Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
142
Togo.
Die heimische Industrie ist hoch entwickelt; sie beschäftigt sich be-
sonders mit Weberei (mit einheimischer Baumwolle), Töpferei (z. B. in
Bolu an der Küste und in Tove im Innern), Ziegelbrennerei (in Gridji),
dem Schmiedehandwerk (besonders in Nyambo am Agugebirge und in
Atakpame), Flechterei (Matten, Körbe, Taschen, Hüte) und Holzschnitzerei.
Handel und Verkehr.
An der Küste sitzt eine Anzahl europäischer (meist Bremer und
Hamburger) Firmen, die den Ein- und Aussuhroerkehr in der Hand
haben. Die Haupthandelsplätze sind Lome und Klein-Popo. Der Ver-
kehr mit den Gebirgsstämmen wird durch die Ewhe, mit dem Sudan
durch die Karawanen der Haussahändler vermittelt. Eingesührt werden
hauptsächlich baumwollene Zeuge und Garn, Rum, Tabak, Salz, Eisen-
waren, Feuersteingewehre, grobes Pulver u. s. w. Die Ausfuhr beschränkt
sich in der Hauptsache aus Palmöl, Palmkerne und Gummi. Ein viel-
besuchter Haudelsmittelpunkt im Innern ist Kete-Kratschi.
Mit dem Mutterland ist das Schutzgebiet durch die Dampfer der
Hamburger Woermann-Linie verbunden (drei Dampfer in jedem Monat).
Außerdem verkehren aber auch noch drei englische und drei französische
Schiffslinien. Reichspostaustalten befinden sich in Lome und in Klein-
Popo. Sie sind mit Telegraphen unter sich und mit Accra im Westen,
sowie mit Dahome im Osten verbunden und hierdurch an das inter-
nationale Telegraphennetz angeschlossen.
Verwaltung, Schule, Mission.
An der Spitze der Verwaltung steht ein Gouverneur, z. Z. Herr
Koehler. Der Sitz der Regierung ist Lome. Eine eigentliche Schutz-
truppe hat das Gebiet nicht, dagegen eine Polizeitruppe von 150 Ein-
geborenen. Das Küstenland ist in die Bezirksämter Lome und Klein-Popo
eingeteilt. Im Hinterland werden folgende Stationen unterhalten: Mi)a-
höhe (Nebenstation Kpandu), Atakpame, Kete - Kratschi (Nebenstation
Bismarckburg), Sokode, Sansanne-Mangu. Lome zählt jetzt bereits über
4000 Einwohner; auch Klein-Popo (Aneho), auf der Nehrung gelegen,
hat sich erfreulich entwickelt. Dagegen gehen die übrigen Küstenplätze
immer mehr zurück.
In Sebbe, der früheren Hauptstadt, besteht eine vierklassige Regierungs-
schule. Neben der norddeutschen (Bremer) und der Baseler Missions-
gesellschaft wirken die Wesleyaner und die (katholische) Gesellschaft des
Göttlichen Wortes (sogenannte Steyler Mission) mit gutem Erfolge für
die Ausbreitung des Evangeliums.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun]]
Extrahierte Ortsnamen: Bolu Gridji Nyambo Agugebirge Atakpame Lome Accra Lome Lome Bismarckburg Sansanne-Mangu Lome
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
a) Allgemeine Beschreibung des Landes.
183
Bedingungen ein gutes Gedeihen der meisten Tropenkulturen. Unter den
wildwachsenden Pflanzen ist vornehmlich die Kokospalme hervorzuheben.
Wichtig sind auch die Sago- und die Nipapalme, der Brotfruchtbaum,
wildes Zuckerrohr und verschiedene eßbare Knollengewächse. Dazu
kommen mehrere Kautschukgewächse, Faserpflanzen und Nutzhölzer. Die
Viehzucht der Eingeborenen beschränkt sich auf Schweine und Hunde.
Die gewerbliche Bethätigung steht auf der untersten Stufe. Viele Stämme
leben noch jetzt in völliger Steinzeit. Größere Ausdehnung hat beispiels-
weise das Töpfereigewerbe. Waffen, Geräte, Boote und Schnitzarbeiten
zeugen nicht selten von einem gewissen künstlerischen Geschmack.
Handel und Verkehr.
