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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 601

1852 - Leipzig : Wigand
Specielle Geschichte. 601 Die Herzoge von Meiningen und Ko bürg verhinderten durch bereitwilliges Gewähren der Volkswünsche den Ausbruch von eigent- lichen Ruhestörungen, wogegen es in Al ten bürg härter herging, so dass königlich sächsische Truppen requirirt werden mussten. In Reuß- Greiz gab der Fürst erst am 3. Juni einer sehr ernstlichen Mahnung seines Volkes nach und in Gera kam es am 12. August zum förmlichen Aufruhr der Bauern, welcher eine Besetzung des Landes durch königlich sächsische Truppen zur Folge hatte. Viel früher wurden in Reuß- Loben st ein-Ebersdorf durch drei wunderlich stilisirte Erlasse die allerdings drückenden Beschwerden beseitigt, denn dort wurde die landes- herrliche Fürsorge weit mehr auf den Wildstand, als auf die Menschen gewandt, und das Volk lebte in einem völlig rechtlosen Zustande und unter der Last unerschwinglicher Abgaben. In Kur Hessen eröffnete Hanau am 29. Februar den Reigen mit einer Bittschrift, welcher so viele andere nachfolgten, dass sich der Kurfürst am 6. März zu der Zusicherung veranlasst sähe, neue Stände einzuberufen und die Minister Scheffer und Makeldey zu entlassen. Die neuen Minister beriefen die Kammer zum 20. März ein. Da man jedoch dem Kurfürsten noch nicht trauete und ihn desshalb in seinem Schlosse fast belagerte, so gab er endlich am 11. März mit der er- zwungenen Berufung des Bürgermeisters Eberhard von Hanau, wo sich am 9. März unter dem Namen eines Volksrathes sogar eine proviso- rische Regierung gebildet hatte, die Gewähr freisinniger Aenderungen. Der hartverfolgte Jordan wurde als Vertrauensmann nach Frankfurt an den Bundestag gesandt und auch andere Ungerechtigkeiten des ge- stürzten Regimes wurden wieder gut gemacht, aber die Minister fanden an dem Kurfürsten fortwährenden Widerstand in ihren Verbesserungs- Plänen , so dass, nachdem cs zwischen Bürgerwchr und einer Abthei- lung Garde zu blutigen Auftritten gekommen war, es erst einer rück- hallslosen Vorhaltung der möglichen Folgen fortgesetzten Widerstandes gelang, den harten Sinn des Fürsten zu brechen und die Erfüllung aller ihm gestellten Bedingungen zu erlangen (10. und 11. April). Hannover blieb lange ruhig, wie mächtig auch die Bewegungen rundum waren, und als endlich die Hauptstadt am 3. März mit einer schüchternen Bittschrift hervortrat, wurde dieselbe von dem Könige schroff zurückgewiesen. Allein gerade diese und bei nachfolgenden Fällen be- wiesene Unbeugsamkeit des Königs reizte das Volk und der König sah sich am Ende genöthigt, am 17. März nachzugeben. Die kurze Zeit darauf zusammengerufenen alten Stände zeigten sich, wie sehr sie auch vom Volke bemijstraut wurden, als den Forderungen der Neuzeit ge- wachsen. Bis zum 8. Juli, wo ihre Vertagung erfolgte, hatteir sie Hannover eine freie Verfassung gegeben. In Braun schweig gelangten die Volkswünsche bereits den 1. März an den Herzog, welcher, als der erste unter den deutschen

2. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 611

1852 - Leipzig : Wigand
Speciellc Geschichte. 611 der Reichstag zu Stande kam, sagten sich Hannover und Sachsen von dem Bündnisse los und traten mit Würtemberg und Baiern zu einem Vierkönigsbündniss zusammen, für welches sich Oesterreich beifällig er- klärte , von dem aber Hannover bald wieder zurücktrat. Am 20. De- cember (1849) legte der Reichsverweser seine Würde nieder in die Hände der Bevollmächtigten Oesterreichs und Preußens, welche Mächte unter- dessen zur Einsetzung einer Bundescommission, dem sog. Interim, über- eingekommen waren. Erzherzog Johann ging, und Niemand fragte, wohin? er weilt, und Niemand fragte, wo? und dies that das Volk nicht aus Undankbarkeit, sondern in dem Bewusstsein seiner eigenen Schuld und in der Ueberzeugung, dass es getäuscht worden sei von dem Manne, dem sein Vertrauen die höchste Macht anvertraut hat. Auf Betrieb Oesterreichs wurde der 10. Mai 1830 zum Zusammen- tritt einer Bundescentralgewalt aller deutschen Bundesregierungen, d. h. zur Wiederherstellung des alten Bundestages, festgesetzt, wozu sich die Vertreter Oesterreichs, Baierns, Würtembergs, Kurhessens und noch einiger kleinerer Ländchen einstelltcn, während Preußen mit seinen Ver- bündeten sich davon ausschloss und Hannover in ganz isolirter Stel- lung blieb. Der Bundestag der Großdeutschen tagt noch fort in Frank- furt, dagegen ist das Bündniss vom 26. Mai am 15. Oclober nicht verlängert worden. Gegenwärtig intervenirt der Bundestag durch bai- rische Truppen in Kurhessen, dessen Beherrscher durch Berufung Hassen- pflug's als Premierminister offen die Rückkehr zum Alten aussprach und sein Volk zur Verzweiflung trieb. Wie die Baiern zu hausen im Stande sind, das werden sich die älteren Personen aus den Zeiten Napoleon's noch erinnern, und sie thun alles Mögliche, um die alten Erinnerungen wieder in's Leben zu rufen. Preußen, welches als Unionsvorstand vom 26. Mai ebenfalls Truppen nach Kurhessen warf, beschränkt sich auf die Etappenstraßen in Kurhessen und überlässt gegenwärtig dem groß- deutschen Erecutionöheere immer mehr Terrain. Üeberhaupt spielen die Cabinette in Deutschland wieder solch ein Spiel, dass der schlichte Ver- stand auf die Vermuthung kommen muss, es sei Alles seit zwei Jahren abgekartet worden. Und wenn auch Preußen gegenwärtig die Mobili- sirung der gesammten Streitkräfte angeordnet hat, so ist es doch nach den letzten Vorgängen in Warschau (2. November 1850) und durch die beharrlichen Demüthigungen von Seiten Oesterreichs gerichtet und kaum noch als Großmacht geltend. Was auch die Tagesblätter schreiben mögen von dem Enthusiasmus, mit welchem die Söhne des Vaterlandes den Fahnen zueilen, es ist nicht so, wenigstens jetzt nicht mehr, denn noch weiß Niemand, wofür solche Opfer gebracht werden sollen, und sollten es dynastische Interessen sein, so bürste an die Stelle des Enthu- siasmus, bei den wenigen Specifisch-Preußen ausgenommen, sehr schnell ein anderes Gefühl treten. 15 Millionen kostet die Mobilisirung, wenn man aber den Schaden, den die Familien dadurch leiden, dass 39*

3. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 576

1852 - Leipzig : Wigand
576 Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt. Attentat (3. April 1833) hervor. Was die Reaction von jetzt ab in Deutschland trieb, füllt eins der schmachvollsten Blätter der deutschen Geschichte. Der Pfarrer Weidig endete im Kerker aus Verzweiflung über die ehrlose Behandlung seines iin Rufe der Trunksucht stehenden Richters (1837); Jordan wurde auf die nichtswürdigsten und gehalt- losesten Indicien hin (inan brauchte damals nur verdächtig zu sein, um lebenslängliche schwere Haft zu erlangen) zum Gefängniss verurtheilt, nachdem er Jahre lang die furchtbarste Untersuchungshaft erlitten; in Hannover wurde 1837 aus majestätischer Machtvollkommenheit die Con- stitution für aufgehoben erklärt und der Bundestag erklärte sich für diese Angelegenheit für incompctcnt; in Leipzig ließ Prinz Johann (August 1845) auf das Volk ohne vorherige Warnung sofort schießen; in Schles- wig-Holstein vernichtete der offene Brief des Königs von Dänemark die Rechte beider Länder mit einem Federzuge; in Baiern gab der Hof das Beispiel, dass ein gemeines Frauenzimmer, Lola Monte;, nicht nur alle Scham, sondern auch alle Staatsehre mit Füßen trat; der Bundestag und die Fürsten machten die deutschen Constitutionen zum Kinderspott, die Minister regierten unbesorgt und unantastbar mit Minoritäten, die Censur mordete nach Herzenslust, missliebige Kammervota wurden sofort mit Auf- lösung der Kammer beantwortet, kurz es war ein Zustand in Deutsch- land , welcher die „Gewalt über das Recht" stellte, ein Zustand, ganz geeignet, zwischen Fürst und Volk eine unübersteigliche Kluft aufzubauen. Deutschland reifte den Creignissen des Jahres 1848 entgegen und eine Revolution wäre im Lande ausgebrochen, auch ohne vorhergegangene Versagung Lorris Philipp's aus Frankreich. Die Schweiz. Im Jahre 1815 (den 7. August) hatten sich sämmtliche Cantone auf einer zu Zürich gehaltenen Tagsatzung endlich zu einem Bunde vereinigt, welcher sowohl die Ordnung im Innern des Landes, als das Ansehn, die Freiheit und Unabhängigkeit gegen fremde Mächte sichern sollte. Allein nichts desto weniger wirkte nach wie vor fremder Einfluss auf die innern Verhältirisse mehrerer Cantone der Schweiz, deren innere Verfassung sehr verschieden war, indem einige, wie Bern, Freiburg u. s. w., eine rein aristokraiische, andere, wie Uri, Schwyz, Unterwalden, Gla- rus u. s. w., eine rein demokratische, noch andere, wie Zürich, Schaff- hausen u. s. w., eine aus beiden Formen gemischte Verfassung hatten. Daher waren auch die Maaßregeln stets sehr verschieden, welche man zum Wohle des Landes in den einzelnen Cantonen traf. Seit dem Jahre 1829 nahm man in mehrern Cantonen eine theil- weise Revision und wesentliche Verbesserungen der Verfassungen vor. In Zürich hob man die Censur gänzlich auf und führte bessere Preis- gesetze ein. In Fr ei bürg dagegen hatten die Jesuiten einen freien Wirkungsplatz. Im Cantón Tessin herrschte Presszwang und Familien-

4. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 406

1851 - Heidelberg : Winter
406 Kap. 48. Die Stiftung des deutschen Bundes. entschloß sich daher, auf englische Großmuth bauend, sich freiwillig dem Schutze der Regierung Englands anznvertrauen. Von dieser aber wurde er, nach eingeholtem Beschluß der Verbündeten, als Europa's Ge- fangener nach der Insel St. Helena (mitten im atlantischen Ocean) geführt, wo das ungesunde Klima, die enge Haft und der Mangel an gewohnter Thätigkeit den kräftigen Körper —, der Gram aber über seinen Sturz, der Aerger über die unwürdige Behandlung, die er vom englischen Gouverneur Hudson Lowe erfuhr, und eine theilweise Erkenntniß seiner Irrungen den stolzen Geist dieses ehemals Mächtigsten unter den Mächtigen der Erde beugte, bis er nach sechs- jähriger Pein am 5. Mai 1821 sein Leben verhauchte. Kurz nach Napoleon's Abgang von Paris zogen die Sieger und gleich darauf auch die verbündeten Monarchen (die nun auch mit den andern Heeren über den Rhein gerückt waren) zum andern mal in Frankreichs Hauptstadt ein, und im zweiten Pariser Frie- den wurde Frankreich auf die Gränzen von 17u0 beschränkt, mußte alle in andern Ländern geraubten Schätze der Wissenschaft und Kunst herausgeben, 700 Millionen Franken Kriegsentschädigung zahlen und bis zu deren Abtragung ein Bundesheer von 150,000 Mann in seinen Gränzländern und Gränzfestuugen aufnehmen. Kap. 48. Die Stiftung des deutschen Bundes. (1.) Einen Tag nach der zweiten Einnahme von Paris waren (den 9. Juni) auch die Wiener Congreßverhandlungen geschlossen worden, von denen die deutsche Bundesacte vom 8. Juni 1815 (späterhin durch die Schlußacte v. 1819 ergänzt) einen Thctl ans- macht. Was die Staaten Deutschlands betrifft, so ordneten sich ihre Verhältnisse und Angelegenheiten folgendermaßen: 1. Elsaß und Lothringen, die Schweiz und die Nieder- lande werden nicht mehr zu Deutschland gerechnet; 2. Oesterreich erhielt die jetzigen Königreiche Jllyrien und Dal- matien, das lombardisch-venetianische Königreich, ferner Tyrol, Vorarlberg, Salzburg, das Inn- und Hausruckviertel und seinen ehemaligen Antheil an Gallizien; 3. Preußen erhielt für seine ehemaligen polnischen Länder die Hälfte von Sachsen, und außerdem noch von Polen das jetzige Großherzogthum Posen, nebst Danzig, Schwedisch-Pommern sammt Rügen (für Lauenburg), ferner das ehemalige Großher- zogthum Berg und Jülich, das Großherzogthum Niederrhein

5. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 397

1851 - Heidelberg : Winter
Kap. 46. Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung. 397 Contribution von 140 Mill. Fr., die Verzichtleistung auf künftige Er- werbungen zwischen Elbe und Rhein, die Aufgebung des directen Handels mit England) eingehen mußte. Aus jenen eroberten deutsch-preußischen Ländern bildete hierauf Napoleon mit Hinzunahme von Braunschweig, Kurhessen und einem Theile von Hannover das Königreich Westfalen und gab es seinem jüngsten Bruder Hieronymus. — Aus den polnischen Provinzen entstand ein sogenanntes Herzogthum Warschau, das dem König von Sachsen gegeben wurde. Das feste Danzig wurde ein sogenannter Freistaat, in der That aber eine Zwingburg Napoleons gegen den europäischen Osten. — Viele Rheinbund- sürsten erhielten Ländervergrößerungen und viele kleinere mittel- und norddeutsche Fürsten beeilten sich, dem Rheinbund beizutreten, und sich ihre Existenz zu sichern. — So war die Hälfte des ehemaligen deutschen Reichs theilö unmittelbar, theils mittelbar eine französische Provinz und das Ziel der Politik eines Ludwig's Xiv mehr als erreicht. Ein in allen Rhcinbundstaaten Poll ständig organisirtcs Police u systeni diente dem Protccior dazu, alle innern Zustände und Bewegungen, und zwar der Negierungen sowohl, als der Völker, in diesen Ländern bis in's Ein- zelnste zu überwachen und alles seiner Gewaltherrschaft Hinderliche durch die ihm gehorsamen Organe unterdrücken zu lassen. Insbesondere wurde Schrift und Rede auf's strengste bewacht und wo irgend eine Policei nicht schnell und kräftig genug in seinem Sinne handelte, da griff er mit seinem überall gegen- wärtigen Militärarm ein und der unglückliche Palm z. B. mußte die Veröffent- lichung einer patriotischen Klage über Deutschland's „tiefste Erniedrigung" blutig büßen. —• Desgleichen drang Napoleon allenthalben in den Nhcinbundsländcrn auf möglichste Annäherung im Verwalt ungs- und Gerichtswesen an die Institutionen des französischen Kaiserreichs, in der geheimen Absicht, dadurch die künftige Einverleibung der Rhcinbundlandc in Frankreich vorzubereiten. — Auch hoben die meisten Nheinbundfürsten kraft der ncuerworbcncn Souverainctät die letzten Neste l a nd st än d isch er Einrichtungen auf und selbst die wenigen Spuren corporativcr Rechte, die sich in vielen Stadtgemcindcn er- halten hatten, verschwanden und wurden von landesherrlichen Beamten ausgcübt. Viele dieser neuen Institutionen förderten allerdings das materielle Wohl des Volks; allein die wachsende, Steuerlast, die Conscriptioncn, die Anmaßungen der Beamtcnhcrrschaft, die Einlagerungen und beständigen Durchzüge französischer Hccrmasscn und andere Plackereien steigerten auf der andern Seite die bestehende Unzufriedenheit des Volks zum entschiedensten Haß gegen das Franzosen- thum, mit dem sich nur die Beamten- und Militärwclt zu vertragen vermochten. Daher konnte keine allgemeine patriotische Erregung entstehen, zumal sich in den souverain gewordenen Nheinbundstaatcn mehr und mehr der stärkste Particu- larismus ausbildete, der gegen die allgemeinen Leiden unempfindlich war, so daß sich sogar nicht selten ein Bruderstamm freute, wenn der andere von der eisernen Ruthe des fremden allgebietcnden Machthabers gestäupt wurde.

