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1. Heimatkunde von Passau - S. 29

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
Ergänzung zu dem Kapitel „Die Entstehung der Landschaft." 29 Ergänzung zu dem Kapitel „Die Entstehung der Landschaft." Auf die Seite 5 gestellte Frage, warum die beiden Flüsse den Gneisrücken nicht umgangen haben, finden wir nach dem neuesten Stand der Forschung eine Antwort, wenn wir uns in eine ferne, ferne Zeit zurückdenken, in welcher der Jura sowohl als auch der Bayerische Wald die Ufer eines großen Meeres (des „Tertiärmeeres") bildeten, das damals die Schweizer und Südbayerische Hochfläche bis tief nach Osterreich und Böhmen hinein bedeckte. Die aus kristallinischem Urgebirge bestehende Landschaft von Passau ist uralt, das Donautal in Bayern selbst dagegen Verhältnis- mäßig recht jung. Viel älter ist das Quellgebiet des Stromes im Schwarzwald und Jura und es bestand noch lange keine Donau, als schon eine Reihe von Flüssen, wie Wörnitz und Altmühl, ans dem Jura in das tertiäre Meer mündete. Die Donau entstand erst, als dieses Meer sich auflöste und verschwand und genau an der Grenze von Jura und tertiärem Meeresufer bildete sich das heutige Donautal heraus. Nun aber stand der Meeresgrund viel höher als der heutige Boden und die Donau floß damals 60—80 m höher als heute. Auf der ganzen Strecke von Ulm bis Passau finden wir in dieser Höhe Terrassenbildungen, die der Donau zugeschrieben werden und speziell in der Umgebung von Passau ist das Quarzgeröll, das wir in verschiedenen Aufschlüssen (bei Hals, auf dem Wege nach Thyrnau, auf der Windschnur usw.) finden, ein Beweis für diese einstige Höhe des Meeresbodens. Daraus ergibt sich der wichtige Schluß, daß im tertiären Meere unsere Passauer Landschaft eine klippenreiche Untiefe war und daß auf dieser Höhe die Donau ihren ersten Taleinschnitt machen mußte. In leicht zerstörbarem Boden, wie im Flinz und in den Quarzschottern, wühlte die Donau ein 10—15 km breites Bett auf, wie dies oberhalb Neuburg, bei Ingolstadt—neustadt und namentlich bei Straubing, gut sichtbar ist. Wie aber ein Juraast, der etwas nach Süden ausgriff, beim Taleinschneiden gefühlt wurde, ver- engte sich sofort das Bett, so bei Neuburg und besonders bei Weltenburg. Genau derselbe Prozeß vollzog sich bei Passau und beim Inn zwischen Schärding und Passau. Ursprünglich flössen beide Ströme in dem das Urgebirge verhüllenden tertiären Schottergebiete, und als sie beim Durchschneiden dieser Ablagerungen auf hartes kristallinisches Gestein kamen, faßten sie ihre furchende (erodierende) Wasser- kraft zusammen und schnitten tiefe Täler ein, die heute so reizenden Täler von Passau und Neuburg, die durch ihre Naturschönheit weithin berühmt sind. Das heutige Donau- und Jnntal bestand also bereits vor der Eiszeit (Diluvialzeit) und nach derselben wurde das tiefe Bett der Donau der Abzugskanal für alle von den Alpen kommenden Gewässer. (In diesem Sinne sind auch die Ausführungen über die Entstehung des Jnntales S. 10 zu korrigieren.)

2. Einpräge- und Wiederholungsheft zu H. Harms, Länderkunde von Europa - S. 40

1911 - Leipzig : List & von Bressensdorf
40 Urteile über Harms-Sieverts Erdkundliches Lernbuch für Mittelschulen. Für die Zusendung der Erdkundlichen Lernbücher von Harms-Sievert Teil I und Ii bestens dankend, möchte ich Ihnen in aller Kürze, da meine Zeit augenblicklich beschränkt ist, einige wenige Bemerkungen über denselben zugehen lassen. Soweit mir eine Durchsicht und Prüfung bisher möglich war, muß ich sagen, daß sie die Erwartuugeu, die man an ein Harmssches Geographiebnch zu stellen berechtigt ist, vollauf entsprechen. Sie werden zweifellohne in der Lehrerwelt dieselbe zustimmende Beurteilung und freudige Aufnahme erfahren, wie es seinerzeit und jetzt noch bei der „Vaterländischen Erdkunde" und bei der „Länderkunde" von Europa der Fall geweseu — spricht doch ans jedem Abschnitt, um nicht zu sagen „Satz", der erfahrene und Praktische Schul- mann. Der Verfasser zwingt die Schüler (und das ist hier wirklich notwendig!) immer und immer wieder, die Karte des Atlasses zu benutzen. Ferner, die Schüler sollen durch Nachzeichnen und Ausführung von Gedächtnisskizzen einfachster Art ein wirkliches Kartenbild in die Vorstellung ausuehmen. Ganz vortrefflich! Sie sollen tatsächlich lernen, was das spätere Leben von ihnen verlangt, aber auch nichts überflüssiges Einprägen von notwendigen Wissenschaften: Das ist eins der Ziele, die das Buch mit großer Energie durchführt. Diesem Zwecke muß fraglos auch die klare und übersichtliche Gliederuug sowie die Anwendung von Fettdruck usw. dienen. Es ließe sich über die Vortrefflichkeit der vorliegenden Bücher noch vieles sagen; wie Berücksichtigung der geologischeu Verhältnisse als Grundlage der Geographie, ferner der Volks- und weltwirtschaftlichen Beziehnu- gen, der vorzüglichen Abbildungen, ausgiebige Benutzung von Vergleichen der Ausdehnungen, von Flächen zur Gewiuuung klarer Vorstellungen, Anwendung von geistreich ausgedachten Städte- zeichen (Größe derselben), Hervorhebung der klimatischen Verhältnisse (könnte vielleicht noch mehr der Fall sein), kurze prägnante Ausdrucksweise, die häufig in fragmentarischer Kürze gehalten, wohl, um Raum zu sparen, und um jedes Auswendiglernen zu verhindern, den Schüler zu selb- ständiger Ausdrucksweise zwingen will, ferner eingestreute Fragen, Aufgaben, die den Schüler niemals zum (gedaukeulofeu!) Lesen und zur „Ruhe" kommen lassen usw. usw. In den Händen des Schülers diese Lernbücher, in den Händen des Lehrers die dazu passenden, freilich in ungleich größerem Rahmen gehaltenen Lehrbücher: Das muß für beide ein schönes Arbeiten sein, das den: Schüler reichen Gewinn bringt und dem Lehrer ein Vergnügen ist (dazu die vertiefenden Stoffe, welche meist iu reicher Auswahl die seit einem Jahre erschienenen Lesebücher für Mittelschulen durchweg bieten!). Hoffentlich wird der noch zu erwartende Iii. Teil das Werkchen krönen. Hat doch der Verfasser gerade der Heimat auch iu den Lehrbüchern das größte Interesse entgegen- gebracht. Auf eins bin ich freilich neugierig: wie er die astronomische Geographie, dieses groß- artige Bibelbuch, abtuu wird. Um an dieser Stelle gleich anzuschließen, woriu ich mit dem Verfasser nicht übereinstimmen kann, daß er nämlich im I. und Ii. Teil keine Merkstoffe aus der Himmels- künde bringt. Die mathematische Geographie soll doch ans allen Stufen berücksichtigt werden. Auch hier geht es uicht, wie mir aus langjähriger Erfahrung zur Gewißheit geworden, ohne Lernen, ohne Einprägen, ohne stetiges Wiederholen. Im übrigen sehe ich auch hinsichtlich der Zusammen- stelluug und Zusammenfassung der physischen Stoffe dem Erscheinen des Iii. Teils mit großem Interesse entgegen. Mittelschullehrer Krüger, Greifswald. Gestern erhielt ich den 2. Teil des Erdkundlichen Lernbnchs von Harms und Sievert. Ich habe den ganzen Nachmittag benutzt, um es einer genauen Durchsicht zu unterziehen. Mir gefällt die ganze Anlage sehr. Die vorzüglichen Bilder, die stummen Skizzen, die kurze Darstellungsform, die straffe Gliederung erscheinen mir als besondere Vorzüge. Das leidige Auswendiglernen ist nach diesem Buche unmöglich. Die vielfach eingestreuten Fragen und Stichworte werden immer wieder zum Nachdenken anregen. Ich halte Harms-Sievert für das beste der bisher erschienenen Hilfsbücher für den geographischen Unterricht in der Mittelschule. Mittelschulrektor Korthals, Boxhagen-Rummelsburg. Für die Zusendung der beiden ersten Teile des Harms-Sievertschen Erdkundlichen Lernbuchs dauke ich Ihnen bestens. Auch ich kann mich den günstigen Urteilen über dieses Werk nur an- schließen; ist mir Harms doch schon seit langem bekannt und wertvoll. Das Buch hat die meisten Aussichten, für ganz Königsberg eingeführt zu werden. Ich bitte höflichst auch um den letzten Band. Mittelschullehrer Paul Gollub, Königsberg i. Pr. Für die Übersendung des Ii. Teiles von Harms-Sievert sage ich meinen besten Dank. Ich hatte mich schon sehr auf das Eintreffen dieses Bandes gefreut, da mich Teil I sehr befriedigt hat. Vor allem verspreche ich mir von den Lernskizzen einen besonderen Erfolg, da ich den Wert an einzelnen Versuchen erkannt habe. Mit großem Danke würde ich Teil Iii Deutschland, Allgemeine Erdkunde usw. entgegennehmen, den ich besonders in meiner Klasse (Tertia A) in praxi erproben könnte. Lehrer Fritz Winkler, Bernstadt i. Schles.

3. Einpräge- und Wiederholungsheft zu H. Harms, Länderkunde von Europa - S. 38

1911 - Leipzig : List & von Bressensdorf
Urteile über H. Harms Vaterländischen Resorm-Schulatlas. Ihr Vaterländischer Schulatlas ist großartig ausgefallen. Jeder, der das Prachtwerk sieht, muß darüber seine Freude und Anerkennung bezeugen. Lehrer Franz Schubert, Teitsnach. Für die freundliche Zusendung des Schulatlas von H. Harms besten Dank! Ich war er- staunt, in dem Geographen Harms auch einen so bedeutenden Kartographen kennen zu lernen. Die Karten von der Oberrheinischen Tiefebene und Mitteldeutschland z. B. sind ja etwas ganz Hervorragendes. Ähnliches habe ich bisher in noch keinem anderen Schüler- atlas gefunden. Ich für meine Person werde diese Karten unbedingt einführen und mich zugleich bemühen, ihnen hier weiteren Eingang zu verschaffen. Lehrer Heinr. Onnen, Düsseldorf. Ich kann den Veränderungen und Verbesserungen, die in Ihrem „Resorm-Schnl- atlas" aufgenommen worden sind, nur zustimmen. Schon die vorige Auflage übertraf alle Volksschulatlanten. An unserer Volksschule ist er fchou seit 1902 eingeführt. Hauptlehrer F. Sannemüller, Hammersleber. Der übersandte Atlas von Harms ist ganz ausgezeichnet. Sofort habe ich ihn den Nach- barkollegen gezeigt, die ihn auch uur loben konnten. Lehrer Adolf Reuber, Hundsbach. Der „Vaterländische Reform-Schnlatlas" gefällt mir wegen der außerordentlich klaren Karten, wie auch wegen der Anordnung, sehr. Lehrer G. Wehrmann, Bremen. Für die Übersendung des Probeexemplars von H. Harms „Vaterländischem Schulatlas" bestens dankend, versichere ich Sie, daß es mein Bestreben sein wird, diesem wahren Schul- atlas bei uns Eingang zu verschaffen. Eine ganze Anzahl Kinder werden bereits in diesem Jahre nach dem schönen Werk arbeiten. Lehrer G. Schmidt, Watzelhain. Es ist wohl selbstverständlich, daß wir es hier wieder mit einer Meisterleistung zu tun haben. Die Arbeiten von Harms können ja alle unter dieser Flagge segeln. Gleich die beiden ersten Bilder mit ihrer Entstehung des Kartenbildes geben dem Atlas allein schon seinen Wert. Man muß es dem Verfasser lassen, ein schöneres, charakteristischeres Beispiel konnte er nicht wählen, als das Rheinknie bei Bingen. Das ist alles so klar und einleuchtend, daß hier alle Schwierigkeiten weg- geräumt werden, die sich dem Gebrauch des Atlas entgegenstellen. Und nun die schönen, schönen Karten, wie wohltuend wirken sie allein auf das Auge. Die Grundsätze des Verfassers für Erdkunde sind allen bekannt. Es ist darum selbstverständlich, daß die Karten, dem Titel ent- sprechend, hauptsächlich unser Vaterland und seine Kolonien berücksichtigen. Dabei kommen die anderen Länder nicht zu kurz. Was unbedingt nötig ist, wird man finden, aber auch nur das, und hier zeigt sich das Geschick des Verfassers im besten Lichte. Die Karten genügen vollständig, wenn sie auch manchem für den ersten Augenblick als zu klein erscheinen mögen. Wenn unsere Kinder nur das wenige, es ist übrigens noch immer genug, beherrschen, ich glaube, wir alle wür- den in unserem erdkundlichen Unterrichte zufrieden sein. Ein Extralob gebührt dem Verlage, der bei aller Schönheit und Gediegenheit der Arbeit doch noch den beispiellosen, billigen Preis von 80 Psg. bzw. M. 1.— beibehalten konnte. Mit dieser Arbeit hat der Verfasser und der Verlag nicht nur den Kindern, sondern auch uns Lehrern ein schönes Geschenk geliefert, auf welches wir alle noch stolz sein werden. Wissenschaftlich-pädagogische Rundschau des „Deutschen Lehrerblattes". Der übersandte Atlas von Harms ist ganz ausgezeichnet. Sofort habe ich ihn den Nachbarkollegen gezeigt, die ihn nur loben konnten. Ich führe ihn in meiner Schule nach und nach ein. Lehrer Adolf Reuber, Hundsbach. Äußerst dankbar bin ich Ihnen für die Übersendung von Harms Schulatlas. Derselbe übertraf weit meine Erwartungen. Für einen geringen Preis wird hier wirklich etwas Groß- artiges geboten, auch bei meinen Kollegen fand der Atlas die beste Anerkennung. Lehrer Paul Kaisermann, Schöneberg b. Berlin. Für die freundliche Zusendung des Harmsschen Reformatlas bestens dankend, freut es mich, Ihnen mitteilen zu können, daß mir noch nichts Besseres zu Gesicht kam. Ich werde ihn, sobald sich die Gelegenheit bietet, in meiner Schnle einführen. Hauptlehrer Schreurs, Unterbruch. Besten Dank für die Zusendung des Harmsschen Reformschulatlas. Derselbe bedarf keiner weiteren Empfehlung, er spricht für sich selbst. Lehrer W. Schmidt, Aumenau a. Lahn. H. Harms, Vaterländischer Reform-Schnlatlas ist hier eingegangen. Die hochinteressante Arbeit soll mit dem Absehen ans Einführung ernstlich geprüft werden. Eine bestimmte Zusicherung kann jedoch nicht gegeben werden. Personn, Schulinspektor, Göttingen.

