Italien.
537
Piusvui. (chendenov.1830),und Gregor Xvi., früher Cardi-
nal Maurus Capellen, ward sein Nachfolger. Die Besetzung der
Stadt Ancona durch französische Truppen hat ihn gewaltsam
in die Handel dieser Welt verflochten, wobei sich die langst be- i83
kannte Untauglichkeit der päpstlichen Krieger aufs neue bestätigte.
Noch ist er beschäftigt, gegen diese Besitznahme zu prorestiren und
Noten zu erlassen; die Entwickelung dieses rathsclhaften Unterneh-
mens ist der Zukunft noch Vorbehalten.
Unverändert bestehen die übrigen Staaten Italiens noch in
derselben Form und Weise, wie der Wiener Congreß sie bestimmte,
außer daß der Tod einige der damaligen Regenten abberufen hat.
In dem Großherzogthum Toscana folgte Leopold Ii., geboren
1797, seinem Vater Ferdinand, 1624, welcher 1814 dieses
sein Erbreich zurück erhielt und dafür das ihm zugetheilte Groß-
herzogthum Würzburg an Baicrn überließ; er erhielt noch den
Stato degli Presidii, die Souverainetat über das Fürsterthum
Piombino und über die Insel Elba. L u cca, durch den Wiener
Congreß der verwitweten Königinvon Etrurien, M a r i a Lu i se, einer
Tochter des Königs Karls I V. von Spanien, als ein Herzogthum mit
völliger Souverainetat überlassen, wird seit ihrem Tode l 824 von ihrem
Sohne Karl Ludwig, geboren 1799, beherrscht. Modena kam
nach der Auflösung des Königreichs Italien 1814 an den Herzog
Franz Iv. zurück, welcher nach dem Ableben seiner Mutter 1629
auch das Herzogthum Massa und das Fürstenthum Carrara
erbte. Die Herzogthümer Parma, Piacenza und Guastalla
gehören der verwitweten Kaiserin von Frankreich, Napoleons zwei-
ter Gemalin, M a r ia Luise, für ihre Lebensdauer; nach ihrem
Tode folgen die Nachkommen der Königin von Etrurien, also der
Herzog von Lucca, im Besitze, Lucca aber soll alsdann mit Tos-
cana vereinigt werden. Sardinien, zu welchem der Wiener
Congreß Genua schlug, wird jetzt von Karl Albert, Prinz
von Carignatr, geboren 1796, beherrscht, welcher dem Könige Karl
Felix Joseph auf dem Throne folgte 1831. Unter dem Namen
eines lombardisch-venetianischen Königreichs machen
endlich Mailand und Venedig seit den Ereignissen von 1814
einen Theil der östreichischen Monarchie aus.
tz. 96.
Außereuropäische Staaten.
In starrer Unbeweglichkeit oder einem todtenahnlichen Ei-
nerlei liegen die Staaten von Africa und Asien, wo keine Europäer
herrschen; sie also bieten der Geschichte keinen der Aufbewahrung
würdigen Stoff. M ehe met Ali, der Vicekönig von Aegyp-
ten, sonst schon bekannt durch einigen Anflug europäischer Bil-
dung, versucht in der neuesten Zeit 1832 das schon lockere Band,
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Xvi Gregor Maurus_Capellen Leopold_Ii Leopold Ferdinand Ferdinand Karls Karl_Ludwig Karl Ludwig Franz_Iv Franz Guastalla Napoleons Karl_Albert Karl Prinz
von_Carignatr Karl
Felix_Joseph Karl Felix Ali
Extrahierte Ortsnamen: Italien Ancona Italiens Elba Etrurien Karls Spanien Modena Piacenza Frankreich Napoleons Etrurien Lucca Lucca Sardinien Mailand Venedig Asien
58
Erster Zeitraum.
