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1. Neuere Geschichte - S. 314

1848 - Leipzig : Brandstetter
314 wagte er es jetzt, das Directorium zu stürzen, und am 25. Dec. 1799 eine neue Verfassung einzuführen. Nach derselben bekam die Republik drei, auf zehn Jahre gewählte Consuln, deren erster Buonaparte selbst mit monar- chischer Gewalt war; die anderen zwei, Ca mb aceres und Lebrun, waren blos berathende, in der That von ihm abhängige Amtsgehilfen. Außerdem bestand noch ein Tribunat, ein Senat und ein gesetzgebender Körper. Nun gewann Frankreich sogleich ein neues Leben, und der Kriegsschauplatz wurde mit Siegen eröffnet. Moreau ging über den Rhein, Buonaparte selbst über den großen Bernhardsberg, gleich Hannibal, nach Italien, wo er am 14. Sunt 1800 die große Schlacht bei Marengo schlug. Der tapfere D esa ix gewann ihm hier sterbend den Sieg. Die Eroberung von Ober- italien war die Folge dieses Sieges, und als Moreau in Deutschland bis Linz vordrang, in Italien Neapel wieder erobert wurde, kam es im I. >801 zum Lüneviller Frieden, den Kaiser Franz, erschöpft von einem zehn- jährigen Kampfe, eingehen mußte. Der Kaiser von Rußland, unzufrieden mit den Leistungen seiner Truppen, trat vom Kriegsschauplätze ab, und das deutsche Reich büßte nun dafür, daß es nicht alle seine Kräfte vereinigt hatte, um den gefährlichen Feind zurückzuschlagen. Die französische Republik oder vielmehr Buonaparte forderte — und was er verlangte, bekam er auch — das ganze linke Rheinufer. Die drei geistlichen Kurfürsten verloren ihre Länder; nur Dalberg, Kurfürst von Mainz, erhielt als Kurerzkanzler ein sehr be- schränktes Gebiet mit der Hauptstadt Regensburg. Die weltlichen Fürsten, welche über dem Rheine Besitzungen hatten, wie Preußen, Baiern, Ba- den, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt und Hannover, wurden in Deutschland selbst durch eingezogene (d. h. säcularisirte) geistliche Güter und Bisthümer entschädigt, so daß sie einen drei- bis siebenfachen Ersatz für verlorene Besitzungen erhielten, — meist dafür, daß sie ihrem Kaiser im letzten Kriege nicht beigestanden hatten. Der Großherzog von Toskana, ein Bruder des Kaisers, erhielt das Erzbisthum Salzburg; auch der Herzog von Modena und der bisherige Erbstatthalter der Niederlande, Fürst von Oranien, wurden in Deutschland entschädigt, und die Reichsstädte ver- loren bis auf sechs: Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Hamburg, Lübeck und Bremen, ihre Selbstständigkeit. Bei dieser Vergrößerung des Reiches führte Buonaparte die Re- gierung mit solcher Kraft und Einsicht, daß nicht nur der öffentliche Wohl- stand, sondern auch der des einzelen Bürgers von Frankreich unter dem Schutze weiser Gesetze in Kurzem sich hob. Das rührige Volk der Fran- zosen überwand gar bald die furchtbaren Schläge der Schreckensregierung, und der alte Nationalcharakter, in welchem sich kräftige Lebensäußerungen mit leichtfertigem Spiele der Eitelkeit verbanden, kam wieder auf die Bahn. Der so eben errungene Waffenruhm und das politische Uebergewicht, welches Frankreich in Europa erlangt hatte, zeigte ihnen ein ganz anderes Ziel, als die Männer der Revolution befolgten. Man drängte sich zu dem Con-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 399

