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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 6

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
d) Politische Einrichtungen. Die ffentlichen Zustnde der Wenden hatten einen patriarchalischen Charakter. Der Volksstamm setzte sich aus einer Anzahl von Geschlechtern zusammen, und diese zerfielen wieder in mehrere Familien. Der grte Teil der Bevlkerung war leibeigen; aber auch unter den Freien gab es Leute, welche zu Zehnten verpflichtet waren. Die Freien wohnten in Drfern oder in Stdten, welche um die zahlreichen Burgen entstanden. Auch ein Geburtsadel war vorhanden, der mit grerem Grund-besitz ausgestattet war. Nicht bei allen slavischen Vlker-schaffen gab es ursprnglich frstliche Geschlechter. Erst der Kampf mit den krftigeren Germanen zwang sie zu greren Vereinigungen und frstenmiger Herrschaft. Die frstliche Gewalt wurde unter der Zustimmung des Volkes durch Erbschaft bertragen. Die Fürsten waren die obersten Heerfhrer und Richter. Ihre Herrschaft, die sich auf die zahlreichen Burgen sttzte, wurde spter willkrlicher als bei den deutschen Stammen, obschon dieselbe beschrnkt war durch die Volksversammlungen und den Einflu der Priester. Die Gerichtsbarkeit teilte der Fürst mit den Stdten, in denen Gericht abgehalten wurde unter dem Vorsitze der Burggrafen. Die Einteilung des Slavenlandes in Gaue scheint ebenso einen religisen als politischen Ursprung gehabt zu haben. In jedem der 25 Gaue, in welche das Gebiet zwischen. Elbe und Oder zerfiel, gab es einen Tempel, der zugleich als Sttzpunkt der Landesverteidigung diente. Zum Kriegsdienste waren alle Freien verpflichtet; sie dienten auf eigene Kosten zu Fu, der Adel dagegen mit seinem Gefolge zu Pferde. Aus dem Adel wurden die Hauptleute genommen, Supan genannt. Wurfspiee, Schwert oder Streitaxt und Schleuder dienten als Angriffs-waffen, Schilde zur Verteidigung. Kriege der Wenden mit den Deutschen. Mehrere Jahrhunderte hindurch hatten die Wenden in den neuen Wohnsitzen Lebensweise, Sitten und Religion fast unan-gefochten beibehalten, als ihre ruberischen Einflle und der Bekehrungseifer christlicher Fürsten sie in einen Kampf ver-wickelten, der mit ihrem vlligen Untergange und dem Siege deutscher Art und deutscher Gesittung endigte. Als Karl der Groe mit den Sachsen zu kmpfen hatte, waren die Wendenstamme untereinander uneinig.

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 28

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
- 28 - 3440 70 Friedrich Ii. (Eisenzahn). 14401470* Beten und arbeiten." Friedrich Ii. war der tatkrftigste von Friedrichs I "betrug ihm sein Vater den grten Teil der Mark Brandenburg, und der Kaiser besttigte ihn in der ^ur- und Erzkmmererwrde. Die Brder wurden durch klemere Landstriche entschdigt. Erwerbungen. Auf friedlichem Wege war er auf die Ver-groernng seiner Besitzungen bedacht. Er trat einige Ortschaften der Altmark an den Erzbischof von Magdeburg ab und erhielt dafr die Hoheitsrechte der die Grafschaft Wernigerode, und der Erzblfchof entsagte der von ihm noch immer behaupteten Lehnshoheit der die Altmark. 1455 kaufte er von dem Deutschen Orden die Neumark zurck und erhielt von der Lausch wenigstens die Lnder Kottbns, Peitz und Teupitz. In Pommern starb während seiner Regierung die Linie Pommern-Stettin aus. Er wollte nun das Land als erledigtes Lehen einziehen; die dortigen Stnde whlten jedoch den Herzog von Pommern-Wolgast. Der Kursrst griff zwar zum Schwerte, seine Bemhungen scheiterten aber an dem Widerstande Stettins. Kampf gegen die Unabhngigkeit der Städte. Wie Kurfürst Friedrich I. den bermut des raublustigen Adels gezgelt, so beugte sein Nachfolger den Stolz der nach grerer Selbstndigkeit strebenden Städte und stellte somit die in dem letzten Jahrhundert verloren gegangene l and es-herrliche Macht wieder her. Die Festigkeit des Willens, die er hierin bewies, hat ihm auch den Beinamen mit den eisernen Zhnen" erworben. An der Spitze der Widerstrebenden standen die beiden Städte Berlin und Kln an der Spree. Dieselben hatten schon Friedrich I. das Recht, ohne ihre Erlaubnis mit Bewaffneten in die Tore einzuziehen, verweigert. Em Streit zwischen dem Rat und der Brgerschaft gab dem Kurfrsten Gelegenheit, die Herrschaft der dieselben wiederzuerlangen. Zugleich lie er zu Kln an der Spree eine Frstenburg erbauen, die er im Jahre 1451 bezog. Einen neuen Aufruhr, bekannt unter dem Namen Berliner Unwille", unterdrckte er und richtete die Ver-waltung daselbst nach seinem Sinne ein. Hierauf zeigten sich auch die brigen mrkischen Städte gefgig, während er den Stdten der Uckermark neue Verordnungen gab und dadurch die Rechte und Pflichten derselben genauer feststellte.

