Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Wolfenbüttel.
29
berichtet die Sage, erblickte die Grafentochter Friderunde im Traum die ver-
klärte Gestalt des heiligen Märtyrers Christophorus auf der Burgmauer und
hörte ihn sagen: „An diesem von Gott erwählten Orte wirst du mir ein
Kloster bauen und dafür vollständige Gesundheit der Seele wie des Leibes
erlangen." Ihrer Mutter Hedwig gelang es darauf, die als Wegelagerer
berüchtigten Burgmannen zu vertreiben; sie schuf alsdann die Burg zu einem
Nonnenkloster um, dessen erste Vorsteherin Friderunde wurde. Der fromme
Kaiser Heinrich Ii. versah die neue Stiftung mit Grundbesitz; dafür sollten
die Jungfrauen täglich für das Heil des Königs uitd des Reiches beten.
Das Kloster erwarb allmählich reiche Schätze und stattlichen Grundbesitz,
verlor aber das meiste wieder in den kommenden kriegerischen Zeiten. In
der Resormationszeit, wo in Steterburg der Propst Nikolaus Decius, der
Dichter des Kirchenliedes: Allein Gott in der Höh' sei Ehr', gelebt hat,
wurde das Kloster in ein lutherisches Fräuleiustift, 1691, nachdem die im
30 jährigen Kriege vernichteten Gebäude durch die jetzigen ersetzt worden waren,
in ein Stift für unverheiratete adelige Damen umgewandelt.
6. An der Westseite des Oderwaldes entspringt die Fuse. Sie durch-
fließt zunächst die fruchtbaren Hügelgelände des Amtes Salder. Die ehe-
maligen Schlösser in den größeren Dörfern Salder (1000 Einw., Amtsge-
richt) und Gebhardshagen (1000 Einw.) sind jetzt herzogliche Domänen.
Westlich von letzterem findet man im Walde einen frühgesckfichtlichen Burg-
wall. Bei Broistedt (Zuckerfabrik, 1300 Einw.) tritt die Fuse ins Tief-
land ein und bildet eine Strecke die Grenze gegen Hannover. Auf ihrem
weiteren Laufe durch diese Provinz berührt sie das braunschweigische Trenn-
stück. wo neben dem uralten Ölsburg seit 1870 das jüugste Dorf unseres
Landes, Neu-Ölsburg (1400 Einw.), entstanden ist. Es verdankt sein
Emporkommen dem großartigen Arbeitsbetriebe des benachbarten hannover-
schen Ortes Gr.-Jlsede, wo durch das Hüttenwerk die Erzlager des nahen
Dorfes Adenstedt sowie der Vechelder Gegend ausgebeutet und durch drei
Hochöfen verarbeitet werdeit. Die Hütte liefert jährlich 2 Millionen Zentner
Roheisen, wovon der größte Teil durch das Walzwerk Peine in Walzeisen,
Stahl und Fabrikate umgewandelt wird. Die Verwaltung der Hütte sorgt
auf das beste für ihre Beamten und Arbeiter (Wohnungen, Spar-, Witwen-
und Waisenkassen, eine Hüttenschule, eine Bücherei usw.). — Etwas weiter
nördlich liegt die einst in sumpfiger Gegend um ein Schloß entstandene Hann.
Stadt Peine (17 000 Einw.), ehemals eine Festung der Hildesheimer
Bischöfe gegen die Braunschweiger Herzöge, jetzt aufgeblüht durch Haudel mit
landwirtschaftlichen Erzeugnissen, besonders auch mit dem Petroleum, das seit
1880 im nahen Ölheim aus Bohrlöchern gewonnen wird.
7. Zwischen der Oker und der Fuse wird die Nordwestecke unseres Herzog-
tums von einem Zufluß der letzteren durchflossen, von der Aue, die auf
hanuoverschem Gebiete Erse heißt. An ihr liegt das größere Dorf Vechelde
(1700 Einw.). Das dortige Schloß diente dem Herzog Ferdinand, dem rühm-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Märtyrers_Christophorus Hedwig Heinrich_Ii Heinrich Nikolaus_Decius Nikolaus Ferdinand Ferdinand
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Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
68
Der Oberharz.
gericht. Zu erwähnen sind außerdem die von Israel Jacobson gestifteten
Anstalten (Realschule und Waisenhaus). — Von dem s. gelegenen Gittelde
(1500 Einw.) fuhrt eine Zweigbahn nach der (Hann.) Bergstadt Grund. Letzterer
Ort, der älteste unter den sieben Bergstädten, hat gegenwärtig von asten die
ertragreichsten Gruben. Von Bergen geschützt, von Wald und Wiesen sreund-
lich umgrünt, ist Grund als Bade- und Kurort sehr geschätzt. Alan besucht
von hier aus besonders den nö. Jberg (562 m), die Tropssteinhohle und
den n. Hübichenstein. Letzterer ist benannt nach dem Zwergkönig Hübich,
der einst jeden, welcher den Felsen erklomm, mit dem Tode bestrafte, seit dem
30 jährigen Kriege jedoch, als Tillysche Truppen Grund dem Erdboden gleich-
machten, verschwunden ist. W. findet man nahe dem Dorfe Münchehof
Abb. 25. Bergwerk.