6. Die Weltgeschichte - S. 354

1881 - Heidelberg : Winter
354 Kap. 89. § 380. Unruhen in Ungarn und der Lombardei. führte, war wenigstens noch die religiöse Frage ungelöst; — in Sachsen-Coburg-G otha war der Vcrfassungsstreit zwischen den beiden vereinigten Herzogtümern noch im Gang und die von dort unter dem Namen Gothaismus ausgegangene politische Richtung fing an, sich im „Nationalverein" eine breitere Grundlage zu geben. — In den Herzogtümern Schleswig-Holstein eiterte die alte Wunde noch fort, weil die dänische Regierung fortfuhr, Schleswig mit den gehässigsten Mitteln zu dani-fieren und seines deutschen Charakters zu entkleiden, und weil zuletzt die für den dänischen Gesamtstaat entworfene Verfassung von 1855 den Druck Schleswigs noch vergrößerte. Die stärksten Gegensätze aber traten im Innern der'beiden deutschen Großmächte und zwischen ihnen beiden selbst hervor, und der Bundestag war vermöge seiner Einrichtung nicht im stände, den Antagonismus beider Staaten zur Ausführung zu bringen. Die Spannung zwischen Preußen und Österreich vermehrte noch der Umstand, daß, als König Ine-drich Mlhelm Iv die Losreißung Neuenburgs von der preußischen Oberhoheit mit den Waffen verhindern wollte, Österreich aus Besorgnis vor einem allgemeinen Krieg das Vorgehen Preußens mißbilligte und so den König nötigte, die Vermittlung Napoleons Iii anzunehmen, der den Verzicht auf das Fürstentum gegen Beibehaltung des Fürstentitels und gegen eine Entschädigung von 2 Mill. Fr. vorschlug; da nun der schweizerische Nationalrat darüber marktete, so verzichtete der König großmütig auch auf jede Entschädigung. Die Neuenburger Verwicklung hatte das Leiden des von einer Gehirnaffektion ergriffenen Königs so verschlimmert, daß er seinem Bruder, dem Prinzen von Preußen, die Regentschaft übertrug, anfangs auf ein Vierteljahr, die aber mehrmals erneuert wurde, bis sie am 8. Oktober 1858 mit Zustimmung der Kammern in eine unbeschränkte Regentschaft überging. Hieraus vertauschte der Prinzregent das Ministerium Manteuffel-Westphalen mit dem liberalen Ministerium Hohen-zollern-Sigmaringen, das wohl den größern Teil der Kammerabgeordneten für sich, aber den größern Teil des Herrenhauses gegen sich hatte. (380.) Zn Österreich war man nach dem Krimkriege wieder in das gewohnte Regierungsgeleise zurückgetreten. Ohne an wesentliche Reformen zu denken und die in jenem Kriege erkannten Mängel zu heben, beabsichtigte man vor allem ein Nationalkonzil, um das mit dem Papste geschlossene Konkordat (1855) durchzuführen. Zu dem dadurch erregten Zwiespalt im Volke kamen die durch politische Agitation von Piemont aus in der Lombardei und die von Frankreich aus in Ungarn genährten Unruhen. So wohlwollend und fürsorglich die österreichische Regierung ihre italienischen Provinzen verwaltete, so wenig konnte sie den nach politischer Freiheit und Unabhängigkeit strebenden Teil der Italiener befriedigen, welche immer unverdeckter aus die von Cavour als Ziel vorgehaltene Einheit Italiens ausgingen. — Auch in Ungarn regten sich Unabhängig-keitsbestrebungen. Vergebens unternahm Kaiser Franz Joseph eine Rundreise in beiden Ländern, um die Gemüter in der Treue zu befestigen; selbst eine allen Verschwörern erteilte Amnestie hals nichts. Weil Österreich die Aufregung durch Piemont hervorgerufen und gesteigert glaubte, so stellte es die diplomatischen Verbindungen mit Piemont ein. Auch im Kirchenstaate wurde mit Hülfe der französischen und englischen Presse von den Anhängern Cavours sowohl, welcher die Einheit