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 39

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
39 neuen Lehre raschen Eingang in seinem Lande. Jedoch wurde in der Kirchenordnung vom Jahre 1540 von den Zeremonien der katholischen Kirche vieles beibehalten, die geistlichen Stiftungen aber meistens aufgehoben. Bei diesen Bemhungen fr die Ausbreitung der neuen Lehre zeigte Joachim aber eine gemigte Gesinnung und religise Duldsamkeit. An dem Schmalkaldischen Kriege hatte er keinen Anteil, wohl aber sein Bruder, Markgraf Johann von Kstrin. Landesverwaltung. Durch die Neigung fr kostspielige Hofhaltung geriet er in Geldverlegenheiten. Alte verfallene Jagd- und Lustschlosser lie er ausbessern und mit Pracht-vollen Gemlden ausstatten. Das Schlo in Berlin wurde unter ihm neu erbaut, ebenso das Zeughaus. Spandau lie er zu einer Festung umschaffen und das Kloster neben seiner Hofburg in einen Dom verwandeln, in welchem die Gebeine seiner Ahnen beigesetzt wurden. Jagden, Kampsspiele und Tierhetzen wechselten an seinem Hofe bestndig miteinander ab. Fr solche Ausgaben reichten die kurfrstlichen Einnahmen bald nicht mehr aus. Deshalb nahm er gegen hohe Abgaben die vertriebenen Juden wieder ins Land und half sich eine zeitlang durch das finanzielle Geschick des Israeliten Lippold, den er zu seinem Mnzmeister machte. Die Stnde muten immer wieder aushelfen, indem sie die Bierziese erhhten und andere Steuern spsund- und Hufenscho) freiwillig gewhrten. Dagegen erhielten sie von dem Kurfrsten das Zugestndnis, keine wichtige Sache, die das Land angehe, kein Bndnis mit anderen Fürsten ohne ihren Rat und ihre Bewilligung zu verhandeln." Leider blieb das Beispiel des Hofes nicht ohne Einflu auf das Land. Junker und Brger lieen sich zur Prunk-sucht verleiten, indem sie in kostbaren Gewndern einher-gingen und durch schrankenlose Gastfreiheit zu glnzen suchten. Vergebens waren die strengen Verordnungen, tue Joachim dagegen erlie. In dem Mae, wie Handel und Gewerbe erblhten und der Wohlstand des Landes sich mehrte, steigerte sich der Aufwand und der Hang zum Vergngen. Erweiterung des Landes. Fr die Machtstellung Branden-burgs hat Joachim Ii. durch seinen Kanzler Lamprecht / -Distelmeier eine Reihe wichtiger Vertrge abgeschlossen. a. Der Kurprinz Johann Georg wurde mit einer Tochter des Herzogs von Liegnitz, Brieg und Wohlau verlobt

