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1. Deutschlands Kolonien - S. 142

1902 - Berlin : Heymann
142 Togo. Die heimische Industrie ist hoch entwickelt; sie beschäftigt sich be- sonders mit Weberei (mit einheimischer Baumwolle), Töpferei (z. B. in Bolu an der Küste und in Tove im Innern), Ziegelbrennerei (in Gridji), dem Schmiedehandwerk (besonders in Nyambo am Agugebirge und in Atakpame), Flechterei (Matten, Körbe, Taschen, Hüte) und Holzschnitzerei. Handel und Verkehr. An der Küste sitzt eine Anzahl europäischer (meist Bremer und Hamburger) Firmen, die den Ein- und Aussuhroerkehr in der Hand haben. Die Haupthandelsplätze sind Lome und Klein-Popo. Der Ver- kehr mit den Gebirgsstämmen wird durch die Ewhe, mit dem Sudan durch die Karawanen der Haussahändler vermittelt. Eingesührt werden hauptsächlich baumwollene Zeuge und Garn, Rum, Tabak, Salz, Eisen- waren, Feuersteingewehre, grobes Pulver u. s. w. Die Ausfuhr beschränkt sich in der Hauptsache aus Palmöl, Palmkerne und Gummi. Ein viel- besuchter Haudelsmittelpunkt im Innern ist Kete-Kratschi. Mit dem Mutterland ist das Schutzgebiet durch die Dampfer der Hamburger Woermann-Linie verbunden (drei Dampfer in jedem Monat). Außerdem verkehren aber auch noch drei englische und drei französische Schiffslinien. Reichspostaustalten befinden sich in Lome und in Klein- Popo. Sie sind mit Telegraphen unter sich und mit Accra im Westen, sowie mit Dahome im Osten verbunden und hierdurch an das inter- nationale Telegraphennetz angeschlossen. Verwaltung, Schule, Mission. An der Spitze der Verwaltung steht ein Gouverneur, z. Z. Herr Koehler. Der Sitz der Regierung ist Lome. Eine eigentliche Schutz- truppe hat das Gebiet nicht, dagegen eine Polizeitruppe von 150 Ein- geborenen. Das Küstenland ist in die Bezirksämter Lome und Klein-Popo eingeteilt. Im Hinterland werden folgende Stationen unterhalten: Mi)a- höhe (Nebenstation Kpandu), Atakpame, Kete - Kratschi (Nebenstation Bismarckburg), Sokode, Sansanne-Mangu. Lome zählt jetzt bereits über 4000 Einwohner; auch Klein-Popo (Aneho), auf der Nehrung gelegen, hat sich erfreulich entwickelt. Dagegen gehen die übrigen Küstenplätze immer mehr zurück. In Sebbe, der früheren Hauptstadt, besteht eine vierklassige Regierungs- schule. Neben der norddeutschen (Bremer) und der Baseler Missions- gesellschaft wirken die Wesleyaner und die (katholische) Gesellschaft des Göttlichen Wortes (sogenannte Steyler Mission) mit gutem Erfolge für die Ausbreitung des Evangeliums.