Grunde spater bevölkert, als das übrige südliche Europa. Die
Phönicier, welche das Mittelmeer früh durchschifften, und deffen
Küstenländer durch Colonien und Pflanzstadte belebten, mieden die
sandigen oder sumpfigen Gestade Italiens, hinter welchen sich die
dicken Wälder der Apenninen zeigten, oder die schwarzen Rauch-
wolken verheerender Vulkane, ihnen mithin, den wandernden, spe-
culirenden Kaufleuten, als ein unwirthbares, dem Gewinne nichts
bietendes Land erscheinen mußte; darum hat es in Italien keine
phönicischen Ansiedelungen gegeben. Nach seiner natürlichen Be-
schaffenheit selbst zerfallt es in drei Theile, Ober-, Mittel-
und Unteritalien, denn die westlich von Genua, östlich nach
Ancona hinlausenden Apenninen bilden Ob eritalien, und indem
sie sich sodann wiederum von Osten nach Westen ziehen, trennen
sie Mittelitalien von Unteritalien, ein Umstand, der aus
die Bevölkerung dieser Halbinsel und auf die Gesittung ihrer Völ-
ker von dem wesentlichsten Einflüsse seyn mußte.
Einen allgemeinen, bestimmten Namen Italiens kennt die älteste
Geschichte nicht. Die Griechen nannten es H es p e ri e n, das Abend-
land; wohl auch, mit mythologischen Erinnerungen, Saturnia,
wo unter Saturn das goldene Zeitalter geblüht; oder endlich, nach
einzelnen, ihnen dunkel bekannten Völkern, Ausonia, Oe no-
rria, Japygia; die Benennung Italien soll von dem Worte
Itali, Rinder, entstanden seyn, woran die grasreichen Ebenen
des Landes einen großen Ueberfluß gehabt.
Ueber die Ureinwohner Italiens giebt es nur dunkle Sa-
gen. Die Fabelzeit spricht von Lastrygonen, Cimmeriern,
Giganten und Cyclopen. Nachstdem werden die Umbrer
und Sikuler erwähnt; ihnen folgten zu verschiedenen Zeiten und
in mehrern Zügen die Ligurer, Illyrier, Ausoner oder
O p i s k e r, die Veneter, Etrusker; endlich die Pclasger,
überhaupt Einwanderer aus Griechenland. Nach vielem Drangen,
Treiben, mancherlei Wechsel der Wohnsitze, bietet Italien zuletzt
ein buntes Gemisch von Völkern dar, welche aus dem, durch Ge-
birge und Thaler durchschnittenen Boden, in besondern Gemein-
wesen neben einander wohnen. Unteritalicn empfing seine Einwoh-
ner vornehmlich aus Griechenland, hieß darum auch Groß-
Griechenland, und die Tarentiner, Sybariten, Crotonienstr,
Bruttier, Lukanier u. a. hatten daselbst kleine Republiken errichtet.
Marser, Volsker, Pelignec, Sabiner, Lateiner, Samniter, Al-
baner u. v. a. nahmen aus gleiche Weise Mittelitalien, Gallier,
von keltischem Ursprünge, Oberitalien ein; aber keine gemeinsame
Regierung noch irgend ein Bundesverein verknüpften sie anfangs zu
einem Ganzen.
Ober-Italien bestand aus zwei Hauptstaaten, aus Gal-
lia cisalpina und Liguria. Der Po (Padus) und die Etsch
(Alhesis) waren die vornehmsten Flüsse; Mediolanum (Malland),
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Specieñe Geschichte.
525
Krieg gegen die Pforte aus. Die Russen stiegen über das Balkan-
gebirge, siegten in Europa und Asien, eroberten Adrianopel und
schlossen hier 1829 einen glänzenden Frieden.
Großbritannien sah durch den Wiener Frieden nicht nur seinen
Welthandel sicher gestellt, sondern es behielt auch viele der für jenen
Handel ain vortheilhaftesten gelegenen französischen, holländischen und
spanischen Colonieen und Gibraltar; dazu bekam cs Malta, Helgoland,
das Protectoral der sieben ionischen Inseln. Es umfasste nun in
Europa 5554 Quadratmeilcn mit 21,395,000 Einwohnern, und in
den übrigen vier Erdtheilen 182,525 Quadratmeilen, also zusammen
mit den außereuropäischen Besitzungen: 136,540,000 Menschen.
Frankreich erhielt Senegal, Gorea in Afrika, Martinique,
Guadeloupe, Cayenne in Amerika, und in Ostindien: Pondtchery,
Mahee, Chandernagor und Isle Bourbon zurück. Es umfasst mithin
10,744 Quadratmeilen mit etwa 32,000,000 Seelen.
Die Schweiz nahm eine neue Verfassung (Bundesacte) an, zu
welcher 22 Cantons geschlagen wurden, die 696 Quadratmeilen mit
1,835,300 Einwohnern enthalten.
