16 Anaitis —
sich in Anaia verschanzt hatten und von da aus operirten.
Anaitis, ’Avauig, eine persische Naturgottheit, in Armenien, Kappadokien, Medien n. a. Ländern in ausschweifender Weise verehrt und mit der griech. Aphrodite oder der Artemis als Mondgöttin identiftcirt. Ihr Name lautete Anahid.
Anakalypteria, za ’Avakulvnziqqla, der dritte (oder zweite?) Tag nach der Vermählung, an welchem die Braut sich zum ersten Mal uuverschleiert zeigte, woher der Name (ava - Haxvtizetv). Die Neuvermählte erhielt von dem Gemahl und Beide von Verwandten und Freunden Geschenke, die auch uv<xy.cdv7ixriqlci hießen und in feierlichem Zuge in das Haus der Neuvermählten gebracht wurden. In Sicilieu und anderwärts feierte man der mit Hades vermählten Kore Anakalypterienfeste.
Anakreon, ’Avauqscov, berühmter lyrischer Dichter der Griechen aus Teos in Jonien, daher 6 Ti]i.og, Teius. Er stand bereits in den männlichen Jahren, als Harpagos, der Feldherr des Kyros, Jonien unterwarf (540 v. C.), und begab sich damals nach Samos an den Hof des Polykrates, wo er bis zum Tode dieses Tyrannen blieb (522 v. C.). Von da an ist er, schon ein älterer Mann, aus Entladung des Hipparchos am Hofe derpeifistra« tiden in Athen bis zu deren Sturz geblieben. Wohin er sich nachher gewendet, ist zweifelhaft; Manche nehmen an, er fei nach Teos gegangen und uach dem Anfstande der Ionier unter Histiaios nach Abdera, wo er in einem Alter von 85 Jahren, wie die Sage erzählt, an einer Weinbeere starb. Ob er, bevor er sich zu Polykrates begab, mit der Einwohnerschaft vou Teos nach Abdera in Thrakien wanderte, steht nicht fest. Die Poesie des A. ist der aiolischen kunstverwandt; sie ist wie diese Ausdruck der persönlichen Gefühle und stimmt im Allgemeinen mit ihr in der äußern Form wie in Geist und Inhalt überein; doch steht er an Kraft und Tiefe des Gemüthes weit hinter Alkaios und Sappho zurück. Ohnesittlich ernste Lebensanschauung und nur dem Genuß der Gegenwart sröhnend, wie er au dem üppigen Hose des Polykrates und der andern Tyrannen, deren Verkehr er suchte, herrschend war, treibt er mit den Dingen um sich her ein leichtes, heiteres Spiel; gewöhnlich dachte man sich ihn später als einen der Liebe und dem Wein ergebenen Greis. Die Liebe und der Wein, Tanz und fröhliche Geselligkeit waren die Lieblingsgegenstände seiner durch ihre Schönheit und Anmuth berühmten Lieder; doch vermißte man an ihnen den höheren Schwung der Gedanken und der Sprache. Auch seine Versmaße zeigen die ionische Weichheit. Seine Sprache, in ionischem Dialekt, ist einfach und steht der schlichten Rede des gewöhnlichen Lebens nahe. Die echten Ueber-teste seiner Dichtung, wenig zahlreich, sind am besten bearbeitet von Bergk (Lpz. 1834, später in den Poetae lyrici). Die sogenannten ’Avanqsovzsia, Auakreontischen Lieder, deren Sammlung wir noch besitzen, stammen nicht von Anakreon her, sondern find schwache Nachahmungen der anakreon-tischen Poesie aus verschiedener zum Theil sehr später Zeit. Vgl. Welcker Kl. Schriften I. S. 251. Ii. S. 356. Ausgg. von Möbius (1826) und Mehlhorn (1825).
’Avüxqlöls s. Process 6.
Anaktörion, ’Avuv.toqiov, Vgb. in Akarnanien
am Eingang des ambrak. Meerbusens, mit einer, um 630 gegründeten, Hafenstadt der Korinthier {Thue. 1, 55.), deren Bewohner Augustus uach Nikopolis zog.
Ananios f. Iambographen.
Anäphe, ’Avacpr], j. Nafi, Namfi, Sporaden-infel östl. von Thera, bergig und wenig fruchtbar. Äpollod. 1, 9, 26. Apoll. Bliod. 4, 1709 ff.