2. Deutschlands Kolonien - S. 183

1902 - Berlin : Heymann
a) Allgemeine Beschreibung des Landes. 183 Bedingungen ein gutes Gedeihen der meisten Tropenkulturen. Unter den wildwachsenden Pflanzen ist vornehmlich die Kokospalme hervorzuheben. Wichtig sind auch die Sago- und die Nipapalme, der Brotfruchtbaum, wildes Zuckerrohr und verschiedene eßbare Knollengewächse. Dazu kommen mehrere Kautschukgewächse, Faserpflanzen und Nutzhölzer. Die Viehzucht der Eingeborenen beschränkt sich auf Schweine und Hunde. Die gewerbliche Bethätigung steht auf der untersten Stufe. Viele Stämme leben noch jetzt in völliger Steinzeit. Größere Ausdehnung hat beispiels- weise das Töpfereigewerbe. Waffen, Geräte, Boote und Schnitzarbeiten zeugen nicht selten von einem gewissen künstlerischen Geschmack. Handel und Verkehr. Der Handel ist gering entwickelt und beruht durchgängig aus dem Tauschverkehr. Zwar ist eine eigene Münze von der Neuguinea-Kom- pagnie eingesührt worden; ihre Verwendung ist jedoch noch sehr be- schränkt. Haupthandelsgegenstände der Eingeborenen sind Kopra (bei- getrocknete Kern der Kokosnuß), Perlmutterschalen und der oben erwähnte Trepang. Mit dem Mutterlande ist die Kolonie durch eine Zweiglinie des Norddeutschen Lloyd verbunden, die von Singapore ausgehi. Den Verkehr an der Küste und mit den Inseln des Bismarckarchipels ver- mitteln eine Anzahl Privatdampfer und Segler. Eine direkte telegraphische Verbindung mit dem Schutzgebiet fehlt. Dagegen bestehen bereits mehrere Postagenturen. Verwaltung. Schule. Mission. Nachdem am 1. April 1899 die Verwaltung des Schutzgebietes Deutsch-Neuguinea laut Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche und der Neuguinea-Kompagnie vom 7. Oktober 1898 auf das Deutsche Reich übergegangen war, wurde der bisherige Finanzdirektor von Bennigsen zum Gouverneur desselben ernannt. Er hat seinen Amtssitz in Herbertshöhe auf Neupommeru. Der Vizegouverneur, dem gleichzeitig die Verwaltung des Jnselgebietes der Karolinen, Palau und Marianen überwiesen worden ist, residiert auf der Insel Ponape. Eine Polizeitruppe zur Aufrecht- erhaltuug der Ordnung beläuft sich etatsmäßig auf 90 Mann. Friedrich Wilhelmshafen, seit dem 1. April 1899 Sitz eines kaiser- lichen Richters, ist gleichzeitig Zentralpunkt des wirtschaftlichen Haupt- betriebes der Neuguinea-Kompagnie. Daselbst befindet sich auch eine große Kokospflanzung. Zu dem Bezirk Friedrich Wilhelmshasen gehören außerdem die Tabakspflanzung Jomba und die Station Potsdamhafen. Dazu kommen noch eine Anzahl von Handelsstationen. In Stephansort ist bisher hauptsächlich Tabakbau und Baumwollbau betrieben worden. In neuerer Zeit hat man besonders Kautschukbäume angepflanzt. Die Nebenstation Maraga besitzt einen Bestand von über 70 000 Kokosnuß-

3. Deutschlands Kolonien - S. 184

1902 - Berlin : Heymann
184 Kaiser Wilhelmsland. bäumen. Auch die Station Seleo und deren Ncbenstationen haben reiche Kokospalmenbestände. Das Missionswerk wird von zwei evan- gelischen Gesellschaften: der Rheinischen Missionsgesellschaft und der Neuendettelsauer Mftsionsgesellschast betrieben. Neuerdings hat auch die Katholische Missionsgesellschaft, vom göttlichen Wort in Steyl zwei Stationen eingerichtet. b) Aus den Berichten der Reifenden und Forscher. Die Küste der Astrolabcbai.ft Der Anblick der Küste von Astrolabebai überraschte und besriedigte uns alle gar sehr. Das waren nicht die langweiligen, in gleichmäßiges Grün gekleideten Berge, wie wir sie aus dem Bismarckarchipel gewohnt waren, sondern die Landschaft wurde, je weiter wir in die Bai hinein- kamen, um so ansprechender. Sie ist rings von hübschen, dicht bewaldeten Bergreihen umschlossen, hinter denen gegen Süden stattliche Gebirgszüge heroorragen, von denen die höchsten an 10 000 Fuß hoch sein mögen und wohl zum System des Finisterre-Gebirges gehören. Die in den Schluchten lagernden weißen Wolkenmassen, welche so sehr weißen Schneeflccken ähnelten, gaben diesem schönen Gebirgsbilde einen erhöhten Reiz. Wir passierten die kleine Insel Bilibili, deren Bewohner in großen, kunstvoll gebauten Kanus herbeieilten und in freundlicher Weise Verkehr anzu- knüpfen suchten. Aber wir mußten diesmal ihren Versuchungen aus- weichen, galt es doch zunächst Port Constantin aufznsuchen, wie sich später zeigte, keineswegs ein Hafen, sondern eine kleine Buchtung, welche wenig Sicherheit gewährt. — Vergebens spähten wir nach Siedelnngeu, aber das mit dichtem Urwald bekleidete Ufer war wie ansgestorben! Wie sich später zeigte, liegen die Dörfer im Dickicht des Urwaldes versteckt und verraten sich dem Kenner meist durch nichts als kleine Gruppen Kokospalmen und eine besondere Banmart, welche sich durch die einfarbige, lebhaft gelbe Belaubung auszeichnet. Diese „gelben Bäume", welche sich übrigens an der ganzen Ostt'üste Neu-Guineas finden, markieren sich in dem dunklen Grün des Urwaldes sehr auffallend und erregen schon von weitem Aufmerksamkeit. So wurde von unseren Seeleuten die besonders hohe und dichte Gruppe gelber Bäume bei dem Dorfe Bogati oder Bogadschych welches die Karten deshalb als „gelbes Dorf" bezeichnen, an- fänglich für ein Segel gehalten. ') vr. O. Finsch: „Samoafahrten", S. 31. ') Gewöhnlich Bogadjim genannt. D. H.