Sardinien erhielt Savoyen, Nizza und Piemont zurück und
an Genua und Theilen von Mailand Vergrößerung. Es umfasst 1339
Quabratmeilen mit 4,176,200 Menschen.
«Der K i r ch e n st a a t wurde auf die Grenzen zurückgebracht, welche
ihn vor der Revolution einschlossen, verlor aber Avignon in Frankreich,
und behielt also 811 Quadratmeilen und 2,425,800 Einwohner.
Die Niederlande sielen als ein Königreich an das Haus Ora-
nten. Es wurden die sämmtlichen belgischen und batavischen Provin-
zen, sowie Lüttich und Luxemburg dazu geschlagen. Von den früheren
Eoloniecn aber erhielten die Niederlande: Surinam, Curaeao, St.
Eustache, Batavia, Malacca und die Molukken-Inseln zurück. Dieser
Staat begriff damals mithin 5475 Quadratmeilen mit 12,218,300
Einwohnern.
Dänemark verzichtete aufnorwegen und erhielt dafür Lauenburg,
so dass es 2688 Quadratmeilen mit 1,989,500 Menschen enthält.
Schweden erhielt durch den Frieden von Kiel (1814) Norwegen
für das früher an Russland verlorene Finnland. Es umfasst nun
13,736 Quadratmeilen mit 3,610,000 Menschen.
Deutlchlanb bildet nach der deutschen Bundesacte einen Staa-
tenbund von 38 Bundesstaaten, welche ihre Bundesversammlungen
zu Frankfurt a. M. halten. Die sämmtlichen deutschen Bundesstaaten
begreifen 11,735 Quadratmeilen, auf denen 30,086,348 Menschen
wohnen. Um einige zweifelhafte Verhältnisse näher zu bestimmen, ver-
sammelte sich im November 1819 ein Ministercongress in Wien.
Die meisten Regenten gaben nun ihren Ländern eine zeitgemäßere
Verfassung und schürzten dadurch die Bande, welche Fürst und Volk
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Malta Helgoland Europa Frankreich Senegal Afrika Martinique Guadeloupe Amerika Ostindien Mahee Sardinien Nizza Genua Mailand Frankreich Niederlande Luxemburg Niederlande Surinam Curaeao Batavia Lauenburg Kiel Norwegen Russland Finnland Frankfurt Wien
Specielle Geschichte.
601
Die Herzoge von Meiningen und Ko bürg verhinderten durch
bereitwilliges Gewähren der Volkswünsche den Ausbruch von eigent-
lichen Ruhestörungen, wogegen es in Al ten bürg härter herging, so
dass königlich sächsische Truppen requirirt werden mussten. In Reuß-
Greiz gab der Fürst erst am 3. Juni einer sehr ernstlichen Mahnung
seines Volkes nach und in Gera kam es am 12. August zum förmlichen
Aufruhr der Bauern, welcher eine Besetzung des Landes durch königlich
sächsische Truppen zur Folge hatte. Viel früher wurden in Reuß-
Loben st ein-Ebersdorf durch drei wunderlich stilisirte Erlasse die
allerdings drückenden Beschwerden beseitigt, denn dort wurde die landes-
herrliche Fürsorge weit mehr auf den Wildstand, als auf die Menschen
gewandt, und das Volk lebte in einem völlig rechtlosen Zustande und
unter der Last unerschwinglicher Abgaben.
In Kur Hessen eröffnete Hanau am 29. Februar den Reigen
mit einer Bittschrift, welcher so viele andere nachfolgten, dass sich der
Kurfürst am 6. März zu der Zusicherung veranlasst sähe, neue Stände
einzuberufen und die Minister Scheffer und Makeldey zu entlassen. Die
neuen Minister beriefen die Kammer zum 20. März ein. Da man
jedoch dem Kurfürsten noch nicht trauete und ihn desshalb in seinem
Schlosse fast belagerte, so gab er endlich am 11. März mit der er-
zwungenen Berufung des Bürgermeisters Eberhard von Hanau, wo sich
am 9. März unter dem Namen eines Volksrathes sogar eine proviso-
rische Regierung gebildet hatte, die Gewähr freisinniger Aenderungen.