4. Einpräge- und Wiederholungsheft zu H. Harms, Länderkunde von Europa - S. 39

1911 - Leipzig : List & von Bressensdorf
39 Für Übersendung eines Prüfungsexemplars, Harms, Erdkundliches Schülerheft, nehmen Sie meinen besten Dank. Die knappe übersichtliche Art der Darbietung und die klare Darstelluugs- weise in den zahlreichen Einpräguugsskizzeu machen das Buch zu einem hervorragenden Hilfs- mittel im Unterricht in der Erdkunde, das ich gerne auch in meiner Schule verwende und meinen Kollegen empfehle. Hauptlehrer I. Schmid, Kaisersbach.. Indem ich Ihnen mit herzlichem Danke den Empfang des Vaterländischen Atlasses von H. Harms anzeige, sowie des Erdkundl. Schülerheftes, bezeuge ich Ihnen gern, daß ich in den Harmsfchen Arbeiten ein tüchtiges und verdienstliches Werk auf dem Gebiete des erdkundlichen Unterrichtes in der Volksschule erblicke. Soviel ich weiß, ist die Vaterländische Erdkunde Harmsens sein Unterricht in unserer Präparande im vorigen Jahre zugrunde gelegt worden. Den Atlas kannte ich in diesem Gewände noch nicht. Ich gestehe ihnen, daß ich kein Freund schräger Be- leuchtung bin, die Gründe spare ich mir hier. Ich ziehe die senkrechten vor. Aber das ist das einzige, was ich an dem Atlas etwa auszusetzen hätte. Indem wirkt sie durch die Farbenschichten: grün, grau, orange, rosa nicht so aufdringlich und trägt dazu bei, das Wesentliche in die Augen springen zu lassen. Dasselbe erreicht auch die Darstellungsweise der Siedelungen, die mir sehr gefallen hat. Von großem Nutzen dürften endlich anch die Schwarzweißkarten sein. Dr. Hans Stübler, Bautzen. Für die srdl. Überreichung eines Freiexemplars von Harms, Vaterländischer Reform- Schulatlas meinen besten Dank. Von allen Neuerscheinungen, die auf geographischem Gebiete in letzter Zeit auf den Markt kamen, verdient wahrlich keine mehr die Aufmerksamkeit der Volksschule, als Ihr neuer „Vater- ländischer Reform-Schnlatlas". Wenn die Weckung des Interesses in der immer intensiver werden- den Schularbeit eine so hervorragende Rolle spielt, so haben der Verfasser mit seinem Werke und die verehrliche Verlagsbuchhandlung mit der meisterhaften Darstellung des vom Verfasser gewoll- ten einen Kernschuß getan. Wahrlich ein solcher Schulatlas wird nicht bloß beim Lehrer, sondern auch beim Schüler das so notwendige Interesse ohne andere Hilfsmittel des Lehrers aus sich er- regen. Diese Methode, diese Art Darstellung reizen förmlich zum Selbstarbeiten, zur Selbsttätigkeit. Wer ein solches Werk verbreiten hilft, erweist der Schule einen Dienst, begeht eine nationale Tat. — Ich werde darum nicht verfehlen, Ihren neuen Reform-Schulatlas womöglich vom nächsten Jahre an, zur Einführung zu bringen. Rektor Hellmich, Lauk a. Rh. Für Volksschulen finde ich den Atlas direkt hervorragend; es dürfte schwer sein, den Volksschülern einen besseren als diesen empfehlen zu können. Einige Vorzüge seien hier erwähnt. I. Die Darstellung der Karten ist äußerst klar; alles Nebensächliche verschwindet; deutlich tritt das Merkenswerte hervor; nichts verwirrt. Die plastische Darstellung der Gebirge und Ebenen ist so vorzüglich, daß sie wie die besten Reliefkarten wirken. Es ist alles so einfach und deutlich, daß bei richtiger Anleitung der Schüler selbständige Schlüsse und Folgerungen ziehen kann. Ii. Der Schüler braucht nichts Unverstandenes zu lernen, nichts nach Büchern herzu- plappern, wenn er dazu erzogen wird, sinnig diesen Atlas zu gebrauchen. Er erwirbt sich ein anschauliches Bild von fremden Gegenden; dies allein dürfte schon den Atlas empfehlen. Iii. Selbst die Größe der Städte lernt der Schüler unbewußt. Mit dem Namensbild prägt er sich unwillkürlich das Stadtzeichen ein. Er lernt nicht die öden, trockenen Zahlen „der Alten" und wird doch mit der Größe der Städte bald vertraut sein. Iv. Wohl treten auf allen Karten die Grenzen der Staaten hervor; sie verwirren aber nie die geographischen Einheiten. In kleinern Nebenkarten wird der politischen Erdkunde genügend Rechnung getragen. V. Der vaterländische Charakter ist in erster Linie gewahrt; an die deutschen Kolonien ist auch genügend gedacht worden. Vi. „Stumme" Karten möchte ich die politischen Nebenkarten, besonders die Pol. Karte von Europa Seite 14 nennen. Als Einprägemittel werden sie sicher große Dienste leisten. Vi. Hohen unterrichtlichen Wert schreibe ich auch den Karten zur „allgemeinen und astro- nomischen Geographie und zur Weltwirtschaft" zu. Vii. Auch das vorzügliche Verzeichnis für die Aussprache fremder Namen auf dem hinteren Deckelblatt darf seiner hohen Bedeutung wegen nicht unerwähnt bleiben. Viii. Endlich will ich noch den billigen Preis erwähnen, der es allen Volksschülern möglich machen dürfte, diesen Atlas zu kaufen. Möge der Atlas die weiteste Verbreitung finden; der Segen wird dann nicht ausbleiben. Hochachtungsvoll Jastrow, den 24. Juni 1911. Schülke, Präparandenlehrer.