4. Deutschlands Kolonien - S. 145

1902 - Berlin : Heymann
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 145 werden von einem großen Giebeldach eingedeckt. Jede Hütte hat einen Eingang, der zugleich das Licht einläßt, da bei den wirklich typischen Eingeborenen-Hütten weder Läden noch Fensteröffnungen vorhanden sind. Meistens enthält die Hütte nur einen, selten mehrere Räume. Die Hütten werden in der Art gebaut, daß zuerst ein Gerüst von rohen Pfeilern und doppelten Querleisten aufgesührt wird, dessen ungefähr 2 m hohe Seiten- wände aus rohen Stangen bestehen. Die Giebelseiten sind etwas höher, bis 3 und 3 V-2 m aufgeführt. Die Dachsparren sind, wenn Bambus vorhanden ist, aus diesem Material angefertigt, während die Querleisten des Daches aus Blattrippen der Wein- und Oelpalme bestehen. Die Wände werden zwischen den doppelten Leisten mit Lehm ausgefüllt, wozu öfters wegen ihrer Festigkeit Termitenhaufen verwendet werden. Um den Luftzug in der Hütte zu ermöglichen, bleibt zwischen dem Dach und den Giebelseiten ein freier Raum. Das Dach wird mit Gras eingedeckt, das ziegelartig übereinander liegt und auch dem stärksten Tornado Wider- stand leistet. Der Fußboden wird aus Lehm zu einer Tenne festgestampft. Bei luxuriösen Bauten werden die Wände des Hauses mit hellgelber Erd- farbe, sowie die Kanten und die Einfassung der Thür mit einer roten Thonsarbe gestrichen. In den besseren Hütten findet man eine sogenannte Schlafbank, d. h. ein Brett, welches auf vier Pfählen ruht und aus dem eine 3 bis 4 Zoll starke, aus Gras geflochtene Schlafmatte liegt. Inter- essant ist es, wie der Neger sich ohne Moskitonetz in der Hütte gegen Ueberfälle der Moskito zu schützen weiß. Er hüllt sich vollkommen, selbst den Kopf, die Arme und Beine in ein großes Tuch ein und ist aus diese Weise vollständig geschützt. Ein Weißer würde in dieser Lage bei der großen Hitze fast ersticken und mehr leiden, als durch Stiche der Moskito, gegen welche man mit der Zeit fast unempfindlich wird. Bei den reichen Händlern findet man roh gezimmerte Holzbettstellen mit Moskitovorhängen aus europäischem Kattun; ihre Häuser haben auch schon Fensterluken, die mit Holzläden verschlossen werden. Die Eingänge zu den Hütten werden des Nachts mit Vorsetzern verschlossen. Die Vor- setzer bestehen gewöhnlich aus zusammevgefügten Palmblattrippen. Das Dach wird zuweilen über die Seitenwände herabhängend durch Stützen gehalten und auf diese Weise ein Vorraum geschaffen, welcher gegen Sonne und Regen schützt. Wie wir schon früher erwähnt haben, befinden sich die Feuerstätten entweder vor der Hütte oder unter einem kleinen Grasdach, seltener in der Hütte selbst. Ferner findet man in jedem Ge- höft den bekannten hölzernen Trog zum Fußstampfen, sowie Ställe für das Kleinvieh. Die Ställe sind in der Regel nichts weiter als ein kleiner Raum, der durch Knüppelhölzer abgesperrt ist und in welchem die Tiere des Nachts gehalten werden. In einer Ecke des Gehöfts ist auch häufig noch ein kleiner Raum zum Waschen abgeteilt. In ölreichen Gegenden findet man in den Gehöften kleine runde, gepflasterte Gruben, Seidel, Koloniales Lesebuch. >0