Der hartverfolgte Jordan wurde als Vertrauensmann nach Frankfurt
an den Bundestag gesandt und auch andere Ungerechtigkeiten des ge-
stürzten Regimes wurden wieder gut gemacht, aber die Minister fanden
an dem Kurfürsten fortwährenden Widerstand in ihren Verbesserungs-
Plänen , so dass, nachdem cs zwischen Bürgerwchr und einer Abthei-
lung Garde zu blutigen Auftritten gekommen war, es erst einer rück-
hallslosen Vorhaltung der möglichen Folgen fortgesetzten Widerstandes
gelang, den harten Sinn des Fürsten zu brechen und die Erfüllung aller
ihm gestellten Bedingungen zu erlangen (10. und 11. April).
Hannover blieb lange ruhig, wie mächtig auch die Bewegungen
rundum waren, und als endlich die Hauptstadt am 3. März mit einer
schüchternen Bittschrift hervortrat, wurde dieselbe von dem Könige schroff
zurückgewiesen. Allein gerade diese und bei nachfolgenden Fällen be-
wiesene Unbeugsamkeit des Königs reizte das Volk und der König sah
sich am Ende genöthigt, am 17. März nachzugeben. Die kurze Zeit
darauf zusammengerufenen alten Stände zeigten sich, wie sehr sie auch
vom Volke bemijstraut wurden, als den Forderungen der Neuzeit ge-
wachsen. Bis zum 8. Juli, wo ihre Vertagung erfolgte, hatteir sie
Hannover eine freie Verfassung gegeben.
In Braun schweig gelangten die Volkswünsche bereits den
1. März an den Herzog, welcher, als der erste unter den deutschen
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: August Scheffer Eberhard_von_Hanau Jordan
Extrahierte Ortsnamen: Meiningen Reuß-
Greiz Gera Hessen Hanau Frankfurt
Speciellc Geschichte.
611
der Reichstag zu Stande kam, sagten sich Hannover und Sachsen von
dem Bündnisse los und traten mit Würtemberg und Baiern zu einem
Vierkönigsbündniss zusammen, für welches sich Oesterreich beifällig er-
klärte , von dem aber Hannover bald wieder zurücktrat. Am 20. De-
cember (1849) legte der Reichsverweser seine Würde nieder in die Hände
der Bevollmächtigten Oesterreichs und Preußens, welche Mächte unter-
dessen zur Einsetzung einer Bundescommission, dem sog. Interim, über-
eingekommen waren. Erzherzog Johann ging, und Niemand fragte,
wohin? er weilt, und Niemand fragte, wo? und dies that das Volk
nicht aus Undankbarkeit, sondern in dem Bewusstsein seiner eigenen
Schuld und in der Ueberzeugung, dass es getäuscht worden sei von dem
Manne, dem sein Vertrauen die höchste Macht anvertraut hat.
Auf Betrieb Oesterreichs wurde der 10. Mai 1830 zum Zusammen-
tritt einer Bundescentralgewalt aller deutschen Bundesregierungen, d. h.
zur Wiederherstellung des alten Bundestages, festgesetzt, wozu sich die
Vertreter Oesterreichs, Baierns, Würtembergs, Kurhessens und noch
einiger kleinerer Ländchen einstelltcn, während Preußen mit seinen Ver-
bündeten sich davon ausschloss und Hannover in ganz isolirter Stel-
lung blieb. Der Bundestag der Großdeutschen tagt noch fort in Frank-
furt, dagegen ist das Bündniss vom 26. Mai am 15. Oclober nicht
verlängert worden. Gegenwärtig intervenirt der Bundestag durch bai-
rische Truppen in Kurhessen, dessen Beherrscher durch Berufung Hassen-
pflug's als Premierminister offen die Rückkehr zum Alten aussprach und
sein Volk zur Verzweiflung trieb. Wie die Baiern zu hausen im Stande
sind, das werden sich die älteren Personen aus den Zeiten Napoleon's
noch erinnern, und sie thun alles Mögliche, um die alten Erinnerungen
wieder in's Leben zu rufen. Preußen, welches als Unionsvorstand vom
26. Mai ebenfalls Truppen nach Kurhessen warf, beschränkt sich auf
die Etappenstraßen in Kurhessen und überlässt gegenwärtig dem groß-
deutschen Erecutionöheere immer mehr Terrain. Üeberhaupt spielen die
Cabinette in Deutschland wieder solch ein Spiel, dass der schlichte Ver-