5. Allgemeine Erdkunde in Bildern - S. 4

1898 - Breslau : Hirt
Erläuternder Text. 1. Allgemeine geographische Übersichten und Gelände- aufnahme. Die Oberfläche der Erdkugel mit ihren vielfachen Erscheinungs- formen zu erkennen und darzustellen, sowie die Wechselwirkungen zwischen der Menschheit und der übrigen Natur (organischen und unorganischen) ausfindig zu machen, das sind die Hauptaufgaben der allgemeinen Erdkunde. Bei der Erdkugel unterscheidet man die Gesteinshülle oder die Lithosphäre, die Wasserhülle oder die Hydrosphäre und die Lufthülle oder die Atmosphäre. Die Gesteinshülle, welche die Unterlage der gesamten Wasserhülle und der Lufthülle, soweit diese nicht auf den Oceanen ruht, bildet, besteht im Gegensätze zu der tropfbaren Hydrosphäre und der gasförmigen Atmosphäre aus festen Massen und übertrifft jene bei weitem an Rauminhalt und Gewicht. Während die Wasserhülle nur ’/* 7« der Erdkugel ausmacht und ihre Dichte (spezifisches Gewicht) 1,026 beträgt, entfallen auf die Gesteinshülle, einschliesslich des unbekannten Erdinnem, 99 */2 %, und ihre Dichte beläuft sich auf 5,6. Die Gesteinshülle tritt nur zum kleineren Teile zu Tage; zum grösseren Teile wird ihre Oberfläche von Wasser bedeckt; das Verhältnis der freien zur bedeckten Fläche stellt sich wie 2 : 5. Der oberflächliche Teil der Gesteinshülle wird, soweit er aus festen Massen (Gesteinen) besteht, als Erdkruste bezeichnet; die Dicke derselben ist unbekannt; die darüber angestelltcn Schätzungen schwanken zwischen 40 und 1560 km; im ersteren Falle würde die Dicke der Erdkruste etwa 1lum, im letzteren etwa 'U des Erdradius ausmachen. Über die Beschaffenheit des Erdinnem, welches nach innen zu auf die Kruste folgt, giebt es nur Vermutungen. Nach Laplace, Fourier und Cordier befindet sich das Erdinnere in einem glutflüssigen Zustande. Sie stützten sich dabei auf die Thatsache, dass den Vulkanen, vgl. Taf. 11, geschmolzene Steine entquellen, die an weit voneinander ge- legenen Stellen der Erdoberfläche die gleiche Zusammensetzung besitzen. Auch die gewaltigen Senkungen und Einbrüche, die uns die Erd- geschichte lehrt, werden als Beweis eines nachgiebigen, also nicht starren Erdinnem gedeutet. Nach G. H. Darwin und Wm. Thomson (Lord Kelvin) soll das Erdinnere trotz der ungeheuren, dort herr- schenden Hitze starr sein. Als Beweis dafür führen sie u. a. die Ebbe- und Fluterscheinungen des Meeres an, deren Grösse sich ganz verschieden je nach dem Grade der Starrheit der Erde gestalten müsse. Andere Forscher, wie Roche, vertreten die Anschauung, dass unter der Erdkruste sich eine flüssige Schicht befinde, der Erdkern aber wieder fest sei. Wieder andere Gelehrte sind der Meinung, dass das Erd- innere eine gasförmige Beschaffenheit habe; als Beweis führen sie den für viele Körper festgestellten Satz an, dass es für sie eine kritische Temperatur giebt, oberhalb deren sie nur noch in Gasform zu bestehen vermögen. Zwischen der Gasform des innersten Erdkerns und dem festen Zustande der Erdkruste giebt es nun eine Reihe von Über- gängen, die zwischeneinander allmählich stattfinden. In einer gewissen Tiefe müssen nämlich die Schichten der Erdkruste viel von ihrer Starrheit eingebüsst haben, so dass sie sich allen Formen anschmiegen können; man kann ihren (latent plastischen) Zustand mit der Be- schaffenheit des Siegellacks vergleichen. Weiter unten würden dann erst zähflüssige Massen wie Pech, dann wie Melasse, schliesslich flüssige wie Öl und wie Wasser folgen. Auch der Übergang von den flüssigen zu den gasförmigen Teilen des Erdinnem vollzieht sich nicht sprungweise; unterhalb der Flüssigkeitshülle folgt nämlich eine Gas- liülle mit Gasen chemischer Verbindungen; endlich in den centralen Teilen des Erdinnem, den Erdkern zusammensetzend, folgt ein ein- atomiges Gas. Die im vorstehenden kurz dargelegte Lehre von der allmählichen Veränderung der Zustände des Erdinnem wird durch die fg. a zur Darstellung gebracht. Der rote, auf der Figur kreisförmige, in Wirk- lichkeit kugelförmige Raum bezeichnet die Centralsphäre des ein- atomigen Gases; die durch die Buchstaben a—e bezeichnten, lila- farbigen Kreisringe bezw. Kugelschalen veranschaulichen die Haupt- übergänge zwischen der Gasform und der Erdkruste, und zwar a die Zone des gemischten Gases, b die Zone des Übergangs vom Gas zur Flüssigkeit, c die Zone der flüssigen Massen, d die Zone der Zäh- flüssigkeit, e endlich die Zone der plastischen Stoffe, unmittelbar unter der Erdkruste, welche auf unserer Figur eine braune Farbe trägt. Die Oberfläche dererdk rüste ist sehr unregelmässig gestaltet und zeigt bedeutende Abweichungen von der Gestalt des reinen Kugel- mantels. Davon giebt unsere fg. a eine Anschauung. Die tiefste Senkung bezw. die grösste Meerestiefe, 9430 m*) betragend, befindet sich nach den neuesten Messungen zwischen Neuseeland und den Tonga- inseln, die grösste Erhebung dagegen, 8840 m, im Himalayagebirge. Das äusserste Mass der Unregelmässigkeiten in der Oberfläche der Erdkruste macht demnach 18270 m oder rund 19 km aus, was etwa dem dreihundertvierundfünfzigsten Teile des Erdradius am Äquator entspricht. Dieses Mass, welches im Verhältnis zur Grösse der Erde sehr wenig bedeutet, kann weder auf bildlichem noch auf plastischem Wege zu einem richtigen Ausdrucke gebracht werden; daher muss dafür stets ein bedeutend vergrösserter Massstab gewählt, die Darstellung also absichtlich gefälscht werden. Auf unserer Figur ist das für die Darstellung der Oberfläche der Erdkruste gewählte Mass 125 mal grösser als das Mass der Erdkugel. Das Verhältnis des sichtbaren Teiles der Oberfläche der Erdkruste zu dem mit Wasser bedeckten stellt sich am Äquator etwa wie 1:4; in vielen Teilen der nördlichen Halbkugel ist es bedeutend grösser, namentlich in der Gegend des 30. bis 70. Breitengrades; auf der süd- *) Auf Tafel 1 fg. c ist die grösste Tiefe versehentlich mit 9417 m an- gegeben worden. liehen Halbkugel ist es überall bedeutend kleiner, südlich des 56.“ s. Br. verschwindet das Land vollständig, und das Wasser herrscht aus- schliesslich. Letzteres ist, nach den neuesten Annahmen, auch in der unmittelbaren Umgebung des Nordpoles der Fall. Über die Verteilung von Land und Wasser in der Südpolarregion haben wir keine Kenntnis; aus der Beobachtung aber, dass dort Eisberge von ungewöhnlichem Umfange Vorkommen, glaubt man schliessen zu dürfen, dass in der Nähe des Südpoles ein ausgedehntes Festland liegt. Die vergleichende Zusammenstellung einer Anzahl wich- tiger Berge befindet sich auf fg. b. Diese sind in der Richtung von Süden nach Norden angeordnet, um auf dieser Figur zugleich auch den Verlauf der Grenzen des Pflanzen Wuchses und des ewigen Schnees zeigen zu können. Aus früher angegebenen Gründen ist der Massstab der Höhen im Verhältnis zu dem der Längenerstreckung des dar- gestellten Gebietes in sehr bedeutendem Grade übertrieben, denn unsere Bergreihe erstreckt sich vom Feuerland unter 50° s. Br. bis nach Spitz- bergen unter 70° n. Br., also durch 128 Breitegrade oder rund 14200 km. Wollte man der Höhe denselben Massstab geben wie der Länge, so würde der höchste Berg der Erde, der Gaurisankar, nur eine Höhe von 0,2 mm erhalten; sollte aber der letztere eine Höhe von etwa 40 mm, wie er sie auf unserer Figur hat, erhalten, so würde diese reichlich 6 m lang werden müssen. Ebenso wenig wie der Höhenmassstab ist auf unserer Figur auch die Gestalt der Berge natur- getreu wiedergegeben, aber die dargestellten Bergformen sind wenigstens naturähnlich; manche Teile gleichen Gebirgen bezüglich des Verlaufes der Kammlinie und der Gestalt der Vorgebirge, andere stellen wieder Berggruppen oder Massive dar, andere wiederum charakteristische Einzelberge, namentlich in der Form, wie sie sich aus der Feme be- trachtet darbietet; im ganzen überwiegt allerdings die Pyramidenform. Wichtig sind auf unserer fg. b die Linien, welche die Grenzen des ewigen Schnees und der hauptsächlichsten Regionen des Pflanzenwuchses darstellen. Das hellere Grün bezeichnet die Region der immergrünen Laubbäume, welche in den tropischen Ge- birgen bis zu einer Höhe von 2000 m, teilweise auch noch höher hinaufreichen. Das dunklere Grün drückt die Region der sommer- grünen Laubbäume und der Nadelhölzer aus, welche je nach der Breitenlage der Gebirge eine verschiedene Höhe erreichen, in den Tropen bis 4000 m, in den europäischen Alpen bis 1800 m; je weiter nach Norden, desto weiter nach unten. Dieselbe Beobachtung macht man bezüglich der Höhenlage der Mattenregion, welche, durch braune Farbe angedeutet, in den nördlichsten und südlichsten Gebirgen am Meeresspiegel liegt, in manchen Teilen der Tropen bis an 5500 m hinaufgeht. Die obere Grenze der Matten bildet zugleich die untere Grenze der Region des ewigen Schnees, welche die weissefarbe erhalten hat. Die in der weissen Farbe hervortretenden Schraffenlinien sollen an deuten, dass die Gebilde des ewigen Schnees Unterbrechungen durch kahle Felspartien erleiden. Aus dem Firnschnee entstehen die Gletscher — näheres darüber vgl. zu Taf. 4 —, welche durch die Mattenregion bis in die Region der Laubbäume hineinreichen, und deren unteres Ende durchschnittlich in der halben Höhe der Schneegrenze liegt. Im einzelnen gestalten sich die Verhältnisse allerdings sein- verschieden. Ausser den besprochenen Gegenständen zeigt unsere fg. b noch manches Andere, so die tiefe Erdsenke des Toten Meeres (Spiegel 400 m, Grund 800 m) als Beispiel der Depressionen, den Titicacasee als Beispiel eines hochgelegenen Gebirgssees und, durch rote Farbe angedeutet, die höchste menschliche Wohnung in den Alpen und in Tibet. Ver- gleichsweise sei bemerkt, dass die mittlere Höhe der Hauptregenwolken zwischen 500 und 2000, die der oberen Wolken zwischen 4000 und 7000 und die der höchsten Federwolken gegen 14000 m beträgt. Die höchste Ballonfahrt mit Bemannung stieg bis 9200, ohne Bemannung bis 16500 m. Eine vergleichende Zusammenstellung der wichtigeren Meeres- tiefen bietet fg. c. Auch hier kann.von Gleichmässigkeit der Tiefen- und Längenmasse, sowie von der Naturtreue der Darstellung des Meeresbodens keine Rede sein. Das dunklere Blau zeigt die mittlere Tiefe des Weltmeeres. Um die Sache zu vereinfachen, ist das nördliche Eismeer unter dem Atlantischen, das südliche Eismeer unter dem Grossen Ocean dargestellt. Der Beginn und das Ende der Tiefenlinien bezeichnen die mittlere Tiefe, die eingetragenen Zahlen die grösste bekannte Tiefe der betreffenden Oceane und ihrer Teile. Die Grundform der Erdteile ist in ihrem Querdurchschnitt eine doppelte. Die eine und zwar die bei weitem häufigere zeigt Ähn- lichkeit mit dem Querschnitt eines dreiseitigen Prismas, der bekanntlich ein Dreieck bildet. Die Grundlinie des letzteren ist nur an den Be- rührungspunkten des Landes mit dem Wasser sichtbar. Die beiden sichtbaren Seiten bilden eine Ärt unregelmässiges Dach, indem der eine Abhang schärfer abfällt als der andere. In Wirklichkeit besteht also die Reliefbildung im grossen in der Zusammenlegung von zwei schiefen Ebenen, die an ihrer Berührungslinie die relativ höchste Erhebung des ganzen Gebietes besitzen. Von dieser Berührungslinie aus, der Kamm- linie des höchsten Gebirges und in der Regel der Hauptwasserscheide, flacht sich nun das Terrain mehr oder weniger zusammenhängend oder von Absätzen (Terrassen) oder Gebirgen unterbrochen bis zum Nullpunkt der Erhebung, dem Meeresspiegel, ab. Diesem prismatischen Durch- schnitt nähert sich am meisten die westöstliche Gestaltung Südamerikas, fg. g, und die südnördliche Oberflächenbildung Europas, fg. e. Mannig- faltiger gestaltet sind Nordamerika, fg. f, und besonders Asien, fg. d, insofern als sich bei ihnen die Haupterhebung in zwei Gebirgswällen anordnet und speziell bei Asien die Unterbrechung der schiefen Ebene durch den Thianschan und Altai viel entschiedener ist als diejenige durch die betreffenden Gebirge bei den anderen genannten Erdteilen. Die zweite Grundform der Oberflächenbildung entspricht in ihrem