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 44

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
- 44 graf Georg der Fromme, der Vater Georg Friedrichs, von dem Könige von Bhmen gekauft hatte, verlieh der Kurfürst Joachim seinem zweiten Sohne Johann Georg. Derselbe verlor es aber, weil er wegen Teilnahme an den bhmischen Unruhen gechtet wurde. Geheimratskollegium. Die Ausdehnung der landes-herrlichen Gebiete vermehrte den Umfang der Staatsgeschste. Deshalb errichtete Joachim Friedrich das Geheimrats-Kollegium, eine Zentralbehrde, die aus neun gelehrten Staatsmnnern zusammengesetzt wurde. Dasselbe erhielt die Verwaltung aller Staatsangelegenheiten mit Ausnahme des Kirchenwesens, das unter Aufsicht eines Kon-sistoriums stand, der Rechtspflege, die das Hof- und Kammergericht, und der Lehnssachen, welche die Lehnskanzlei behielt. Es fhrte die Oberaufsicht der die Landeshauptleute, die in den Provinzen, der die Vgte, die in kleineren Bezirken die landesherrlichen Rechte aus-bten, und bildete somit den Anfang des preuischen Beamtentums. Um den Unterricht hat sich der Kurfürst verdient gemacht durch Grndung der Frstenschule zu Joachimsthal in der Uckermark. Zur Befestigung seiner Ansprche auf das Herzogtum Preußen verheiratete er sich nach dem Tode seiner ersten Gemahlin mit der jngeren Prinzessin von Preußen, der Schwester der Frau seines Sohnes und lie sich die Vormundschaft der den Herzog bertragen. 1608-19 Johann Sigismund, 16081619* Fr Gesetz und Volk." Johann Sigismund war ein tatkrftiger Mann, der seinen Ansprchen auch in schwerer Zeit und unter groen Anfechtungen Geltung verschaffte. Der Jlich-Klevesche Erbfolgestreit, 16091614. Im Jahre 1609 starb der letzte Herzog Johann Wilhelm von Jlich und Kleve, mit dessen Nichte Anna Johann Sigismund vermhlt war. Um des Erblassers Besitz ent-spann sich ein langer Streit, der unter dem Namen Jlich-Klevescher Erbfolgestreit bekannt ist. a) Rckblick auf die Geschichte der erledigten Gebiete. Die Gebiete, um die es sich hier handelt, liegen am Rhein und in Westfalen. Jlich umfate einen gesegneten Landstrich zwischen Dsseldorf, Kln und Aachen. Kleve lag zu beiden Seiten des Nieder-rheines und war ehedem Herzogtum im westflischen Kreis; das Herzogtum Berg lag auf der rechten Seite des Rheins und er-streckte sich von Siegen bis Essen; die Grafschaft Mark ist jetzt ein Teil des Regierungsbezirks Arnsberg, mit den Stdten Hamm, Hagen, Dortmund. Iserlohn u. a. Die jetzigen Kreise Bielefeld, Herford und