1861 - Leipzig : Brandstetter
399 Fürstenhöfen verstoßen, flüchtete sich in die Städte zu Bürgern und Hand- werkern. Gleich den Zünften in Genossenschaften und Schulen ge- theilt, deren jede ihren Vorsteher (Märker) besaß, die nach bestimmten Vorschriften und Reimgesetzen die Gesänge prüften, und die Preise zuer- kannten, betrieben die bürgerlichen Sänger ihre Kunst auf ziemlich hand- werksmäßige Weise. Eine neue Poesie zu gründen, fehlte ihnen die Be- fähigung; so mußten sie aus den vorhandenen Stoffen wählen, und, da ihnen das Ritterlied zu ferne lag, an religiöse Stoffe und an die Spruch- poesie sich halten, deren Behandlung durch vorgeschriebene und hergebrachte Reimkünsteleien nicht wenig erschwert wurde. Dennoch bleiben diese Ge- nossenschaften der Meistersänger für immer ein schönes und rührendes Zeichen der Zeit, und so lächerlich auch ihre Regeln und Benennungen klingen, z. B- „der blaue und rothe Ton, die Schneckenweis, die Gelb- veieleinweis, die verschlossene Helmweis, die fröhliche Studentenweis u. s. w., so zeugt es doch von einem tiefen, kräftigen und gesunden Sinn, wenn der Handwerker, welchem bei dem Getriebe des täglichen Lebens, in ange- strengter Arbeit so leicht der reine Sinn und die Lust am Schönen ver- loren geht, Zunstneid und kleinlichen Haß vergißt und in der Genossenschaft der Sänger, fern von Eigennutz und niedriger Gesinnung, Hand anlegt, um die Poesie in seinem Kreise wieder aufzuwecken, die von den mit poli- tischen Interessen beschäftigten Großen verächtlich bei Seite geworfen war. Der Kranz, welcher dem Meistersänger zuerkannt ward, blieb der Stolz der Familie und Verwandtschaft." In den freien Reichsstädten Nürn- berg, Frankfurt, Straßburg, Ulm, Mainz u. s. w. blühten die Schulen der Meistersänger, unter welchen Rosenblut, Hans Volz und Hans Sachs (von welchem später noch in anderer Beziehung die Rede sein wird) die berühmtesten waren. Neben dem auf strengen Kunstregeln beruhenden Meistergesang bildete sich gleich selbstständig das freiere Volkslied aus. Wir finden zuerst, an die ritterliche Romanze sich anschließend, das historische Volkslied. Die heldenmüthigen Kämpfe der Schweizer im Burgunderkriege boten reichen Stoff für die Schlacht- und Heldenpoesie des Volkes. Eine der bekanntesten und frühesten unter dieser Art von Dichtungen ist „das Lied vom Siege bei Murten" von Veit Weber aus Freiburg im Breisgau, welches hier vorzugsweise folgen soll. „Der Herzog von Burgund genannt, Der kam für Murten hingerannt, Sein' Schaden wollt er rächen, Den man ihm vor Granson hat gethan. Seine Zelten spannt er auf den Plan. Murten wollt er zerbrechen. Da ward den Eidgenossen bekannt, Wie Murten wäre hart berannt;