6. Allgemeine Erdkunde in Bildern - S. 6

1898 - Breslau : Hirt
6 Montblancbesteiger und -beschauer. Die erste Ersteigung der höchsten Spitze führte im Jahre 1786 ein Schweizer, Namens Pacquard, mit 17 Führern aus; jetzt wird dieselbe jährlich zu wiederholten Malen besucht. Das geologische Profil des Montblanc befindet sich auf Taf. 12. Ein Gebirgscirkus, fg. b, entsteht, wenn zwei parallele Quer- riegel sich an die Hauptkette in einem rechten Winkel ansetzen. Fig. c zeigt das umgekehrte Bild; der Beschauer steht auf dem Haupt- rücken. Solch ein Cirkus ist in der Regel der Entstehungsherd besonders kräftiger Flüsse, da von drei Seiten aus Gletschern und Hochgebirgs- quellen zahlreiche Gewässer sich in ihm vereinigen. Der hintere Teil des Cirkus pflegt mit Felsstücken und Gesteinsgeröll besät zu sein, die teils infolge der Verwitterung von den Felsen der Seitengehänge sich ablösten, teils von den Gewässern losgerissen wurden. Der Verkehr über die Querriegel oder über den Hauptrücken erfolgt auf Saumpfaden, die nur von Fussgängem, den vorsichtigen Alpenpferden oder Maul- eseln betreten werden können. Auf der linken Seite von fg. b ist ein solcher angedeutet. Je weiter sich die Querriegel von ihrer Hauptkette entfernen, um so niedriger, weniger steil und weniger wild sehen sie aus, bis sie schliesslich an der dem Hochgebirge vorgelagerten Ebene oder an einem Hauptthalo des Gebirges ihr Ende finden. Während der Cirkus selbst an seinen Seitenhängen keine Spur von Pflanzen- w'uehs erkennen lässt, sind seine Ausläufer an den unteren Gehängen mit Wald bestanden, fg. f, der dem angebauten und bewohnten Tliale Schutz gegen Steinfall und Lawinensturz gewährt; die Gebiete über dem Walde bedeckt eine mit bunten Blumen, vgl. Taf. 24, fg. v, untermischte Grasdecke, und erst jenseits dieser tritt das nackte Gestein in Form von geschlossenen Fels- oder Trümmermassen zu Tage. Farbige Hochgobirgsansichten finden sich auf Taf. 8, e und f. Kein Hochgebirge ragt mit seiner Gesamtmasse über die Schnee- linio hinaus; vielmehr enthält es an seinen Rändern stets niedrigere Teile, welche streng genommen dem Charakter des Mittelgebirges ent- sprechen. In den europäischen Alpen z. B. lassen sich nach Höhe und landschaftlicher Erscheinung drei Typen unterscheiden: die Berge der äussersten Randzone, welche innerhalb der Vegetationszone liegen, die Berge der mittleren Zone, welche über die Grenze des Pflanzenwuchses reichen, ohne in grösserem Umfange schneebedeckt zu sein, und die Schneeherge. Eine Ansicht aus der mittleren alpinen Region gewährt fg. d; die Zugspitze, 2974 m, ist bekanntlich der höchste Berg des Deutschen Reiches. Die Pässe, welche im Durchschnitt in halber Höhe der umgebenden Gipfel liegen, sind häufig nur die letzten Ausläufer von tiefen Quer- spalten, die das ganze Massiv des Gebirges aufgerissen haben und in Ver- bindung mit den Längsspalten das ganze Gebirge in eine Anzahl von Gruppen zerlegen. Die Quergliederung mit Rissen und Spalten setzt sich aber im einzelnen fort, unterstützt von der nie rastenden Thätigkeit der Gewässer. Jene tiefen Klüfte und Schluchten, in Tirol Klamm genannt, fg. e, bilden die schauerliche Seite des Hochgebirgs, und in sie verlegt die Phantasie der Alpenbewohner den Vorgang schreckenerregender Er- eignisse. Häufiger sind sie in den Ostalpen als in den westlicheren Teilen, am grossartigsten aber treten sie im nordamerikanischen Hoch- gebirge auf, wo sie mehrere tausend Fuss tief in die kompakte Gesteins- masse eingeschnitten und von jähen, zerrissenen Felswänden umrahmt sind. Dort heissen sie Canon, vgl. Taf. 9, fg. i. Da wo der regelmässige Verlauf der schiefen Ebene durch einen Gebirgsquerriegel oder durch eine Bodensenkung unterbrochen wird, bilden sich die Seen, jener liebliche Schmuck der Hochgebirgswelt, wie er uns in fg. d entgegen tritt, vgl. Taf. 8, e, der Zeller See mit sanft ansteigenden, wohlbewaldeten Gehängen und smaragdgrünen Alpen- weiden; im Hintergründe wird der Horizont geschlossen durch die Hauptkette mit ewigem Schnee und Gletschern. Diese Seelandschaften mit den traulichen Wohnstätten sind eine Hauptzierde des europäischen Hochgebirges. Asien und Amerika bieten in jeder Beziehung gross- artigere Formen und ausgedehntere Massen: die freundlichen, lachenden, einladenden Seelandschaften Oberösterreichs, Bayerns, der Schweiz und Italiens mit allen Reizen der Gebirgswelt und allen Annehmlichkeiten des Kulturlebens besitzen unsere Alpen allein. 4. Zur Hochgebirgskunde il (namentlich Gletscher und Verkehrsmittel). Die Gletscher bilden neben dem blendenden Saum des ewigen Schnees, den himmelanstrebenden Felswänden, den wunderbaren Licht- wirkungen und Wolkenfonnationen einen ebenso eigenartigen wie herr- lichen Schmuck des Hochgebirges. Da wo das Gletschereis nicht mit Steintrümmem und Geröll beladen oder von Schmutzstreifen überzogen ist, gewährt es, von der Sonne beschienen, einen unvergesslichen An- blick mit prachtvollen Licht- und Farbenwirkungen, besonders wenn der Gletscher, der steilen Unterlage folgend, durch einen majestätischen Absturz gewaltige Spalten bildet. Aber abgesehen von ihrer malerisch- landschaftlichen Wirkung erweisen die Gletscher dem ganzen Vorlande des Hochgebirges dadurch einen ganz unschätzbaren und durch nichts anderes ersetzbaren Nutzen, dass sie Sommer wie Winter, wenn auch mit ungleicher Fülle, die Ströme nähren und daher im Frühjahr und Sommer die Gefahren der Überflutung vermindern, und anderseits im Herbst und Winter einen beständigen Zuschuss an Wasser liefern. Auch würde sich ohne sie der jährlich fallende Schnee auf dem Gebirge in cilchem Masse anhäufen, dass das Klima der Nachbargebiete, in Europa wenigstens, allmählich kälter werden müsste. Die Entstehung von Gletschern kann nur dann erfolgen, wenn ein Gebirge sich in beträchtlichem Masse über diejenigen Gebiete erhebt, in denen der Schnee von der Sonnenwärme aufgezehrt wird. Dass die Linie des ewigen Schnees je nach der Breitenlage der Ge- birge sich ändert, wurde schon bei Taf. 1 angedeutet. Der in den Mulden und Thälern oberhalb der Schneelinie liegende körnige Schnee (Firn), fg. a, schiebt sich, wenn diese nach unten zu geöffnet sind, durch Einwirkung der Sonne und seitlichen Druck der aufeinander- liegenden Schneemassen allmählich in Eis verwandelt, hinab bis an die Stelle, wo sein Eis durch das wärmere Klima in Wasser aufgelöst wird. Der Abtauungspunkt der Gletscher liegt im allgemeinen in halber Höhe der Schneelinie, doch kommen je nach der örtlichen Lage des Gletschers Abweichungen von diesem Durchschnittsmass vor. Der Gletscher macht jede Bewegung seines Bettes mit, und je unebener seine Bahn ist, um so mehr ist er von langen, breiten und tiefen Spalten zerrissen und durchsetzt, fg. b. Die Spalten und Risse setzen sich vielfach bis auf die felsige Unterlage des Gletschers fort und erweitern sich zu Höhlen, denn der Gletscher taut nicht nur an seinem Ende ab, sondern verliert auch von seiner Eismasse auf seiner ganzen Bahn, da durch die jeweilige Einwirkung der Sonnen wärme die oberen Schichten abschmelzen. Diese Schmelzwasser dringen bis auf den Grund, lösen Teile auch von dem Binneneis auf und suchen sich unter dem ganzen Gletscher hin einen Ausweg. Von den Nachbargehängen fallen Massen von Felsblöcken und Gesteinssplittem auf seine Ober- fläche und von da in die Spalten und I/iehor, und diese, durch die Masse des Eises thalab gezogen und niedergedrückt, erzeugen auf dem Felsboden jene Schliffe und Risse, fg. b, die mit anderen Merk- malen zum Beweis für die ehemalige Vergletscherung jetzt gletscher- freier Gegenden dienen. Das Eis der Oberfläche des Gletschers ist selten ganz rein, sondern meist mit grösseren und kleineren Gesteinsstücken, Schutt, Schmutz u. dgl. beladen, die besonders an den beiden Seiten zu scharf geneigten Wällen (Seitenmoränen) sich ansammeln, was auf den Bildern a, c und d sichtbar ist. Wo zwei Gletscher sich ver- einigen, entsteht durch den Zusammenstoss der zwei inneren Seiten- moränen die Mittelmoräne, fg. a, und endlich häuft sich da, wo der Gletscher sein Ende erreicht, die ganze vom Gletscher auf seinem Rücken herabgetragene Masse zu einer Stirn- oder Frontmoräne auf. Jeder einigormassen beträchtliche Gletscher liefert einen tüchtigen Bach eiskalten Wassers. Die Abtauungsstelle wölbt sich zuweilen in archi- tektonischen Formen zu Gletscberthoren, fg. c im Vordergründe, die einstürzen, wenn die Seitenpfosten unterwaschen oder durch Wärme- wirkung mürbe geworden sind. Die Gletscher sind in einer ununter- brochenen Bewegung begriffen, welche sowohl nach den Jahren als nach den Gegenden sehr verschieden ist und zwischen einigen Zenti- metern und 20m im Tage schwankt. Gletschertische, fg. a im Vorder- gründe, nennt man Felsblöcke, welche von Eissäulen getragen werden. Das Betreten der Gletscher erfordert sicheren Tritt und grosse Vorsicht, einmal wegen der auf ihm liegenden spitzen Steine, die schwere Verwundungen beibringen können, hauptsächlich aber wegen der Spalten und Löcher, die sie durchsetzen, und schon mancher allzu- vertrauensselige Tourist oder Führer hat seine Unvorsichtigkeit mit einem Sturz in die Tiefe, ja sogar mit dem Tode bezahlt. Am gefähr- lichsten sind die Gletscher dann zu überschreiten, wenn frisch ge- fallener Schnee die Spalten verhüllt. In solchen Fällen kann nur durch äusserste Vorsicht und durch richtigen Gebrauch des Seils, fg. e, Unglück verhütet werden. Alle Beobachtungen sowohl in Europa als in den ausser- europäischen Gletschergebieten liefern das übereinstimmende Ergebnis, dass die Gletscherthätigkeit in der Gegenwart im Vergleich zu früheren Zeiten im allgemeinen- im Rückgang begriffen ist. Die erhalten gebliebenen Seiten- und Frontmoränen, die Gletscherschliffe und -risse, die erratischen Blöcke und Geschiebemassen liefern den Beweis für ihr ehemaliges Vorhandensein auch an solchen Stellen, wo das Auge nicht auf den ersten Blick sich vom Zurückgehen des Gletschers überzeugen kann, wie in fg. d. Das Vorrücken der Gletscher über ihren gewöhnlichen Abtauungs- punkt hinaus wird viel seltener beobachtet als die entgegengesetzte Bewegung. Wichtige Vorgänge, welche nicht mit den Gletschern Zusammen- hängen, aber in den höheren Gebirgen zu den häufigsten Erscheinungen gehören, sind die Schuttkegel und die Karrenfelder. Schuttkegel, fg. f, bestehen in Anhäufungen von Trümmergestein, welches von den höheren Gebieten infolge der mehr und mehr fortschreitenden Ver- witterung abrutscht und sich am Fusse der Berge und am Rande der Tliäler anhängt. Von besonders grosser Ausdehnung sind die Schutt- kegel in pflanzenarmen Gebirgen, wozu gewisse Teile des grossen amerikanischen Westgebirges gehören. Karrenfelder, fg. g, entstehen namentlich in den höheren Gebieten der Kalkgebirge dadurch, dass die weicheren Bestandteile der Felsen durch die atmosphärischen Kräfte aufgelöst und fortgeführt werden. Von besonders grosser Aus- dehnung und typischer Bildung sind die Karrenfelder des Dachstein- gebietes. Das Überschreiten der Hochgebirge ist wegen der durch die Gletscher, Schneefelder, Lawinen und Felsstürze bereiteten Gefahren, sowie wegen der Unwegsamkeit und Unbewolmtheit der Hochgebiete jo nach der Höhe der Gebirge äusserst beschwerlich, und deshalb sind es die Hochgebirge, welche der Verbieitung der Völker und der Aus- dehnung der politischen Macht oft festere Grenzen gezogen haben als das Meer. Aber auch sie haben dem erfindsamen, vor keiner Gefahr zurückschreckenden Menschen nur zum Teil widerstanden. Die europäischen Alpen, sowie der Kaukasus und die amerikanischen Ge- birge sind in neuerer Zeit um vieles wegsamer geworden. Zahlreiche normalspurige Alpenbahnen sind im Betrieb. Herr- liche Fahrstrassen, welche die steilen Höhen in vielen Windungen (Serpentinen) überwinden, fg. i im Vordergründe, haben Österreich, die Schweiz, Italien, Frankreich und Russland mit grossen Kosten angelegt und zum Teil mit regelmässigem Postverkehr versehen, der mit grosser Sicherheit im Sommer mit Wagen, im Winter mit Schlitten ausgeführt wird. Schutz gegen Lawinen und Steinstürze wird ihnen durch Holz- galerien verliehen. Indes mit Fahrstrassen sind nur die wichtigeren, verkehrsreicheren Pässe ausgestattet, und überall da, wo sie fehlen, ist der Wanderer auf die Saumpfade oder auf seine eigene Findigkeit angewiesen. Die Saumpfade sind in den besuchteren Teilen des europäischen Hochgebirges, besonders in der Schweiz, in einem solchen Zustande, dass ausser Pferden und Mauleseln auch die verwöhnten Städter sie ohne Beschwerde betreten können, vgl. Taf. 3, fg. b, und die bekannteren Aussichtspunkte der europäischen Alpen sind zur Zeit so gut mit Pfaden versehen, dass sich ihre Spitzen ohne Führer erreichen lassen. In den höchsten Regionen des Eises, Schnees und