Der Handel ist gering entwickelt und beruht durchgängig aus dem
Tauschverkehr. Zwar ist eine eigene Münze von der Neuguinea-Kom-
pagnie eingesührt worden; ihre Verwendung ist jedoch noch sehr be-
schränkt. Haupthandelsgegenstände der Eingeborenen sind Kopra (bei-
getrocknete Kern der Kokosnuß), Perlmutterschalen und der oben erwähnte
Trepang. Mit dem Mutterlande ist die Kolonie durch eine Zweiglinie
des Norddeutschen Lloyd verbunden, die von Singapore ausgehi. Den
Verkehr an der Küste und mit den Inseln des Bismarckarchipels ver-
mitteln eine Anzahl Privatdampfer und Segler. Eine direkte telegraphische
Verbindung mit dem Schutzgebiet fehlt. Dagegen bestehen bereits mehrere
Postagenturen.
Verwaltung. Schule. Mission.
Nachdem am 1. April 1899 die Verwaltung des Schutzgebietes
Deutsch-Neuguinea laut Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche und der
Neuguinea-Kompagnie vom 7. Oktober 1898 auf das Deutsche Reich
übergegangen war, wurde der bisherige Finanzdirektor von Bennigsen
zum Gouverneur desselben ernannt. Er hat seinen Amtssitz in Herbertshöhe
auf Neupommeru. Der Vizegouverneur, dem gleichzeitig die Verwaltung
des Jnselgebietes der Karolinen, Palau und Marianen überwiesen worden
ist, residiert auf der Insel Ponape. Eine Polizeitruppe zur Aufrecht-
erhaltuug der Ordnung beläuft sich etatsmäßig auf 90 Mann.
Friedrich Wilhelmshafen, seit dem 1. April 1899 Sitz eines kaiser-
lichen Richters, ist gleichzeitig Zentralpunkt des wirtschaftlichen Haupt-
betriebes der Neuguinea-Kompagnie. Daselbst befindet sich auch eine
große Kokospflanzung. Zu dem Bezirk Friedrich Wilhelmshasen gehören
außerdem die Tabakspflanzung Jomba und die Station Potsdamhafen.
Dazu kommen noch eine Anzahl von Handelsstationen. In Stephansort
ist bisher hauptsächlich Tabakbau und Baumwollbau betrieben worden.
In neuerer Zeit hat man besonders Kautschukbäume angepflanzt. Die
Nebenstation Maraga besitzt einen Bestand von über 70 000 Kokosnuß-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelmshafen Friedrich Friedrich_Wilhelmshasen Friedrich Maraga
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
184
Kaiser Wilhelmsland.
bäumen. Auch die Station Seleo und deren Ncbenstationen haben
reiche Kokospalmenbestände. Das Missionswerk wird von zwei evan-
gelischen Gesellschaften: der Rheinischen Missionsgesellschaft und der
Neuendettelsauer Mftsionsgesellschast betrieben. Neuerdings hat auch
die Katholische Missionsgesellschaft, vom göttlichen Wort in Steyl zwei
Stationen eingerichtet.
b) Aus den Berichten der Reifenden und Forscher.