(1000 Einw.) kümmerliche Überbleibsel von der Staufenburg, die schon
Heinrich der Löwe erwarb und auf der von 1495 —1520 die Herzogin
Elisabeth von Brannschweig, die den Bergbau in der Umgegend sehr förderte
und besonders in Grund zur Blüte brachte, ihren Witwensitz hatte; auch
Heinrich d. Jüngere suchte die Burg gern ans. 1587 wurde daselbst eine
Gandersheimische Äbtissin, Margarete von Warberg, die sich wider ihr Kloster-
gelübde vergangen hatte, nach dem Urteilsspruch des geistlichen Gerichts
lebendig eingemauert; nur durch ein kleines Loch wurde ihr Speise verab-
reicht; nach achtmonatiger Qual starb sie. — In der S.o.-Ecke des Kr.
Gandersheim liegt das große Dorf Badenhausen (2000 Einw.), tvie
Gittelde ehemals Hüttenort. Dazu gehörte einst die Hiudeuburg, die zu
einem Raubnest entartete und daher gegen Ende des 14. Jahrhunderts von
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Israel_Jacobson Alan Jberg Heinrich_der_Löwe Heinrich Elisabeth_von_Brannschweig Heinrich_d Heinrich Margarete_von_Warberg
Extrahierte Ortsnamen: Hann Dorfe_Münchehof Staufenburg Gandersheim
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Wolfenbüttel.
2 7
haben sich in neuerer Zeit Gewerbtätigkeit und Handel (Maschinen, Metall-
waren, Spinnereien, Konserven, Fleischwaren) sehr entwickelt.
3. Ehe die Altenau in die Oker mündet, begleitet sie den sich an ihrent
linken Ufer etwa 7 km erstreckenden Doppelhöhenzug der Asse, der eine Fläche
von 69 qkm umfaßt und int Wittmarhorn 234 m aufsteigt. Gleich dem Elm
im Schmuck des Buchenwaldes prangend, besteht die Asse im Innern ebenfalls
aus Buntsandstein, dessen Rogenstein den Baustoff für verschiedene Kirchen
der Stadt Braunschweig geliefert hat. In den Bergwerken „Asse" (bei
Remlingen) und „Hedwigsburg" (bei Neindorf) werden die Kalilager der
Gegend ausgebeutet, (vgl. S. 8). — An den Namen des Bergzuges knüpft sich
folgende Sage. Ein armer Bauer aus der Umgegend, der die Achse (Asse)
seines Wagens zerbrochen hatte, begegnete dem Herrn des Landes. Dieser
sagte zu ihm: „Mit der zerbrochenen Achse wirst du nicht mehr weit kommen."
„Oh!" entgegnete der Bauer, „wenn mir nur alles Land gehörte, das ich
noch damit umfahren kann!" Der Herr versprach, ihm das Land zu schenken,
und nun umfuhr der Bauer noch den ganzen Höhenzug, den er fortan als
Eigentum erhielt und „Asse" nannte. — Bald nach 1218 erbaute der Ritter
Gunzelin von Wolfenbüttel die Asseburg. Sein Sohn Bnrchard v. d. Asse-
burg geriet in Krieg mit dem Herzog Albrecht und mußte ihm die Burg nach
vierjähriger Belagerung 1258 abtreten. Man erzählt, die Asseburger hätten
während der Belagerung ihren Pferden die Hufeisen verkehrt untergeschlagen,
um die Braunschweiger zu täuschen. Wenn diese meinten, die Besatzung sei
weggeritten, und nun die Burg angriffen, so wurden sie zurückgeschlagen, und
wenn sie dachten, die Asseburger wären daheim, so holten diese sich Lebens-
mittel aus der Nachbarschaft. Endlich verriet ein Hirt aus Wittmar dem
Herzog die Schliche der Besatzung und erlangte dafür als Belohnung, daß
sein Dorf keine Abgaben mehr zu zahlen brauchte. Ein andermal wandte
Burchard v. d. Asseburg die List an, daß er den letzten Ziegenbock in der Burg
schlachten ließ und eine wie eilt Rehbraten zubereitete Keule dem Herzog über-
sandte, damit dieser glaube, Burchard habe noch große Vorräte an Wild. Als
nun Albrecht in dem Glauben, er könne die Burg doch nicht erobern, mit
seinen Leuten abzog, warf der Koch ihnen höhnend den Ziegenbart über die
Mauer nach. Nun erkannten die Braunschweiger, daß sie getäuscht waren,
kehrten um und eroberten die Burg. — Später verpfändeten die Herzöge die
Asseburg an die Stadt Braunschweig. Da indes die Mauern schließlich nicht
mehr stark genug waren, um den feindlichen Geschützen bei einer Belagerung
^ zu widerstehen, so ließ der braunschweigische Rat die Burg von der Besatzung
selbst in Brand stecken. Seitdem liegt sie iit Trümmern. — Von den wieder
ausgegrabenen Burgresten begeben wir uns nach dem nahen Bismarckturnte,
um uns an der sich daselbst eröffnenden wunderschönen Aussicht zu erfreuen.