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8 Pflanzen Wuchses verursacht. Die deutschen Gebirge — fg. a stellt eine Ansicht aus dem Thüringer Walde mit der Wartburg im Hinter- gründe dar — zeichnen sich durch ihre herrlichen Wälder aus, unter denen wiederum die Buchenhaine den Preis davontragen. Einen wesentlich andern Eindruck machen die Wälder Australiens mit ihren Eukalypten, Kasuarinen, Flaschenbäumen, Baumfarn, Grasbäumen u.s.w. Unser Bild, fg. b, zeigt vorzugsweise Eukalypten, vgl. Taf. 23 f, und Grasbäume, letztere im Vordergründe links. In die Klasse der unbewaldeten Mittelgebirge gehören die An- sichten c und d; erstere stellt die Ebene von Sparta mit dem Taygetos-Gebirge dar, letztere den allbekannten Vesuv mit Neapel; links neben dem eigentlichen Vesuv, der den Ausbruch- krater trägt, erhebt sich der Monte Somma; zwischen beiden ist das Thal Atrio del Cavallo eingesenkt, vgl. Taf. 11, a und b. Man beachte die schöne Farben Wirkung, namentlich den Gegensatz zwischen dem Blau des Meeres und dem Violett des Borges. Die Abbildungen e und f endlich führen uns in das Hochgebirge. Den mittelhohen Teilen desselben gehören die drei Zinnen, fg. f, an, welche zu der Gruppe der südtiroler Dolomiten gehören und sich durch die mauerartige Gestaltung ihrer Abhänge sowie durch ihre kräftige Farbenwirkung auszeichnen. Eine eigentliche Hochgebirgs- kette mit Eirnfeldern und Gletschern zeigt uns das Bild Zell am See mit dem Blick auf die Hohen Tauern im Hintergründe. Die am See aufsteigenden Abhänge sind bewaldet, weiter hinauf folgen die Matten und über diesen die Region des Schnees, des Eises und der kahlen Felsen. 9. Flusskunde. Das fliessende Wasser, hervorgerufen und genährt durch den Kreislauf des Wassers, der in der Einwirkung der Wärme seine Ur- sache hat, überzieht, sich anschliessend an die Relieftormen des Landes, den bei weitem grösseren Teil desselben mit einem mehr oder weniger feinmaschigen Netz, das in der jüngsten geologischen Epoche keine wesentlichen Veränderungen erlitten zu haben scheint. Es tritt auf in Gestalt von Einzelindividuen (ungegliederten Küstenflüssen) und mehr oder weniger entwickelten Flusssystemen, deren Teile in der Regel das ganze Jahr hindurch Wasser enthalten; nur in Wüsten und Steppen zeigen sich zeitweise fliessende Gewässer. Ihren Ursprung haben alle Wasseradern entweder in Gletschern, vgl. Taf. 4, oder in Quellen und Seen, die ihrerseits in der Regel von Gletschern oder Rinnsalen oder Quellen gespeist werden. Quelle nennen wir die Ausbruchstelle des Wassers, das den oberen Schichten des Landes durch die Niederschläge zugeführt und dem Gesetz der Schwere gemäss eingesickert war und an bestimmten Stellen (Höhlungen oder porösen Schichten) sich angesammelt hatte. Von wesentlicher Bedeutung für die Qucllenbildung ist ausser der Niederschlagsmenge die Pflanzendecke und die Gesteinsformation. Bei massigen Gesteinen können überall Quellen entstehen, fg. a; bei Schicht- gesteinen, fg. b, liegen die Quellen an der Einfallseite der Schichten. Wenn die Schichtenbildung der Darstellung von fg. c entspricht, so kann das Grundwasser nicht an die Oberfläche gelangen, sondern es muss durch Bohrung ein künstlicher Ausweg geschaffen werden. Artesische Brunnen, zuerst in der Grafschaft Artois angelegt und danach benannt, sind neuerdings namentlich in Südalgerien zahlreich erbohrt. Eine Anhöhe, von welcher aus die Gewässer nach ver- schiedenen Seiten abfliessen, nennt man eine Wasserscheide, fg. d. Die Entwickelung der Quelle zum Bach, Fluss und Strom erfolgt in genauem Zusammenhang mit dem Gelände, auf dem sie entstanden; am interessantesten und mannigfaltigsten gestaltet sie sich in den Ge- birgen, wegen der reicheren Niederschläge, der Schneefelder und Gletscher etc., wegen der abwechselungsreichen Bodenbildung, des verschiedenartigen Gesteins, am einförmigsten und dürftigsten vollzieht sich der Vorgang in der Ebene. Der Gebirgsbach, der vielfache und grössere Hindernisse zu über- winden hat, aber auch reichlicher genährt wird und einen steileren Fall hat, entwickelt eine ganz andere Kraft als der zwischen niedrigen Hügeln oder in der Ebene dahinschleichende, kraftlose. Er frisst sich geradezu in das Gestein ein, fg. e, und durchsägt mit Hilfe von Roll- steinen ihm entgegenstehende Felsriegel. In manchen Gebieten der Erde haben sich die Gewässer ganz tief in den Boden eingefressen und bilden schmale Rinnen mit steilen Wänden. Solche Bildungen, besonders häufig in Nordamerika, nennt man Canons (Röhren), fg. i. Man beachte auf diesem Bilde die allmähliche Abtragung der Hoch- j ebene. Da wo sich das Gelände stufenförmig gestaltet, stürzen sich die Gewässer in die Tiefe und bilden Wasserfälle, fg. k, 1, und m. Die Gebirgswasserfälle, von tiefem Falle und genügender Wasserfülle, erhöhen den Reiz der Landschaft. Unzählig und ungezählt ist die Menge der kleinen Rinnsale, aus denen füglich ein stattlicher Fluss entsteht. Fg. n will von dieser Fülle der Wasseradern eine annähernde Vorstellung geben, und dabei bleibt zu beachten, dass die gegebene Zeichnung 1850000 mal kleiner ist als die Natur, und dass die grössere Hälfte aller der das Wasser- geäder bildenden Rinnsale nicht dargestellt werden konnte. Der Mittellauf der Flüsse gestaltet sich zwar im allgemeinen regelmässiger als der Oberlauf; aber immerhin wird er durch die Bodenbildung des zu durchströmenden Gebietes stark beeinflusst. Wo kräftige Seitengebirge, fg. g, sich erheben, wird ihm wenig Spielraum gegeben; wo ihm eine Felsbarre den Weg verlegt und auch die Seiten- ausgänge durch Gebirge verstellt sind, muss er sich hindurchzwängen und bildet Stromschnellen (Katarakte), fg. f, indem er sich in zahl- reiche Kanäle zerteilt und gefährliche Wirbel zeigt. So ausser dem Nil z. B. die Donau bei Orsowa u. a. m. Am wenigsten interessant gestaltet sich der Fluss an seinem Unterlauf: er ist träge und seicht geworden, fg. h, wechselt in seinem Wasserstand, so dass zur Zeit des Hochwassers die Uferebenen weithin überschwemmt werden, wenn er nicht durch Uferdämmo (Deiche) in Schranken gehalten wird, und die Mehrzahl der grösseren Flüsse spaltet sich schliesslich in eine Anzahl von Armen, weil der geringere Fall des Geländes ihnen nicht gestattet, ihre Wassermasse zusammenzuhalten. 10. Flussnutzung und Wasserbau. Der Nutzen, welchen die Flüsse den Menschen mittelbar und unmittelbar gewähren, ist ebenso gross wie mannigfaltig. Da die Voraussetzungen zu dem gewünschten Nutzen nicht überall von vorn- herein erfüllt sind, so bedarf es gewisser Anlagen und Verbesserungen durch den Geist und die Hand des Menschen. Beide Gesichtspunkte kommen auf diesem Bogen in einigen Beispielen zum Ausdruck. Die Flüsse bilden natürliche Bahnen für den Verkehr von Personen und Gütern: die Kraft der Strömung befördert Holzscheite, die freilich im Gebirge vor dem Steckenbleibeil bewahrt worden müssen, fg. a, ferner Kähne, Flösse, fg. d, und Schiffe der mannigfachsten Art, fg. 1. Wo der Fluss unbeständig und unruhig ist, muss er durch Dämme und Schiengen (Buhnen), fg. g. reguliert und Kanäle müssen da angelegt werden, wo der Fluss selbst nicht schiffbar ist, z. B. der Rhein zwischen Basel und Strassburg, oder da, wo es gilt, zwei schiffbare Flüsse miteinander zu verbinden. England, Holland und Frankreich besitzen sehr ausgedehnte Kanalsysteme, Russland wenigstens die günstige Gelegenheit dazu, die auch zum Teil benutzt worden ist. In Deutschland hat man neuerdings dem Kanalwesen grössere Auf- merksamkeit geschenkt. Wo zwischen den zu verbindenden Flüssen Anhöhen liegen, können diese, wenn sie nicht allzu bedeutend sind, mittelst Schleusen überwunden werden. Dieses sind durch Thore abschliessbare, höher gelegene Teilstrecken des Kanals, die man voll Wasser laufen lässt, und wenn ein Schiff in eine solche gelangt, wird es auf diese Weise in den nächsten Kanalabschnitt gehoben. Die Holtenauer Schleuse, fg. c, bildet den Eingang zum Kaiser Wilhelm-Kanal von der Kieler Bucht aus, welche auf der rechten Seite des Bildes sichtbar ist. Der Kaiser Wilhelm-Kanal, die Verbindung der Ostsee mit der Elbe (bei Brunsbüttel) und der Nordsee, i.j. 1895 dem Verkehr übergeben, hat eine Gesamtlänge von 99 km, eine Spiegelbreite von 64 m und eine Fahrwassertiefe von 9 m. Da er die Wasserscheide zwischen Ostsee und Elbe vollständig durchsticht, sind auf seinem ganzen Laufe keine Schleusen erforderlich; nur an seinen beiden Mündungen, ebenso bei Rendsburg (Eider) sind Schutzschleusen gegen die Wirkungen bei Hoch- und Niedrigwasser angebracht. Die Fahrzeit von Holtenau bis Brunsbüttel beträgt 18 bis 24 Stunden; dadurch wird der Seeweg zwischen der Nord- und Ostsee um 450 km gekürzt und die beiden deutschen Kriegshäfen Kiel und Wilhelmshaven gewisser- massen zu einem gemacht. Ferner bietet das Wasser der Bäche und Flüsse eine vortreff- liche Betriebskraft, die schon seit langen Zeiten zu Mühlenanlagen zugezogen worden ist, aber auch auf industrielle Unternehmungen anderer Art Anwendung findet. Allerdings werden die Mühlen meist nicht unmittelbar an den Wasserläufen selbst gebaut, sondern das Wasser wird in einen besonders angelegten Kanal geleitet, der es dann dem Hauptrade zuführt, hauptsächlich deshalb, weil der Müller eine bestimmte Kraft gebraucht, und er den Wasserzugang durch Wehr und Schleuse regulieren kann, fg. b. Die Flüsse vermögen aber nicht nur den Verkehr zu fördern, sondern ihn auch zu erschweren und zu hindern, indem sie benachbarte Gebiete, die aufeinander angewiesen sind, scheiden. Zur Überwindung dieser Schwierigkeit dienen namentlich die Brücken, deren Errichtung von jeher zu den wichtigsten Aufgaben der Baukunst, insbesondere der Wasserbaukunst, gehört. Von den verschiedenen Arten der Brücken bietet unsere Tafel drei Typen; eine derselben gehört der älteren Zeit an, während die beiden anderen erst in der neueren Zeit in An- wendung gekommen sind. Die Brücke über die Oder bei Breslau, fg. d, ist ein Bau alter Konstruktion, wie sie gegenwärtig kaum noch errichtet werden: quer durch den Fluss ist eine Reihe massiger Stein- pfeiler angelegt, auf deren Köpfen die eigentliche Brücke ruht. Die East-Riverbrücke zwischen New York und Brooklyn, fg. 1, von dem deutschen Ingenieur J. Rohling erbaut und i. J. 1883 dem Verkehre übergeben, ist eine Hängebrücke und ruht auf zwei starken Pfeiler- paaren. Sie ist 1785 m lang, 27 m breit und ungefähr 40 m über der Hochwassermarke errichtet, so dass die grössten Seeschiffe mit ihren Mastspitzen ungehindert unter ihr hindurchfahren können. Zwei Schienenwege für Kabelwagen, je eine Wagenfahrstrasse zu beiden Seiten der Bahn und ein oberhalb der Bahn in der Mitte angebrachter Weg für Fussgänger führen über die Brücke. Eine Eisenbahnbrücke neuerer Konstruktion wird durch fg. h veranschaulicht. Das Flussbett mit seinem Untergründe ist vom im Durchschnitt dargestellt, um zugleich verschiedene Arten der Pfeiler- fundamentierung zeigen zu können. Im allgemeinen wird man danach streben, eine zu errichtende Brücke aus Stein zu erbauen, da dieses Material von keinem andern an Dauerhaftigkeit übertroffen wird, allein bei den Anforderungen, welche heute an die Eisenbahnen bezüglich Weite bei Überschreitung von Wasserläufen, Strassen u. s. w. gestellt werden, ist dies nicht überall durchführbar. Daher werden die mittleren und grösseren Brücken, soweit es sich um den eigentlichen Überbau handelt, aus Stahl hergestellt, und nur für den Unterbau (Mittelpfeiler und Land- widerlager) verwendet man Stein. Der in lg. li dargestellte Flussüber- gang ist typisch für eine Stelle, wo ein Fluss aus dem Hügelland in das Flachland eintritt. An der linken Seite erkennt man hinter dem Deiche das Flachland, rechts die letzten Ausläufer des Hügellands. Auch das geologische Profil entspricht den Verhältnissen Norddeutsch- lands; oben auf liegt der Flusssand, darunter der Geschiebesand; unter diesem folgt der Geschiebethon. Über dem Geschiebesand findet sich an einzelnen Stellen Moor (rechts), welches zur Folge hatte, dass der rechte Landpfeiler erheblich tiefer fundiert werden musste als die andern. Als brauchbarer Baugrund dieses Profils ist der Geschiebe- sand und der Geschiebethon anzusehen; auf letzterem ist der linke Landpfeiler unmittelbar aufgemauert, aber gegen Unterspülung bei Hoch- wasser an seiner vordem Seite durch eine hölzerne Spundwand ge- schützt. Die Unterkanten der vier mittleren Pfeilerfundamente reichen bis auf den Geschiebesand, sind jedoch vollständig in dichte hölzerne Spundwände, welche bis in den Geschiebethon reichen, eingeschlossen. Diese Wände verhindern das Ausweichen des belasteten Sandes und