7. Die Weltgeschichte - S. 361

1881 - Heidelberg : Winter
Kap. 91. § 386. Zusammenkunft der deutschen Fürsten in Baden-Baden. 361 gebung an die Pflege und Tröstung der Kranken, Verwundeten und Sterbenden einen so außerordentlichen Heldenmut, daß ihr ganz Europa die ungeteilteste Bewunderung zollte und ihr aus den Damenkreisen Deutschlands, Frankreichs und selbst Englands sinnige Ehrengaben und Zuschriften zugesandt wurden. Plötzlich am 17. Dez. zog L. Napoleon seine Flotte aus dem Hafen von Gaeta zurück, und nun war an keine Rettung mehr zu denken; pie-montesische Schiffe nahmen den Hafen ein und beschossen den schon halb verfallenen Platz nun auch von der Seeseite. Dennoch lehnte der König noch lange alle Vorschläge ab, sich zu ergeben, bis ihn endlich Mangel an Munition und Proviant, verbunden mit den Fortschritten der Zerstörung, nötigte, am 13. Febr. 1861 zu kapitulieren. Er erhielt mit seiner Gemahlin, seinen beiden Brüdern und den vornehmsten Getreuen freien Abzug und zu seinem Unterhalt eine Entschädigung aus der Civilliste bis zur Regelung der italienischen Angelegenheiten. Von seinen übrigen Truppen wurden späterhin die Fremden nach Genua gebracht, der italienische Teil in die Provinzen verteilt. Der König selbst mit den Seinen wurde als Gast von Papst Pius in Rom aufgenommen. Aber ungeachtet Neapel und Palermo dem neuen „König von Italien" Viktor Emanuel gehuldigt hatten, wollte sich doch in dem auf solche Weise gewonnenen Lande die Ordnung nicht einstellen und die zu Gunsten der Bourbonen von kühnen Bandenführern unterhaltenen Aufstände mußten fortwährend von piemontesischen Truppen bekämpft werden. Kap. 91. Die außeritalischen Vorgänge seit dem Frieden von Villafranca. (386.) Während der Umwälzungen in Italien hatte in Deutschland das Gefühl der mangelnden Einigkeit Versuche zur Erlangung einer stärkern Centralgewalt geweckt, und insbesondere stellte sich der in § 379 erwähnte „Nationalverein" die Aufgabe, die Beseitigung der Bundestags und dessen Ersetzung durch eine Centralregierung mit einer Volksvertretung zur Seite unter der Hegemonie Preußens und mit Ausschluß Österreichs zu erstreben. Dagegen schlossen sich die deutschen Mittelstaaten auf dem Tag zu Würzburg (am 24. Nov. 1859) enger aneinander und wollten Österreich nicht von Deutschland ausgeschlossen wissen. So bildete sich ein Gegensatz zwischen Kleindeutschen und Großdeutschen, und es schien sich fast zu einer Spaltung der Nation anzulassen, wenn nicht kurz vorher (d. 10. Nov.) die Schillerfeier, welche allenthalben begangen wurde, wo in der Welt die deutsche Zunge klingt, bargethan hätte, daß aller Grenzscheiden ungeachtet noch eine große deutsche Nation vorhanden sei, die sich nicht zerspalten lasse. Als sodann von Westen her an Preußen indirekt das Ansinnen gemacht wurde, seine Rheinprovinzen gegen andere Entschädigungen in Deutschland abzutreten, hielt der Prinz-Regent von Preußen mit den fürstlichen Häuptern von Baiern, Sachsen, Württemberg, Hannover, Baden, Hessen-Darmstadt, Weimar, Gotha, Nassau zur Besprechung der deutschen Angelegenheiten eine persönliche Zusammenkunft in Baden-Baden, bei welcher unvermutet auch L. Napoleon sich einfand, um den Versammelten seine Friedensliebe zu erkennen zu geben. 1861