4. Ganz nahe bei Wolfenbüttel breitet sich im N. das freundliche, viel
besuchte Lechlumer Holz aus, das nach einem im Mittelalter hier vor-
handen gewesenen Dorfe Lechede benannt ist. Eine Stelle in diesem Walde
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Bnrchard Albrecht Albrecht Burchard Asseburg Burchard Albrecht Albrecht
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 162 —
englischen Gardinen, Stickereien und Weißwaren berühmt, zu denen
leichte Kleiderstoffe und Wäschestoffe, Putzartikel und Konfektions-
waren gehören. Die „Planeuscheu Waren" kommen ans den Jahr-
markten des Ortes, dann auf den größeren Messen, vor allem aber
durch Reisende und Ausfuhr bis nach den entferntesten Erdteilen
in den Handel. Dafür empfängt Plauen ans den wärmeren Erd-
strichen Kaffee und Gewürze, Tabak und Zucker und versorgt mit
diesen Kolonialwaren das gesamte westliche Vogtland. Dieses führt
ihm wiederum Getreide und Holz, Schlacht- und Nutzvieh zu.
Eine Handelskammer und Handelsschule wollen den Handelsbetrieb
der Stadt immer noch heben, wie denn auch eine Gewerbekammer
und eine Vereinigung für die vogtländische Industrie bemüht sind,
mit vollen Kräfteu besonders die Weberei und Stickerei des Vogt-
landes zu fördern.
In alter Zeit bewegte sich anch der Verkehr besonders auf
zwei belebten Straßeu, die hier die Elster überschritten. Die eine
zog von Nürnberg nach Leipzig, die andere von Böhmen nach
Thüringen. Für den Po st verkehr ist in Plauen ein stattliches
Gebäude errichtet worden, das in bezeichnender Weise zwei guß-
eiserne Adler ans dem Mittelbane trägt. Dem Bahn verkehre aber
dienen die Linien nach Eger und Hof, nach Greiz und Reichenbach
(Leipzig, Dresden).
Die rührige Stadtverwaltung hat im Rathause ihreu Sitz,
an dem wir auch das Wappen der Stadt, eine kunstvolle Uhr und
eine Mondkugel als Wahrzeichen bemerken. Das Schloß (Hrad-
schin) ist eine alte slavische Feste und diente im 13. Jahrhunderte
als Sitz der Vögte, der „Herren von Planen". Im 15. Jahr-
hunderte wurde es von den Hnssiten, im 1l>. von aufständischen
Bauern bestürmt. Bald daraus hat es Kaiser Karl V. bewohnt.
Jetzt aber sind die Schloßräume dem Amts- und Landgerichte
überlassen worden.
Im Südosten der Stadt erhebt sich der Kemmler, ein
kahler und steinichter Aussichtsberg, von dem ans wir das Vogt-
land mit seinen Bergen und Thälern, Wiesen und Wäldern, Brücken
und Burgen, Dörfern und Städten, darunter vor allem die Stadt
Plauen selbst, gut überblicken können.
Diese bildet in ihrer Lage an der Elster, mit ihrem
Gewerbe und Handel, mit ihrem Post- und Bahnverkehre,
mit ihrem geschichtlichen Schlosse und dem Landgerichte
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Leipzig Plauen Eger Greiz Leipzig Dresden
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
112 Das Riesengebirge.
ihren Habseligkeiten und überließen die leeren Häuser, in denen sich noch 81
katholische Einwohner befanden, den Österreichern. Die drei Schleichen Kriege,
welche Hirschberg bald in den Besitz der Preußen, bald in den der Öfter-
reicher brachten, verursachten der damals sehr reichen Stadt viele Kosten. Die
Stadt verdankt ihren Reichtum dem Leinwandhandel und der Schleierweberei,
einer Kunst, die der Schuhmachergeselle Joachim Girnth auf seiner Wander-
schast in Haarlem erlernt und nach seiner Vaterstadt gebracht hatte. So be-
deutend war Hirschbergs Handel in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, daß
diese Stadt allein im Jahre 1752 für 8100000 Mark feine Leinwand aus-
führte. Beide Erwerbszweige erlitten gegen Ende des verflossenen Jahrhunderts
erhebliche Verluste; in neuerer Zeit hoben sich Handel und Verkehr wieder,
und besonders ist die Fabrikthätigkeit in gedeihlichem Aufschwünge begriffen.