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9 schützen gleichzeitig die Pfeiler gegen Unterspülung. Der erste Mittel- pfeiler von links ist wegen der dort befindlichen Moorlage auf einen Pfahlrost fundiert, der bis auf den Geschiebethon reicht. Zwischen die Pfähle wird Beton, d. h. eine Mischung von Sand, hydraulischem Kalk und Steinbrocken, gebracht und darauf der eigentliche Pfeiler aufgemauert. Der rechte Landpfeiler ist auf einen hinabgesenkten Brunnen gegründet, welcher in seinem Innern nach Entfernung der Bodenmassen gleichfalls mit Beton ausgefüllt ist. Der eiserne Ober- bau bestellt aus drei festen und einem drehbaren Joche, welches letztere den Durchgang von Schiffen an der tiefsten Stelle des Flusses ge- stattet. Damit derartige Joche in geöffnetem Zustande den Betrieb der Bahn nicht stören können, befindet sich an jeder Seite der Brücke ein Vorsignal, welches automatisch die nötigen Mitteilungen giebt. Auf der Brücke selbst sind zwei weitere Signale angebracht, welche die richtige Einstellung des Drehjoches anzeigen. Die festen Joche sind sogenannte Fachwerke. Die Telegraphenleitung ist mit Rücksicht auf die durchfahrenden Schiffe unter der Brücke durchgeführt, wie in der Zeichnung durch die punktierte Linie angedeutet ist. Das Bett der Flüsse zeigt nicht selten so grosse Unregelmässig- keiten, dass im Interesse des Verkehrs und zur Sicherung der Ufer- gebiete ein Umbau, eine sog. Korrektion oder Regulierung, stattfinden muss. In welcher Weise dies geschehen kann, das wird aus fg. k ersichtlich. Die Regulierung der Oder, i. J. 1844 durchgreifend begonnen und seit 1868 thatkräftig gefördert, gelangte seit 1886 von Iiosel abwärts überall zum Abschluss. Sie verfolgt den Zweck, einer- seits ein schnelles Abfliessen der Hochfluten zu bewirken, anderseits aber den Abfluss der geringen Wassermenge bei mittlerem und niedrigem Wasserstande derartig zu regeln, dass für die Schiffahrt ein ausreichend tiefes Fahrwasser gesichert werde. Zu letzterem Zwecke wurden Buhnen angelegt, feste Einbaue, welche, gewöhnlich paarweise einander gegenüber- liegend, vom Ufer aus nicht genau im rechten Winkel, sondern etwas stromaufwärts errichtet, gegen die Mitte des Stromes vorspringen. Diese Einengung des Querprofils für den Durchfluss des Niederwassers steigert die Geschwindigkeit und befördert durch Ausspülung der Flusssohle eine durchgehende Vertiefung der Fahrrinne. Die Ablagerung von Sinkstoffen in ihr selbst wird verhindert; vielmehr werden diese teils im Stromzuge fortbewegt, teils sichtlich in dem ruhigen Wasser zwischen den Buhnen zum Niederschlage gebracht. Niedrig gehaltene Anpflanzungen schwachen Weidengesträuchs fördern und festigen diese Verlandungen. Da der fest abgepflasterte Kopf, mit dem die sanft vom Ufer sich niedersenkende 2 in breite Krone einer Buhne endet, genau in Mittelwasserhöhe an- gebracht ist, so gestattet er dem Zuge des Hochwassers ein unge- hemmtes Überfliessen. Das wichtigste Werkzeug beim Wasserbau ist unstreitig der Bagger, durch welchen das nicht steinige Erdreich ausgehoben wird. Man unterscheidet Trocken- und Nass(fluss)bagger; beide werden mit Dampfkraft betrieben. Den wesentlichen Teil eines Dampftrocken- baggers, fg. e, machen Schöpfeimer von entsprechender Festigkeit aus, welche, an eine Kette ohne Ende gereiht, durch Maschinenkraft in den Boden eingedrückt werden und diesen ausheben. Das auf diese Weise ausgehobene Erdreich wird in Eisenbahnzügen fortgcschafft. In der Hauptsache die gleiche Vorrichtung besitzen die Flussbagger, fg. f, welche auf den Flüssen schwimmen oder verankert sind. Da die Schöpf- eimer der Nassbagger auf der Sohle der Gewässer arbeiten, so haben sie Vorrichtungen, um das Wasser ablaufen zu lassen. Das ausgebaggerte Material, meist Sand oder Schlick, wird in Schleppkähnen fortgeschafft. Die Bestimmung der Stromgeschwindigkeit eines Flusses ist eine wichtige und interessante Aufgabe. Wie unser Querprofil, fg. i, zeigt, erfolgt das Abfliessen des Wassers in einem Flusse nicht gleicli- mässig, sondern je nach der Stelle mit verschiedener Geschwindigkeit. 11. Vulkane und heisse Quellen. Vulkane sind in der Regel kegelförmige Berge, an ihrer Spitze mit einer trichterförmigen Einsenkung, dem Krater, versehen, von welchem eine Röhre in das Innere der Erde hinabgeht. Aus dieser Röhre steigen verschiedene Stoffe als Gase, Asche, geschmolzenes Gestein (Lava) empor und tragen, ein jeder in seiner Weise, zum Aufbau des Berges bei. Man unterscheidet tliätige und erloschene Vulkane; erstere sind solche, welche in geschichtlicher Zeit einen oder mehrere Ausbrüche gehabt haben; bei letzteren hat man diese Vorgänge nicht beobachtet. Befindet sich ein Vulkan in voller Thätigkeit, fg. a, so brechen mit furchtbarer Gewalt hochgespannte Dämpfe und Gase aus dem Krater hervor, und Dampfwolken steigen zum Himmel empor. Bei ruhiger Luft erheben sich dieselben, kugelförmig geballt, senkrecht und treiben die darüber befindlichen, bereits sinkenden Dampfkugeln immer höher hinauf. Ist dies endlich nicht mehr möglich, so nehmen die Dämpfe die Form einer langgestreckten Wolke an, und so entsteht ein Wolkengebilde, das man wegen seiner charakteristischen Gestalt in Italien von jeher als Pinie bezeichnet. Gase, Wasserdämpfe und feine Teile vulkanischen Staubes sind es, welche die Pinie bilden. Durch die heftigen Bewegungen werden jene Wolken in hohem Grade elektrisch, und da sich die Dämpfe in den höheren, kälteren Luftregionen zu Tropfen verdichten, so entwickeln sich bei vulkanischen Ausbrüchen gewöhnlich heftige, von furchtbarem Blitzen und Donnern begleitete Regengüsse. Sie richten oft viel mehr Schaden an als die ausgeworfenen Aschen und Schlacken. Es bilden sich Bäche und Ströme, die vorher nicht bestanden, und durch sie werden tiefe Furchen in die Abhänge des Vulkans gezogen. Oft sind die Wildwasser wahre Schlammströme, indem sie den feineren vulkanischen Staub mit hinwegführen. bg. c, die Insel Volcano (nördlich von Sicilien) darstellend, zeigt uns Vulkane im Zustande der Ruhe. Der Kratervertiefung des einen Kegels entsteigt ein lichtes Gewölk; dem anderen Kegel fehlt auch diese Lebensäussarung. lg. b giebt uns den Idealquerdurchschnitt eines Vulkans. Die Schichten bei a, b und c bestehen ausschliesslich aus vulkanischen Stoffen, d. h. aus feineren und gröberen Aschen und Schlacken; sedi- mentäre Schichten (d) bilden höchstens den Untergrund des gesamten vulkanischen Gerüstes. Man hat sich also einen solchen Vulkan nicht durch eine glockenförmige Auftreibung der Schichten entstanden zu denken, wie dies eine ältere Theorie lehrt; vielmehr ist seine Entstehung der eines Maulwurfliügels zu vergleichen, indem sich um die Auswurfs- öffnung das ausgeworfene Material zu einem Berge anhäuft. Die Schichten a sind die Reste eines älteren Kegels, dessen Krater durch Verwitterung und Einstürze sich stark erweitert hat; bei b sehen wir noch solchen Schutt vor seinen Kraterwänden. Durch spätere Aus- brüche ist in ihm ein neuer Eruptionskegel c entstanden, an dessen Spitze sich gegenwärtig der eigene Eruptionsschlund öffnet. Nicht selten trifft man in der Nähe von Vulkanen kraterähnliclie, trichterförmige Löcher, aus denen unter lautem Zischen und Brausen Dämpfe und Gase (Wasser- und Schwefeldämpfe, Kohlensäure) entweichen. Besonders kräftig sind z. B. die Wasserdampfaushauchungen der Dampfquelle Karapiti auf Neu-Seeland, fg. d. Bei den erloschenen Vulkanen, fg. e, ist die ursprüngliche Kegelgestalt vielfach noch vorhanden, nicht selten aber auch durch Einsturz sowie durch die Wirkung der atmosphärischen Kräfte zer- stört. Häufig sammelt sich in den Kratern atmosphärisches Wasser an, und es entstehen dann die sog. Kraterseen, wie man sie in den meisten altvulkanischen Gebieten trifft. In Deutschland gehören hierher die Maare der Eifel. Die grössten Gebiete erloschener Vulkane hat die Oberfläche des Mondes aufzuweisen; zum Vergleich mit den entsprechenden Ver- hältnissen der Erde dient das Bild fg. k, das nach einer der be- rühmten Mondphotographien von Nasmyth hergestellt worden ist. Zu den Ausbruchstoffen der Vulkane gehört die Lava. Dieselbe ergiesst sich entweder in Strömen aus dem Gipfel des Kraters oder aus Spalten an den Seiten des Berges, wobei sich bisweilen merk- würdige Schlackenschornsteine auf der Oberfläche bilden, fg. h, oder es werden durch die Dampfexplosionen im Ausbruchkanal grössere oder kleinere Lavaklumpen in die Luft geschleudert, wobei diese zu verdrehten und gewundenen Schlackenstücken (vulkanische Bomben, auch Lapilli genannt, fg. g) werden, welche sich in der Luft meist abkühlen und erstarren. Zerstiebt die Lava durch die Dampfexplosion im Krater oder durch die Reibung der auf- und niederfüegenden grösseren vulkanischen Bomben in sehr feine Teile, so entsteht die sog. vulkanische Asche. Fliesst die Lava an einem Vulkane herab, so entsteht ein Lavaström. Dieser erkaltet nach und nach, und die Lava bricht in Form von Schollen, fg. f, oder wurstartigen Wülsten oder Gesteinstrümmern auseinander. Sammelt sich die Lava in einem seeartigen Bocken, wie dies am Abhang des Mauna Loa auf der Insel Hawaii geschieht, so bietet sieb die ebenso seltene als grossartige Erscheinung eines Lavasees, fg. i, dar. Der Krater des Mauna Loa besteht aus einem 5000 m langen und über 2000 m breiten ovalen Becken und ist in seinem inneren Teile be- ständig von einem See glühend flüssiger Lava erfüllt. Der letztere ist etwa 4000 m lang und 1500 m breit. Die Lava ist in unablässiger Bewegung, und der Schaum spritzt an vielen Stellen durch die heftigen Dampfentwickelungen 10—15 m hoch empor. Selbst bei wirklichen Ausbrüchen fehlen die Erdbeben und das unterirdische Getöse fast ganz; die Ausbrüche verraten sich nur durch plötzliches Steigen und Fallen der Lava. Diese fliesst nie aus dem Becken heraus, obwohl sie sich dem Rande desselben bisweilen nähert; viel- mehr brechen die Lavaströme erst einige Meilen entfernt am Abhange hervor. Ausschliesslich auf vulkanische Räume beschränkt sind die heissen Springquellen oder Geiser. Der letztere Name ist der bekanntesten aller derartigen Bildungen, dem grossen Geiser auf Island, fg. 1, ent- lehnt. In den Gipfel eines ca. 10 m hohen und 70 m im Durchmesser haltenden Kegels von Kieselsinter ist ein kreisrundes Becken von 2 m Tiefe und 17 m Durchmesser eingesenkt, aus dessen Grunde ein Kanal nach der Tiefe führt. Das Becken wird von einem krystallhellen, bläulich - grünen Wasser erfüllt, welches an der Oberfläche eine Temperatur von 76 bis 89“ C., in der Tiefe aber viel höhere Wärme- grade aufweist, Von Zeit zu Zeit, gewöhnlich nach einer Pause von 24 bis 30 Stunden, erfolgt nach einigen vorangehenden kleineren Aus- brüchen eine äusserst grossartige Wassereruption. Eine silberglänzende Säule von etwa 3 m Dicke steigt pfeilschnell bis mehr als 30 m hoch empor. Sie sinkt bisweilen auf einen Augenblick teilweise oder ganz zusammen, bricht jedoch dann mit um so grösserer Gewalt wieder hervor. Ungeheure Dampfwolken verhüllen öfter die Wassergarbe. Doch währt das unvergleichliche Schauspiel nur etwa 10 Minuten. Um den grossen Geiser scharen sich zahlreiche andere Sprudel. Noch bedeutsamer als die Geiserbildungen auf Island sind die- jenigen auf Neu-Seeland (Mitte der Nordinsel) und im Gebiete des oberen Yellowstone-River (Nebenfluss des Missouri) in den Vereinigten Staaten. Dem letzteren gehört der in fg. m dargestellte Grotten- geiser an. 12. Zur Geologie I. Faltungen, Erdbebenwirkungen. Die Geologie beschäftigt sich mit der Entstehung und dem Bau des Erdkörpers, sowie mit allen die Erdkruste und das Erdinnere zusammensetzenden Bestandteilen, welche gemeiniglich als Gesteine bezeichnet werden. Bezüglich ihrer Entstehung zerfallen die Gesteine in zwei Gruppen: Sedimentär- oder geschichtete Gesteine und Eruptivgesteine. Die letzteren, vgl. Taf. 1, fg. m, haben eine überraschende Ähnlichkeit mit der den Vulkanen entströmenden Lava, vgl.taf.il, fg. f, und sind ohne Zweifel wie diese in engen oder weiteren Kanälen als glutflüssige Massen aus der Tiefe emporgestiegen. Die geschichteten Gesteine aber, welche dieselbe Gestaltung aufweisen, wie die heute noch in Meeren und Seen sich bildenden Absätze, sind offenbar Ablagerungen des Meeres und der Seen; daher enthalten auch sie allein Ver- steinerungen. Eine derartige Entstehung bringt es notwendig mit sich, dass die ursprüngliche Lage aller Schichten eine wagerechte war; wo sich heute derartige Schichten aufgerichtet oder stark verbogen finden, müssen starke Störungen erfolgt sein. Über die Richtung solcher gestörten Schichten wird man belehrt durch Angabe des Streichens 3