5. Deutschlands Kolonien - S. 147

1902 - Berlin : Heymann
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 147 sich trotz dieses Präservativs verbrüht. Der Beschädigte wird als schuldig befunden und verurteilt. Wird jemand einer Lüge beschuldigt, so wird er ebenfalls vor den Fetischpriester geführt und dieser beweist zuweilen dnrch ein Wunder die Schuld oder Unschuld des Betreffenden und gleich- zeitig die Macht des Fetischgottes. Im öffentlichen Palaver wird der Angeklagte von dem Fetischpriester beschworen, die Wahrheit zu gestehen; sagt er nach Ansicht der Leute nicht die Wahrheit, so werden ihm von dem Priester die Augen mit einem ätzenden Gift eingerieben. Das Gift beginnt alsbald zu wirken; in diesem Zustande wird dann der Gepeinigte nochmals verhört und ihm von dem Priester angekündigt, daß ihn, falls er die gewünschte Aussage macht, der große Fetisch von den Schmerzen erlösen würde. In dieser Hoffnung sagt der Betreffende alles ans, was von ihm verlangt wird, und so fällt er schuldig oder unschuldig seinem Ankläger und dem Fetisch zum Opfer. Der Priester befreit ihn nun von den Schmerzen, indem er ihm die Augen mit einer Flüssigkeit auswäscht, welche die Wirkung des Giftes wieder aufhebt. Ist der Unglückliche jedoch nicht willig, gegen seine Ueberzengung zu sprechen, so wird er seinem Schicksal überlassen und verliert oftmals für immer sein Augen- licht. Wenn andererseits der Fetischpriester durch Geschenke und Opfer bestochen ist, so führt er durch ein Wunder des Fetisch die Freisprechung des Angeklagten herbei. Unter Vornahme der uns bereits bekannten Zeremonien und Anrufung des Fetisch wird der Angeklagte zur Aussage der Wahrheit ermahnt. Der Priester bestreicht nun auch seine Augen, aber nicht mit Gift, sondern mit einem unschädlichen Wasser, und zieht schließlich zur großen Verwunderung der umstehenden Menge Käuri- muscheln aus den Augen des Angeschuldigten, wodurch seine Nichtschuld erwiesen wird. Dieses Taschenspielerstückchen wird aus folgende Weise ausgeführt: Der Fetischpriester, welcher, nachdem er den Zhngeklagten er- mahnt hat, nichts mehr spricht, bläst ihm mit einer Fertigkeit, welche die Umstehenden verblüfft, ans seinem Munde eine Kaurimuschel ins Gesicht und zeigt diese dann dem betrogenen Volke. Die Sklaverei bei den Büsario) Die Sklaverei war, wenigstens früher, noch allgemein üblich; die meisten Sklaven stammten aus dem außerordentlich dicht bevölkerten Kabure- lande, und zwar verkauften die Kabureleute, wie mir verschiedene Bäsari- leute mit Abscheu versicherten, ihre eigenen Angehörigen, angeblich, weil das Land seine Bevölkerung nicht mehr ernähren kann, was für große Teile des Kaburelandes wohl zutreffen könnte. Ein reeller Markt für Sklaven bestand nie; der Umschlagsplatz war aber in erster Linie für den *) Fr. Hupfeld: „Land und Leute der Blsari. Beiträge zur Kolonial- politik, 1899/1900", S. 164. 10*