Hirschberg hat jetzt 14 400 Einwohner. Die katholische Kirche des Ortes liegt
in der Nähe des Ringes, ist 1108 gegründet und 1304 von Herzog Heinrich
von Jauer neu erbaut. Durch den Pfarrer Löwe ist sie 1879 vollständig er-
neuert worden, so daß sie nun zu den schönsten Kirchen Schlesiens zu rechnen
sein dürfte. Der rein gotische Stil des Gebäudes, die künstlerisch ausgeführten
Wandmalereien, die seltenen Kunstschätze im Innern, Statuen und Bilder, machen
einen erhebenden Eindruck. Die evangelische Kirche ist eine von den sechs durch
Karl Xii. von Schweden in der Altranstädter Konvention (1706) von Kaiser
Joseph I. gegen ein Geschenk der Stadt von 3000 Dukaten und ein Darlehn
von 100 000 Gulden erlangten schleichen Gnadenkirchen; die Kirche ist massiv,
in Kreuzesform mit einem kuppelförmigeu Turm erbaut, hat über 4000 Sitz-
Plätze, eine gemalte Decke und eine sehr schöne große Orgel sowie eine in Erz
gegossene Büste Luthers von Schadow vom Jahre 1817.
Die Umgebung Hirschbergs bietet die schönsten Spaziergänge. Ganz in
der Nähe der Stadt liegt der Kavalierberg, der seinen Namen von einem aus
demselben im Jahre 1778 im Bayrischen Erbfolgekriege angelegten Bollwerke
(Kavalier) erhielt. An der einen Seite des Berges liegt die schöne Villa
Agathenfels. Nur eine Viertelstunde von der Stadt entfernt ist der Hausberg,
der vorzeiten ein militärisch wichtiger Punkt war, da auf dieser das Bober-
und Zackenthal beherrschenden Höhe die Burg stand, welche Boleslaw Iii. im
Jahre 1110 zum Schutze der zwei Jahre zuvor von ihm mit Mauern umge-
benen Stadt erbauen ließ. Im Jahre 1434 trat Kaiser Sigismund die Feste
an die Bürger ab, welche sie zerstörten, damit die Hussiten hier nicht festen Fuß
fassen und der Stadt Schaden zufügen sollten. In den verschütteten Kellern der
Burg sollen große Schätze liegen, die von mächtigen Geistern bewacht werden,
und welche nur einmal jährlich, und zwar in der Christnacht von 12—1 Uhr
(so lange nämlich, als in der katholischen Kirche zu Hirschberg der Gottesdienst
dauert), zugänglich sind, wo dann eine Thür mitten am Berge den Eingang zu
einem langen und schmalen Pfade zeigt, der zu den verborgenen Kostbarkeiten
führt. Nun erzählt man sich, daß vor ungefähr hundert Jahren ein armer
Perückenmacher aus Hirschberg, Kilian mit Namen, wirklich den Versuch gemacht
hat, an dem genannten Tage hier einzudringen, und es ist ihm dann auch ge-
lungen, zweimal so viel Gold und Silber fortzubringen, als sein weiter Mantel
fassen konnte. Ein dritter Versuch gereichte ihm freilich zum Verderben, denn
man fand seinen Körper zerschellt zwischen den Felsen.
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Girnth Hirschbergs Heinrich
von_Jauer Heinrich Karl_Xii Karl Schadow Boleslaw Sigismund Kilian Kilian
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Fischbach.
141
Im Südosten der Falkensteine erhebt sich der Kittnerberg, in dem nach
alter Sage ein goldener Esel liegt, der so großen Goldeswert hat,'daß von
diesem Schatze Fischbach zu einer Stadt umgewandelt werden kann, wenn er
einstmals aufgefunden wird. Wer den Esel findet, der wird nach dieser Sage
die Stadt gründen und der erste Bürgermeister in derselben sein.
Schloß Fischbach.