9. Allgemeine Erdkunde in Bildern - S. 13

1898 - Breslau : Hirt
13 Luft und Licht und der hohen Kälte dasselbe nicht mehr möglich sei. Das pflanzliche Leben, fg. i, hört allerdings, nach den neuesten Forschungen, in einer Tiefe von etwa 200 m auf. Das tierische Leben dagegen nimmt zwar mit zunehmender Tiefe mehr und mehr ab, besonders jenseits der Schicht von 3000 m, aber es finden sich doch Vertreter aller Klassen der wirbellosen Meer- ticrc und wahrscheinlich Fische über den ganzen Boden des Oceans bis in die grössten Tiefen verbreitet. Krustentiere, Würmer, Weich- tiere, Stachelhäuter, Schwämme mit Kieselnadeln, Kreidetierchen etc. wurden aus den grössten Tiefen heraufgefischt und die Thatsache sichergestellt, dass viele dieser Wesen bei dem ungeheuren Drucke dieser Tiefe unter einer Temperatur von mindestens 1° unter dem Gefrierpunkte Vorkommen. Eine Vorstellung von dem reichen und mannigfaltigen Tierleben in verschiedenen Meeresteilen gewähren die Figuren h und k. 18—20. Schiffskunde. Der Schiffskunde ist in der vorliegenden Ausgabe der Bilder- tafeln eine eingehendere Berücksichtigung als früher zu teil geworden, teils weil das Schiffswesen im neuzeitlichen Kulturleben im allgemeinen eine ausserordentlich wichtige Bolle spielt, teils weil erfreulicherweise gerade unser Vaterland auf diesem Gebiete in neuester Zeit bemerkens- werte Fortschritte gemacht hat. Vier bezeichnende Züge sind dem modernen Schiffswesen eigentümlich: 1. die immer stärkere Verwendung von Eisen anstatt des Holzes heim Schiffbau, 2. das Verdrängen der Segelschiffe durch die Dampfschiffe, 3. die immer mehr hervortretende Vergrösserung der Schiffe und 4. die stark um sich greifende Ein- richtung regelmässiger Schiffslinien. 18. Schiffstypen u. Einrichtungen für Personenbeförderung. Der im Schiffswesen erreichte ungeheure Fortschritt tritt am schärfsten zu Tage, wenn man die Fahrzeuge, die die grossen Ent- deckungen ausführten, mit denen vergleicht, welche gegenwärtig die Oceane auf regelmässigen Fahrten durchfurchen. Die drei Schiffe, tg. a, mit denen Christoph Columbus seine bahnbrechende Fahrt i. J. 1492 antrat, waren sog. Karavellcn mit einem Freibord in der Mitte und mit Aufbauten vom und hinten, in denen die Seeleute wohnten; ob das Deck fehlte, steht nicht fest. Trotz ihrer Kleinheit, — das Admiralschiff, die „St. Maria“, war 17,36 m lang, 5,60 m breit und 3,08 m tief, die „Nina“ noch kleiner — bewährten sich diese Fahrzeuge auch in schlechtem Wetter. Das moderne Segelschiff, fg. b und c, ist aus Eisen oder Stahl gebaut, auch Masten, Rahen und Bäume sind hohle Stahlrohre. An Gewicht hat es gegenüber dem Holzschiff dadurch bedeutend verloren, kann also von demselben Winddruck rascher durch das Wasser getrieben werden und hat geringeren Tiefgang bei gleicher Belastung. Die zur Fortbewegung der heutigen Segelschiffe notwendige Segelmenge liess sich nicht mehr wie früher auf drei Masten unter- bringen, es werden daher je nach Bedürfnis vier bis fünf Masten aufge- stellt. Führen die sämtlichen Masten Rahsegel, so nennt man das Schiff vier(oder fünfjmastigos Vollschiff. Als solche sind die grossen Schiffe der deutschen Handelsmarine getakelt. Sie haben eine Segelfläche von 3000 qm und mehr. Das z. Z. grösste Segelschiff ist die 1895 in Deutschland erbaute fünfmastige Bark „Potosi“ mit 120 m Länge, 4027 Rgt Raumgehalt und 4700 qm Segelfläche. Ebenso wie die Segelschiffe sind auch die Dampfer sehr ver- schieden nach Grösse, Bauart, Einrichtung und Benutzung. In letzterer Hinsicht unterscheidet man Bugsierdampfer, vgl. fg. c, Fracht- und Personenschnelldampfer, letztere seit den achtziger Jahren nach dem Vorgänge des Norddeutschen Lloyds in Bremen üblich geworden, mit den vollkommensten Einrichtungen ausgestattet und der grössten Schnelligkeit fähig. Der von uns abgebildetedoppelschraubendampferfürstbismarck, fg. d, der Hamburg-Amerikanischen Packetfährtgesellschaft gehörend, zählt bei 8870 Register-Tons und 10000 Pferdekräften zu den grösseren Fahrzeugen dieser Art. Bei einer Länge von 150 m, einer Breite von 17 m, einer Tiefe von etwa 14 m (Haushöhe) entwickelt er eine Fahr- geschwindigkeit von 20 Seemeilen (= 37 km) in der Stunde; er hat die Fahrt von Land zu Land gelegentlich in 5 Tagen und 231li Stunden zurückgelegt und damit seinerzeit die schnellste Reise gemacht, welche bis dahin von einem Dampfer erreicht worden war. Dieser Rekord ist neuerdings u. a. von dem Bremer Schiff „Kaiser Wilhelm der Grosse“ überholt worden. Die Länge dieses beträgt in der Wasserlinie 190,5 m, die Breite 20 m, das Deplacement 20500 Tonnen; es enthält zwei Maschinen mit zusammen 27 000 Pferdekräften, entfaltet eine Fahr- geschwindigkeit von 22 Seemeilen in der Stunde (annähernd 40 km oder gleich einem guten Personenzug). Einer der wichtigsten Teile des Dampfers, auf Deck, ist die Kom- mandobrücke, fg. e. Sie befindet sich zwischen dem ersten Mast und dem ersten Schornstein (vgl. fg. d). Von dieser Brücke aus wird das Schiff geleitet; hier befindet sich u. a. das Steuerrad, der Normal- kompass und der Maschinentelegraph. Daneben liegt das Navi- gationszimmer, in dem die Beobachtungsinstrumente aufbewahrt sind, und in dem die Offiziere die Kurse eintragen und ihre Berech- nungen anstellen. Von der Grösse und Schönheit der modernen Schnelldampfer, die m der That schwimmende Paläste sind, geben unsere übrigen Bilder Kunde und Zeugnis. Alle Räume sind holl, luftig und von ausreichender Grösse. Ein wahres Schmuckstück, dessen Durchbildung eine künst- lerische Leistung darstellt, ist der Musiksalon, fg. k; ähnlich wie hier zeigen der Damensalon und der grosse Speisesaal vortreffliche Nussbaum- täfelung mit Gold, die Sitze sind von Plüsch und Sammet, die Vor- hänge und Thürteppiche von Seidensammet, das Ganze ist mit fürst- licher Pracht und künstlerischem Geschmack durchgeführt. Mit Rücksicht aul seine Bestimmung pflegt das Rauchzimmer dunkler gehalten zu sein: Nussbaumholz, olive Tuchmöbelüberzüge und japanische Gold- ledertapete sind hier zu einem stimmungsvollen Ganzen verbunden. Sehr geschmackvoll, teilweise glänzend ausgestattet sind nicht nur die Kabinen für die Passagiere der ersten, sondern auch für die der zweiten Klasse, sowie die Wohnräume und dienstlichen Zimmer für den Kapitän und die Offiziere. Elektrische Beleuchtung und Klingel- vorrichtung sind überall angebracht; ein grosses geschütztes Wandel- deck, fg. f, gestattet Bewegung und langen Aufenthalt in der stär- kenden reinen Luft; daneben, an der Bordseite, bemerkt man die Ventilatoren und die Rettungsboote. Aber auch für die Zwischen- deckreisenden sind im Vergleich zu früher bequemere und bessere Einrichtungen geschaffen worden. Den Gegensatz zwischen früher und jetzt zeigen die Bilder fg. 1 und h. Auf den neueren Dampfern sind nicht nur gesonderte Räume vorhanden für Familien, für einzelne Frauen u. s. w., sondern auch besondere Speisesäle, Waschräume u. dgl. 19. Einrichtungen, Teile und Bau von Schiffen sowie Rettungswesen. Fg. a zeigt das Steuer und zwei Schrauben. Letzteren entsprechen auch zwei Maschinen. Die neueren Schnelldampfer der Handelsmarine sind meist mit zwei Maschinen versehen. Diese Ein- richtung gewährt den Vorteil, dass, wenn eine Maschine oder eine Schraube aus irgend einem Grunde untauglich wird, das Schiff mit der anderen bei verminderter Geschwindigkeit fortbewegt werden kann. Schiffe mit einer Schraube haben diese hinter dem Steuer. Fg. b zeigt nicht nur den Anker, sondern auch die Vorrichtung (Krahn), mit der er, nachdem er aufgewunden ist, über den Bord auf das Schiff gezogen wird. Fg. d veranschaulicht eine Maschine für kleinere Dampfer. Bei den Oceandampfern wird gegenwärtig die sogenannte Hammer- maschine (so genannt wegen der Ähnlichkeit mit dem Dampfhammer) angewendet, die zwar einen bedeutenden Höhenraum beansprucht, dafür aber auch an allen Teilen bequem zugänglich ist. Nach dem Verband- (Compound)system wendet man Hoch- und Niederdruck zugleich an. Der Dampf strömt aus dem Kessel zuerst in den Hochdruckzylinder, dann durch eine Bleikammer in den Niederdruckcylinder. Da er hier- durch vor der Verdichtung (Kondensation) aufs äusserste ausgenutzt wird, so kann der dazu gehörige Kessel bedeutend kleiner sein, und man braucht daher weniger Kohlen als bei anderen Maschinen. Specialdampfer wie fg. e dienen heutigentages zur Verfrachtung von frischem Fleisch (frozen meat) und lebendem Vieh, Artikel, die namentlich nach England in jährlich steigenden Mengen aus Süd- amerika und Australien eingeführt werden. In solchen Dampfern steht unten auf dem Schiffsboden die Kälte erzeugende Maschine; darüber folgen die Kältekammern mit dem gefrorenen Fleisch, weiter oben die Räume für etwaige Zwischendeckpassagiere, nahe dem Deck die Vieh- ställe und schliesslich die Räume für die Offiziere und für etwaige Kaj ütenpassagiere. Neuerdings hat in Deutschland der Schiffbau einen erfreulichen Aufschwung genommen, derart, dass die grössten und kompliziertesten Fahrzeuge in höchster Vollkommenheit hergestellt werden können. Werften, fg. k, d. h. Schiffbauanstalten, findet man in allen See- plätzen, am bekanntesten sind diejenigen in Hamburg, Bremerhaven und Bremen für die Nordsee, diejenigen in Stettin, Danzig und Elbing für die Ostsee. Schichau hat sich namentlich durch den Bau von Torpedobooten bekannt gemacht, vgl. unsere Bemerkungen zu Taf. 20, fg. e und i. Der Unterschied zwischen der Konstruktion eines hölzernen und eisernen Schiffes wird durch die fg. h und i veranschaulicht. Daraus geht hervor, dass der Rumpf eines eisernen Schiffes, sowie die eisernen Baubestandteile weniger Raum einnehmen als die hölzernen Balken, Planken u. s. w. Die Aussensoitc von eisernen Schiffen besteht aus viereckigen Platten, deren Gestalt und Befestigung durch fg. f ver- deutlicht wird. Ein schwimmendes Dock, fg. g, zur Ausbesserung von Schiffen dienend, ist ein riesiger, gleich einem Schiffe im Wasser schwim- mender eiserner Kasten, ohne Querwände. Die beiden Längs- wände, aus doppelten Eisen platten bestehend und im Innern hohl, haben soviel Schwimmkraft, dass sie das ganze Dock mit der oberen Fläche seines Bodens über Wasser halten. Soll nun ein Schiff aus- gebessert werden, so lässt man durch gewisse Vorrichtungen Wasser in die Hohlräumo des Bodens und der Seitenwände eindringen. Das Dock senkt sich dadurch so weit, dass das betreffende Schiff einfahren kann. Ist dies geschehen, so pumpt man das Wasser aus den Hohl- räumen, das Schiff senkt sich langsam auf den Dockboden, und die Ausbesserung beginnt. Ist dies erfolgt, so lässt man wieder so viel Wasser einlaufen, dass das Schiff leicht herausfahren kann. Trotz aller Vorsichtsmassregeln und verbesserter Schiffseinrichtungen kommen Schiffsunfälle leider noch oft genug vor, und nicht selten muss ein verunglücktes Schiff verlassen werden. Dies geschieht u. a. durch die Aussetzungsboote, vgl. 18, fg. f an der Seite, oder durch die Hosen- boje oder durch sog. Rettungsboote. Eine sinnreiche Vorrichtung ist die Hosenboje, fg. 1. Durch Raketen werden Taue nach einem Wrack gezogen und dort an geeigneter Stelle befestigt. An dem unteren Taue wird dann die Hosenboje, welche in dem oberen Taue läuft, an Land gezogen. Fg. m zeigt einmal, wie Raketen zur Be- förderung von Tauen auf ein Wrack geschossen werden, anderseits, wie das Rettungsboot in See gebracht wird. Hauptsitz der so segens- reich wirkenden deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ist Bremen. 20. Marine. Die deutsche Kriegsmarine, auf deren Betrachtung wir uns hier beschränken, zählte nach dem „Almanach für die Kriegsmarine“ i. J. 1896 insgesamt 249 Fahrzeuge. Davon waren Panzerschiffe und Panzerkanonenboote 36, Kreuzer, Kanonenboote und Avisos 37, Schul- schiffe 14, Torpedofahrzeuge 128 und Schiffe zu besonderen Zwecken 34 vorhanden. Das Panzerschiff Wörth, fg. a, gehört mit 3 anderen zu der Brandenburgklasse, welche die stärksten und modernsten Hochsee- panzer unserer Marine umfasst. Die Wörth, auf der Germania-Werft 4