Die Küste der Astrolabcbai.ft
Der Anblick der Küste von Astrolabebai überraschte und besriedigte
uns alle gar sehr. Das waren nicht die langweiligen, in gleichmäßiges
Grün gekleideten Berge, wie wir sie aus dem Bismarckarchipel gewohnt
waren, sondern die Landschaft wurde, je weiter wir in die Bai hinein-
kamen, um so ansprechender. Sie ist rings von hübschen, dicht bewaldeten
Bergreihen umschlossen, hinter denen gegen Süden stattliche Gebirgszüge
heroorragen, von denen die höchsten an 10 000 Fuß hoch sein mögen und
wohl zum System des Finisterre-Gebirges gehören. Die in den Schluchten
lagernden weißen Wolkenmassen, welche so sehr weißen Schneeflccken
ähnelten, gaben diesem schönen Gebirgsbilde einen erhöhten Reiz. Wir
passierten die kleine Insel Bilibili, deren Bewohner in großen, kunstvoll
gebauten Kanus herbeieilten und in freundlicher Weise Verkehr anzu-
knüpfen suchten. Aber wir mußten diesmal ihren Versuchungen aus-
weichen, galt es doch zunächst Port Constantin aufznsuchen, wie sich
später zeigte, keineswegs ein Hafen, sondern eine kleine Buchtung, welche
wenig Sicherheit gewährt. — Vergebens spähten wir nach Siedelnngeu,
aber das mit dichtem Urwald bekleidete Ufer war wie ansgestorben! Wie
sich später zeigte, liegen die Dörfer im Dickicht des Urwaldes versteckt
und verraten sich dem Kenner meist durch nichts als kleine Gruppen
Kokospalmen und eine besondere Banmart, welche sich durch die einfarbige,
lebhaft gelbe Belaubung auszeichnet. Diese „gelben Bäume", welche sich
übrigens an der ganzen Ostt'üste Neu-Guineas finden, markieren sich in
dem dunklen Grün des Urwaldes sehr auffallend und erregen schon von
weitem Aufmerksamkeit. So wurde von unseren Seeleuten die besonders
hohe und dichte Gruppe gelber Bäume bei dem Dorfe Bogati oder
Bogadschych welches die Karten deshalb als „gelbes Dorf" bezeichnen, an-
fänglich für ein Segel gehalten.
') vr. O. Finsch: „Samoafahrten", S. 31.
') Gewöhnlich Bogadjim genannt. D. H.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher.
145
werden von einem großen Giebeldach eingedeckt. Jede Hütte hat einen
Eingang, der zugleich das Licht einläßt, da bei den wirklich typischen
Eingeborenen-Hütten weder Läden noch Fensteröffnungen vorhanden sind.
Meistens enthält die Hütte nur einen, selten mehrere Räume. Die Hütten
werden in der Art gebaut, daß zuerst ein Gerüst von rohen Pfeilern und
doppelten Querleisten aufgesührt wird, dessen ungefähr 2 m hohe Seiten-
wände aus rohen Stangen bestehen. Die Giebelseiten sind etwas höher,
bis 3 und 3 V-2 m aufgeführt. Die Dachsparren sind, wenn Bambus
vorhanden ist, aus diesem Material angefertigt, während die Querleisten
des Daches aus Blattrippen der Wein- und Oelpalme bestehen. Die
Wände werden zwischen den doppelten Leisten mit Lehm ausgefüllt, wozu
öfters wegen ihrer Festigkeit Termitenhaufen verwendet werden. Um
den Luftzug in der Hütte zu ermöglichen, bleibt zwischen dem Dach und
den Giebelseiten ein freier Raum. Das Dach wird mit Gras eingedeckt,
das ziegelartig übereinander liegt und auch dem stärksten Tornado Wider-
stand leistet. Der Fußboden wird aus Lehm zu einer Tenne festgestampft.
Bei luxuriösen Bauten werden die Wände des Hauses mit hellgelber Erd-
farbe, sowie die Kanten und die Einfassung der Thür mit einer roten
Thonsarbe gestrichen. In den besseren Hütten findet man eine sogenannte
Schlafbank, d. h. ein Brett, welches auf vier Pfählen ruht und aus dem
eine 3 bis 4 Zoll starke, aus Gras geflochtene Schlafmatte liegt. Inter-
essant ist es, wie der Neger sich ohne Moskitonetz in der Hütte gegen
Ueberfälle der Moskito zu schützen weiß. Er hüllt sich vollkommen,
selbst den Kopf, die Arme und Beine in ein großes Tuch ein und ist aus
diese Weise vollständig geschützt. Ein Weißer würde in dieser Lage bei
der großen Hitze fast ersticken und mehr leiden, als durch Stiche der
Moskito, gegen welche man mit der Zeit fast unempfindlich wird. Bei