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 62

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
u 62 festes Gottvertrauen, ein durch innere Arbeit und den Ernst der Zeit frhgereifter Verstand zeichneten ihn aus. Die lanqe Dauer seiner Herrschaft war fr Brandenburg von groer Bedeutung. Mit fester Hand suchte er die entlegenen Gebiete des branden-burgischen Staates zu einem gemeinsam en Ganzen zu vereinigen und dtesern eine selbstndige Stellung zu geben, soweit es bei der Verfassung des Deutschen Reiches damals mglich war. Durch streng geordnete Staatsverwaltung und durch geschickte Benutzung der Po-httschen Verhltnisse beseitigte er nicht nur die Schden des unheil-vollen 30jhrigen Krieges, sondern er fhrte das Land zu hoher Blte, und so ist et der Begrnder der Einheit und Kraft der hohenzollernfchen Monarchie geworden, die seine Nachfolger durch weitete Stufen der Entwicklung zu grerer Ausbildung und Voll-endung gefhrt haben. Zunchst drngte er den Einflu des Kanzlers von Schwarzenberg zurck, und als der Gras 1641 starb, war es Friedrichs eifrigstes Bestreben, eine feste Neutralitt zu behaupten. Deshalb schlo er 1643 mit den Schweden einen Waffenstillstand, welcher das schwedische Heer auf einige feste Pltze in Brandenburg beschrnkte. Um aber auch dem Kaiser gegenber Herr m dem eigenen Lande zu werden, schuf er sich ein stehendes Heer von 3000 (spter 28 000) Mann, das ihm selbst den Eid der Treue leisten mute. Dadurch legte er den Grund zu der spter so be-deutend gewordenen preuischen Armee. Und als man den Kurfrsten von der Erbfolge in Pommern, dessen Herzge 1637 ausgestorben waren, auszuschlieen drohte, wandte er sich mehr den Hollndern zu, indem er sich mit der orani-schen Prinzessin Henriette vermhlte (1647). Jedoch konnte er in dem Westflischen Frieden {1648) nur Hinterpommern erhalten. Als Entschdigung fr Vorpommern, das den Schweden verblieb, erhielt er die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg und die skularisierten Bistmer Kammin, Halberstadt und Minden. Allerdings verzgerte sich die bergabe Hintetpommerns an Brandenburg bis zum Iahte 1653. Magdeburg aber, welches noch unter der Verwaltung eines schsischen Prinzen stand, wurde erst bei dessen Ableben (1680) erworben. c. Friedrich Wilhelms Staatsverwaltung. Der Friede war geschlossen. Ehe aber Ruhe und Sicherheit dem erschpften Lande wiedergegeben wurden, verging noch eine geraume Zeit; denn die Marken befanden sich in einem klglichen Zustande. Die Einwohnerzahl war

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 107

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
Aber auch Preußen war hart mitgenommen. Drfer und Städte waren zerstrt oder ausgeraubt. Harte Maregeln hatten mitunter erlassen werden mssen, um neue Ersatzmittel zu schaffen. Da galt es vor allem, dem Lande wieder auszuhelfen und durch weise Einrichtungen die Ertragsfhigkeit desselben zu heben. Um den Arbeitstrieb anzuregen, gab Friedrich den Bauern in den ver-wsteten Gebieten bare Geldvorschsse, zum Teil aus den eigenen Er-sparnissen, Saatkorn aus den Magazinen und berzhlige Pferde aus der Armee; auch verschaffte er Gelegenheit zur Arbeit dm dl) ffentliche Bauten, wie des Op er nh auses und der H e d w igskirche zu Berlin und des Neuen Palais in Sanssouci. So bettigte er, was er als echter Hohenzoller einst so trefflich ausgesprochen: Ich bin von amtswegen der Sachwalter der Armen." Durch Entwsserung der sumpfigen Fluuser, namentlich der Oder-, Warthe- und Netzebrcher, vermehrte er den anbaufhigen Grund und Boden. An der Oder allein wurden 200 Ouo Morgen kulturfhigen Landes gewonnen, so da er hocherfreut sagen konnte: Da habe ich eine Provinz im Frieden erobert." Ganz besonders bercksichtigte er bei seinen Ver-besserungen die rtlichen Eigentmlichkeiten. So sorgte er in Kleve fr Anpflanzung von Waldungen, in Pommern fr Ausbreitung des Kartoffelbaues, in Schlesien fr die Leinenindustrie und in Branden-brg sr die Tuchweberei; in Berlin legte er eine Porzellanfabrik an nach dem Muster der in Meien. Durch Anlegung von Kreditbanken gewhrte er dem Adel, dessen er sr die Armee bedurfte, die Mittel zur Aufbesserung seiner Verhltnisse. Den Binnenhandel befrderte er durch Anlegung des Plauefchen-, des Finow- und des Bromberger Kanals. Fr den auswrtigen Handel grndete er den Hafen von Swinemnde und die Seehandlung. Zur Erhhung der Einknfte diente die Vermehrung der in-direkten Steuern, namentlich die Einfhrung verschiedener Mo nopole, so des Kaffee- und Tabaksmonopols. Da er aber zur berwachung dieses Steuersystems meistens Franzosen berief, die durch ihre gehssige Kontrolle ohnehin verletzten, so erregte er vielfach Unmut und Un-Zufriedenheit. Uber die Hlfte der Einknfte verwendete Friedrich auf das Heer. In dem verhngnisvollen Kriege hatte er die Er-fahrung gemacht, da nur eine starke Armee Preußen gerettet habe. Deshalb lie er auch im Frieden von seinen Forderungen fr das Heer nicht ab und brachte dasselbe auf die Hhe von 200000 Mann bei einer Bevlkerungszahl von etwa sechs Millionen Menschen. Allerdings steigerte er auch die Staatseinknfte von 7 auf nahezu 20 Millionen und hinterlie einen Staatsschatz von 53 Millionen Talern. Auch um die Rechtspflege hat sich Friedrich Ii. groes Verdienst erworben. Von dem Kaiser erwirkte er das Vorrecht, da von den Entscheidungen der kniglichen Gerichte nicht an die Reichs-gerichte appelliert werden durfte, fr die gesamte Monarchie, während dieses Recht frher nur fr die Kurmark bestand. Durch den Kanzler Cocceji fhrte er eine neue Prozeordnung ein unter dem Namen codex Friedericianus, wodurch die Rechtsprechung Wissenschaft-lich gebildeten Juristen bertragen wurde. Nach dem 7jhrigen Kriege aber lie er durch Carmer und Suarez eine Sammlung aller im preuischen Staate geltenden Privat- und Staatsrechte ver-anstauten, die unter dem Titel Allgemeines Land recht" (allerdings erst 1794) verffentlicht wurde.