10. Allgemeine Erdkunde in Bildern - S. 14

1898 - Breslau : Hirt
14 in Kiel im August 1892 vom Stapel gelassen, hat einen Tonneugehalt (Deplacement) von 10500 Tonnen, eine Länge von 108 m, eine Breite von 20 m und einen mittleren Tiefgang von 7,5 m. Die Höhe des Schiffes vom Kiel bis zum Oberdeck gemessen beträgt 11 m. Be- trächtlich höher als das Hinterschiff ist der Bug und das ganze ge- deckte Vorschiff, auf dem sich der vordere Turm befindet. Ein 30 bis 40 cm dicker Gürtelpanzer, fg, g, umgiebt das Schiff vom Bug zum Heck rings in einer Breite von 2,50 m, wovon 1,70 unter und 0,80 m über Wasser sich hinziehen. Auf der Oberkante des Gürtel- panzers liegt das 65 mm starke Panzerdeck auf, welches sich hori- zontal über das ganze Schiff erstreckt, um einerseits die Kessel und Maschinenteile gegen von oben einschlagende Geschosse zu sichern, anderseits die unter dom Panzerdeck gelegenen wasserdichten Ab- teilungen auch nach oben wasserdicht zu machen. Gepanzert sind ferner die Geschütztürme und die Kommandostände, letztere enthalten die Apparate zur Befehlsübermittelung, ein Dampfsteuerruder und einen Maschinentelegraphen. Der ganze Schiffskörper ist aus Stahl herge- stellt und in 12 wasserdichte Schotten (Abteilungen) geteilt. Die Maschinen erhalten ihren Dampf aus 12 Kesseln, vermögen 9—10000 Pferdestärken zu indizieren und dem Schiff eine Schnelligkeit von 16, höchstens 17 Seemeilen (zu 1,85 km) zu geben. Die Wörth hat zwei Schrauben; diese sind dreiflügelig, aus Phosphorbronze hergestellt und 5 m im Durchmesser. Die Geschützarmierung, fg. h, besteht aus sechs 28 cm-Kanonen (schwere Armierung), 14 Kanonen von 10,5 bis 8,8 cm (leichte Armierung) und einigen kleineren Geschützen. Die 28 cm-Geschütze sind paarweise auf gemeinschaftlicher Drehscheibe in drei hintereinander in der Mittschiffslinie liegenden Türmen, vgl. auch fg. k, aufgestellt. Zwischen dem vorderen und dem mittleren Turm befindet sich eine Batterie von sechs Kruppschen 10,5 cm Schnell- ladekanonen, ausserdem in der Umgebung des vorderen und hinteren Turmes je vier 8,8 cm-Schnellladekanonen. Das Schiff besitzt ausserdem eine Torpedoarmierung, eine Torpedoschutzeinrichtung und zwei Gefechts- masten, in deren eisernen Marsen acht 6 mm Maschinengewehre unter- gebracht sind. Die Besatzstärke beträgt 556 Köpfe. Elektrische Beleuchtung und Dampfheizung vervollständigen die Wohnungsein- richtungen. Zwei Scheinwerfer sind vorhanden und ausserdem zahl- reiche Hilfsmaschinen. Auf diesen modernen Schlachtschiffen geht alles mit Dampf oder Elektrizität. Das Steuerruder, vgl. Taf. 19, fg. a, kann durch zwei voneinander unabhängige Dampfsteuerapparate in Bewegung gesetzt werden; die Geschütztürme werden durch Dampf- kraft gedreht, ebenso die Ankerlichtmaschinen. Der Panzer vierter Klasse „Aegir“, fg. b, ein Schiff neuester Konstruktion, i. J. 1895 aus Stahl erbaut, ist 79 m lang, 15 m breit und geht 5,3 m tief; sein Deplacement beträgt 3499 Tonnen, die Menge der indizierten Pferdekräfte 4800, die Fahrgeschwindigkeit 16 See- meilen = beinahe 30 km in der Stunde. Er hat Gürtel- (30 cm), Turm- (20 cm) und Deckpanzer (3 cm). Die Armierung besteht aus drei Kruppschen 24 cm - Kanonen mit langem Bohr, zehn 8 cm - Schnelllade- kanonen und sechs Maschinengewehren, die Besatzungsstärke 226 Mann. Die Panzerschiffe der Siegfriedklasse, wozu die „Aegir“ gehört, haben die Aufgabe der Küstenverteidigung, aber sie besitzen auch so viel See- fähigkeit, um möglicherweise als Angreifer in der Hochseeschlacht auftreten zu können. Ausser den Panzerschiffen hat jede Marine eine grosse Zahl un- ge panzert er Schiffe, welche teils zum Dienst auf den überseeischen Stationen dienen, teils der eigentlichen Schlachtflotte im Kriegsfälle als Aufklärungsschiffe beigegeben werden. Man bezeichnet diese Schiffe mit dem Sammelnamen „Kreuzer“. Eine kleinere Art derselben sind die „Kanonenboote“. Ein besonderer Schiffstypus wird durch die „Avisos“ gebildet, welche eine bedeutende Schnelligkeit besitzen, daher als Depeschenboote der Flotten-, Geschwader- und Divisions- verbände, aber auch zu Kundschafterzwecken verwendet werden. Die „Kaiserin Augusta“, fg. c, ein Kreuzer zweiter Klasse, i. J. 1892 vom Stapel gelassen, ist 118 m lang, 16 m breit, hat 6,8 m Tiefgang, 6331 Tonnen Deplacement, 14000 indizierte Pferdekräfte, 3 Schrauben, 418 Mann Besatzung, macht 22 Seemeilen in der Stunde. Der Aviso „Wacht“, fg. d, ist i. J. 1887 aus Stahl erbaut, 84 m lang, 9,6 m breit, mit 4,3 m Tiefgang, 1250 Tonnen Deplacement, 4000 Pferdekräften, 2 Schrauben, 20 Seemeilen Fahrt, 6 Geschützen, 140 Mann Besatzung. Von ausserordentlicher Bedeutung sind die Torpedoboote. Man unterscheidet da Divisionsboote und gewöhnliche Boote, fg. e. Die ersteren sind von grösserem Umfange (z. B. D 7 65 m lang, 350 Tonnen Deplacement, 4500 indizierte Pferdekräfte, 26 Seemeilen Fahr- geschwindigkeit) und haben den Zweck, einer Anzahl von gewöhn- lichen Torpedobooten als Führer zu dienen; die letzteren, wesentlich kleiner, stossen die Torpedos durch mehrere Ausstossrohre, die sich teils am Bug, teils in der Breitseite befinden, gegen ein feindliches Schiff aus, und jeder Treffer wird dasselbe entweder ganz vernichten oder mindestens gefechtsunfähig machen. Die von Whitehead in Fiume im Jahre 1867 erfundenen, jetzt allgemein üblichen Fischtorpedos, fg. i, sind von Stahl gefertigt, von Zigarrenform, 300 Kilo schwer, etwa 4,5 m lang und 0,4 bis 0,5 m im Durchmesser. An der Spitze ist der Torpedo mit seitlich vorstehenden spitzen Zacken versehen, die beim seitlichen Auftreffen auf das Ziel ein Abgleiten verhindern und durch ihr Aufstosson die Entzündung der im Kopf des Torpedos ge- lagerten Ladung Schiessbaumwolle veranlassen. In der nächsten Ab- teilung befindet sich der höchst sinnreich konstruierte Tiefenapparat, der durch den Wasserdruck das hinten angebrachte Horizontalruder so bewegt, dass der Torpedo auf einer bestimmten eingestellten Tiefe unterwasser läuft. Darauf folgt im mittelsten und grössten Raume der Luftkessel, welcher die zum Betriebe der dahinter liegenden Maschine nötige Pressluft von etwa 100 Atmosphären Spannung ent- hält. Die Maschine treibt zwei hintereinandersitzende, sich in ent- gegengesetzter Richtung drehende vierflügelige Schrauben, welche dem Torpedo eine Geschwindigkeit von 25 bis 30 Knoten (46 bis 55 km) in der Stunde geben. An dem hinteren Ende sitzen zwei Ruder, ein festes senkrechtes, welches den Geradelauf in Richtung der vertikalen Ebene bewirkt, und ein bewegliches Horizontalruder zur Tiofensteuorung. Der besseren Widerstandsfähigkeit wegen sind die Torpedos der deutschen Marine aus Bronze hergestellt. Der Preis eines Torpedos, welcher je nach Grösse 40, 50 und mehr Kilo Schiessbaumwollc auf- nimmt, beträgt rund 8000 Mk. Zum Schutz gegen die direkte Wirkung der Torpedos worden um die Kriegsschiffe in einer Entfernung von etwa 5 m Schutznetze aus Stahldrahtringen ausgospannt. Als Mittel gegen den Notzschutz giebt es wieder Netzscheren, die, an dem Kopfe des Torpedos angebracht, dem Torpedo eine Lücke im Netze schneiden sollen. Unsere beiden letzten Bilder beziehen sich auf das Seemanns- leben. Auf das Kommando „Backen und Banken“, fg. n, bereiten die dazu bestimmten Mannschaften alles Nötige zum Essen vor; sie nehmen die Tische und Bänke, die unter Deck aufgehängt sind, herab und besorgen die Speisen und Getränke für die Mannschaften. Ein höchst malerisches Bild gewährt es, wenn die Mannschaften auf den Masten und Rahen sich aufstellen, fg. m. 21. Licht- und Lufterscheinungen. Nebensonnen, fg. a. Ausser den bekannten Höfen und Kränzen um Sonne und Mond, die in dem Wassergehalte der Luft ihre Ursache haben, erblickt man bisweilen auch grössere Ringe um diese Gestirne, die inwendig rötlich, aussen bläulich leuchten. Oft zieht sich noch ein wagerechter heller, ähnlich gefärbter Streif quer durch den Ring, oder es entsteht sogar über oder unter dem grossen Kreise noch der Anfang eines zweiten oder dritten, die den ersten in seinem obersten oder untersten Punkte berühren. An diesen Durchschnitts- oder Be- rührungspunkten zeigen sich dann kräftig leuchtende Stellen, welche als Nebensonnen (oder Nebenmonde) aufgefasst werden. Diese Er- scheinungen sind eine Folge der Brechung und Zerlegung der Sonncn- und Mondstrahlen in den feinen Eisnadeln, aus denen manche Wolken bestehen. Das Polarlicht, fg. b und c, ist eine Erscheinung, welche von den äussorsten Schichten der Erdatmosphäre in den Weltraum strahlt. In den Polargegenden ist es fast jede Nacht, in der gemässigten Zone selten, in der tropischen niemals sichtbar. Das Nordlicht beginnt mit einem zarten, violetten Nebelgebilde, das sich allmählich zu einem Lichtbogen gestaltet, der mit einem glänzend weissen, ins Bläuliche schimmernden Saume eingefasst ist. Aus dem Bogen entwickelt sich endlich ein prächtig gelb glänzendes und in ununterbrochener Be- wegung stehendes Lichtgewölbe, aus dem bald violette und bläulieh- weisse, bald gelbe und blaue, bald rote, ja grüne Strahlen schiessen. Bisweilen vereinigen sich in den höchsten Polargegenden die von allen Seiten heraufgestiegenen Strahlen zu einem zackigen Saume, der so- genannten Krone. Manche Polarlichter erscheinen wie ein vielfach geschlungenes, helles Licht ausstrahlendes Band. Jedenfalls stehen diese majestätischen Erscheinungen mit dem Erdmagnetismus in innigem Zusammenhänge. Luftspiegelungen, fg. d und e, sind sowohl auf dem Lande als auf dem Meere wahrzunehmen. Man erblickt zuweilen, besonders in sandigen Wüsten, an heissen, windstillen Tagen ferne Gegenstände, Häuser, Bäume, ja selbst ganze Landschaften von einer glänzenden Fläche, wie von einem Wasserspiegel umgeben und oft noch unter den Gegenständen das umgekehrte Bild derselben. Nähert man sich aber den Bildern, so wird der scheinbare Wasserspiegel immer schmaler, bis er endlich nebst dem verkehrt abgespiegelten Bilde gänzlich verschwindet. Auf der See erblickt man von fernen Gegenständen, z. B. Schiften, infolge der Luftspiegelung nicht unter, sondern über denselben ein verkehrtes Bild. Beide Erscheinungen beruhen auf der vollständigen Zurückweisung der Lichtstrahlen. Werden durch die Sonnenstrahlen die Luftschichten ungleich erwärmt und zwar bei fg. d die unteren stärker als die oberen, so erfolgt bei dem Durchgänge der Lichtstrahlen nicht mehr eine Brechung und der Eintritt in die dünnere untere Luftschicht, sondern eine vollständige Zurückweisung, welche das Bild unter dem Gegenstände erscheinen lässt. Bei fg. e findet das Umgekehrte statt, insofern die auf dem kalten Meerwasser lagernden Luftschichten die kälteren, die oberen aber die wärmeren sind. Die letzteren bilden dann nach dem Grundsätze der vollständigen Zurückwerfung gleich- sam einen Spiegel, in welchem die Bilder der unteren Gegenstände verkehrt und über demselben erscheinen. Den Regenbogen, fg. f, erblickt man dann, wenn man vor sich eine regnende Wolke und hinter sich die Sonne hat. Die von der Sonne ausgehenden Lichtstrahlen werden in den einzelnen Regentropfen so gebrochen und zurückgeworfen, dass das weisse Sonnenlicht dabei in die Farben des Spektrums: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett zerlegt wird. Der Regenbogen bildet stets das Stück eines Kreises. Oft erscheint über dem Hauptregenbogen noch ein blässerer Nebenregenbogen, dessen Entstehung aus der zweimaligen Zurück- werfung des Lichtes in jedem Regentropfen erklärt wird. Die hauptsächlichsten Wolkenformen, fg. g, sind Federwolken (cirrus), Haufen wölken (cumulus), Schichtwolken (stratus) und Regen- wolken (nimhus). Selbstredend giebt es zahlreiche Übergänge aus der einen in die andere Form. Oft sieht man, besonders unmittelbar vor einem heraufkommenden Gewitter, wie der Wind Sand und Staub in wirbelnde Bewegung ver- setzt, ja auch Laub, Stroh u. a. mit in die Höhe nimmt und wirbelnd fortführt. Grosse wirbelnde Luftströme, besonders die Wirbelstürme ■der tropischen Gegenden, die Hurrikans Westindiens und die asia- tischen Teifune, geben öfter die Erscheinung von Wasserhosen, fg. h, d. h. durch den Wind in wirbelnde Bewegung versetzte Wasser- massen, die oft Doppelkegeln gleichen, deren Spitze in der Mitte der Wassersäule liegt und die vom Meere bis in jlie Wolken reichen. Diese Wettersäulen bewegen sich fortwährend in drehender Bewegung weiter, oft über Schiffe, ja sogar auf dem Lande, und verheeren, was sie auf ihrem Wege berühren. In sandigen Wüsten tritt eine ähnliche Erscheinung unter dem Namen Sandbosen dem Reisenden verderbenbringend entgegen.
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