3. Neuere Geschichte - S. 261

1861 - Leipzig : Brandstetter
261 deutschen Reiche herbei, an welchem bald auch die Niederlande, Spa- nien und Savoyen — ein Land, welches hier zum ersten Male in die europäischen Angelegenheiten gezogen wurde — Theil nahmen. Um den zahlreichen Feinden Frankreich unzugänglich zu machen, gab Ludwig Xiv. den Beseht, alle Grenzländer zu verheeren, so daß zwischen den feindlichen Staaten und den [einigen eine Wüste liegen sollte. Dieses Schicksal traf zuerst die Rheinpfalz, die schon im vorigen Kriege so Schweres hatte erleiden müssen. Umsonst schafften die Einwohner, sobald die Franzosen nahten, unermeßliche Vorräthe herbei, umsonst wurden Vorstellungen und flehentliche Bitten verschwendet; die Städte, Dörfer und Flecken mußten geräumt werden und die Einwohner, ihrer Habe beraubt, in die Wälder oder außer Landes flüchten, wo die meisten ohne Obdach und Brod in Hunger und Elend zu Grunde gingen. Binnen vier Stunden waren in Worms 960 Häuser und alle Kirchen, Klöster, Schulen, Krankenhäuser und öffentlichen Gebäude, mit allen Besitzthümern, Schätzen der Wissen- schaft und Kunst, mit jedem Andenken der früheren Zeiten niedergebrannt und in einen Aschenhaufen verwandelt. Eben so in Spei er, wo die Flammen auch in dem alten Dome, dem herrlichen Denkmal der alten Kaisergräber, wütheten. Das schöne Heidelberg bietet noch jetzt indem gesprengten Thurme seiner prachtvollen Ruine einen stillen und doch laut redenden Zeugen der Barbarei des „allerchristlichsten, kunstliebendsten" Herrschers von Frankreich. Mannheim, Kreuznach, Oppenheim, Laden bürg, Wachen heim, Frankenthal, Pforzheim, Baden, Rastatt u. s. w. — die ganze blühende Pfalz wurde von den rohen Soldatenhorden in eine ungeheure öde Braudstätte voll rauchender Trümmer, voll unermeß- lichen Jammers und Elends verwandelt. Als man den Herzog von Crequi fragte, was denn so viele friedliche Bürger verbrochen hätten, daß man eine so schreckliche Strafe über sie verhänge, antwortete er einfach: „Der König will es", indem er zugleich ein Verzeichniß von 1200 Städten und Dörfern vorwies, die alle verbrannt werden sollten. Deutschland war in einen solchen Zustand von Erschlaffung gesunken, daß weder der Kaiser noch die Reichsfürsten die Gräuel und Schmach zu rächen vermochten. Friedrich Wilhelm von Brandenburg war gestorben, er, der sein ganzes Leben hindurch gegen Ludwig Xiv. gekämpft, und mit Unwillen den Frieden unterschrieben hatte, kraft dessen er die Waffen niederlegen mußte, ehe noch der allgemeine Feind Enropa's gänzlich besiegt war. Da erhob sich jetzt sein Sohn Friedrich Iii., der später als Friedrich I. den Titel eines „Königs von Preußen" annahm, um den Kampf gegen den französischen Uebermuth zuerst zu beginnen. Ihm zunächst zeichnete sich der Kurfürst Georg Iii. von Sachsen als Verfechter deutscher Freiheit gegen die Franzosen aus, und bald schlossen sich Baiern, Hessen, Baden und Würtemberg an. Die Seele aller Kriegsunternehmungen war auch jetzt wieder Wilhelm von Oranien, der nur eben als Gemahl Mariens, einer Tochter des Königs Jakob Ii., auf den englischen Thron