Anaphlystos, ’Avuyxvozog, j. Anafifo, attischer Demos an der Westseite, mit einem guten Hasen, der nahen laurischen Bergwerke wegen befestigt (Hdt. 4, 99.), Heimat des bekannten Redners und Demagogen Eubulos (s. d.).
Anäpos, "Avanog, 1) akarnanischer Nfl. des Acheloos. Thue. 2, 82. — 2) Fluß auf Sicilieu, mündet durch Sümpfe fließend südlich von Syrakusai, j. Auapo. Bei Dichtern oft erwähnt als der Geliebte der Quellnymphe Kyane. Ov. met. 5, 412. Theocr. 1, 68. Himilko schlug an demselben sein Lager ans, um Marcellus zur Aufhebung der Belagerung von Syrakus zu nöthigen. Liv. 24, 36.
Anartes (Ptolem. 3, 8, 5. ’Avccqzol), nach Cäsar (b. g. 6, 25.) Volk in Dacien, bis zu dem der hercynische Wald reichte. Die A. sollen nördlich von den Dakern (in der Moldau, Wallachei, Siebenbürgen) gewohnt haben, also in Ungarn in den Theißgegenden.
Anas, jetzt Guadiana d. H. Anasstrom, einer der bedeutendsten Ströme Hispaniens. Entspringend im lamitanischen Gebiet, bildete er seit Augustus die Grenze zwischen Baetica und Lusitania und mündete bei Esnris in zwei Mündungen (j. in einer) in den atlantischen Ocean. Seine Schiffbarkeit erstreckt sich nicht sehr weit.
Anatokismos, avazohiofiog, usurarum usurae, ist das Schlagen der nicht gezahlten Jahreszinsen zum Capital, was früher gestattet war und erst unter den Kaisern mehrmals beschränkt und von Justinian ganz verboten wurde. Cie. ad Att. 5, 21. 6, 1 ff.
Anana, zu ’Avava, St. in Phrygien zwischen Kelttiimi und Kolossos an einem Salzsee (j. Chardak Ghieul). An ihr vorüber ging der Zug des Terxes. Hdt. 7, 30.
Anaxagöras, Avu^ayogug, griechischer Philosoph, der einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte der Philosophie bezeichnet, gewöhnlich zu der älteren ionischen Schule gerechnet und deshalb als ein Schüler des Hermotimos und (fälschlich) des Anaximenes (Cie. n. d.
I, 11.) bezeichnet. Er war geboren zu Klazo-menai in Lydien, Ol. 70. = 500 v. C., also ungefähr ein Zeitgenosse der Philosophen Demokrit, Empe-dokles, Parmenides, Zenon, zog sich früh von den öffentlichen Angelegenheiten zurück und widmete sich dem Studium der Wissenschaften. Nach vielfachen Reifen kam er irrt 30. oder nach Andern im 45. Jahre feines Lebens nach Athen (456 v. C.), gerade in der Blütezeit des Perikles, mit dem er in vertrauten Umgang trat. Cie. de or. 3, 34. Brut.