stand auf die Vermuthung kommen muss, es sei Alles seit zwei Jahren
abgekartet worden. Und wenn auch Preußen gegenwärtig die Mobili-
sirung der gesammten Streitkräfte angeordnet hat, so ist es doch nach
den letzten Vorgängen in Warschau (2. November 1850) und durch die
beharrlichen Demüthigungen von Seiten Oesterreichs gerichtet und kaum
noch als Großmacht geltend. Was auch die Tagesblätter schreiben
mögen von dem Enthusiasmus, mit welchem die Söhne des Vaterlandes
den Fahnen zueilen, es ist nicht so, wenigstens jetzt nicht mehr, denn
noch weiß Niemand, wofür solche Opfer gebracht werden sollen, und
sollten es dynastische Interessen sein, so bürste an die Stelle des Enthu-
siasmus, bei den wenigen Specifisch-Preußen ausgenommen, sehr
schnell ein anderes Gefühl treten. 15 Millionen kostet die Mobilisirung,
wenn man aber den Schaden, den die Familien dadurch leiden, dass
39*
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Speciellc Johann Johann
576
Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
Attentat (3. April 1833) hervor. Was die Reaction von jetzt ab
in Deutschland trieb, füllt eins der schmachvollsten Blätter der deutschen
Geschichte. Der Pfarrer Weidig endete im Kerker aus Verzweiflung
über die ehrlose Behandlung seines iin Rufe der Trunksucht stehenden
Richters (1837); Jordan wurde auf die nichtswürdigsten und gehalt-
losesten Indicien hin (inan brauchte damals nur verdächtig zu sein, um
lebenslängliche schwere Haft zu erlangen) zum Gefängniss verurtheilt,
nachdem er Jahre lang die furchtbarste Untersuchungshaft erlitten; in
Hannover wurde 1837 aus majestätischer Machtvollkommenheit die Con-
stitution für aufgehoben erklärt und der Bundestag erklärte sich für diese
Angelegenheit für incompctcnt; in Leipzig ließ Prinz Johann (August
1845) auf das Volk ohne vorherige Warnung sofort schießen; in Schles-
wig-Holstein vernichtete der offene Brief des Königs von Dänemark die
Rechte beider Länder mit einem Federzuge; in Baiern gab der Hof das
Beispiel, dass ein gemeines Frauenzimmer, Lola Monte;, nicht nur alle
Scham, sondern auch alle Staatsehre mit Füßen trat; der Bundestag und
die Fürsten machten die deutschen Constitutionen zum Kinderspott, die
Minister regierten unbesorgt und unantastbar mit Minoritäten, die Censur
mordete nach Herzenslust, missliebige Kammervota wurden sofort mit Auf-
lösung der Kammer beantwortet, kurz es war ein Zustand in Deutsch-
land , welcher die „Gewalt über das Recht" stellte, ein Zustand, ganz
geeignet, zwischen Fürst und Volk eine unübersteigliche Kluft aufzubauen.
Deutschland reifte den Creignissen des Jahres 1848 entgegen und eine
Revolution wäre im Lande ausgebrochen, auch ohne vorhergegangene
Versagung Lorris Philipp's aus Frankreich.
Die Schweiz.
Im Jahre 1815 (den 7. August) hatten sich sämmtliche Cantone
auf einer zu Zürich gehaltenen Tagsatzung endlich zu einem Bunde
vereinigt, welcher sowohl die Ordnung im Innern des Landes, als das
Ansehn, die Freiheit und Unabhängigkeit gegen fremde Mächte sichern
sollte. Allein nichts desto weniger wirkte nach wie vor fremder Einfluss
auf die innern Verhältirisse mehrerer Cantone der Schweiz, deren innere
Verfassung sehr verschieden war, indem einige, wie Bern, Freiburg u. s. w.,
eine rein aristokraiische, andere, wie Uri, Schwyz, Unterwalden, Gla-
rus u. s. w., eine rein demokratische, noch andere, wie Zürich, Schaff-
hausen u. s. w., eine aus beiden Formen gemischte Verfassung hatten.
Daher waren auch die Maaßregeln stets sehr verschieden, welche man
zum Wohle des Landes in den einzelnen Cantonen traf.
Seit dem Jahre 1829 nahm man in mehrern Cantonen eine theil-
weise Revision und wesentliche Verbesserungen der Verfassungen vor.