6. Deutschlands Kolonien - S. 187

1902 - Berlin : Heymann
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 187 reicht haben würde, zu umgehen, mußten mir auf allen Vieren, an Felsen- wänden, die kaum einen Halt gaben, entlang kriechen oder uns auf Ab- stürze von mehrfacher Manneshöhe hinaufarbeiten. Fortwährend hieß es hinanfklettern auf glitschige Blöcke und wieder hinabsteigen ins Wasser, dessen Tiefe nur allzu oft täuschte und wo man nur allzu leicht aber- mals ausgtttt. Die allerengste Stelle nahm uns gerade eine halbe Stunde lang in Anspruch. Dann folgten noch eine Stunde lang zwischen dicht aneinander herantretenden Felswänden scheinbar endlose Schlängelungen des Flusses, so daß es schien, als ob wir gar nicht mehr aus diesem labyrinthischen Einschnitt heraus zu Licht und freier Lust gelangen würden. Auch hier trugen die Felsgehänge, wo sie nicht ganz senkrecht waren und die dunkle Naturfarbe zeigten, bisweilen noch Buschwerk. Exkursion auf dem Bleichröder-Fluß, st Wie der Clyde östlich von Basilisk-Bucht, so mündet ein ähnlicher durch eine Barre versperrter Fluß westlich von derselben, den ich „Bleich- röder" benannte. Beide Flüsse sind übrigens möglicherweise nur Arme eines weit größeren, in der eigentlichen Verräter-Bai mündenden Flusses, den ich „Spree" benannte, denn dieses ganze Mündungsgebiet scheint ein Delta zu sein. Das niedrige Land hat ein sumpsiges Ansehen und ist vegetativ durch vorherrschende Bestände von Kasuarinen ausgezeichnet, welche meist den unmittelbaren Usersaum bilden. Dieser durch seine schwarzgrüne Belaubung am meisten an Nadelholz, zumal an unsere Lärchen, erinnernde Baum, wird für dieses Gebiet besonders charakteristisch und scheint in sumpfigem Terrain heimisch. Die Bäume selbst standen übrigens keineswegs dicht, waren nicht sehr hoch und hatten ein kränk- liches Aussehen, wahrscheinlich infolge der Lianen, welche die meisten Bäume bedeckten und sie nach und nach töteten. Je tiefer wir in die Bai hineinkamen, die an fünf Meilen breit sein mag, um so großartiger gestaltete sich das Vegetations- und Landschastsbild. Eine breite Barre, ans der mächtige Treibholzstämme die Untiefen, gleich Schisfahrtzeichen, markierten, versperrte den größten Teil des Mündungsgebietes und ließ nur einzelne für Boote passierbare Kanäle frei. Wir gingen den östlichsten, hart am rechten Flußuser laufenden hinaus, der für sich selbst einem kleinen Fluß glich und wenigstens im Anfänge eine beträchtlich starke Strömung zeigte. Gewaltige Laubbänme, die oft so dicht mit großblättrigen Schlingpflanzen bedeckt waren, daß sie förmliche Wald- kulissen darstellten, untermischt mit einer nicht sehr hohen schlankstämmigen Palme, einer Cycasart ähnlich, bildeten den Hanptteil der üppigen Urwaldsvegetation. Selbstverständlich fehlte es nicht an der im Wasser wachsenden Nipapalme, die mit ihren gewaltigen Wedeln und kolossalen st vr. O. Finsch: „Samoafahrten", S. 148.