Ii. Außerdem waren Euripides und Thukydides seine Schüler. Cic. tusc. 3, 14. Zuletzt wurde er, wol wegen seiner kosmologischen Ansichten, des Atheismus («fffßstos) angeklagt, aber durch Perikles von der Todesstrafe befreit, fei es nun, daß dieser seine Lossprechung bewirkte oder ihm zur Flucht behülflich war, oder daß das Urtheil überhaupt nur auf Verbannung lautete. Nach Einigen wurde
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Extrahierte Personennamen: Anakalypteria Mehlhorn Augustus Nikopolis Nafi Apoll Anafifo Himilko Marcellus Cäsar H._Anasstrom Augustus Chardak_Ghieul Zenon
10 Griechische Geschichte,
Kinder bald nach der Geburt ausgesetzt. Die Sorge fr die Mdchen blieb weiterhin der Mutter berlassen; doch muten sie an den krper-lichen bungen der Knaben teilnehmen. So erhielten sie einen harten, fast mnnlichen Charakter. Die Stellung der spartanischen Frau war gedrckter als die der Frau in frherer Zeit; der Mann sah in ihr nur die Mutter seiner Kinder". Nach dem siebenten Jahre verlieen die Knaben das Haus, und Erzieher berwachten die fernere Ausbildung. Sie wurden Riegen zugeteilt, deren bungen ltere Knaben (Vorturner) leiteten. Hart war die Lebensweise, streng die Zucht. Alljhrlich fanden ffentliche Geielungen im Tempel der Artemis statt. Unbedingter Ge-horsam, Abhrtung und Gewandtheit des Krpers, geschickte Fhrung der Waffen, dazu bndige (sprichwrtlich: lakonische") Rede: Das alles sollte jedem zu eigen sein. Singen und Reigentanz wurde gebt. Wer 20 Jahre alt geworden war, wurde ins Heer eingereiht, wer das 30. erreicht hatte, war Vollbrger. Als solcher durfte er heiraten, mute aber auch weiterhin in der Kaserne schlafen und speisen; je 15 bildeten eine Tischgenossenschaft. Die schwarze Suppe", bestehend aus Schweine-6litt, Essig, Salz und Fleischstcken, dazu Brot, Feigen, ein Becher Wein bildeten die Hauptmahlzeit; oft kam noch ein Stck erlegten Wildes hinzu; denn die Jagd war im Frieden die Hauptbeschftigung der Männer. In den Krieg zogen sie in rotem Festgewande, einen Kranz auf dem Haupte, unter Fltenbegleitung Kampflieder singend. Wer verreisen wollte, bedurfte des Urlaubs. Reisen ins Ausland wie der Aufenthalt Fremder im Lande wurden sehr beschrnkt. So brauchte der Spartiat, dem sein Gut alles zum Leben Ntige lieferte, wenig Geld. In Essig getauchte Eisenstbchen Eisen wurde in Lakonika selbst gewonnen dienten ihm als solches.
3. Begrndung der spartanischen Vorherrschaft (Hegemonie) in der Peloponnes. Mit der Zeit stieg die Kopfzahl der Spartiaten. Daher begann Sparta Eroberungskriege zu führen. Zuerst griff man die messenischen Stammesgenossen an (um 740). Diese leisteten hartnckige Gegenwehr. Aber auch ihre letzte Zufluchtssttte, die Burg Jthome, wurde eingenommen. Widerwillig ertrugen die Mefsenier das fremde Joch. Nach 40 Jahren erhoben sie sich zum Freiheitskampfe. Es war vergeblich. Nach dem Fall der Bergfeste Jra wurden die Be-siegten zu Heloten gemacht. Viele wanderten aus und grndeten die Stadt Messana auf Sizilien.
(Sagen von Aristodemos und Aristomenes; Sage vom Snger Tyrtus aus Athen.)
Weniger glcklich waren Spartas Kriege mit Arkadien und Ar-g os. Darum begngte es sich vom 6. Jahrhundert ab, mit den meisten
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Erstes Buch. nns torirriirnsums not; ism Peifettinßgen.
(Erstes Kapitel.
Die Gesetzgebung des Lykurgus in Sparta.
Als Polydektes, der König von Sparta, (um 840 v. Ch.) gestorben war, ohae einen Thronfolger zu hinterlassen, ging die Negierung an seinen jnngern Bruder Lyknrgns über. Da aber den Polydektes seine jnnge Witwe überlebte, welche noch Mntter eines Thronerben werden konnte, so betrachtete sich Lyknrgns nur als vorläufigen Verwalter des Reiches. Acht Monate nach des Polydektes Tode gebar dessen Witwe ein Knäblein, nachher Charilaus genannt, und man brachte das neugeborene Kind dem Lyknrgus, welcher gerade mit den Vornehmsten der Stadt zu Tische saß. „Es ist uus ein König geboren, ihr Spartaner!" rief er und legte das Kind auf den Platz, den der König beim Mahle einzunehmen pflegte. Es fehlte nicht an... n ßenteit, welche bereit gewesen wären gemeine Sache mit ihm zu machen,V ; wenn er darauf ausgegaugeu wäre, seinen Neffen zu verdrängen und den Thron für sich zu behalten. Hinwiederum gab es andere, die ihn wegen seiner unbeugsamen Rechtschaffenheit haßten und ihn heimlicher Absichten auf den Thron, sowie feindseliger Gesinnungen gegen den neugeborenen König beschuldigten. Um solchen unverdienten Argwohn zu entkräften, beschloß Lyknrgns auf Reisen zu gehen und sein Vaterland eine ganze Reihe von Jahren gänzlich zu meiden. Auf dieser Reise kam er zuerst nach der Insel Kreta und lernte da die Gesetze kennen, welche der König Minos schon mehrere Jahrhunderte vorher gegeben hatte und welche da-
Roth, Griechische Geschichte. 3. Auflage. 2
^
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Das delphische Orakel.
