeckten
Häupter der Hoch-Alpen.
Der Künstler hat die verschiedenen Alpenregionen in mehreren
Bildern anschaulich dargestellt. Wir betrachten deshalb
3. diejenigen Bilder, welche uns die Mittel- und Hochalpen ver-
deutlichen. Zu diesem Zwecke ist ausser Bild 10 c dasjenige auf der-
selben Seite oben (a) und dasjenige auf S. 74c näher ins Auge zu fassen.
Auf allen drei genannten Bildern stellen Vorder- und Mittelgrund
a) die Mittelalpen dar. Ihre mehr oder weniger steilen Abhänge
sind noch bewaldet, je höher hinauf, desto spärlicher. Und zwischen
diesen zerklüfteten Felsen befinden sich kleinere und grössere Flächen
mit saftigem Grün. Das sind die „Almen" mit ihren würzigen Alpen-
kräutern und ihrem fetten Gras. Bild S. 74 c veranschaulicht recht klar
eine solche „Alm" oder Alp, d. h. Alpenwiese. Die Kräuter und Gräser der
Alpenwiesen sind sehr nahrhaft. Deshalb treibt der Älpler im Sommer
sein Vieh auf diese Weideplätze. (Weiter unten werden wir eine solche
*) So kommt es, dass hohe, weit und breit mit Eis bedeckte Bergrücken
der Alpen wohl Wasser-, aber keine Völkerscheiden sind.
**) Vergi, auch Kutzen S. 89.
***) Verengt sich das Giessbachthal zu einer Schlucht mit steilen, zerrissenen
Felswänden , so entsteht eine „Klamm", auf deren Grunde der Wildbach rauscht.
Hiervon bietet Bild S. Iia eine klare Anschauung.
f) Es sind Eismassen von den wunderbarsten aufragenden Formen. Aus
ihnen bildet sich die Rhône.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
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54
2. Das Alpengebiet.
Alpen Wirtschaft näher betrachten!) Unser Bild zeigt grosse und kleine
Felsblöcke, die umherliegen. Die freistehenden Nadelbäume hat der Sturm
arg zerzaust. Die Grenze der Mittelalpen bildet die Schneegrenze,
auf allen 3 Bildern deutlich zu sehen. Nur diesseits der Schneegrenze
ist Pflanzen wuchs. Zuletzt findet man nur noch Krüppelholz, dürftiges
Gras, Alpenveilchen, Moos und Flechten. Von Tieren leben hier
scheue Gemsen; Murmeltiere und Dachse wohnen in ihren Höhlen, und
hoch oben über den zerklüfteten Felsen horsten die Lämmergeier und
Steinadler.
Jenseits der Schneegrenze ragen nur kahle mit Schnee und Eis
bedeckte Felsen empor. Das sind
b) die Hochalpen. Sie werden auf unseren Bildern als immer neue
und immer höhere Felsengebirge sichtbar. Ihre Spitzen verschwinden in
den Wolken. Die Abhänge derselben fallen oft senkrecht zu den tiefen
Schlünden ab; auf ihnen können Schnee und Eis nicht liegen bleiben.
Die Gipfel der Hochalpen bilden spitze Zacken und Hörner (Nadeln).
Nur da, wo die Abhänge nicht so steil, sind sie mit ewigem Schnee
und Eis bedeckt. Dieser Schnee ist nicht flockig, sondern körnig und
heisst Firnschnee. In dieser Höhe ist alles Leben erstarrt. Nur Flechten
bedecken noch den Fuss der Felsen. Die wildesten Teile der Hoch-
alpen hat noch nie eines Menschen Fuss betreten. Eine besondere Er-
scheinung der Hochalpen sind die Lawinen (besser „Lauinen"). Darunter
versteht man gewaltige Schneestürze. Hat sich der Schnee hier in
grossen Massen angehäuft und ist „trocken" geworden, so genügt der
Flügelschlag eines Vogels und der Knall einer Büchse, um einen solchen
Schneesturz herbeizuführen. Wenn nämlich hoch oben ein winziges
Schneekörnchen sich losgelöst hat, so kommt es ins Rollen. An dieses
setzen sich anfangs nur ganz geringe Schneemassen an. Beim Abstürze
aber wächst der Ballen ungeheuer an. Auch die Geschwindigkeit des-
selben nimmt stetig zu. Schliesslich rast eine ungeheure Masse unter
furchtbarem Getöse, von Schneewolken eingehüllt, in die Tiefe' hinab.