Wer den Weg nach dem Kreuze auf dem Falkensteine verfolgt, muß vor-
übergehen bei dem Prinzesfinstühl, einem in den Fels eingehauenen Sitz, von
welchem sich die Leute folgende Sage erzählen: In dem Boberthale weidete
täglich ein junger Hirt feine Herde und blieb im freien Felde von Sonnenauf-
bis Sonnenuntergang. Als er einst seiner weidenden Herde folgte, kam er bis
zu dem Fuße des Berges, auf welchem die Ruinen der alten Burg standen.
Der Fuß war von dichtem Walde umgeben. In das Dickicht führte ein wenig be-
tretener und deshalb kaum bemerkbarer Weg. Der Hirt war neugierig und ging
dem Wege nach bis in die tiefste Waldesnacht, ohne an seine Herde zu denken.
Es wurde so finster, daß er fast nichts mehr sehen konnte und sich mit dem Stabe
forttappeu mußte. Plötzlich wurde es hell, der Wald öffnete sich: er stand vor
einem reizenden, in frischem Frühlingsgrün prangenden Thale. Als er hinauf
schaute zur Höhe des Falkensteins, sah er eine schöne Jungfrau mit blonden
Locken auf einer schroffen Felswand sitzen und von einem silberweißen Rocken
spinnen. Diese sah von der Höhe mit freundlichem Blicke auf den Schäfer
herab; aber als es 12 Uhr im nahen Dörfchen schlug, war sie verschwunden.
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
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Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Waldenburg. 167
Die Gründung von Waldenburg fällt in das Ende des 12. Jahrhunderts.
Sicher ist, daß schon 1191 die katholische Marienkirche daselbst bestand, deren
Erbauung einem Grasen Czettritz von Neuhaus zugeschrieben wird. Die Kirche
und namentlich die noch jetzt vorhandene, unterhalb des Altars sprudelnde, sür
besonders heilkräftig geltende Quelle wurde lange Zeit von Wallfahrern be-
sucht, zu deren Aufnahme nach und nach eine Anzahl Häuser entstand, welche
den Anfang der Stadt bildeten. Diese blieb etwa 500 Jahre im Besitze der
Grasen von Czettritz.
Im Jahre 1719 kaufte ein Graf zu Stolberg-Wernigerode die Herrschaft
Waldenburg, aus dessen Händen sie 1738 in den Besitz der Grafenfamilie
von Hochberg kam, welche bis 1809 die Grundherrschaft ausübte.
Während der Schleichen Kriege wurde die Stadt von Pandnren unter
dem Oberst Trenk, im französischen im Jahre 1807 von Württembergern unter
Vaudamme geplündert. Der Siebenjährige Krieg verursachte der Stadt 33 000,
der französische 126 000 Thaler Kosten.
Interessant sind Spaziergänge von Waldenburg aus nach allen Seiten hin.
Wenden wir uns nach Westen, so erreichen wir bald Hermsdorf und die Stadt
Gottesberg. Überall begegnet uns hier der Steinkohlenbergbau. Schornsteine
an den Förderungsschachten und Wettertürme, die dazu dienen, die schlechte Luft
aus den Gruben zu schaffen, ragen empor; die Vorwärtshütte läßt ihre gut
angelegten Hochöfen dampfen. An der Südseite des langen Dorfes Hermsdorf
stoßen wir auf ein mit Stangen nmzäuutes Loch, das der brennende Schacht
genannt wird, aus dem die heiße Luft eines feit Jahren brennenden Kohlen-
flötzes aufsteigt. Dem nahen Gottesberg wird das Trinkwasser, weil es im
Orte keins gibt, von dem gegen 7 km entfernten Orte Kohlau durch ein Hebe-
werk und durch Röhrenleitung zugeführt.
Wandern wir nach Süden, fo kommen wir durch das große Dorf Ober-
Waldenburg nach Dittersbach, in dessen Umgegend viel Rindviehzucht betrieben
wird, da die Berglehnen daselbst reichliches und gutes Futter bringen; denn sie
sind reich an Wiesen- und Grasplätzen. In der Nähe des Dorfes liegt das
Gut Neuhaus, zu dem die auf hohem Berge gelegene Burg Neuhaus gehört.
Die Mauern dieser Burg sind gut erhalten; sie zu durchstreifen ist interessant,
da eine in den Fels gehauene Zisterne und große Kellergewölbe trotz teilweiser
Verschüttung noch sichtbar sind. Von der Höhe blicken wir in den sogenannten
Schwarzen Grund, ein ganz unbewohntes Waldthal. Die Burg soll um 1360
von Bolko Ii. erbaut, dann 1390 zerstört und später wieder aufgebaut worden sein.
Im 15. Jahrhundert ist sie nach den Hussitenkriegen ein berüchtigtes Ranbnest
gewesen. Die Sage erzählt wie bei vielen andern Burgruinen auch hier von
verborgenen Schätzen, die derjenige hebt, der die Schlüssel zu ihnen finden wird.