den reichen Händlern findet man roh gezimmerte Holzbettstellen mit
Moskitovorhängen aus europäischem Kattun; ihre Häuser haben auch
schon Fensterluken, die mit Holzläden verschlossen werden. Die Eingänge
zu den Hütten werden des Nachts mit Vorsetzern verschlossen. Die Vor-
setzer bestehen gewöhnlich aus zusammevgefügten Palmblattrippen. Das
Dach wird zuweilen über die Seitenwände herabhängend durch Stützen
gehalten und auf diese Weise ein Vorraum geschaffen, welcher gegen
Sonne und Regen schützt. Wie wir schon früher erwähnt haben, befinden
sich die Feuerstätten entweder vor der Hütte oder unter einem kleinen
Grasdach, seltener in der Hütte selbst. Ferner findet man in jedem Ge-
höft den bekannten hölzernen Trog zum Fußstampfen, sowie Ställe für
das Kleinvieh. Die Ställe sind in der Regel nichts weiter als ein
kleiner Raum, der durch Knüppelhölzer abgesperrt ist und in welchem die
Tiere des Nachts gehalten werden. In einer Ecke des Gehöfts ist auch
häufig noch ein kleiner Raum zum Waschen abgeteilt. In ölreichen
Gegenden findet man in den Gehöften kleine runde, gepflasterte Gruben,
Seidel, Koloniales Lesebuch. >0
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 147
sich trotz dieses Präservativs verbrüht. Der Beschädigte wird als schuldig
befunden und verurteilt. Wird jemand einer Lüge beschuldigt, so wird
er ebenfalls vor den Fetischpriester geführt und dieser beweist zuweilen
dnrch ein Wunder die Schuld oder Unschuld des Betreffenden und gleich-
zeitig die Macht des Fetischgottes. Im öffentlichen Palaver wird der
Angeklagte von dem Fetischpriester beschworen, die Wahrheit zu gestehen;
sagt er nach Ansicht der Leute nicht die Wahrheit, so werden ihm von
dem Priester die Augen mit einem ätzenden Gift eingerieben. Das Gift
beginnt alsbald zu wirken; in diesem Zustande wird dann der Gepeinigte
nochmals verhört und ihm von dem Priester angekündigt, daß ihn, falls
er die gewünschte Aussage macht, der große Fetisch von den Schmerzen
erlösen würde. In dieser Hoffnung sagt der Betreffende alles ans, was
von ihm verlangt wird, und so fällt er schuldig oder unschuldig seinem
Ankläger und dem Fetisch zum Opfer. Der Priester befreit ihn nun von
den Schmerzen, indem er ihm die Augen mit einer Flüssigkeit auswäscht,
welche die Wirkung des Giftes wieder aufhebt. Ist der Unglückliche
jedoch nicht willig, gegen seine Ueberzengung zu sprechen, so wird er
seinem Schicksal überlassen und verliert oftmals für immer sein Augen-
licht. Wenn andererseits der Fetischpriester durch Geschenke und Opfer
bestochen ist, so führt er durch ein Wunder des Fetisch die Freisprechung
des Angeklagten herbei. Unter Vornahme der uns bereits bekannten
Zeremonien und Anrufung des Fetisch wird der Angeklagte zur Aussage
der Wahrheit ermahnt. Der Priester bestreicht nun auch seine Augen,
aber nicht mit Gift, sondern mit einem unschädlichen Wasser, und zieht
schließlich zur großen Verwunderung der umstehenden Menge Käuri-
muscheln aus den Augen des Angeschuldigten, wodurch seine Nichtschuld
erwiesen wird. Dieses Taschenspielerstückchen wird aus folgende Weise
ausgeführt: Der Fetischpriester, welcher, nachdem er den Zhngeklagten er-
mahnt hat, nichts mehr spricht, bläst ihm mit einer Fertigkeit, welche die
Umstehenden verblüfft, ans seinem Munde eine Kaurimuschel ins Gesicht
und zeigt diese dann dem betrogenen Volke.
Die Sklaverei bei den Büsario)
Die Sklaverei war, wenigstens früher, noch allgemein üblich; die
meisten Sklaven stammten aus dem außerordentlich dicht bevölkerten Kabure-
lande, und zwar verkauften die Kabureleute, wie mir verschiedene Bäsari-
leute mit Abscheu versicherten, ihre eigenen Angehörigen, angeblich, weil
das Land seine Bevölkerung nicht mehr ernähren kann, was für große
Teile des Kaburelandes wohl zutreffen könnte. Ein reeller Markt für
Sklaven bestand nie; der Umschlagsplatz war aber in erster Linie für den
*) Fr. Hupfeld: „Land und Leute der Blsari. Beiträge zur Kolonial-
politik, 1899/1900", S. 164.