4. Neuere Geschichte - S. 421

1861 - Leipzig : Brandstetter
421 wieder herzustellen. Er kam im Gegentheil nur eben, um die Niederlage des geschlagenen Heeres zu theilen. Schon waren Eilboten mit dieser Nachricht nach Wien und Paris entsandt; da wendete sich durch einen Fehler des östreichischen Unterfeldherrn von Zach, durch einen kühnen Angriff des Generals Kellermann und vor Allem durch das plötzliche Eintreffen des Generals Desaix mit frischen Truppen das Glück des Tages. Bonaparte, mit gewohnter Geschicklichkeit den Moment ergrei- fend, errang einen vollständigen, obwohl theuer erkauften Sieg. Auch der tapfere Desaix, der durch seine Kühnheit den Preis den Tages groß- ßenteils errungen hatte, bezahlte den Ruhm mit seinem Leben. Ein pa- nischer Schrecken bemächtigte sich des nur eben noch siegbewußten östreichi- schen Heeres. Die Reiterei floh zuerst, und von ihr geworfen, begann auch das Gros der Armee zu weichen. Die Verwirrung stieg auf das Aeußerste; vergebens suchten die Offiziere den wilden Strom der Flüch- tigen zu hemmen, die taub für jeden Ruf waren. In dichtem Knäuel drängte Alles nach der Brücke bei Marengo. Der Sieg war entscheidend, das kaiserliche Heer in völliger Auflösung, nachdem die Schlacht und die Flucht ein Drittel seiner Streitkräste aufgezehrt hatte. Der Sieg bei Marengo sollte übrigens seine größte Bedeutung durch die darauf folgenden diplomatischen Unterhandlungen erhalten. Die Ero- berung von Oberitalien war mit diesem Hauptschlag entschieden, und als Moreau in Deutschland bis Linz vordrang, Neapel wieder erobert wurde und Oestreich aus der mattherzigeu Schwäche, in welche die schlechten Rathgeber des Kaisers das Reich durch ihre ränkevolle Politik gestürzt hatten, sich gar nicht erheben konnte, kam es im Jahre 1801 zum Lüne- viller Frieden, den Kaiser Franz, erschöpft von einem zehnjährigen Kampfe, eingehen mußte. Der Kaiser von Rußland, uuznfrieden mit den Leistungen seiner Truppen, noch mehr seiner Verbündeten, trat vom Kriegs- schauplätze ab; das deutsche Reich büßte wie gewöhnlich dafür, daß es nicht alle seine Kräfte vereinigt hatte, um dem gefährlichen Feinde zu rechter Zeit Widerstand zu leisten. Die französische Republik oder vielmehr Bonaparte forderte und erlangte ganz Belgien mit dem linken Rheinufer. Die drei geistlichen Kurfürsten verloren ihre Länder; nur Dalberg, Kurfürst von Mainz, erhielt als Kurerzkanzler ein sehr beschränktes Gebiet mit der Hauptstadt Regensburg. Die weltlichen Fürsten, welche über dem Rheine Besitzun- gen hatten, wie Preußen, Baieru, Baden, Hessen-Kassel, Hes- sen-Darm st adt und Hannover, wurden in Deutschland selbst durch eingezogeue (d. h. säkularisirte) geistliche Güter und Bisthümer entschädigt, so daß sie einen drei- bis siebenfachen Ersatz für verlorene Besitzungen erhielten, meist dafür, daß sie ihrem Kaiser im letzten Kriege nicht beige- standen hatten. Der Großherzog von Toskana, ein Bruder deo Kaisers, erhielt das Erzbisthum Salzburg; auch der Herzog von Modena und der bisherige Erbstatthalter der Niederlande, Fürst

5. Neuere Geschichte - S. 429

1861 - Leipzig : Brandstetter
429 hatte; Letzterem blieb nun nur noch Sicilien, wohin er auf englischen Schiffen mit seiner Familie flüchtete. Die batavische Republik verwandelte Napoleon in ein Königreich Holland, das sein Bruder Ludwig nur ungerne übernahm, weil er wohl einsah, daß er unter dem königlichen Titel nur Statthalter seines herrschsüchtigen Bruders sein sollte. In der italienischen Republik ernannte er seinen tapferen Stiefsohn, Eugen Beauharnois, zum Vicekönige. Die Kurfürsten von Baiern und Würtemberg erhob er zu souverainen Königen und stürzte im Jahre 1806 durch den Rheinbund die letzten schwachen Reste des deutschen Reichs- verbandes. Außer Baiern und Würtemberg schlossen vierzehn kleinere Fürsten den Bundesvertrag mit Napoleon, „um den Frieden Süddeutschlands zu sichern, für welchen die Reichsversassung keinerlei Bürgschaft mehr biete." Der gesammte Bund war, wie sich dies denken läßt, vollkommen an die fran- zösische Politik geknüpft, „eine Napoleon'sche Präfektur." Jeder Bundes- fürst hatte im Falle des Krieges ein Bundeskontingent zur französischen Armee zu stellen, dessen Wirksamkeit aus den Befehl Napoleon's in's Leben treten sollte. 550 Quadratmeilen deutschen Gebietes mit 1,200,000 Seelen waren somit unter französische Botmäßigkeit gerathen. Napoleon verfuhr von nun an als unumschränkter Imperator. Die Rücksichtslosigkeit, mit welcher er die Mitglieder seiner Familie ohne Scheu und Bedenken zu Königen und Fürsten der eroberten Länder einsetzte, ging in's Unglaubliche. Sein ganzer Lebenslauf, bis zu dem verhängnißvollen Winter 1812 —1813, war nicht nur ein Wunder des Geistes, der Kühn- heit, sondern auch des Glückes. Wohl mag es schwer sein, bei solchen Erfolgen Maß zu halten. Damals verloren auch die Reichsstädte Augs- burg, Nürnberg und Frankfurt a. M. ihre Unabhängigkeit; die beiden ersten kamen an Baiern, Frankfurt erhielt der Fürst Primas v. Dalberg, und alle Besitzungen von Fürsten, Grafen und Reichsrittern, die zwischen den Gebieten der Bnndesglieder lagen, wurden mediatisirt, d. h. sie, die bis jetzt selbstständige Glieder des deutschen Reiches gewesen waren, wurden den rheinischen Bundesfürsteir unterworfen, Nichts als Wahrheit enthielt das zu dieser Zeit erschienene Büchlein: „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung;" aber die Wahrheit hatte keine Stätte. Der Buchhändler Palm aus Nürnberg, der das Buch versandt hatte, wurde auf Befehl des französischen Kaisers erschossen. Während Napoleon also siegreich und nach Willkür in Deutschland herrschte, bestand England allein den schweren Kampf zur See mit großer Kraft und erfolgreichem Glück. In der Seeschlacht bei dem Borgebirge Trafalgar besiegten und vernichteten die Engländer die vereinigte französisch-spanische Flotte. Nach einem fünfstündigen Kampfe eroberte die britische Flotte unter ihrem großen Seehelden Nelson neunzehn Linienschiffe des feindlichen Geschwaders; andere Kriegsschiffe wurden aus der Flucht eingeholt; nur vier entkamen, die von dem Unheil Kunde