8. Die Weltgeschichte - S. 343

1881 - Heidelberg : Winter
Kap. 86. § 369. Politische Bewegung in Deutschland. 343 . durch die Feldherrnkunst des greisen Helden Radetzky und durch die Tapferkeit des österreichischen Heeres bei Custozza und Novara besiegt und 1849 zu einem nachteiligen Frieden mit Österreich genötigt. (Er übergab die Regierung seinem Sohne Viktor Emanuel und begab sich ins Ausland, wo er bald darauf starb.) — Sängern Widerstand leistete Venedig, mußte aber, durch Not und innere Zwietracht gedrungen, sich seinem alten Herrn wieder ergeben. — Mit Österreichs Hülfe kehrten auch die Herzöge Parma und Modena und der Großherzog von Toskana wieder in ihre Lande zurück. (369.) Sn Deutschland forderte man zuerst in Baden, wo schon seit einer Reihe von Jahren der „Fortschritt" die allgemeine Losung war, nächst Preßfreiheit, Schwurgericht und Bürgerwehr ein „deutsches Parlament" als Volkshaus neben dem Bundestag, und wie ein Lauffeuer gingen von Staat zu Staat dieselben Forderungen, die alsbald durch Berufung der liberalen Führer in die Ministerien leicht ins Werk gesetzt wurden. Es folgten nun die Aufstände in Wien und in Berlin mit den daraus hervorgehenden März-Errungenschaften und nachherigen konstituierenden Sonder-Nationalversammlungen in diesen beiden Hauptstädten; — der Zusammentritt der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt a. M., die Bildung einer provisorischen Centralgewalt für das gesamte Deutschland und durch den „kühnen Griff" Heinrichs von Gagern die Erwählung des Erzherzogs Johann von Österreich zum Reichsverwcser, sowie die Abschaffung des Bundestags. Aber durch die Ablehnung einer Vereinbarung mit den Fürsten und durch die Erklärung der Volkssouveränetät betrat das Parlament einen so abschüssigen Boden, daß es zum Zerrinnen aller politischen Zukunftsträume kam — und, als die Demokratie sich mehr und mehr der Anarchie näherte, die beginnende Reaktion zur Auflösung dieser Versammlung, sowie zur gewaltsamen Unterdrückung aller anarchischen Bewegungen führte. Die wichtigsten Momente aus dieser Periode der deutschen Bewegung sind: die von diesem deutschen Parlamente unterstützte Erhebung von Schleswig-Holstein und der daraus mit Dänemark entstandene Krieg; der furchtbare Aufstand der Ungarn und die slavischen Bewegungen; der Wiener Barrikadenkampf und seine Beendigung durch die Erstürmung der Hauptstadt; die Verlegung der konstituierenden Reichsversammlung in Wien nach Kremsier. — Die Auflösung der konstituierenden Reichsversammlung in Berlin durch das Ministerium Brandenburg-Manteuffel und Neukonstituierung der Volksvertretung; die Abtretung der Regierung von feiten des Kaisers Ferdinand an seinen Neffen Franz Joseph, die Auflösung des konstituierenden Reichstags in Kremsier und Erteilung einer neuen centralisierenden Verfassung für den Gesamtstaat Österreich; die Aufstellung der sog. „Grundrechte" der deutschen Nation und dietvollendung der „Reichsverfassung" durch das Frankfurter Parlament; die Übertragung der Erbkaiserwürde an den König Friedrich Wilhelm Iv von Preußen und die Ablehnung derselben; darauf nach dem Vorgänge Österreichs die Zurückberufung der Abgeordneten der grossern Staaten aus dem Frankfurter Parlament; — sodann die angeblich zu gunsten der Reichsverfassung unternommenen Ausstände der Demokraten in Sachsen, in einem Teile von Rheinpreußen, in der Pfalz und in Baden; die Auslösung des Frankfurter Parlaments^ und die Übersiedlung der Linken nach Stuttgart, wo das Rumpfparlament eine Reichsregentschaft aufstellte, aber zur Auflösung gezwungen wurde, während die Bekämpfung des sächsischen, pfälzischen und badischen Aufstandes durch preußische Heere dem ohnedies in sich uneinigen und ratlosen Treiben der Anarchie in Deutschland ein Ende machte. (370.) Nachdem die.'Lombarden durch die § 368 erwähnten Siege Radetzkys wieder unterworfen waren, konnten sich mit der endlichen Nie-
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