10*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 187
reicht haben würde, zu umgehen, mußten mir auf allen Vieren, an Felsen-
wänden, die kaum einen Halt gaben, entlang kriechen oder uns auf Ab-
stürze von mehrfacher Manneshöhe hinaufarbeiten. Fortwährend hieß
es hinanfklettern auf glitschige Blöcke und wieder hinabsteigen ins Wasser,
dessen Tiefe nur allzu oft täuschte und wo man nur allzu leicht aber-
mals ausgtttt. Die allerengste Stelle nahm uns gerade eine halbe Stunde
lang in Anspruch. Dann folgten noch eine Stunde lang zwischen dicht
aneinander herantretenden Felswänden scheinbar endlose Schlängelungen
des Flusses, so daß es schien, als ob wir gar nicht mehr aus diesem
labyrinthischen Einschnitt heraus zu Licht und freier Lust gelangen
würden. Auch hier trugen die Felsgehänge, wo sie nicht ganz senkrecht
waren und die dunkle Naturfarbe zeigten, bisweilen noch Buschwerk.
Exkursion auf dem Bleichröder-Fluß, st
Wie der Clyde östlich von Basilisk-Bucht, so mündet ein ähnlicher
durch eine Barre versperrter Fluß westlich von derselben, den ich „Bleich-
röder" benannte. Beide Flüsse sind übrigens möglicherweise nur Arme
eines weit größeren, in der eigentlichen Verräter-Bai mündenden Flusses,
den ich „Spree" benannte, denn dieses ganze Mündungsgebiet scheint ein
Delta zu sein. Das niedrige Land hat ein sumpsiges Ansehen und ist
vegetativ durch vorherrschende Bestände von Kasuarinen ausgezeichnet,
welche meist den unmittelbaren Usersaum bilden. Dieser durch seine
schwarzgrüne Belaubung am meisten an Nadelholz, zumal an unsere
Lärchen, erinnernde Baum, wird für dieses Gebiet besonders charakteristisch
und scheint in sumpfigem Terrain heimisch. Die Bäume selbst standen
übrigens keineswegs dicht, waren nicht sehr hoch und hatten ein kränk-
liches Aussehen, wahrscheinlich infolge der Lianen, welche die meisten
Bäume bedeckten und sie nach und nach töteten. Je tiefer wir in die
Bai hineinkamen, die an fünf Meilen breit sein mag, um so großartiger
gestaltete sich das Vegetations- und Landschastsbild. Eine breite Barre,
ans der mächtige Treibholzstämme die Untiefen, gleich Schisfahrtzeichen,
markierten, versperrte den größten Teil des Mündungsgebietes und ließ
nur einzelne für Boote passierbare Kanäle frei. Wir gingen den
östlichsten, hart am rechten Flußuser laufenden hinaus, der für sich selbst
einem kleinen Fluß glich und wenigstens im Anfänge eine beträchtlich
starke Strömung zeigte. Gewaltige Laubbänme, die oft so dicht mit
großblättrigen Schlingpflanzen bedeckt waren, daß sie förmliche Wald-
kulissen darstellten, untermischt mit einer nicht sehr hohen schlankstämmigen
Palme, einer Cycasart ähnlich, bildeten den Hanptteil der üppigen
Urwaldsvegetation. Selbstverständlich fehlte es nicht an der im Wasser
wachsenden Nipapalme, die mit ihren gewaltigen Wedeln und kolossalen
st vr. O. Finsch: „Samoafahrten", S. 148.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
188
Kaiser Wilhelmsland.
Früchten sich oft zu großen, boskettartigen, grotesken Gruppen vereinte,
während anscheinend grüne Wiesenusersäume oder Inseln sich bei näherer
Untersuchung als eine acht bis zehn Fuß hohe, das Wasser ca. zwei Fuß
überragende Grasart erwiesen. Der zwischen 30 bis 50 Fuß breite
Flußarm breitete sich zuweilen zu weiten, teichartigen Wasserbecken aus,
iu welche verschiedene Kanäle mündeten, und es war bei der allmählichen
Strömungsabnahme nicht leicht in der Hauptader zu bleiben. Der
Gedanke, in vorher nie betretene Gebiete einzudringen, erzeugt selbst
bei Erfahrenen ein seltsames, prickelndes Gefühl, das sich beim Befahren
eines neuen Flusses noch bedeutend erhöht.