6. Theil 3 - S. 247

1880 - Stuttgart : Heitz
Verwüstung der Pfalz. 247 pfalz nannte, von Heidelberg bis in die Gegend von Mainz, völlig zur Wüste gemacht werden sollte. Mit der Gegend um Heidelberg wurde schon im Januar angefangen. Die französischen Reiter fielen in die Dörfer ein, plünderten sie aus und steckten sie an. Die Einwohner hatten ihnen nicht den geringsten Anlaß zu Klagen gegeben, hatten pünktlich alle Forderungen der Franzosen befriedigt. Nun wurde ihnen ohne Ursache alles genommen und sie dem Mangel preisgegeben, ja viele von ihnen, die einiges zu retten suchten, jämmerlich gemißhandelt. Dann fielen die Mordbrenner über Heidelberg selbst her, plünderten das kurfürstliche Schloß, sprengten es in die Lust — die Ruinen stehen noch — und zündeten die Stadt an, die noch zum Theil gerettet wurde. Noch schlimmer ging es der schönen Stadt Mannheim. Die Einwohner hatten den ganzen Winter hindurch die Franzosen nach Kräften gut gepflegt, ihnen Quartier gegeben und alles gethan, was sie nur verlangt. Dennoch wurden jetzt die Häuser theils abgetragen, theils gesprengt, theils angezündet. Die Einwohner liefen ängstlich herbei, baten, flehten, weinten. Vergebens. „Der König will es so!" rief er ihnen zu. Sie mußten sehen, wie ihre ganze Stadt in einen Aschenhaufen verwandelt wurde. In Thränen gebadet wollten sie nun fortziehen zu ihren entfernten Freunden; aber mit Säbelhieben wurden sie zurückgejagt; nur auf das französische Gebiet durften sie sich flüchten. Dasselbe Schicksal traf alle übrigen Städte der Gegend, der Dörfer zu geschweigen. Endlich kamen auch die alten Städte Worms und Spei er an die Reihe, die ungefähr so von den Franzosen behandelt wurden, wie einst Karthago von den Römern behandelt worden war. Als sie sich den Franzosen ergeben hatten, war ihnen feierlich versprochen worden, daß sie nur einige Hundert Mann einnehmen, und dafür Vergütung bekommen sollten. Aber es wurde nicht gehalten. Sie mußten nicht nur sechsmal so viel einnehmen, sondern die Entschädigung wurde ihnen auch entzogen. Im Februar wurden die Festungswerke beider Städte gesprengt und die Bürger gezwungen, dabei zu helfen. Die Zeughäuser wurden erbrochen und das Geschütz — es gehörte alles den Bürgern selbst — theils nach Frankreich geführt, theils in den Rhein versenkt. Nun mußten die Einwohner einen Theil ihrer Vorräthe von Lebensrnitteln für die Magazine einiger benachbarten Festungen hergeben, und nachdem sie alle diese Forderungen der Franzosen sieben Monate lang mit beispielloser Geduld erfüllt und jedem Winke der feindlichen Gene-