In Zürich hob man die Censur gänzlich auf und führte bessere Preis-
gesetze ein. In Fr ei bürg dagegen hatten die Jesuiten einen freien
Wirkungsplatz. Im Cantón Tessin herrschte Presszwang und Familien-
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TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Weidig Johann Johann August Lola_Monte; August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hannover Leipzig Baiern Deutschland Frankreich Schweiz Freiburg Schwyz Unterwalden
236
Ii. Abschnitt.
Gegenden in Europa. Die eigentliche Halbinsel enthält die fruchtbare
campanische Ebene und die Ebene ain Vesuv. Die morastigen Niede-
rungen der Maremmen und pomptinischen Sümpfe, die wasserarmen
und steppenartigen apulische und römische Campagna. Der Kamm des
Appennin ist kahl und bietet nur Weideplätze, die Abhänge sind mit
Kastanienwäldern, mit Wein - und Olivenpflanzungen und Orangen-
gärten besetzt; Calabrien und Sicilien haben ein fast afrikanisches Klima
mit Palmen , Baumwolle und Zuckerrohr. Der Westrand der Appenni-
nen ist vulkanischer Natur (Seen in ausgefüllten Kratern, Löcher und
Spalten mit hervorquellenden Schwefeldünsten, Vesuv, die phlegräi-
schen Gefilde).
Die Völkerschaften Italiens vor der Herrschaft der
Römer. Man unterscheidet Ureinwohner, Aborigines, als Opiker,
Osker, Umbrer, Sabeller, und eingewanderte Völker illprisch-gallischer,
altgermanischer und griechisch -epirotischer Abstammung, als Etrusker,
Griechen, selbst Trojaner (Aeneas). Im Norden wohnten die Ligu-
rier am Sinus ligusticus, von unbekannter Abstammung, und dehnten
sich früher wahrscheinlich viel weiter aus, vielleicht von den Pyrenäen
bis zu den Cevennen und über den Po hinaus, wurden aber von den
Iberern und Galliern zurückgedrängt. Das übrige Oberitalien hatten
fast ganz die Gallier inne, die sich in mehrere Völkerschaften theilten,
z. B. die streitbaren Jnsubrer, Tauriner, die wilden und räuberischen
Alpenbewohner Salasser, die Cenomani, nachdem sie die Euganeer ver-
drängt hatten, im Norden des Po; die Bojer, Lingoner rc. im Süden
desselben. Nordöstlich von den Galliern wohnten die Venedi, Carni und
Histrier. — In Mittelitalien sind zu merken: 1) die Etrusker. Sie
wanderten von Rhätien aus ein, unterwarfen sich oder verdrängten die
früher ebenfalls eingewanderten tyrrhenischen Pclasger, ein meerbeherr-
schendes cultivirtes Volk und nahmen das westliche Mittelitalien ein bis
zur Tiber. Hier gründeten sie einen Bundesstaat von 12 unabhängigen
Städten, von denen Cäre, Tarquinii, Perusium, Clusium und Veji am
bekanntesten sind. Alljährlich hatten die Bundesglieder religiöse Zu-
sammenkünfte bei dem Tempel der Voltumna, bei welchen von den Prin-
cipes die Kriege beschlossen und die Anführer gewählt wurden. Zu
gleicher Zeit wurden Märkte abgehalten. Jeder Bundesstaat stand
unter einem lebenslänglich erwählten Könige, der nur aus dem Priester-
Adel wählbar war. Dieser Adel allein hatte Anspruch auf Staats-
würden, stand dem religiösen Cultus vor, leitete die politischen An-
gelegenheiten und vertrat vor Gericht die Knechte und Leibeigenen,
welche das Tempel- und Herrengut bebauten. Die Adelsgeschlechter
(Lucumonen?) sämmtlicher Bundesstädte wählten das Oberhaupt des
gestimmten Bundes, dessen Auszeichnung die Sella curulis, die purpurne
Toga und 12 Lictoren mit den Fasces war. Der Adel besaß allein
astronomische und naturwissenschaftliche Kenntnisse und hatte ausschließ-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Sella
Extrahierte Ortsnamen: Europa Niede- Sicilien Italiens Oberitalien Mittelitalien
Neuere Geschichte. 85
Aug. Waffenstillstand mit Dänemark zu Malmoe.
1848—1849 Kampf Österreichs mit den Ungarn (unter Kossuth) und den Lombarden. Die Ungarn werden mit Hilfe Rußlands besiegt. In der Lombardei behauptet der Feldmarschall Radetzky die österreichische Herrschaft.