Bei jeder Biegung hofft man auf etwas Neues, erschaut aber fast
ausnahmslos dieselbe Einförmigkeit, denn beinahe alle solche, durch
urwaldbedeckte Ebenen fließenden Wässer zeigen denselben Charakter. Wie
sehr schien nicht gerade dieses Flußgebiet zum Aufenthalt von Krokodilen
geeignet; aber auch hier blieb mein sehnlichster Jägerwnnsch, ein solches
Ungetüm zu erlegen, unerfüllt. Lautlos glitt unser Boot über den
Wasserspiegel, auf dem sich nicht einmal Reiher, Purpurhühner oder
anderes hier zu erwartendes Geflügel zeigte. Wie gewöhnlich blieb es
bei Papageien, Tauben, Glanzstaren und Raben, welche den Usermald,
übrigens auch unerreichbar für unsere Gewehre, belebten, mich aber nicht
reizten, denn alles waren bekannte Arten. Auf Paradiesvögel darf man
im Flachland kaum rechnen, da sie den Bergen angehören.
Körperliche Bildung der Eingeborenen in Kaiser Wilhelmsland, ft
Die Eingeborenen von Kaiser Wilhelmsland sind in ihren äußeren
Anlagen im großen und ganzen von guter Statur, mittelgroß, schlank,
in der Regel weniger muskulös und kräftig als die Europäer und mit
üppigem dunklen, krausen Haarwuchs versehen. Wie überall in Neu-
guinea, so haben auch hier Mischungen und die Verschiedenheit in der
Ernährung und Beschäftigung Abweichungen von der Regel heroor-
gerufen. Wie bereits oben hervorgehoben wurde, finden sich Anklänge
an den malayischen Typus auf Gressien-, Bertrand- und den benachbarten
Inseln, ferner auch in der Buuu-Landschast und besonders im Dorfe
Matukar und am Ama-Flnß. Die Eingeborenen auf der Matty-Jnselnft
erinnern iu ihrem Aeußern an die mongolische Rasse und sind vermutlich
Abkömmlinge von vor längerer Zeit dorthin versprengten Chinesen, die
sich mit der Vorgefundenen Papuabevölkerung vermischt haben. Weiter
finden wir bei den Eingeborenen auf dem Sattelberg gewisse Aehnlichkeit
mit deu Australnegern. Die Jabim in der Gegend von Finschhafen
wiederum zeigen wie auch die Papuas am oberen Augusta-Fluß und anr
') Dr. Krieger: „Neuguinea", S. 141.
-) Nufgefnnden 1892 von dem 1897 verstorbenen Lndwig Kärnbach.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher.
189
Hatzfeldthafen einen hervorstechend semitischen Typus, während die Ein-
geborenen an der Astrolabebai mehr an den kaukasischen erinnern.
Die Hautfarbe variiert vom tiefsten Schwarzbrann bis zum hellsten
Gelbbraun; bisweilen finden sich ganz ungewöhnliche Abweichungen, und
hier und da tauchen Albinos aus. Sehr dunkle Hautfärbnng zeigen auch
die Eingeborenen am Angrisfshafen, am Augusta-Fluß, in der Hansa-
Bucht, in der Gegend von Hatzfeldthafen, Finschhafen und auf Dampier.
Mehr dunkel als hell sind die Papuas an der Krauel-Bucht, in der
Bann-Landschaft, am Huon-Gols, die Salens und die Leute südlich von
Parsee-Point; nördlich von Parsee-Point ist die Bevölkerung von hellroter
bis dunkelbrauner Färbung, und eigentümlich berührt hier wie am ganzen
Huon-Gols das gänzliche Fehlen der Augenbraunen. Von etwas hellerer
Hautsärbung sind die Leute am Berlin-, Dallmann- und Großfürst
Alexis-Hasen, wie im Archipel der zufriedenen Menschen und an der
Astrolabebai. Die hellste Hautfärbung in Deutsch-Neuguinea, heller
als die der Malayen, haben die Matty-Jnsulaner. Die Männer sind
hier über mittelgroß, kräftig gebaut, die Frauen kleiner und zierlicher.