7. Theil 4 - S. 234

1880 - Stuttgart : Heitz
234 Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland. demselben mit wenigen Ausnahmen nur Mitglieder der demokratischen Partei. Das Rumpfparlament (wie man es nun allgemein nannte) beschloß nach Stuttgart überzusiedeln, weil dort die Reichsverfassung anerkannt war; etwas über 100 Männer kamen am 6. Juni in Stuttgart zusammen, wo ihre Verhandlungen aber von vornherein aller Würde, welche die deutsche Nationalversammlung einst im hohen Grade besessen hatte, entbehrten und ihre Thätigkeit zu einem machtlosen Scheine herabsank. Sie ernannten eine Reichsregentschaft von 5 Männern zur Leitung der deutschen Angelegenheiten, und dieselben erließen Proklamationen, welchen sie doch nirgends mehr in Deutschland Geltung zu verschaffen wußten. Da sie von der württembergischen Regierung Geld und Soldaten zur Ausführung ihrer Beschlüsse forderten, diese aber darauf nicht eingehen mochte, so wurden sie und das Rumpfparlament endlich aus Stuttgart entfernt. Dies war das klägliche Ende der großen Versammlung, welche zuerst Wichtiges für die Wiederbefestigung der deutschen Zustände geleistet hatte und in welcher ein Theil der Mitglieder von dem edelsten Streben für Deutschland beseelt war, deren Bemühungen aber theils an der Gewalt der Umstände und an der innern Zerissenheit und Stammverschiedenheit der Deutschen, theils an der Zügellosigkeit der radicaleu Mitglieder scheiterten. Die republikanische Erhebung, welche sich an die letzten Bestrebungen der deutschen Nationalversammlung anschloß, wurde in der Pfalz und in Baden mit besonderm Eifer betrieben. Die baierische Rheinpfalz schien dazu wegen der Nähe Frankreichs besonders geeignet, und nachdem unter dem Einfluß republikanischer Emissäre in Kaiserslautern eine provisorische Regierung errichtet worden war, eilten von allen Seiten radicale Helfershelfer, geübte Barricadenkämpfer, polnische Flüchtlinge und raubsüchtiger Pöbel herbei. Selbst zwei Regimenter Infanterie aus Landau ließen sich schmählicherweise zum Abfall von der Fahne ihres Fürsten verführen. Eine noch viel umfassendere Bewegung wurde in Baden herbeigeführt. Dort hatte schon bald nach den Februarstürmen der Abgeordnete Hecker, welcher es, wie wenige, verstand, auf die Phantasie des Volks zu wirken, die Bauern des Oberlandes zum Kampf für die Freiheit geführt, und wiewohl er sich hatte nach der Schweiz und von da nach Amerika flüchten müssen, so hatte doch fast das ganze Jahr 1848 hindurch die Aufregung sich immer erneuert, und sein Freund Strnve hatte im September einen neuen Aufstand erregt, welchen er in der Festung Rastatt büßen

