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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 76

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
76 Der Unterharz. Husaren namens Hamburg, der im Siebenjährigen Kriege nebst zwei Kame- raden den Herzog vor französischer Gefangenschaft rettete. Znm Dank für die tapfere Tat versprach der Herzog, jedem einen Wunsch zu erfüllen. Der eine wünschte sich ein Backhaus, der andere eine Schmiede, der dritte eine Schenke. Der Herzog ließ diese Häuser an der Stelle erbauen, wo seht „Hamburg" steht. — Das 333 m hoch gelegene Wendefurt ist ein alter Weiler mit nur 30 Einwohnern; seine Lage zwischen herrlichen Höhen (Schöneburg) und Wäldern (die sieben Gründe) machen es zum Luftkurort geeignet. Ähnliches gilt von dem Dörfchen Altenbrak (400 E.). Ein Teil der forellenreichen Bode wird hier durch den 370 m langen Tunnel der Schöneburg geleitet, uni die Holzschleiserei zu bedienen, und dann durch einen Aquädukt dem Flusse wieder zugeführt. Treseburg (175 E.) kündigt sich schon mit seinen zahlreichen Gasthöseu als oberes Eingangstor zu dem be- rühmtesten und besuchtesten Teile des Bodetals an. Auf der 10 km langen, 170 m fallenden Strecke von hier bis Thale durchbricht der Bach zunächst einen mächtigen Granitselsen. Die riesigen, wun- derlich gestalteten Blöcke, die wir im Flußbett und in seiner Umgebung bemerken, sind nach Ansicht der Geologen durch die auswaschende Tätigkeit des Wassers im Gestein entstanden. Auch hier traten früher wie im Okertale die Felsen so nahe an den Fluß, daß der Raum zur Anlage eines Fußweges erst mühsam durch Sprengungen gewonnen werden mußte. Zu der Erhaben- heit der Felsbildungen gesellt sich die bunte Schönheit des Baumwuchses, zu der neben Buchen und Fichten Eichen, Birken, Eschen, Ahorne, Ulmen, Eiben wetteifernd beitragen. Drunten aber wälzt der durch die Luppbode verstärkte Fluß, einem Helden vergleichbar, der zornig die Ketten sprengt, schäumend und tosend seine Wassermassen durch das eingezwängte Bett. Erfüllt von Schauer und Bewunderung betrachtet der Wanderer dies großartige Schauspiel der Natur, besonders von der Teufelsbrücke, die über den Bode- kessel führt. Von hier ans steigt l. ein in 18 Windungen angelegter Weg, die Schurre, zu dem 403 m hohen Felsen Roßtrappe hinan. Gegenüber liegt 250 m über der Bode der noch höhere Hexentanzplatz, der eine einzigartig schöne Aussicht ins Gebirge und in die Ebene gewährt. Einst, so erzählt die Sage, wollte der wilde Böhmenkönig Bodo des Harzkönigs schönes Töchterlein Brnnhilde zur Gemahlin haben; sie aber mochte ihn nicht leiden und floh vor ihm. Als sie nun aus den Hexentanzplatz kam, wo die bösen Geister des Gebirges ihre nächtlichen Tänze aufsühren, scheute ihr Pferd vor dem tiefen Abgrunde, der sich vor ihm auftat. Brunhilde aber

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 18

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
18 Die südbayrische Hochfläche. laus gleichen sich täuschend bei fast allen diesen Ge- wässern; die meisten strömen in gleicher Linie von Siid- West nach Nordost. Bei den Tälern des Lech, der Isar. Jller, Amper, Paar, Glon, Znsamm, Schmutter usw. ist allenthalben, sowie sie den äußersten Damm des Hoch- gebirges durchbrochen haben, die Talweitnng unoerhält- nismäßig breit gegeu die Höhe der umsäumenden Hügel und die Masse des Wasserlaufs. Sonst bändigt und beherrscht in der Regel der Berg, ja der Hiigel den Fluß oder Bach, zwingt ihn um seine Ecken und Vorsprünge sich zu beugen: die Felsen und Höhen sind die Riesen,, und die Bäche, zu ihren Füßen sich windend, die Zwerge. Hier dagegen sieht es aus, als ob die Hügel den Bächen nachliefen und obendrein stets iu ehrerbietiger Ent- fernuug: diese Alpenströme ohne Alpen sind die Riesen,, und die Hiigel ohne sichtbaren Felsenkern mit rundlichen Formeu die Zwerge. Man sieht fast überall zu viel Himmel und zu viel Erde. Die größern Flüsse dieser Hochfläche haben 'selten ein geregeltes Bett, sie laufen fast überall iu zahlreiche Zweiggeflechte und Seitenarme auseinander und neh- men mit nutzlosen Jnselchen, Saud- und Geröllbänken, Altwassern, kleinen Sümpfen dreimal mehr Platz eiu, als ihnen von Rechts wegen gebührte. In diesen schwer zugänglichen Flußaueu herrscht oft noch Urwildnis. Denn es sind diese Flüsse noch nicht Kuechte der Gesit- tüug, sondern wilde Feinde derselben. Sie hemmen den Verkehr, statt ihn zu belebeu. Die menschliche Ansiedelung bat sich nicht au ihren Ufern gesammelt, sie ist ihnen viel- mehr möglichst weit ausgewichen. Das Schwemmland, welches das Hochwasser heuer geschaffen, wird im nächsten Jahre wieder verschlungen von den tobenden Fluten. Vielleicht zeigeu sie nur in einer einzigen regnerischen Sommerwoche ihre volle jähe Zerstörungswut, aber eiu paar Stuuden genügen dann, um deu Acker, welchen man jahrelang dem Element mühselig abgetrotzt, in eine für immer zur Kultur unfähige Geröllbank zu verwandeln.

3. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 10

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
10 Auch sonst haben in dieser Gegend Zwerge gewohnt, so z. B. im nahen Burgberge, auf dem ehemals die Homburg stand. Aber sie sind nun längst fortgezogen, weil sie sich, wie sie sagten, vor den Menschen nicht mehr halten konnten. Bei Holzminden liefsen sie sich über die Weser fahren. Der Schiffer, welcher sie überschiffte, fuhr mehrmals hinüber, ohne irgend etwas zu sehen; nur merkte er jedesmal, dafs das Schiff schwer beladen sei. Als er das letzte Mal hinüberfuhr, war auch der König der Zwerge mit im Schiffe. Dieser nahm seinen Hut ab, wodurch er sichtbar wurde, und setzte ihn dem Fährmann auf; zugleich sprach er zu ihm, er solle nun auch sehen, wen er eigentlich übergefahren habe. Der Schiffer aber, der jetzt alles wahrnehmen konnte, sah das ganze Feld vor sich vom Volke der Zwerge dicht bedeckt. Schliefslich wurde er noch von dem Zwergkönige für seine Dienste reich belohnt. Schambach und Müller, Niedersächsische Sagen. 12. Die Hünen. Vor den Menschen sind die Riesen im Lande gewesen. Ihre ungeheure Gröfse hann man daraus sehen, dafs aus einer Hünen- rippe, welche sich in der Kirche zu Gandersheim befand, eine ganze Bank gemacht werden konnte. Die Riesen verachteten die Menschen wegen ihrer Kleinheit und sagten, als dieselben ins Land kamen, ivas diese Erdwürmchen ivohl wollten. — Nun sind die Hünen längst von der Erde verschwunden, aber die Erdivürmer sind noch da. Bei dem Dorfe Ahrholzen südwestlich von Stadtoldendorf steht auf einem Acker ein Denkstein, welcher der Kreuzstein heifst, weil auf ihm ein Kreuz ausgehauen ist. Dieser Stein ist von der Homburg und der Burg Eberstein ungefähr gleich weit entfernt, von beiden etwa eine Stunde. Hier kamen die beiden Hünen, welche auf der Homburg und dem Eberstein wohnten, oft zusammen und gaben sich die Hand. Jeder von ihnen brauchte von seiner Burg aus nur einen einzigen Schritt zu thun, um dahin zu gelangen. Einst hatte der Besitzer des Ackers den Stein, der ihm sehr im Wege war, ausgegraben;

4. Deutschland - S. 75

1886 - Breslau : Hirt
75 ehemaligen Rolandsburg, welche der Paladin Karls des Großen, Held Roland, erbaut haben soll. Unten im Strome, von seinen Wellen freundlich umschmeichelt, liegt das liebliche Eiland Nonnenwerth mit den hell glänzenden Kloster- gebänden und den waldumhegten Gärten. Ruine und Insel leuchten als Schauplatz der dem Schillerschen „Ritter Toggenburg" zu Grunde liegenden Sage im Glänze der Poesie. Viele schmucke Landhäuser zieren die Umgebung von Rolandseck, und auf dem rechten, durch das Siebengebirge vor den rauhen Winden geschützten Ufer reiht sich eine Villa an die andere. Hier sproßt und Schloß Stolzenfels. Eingang. blüht noch die Rebe, hier reift die Traube zu einem köstlichen Wein, der am nahen Drachenfels, auf dem der Sage nach Siegfried eine seiner Heldenthaten verrichtete, den Namen „Drachenblut" führt. Wie der Godesberg am linken Ufer trägt auch der Drachenfels zur Rechten des Rheins epheuumranktes Gemäuer und zerborstene Trutztürme, die letzten Erinnerungen an die roman- tische Zeit des Rittertums. Unterhalb des Siebengebirges treten auf beiden Seiten die Berge allmäh- lich vom Strome zurück, der nun in die große niederrheinische Ebene eintritt und langsam und bedächtig seinem Ziele zuwallt. Einst bedeckte das Meer

5. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 211

1881 - Leipzig : Spamer
Burtscheid und Frankenberg. 211 Einer der beliebtesten Ausflugorte der Aachener ist der „Lousberg", ein mit prachtvollen Waldanlagen gekrönter Sandhügel. An der von den Franzosen zur Zeit der Okkupation zu Vermessungszwecken aufgerichteten Pyramide hat man den herrlichsten Blick auf die zu Füßen liegende Stadt, weit hinauf zur hohen Veen, den Ardennen und dem Eifelgebirge und weit hinab in die belgischen und holländischen Niederungen. Umdenlousberg schwebt eine eigentümliche Sage. Das Polytechnikum in Aachen. Als der Teufel von den Aachenern mit der Wolfsseele so schändlich betrogen worden war, sann er auf Rache. Ueber seine bösen Pläne nachbrütend, geht er am Strande des Meeres einher. Da springt er hin, rollt eine große Sanddüne auf, nimmt sie auf die Schultern und schleppt sie auf Aachen zu, um damit samiut und sonders die Stadt zu bedecken. Der Schutzpatron der Stadt sieht jedoch früh genug die Gefahr und erhebt einen Wind, der dem Teufel den von der Düne herunterfallenden Sand in die Augen treibt, so daß er kaum den Weg finden kann. Er glaubt sich immer noch weit von Aachen entfernt und fragt ein altes Weib, das ihm begegnet, um den geradesten Weg dorthin und die Entfernung. Dieses kannte jedoch Meister Urian noch- von der Wolfsgeschichte her und dachte wol, daß er Schlimmes gegen Aachen im Sinne habe. „O", antwortete ihm das Weib, „von hier bis Aachen ist noch sehr weit, lieber Herr. Seht, diese durchlöcherten Schuhe habe ich nagelneu angezogen, als ich von Aachen fortgegangen bin, da werdet ihr die Last noch lange tragen müffen." Das ward dem Teufel zu weit, er wirft den Sandberg hin, glücklicherweise aber nach der linken Seite; hätte er nach rechts die Last abgeworfen, so wäre die 14*

6. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 9

1880 - Leipzig : Spamer
Der Rhein bis zum Bodensee. 9 häufige Ueberschwemmungen der Niederungen, die an fruchtbaren Stellen mit Mais bepflanzt sind. Auf dem linken Ufer begleiten uns bis zur Ausmimduug des Thals die Appeuzeller Berge; freundliche Dörfer und Villen blicken von den Vorbergen herab, die mit Rebgeländen und Obst- gärten bepflauzt sind; unter ihnen über Rheineck der Luftkurort Heiden, von Rorschach ans mit einer Eisenbahn erreichbar; etwas tiefer das reizende, in geschmackvollstem Stil umgebaute Schloß des Fürsten von Sigmaringen, die Wein bürg; rechts über den Rhein Ausblicke nach dem Vorarlberg?, nach dem Pfändler und dem vielbesuchten Gebhardsberg bei Bregeuz. Die letzte Station, Dorf Staad, bezeichnet die Grenze des Rheinthals. Früher Landungsplatz, versandet der Ort seit Erbauung des Hafeus von Rorschach und Errichtung der Rheinthalbahn immer mehr. Obwol von Sargans an die Appenzeller Berge der Landschaft auf dem linken Ufer den Charakter geben, so gehören doch die Rheinniedernngen und nächsten Abhänge dem Kanton St. Gatten an. Es ist die industriereiche Landschaft Toggenburg, mit dem Geburtsort des Reformators Zwiugli, Wild- Haus, drei Stunden von Station Haag entfernt, die, den Kanton Appenzell umschließend, in ihren Ausläufern in das Rheinthal sich herabsenkt. Das Oberrheinthal ist arm an Sagen und Sagengestalten. Die wildverheerenden Mächte, die in demselben von Alters her walten, ließen die freundlichen Gestalten harmloser, im Mondschein den Reigentanz haltender Nixen und Feen nicht aufkommen; höchstens sind es unheimliche, uuheilver- breitende Schreckgestalten, die in der Erinnerung sich sesthielteu. Reicher sließeu die Erinnerungen aus den Fehden der Rittergeschlechter unter einander und mit den Städten und Bürgern, derer von Montfort, von Werdeuberg und Toggenburg. Das Leidenschaftliche, Gewaltthätige des Treibens auf diesen mittelalterlichen Burgen veranschaulicht die vou Simrock behandelte Sage: „Jtha vou Toggenburg", nach welcher diese von ihrem Gemahl aus bloßen Verdacht der Untreue hin in den Abgrund gestürzt, aber durch gute Geister erhalten und gerettet wird. Schon hier ist die religiöse Romantik mit der Legende verwoben; sie bildet auch die ganze Erzählung in Schiller's Ritter von Toggenburg, der, als seine Geliebte nach seiner Rück- kehr aus dem Kreuzzuge den Schleier genommen, sich eine Hütte in des Klosters Nähe erbaute, vom Morgen bis zum Abend nach dem Klosterfenster blickend, die Erscheinung der Lieblichen zu erhaschen, bis ihn der Tod überraschte: Und so saß er, eine Leiche, Eines Morgens da, Nach dem Fenster noch das bleiche Stille Antlitz sah.

7. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 359

1882 - Leipzig : Spamer
Der untere Lauf der Havel. 359 Der untere Lauf der Kavel. Nur zwei größere Orte liegen an der Unterhavel — es sind die Städte Rathenow und Havelberg. Aber eine Fülle vou Dörfern lagert sich um den Strom; Ziegeleien treten hier und da wie zierliche Spielwerke aus dem Grün der Landschaft hervor, und in Zügen gleiten die Segelkähue den Fluß hinauf und hinab, riesigen Wasservögeln mit aus- gebreiteten Schwingen vergleichbar. Fortschleppen von Geiseln durch die Quitzows. Zeichnung von B. Mörlins. Sie haben wacker zu tragen, diese sogenannten „Hamburger Nebenkähne" oder Magdeburger und Berliner Fahrzeuge, oft bis 150,000 kg; dafür aber haben sie auch eiue Länge von 42 in. Langsam ziehen sie dahin — ab und zu ertönt ein langgedehntes „Ohoi!" der Schisser — selten ein Lied. Hier in der Nähe des Dorfes Molkenberg ist sagenberühmtes «Land. Mitten auf einer Insel der Havel liegt der Pilatusberg, in dessen Tiefe ein Raubritter mit all seinen Schätzen versunken ist. Die holden Schatzjungfrauen der ger- manischen Sage hüten nach dem Volksglauben noch heut den unterirdischen Hort. Ihr heiliger Hain, aus mächtigen Eichen gebildet, hat leider in der

8. Charakterbilder aus Deutschland - S. 74

1887 - Leipzig : Hinrichs
74 Die Sage von der Roßtrappe. Auf dem Boden der Schluckt schmilzt nämlich nie der Schnee ganz, und man steht da gleichsam auf dem freilich ganz kleinen Gebiete des ewigen Erstarrens. Am Rande des Schnees treibt Krausbeergesträuch seine ersten Knospen, in etwas größerer Entfernung beginnt die Eberesche zu grünen, und am Rande der Schlucht ist die Vegetation des Hochsommers vollständig entwickelt. Aber ein wahres Treibhaus, gleichsam einen bota- nischen Garten, worin die Brockenvegetation in ihrer größten und üppigsten Fülle erscheint, findet man über der Schlncht, zwischen wild auf einander getürmten Granitblöcken und benetzt von einer oberhalb derselben entspringenden, nie zufrierenden Quelle. 10. Die Sage von der Noßtrappe. Vor tausend und mehr Jahren, ehe noch die Raubritter die Hoymburg, Leuenburg, Steckelnburg und Winzenburg er- bauten, war das Land rings um den Harz mit Riesen bewohnt, die Heiden und Zauberer waren. Raub, Mord und Gewaltthat übten. Sechzigjährige Eichen rissen sie samt den Wurzeln aus und fochten damit. Was sich entgegenstellte, wurde mit Keulen niedergeschlagen und die Weiber in Gefangenschaft fortgeschleppt, wo sie Tag und Nacht dienen mußten. In dem Boheimer Walde hauste dazumal ein Riese, Bodo genannt. Alles war ihm nnterthan, nur Emma, die Königstochter vom Riesengebirge, die konnte er nicht znr Heirat zwingen. Stärke noch List halfen ihm nichts, denn sie stand mit einem mächtigen Geiste im Bund. Einst aber ersah sie Bodo jagend auf der Schneekoppe und sattelte sogleich seinen Zelter, der meilenlange Fluren im Augen- blick übersprang; er schwur, Emma zu sahen oder zu sterben. Fast Hütt' er sie erreicht; als sie ihn aber zwei Meilen weit von sich erblickte und an den Thorflügeln eines zerstörten Städt- leins, welche er im Schild führte, erkannte, da schwenkte sie schnell das Roß. Und von ihren Sporen getrieben flog es über Berge, Klippen und Wälder durch Thüringen in die Ge- birge des Harzes. Oft hörte sie einige Meilen hinter sich das schnaubende Roß Bodos und jagte dann den nimmermüden Zelter zu neuen Sprüngen auf. Jetzt stand ihr Roß ver- schnaufend aus dem furchtbaren Fels, der des Teufels Tanzplatz heißt. Angstvoll blickte Emma in die Tiefe, denn mehr als