Beide Geschlechter weichen im übrigen Aussehen ganz von dem Papua-
typus ab. Die Augen sind geschlitzt, die Nase ist nicht so breit wie sonst
bei den Eingeborenen von Deutsch-Neuguinea, das Haar ist schlicht und
wird von den Männern in langen korkenzieherartigen Strähnen von
70 bis 80 cm Länge getragen. Die Frauen scheiteln es in der Mitte,
bei den Kindern ist es stark und lockig.
Im übrigen unterscheidet sich die Bevölkerung der kleinen Neben-
inseln nicht allzuviel von der der Hauptinsel, im allgemeinen nicht mehr
als die Küstenbewohner von den Bergbewohnern; allerdings verfügt die
Bergbevölkerung von Kaiser Wilhelmsland über stärkere Beinmuskeln
und einen kräftiger entwickelten Unterkörper als die Strandbevölkerung,
deren Arme und Lberköiper dagegen durch die Bewegung des Ruderns
mehr entwickelt sind. Ferner haben ohne Frage in reichen Kopra- und
Sago-Bezirken die gut genährten Papuas ein besseres Aussehen als die
Bevölkerung, welche in Gegenden wohnt, wo der Boden mit Kasuarinen
bestanden und weite Flächen mit Alang-Alang bewachsen sind.
Gesundheitsverhältnisseck)
Die Hanptfeinde des Europäers sind die Malaria und die Dys-
enterie, die beide mehr in der nassen als in der trockenen Jahreszeit auf-
treten, aber am meisten in den Zeiten des Ueberganges von einer Zeit
zur anderen.
Man hat es jahrelang verstanden, selbst in näher interessierten Kreisen,
den Glauben ausrecht zu erhalten, als seien unsere Südsee-Besitzungen,
0 Tappenbeck: „Deutsch-Neu-Guinea", S. 24.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
190 Kaiser Wilhelmsland.
wenn nicht durchaus gesund, so doch ungleich besser als alle unsere
afrikanischen Kolonien.
Das trifft zweifellos nicht zu, und man kann wohl mit derselben
Berechtigung wie in unseren afrikanischen äquatorialen Besitzungen,
wenigstens in Kaiser Wilhelmsland die bisherigen Kulturstätten als
große Kirchhöfe bezeichnen.
Nicht alle Plätze sind gleich ungünstig, aber es giebt weder in Kaiser
Wilhelmsland noch im Bismarck - Archipel einen Platz, der etwa als
„malariafrei" bezeichnet werden kann. Nach den neuesten Untersuchungen
des Geheimrats Koch war an fast allen von ihm besuchten Plätzen auch
das Blut noch kleiner Eingeborenenkinder schon von Malariaplasmodien
insiziert.
Kaiser Wilhelmsland hat gegen die afrikanischen Malariagegenden
noch den Nachbil, daß sich die Fieberanfälle m sehr kurzen Zwischen-
räumen wiederholen, dagegen im allgemeinen weniger Neigung zeigen,
die schweren Formen — Schwarzwasserfieber — anzunehmen. Im
Bismarck-Archipel treten Fieberanfälle ungleich seltener auf — meist in
monatelangen Zwischenräumen — aber int Verhältnis zu der Zahl der
Fälle überhaupt ist gegeu das Festland von Neuguinea mehr Neigung
zu den schweren Formen. In den Bergen werden sich wahrscheinlich
malariafreie Regionen finden lassen; doch ist schon jetzt als sicher anzu-
nehmen, daß diese erst in bedeutender Höhe vorhanden sein werden.
Die Missionsstatlon Sattelberg in einer Höhe von 970 m über dem
Hnon-Golf ist zwar ungemein gesünder als das Flachland, aber keines-
wegs fieberfrei; dafür macht sich dort als eine Folge der häufigen Nebel
und kühleren Nächte eine Neigung zu rheumatischen Leiden wohl nicht
gerade so direkt gefährlich, aber jedenfalls noch unangenehmer als die
Malariaanfälle bemerkbar.
Am ungesundesten sind die niedrigen Küstenstriche, und als die
minderwertigsten gelten die mit Mangrove umsäumten Einbuchtungen,
wie z. B. Friedrich Wilhelmshafen.
Urwald bei Friedrich Wilhelmshafen.')