8. Theil 4 - S. 371

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Feldzug der Mainarmee. Der Krieg in Italien. 3 7 x von 6 Millionen Gulden, die bald auf 25 Millionen sich erhöhten, auferlegt. Die Bundesarmee hatte sich durch den Odenwald nach der Tauber zurückgezogen, und hier war endlich die Vereinigung mit den Baiern zu Stande gekommen. Nach einigen Tagen der Ruhe ließ General v. Manteuffel die Main-Armee wieder aufbrechen, deren Oberkommando er übernommen hatte. Denn Vogel v. Fal-kenftein war zum Gouverneur von Böhmen ernannt und dorthin abberufen worden. Die Main-Armee folgte dem Feinde und es wurden in den Tagen vom 24. bis 27. Juli mehrere zum Theil sehr hartnäckige Gefechte geliefert (Tauberbischofsheim, Roßbrünn). Am 27. waren die Preußen bis Würzburg vorgedrungen und beschossen dessen Citadelle, den Marienberg. Da trafen die Nachrichten von den zu Nikolsburg abgeschlossenen Friedenspräliminarien ein und es wurde nun auch hier eine Waffenruhe verabredet. Die Preußen besetzten die Stadt Würzburg. Inzwischen war auch von einer andern Seite her ein Corps von 25,000 Preußen und Mecklenburgern unter dem Befehle des Großherzogs v. Mecklenburg in Baiern eingedrungen. Diese Truppen marschirten ant 23. Juli in Hos ein, am 28. in Baireuth; sie erreichten am 31. Nürnberg, den Stammsitz der Hohenzollerschen Burggrafen. Hier machte der Waffenstillstand dem weiteren Vordringen ein Ende. Auch Baden und Württemberg beeilten sich, an dem Waffenstillstände theilzu-nehmen. Die Bundesarmee löste sich auf. Nun folgten die Friedensschlüsse Preußens mit den süddeutschen Staaten. Sie wurden nicht in Prag, sondern in Berlin verhandelt und vollendet. Baiern, Württemberg, Baden und Hessen traten den Grundlagen des Prager Friedens bei und zahlten Erstattung der Kriegskosten; Baiern und Hessen mußten einige kleine Districte abtreten. Mit Sachsen kam der Friede erst am 24. £) dotier zu Stande. Es zahlte Kriegskosten und trat dem norddeutschen Bunde bei. — Italien, um Venetiens willen der Verbündete Preußens in diesem Kriege, hatte eine ansehnliche Armee gerüstet, an Zahl der östreichischen Südarmee unter dem Herzog Albrecht weit überlegen. Garibaldi befehligte die an 40 Bataillone zählenden Freischaaren. Auf ihn waren die enthusiastischen Hoffnungen der Italiener vor-nemlich gerichtet; ebenso erwarteten sie große Erfolge von ihrer Flotte, welche in der That mehr Schiffe und mehr Kanonen hatte, als die der Oestreich er. Aber in der Wirklichkeit erwiesen sich beide Erwartungen nicht zutreffend, und es zeigte sich überhaupt.

9. Theil 3 - S. 29

1875 - Leipzig : Brandstetter
29 Seit mehr als dreißig Jahren gährte der Zündstoff in den Bauer-schasten des Reiches. Ihre politischen Gedanken waren aber von jeher von einem religiösen Element durchdrungen, das sie nicht erst von der Reformation erhielten. Die in Schwaben und am Rheine mächtige Bauernverbindung, „der Bundschuh," wurde von ihren Gliedern als ein göttlich Ding angesehen, das man aus der Schrift beweisen könne. Der „arme Konrad," ein ähnlicher Bund in Würtemberg, erklärte, „daß er der Gerechtigkeit und dem göttlichen Recht einen Beistand thun wolle." Die aufregenden Ideen der Zeit gelangten durch Wort und Schrift in die Mitte des bewegten und schwer gedrückten Volkes. Politische und religiöse Momente durchdrangen sich; der Ausbruch ließ nicht auf sich warten. Schon hatten sich einzelne Fälle von Empörungen im Bambergischen und in Schwaben gezeigt, als sie gegen den Abt von Reichenau zuerst mit gesammelter Kraft und einiger Ordnung hervortraten; aufrührerische Bewegungen in dem Gebiete des Abtes von Kempten und des Bischofs von Augsburg schlossen sich an, zu denen sich immer größere Rotten zusammenfanden. Mit außerordentlicher Schnelligkeit verbreitete sich der Aufruhr im Schwarzwald und Odenwald, in Schwaben, Franken, Thüringen, im Elsaß und in der Schweiz. Man begann in der Regel damit, die Fasten zu brechen; ein Gelag ward veranstaltet, bei dem der beredteste Unzufriedene das Wort nahm. Ein Anführer ward ernannt, die Sturmglocke gezogen, die Nachbarn brachen auf, die Ackergeräthe wurden zu Waffen, so ging der Zug voran gegen die Schlöffer und Burgen der Ritter und Bischöfe zu Thaten wilder Rachsucht. Zwölf Artikel waren es, in welchen die Bauern ihre Forderungen niedergelegt hatten. Sie wollten nicht mehr leibeigen sein. Sie wollten den Zehnten nicht mehr bezahlen und forderten als Recht, ihre Geistlichen selbst zu wählen u. s. w. Artikel, gegen die kein Billigdenkender etwas einwenden konnte. Bald aber ging man weiter. Die Hauptidee war eigentlich: Befreiung von allen Lasten weltlicher und geistlicher Herrschaft, von Zöllen, Geleiten, Frohnden und Steuern. Dabei sollte die Einziehung der geistlichen Güter zur Entschädigung der Fürsten dienen. Ideen einer völligen Umwälzung, die erst in der französischen Revolution wieder zum Vorschein gekommen sind. Luther widersetzte sich jeder Gewaltthätigkeit mit tiefem Zürnen; doch wollte er diejenigen nicht entschuldigen, die sie hervorgerufen. „Niemand auf Erden," sprach er, „möge man solchen Aufruhr danken, denn euch Herren sonderlich euch blinden Bischöfen, tollen Pfaffen und Mönchen, die ihr noch heutigen Tages verstockt nicht aufhört zu toben und zu wüthen wider das heilige Evangelium. Dazu im weltlichen Regiment nichts thut, denn daß ihr schindet und schwatzt, eure Pracht