19
Gottheit und den Ausgang ihrer Sache zu erfahren hofften. Jedes solches Orakel war einem Gotte oder einem Halbgotte gewidmet und die Meinung des Volkes war, daß es eben dieser Gott oder Halbgott sei, von welchem man den Orakelsprnch durch deu Mund der zu seinem Dienste angestellten Priester oder Priesterinnen empfange. Unter allen griechischen Orakeln hielt man das delphische für das untrüglichste und die Spartaner pflegten immer bei diesem Rat zu suchen. Hier, glaubte man, lasse Apollo, der Gott der Weissagung und der Dichtkunst, wie mich der Arzneiwissenschaft, seinen Willen vernehmen. Es war eine Kluft an der Seite des Berges Paruassns, aus welcher betäubende Dünste emporstiegen. Über dieser Kluft war der Tempel zu Delphi und um den Tempel her die Stadt selbst gebaut. Unmittelbar auf die Kluft war ein dreisilbiger Sitz gestellt, auf welchen eine Frau aus Delphi, die man Pythia nannte, sich setzen mußte, wenn man das Orakel befragte. Durch die von unten aufsteigenden Dünste wurde die Pythia in eine Art wahnsinnigen Zustandes versetzt und, was sie in diesem Zustande aussprach, wurde für den Ausspruch des Gottes gehalten und denen, welche den Gott zu fragen gekommen waren, durch einen der Priester mitgeteilt, die man Propheten nannte.
Lyknrgns brachte von Delphi nicht allein den für ihn so rühmlichen Anssprnch Apollos, sondern auch noch besondere Anweisungen wegen der neuen Staatsverfassung seines Landes mit, wodurch der Anfang seines Werkes bei dem festen Glauben der Spartaner an das Orakel gar sehr-erleichtert wurde. Um ein anderes Geschlecht von Menschen heranzuziehen, machte er solche Anstalten, bei denen zu erwarten war, daß es hinfort nur gesunde uiib kraftvolle Menschen in Sparta geben werde. Das neugeborene Kind mußte den Stammesältesten vorgezeigt werden, deren Urteil darüber entschied, ob es am Leben bleiben solle oder nicht. Sie befahlen das Kind aufzuziehen, wenn es kräftig und wohlgebildet war; ein mißgestaltetes und schwächliches Kind dagegen mußte nach ihrem Ausspruche in eine Kluft am Berge Taygetns geworfen werden. Die Erziehung der kleinen Kinder in den Hänsern der Eltern war auch schon streng und abhärtenb. Sie waren nicht warm eingehüllt; man gewöhnte sie frühe
au geringe Kost; sie mußten lernen allein sein, ohne sich zu fürchten und
ohne zu schreien. Und man wußte das in Sparta den Kindern so gilt
beizubringen und die Kinder gediehen dabei so schnell, daß sogar Aus-
wärtige sich Ammen aus Sparta zu verschaffen suchten. Sobald der Knabe sieben Jahre alt geworden war, durfte er nicht mehr länger im
2*
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Extrahierte Personennamen: Apollo Lyknrgns Anssprnch_Apollos
106
Geschichte der alten Welt.
60jahren; den Vorsitz darin führten die zwei spartanischen Könige, die aus
dem Stamm der Herakliden sein mußten und deren Würde demnach erblich
war. Diese besaßen zu Hause weniger Macht als Ehre, im Kriege dagegen
waren sie stets Anführer und geboten unumschränkt. Die Volksversamm-
lung hatte das Recht, die Vorschläge der Könige und des Raths ohne
Discussion zu genehmigen oder zu verwerfen. Die ganze Verfassung war auf
Güter gleich heit gegründet. Zu dem Behuf wurde alles Land von La-
konien so vertheilt, daß die 9000 spartanischen Familien eben so viele eigene,
untheilbare und nach dem Rechte der Erstgeburt vererbliche Güter erhielten
und die 30,000 Periökenfamilien gleichfalls mit eigenen Gütern von kleine-
rem Umfang versehen wurden, indeß die Heloten leer ausgingen und als
leibeigene Knechte und Taglöhner die Güter der grundadeligen Dorier
bebauten und einen bestimmten Theil von dem Ertrag in Getreide, Wein,
Oel u. dergl. an die spartanischen Vorrathshauser ablieferten. Wilden und
trotzigen Sinnes trugen sie das Joch der Knechtschaft mit großem Wider-
streben und waren stets zu Kampfund Empörung gegen ihre Dränger bereit.