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 111

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
111 war. Sein Sieg bei Freiberg in Sachsen beschleunigte das Ende des Siebenjhrigen Krieges. Nach dem Kriege lebte er in Rheinsberg und starb im Jahre 1802. Der Graf von Schwerin war der Abkmmling eines alten pommerschen Adelsgeschlechtes und geno in seiner Jugend eine tchtige wissenschaftliche Bildung. Er nahm erst hollndische Dienste, trat dann aber in das preuische Heer ein. Friedrich 11. schtzte seine Kenntnisse, und gab dieser Wertschtzung dadurch Ausdruck, da er ihn 1740 zum Feldmarschall ernannte und in den Grafenstand erhob. Schwerin befehligte im ersten Schleichen Kriege den rechten Flgel des preuischen Heeres und entschied hauptschlich die Schlacht bei Mollwitz Er fiel am 6. Mai 1757 vor Prag. Sein Tod machte die Lorbeeren des Sieges verwelken, denn der Sieg war durch ein zu teures Blut erkauft." Hans Joachim von Zieten, geboren 1699 auf dem Gute Wustrau in der Grafschaft Ruppin. Er trat schon mit vierzehn Jahren in den preuischen Kriegsdienst und galt bald als einer der verwegensten Reiteroffiziere. 1741 wurde er Oberst des spter nach ihm benannten Husarenregiments. Schon in den beiden ersten Schleichen Kriegen tat er sich als khner Fhrer hervor; aber den grten Ruhm erwarb er sich im Siebenjhrigen Kriege. Er focht mit bei Prag, Kollin, Lenthen, Liegnitz und gewann die Schlacht bei Torgau. Frmmigkeit und Bescheidenheit zierten den vielgerhmten Mann. Er starb 1786 im Alter von 87 Jahren. Friedrich Wilhelm von Seydlitz wurde 1721 zu Kalkar bei Kleve geboren und ward gleich Zieten ein ausgezeichneter Reiter-general. Keine Gefahr brachte ihn auer Fassung, und bis zum Augenblicke des Angriffes rauchte er auch in der wildesten Schlacht seine Tonpfeife. Bei Kollin deckte er den Rckzug; aber seine eigentlichen Ruhmestage sind Robach und Zorndorf. Er starb 1773 zu Namslau in Schlesien. Die bedeutendsten brigen Staaten während dieses Zeitraumes. a. sterreich. Maria Theresia bernahm einen Staat mit zerrtteten Verhltnissen; aber ihrer Klugheit und Liebe zum Volke gelang es, wieder Ordnung in die traurigen Zustnde zu bringen. Die Verwaltung Bhmens wurde mit der der deutsch-sterreichischen Kronlnder vereinigt, und sie ist so die Begrnderin des sterreichischen Gesamtstaates geworden. Die Einrichtung und Erhaltung des Heeres war bisher Sache der Stnde gewesen und uerst mangelhaft ge-blieben; nun nahm der Staat die Angelegenheit selbst in die Hand, erhhte die Truppenzahl, richtete Schulen ein fr die Offiziere und grndete fr die Verwundeten und Krppel Jnvalidenhnser. Die Steuerfreiheit des Adels und der Geistlichkeit wurde aufgehoben, und die trostlose Lage des Bauernstandes durch teilweise Aufhebung der Leibeigenschaft und Beschrnkung der Frondienste verbessert. Ihrem Volke war sie durch Frmmigkeit und Huslichkeit ein Vorbild. Sie starb hochverehrt 1780. Ihr folgte Joseph Ii., der schon 1765 zum Kaiser gewhlt wurde, die Verwaltung der sterreichischen Lnder aber erst nach dem Tode seiner Mutter bernahm. Er gewhrte durch ein Toleranzedikt Evangelischen, Reformierten und Griechen freie bung ihres Gottes-dienstes und gestattete ihnen, Kirchen zu bauen. Er hob die Leib-