1849, Ablauf des Waffenstillstandes von Malmoe. Neuer Kampf
März mit Dänemark.
April Das dänische Linienschiff Christian Viii. wird bei Eckernförde in Brand geschossen und die Fregatte Gefion genommen. Erstürmung der Düppeler Schanzen durch bairische und sächsische Truppen. Der preußische General Bonin besiegt an der Spitze der schleswig - holsteinschen Armee die Dänen bei Kolding.
Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen lehnt die Würde eines deutschen Kaisers, die ihm von der Frankfurter Nationalversammlung angetragen, ab.
Aufstände in Sachsen, der Pfalz und Baden durch preußische Truppen unterdrückt. Auflösung des Parlamentes. — Preußen gewinnt die beiden Fürstentümer Hohenzollern.
Juli Waffenstillstand zwischen Preußen und Dänemark.
1850,6.Febr. Die preußische Verfassung wird vom König, den Ministern und Abgeordneten feierlich beschworen.
20. März Eröffnung des Erfurter Parlaments zu Beratungen über die Verfassung einer neuen deutschen Union.
Juli Friede zwischen Preußen und Dänemark, dem auch der deutsche Bund beitritt. Die Schleswig-Holsteiner setzen den Krieg allein fort unter dem ehemaligen preußischen General Willisen. Er wird bei Jdstedt geschlagen. — Schleswig von den Dänen besetzt. Nach einem unglücklichen Gefecht bei Missunde und einem fehlgeschlagenen Sturm auf Friedrichstadt geht der Oberbefehl auf General Horst über.
Sept. Wiedereröffnung des deutschenbund estages in Frankfurt.
Nov. Zusammenkunft der Minister Manteuffel und Schwarzenberg in Olmütz. Preußen fügt sich allen Forderungen Österreichs. Schleswig-Holstein wird den Dänen preisgegeben. In Kurhessen wird der Verfafsungsftreit zu gunsten des Kurfürsten entschieden.
1851,2.Dez. Staatsstreich Louis Napoleons, welcher die Nationalversammlung auflöst, die von ihm beschworene Verfassung aufhebt und sich durch eine allgemeine Abstimmung der Nation (Plebiscit) zum Präsidenten auf 10 Jahre erwählen läßt mit der Ermächtigung, eine neue Verfassung zu erlassen.
1852,1. Dez. wird er auf Grund eines Senatsveschlusses und einer zweiten allgemeinen Abstimmung als Napoleon Iii. zum erblichen Kaiser der Franzosen proklamiert.
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Extrahierte Personennamen: Radetzky Christian_Viii Bonin Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Horst_über Louis_Napoleons Napoleons Napoleon
84 Neuere Geschichte.
witsch (Erimanski) kämpft glücklich in Asien, erobert u. a. Erzerum. — Friede zu Adrianopel, in welchem Pruth und Donau als Grenze der Türkei festgesetzt werden. Der Sultan erkennt die Unabhängigkeit Griechenlands an. — Dtto Izweiter Sohn Ludwigs L von Baiern, wird (1832) König von Griechenland.
1830 Die Franzosen erobern unter dem Marschall Bourmont Algier.
27.— 29.Juli Pariser Julirevolution. Karl X., seit 1824 König, und sein Sohn danken ab. Louis Philipp von Orleans König der Franzosen.
Sept. Revolution in Belgien, welches selbständiges Königreich wird unter dem Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg.
1830—1831 Polnische Revolution. Diebitsch besiegt die Polen bei Grochow und Ostrolenka. Paskewitsch erobert Warschau. Polen russische Provinz.
1833—1840 Bürgerkrieg in Spanien zwischen den Christinos (Anhänger der Königin Christine) und den Car listen (Anhänger des Prinzen Don Carlos). Die Carlisten von Espartero besiegt; Jsabella (Tochter Christinens) Königin von Spanien.
1837 Wilhelm Iv. von England stirbt. Ihm folgt die Tochter seines verstorbenen Bruders, Victoria, später vermählt mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Koburg. Wilhelms Bruder Ernst August, Herzog von Cumber-land, wird König von Hannover.
1840—1861 Friedrich Wilhelm Iv., König von Preußen.