Jedes Hindernis wird mit fortgerissen. Die stärksten Bäume werden
zerknickt, und oft sind ganze Dörfer durch solche Lauinen verschüttet
und zerstört worden.
c) Am Fusse der Hochalpen dehnen sich grosse Eis- und Sclinee-
felder aus. Der Veranschaulichung dieser wichtigen Naturerscheinung
der Hochgebirge widmet unser Bilderschatz auf S. 11 fünf Bilder. Alle
machen uns klar, dass Gletscher grosse, weithingelagerte Eismassen
sind. Diese ungeheueren Eismassen habeu wir uns als „gefrorene Berg-
ströme", als „Flüsse von Eis" zu denken. Bild Iib („Roseg-Gletscher")
zeigt uns die Entstehung der Gletscher. Im H. ragen hohe Berge
empor. Die dazwischenliegenden Mulden sind mit Firnschnee gefüllt.
Sobald die Luft sich erwärmt, schmilzt er zu kleinen, erbsengrossen
Körnern zusammen. Das Schmelzwasser sickert zwischen den Körnern
hinab. So bilden die unteren Schichten zusammenhängende eisige Massen,
die, oft Quadratkilometer gross, die Klüfte des Hochgebirges füllen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Ii. Volkswirtschaft.
55
Man nennt diese eisigen Schneemassen „Firnmeere". Aus ihnen ent-
stehen durch Gefrieren die Gletscher. Aus den Hochthälern gleiten
die Eismassen allmählich nach unten. Hierbei werden grosse und
kleine Felsstücke mit fortbewegt. Alles das ist auf unserem Bilde
deutlich zu sehen. Häufen sich die Schutt- und Steinblöcke an den
Seiten der Gletscher, so werden diese „Moränen" genannt. Solche Schutt-
wälle sind auf unserem Bilde ebenfalls verdeutlicht. Die auf dem
Gletschereis liegenden (siehe Y.) Felsstücke heissen „Gletschertische".
Bild c zeigt, wie die Gletscher bei ihrem Vorrücken zur Schneegrenze
allmählich abtauen, d. h. zurückweichen. Dabei bilden sich am unteren
Teile der Gletscher oft schauerliche Gewölbe. Aus ihnen brechen dann
in ansehnlicher Stärke — wie Bild c klar veranschaulicht — die Schmelz-
wasser als Bäche hervor. So entstehen z. B. Rhein und Rhône aus den
gleichnamigen Gletschern. Die Gletscher sind die Vorratskammern der
Wasserschätze für die angrenzenden Länder. Sie nehmen also im Haus-
halte der Natur eine wichtige Stelle ein. — Gewöhnlich kommt das jährliche
Abtauen der Gletscher unten dem jährlichen Vorrücken derselben von
oben her gleich. Manchmal aber weichen auch die Gletscher zurück,
d. h. sie werden kürzer und schmaler. Einen solchen Gletscher sehen
wir Bild e. Die Moränen r. und 1. lassen deutlich erkennen, dass
der Gletscher vordem ausgedehnter war.
Bild f stellt eine Gletscherbrücke dar, die sich über einen
tiefen Abgrund gebildet hat. Dass beim Betreten dieser schwachen Eis-
flächen die grösste Vorsicht angewandt werden muss, ist klar. Nur die
kühnsten Alpenbesteiger wagen es, werden dabei aber von zwei Männern
an Stricken gehalten. Unser "Wagehals nähert sich gerade der gefähr-
lichsten Stelle.