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 116

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
116 Er war milde, gutmtig, regsamen Geistes und nicht ohne Kenntnisse; allein sein Charakter wurde beeintrchtigt durch ein schwankendes Wesen, eine gewisse Vorliebe fr sinnlichen Genu und . einen eigentmlichen Hang zum Wunderbaren. Dem Wunsche, die Liebe des Volkes zu erwerben^ galten die ersten Regierungshandlungen des Knigs. Er hob die verhate Regie, das Kaffee- und Tabaks-Monopol, auf, erleichterte den Steuerdruck und drang auf menschlichere Behandlung der gemeinen Soldaten. Bedeutende Summen verwandte er auf die Frderung der Landwirt-schaft, des Handels und der (Rewerbe. Die Akademie der Wissenschaften wurde vorwiegend mit deutschen Gelehrten besetzt, und deutsche Knstler fanden wieder die ntige Be-achtung. Hhere wie niedere Schulen erfreuten sich einer sorgfltigen Beaufsichtigung; die Errichtung von Lehrerseminaren nahm einen erfreulichen Fortgang, und fr die Erteilung des Unterrichts wurden zweckmige Anweisungen gegeben. Trefflich wirkte fr die Hebung des Unterrichts-die Einsetzung des Ober-Schulkollegiums (1787), und es war der Minister Zedlitz fr eine durchgreifende Reform auf diesem Gebiete bemht. Weniger heilsam war der Ein-flu, den die Gnstlinge Bischoffswerder und Wllner auf den König ausbten. Um der Freigeisterei und dem Unglauben gegenber wahre-Religiositt bei seinen Untertanen zu begrnden, besttigte er das Wllnersche Edikt (1788). Den Ausschreitungen der Presse sollte durch ein verschrftes Zensur verfahren gesteuert werden. Allein beide Maregeln verfehlten ihren Zweck; das bel, welches bekmpft werden sollte, wurde nur um so grer. In den auswrtigen Angelegenheiten war Friedrich Wilhelm glcklicher. In Holland lag eine republi-kanifche Partei mit dem Erbstatthalter Wilhelm V. von Oranien im Streite. Infolgedessen war die Gemahlin des Statthalters, die Schwester des Knigs, von der Brger-miliz eines kleinen Stdtchens auf einer Reise einige Tage gefangen gehalten worden. Um diese Beschimpfung zu rchen, lie Friedrich Wilhelm (1787) ein Heer von 20000 Mann unter dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig in Holland einrcken und die Ruhe daselbst wieder herstellen. Zweite und dritte Teilung Polens. In Polen machte sich jetzt eine entschiedene Wendung zum Bessern geltend. Whrend Rußland und sterreich wiederum in einen Krieg mit der Trkei verwickelt waren, arbeitete König Stanislaus im Verein mit den Patrioten