Aber Burg Neuhaus hat auch eine schöne Sage aufzuweisen, die uns an die
Weiber von Weinsberg erinnert. Einst war nämlich der Burgherr von Neu-
haus in die Hände seiner Feinde gefallen. Da warf sich des Gefangenen Ge-
mahlin dem Führer der feindlichen Schar zu Füßen, als er sie von ihrer Burg
vertreiben wollte, und bat nur um die Gnade, so viel von ihrer Habe fort-
nehmen zu dürfen, als sie in einem Backtrog tragen könne. Als ihr diese
Gnade bewilligt war, legte sie ihren Mann in den Trog und befreite ihn so
aus der Gefangenschaft.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
456 Im Regierungsbezirk Bromberg,
Handelsleute machten damals in Bromberg so ansehnliche Geschäfte, daß sie da-
selbst eine eigne Niederlassung hielten. Auch Mönche zogen sich in die Stadt; ein
Karmeliterkloster wurde um 1400 gegründet. Im großen Kriege zwischen dem
preußischen Orden und den Polen im Jahre 1409 gewannen die Ritter Bromberg
durch Verrat und äscherten die Stadt ein: die Kirche und alle Häuser wurden
niedergebrannt, Menschen und Vieh fortgeschleppt. Auf diese Kunde eilte der
König Wladislaus mit seinem Heere gen Bromberg, beschoß mit schwerem Ge-
schütz die Burg und nahm sie nach achttägigem Angriff stürmend ein. Ohne
Zögern ließ er die Befestigungswerke ausbessern. Die Kriegswogen wälzten sich
mehrmals über die unglückliche Gegend; indessen erhob sich die Stadt von
neuem. Die Bernhardiner, welche sich im 15. Jahrhundert daselbst nieder-
ließen, predigten deutsch. Damals trieb Bromberg nicht unbedeutenden Handel
mit Bier und Getreide, das zu Wasser nach Danzig geschafft wurde; später kam
auch noch Töpferware, die in Bromberg gebrannt wurde, in auswärtigen Vertrieb,
Holz aus den nahen Forsten wurde auch stromabwärts zum Verkaufe gebracht.
Die Stadt war also im Wachsen; sie verwand die Pestjahre 1495, 1497
und 1535 und den Brand, der sie 1511 oder 1512 traf. Der namhafte Ge-
winn, den der Getreidehandel abwarf, lockte viele Edelleute an, sich in Brom-
berg als Getreidehändler niederzulassen; da sich aber mehrere derselben den
Leistungen entzogen, die den Bürgern oblagen, so erwirkten diese eine Er-
klärung vom Könige, daß niemand, der in Bromberg ansässig sei oder ein Ge-
werbe betreibe, von der Gerichtsbarkeit und den Lasten der Stadt befreit werden
könne. Eine Veränderung brachte der Stadt das Eindringen der Reformation.
Wenn wir auch nähere Nachrichten über die damalige Stimmung der Bewohner
nicht haben, fo wiffen wir doch, daß die Bernhardiner 1590 einen protestan-
tischen Edelmann ergriffen und ins Klostergefängnis schleppten, aus dem er
durch einen Freund befreit wurde, woraus ein Streithandel entstand, der bis
vor den Reichstag gebracht wurde. Im 17. Jahrhundert sank Brombergs
Bedeutung durch Seuchen und Kriege, welche die Stadt verheerend heimsuchten.
Das Wiederausleben nach den schweren Heimsuchungen war nnr eine Nachblüte,
denn das Geschick der Stadt hing mit dem des polnischen Reiches zusammen,
und das folgende Jahrhundert brachte neues Elend. Im Jahre 1772 hatte
Bromberg nur noch etwa 500 Bewohner. Zwanzig Jahre später lebten schon
4000 Menschen in der Stadt, denn Friedrich Ii. nahm sich ihrer Hebung mit
Einsicht und Nachdruck an. Mit der Eröffnung des Bromberger Kanals wa?en
dem Gewerbfleiße günstigere Aussichten gegeben. Eine Zuckersiederei wurde
begonnen, eine evangelische Kirche eingerichtet, die Stadt gepflastert, Bauten
aufgeführt. Die Polen stürmten 1794 die Stadt, trieben 60 000 Gulden ein,
nahmen das Bildnis Friedrichs des Großen aus dem Rathause; sie blieben nur
14 Tage daselbst. Das Jahr 1306 brachte wieder schwere Tage und Be-
trübnis, denn während der Zeit des Warschauer Herzogtums war Bromberg
der Sitz einer Präfektur, eines Gerichtes und eines Postamtes; es gehörte zu
den schönsten Städten des von Napoleon geschaffenen Staates. Der Handel
mit Getreide, Wein, Metallen, Holz, Leder und Wolle war in Blüte. Außer
der Zuckersiederei gab es auch eine Tabaksspinnerei, Zichorien-, Öl-, Weinessig-,
Neublaufabriken; Gerberei, Tuch- und Leinwandbereitung war in starkem Be-
triebe. Als Bromberg wieder an Preußen kam, hatte es 6100 Einwohner.