7. Deutschlands Kolonien - S. 188

1902 - Berlin : Heymann
188 Kaiser Wilhelmsland. Früchten sich oft zu großen, boskettartigen, grotesken Gruppen vereinte, während anscheinend grüne Wiesenusersäume oder Inseln sich bei näherer Untersuchung als eine acht bis zehn Fuß hohe, das Wasser ca. zwei Fuß überragende Grasart erwiesen. Der zwischen 30 bis 50 Fuß breite Flußarm breitete sich zuweilen zu weiten, teichartigen Wasserbecken aus, iu welche verschiedene Kanäle mündeten, und es war bei der allmählichen Strömungsabnahme nicht leicht in der Hauptader zu bleiben. Der Gedanke, in vorher nie betretene Gebiete einzudringen, erzeugt selbst bei Erfahrenen ein seltsames, prickelndes Gefühl, das sich beim Befahren eines neuen Flusses noch bedeutend erhöht. Bei jeder Biegung hofft man auf etwas Neues, erschaut aber fast ausnahmslos dieselbe Einförmigkeit, denn beinahe alle solche, durch urwaldbedeckte Ebenen fließenden Wässer zeigen denselben Charakter. Wie sehr schien nicht gerade dieses Flußgebiet zum Aufenthalt von Krokodilen geeignet; aber auch hier blieb mein sehnlichster Jägerwnnsch, ein solches Ungetüm zu erlegen, unerfüllt. Lautlos glitt unser Boot über den Wasserspiegel, auf dem sich nicht einmal Reiher, Purpurhühner oder anderes hier zu erwartendes Geflügel zeigte. Wie gewöhnlich blieb es bei Papageien, Tauben, Glanzstaren und Raben, welche den Usermald, übrigens auch unerreichbar für unsere Gewehre, belebten, mich aber nicht reizten, denn alles waren bekannte Arten. Auf Paradiesvögel darf man im Flachland kaum rechnen, da sie den Bergen angehören. Körperliche Bildung der Eingeborenen in Kaiser Wilhelmsland, ft Die Eingeborenen von Kaiser Wilhelmsland sind in ihren äußeren Anlagen im großen und ganzen von guter Statur, mittelgroß, schlank, in der Regel weniger muskulös und kräftig als die Europäer und mit üppigem dunklen, krausen Haarwuchs versehen. Wie überall in Neu- guinea, so haben auch hier Mischungen und die Verschiedenheit in der Ernährung und Beschäftigung Abweichungen von der Regel heroor- gerufen. Wie bereits oben hervorgehoben wurde, finden sich Anklänge an den malayischen Typus auf Gressien-, Bertrand- und den benachbarten Inseln, ferner auch in der Buuu-Landschast und besonders im Dorfe Matukar und am Ama-Flnß. Die Eingeborenen auf der Matty-Jnselnft erinnern iu ihrem Aeußern an die mongolische Rasse und sind vermutlich Abkömmlinge von vor längerer Zeit dorthin versprengten Chinesen, die sich mit der Vorgefundenen Papuabevölkerung vermischt haben. Weiter finden wir bei den Eingeborenen auf dem Sattelberg gewisse Aehnlichkeit mit deu Australnegern. Die Jabim in der Gegend von Finschhafen wiederum zeigen wie auch die Papuas am oberen Augusta-Fluß und anr ') Dr. Krieger: „Neuguinea", S. 141. -) Nufgefnnden 1892 von dem 1897 verstorbenen Lndwig Kärnbach.