Deshalb war es auch der spartanischen Jugend gestattet behufs der Uebung
in der Kriegslist und Gewandtheit die Heloten meuchlings zu ermorden
(Krypteia), damit ihre Ueberzahl den spartanischen Vollbürgern nicht ge-
fährlichwerde. Häufig wurden auch dieheloten mit einem beschränkten Bür-
gerrecht beschenkt und in drohenden Zeiten zum Kriegsdienst beigezogen.
tz. 67. b) Lebensweise. Die Rechte des Doriers beruhten weniger
auf seiner Geburt als auf seiner Erziehung, die daher der Staat ganz
übernahm. Schwächliche oder verkrüppelte Kinder wurden nach ihrer Ge-
burt ausgesetzt, gesunde nach zurückgelegtem sechsten Jahre aus dem elter-
lichen Hause entfernt und öffentlich erzogen. Diese mit strenger Zucht ver-
bundene Erziehung war besonders auf körperliche Abhärtung und Erzeugung
physischer Gesundheit und Kraft gerichtet, daher die gymnastischen
Uebungen in den Turnanstalten (Palästren), woran auch die
Mädchen Theil nahmen, den wichtigsten Zweig derselben ausmachten. Doch
wurde auch der Verstand gebildet, weshalb die List und Verschlagenheit
der Spartaner nicht minder berühmt war, als die kernhafte Kürze ihrer Rede
(lakonisch). Nur Gemüth und Phantasie fanden wenig Anregung, daher auch
Wissenschaft und Poesie in Sparta weder geschätzt noch gepflegt wurden.
Selbst die dorische Kunst zeichnete sich nur durch Kraft und ernste Har-
monie, nicht, wie die ionische, durch Schönheit und Grazie aus und auch
die dorische Lyrik trägt den einfachen ernsten Charakter des Stammes. —
Der männliche Theil des Volks sonderte sich nach dem Alter in Tischge-
I se lisch asten ab behufs der gemeinschaftlichen Mahlzeiten (Sys-
sitien), so daß gewöhnlich 15 an einer Tafel saßen. Die Frauen aßen da-
heim, Knaben und Jünglinge in ihren bcsondern Abtheilungen. Dadurch
wurde die männliche Bevölkerung gleichsam unter die beständige Aufsicht der
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— 12 —
von einer Reise, die er, um andere Verfassungen kennen zu lernen, ins Ausland unternahm, zurückgekehrt sei. Diese Reise dehnte er absichtlich immer weiter ans, und erst nach Jahren kam nach La-konien die Nachricht, Lykurgus sei fern von der Heimat gestorben. Nun konnte an seinen Einrichtungen nichts mehr geändert werden, und das war zum Heile seiner Mitbürger, denn den Gesetzen des Lykurgus verdankten sie inneren Frieden und äußere Macht.
Die Bevölkerung Lakoniens zerfiel in drei Gruppen: die Dorier, die sich als Herrenvolk fühlten, die P e r i ö k e n (d. i. Umwohner) — so wurden die Achäer von den Doriern genannt —, die ihre Freiheit behauptet hatten, und die Heloten, vermutlich der Rest der ursprünglichen Bevölkerung, der sich schon feit Jahrhunderten im Zustand der Sklaverei befand.
Aus den Doriern wurde ein stehendes Heer gebildet; sie sollten nur dem Kriegsdienst leben und jeden Augenblick zum Kampfe fürs Vaterland verfügbar sein. Deshalb durften sie nicht mit Sorgen für ihren und der Ihrigen Lebensunterhalt belastet sein. In bet fruchtbarsten Gegend des Landes, am Mittellauf des Flusses Eurotas, würde ein großes Gebiet, das dem Staate gehörte, ihnen eingeräumt, und zwar so, daß jeber ein Bauerngut erhielt, nicht als Eigentum, sonbern zur Nutznießung. Auf jebem biefer Gütet waren einige Helotenfamilien ansässig, welche Sklaven des Staates waten; es waren ihnen bestimmte Leistungen an Fleisch, (betreibe, Ol, Wein usw. auferlegt, die sie an ihren dorischen Herrn abliefern mußten; was sie über diese Leistungen hinaus erbauten, diente ihnen selbst zur Nahrung. Diese unglücklichen Leute hatten oft, infolge schlechter Ernten, mit Hungersnot zu kämpfen, während den Dotiern nichts abging; auch waren sie ganz von der Willkür ihrer Herren abhängig, sodaß sie oft auf Empörung sannen.