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Extrahierte Personennamen: Brombergs Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Napoleon
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Sachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das sächsische Vogtland. 9
uns Jahn: „Bei den vielen Blutgreueln und Mordthateu, die verübt worden
waren, und bei der geringen Anzahl von Einwohnern, die in der Gegend sich
noch vorfanden, war es nicht möglich gewesen, alle Leichen der Erschlagenen,
alle Überbleibsel der gefallenen Tiere in die Erde zu verscharren. Hier und
da sah man Raben, Hunde, Katzen, Füchse und andre Tiere, die sich an den
halb verwesten Leichnamen der Menschen und Körpern der Tiere zu sättigen
suchten; und es konnte nicht fehlen, daß durch die Ausdünstungen, womit sie
die Luft erfüllten, Krankheiten hervorgerufen wurden, die bald schrecklich und
verheerend um sich griffen; und so geschah es auch wirklich. Die Pest wütete
zu Ende dieses (1632) und zu Ansang des folgenden Jahres dermaßen in der
Gegend, daß manche Orte ganz ausgestorben sind, in andern nur noch wenig
Einwohner blieben, so daß am Ende des Krieges nur noch sieben Achtel der
Bevölkerung des Vogtlandes übrig waren!" Holk selbst erlag in Adorf (nach
andern Angaben in dem Dorfe Troschenreuth an der bayrischen Grenze) der Pest,
als er im Jahre 1633 im Begriff war, von Eger aus aufs neue in die sächsischen
Länder einzubrechen und sie zu verwüsten. Aus seinem Sterbebette verlangte
er, der selbst ein Protestant war, den Trost eines protestantischen Geistlichen;
aber so viel Geld er auch ausbieteu mochte, so war doch in der ganzen Um-
gebnng, ja in einer Entfernung-von fünf Stunden keiner aufzufinden. — Neue
Drangsale brachte die Zeit nach dem 1635 abgeschlossenen Prager Frieden.
Die Schweden zürnten dem Kurfürsten wegen des Abfalls von ihrem Bündnis,
und zur Vergeltung plagten sie auch das Vogtland mit all der Wildheit, die
unter ihnen nach Gustavs Tode eingerissen war. Bis auf uusre Tage ist die
Erinnerung an das Elend des Dreißigjährigen Krieges im Volke lebendig ge-
blieben. Redensarten wie: „die schwedische Not kriegen" (Schwedentruuk) oder:
„Kinner, bet't, die Schweden kumme!" werden häufig angewendet, und an Holks
gefürchtete Kroaten erinnert der Ölsnitzer Vers:
„Mutter, thutt die Hühner nei, Hamm se ruthe Mäntel ä (an),
's kümmt a Herd' Saldaten, Seltne se wie Krawaten."
Doch sehen wir uns jetzt, nachdem durch die Geschicke des Vogtlaudes unser
Interesse für dasselbe rege geworden ist, seinen Boden genauer an!
Gewöhnlich unterscheidet man das obere und das untere Vogtland.
Jenes, im Süden gelegen, umfaßt die Quellgebiete der Zwickauer Mulde, der
nach Böhmen zur Eger hinabeilenden Zwota und der Weißen Elster, dieses das
übrige hierher gehörige Gebiet des letzteren Flusses mit seinen rechten Zuflüssen
Trieb und Göltzsch, sowie die von der Wiesenthal, einem rechten Nebenflüsse der
Saale, bewässerten Landschaften. Eine Linie von Auerbach über Falkenstein nach
der Stelle, wo die Grenzen von Sachsen. Bayern und Böhmen zusammentreffen,
kann im allgemeinen als die Grenze zwischen beiden Teilen angenommen werden.