In dem äußersten, westlichen, verschmälerten, zipfeligen Ende des
Hafens, der hier Korallenriffe zeigt und nur mit Boot passierbar ist, setzt
ein schmaler Kanal in die Trefe des Urwaldes hinein. Wir befuhren
ihn im Boot, blieben aber bald sitzen und überzeugten uns, daß hier
keine Flußmündung sei. Das Wasser war brackig und in dem Dickicht
der Nipapalmen, deren Wedel überall den Weg versperrten, kaum durch-
zudringen. Dabei rührte in dem fast stagnierenden Wasser jeder Ruder-
schlag neue moderige Dünste verfaulender Pflanzenstoffe auf; eine rechte
') Dr. O. Finsch: „Samoafahrten", S. 53.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelmsland Koch Wilhelmsland Missionsstatlon_Sattelberg Friedrich_Wilhelmshafen Friedrich Friedrich_Wilhelmshafen Friedrich Finsch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 191
echte Fieberluft, die man förmlich riechen konnte. Uebrigens fanden wir
die Spuren der Eingeborenen in betretenen Pfaden, die uns später zu
wohlgepflegten Plantagen führten. Sie gehören den Inselbewohnern,
denn das Festland um Friedrich Wilhelmshafen scheint ganz unbewohnt
zu sein. Der Boden ist auch in diesem Gebiet ein sehr fruchtbarer, dessen
korallinische Bildung die allenthalben umherliegenden Korallentrümmer
deutlich erkennen lassen. Die Baumoegetation war eine entsprechend
üppige, aber das Auge sucht vergebens nach jenen lieblichen Kindern
Floras, den Blumen, die so mannigsach abwechselnd unsere Wälder zieren.
Hie und da sieht man ein lilienartiges Standengewächs mit plumper
Blume, oder hoch in dem Gelände die schön roten Blumen gewisser
Schlingpflanzen guirlandenartig von Baum zu Baum ranken, seltener
eine Orchidee. Diese Blumenarmut ist eben für alle Urwälder dieser
Tropenregion charakteristisch, wie der Reichtum an Lianen und anderen
Schlingpflanzen. Letztere umstricken große Bäume häufig so dicht, daß
die sonst schönen Formen bizarr und phantastisch anssehen. Die zahllos
herabhängenden, oft armdicken Enden und die dünnen, mit häßlichen
einen Dornen besetzten Ranken bereiten häufig unüberwindliche Hinder-
nisse. Diese rankenden Lianen, die sich anfangs, unschuldig wie unser
Epheu, gleichsam schutzsuchend an dem Baumstamme emporwinden, saugen
an seinem Lebensmark, bis sie ihn schließlich ganz ersticken. Hunderte
von Parasitenarmen, zu gewaltiger Dicke angewachseu, umklammern und
halten den morschen Riesen noch zusammen, an dessen Zerstörung
Milliarden geschäftiger Ameisen mithelfen, bis ihn ein Windstoß ganz zu
Boden streckt. Das ist so in wenigen Strichen das Bild eines Urwaldes,
wie ich es im großen und ganzen überall in jenen Regionen fand, und
das meist sehr von den Vorstellungen abweicht, welche sich der Laie macht.
Ja, diese Urwälder sind großartig, interessant durch die Menge neuer
Eindrücke, welche sie dem Neuling bieten, der manche Begriffe von Baum-
wuchs, Ueppigkeit und Vegetationsfülle zu verbessern haben wird, aber
ein harmonisches Ganze wie unsere Hochwälder bieten sie nicht. Wer so
lange wie ich in diesen Urwäldern lebte, unter ihnen seine Hütte aufschlug
und täglich mit Schling- und Rankengewächsen zu kämpjen hatte, wie
dies bei meinem früheren Aufenthalte an der Südostküste Neu-Guineas
und der Kap Iork-Halbinsel der Fall war, dem werden die heimischen
Wälder erst recht lieb geworden sein, und nach allen meinen Welt-
erfahrungen muß ich offen bekennen: . . . Der deutsche Wald ist der
schönste!"
Der Papuahund.fi
Die Abstammung des Papuahundes bleibt auf einer Insel, wo kein
einziges Raubtier vorkommt, eiu Rätsel, dessen Lösung innigst mit der
l) Dr. O. Flusch. „Samoasahrten", S. 53.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelmshafen Friedrich