Von den Bildern, die das Alpengebirge (Bodenerhebungen, Thäler,
Pässe, Gletscher) veranschaulichen, wenden wir uns denjenigen zu, welche
ein interessantes Stück
Ii. Volkswirtschaft
in den Alpen erkennen lassen. Bild 74c zeigt uns eine Alp oder Alm
in den Mittelalpen. Wir betrachten
1. zunächst die ganze Gebirgslandschaft, wie sie unser Bild dar-
stellt. Wir befinden uns in den obersten Regionen der Mittelalpen, nicht
weit von der Schneegrenze. Im H. ragen die mit ewigem Schnee und
Eis bedeckten Gipfel der Hochalpen bis in die Wolken empor. Im M.
ist deutlich
1) ein hochgelegener Alpensee oder Hochsee zu sehen. Solche
Wasserbecken füllen die tiefen und weiten Risse und Vertiefungen
zwischen den hohen Bergen aus. Ihre Abflüsse sind häufig unterirdisch.
Die Gletscher senken sich zu ihrem Wasserspiegel herab, und so erhalten
sie das Schnee- und Eiswasser aus erster Hand. Mehr als die Hälfte
des Jahres liegen solche Gewässer in Eis und Schnee begraben. Manche
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
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2. Das Alpengebiet.
von ihnen frieren bis auf den Grund zu, so dass sie sich in zusammen-
hängende Eisklumpen verwandeln, die oft jahrelang nicht auftauen. Sie
heissen daher Eisseeen. Die Eigentümlichkeit der Hochseeen ist Einsam-
keit in der öden, kahlen Region der Hochalpen. Kein Fisch belebt, kein
grünendes, blumiges Ufer schmückt sie. Oft sind sie krötenreich, und
ihr Grund ist mit Steinen bedeckt. Der Alpensee auf unserem Bilde
liegt noch in dem Baumrevier. Die Alpenbewohner haben diesen
Hochseeen z. T. sehr eigentümliche Namen gegeben. Sie heissen im
Yolksmund „Toten-, Hexen-, Trüb-, Moos-" u. s. w. Seeen, weil der Volks-
glaube allerlei abenteuerliche Sagen von bösen Geistern an dieselben
knüpft. Auch diese Alpenseeen haben ihren besonderen Zweck für den
Haushalt der Natur. Sie geben manchen Bächen ihren Ursprung, und
das Alpenvieh löscht an ihnen seinen Durst. Im Y. des Bildes dehnt
sich eine
2) Alm oder Alp, d. h. eine Alpenwiese, aus. Auf diesen grösseren
und kleineren Flächen wachsen würzige Alpenkräuter imd fettes Blätter-
gras. Es steht sehr dicht, ist aber zu kurz, um abgemäht werden zu
können. Diese Kräuter und Gräser sind ausserordentlich nahrhaft. Zwar
ist hier oben 8 bis 9 Monate lang Winter und dann alles wie erstorben.
Sobald aber im Mai der Schnee schmilzt, erwacht ringsum kräftiges Leben.
Zwischen den auf der Alm umherliegenden Felsblöcken und Baumstümpfen
wird alles grün. An den Felsen und Klüften erblühen herrliche Alpen-
rosen und Alpenveilchen.
Die Alm ist der "Weideplatz für das Yieh im Sommer. Hier baut
der Senne seine Alm- oder
a) Sennhütte. Die drei Hütten auf unserem Bilde sind gegen
den Bergfels oder an den Kiefernwald gelehnt. Sie sind aus rohen Balken
gezimmert und ruhen auf Steinen. Die vier Bretterwände bedeckt ein
ziemlich flaches Dach. Es wird mit grossen Steinen beschwert und so
gegen die Gewalt des Windes gesichert. Das Dach steht ringsum weit
vor. Unter diesem Yorsprung werden Holz, Heu und Gerätschaften vor
dem Regen bewahrt. Die Almhütte besteht nur aus einem einzigen
Zimmer, ohne Tisch und Stuhl. Es ist Küche und Lagerstätte zugleich.
Hier befindet sich über dem Feuer der grosse Milchkessel. An einer
Seite ist auf duftendem Heu das Nachtlager. Der hintere Teil der Hütte
dient als Stall für das Yieh. Über der Stube befindet sich der Heu-
boden. Die Thüre zur Sennhütte steht meist angelweit offen. Nur ein
niedriges „Gatter" ist lose angelehnt, damit das Yieh nicht hinein kann.