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 122

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
122 Volksschichten in Paris und Umgegend ein Heer zusammen und der-wies den beim Volke beliebten Necker aus Frankreich. Da brach offener Aufruhr aus: der Pbel erstrmte am 14. Juli bte Bastille, das alte Staatsgefngnis, und es zeigte sich bei dieser Gelegenheit, da sich der König auf sein brigens viel zu schwaches Heer nicht verlassen konnte. Ludwig Xvi. zog auf das Verlangen der National-Versammlung seine Truppen zurck und ordnete des entlassenen Necker Wiederanstellung an. Diese Zusage machte er auch dem Volke vom Balkon des Stadthauses aus. Die meisten sahen darin eine weitere Schwche des Knigtums. Um den zu Gewalttaten geneigten Pbel der Hauptstadt im Zaume zu halten, wurde von der Brgerschaft eine Nationalgarde errichtet unter dem Befehl Lafayettes, der sich im Amerikanischen Freiheitskriege ausgezeichnet hatte; doch konnte diese Brgerwache blutige Ausschreitungen nicht verhindern. Nach dem in Paris gegebenen Beispiele begannen zusammengerottete Bauern-Haufen in den Provinzen mit der Zerstrung von Kirchen und Schlssern. Da floh der Adel in die Schweiz und nach Deutschland; selbst die Brber des Knigs wrben flchtig und berlieen biesen seinem Schicksal. Nun begann die Nationalversammlung die Umgestaltung des Staatswesens. Am 4. August hob sie alle Standesvorrechte auf und erklrte die Untertnigkeit der Bauern fr abgeschafft. Sie fhrte gleiche Besteuerung ein und beschrnkte die Knigsgewalt aufs uerste. Die Geistlichen sollten gleich den Beamten gehalten und der ihnen zu zahlenbe Zehnte in Wegfall kommen. Die Bestrebungen zielten immer offener auf die Beseitigung des Knigtums hin. Die infolge einer Miernte brohenbe Hungersnot wrbe dem Könige zur Last gelegt, und am 5. Oktober zog das Pariser Straengesindel nach Versailles und zwang den König und seine Familie zur Rckkehr nach Paris. Fast wre die Knigin ermordet worden, und erst spt gewhrte Lafayette mit der Brgermiliz der kniglichen Familie Schutz. Die Nationalversammlung folgte dem Herrscher nach Paris und geriet nun immer mehr in bte Abhngigkeit des verworfensten Pbels. Die Klster wrben aufgehoben, die Gter der Abiigen und Geistlichen eingezogen und dem Volke berwiesen, Verwaltung und Rechtspflege wrben getrennt, einheitliche Mae, Mnzen und Gewichte (Meter, Frank, Kilogramm) und die allgemeine Wehrpflicht eingefhrt. An die Orbnung der erbrmlichen Finanzlage hatte man aber bisher noch nicht gebacht, und um der Gelbnot abzuhelfen, gab der Staat Papierfcheine, Assignaten genannt, aus, fr die der Erls aus den zu verkaufenden Kirchengtern ver-wertet werden sollte. Die Zahl der Assignaten wurde aber unglaublich vermehrt; man hatte bald keine Deckung mehr bafr; sie wrben bah er wertlos, und das brachte neues schweres Unglck der das Land. Whrenb dieser Verhanblungen rckte der Jahrestag der Erstrmung der Bastille heran. Um ihn feierlich zu begehen, fanben sich in Paris louooo Vertreter der franzsischen Stbte und Drfer ein. Auf beut Marsfelbe beschworen der König, Lafayette. die Mit-gtieber der Nationalversammlung 'und das Volk die neue Verfassung. Ein Tedeum schlo die Feier. Das Fest war aber nur Schein gewesen. Zahllose Volks-auswiegler strebten der Anarchie zu und gewannen die Oberhanb. Dem Könige konnte dieses Streben nicht verborgen bleiben, und er hegte die traurigsten Befrchtungen. Er bachte an Flucht. Wirklich