Die Wohnungen der dorischen Krieger lagen unweit von einander; so entstand eine Art Stadt, der man den Namen Sparta gab; die Dorier Lakoniens hießen seitdem Spartiäten ober Spartaner.
Spartiate würde man nicht nur durch Abstammung, sondern hauptsächlich durch Erziehung. Die neugebotenen Knaben wurden von Ärzten untersucht, und ein schwächliches oder gar verwachsenes Kind wurde zu den Periöken gebracht und dort erzogen; denn das Heer sollte eine Auslese der allerkräftigsten Männer sein. Umgekehrt kam es wohl vor, daß ein recht kräftiger Achäerknabe zur dorischen Erziehung zugelassen und dadurch ein Spartiate wurde.
Die gemeinsame Erziehung begann im siebenten Jahre. In diesem Alter wurden die Knaben ihren Müttern weggenommen, ihre Erziehung übernahm nunmehr der Staat. Sie wurden in Rotten eingeteilt und jede derselben einem jungen Krieger über-
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3. Sparta und sein Gesetzgeber Lykurgus. 7
machten sie zu Sklaven, Heloten", die hart behandelt wurden. Die dorischen Eroberer bildeten einen Kriegsadel und herrschten als Herren des Landes der die Periken, die persnlich frei roaren und auer Ackerbau und Viehzucht auch Gewerbe trieben. Die den Doriern gemeinsamen Einrichtungen und Sitten haben die Spartaner am eigenartigsten ausgestaltet. Als ihren eigentlichen Um 880 Gesetzgeber betrachten sie Lykrgus, der um 880 den Staat bei Ausbruch von Unruhen neu ordnete. Aus kniglichem Blute ent-sprossen, soll er, als man ihn verdchtigte, nach der Knigswrde zu streben, auf Reisen gegangen sein, im Auslande fremde Einrichtungen, insbesondere die der stammverwandten Dorier auf Kreta, kennen gelernt haben und dann vom delphischen Orakel den Spar-tnern als Staatsordner empfohlen worden sein. Die Gesetze wurden nicht aufgeschrieben, sondern, in Verse gefat, mndlich berliefert.
Lykurgus soll die Spartiaten durch einen Eid gebunden haben,
bis zu seiner Rckkehr nichts an seinen Gesetzen ndern zu wollen,
dann aber auf Reisen gegangen und fern der Heimat gestorben sein.
Die Besitzverhltnisse regelte Lykurgus so, da er 9000 Land-lose an die Spartiaten und 30 000 an die Periken austeilte. An ^ m, die Spitze des Staates setzte er zwei Könige, denen das Amt eines Oberfeldherrn und Oberpriesters oblag; die Herrschermocht blieb ober bei der sportiatischen Volksgemeinde, fr die jeder dreiigjhrige Spartiat stimmberechtigt war. Diese versammelte sich monatlich einmal zur Zeit des Vollmondes. Beratungen fanden nicht statt, die Abstimmungen erfolgten meist durch Zuruf. Die Staatsleitung lag in der Hand der Gerusla", eines Rates der Alten, der auch die Vorlagen fr die Volksversammlung vor-zuberaten hatte. Er bestand aus 28 Volksltesten, die der 60 Jahre alt waren, und den beiden Knigen. Vom 8. Jahrhundert an wuchs die Macht der (Sphren" (Aufseher) ungemein,
so da diese sogar an die Spitze des Staates traten. Es waren dies ursprnglich Beamte mit Polizeigewalt, 5 an Zahl, die alljhrlich gewhlt wurden: sie gelangten aber zu der Stellung von Aufsehern, der alle Beamte, was ihnen das Recht gab,
selbst die Könige verhaften zu lassen.