Vor Räubern und Dieben fürchtet sich der Almer nicht; denn so hoch
giebt's keine Schätze mehr zu stehlen. Auch sieht man an 2 Hütten
eine Axt Fenster, natürlich ohne Scheiben. Wie ärmlich aber auch die
Sennhütte sein mag, — die Almer freuen sich auf die Höhe. Denn sie
gewährt ein freies Leben.
Der Schatz des Sennen ist seine Herde. Sie besteht aus Kühen,
einigen Schweinen und Ziegen. Tagsüber weiden diese auf den herr-
lichen Matten und gehen dabei sicheren Schrittes oft dicht an Abgründen
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Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
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Ii. Volkswirtschaft.
vorüber. Die Rinder im Gebirge sollen ein gut Teil Verstand und Klug-
heit besitzen.*) Jede Kuh wird mit einem besonderen Namen angerufen:
„Die Hinked, die Stinked ; die B'bletzed, die G-schegget; die Gflecket,
die Blässet; die Schwanzert, die Tanzert; Glinzeri, Blinzeri; d'lehneri,
d'fehneri; d'schmalzeri, d'hasleri, d'moseri; 'shalböhrli, s'möhrli; die
erst Gel ond die Alt; der Grossbuch ond die Ruch; d'langbeneri, d'hag-
leneri".**) Abends ziehen die Sennerinnen über die Alm und rufen
den Kuhreigen (siehe bei Berlepsch S. 348): „Wo bist du denn, mei
Gamslo, mei Hirschlo? he do, he da! Kriagst an Klee, kriagst a woachi
(weiche) Streu, kriagst a Federi Heu! Seh, Koissl, seh, kimm Koissle,
he do!" Auf solchen Ruf kommen sie mit ihren Glocken und Schellen
herangezogen von allen Seiten, ernst und behäbig, besonders die Glocken-
trägerinnen, die sich auf diesen ihren Beruf nicht wenig einbilden.
Auf der Alm führen
b) die Sennerinnen und der Senne das Regiment. Ihnen ist
der Halterbub beigegeben. Sie stehen im Dienst ihres Herrn, der drunten
im Thale wohnt. Ihr ganzes Bestreben ist darauf gerichtet, dem Dienst-
herrn möglichst viel Käse und Butter zu gewinnen.
a) Die Sennerin ist gewöhnlich an die vierzig Jahre. Sie ist ihr
Lebtag mit Kühen umgegangen und versteht die Bereitung von Butter
und Käse. Sie ist für die ganze "Wirtschaft verantwortlich. Den ganzen
Tag schafft sie in der Küche und im Stall. Sie besorgt das Füttern
und Melken. Sie ist auch jetzt (siehe Bild!) im Begriff die Kühe zu
melken, wird aber von einem vorübergehenden Alpenjäger angesprochen.
Ganz besonders liegt ihr die Butter- und Käsebereitung ob. Sobald die
Milch im grossen Kessel warm geworden ist, bringt sie dieselbe durch
ein Stück vom gedörrten Kalbsmagen zum Gerinnen. Aus diesem fetten
Käseteig wird dann der bekannte Schweizerkäse bereitet.
ß) Der Senne oder „Almbub" ist meist auch ein Vierziger. Sein
Bild fehlt an dieser Stelle, ist dafür aber auf Seite 39 bei q um so
*) Corrodi sagt von ihnen: „Die Alpenkühe haben Intelligenz. Wenn du
bergan gehst über die Weiden und die schönen Tiere erheben den Kopf so klug
und fragend nach dir, dann meinst du, du müsstest ihnen den Pass vorzeigen ! —
Das sind keine Kühe, wie sie im Land unten vor alle möglichen Fuhrwerke gespannt
und abgekarrt werden, dass man an den Hüftknochen den Hut aufhängen könnte, —
dass sind Honoratioren, bewusstvoll, sich fühlend, nicht V i e h mehr, sondern Tier.
Glaubst du, ein Thalkühlein würde Empfindung zeigen, wenn sie die grosse Glocke
getragen und man sie ihr wieder abnähme? Nein. Geh aber und frag, wie die
Leitkuh traurig wird und nicht fressen mag, wenn man sie ihrer Glocke beraubt."