8. Deutschlands Kolonien - S. 189

1902 - Berlin : Heymann
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 189 Hatzfeldthafen einen hervorstechend semitischen Typus, während die Ein- geborenen an der Astrolabebai mehr an den kaukasischen erinnern. Die Hautfarbe variiert vom tiefsten Schwarzbrann bis zum hellsten Gelbbraun; bisweilen finden sich ganz ungewöhnliche Abweichungen, und hier und da tauchen Albinos aus. Sehr dunkle Hautfärbnng zeigen auch die Eingeborenen am Angrisfshafen, am Augusta-Fluß, in der Hansa- Bucht, in der Gegend von Hatzfeldthafen, Finschhafen und auf Dampier. Mehr dunkel als hell sind die Papuas an der Krauel-Bucht, in der Bann-Landschaft, am Huon-Gols, die Salens und die Leute südlich von Parsee-Point; nördlich von Parsee-Point ist die Bevölkerung von hellroter bis dunkelbrauner Färbung, und eigentümlich berührt hier wie am ganzen Huon-Gols das gänzliche Fehlen der Augenbraunen. Von etwas hellerer Hautsärbung sind die Leute am Berlin-, Dallmann- und Großfürst Alexis-Hasen, wie im Archipel der zufriedenen Menschen und an der Astrolabebai. Die hellste Hautfärbung in Deutsch-Neuguinea, heller als die der Malayen, haben die Matty-Jnsulaner. Die Männer sind hier über mittelgroß, kräftig gebaut, die Frauen kleiner und zierlicher. Beide Geschlechter weichen im übrigen Aussehen ganz von dem Papua- typus ab. Die Augen sind geschlitzt, die Nase ist nicht so breit wie sonst bei den Eingeborenen von Deutsch-Neuguinea, das Haar ist schlicht und wird von den Männern in langen korkenzieherartigen Strähnen von 70 bis 80 cm Länge getragen. Die Frauen scheiteln es in der Mitte, bei den Kindern ist es stark und lockig. Im übrigen unterscheidet sich die Bevölkerung der kleinen Neben- inseln nicht allzuviel von der der Hauptinsel, im allgemeinen nicht mehr als die Küstenbewohner von den Bergbewohnern; allerdings verfügt die Bergbevölkerung von Kaiser Wilhelmsland über stärkere Beinmuskeln und einen kräftiger entwickelten Unterkörper als die Strandbevölkerung, deren Arme und Lberköiper dagegen durch die Bewegung des Ruderns mehr entwickelt sind. Ferner haben ohne Frage in reichen Kopra- und Sago-Bezirken die gut genährten Papuas ein besseres Aussehen als die Bevölkerung, welche in Gegenden wohnt, wo der Boden mit Kasuarinen bestanden und weite Flächen mit Alang-Alang bewachsen sind. Gesundheitsverhältnisseck) Die Hanptfeinde des Europäers sind die Malaria und die Dys- enterie, die beide mehr in der nassen als in der trockenen Jahreszeit auf- treten, aber am meisten in den Zeiten des Ueberganges von einer Zeit zur anderen. Man hat es jahrelang verstanden, selbst in näher interessierten Kreisen, den Glauben ausrecht zu erhalten, als seien unsere Südsee-Besitzungen, 0 Tappenbeck: „Deutsch-Neu-Guinea", S. 24.

9. Deutschlands Kolonien - S. 190

1902 - Berlin : Heymann
190 Kaiser Wilhelmsland. wenn nicht durchaus gesund, so doch ungleich besser als alle unsere afrikanischen Kolonien. Das trifft zweifellos nicht zu, und man kann wohl mit derselben Berechtigung wie in unseren afrikanischen äquatorialen Besitzungen, wenigstens in Kaiser Wilhelmsland die bisherigen Kulturstätten als große Kirchhöfe bezeichnen. Nicht alle Plätze sind gleich ungünstig, aber es giebt weder in Kaiser Wilhelmsland noch im Bismarck - Archipel einen Platz, der etwa als „malariafrei" bezeichnet werden kann. Nach den neuesten Untersuchungen des Geheimrats Koch war an fast allen von ihm besuchten Plätzen auch das Blut noch kleiner Eingeborenenkinder schon von Malariaplasmodien insiziert. Kaiser Wilhelmsland hat gegen die afrikanischen Malariagegenden noch den Nachbil, daß sich die Fieberanfälle m sehr kurzen Zwischen- räumen wiederholen, dagegen im allgemeinen weniger Neigung zeigen, die schweren Formen — Schwarzwasserfieber — anzunehmen. Im Bismarck-Archipel treten Fieberanfälle ungleich seltener auf — meist in monatelangen Zwischenräumen — aber int Verhältnis zu der Zahl der Fälle überhaupt ist gegeu das Festland von Neuguinea mehr Neigung zu den schweren Formen. In den Bergen werden sich wahrscheinlich malariafreie Regionen finden lassen; doch ist schon jetzt als sicher anzu- nehmen, daß diese erst in bedeutender Höhe vorhanden sein werden. Die Missionsstatlon Sattelberg in einer Höhe von 970 m über dem Hnon-Golf ist zwar ungemein gesünder als das Flachland, aber keines- wegs fieberfrei; dafür macht sich dort als eine Folge der häufigen Nebel und kühleren Nächte eine Neigung zu rheumatischen Leiden wohl nicht gerade so direkt gefährlich, aber jedenfalls noch unangenehmer als die Malariaanfälle bemerkbar. Am ungesundesten sind die niedrigen Küstenstriche, und als die minderwertigsten gelten die mit Mangrove umsäumten Einbuchtungen, wie z. B. Friedrich Wilhelmshafen. Urwald bei Friedrich Wilhelmshafen.') In dem äußersten, westlichen, verschmälerten, zipfeligen Ende des Hafens, der hier Korallenriffe zeigt und nur mit Boot passierbar ist, setzt ein schmaler Kanal in die Trefe des Urwaldes hinein. Wir befuhren ihn im Boot, blieben aber bald sitzen und überzeugten uns, daß hier keine Flußmündung sei. Das Wasser war brackig und in dem Dickicht der Nipapalmen, deren Wedel überall den Weg versperrten, kaum durch- zudringen. Dabei rührte in dem fast stagnierenden Wasser jeder Ruder- schlag neue moderige Dünste verfaulender Pflanzenstoffe auf; eine rechte ') Dr. O. Finsch: „Samoafahrten", S. 53.