1848 Paris er Februarrevolution. Louis Philipp flieht
24. Febr. mit seiner Familie nach England. Frankreich abermals Republik.
Louis Napoleon Präsident (seit 10. Dez.).
13. März Aufstand in Wien. Der Minister Fürst Metternich dankt ab; später auch der Kaiser Ferdinand I. zu gun» sten seines Neffen Franz Joseph.
18. März Aufstand in Berlin. Berufung einer konstituierenden Nationalversammlung. Im November wieder aufgelöst.
April Aufstand in Schleswig-Holstein und Bildung einer provisorischen Landesregierung. Preußische und anvere deutsche Bundestruppen kommen den Schleswig-Holsteinern zu Hilfe. Der preußische General Wrangel schlügt die Dünen bei Schleswig und dringt bis nach Jütland vor.
18. Mai Versammlung eines deutschen Parlaments in der Paulskirche zu Frankfurt a. M. — Erzherzog Johann Reichsverweser.
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Extrahierte Personennamen: Dtto_Izweiter Ludwigs Karl_X. Karl_X. Louis_Philipp_von_Orleans Philipp Leopold_von_Sachsen-Koburg Leopold Grochow Christine) Carlos) Espartero Christinens Wilhelm Victoria Albert_von_Sachsen-Koburg Wilhelms_Bruder_Ernst Wilhelms Ernst August Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Louis_Philipp Philipp Louis_Napoleon Napoleon Fürst_Metternich Ferdinand_I. Franz_Joseph Franz Johann_Reichsverweser Johann
Extrahierte Ortsnamen: Asien Donau Griechenlands Baiern Griechenland Belgien Ostrolenka Warschau Spanien Christinos Spanien England Hannover England Frankreich Wien Berlin Schleswig-Holstein Schleswig Frankfurt_a._M.
Neuere Geschichte. 89
zu einer neuen Gestaltung Deutschlands durch Preußen ohne Beteiligung des österreichischen Kaiserstaates. 2) Er überträgt seine im Wiener Frieden vom 30. Okt. 1864 erworbenen Rechte auf die Herzogtümer Holstein und Schleswig auf den König von Preußen. 3) Österreich zahlt 20" Millionen Thaler Kriegskosten und gibt 4) seine Zustimmung zu der Vereinigung des lombar-disch-venetianischen Königreichs mit dem Königreich Italien.
Mit Baiern, Würtemberg und Baden war der Friede bereits vorher, mit Hessen-Darmstadt und Sachsen wurde er bald nachher geschlossen. Preußen erhielt eine Kriegsentschädigung und zur Grenzregulierung einige Bezirke von Hessen und drei kleine bairische Landesteile: außerdem vereinigte es Hannover, Hessen-Kassel, Nassau, Frankfurt mit seinem Gebiete und gründete den norddeutschen Bund. Mit den süddeutschen Staaten wurde ein Schutz- und Trutzbündnis abgeschlossen.
6. Okt. Friede zu Wien zwischen Österreich und Italien. Österreich tritt Venetien ab und erkennt das Königreich Italien an.
1868 Revolution in Spanien. Die Königin Jsabella flüchtet nach Frankreich. Einsetzung einer provisorischen Regierung und Einberufung der Cortes (Abgeordnete des Landes). Die Majorität derselben beschließt eine neue konstitutionell - monarchische Verfassung, und Serrano wird zum provisorischen Regenten gewählt. Nachdem General Prim die spanische Krone mehreren auswärtigen Fürsten vergebens angeboten, erklärt sich
1870 Prinz Leopold von Hohenzollem zur Annahme derselben bereit. Dagegen tritt die französische Regierung mit Heftigkeit auf und stellt durch den französischen Gesandten Benedetti an König Wilhelm I., der sich zur Kur in Ems befand, das Verlangen, dem Prinzen von Hohenzollern die Annahme der spanischen Krone zu verbieten. Nach dem freiwilligen Rücktritt des Prinzen mutet die französische Regierung dem Könige von Preußen zu, eine bestimmte Erklärung abzugeben, daß er die Kandidatur des Prinzen für die spanische Krone in Zukunft niemals wieder zulassen werde. Der König weist diese unpassende Forderung zurück, daher
1870—1871 deutsch-französischer Ktieg.
Es werden drei große deutsche Armeen aufgestellt:
die 1. Armee unter dem General Steinmetz bei Koblenz;
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Hohenzollem Leopold Wilhelm_I.