Sparta war ein Kriegerstaat. Daher war die gesamte Jugend- Erziehung crziehung auf Herausbildung kriegerischer Tchtigkeit gerichtet. Nur krftige Kinder sollten erzogen werden, die schwchlichen setzte man im Taygetus aus. Vom 7. Jahre an wurden die Knaben in staatliche Erziehung genommen, einer Agele" (Riege) zugeteilt und einem Padonmen (Zuchtmeister) unterstellt. Ihr
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Treulosigkeit an. Wie, rief er gestern habt ihr im Senate erklrt, ihr httet unbegrenzte Vollmacht; und heute leugnet ihr, was ihr gestern grothuerisch behauptet habet! Wie kann man mit Menschen Vertrge schlieen, die heute brechen, was sie gestern versprachen!" Die Gesandten stutzten. Sie wagten es nicht, die Wahrheit zu gestehen, die man vielleicht fr einen neuen Betrug gehalten htte. Sie muten, um nur der Wuth des Volkes zu entgehen, schleunigst die Stadt verlassen. Nun traten auch die Athener dem argivischen Bunde bei. Durch Aleibiades angefacht, entzndete sich das Kriegesfeuer zuerst zwischen Argos und Sparta. Die Argiver fielen in Arkadien ein, eroberten Orchomenos und rckten hierauf vor Tegea. Unter-dessen hatte sich Sparta mit Korinth und Theben wieder ausgeshnt; beide schickten jetzt bedeutende Hlfstruppen; Sparta selbst bewaffnete sogar die Heloten. Im Jahre 418 kam es bei Mantinea zu einer groen Schlacht, in welcher die Sparta-ner Sieger blieben. Ohne jedoch ihren Sieg zu verfolgen, kehr-ten sie heim, zufrieden, ihr altes Ansehen im Peloponnes wie-derhergestellt zu haben. Durch Vermittlung der spartanisch ge-sinnten Aristokraten in Argos kam sogar ein Friedens - und Freundschaftsbndni zwischen den beiden alten Nebenbuhlerin-nen des Peloponnes zu Stande, in Folge dessen die Demokra-tie in Argos abgeschafft und die Aristokratie wieder eingefhrt wurde. Allein dieser Zustand war nicht von Dauer. Schon im Jahre 416 erschien Aleibiades mit einer Flotte, nahm alle Aristokraten gefangen, stellte die Volksregierung wieder her, und Argos blieb mit Athen im Bunde.
Zug der Athener nach Sieilien. 415413. Der
Peloponnes blieb nicht lange der Schauplatz des Krieges; die-ser zog sich vielmehr nach dem weit entfernten Sieilien. Die-ses blhende Eiland, die Perle des Mittelmeeres, war seit ur-alter Zeit mit griechischen Kolonien bedeckt, die hier fast eben so viele kleine Staaten bildeten, als es Städte gab. Wie im Mutterlande, so fhrte auch hier diese Vereinzelung zu endlosen Zwisten unter einander. Auch hier kmpften jonische und do-rische Staaten mit einander. Syrakus war die Knigin der Städte, sie gehrte zum dorischen Stamme und war eine Toch-
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d. i. den Himmlischen. Einst hielt er eine Trostrede an die Eltern, deren Kinder in einer Schlacht gefallen waren. Die ganze Versamm-lnng war tief bewegt. Und mit freudigem Ungestme drngten sich die Mtter zu der Rednerbhne, reichten ihm Krnze und vergossen Thr-nen der Rhrung.
Unter diesem merkwrdigen Manne stand die Stadt in ihrem hoch-sten Flor. Aber gleichwie die Blume gerade in ihrer reizendsten Schn-heit dem Verwelken am nchsten ist, so auch Athen.
Der petoponnestsche Krieg von 431 bis 404.
60 Erste Periode bis zum Frieden des Nieias (421),
Wachsende Eifersucht zwischen Athen und Sparta. Im Gefhle ihres Uebergewichtes wurden die Athener immer stolzer und herrschschtiger. Ihre Bundesgenossen behandelten sie als unterjochte Völker. Sie drckten dieselben mit willkrlichen Abgaben, die sie zu ihrem eigenen Vortheile gebrauchten. Wenn die Bundesgenossen sich darber beklagten, so hie es: Athen habe Keinem davon Rechenschaft zu geben, da es die Fortsetzung des Krieges besorge. So sah Griechen-land nun diesen Staat so mchtig und bermthig in seiner Mitte sich erheben, und der Ha gegen denselben ward bald noch grer, als selbst gegen die Perser. Vor allem aber waren die Spartaner erbittert. Sie konnten es den Athenern nicht vergessen, da diese ihnen die Hegemonie entrissen hatten. Sie stellten sich deshalb an die Spitze der unzufriedenen Staaten und gaben sich fr'deren Befreier aus. Bei einer so feindlichen Stimmung der Gemther mute auch der kleinste Funke Anla zu einem groen Brande werden.