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates - S. 152

1904 - Heiligenstadt (Eichsfeld) : Cordier
widerstrebten solcher Ordnung ihrer Verfassung/ erklrten sich sur Republiken und lsten sich vom Mutterlande los. ?as. Streben nach nationaler Einheit fhrte auch auf der Balkanhalbmsel zu einer Umgestaltung der Dinge. Die Griechen erkmpften unter der begeisterten Teilnahme vieler Griechenfreunde aus den Kulturstaaten Europas und.unter der Fhrung ihres tapferen Alexander Jpsilanti in der Zeit von 18211828 ihre Freiheit. Otto von Bayern, Sohn des Knigs Ludwig I., wurde zum Könige der Griechen ausgerufen und regierte von 18371862. Bei einem Mltaraufstande wurde er des Thrones entsetzt, die Griechen whlten Georg I., Sohn des Knigs Christian Ix., zu ihrem Könige. Spter sind auch Rumnien, Serbien, Bulgarien und Monte-negro selbstndig geworden, und die Provinzen Bosnien und Herze-gowina stehen unter sterreichischer Verwaltung. So hat die Trkei aufgehrt, ein Schrecken des christlichen Europas zu sein, und sie verdankt ihren jetzigen Besitz nur der Eifer-sucht der europischen Gromchte. England. In England wird die Bekmpfung der katholischen Kirche seit des Ministerprsidenten Lord Wellingtons Wirksamkeit nicht mehr gebt; vielmehr sind die Katholiken heute als gleich-berechtigte Mitglieder des Staates anerkannt. England hat unter der Regierung der Knigin Viktoria (1837 bis 1901) einen gewaltigen Aufschwung genommen und seine Kolonial-macht in einer Weise ausgedehnt, die in der Geschichte beispielslos ist. Heute steht ganz Vorderindien und ein groer Teil von Hinter-Indien unter der englischen Herrschaft, und nicht ohne Selbst-besriedigung nennen sich die englischen Herrscher Kaiser von Indien. Australien ist fast gnzlich im englischen Besitz, ebenso der nrdliche Teil von Nordamerika. In Afrika wchst ihre Interessensphre von Jahr zu Jahr. Durch den Besitz von Gibraltar, Malta, Eypern und Aden beherrschen sie das Mittelmeer und den Seeweg nach Indien. Infolge dieses ungeheuren Besitzes erwachsen England natrlich zahl-reiche kriegerische Konflikte, und es sieht sich gezwungen, seine Herr-schast zu sttzen und zu schtzen durch eine mchtige Kriegsflotte, die heute die erste der Welt ist. In Frankreich war auf Napoleon Ludwig Xviii. und diesem Karl X. gefolgt. Schon unter dem wohlwollenden Ludwig Xviii. war das Land erregt durch die Parteikmpfe zwischen den kniglich Gesinnten, den Republikanern und den Anhngern Napoleons. Karl X. suchte die Zustnde vor der franzsischen Revolution wieder einzu-fhren und erregte dadurch den Widerstand fast aller Bevlkerungskreise. Unter seiner Regierung wurde 1830 Algier erobert; aber der Widerstand des Volkes gegen seine Regierung wurde dadurch nicht gemigt. Am 27. Juli 1830 brach ein Ausstand in Paris aus. Karl mute abdanken, und der Herzog Louis Philipp von Orleans wurde zum Könige gewhlt. Louis Philipp suchte die Gunst der Brgerkreise durch sein einfaches Auftreten, Abschaffung aller Etikette und durch brgerlich einfache Einrichtung des Hofes zu gewinnen. Es gelang ihm nur vorbergehend. Unter ihm erhoben sich die Arbeiter, der sogenannte vierte Stand, mit weitgehenden Forderungen: allge-meines Wahlrecht und vllige Umwlzung der Eigentumsverhltnisse. Als er sich dem Drngen nacki einem neuen Wahlgesetze entgegen-stellte, entstand am 23. Februar 1848 in Paris ein Aufruhr. Die
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