Im allgemeinen ist das ganze Vogtland ein sanft nach Norden geneigtes
Plateau mit stark welliger Oberfläche; die Höhen dachen sich meist allmählich
ab und erheben sich nicht bedeutend über ihre Grundlage; eine entschiedene
Kammbildung fehlt. Daher zeigt es auf den ersten Blick nur wenig vom Ge-
birgscharakter; dieser kommt dem Wanderer erst zum Bewußtsein, wenn er vor
den tiefeingeschnittenen Thälern steht. Landschaftliche Schönheit tritt nicht in
der Weise auf, daß sie sofort den Blick gefangen nehmen und dem Beschauer
im ersten Augenblicke Ausrufe des Entzückens entlocken müßte; sie ist hier im
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Extrahierte Personennamen: Jahn Holk Gustavs Wiesenthal Auerbach
Extrahierte Ortsnamen: Adorf Dorfe_Troschenreuth Eger Schweden Hamm Eger Sachsen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Sachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
88 Der Kamm des Gebirges und das Hügelland der Elster und Mulde.
auch einen Tiergarten an. Unter seinen Bürgern fühlte er sich heimisch;
daher besuchte er sie oft, von einem kleinen Mohren und einer Dogge begleitet,
in ihren Werkstätten, und besonders mit den Bergleuten — denn um Wolken-
stein wurde damals noch ansehnlicher Bergbau getrieben — verkehrte er gern,
fuhr auch manchmal in Bergmannskleidern mit ihnen an. Oft mußte ihn seine
Gemahlin, Katharina von Mecklenburg, daran erinnern, die fürstliche Würde
nicht zu sehr zu vergessen. Bei seinen Erzgebirgern war er daher auch außer-
ordentlich beliebt, sie nannten ihn nur den guten Heinz, und noch heute führt
ein Gut an der Stelle, wo die Straßen von Wolkenstein nach Lengefeld und
von Marienberg nach Zfchopau sich schneiden, den Namen Heinzebank. Doch
konnte er auch streng sein, wo es nötig schien. Zur Zeit der Bauernunruhen
ließ er im Wolkensteiner Schloß zwei rebellische Bergleute spießen und im Dorfe
Schönbrunn jenfeit der Zschopau einer Anzahl Bauern die Köpfe abschlagen.
Nach seinem Tode wurde das Schloß der Witwensitz seiner Gemahlin; auch
Kurfürst August und Johann Georg I. suchten es der Jagd wegen gern ans.
Das Städtchen Wolkenstein hat 2300 Einwohner, die an der Posamenten-
fabrikation teilnehmen und vor allem viel Schuhmacherwaren liefern; außer
Zwönitz ist es die einzige Schuhmacherstadt des Erzgebirges.
In einer halben Stunde erreicht man von der Stadt aus das Wolken-
steiner Warmbad, welches nordöstlich in einem Seitenthale der Zschopan
liegt und die wärmste Quelle Sachsens (30° C.) besitzt, die besonders gegen
Rheumatismus mit günstigem Erfolge angewendet wird. Um sie vor „wilden
Wässern" zu schützen, hat sie sehr tief gefaßt werden müssen und wird nun
durch ein Hebewerk nach dem Badehause geleitet, verliert aber dadurch sehr an
Wärme und muß daher vor dem Gebrauche noch einmal künstlich erwärmt werden.
Ursprünglich hieß das Bad „das warme Bad zu unsrer lieben Frauen auf dem
Sande", und zwar nach einer längst verschwundenen Kapelle, die, schon im
14. Jahrhundert entstanden, der „heiligen Marie auf dem Sande" geweiht war.
Schon zu jener Zeit war es bekannt, aber erst seit 1542 kam es mehr in Auf-
nähme, und seit 1791, wo die Königin Amalia Augusta es gebrauchte, wurde
es auch in weiteren Kreisen bekannt.
Etwa 6 km nördlich von Wolkenstein erweitert sich das bisher enge Zschopau-
thal zu einem kleinen Kessel, in den aber von der rechten Thalseite ein Felsen-
rücken hereinragt, der die Zschopau zu einer sehr schmalen Schleife zwingt und
nicht bloß in der Neuzeit von der Eisenbahn durchschnitten, sondern schon seit
dem 16. Jahrhundert mittels eines Stollens durchtunnelt ist, durch den ein
Mühlgraben das Wasser des Flusses zwei Mühlen zuführt, zu welchen sich in
nnserm Jahrhundert noch das Riesengebäude der Baumwollenspinnerei von
Fiedler und Lechla gesellt hat. Der Sage nach soll diesen Mühlgrabenstollen
ein Bergmann ausgehauen haben, der wegen einer schlimmen That auf Tod
und Leben gefangen saß und sich durch diese Arbeit vom Galgen rettete.
Auf dieser Felsenrippe liegt malerisch das Schloß Scharfenstein, dessen
runder Wartturm ein Rest der ältesten Burganlage ist, während die übrigen
Teile des Schlosses aus dem 16. Jahrhundert stammen; die alten Gefängnisse,
die Keller und beinahe sämtliche Grundmauern sind in den Felsen gehaueu.
Nachdem es seine Herren öfters gewechselt hatte, kam es 1427 in die Hände
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TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Mecklenburg Heinz Lengefeld August Johann Marie Fiedler Schloß_Scharfenstein