Ausbruch des Krieges (431). An der Kste von Epirus lag Epid mnus oder Dyrrhachlum, das heutige Durazzo, eine Kolo-nialstadt der Insel Korcyra (Korfu). Wie in den meisten griechischen Stdten, so herrschten auch dort Unruhen und Parteien; und die Volks-partei jagte endlich die angesehensten Familien (die Aristokraten) aus der Stadt. Die Vertriebenen aber vereinigten sich mit den benachbarten Illyriern und belagerten Epidmnus. Auf das Aeuerste bedrngt, wendeten sich die Epidamnier an ihren Mutterstaat Korcyra und, als sie von diesem abgewiesen wurden, an Korcyras Mutterstaat, an Korinth.
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bildete sich erst später und blieb stets gering (die Heloten Ruderknechte. Hafen und Schiffswerften zu Gytheion).
Iv. Der Grundbesitz. Bei der Eroberung war der fruchtbarste Teil des Landes eingezogen und in möglichst gleichen Losen (ursprünglich 6000?) aufgeteilt worden, die unveräußerlich und unteilbar waren und nach dem Rechte der Erstgeburt vererbten (Majorate). Über Hand und Gut einer Erbtochter verfügte beim Mangel väterlicher Bestimmungen der König. Diese Geschlossenheit des alten Grundbesitzes bezweckte strenge Unterordnung der Bürger unter die staatlichen Ordnungen und Ausschließung jedes Sonderinteresses.
V. Die öffentliche Erziehung (aycoyrj). Die stete Gefahr einer Erhebung der Helotenbevölkerung machte die einseitig auf militärische Tüchtigkeit gerichtete Erziehung und Lebensordnung notwendig. Mit dem siebenten Jahre wurden die Knaben (schwächliche Kinder wurden gleich nach der Geburt ausgesetzt) dem Haus entnommen und bis zum 20. öffentlich unter Aufsicht des Pädo-nomen erzogen. In geschlossene Abteilungen (aysxcu oder ßovtxt) und Rotten (I/lat) gegliedert, wurden sie an Abhärtung (die jährliche Geißelung am Altar der Artemis Orthia, öiafiaßrcymöig) und Mäßigkeit, an Gehorsam und Ehrfurcht vor dem Alter, an List und Verschlagenheit gewöhnt und im Gebrauch der Waffen geübt, in Wissen und Kunst aber nur notdürftig unterrichtet. Auch den Mädchen wurde eine gymnastische und musikalische Ausbildung zuteil. Selbst auf die Erwachsenen dehnte sich die Erziehung durch den Staat aus. Von der Teilnahme an den Männermahlen (qptdma; die schwarze Suppe das Hauptgericht) und der Entrichtung der Beiträge dazu hing das Recht des Vollbürgers ab; wer sich den Bedingungen der spartanischen Disziplin nicht unterwarf, wurde zu den Minderberechtigten (yitofieioveg) gerechnet. Die Speisegenossen (je 15) waren im Kriege Zeitgenossen. Das eiserne Geld, aus stabähnlichen oder runden Eisenbarren von ca. 605 g Schwere (Wert = 18 Pf.) bestehend, und die strenge Überwachung der Fremden (Jj,evrixug[a) sollte die Einfachheit und väterliche Sitte erhalten.
2. Die Eroberung Messeniens.
Sowohl der militärische Charakter der spartanischen Adelsgemeinde als auch das Bedürfnis nach neuen Landlosen bei zunehmender Bevölkerung trieb den Staat auf die Bahn der Eroberung. So schritt er seit Mitte des 8. Jahrhunderts zur Unterwerfung des fruchtbaren Nachbarlandes Messenien und legte dadurch den Grund zu seiner Machtstellung in dem Peloponnes. — In Messenien waren die eingewanderten Dorier allmählich mit der alten Bevölkerung verschmolzen ujid hatten ihre kriegerische
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