9. Bd. 1 - S. 231

1889 - Langensalza : Greßler
231 wie Wasserfläche und waldreiche Aueneinsamkeit. Auch die Biber haben hier in den Bruchstätten der Donau ihre versteckten Wohnungen und niachen Ausflüge in die Auen des Flusses, in denen sie, wie die Holz- backer, die Bäume sällen. Sechs Meilen unterhalb Linz, vom Wallsee an, hängen die schön- sten Gemälde an der Donau. Für uns war es, als wir bei Wallsee anlangten, noch Morgen, und dies schöne Schloß am rechten Donau- user war noch in seiner schönsten Beleuchtung aus Osten oder Süd- osten zu sehen. Auf senkrecht abfallenden Felsen, welche die Donau in leidenschaftlicher Umarmung rauschend umströmt, erhebt sich dies prachtvolle Rittergebäude. Auf der andern Seite sieht es sich von schönen, üppigen Gefilden, wie von friedliebenden, arbeitsamen Unter- ihanen umlagert, und fern, in den Hintergrund zurückgedrängt, stehen die Bergriesen, die Häupter von dunkeln Waldungen umschattet. Die andern herrlichen Anschauungen, die sich von Wallsee aus entfalten, müssen jeden zum Entzücken und zur Bewunderung hinreißen. Ruinen, Schlösser, Paläste. Klöster, friedliche Dörfer, kleine Städte, Einsiede- leien, ferne Berge, nahe Türme, dunkle Schluchten, offene Thäler, schroffe Abhänge, lachende Auen, das alles war prächtig durcheinander gemischt. Hunderterlei hübsche Täuschungen führt der vielverwundene Lauf des Stromes herbei; hunderterlei Erwartungen, kleine Hoffnungen und Befürchtungen macht er rege. Zuweilen zieht er sich lang gestreckt vor den Blicken hin wie eine große Chaussee und stellt in nebliger Ferne viel Schönes in Aussicht. Zuweilen wieder ist er wie in Stücke zer- hackt. Berge schließen ihn von allen Seiten ein. und wir fahren wie in dem engen Kreise eines einsamen Bergseees. Wir drehen uns, und wieder schießen wir in solche abgeschlossene Wassermasse hinein; es scheint als reihe eine Kette von Seeen sich aneinander, an deren schroffen, felsigen Ufern wir zu scheitern fürchten. Und welche geschichtliche Er- innerungen tauchen uns hier auf! Da liegt der Nibelungenhort in der Donau, da ziehen die Nibelungenhelden an ihren Ufern herab. König Etzel zieht herauf ihnen entgegen; die Klänge der Hunnenschlachten tönen im Donauthale wieder. Karl der Große dringt siegreich herab und kehrt triumphierend zurück. Da kauern sogar noch die Geister der Römer in zahllosen Scharen, und die italienischen Weiber kommen weinend und den Germanen fluchend herbei, um den Tausenden ihrer hier gefallenen Geliebten einen Kranz zu winden. Dann wieder ziehen deutsche Bebauer. Franken, Bayern und Schwaben singend den Fluß hinunter. Aber der Ungarn wilde Schwadronen stürzen über das alles herein, und, durch die Donauschluchten brechend, bringen sie Trauer und Wüste wie eine mächtige Flut über die entferntesten Völker. Doch zwischen alle dem welch neuer Wechsel, welche mächtigen Klänge, welche frommen Gesänge? Hunderttausend und aber hunderttausend Männer. Ritter aus Norden und Westen wallen den Strom in wenigen Jahr-
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