10. Deutschlands Kolonien - S. 191

1902 - Berlin : Heymann
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 191 echte Fieberluft, die man förmlich riechen konnte. Uebrigens fanden wir die Spuren der Eingeborenen in betretenen Pfaden, die uns später zu wohlgepflegten Plantagen führten. Sie gehören den Inselbewohnern, denn das Festland um Friedrich Wilhelmshafen scheint ganz unbewohnt zu sein. Der Boden ist auch in diesem Gebiet ein sehr fruchtbarer, dessen korallinische Bildung die allenthalben umherliegenden Korallentrümmer deutlich erkennen lassen. Die Baumoegetation war eine entsprechend üppige, aber das Auge sucht vergebens nach jenen lieblichen Kindern Floras, den Blumen, die so mannigsach abwechselnd unsere Wälder zieren. Hie und da sieht man ein lilienartiges Standengewächs mit plumper Blume, oder hoch in dem Gelände die schön roten Blumen gewisser Schlingpflanzen guirlandenartig von Baum zu Baum ranken, seltener eine Orchidee. Diese Blumenarmut ist eben für alle Urwälder dieser Tropenregion charakteristisch, wie der Reichtum an Lianen und anderen Schlingpflanzen. Letztere umstricken große Bäume häufig so dicht, daß die sonst schönen Formen bizarr und phantastisch anssehen. Die zahllos herabhängenden, oft armdicken Enden und die dünnen, mit häßlichen einen Dornen besetzten Ranken bereiten häufig unüberwindliche Hinder- nisse. Diese rankenden Lianen, die sich anfangs, unschuldig wie unser Epheu, gleichsam schutzsuchend an dem Baumstamme emporwinden, saugen an seinem Lebensmark, bis sie ihn schließlich ganz ersticken. Hunderte von Parasitenarmen, zu gewaltiger Dicke angewachseu, umklammern und halten den morschen Riesen noch zusammen, an dessen Zerstörung Milliarden geschäftiger Ameisen mithelfen, bis ihn ein Windstoß ganz zu Boden streckt. Das ist so in wenigen Strichen das Bild eines Urwaldes, wie ich es im großen und ganzen überall in jenen Regionen fand, und das meist sehr von den Vorstellungen abweicht, welche sich der Laie macht. Ja, diese Urwälder sind großartig, interessant durch die Menge neuer Eindrücke, welche sie dem Neuling bieten, der manche Begriffe von Baum- wuchs, Ueppigkeit und Vegetationsfülle zu verbessern haben wird, aber ein harmonisches Ganze wie unsere Hochwälder bieten sie nicht. Wer so lange wie ich in diesen Urwäldern lebte, unter ihnen seine Hütte aufschlug und täglich mit Schling- und Rankengewächsen zu kämpjen hatte, wie dies bei meinem früheren Aufenthalte an der Südostküste Neu-Guineas und der Kap Iork-Halbinsel der Fall war, dem werden die heimischen Wälder erst recht lieb geworden sein, und nach allen meinen Welt- erfahrungen muß ich offen bekennen: . . . Der deutsche Wald ist der schönste!" Der Papuahund.fi Die Abstammung des Papuahundes bleibt auf einer Insel, wo kein einziges Raubtier vorkommt, eiu Rätsel, dessen Lösung innigst mit der l) Dr. O. Flusch. „Samoasahrten", S. 53.
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