Siehe bei Berlepsch a. a. 0. S. 350. Vergi, auch Schiller in Tell (1. Scene): Fischer
und Jäger loben die Kühe Kuonis „Ihr habt ein schön Geläute — und schmuckes
Vieh — Wie schön der Kuh das Band am Halse steht!" Darauf antwortet
Kuoni, der Hirt: „Das weiss sie (die Leitkuh) auch, dass die den Reihen führt,
und nähm' ich ihr's, sie hörte auf zu fressen". — „Denn", sagt der Jäger, „das
Tier hat auch Vernunft!"
**) A. a. 0. 348.
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2. Das Alpengebiet.
schöner wiedergegeben. Auf den Alpstock in der Reckten gestützt, steigt
er bergan. Die Linke steckt in der kurzen Hose. Mit aufgerollten
Hemdärmeln, offener "Weste und ohne Kopfbedeckung, so geht's bergauf.
Auf dem Rücken trägt er den Melkeimer. Er schaut uns, sein kurzes
Pfeifchen rauchend, vergnügt an. Mit Lernen ist er sein Lebtag nicht
geplagt worden. Genau weiss er selbst nicht, wie alt er ist. Denn
mehr als die Namen der Rinder braucht er nicht zu wissen. „Diese
sind ihm aber sehr zugethan, als ob er einer der ihren wär'" (Rosegger).
Er ist Hüter der Herde. Er treibt sie morgens auf die Weide und
führt sie abends wieder in den Stall.
y) Beide, Almbub und Sennerin, führen hier oben ein freies, fried-
liches Leben. Sie essen aus einem Topf die gekochte Milch und das
aus Mehl und Schmalz in der Pfanne bereitete Schmalzmus. Dies ist
die Nationalspeise der Schweizer und wird der „Sterz" genannt. „Ewig
jung sind die alten Liedchen, die er summt und die sie singt." Sie
haben für alles ihre Lieder und Liedchen. Zieht clraussen die kalte
Abendluft vorüber und gleichzeitig ein Gewitter herauf, so schieben sie
den Holzriegel vor die Thüre und beten ein Yaterunser. Das ist ja
genug. Dann sagt sie zu ihm: „Buberl, steig' hinauf in dein Heu!"
Dieser lehnt eine Holzleiter an die Wand und klettert durch eine Öffnung
auf den Heuboden. Hier zieht er Schuhe und Jacke aus und legt sich
ins duftige Heu. Sie thut desgleichen unten in der Stube. So geht
Tag um Tag dahin!
Der Handbub kommt soeben vom Thal herauf. Er trägt den Sack
mit Mundvorräten auf dem Rücken. Sein Saumrösslein ist mit Kübeln,
die zur Zubereitung von Butter und Käse nötig sind, beladen.
c) Nun wollen wir noch hören: Wie die Senne bezogen und
wieder verlassen wird.
a. Die Sommerweide im Thal kann für 20 und mehr Rinder das
Futter nicht aufbringen. Wenn deshalb im Frühling die Hochmatten
ergrünen, öffnen sich im Thal die Ställe und Gehöfte. Bekränzt und
mit klingenden Schellen, hüpfend und blökend, zieht die Rinderherde,
ziehen auch Ziegen und Schafe, selbst Schweine den sonnigen Höhen
zu. Dabei klingt das Jodeln der Sennerinnen und das Jauchzen der
Halterbuben gegen den Felsen.
¡3. Und ist der Herbst dann gekommen, so rüsten sich die Senner
zum Aufbruch. Der Tag, an dem Menschen und Tiere in langem Zuge
von der Alm ins Thal zurückkehren, ist ein Festtag. Alles ist bekränzt.
Der Glockenkuh wird der Melkstuhl zwischen die Hörner gebunden.
Johlend und jauchzend geht es langsam bergab.
„Ihr Matten lebt wohl, ihr sonnigen Weiden!
Der Senne muss scheiden, der Sommer ist hin.
Wir fahren zu Berg, wir kommen wieder,
Wenn der Kuckuck ruft, wenn erwachen die Lieder,
Wenn mit Blumen die Erde sich kleidet neu,
Wenn die Briinnlein fliessen im lieblichen Mai.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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