10. Theil 3 - S. 415

1875 - Leipzig : Brandstetter
415 dem die Schlacht und die Flucht ein Drittel seiner Streitkräfte aufgezehrt hatte. Der Sieg bei Marengo sollte übrigens seine größte Bedeutung durch die darauf folgenden diplomatischen Unterhandlungen erhalten. Die Eroberung von Oberitalien war mit diesem Hauptschlag entschieden, und als Moreau in Deutschland bis Linz vordrang, Neapel wieder erobert wurde und Oesterreich aus der mattherzigen Schwäche, in welche die schlechten Rathgeber des Kaisers das Reich durch ihre ränkevolle Politik gestürzt hatten, sich gar nicht erheben konnte, kam es im Jahre 1801 zum Lüneviller Frieden, den Kaiser Franz, erschöpft von einem zehnjährigen Kampfe, eingehen mußte. Der Kaiser von Rußland, unzufrieden mit den Leistungen seiner Truppen, noch mehr seiner Verbündeten, trat vom Kriegsschauplätze ab; das deutsche Reich büßte wie gewöhnlich dafür, daß es nicht alle seine Kräfte vereinigt hatte, um dem gefährlichen Feinde zu rechter Zeit Widerstand zu leisten. Die französische Republik oder vielmehr Bonaparte forderte und erlangte ganz Belgien mit dem linken Rheinufer. Die drei geistlichen Kurfürsten verloren ihre Länder; nur Dalberg, Kurfürst von Mainz, erhielt als Kurerzkanzler ein sehr beschränktes Gebiet mit der Hauptstadt Regensburg. Die weltlichen Fürsten, welche über dem Rheine Besitzungen hatten, wie Preußen, Baiern, Baden, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt und Hannover, wurden in Deutschland selbst durch eingezogene (säkularisirte) geistliche Güter und Bisthümer entschädigt, so daß sie einen drei- bis siebenfachen Ersatz für verlorene Besitzungen erhielten, meist dafür, daß sie ihrem Kaiser im letzten Kriege nicht beigestanden hatten. Der Großherzog von Toskana, ein Bruder des Kaisers, erhielt das Erzbisthum Salzburg; auch der Herzog von Modena und der bisherige Erbstatthalter der Niederlande, Fürst von Dramen, wurden in Deutschland entschädigt, und die Reichsstädte verloren bis auf sechs: Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Hamburg, Lübeck und Bremen, ihre Selbstständigkeit. Bei dieser Vergrößerung des französischen Reiches führte Bonaparte die Zügel der Regierung mit so überwiegender Kraft und Einsicht, daß der öffentliche Wohlstand unter seinem Schutze sich in Kurzem auf merkwürdige Weise zu heben begann. Noch vor Kurzem hatte der Revolutionsmann (Southon den Lyoner Kaufleuten, die ihn um Rettung ihres Handels anflehten, geantwortet: „Wir wollen keinen Handel mehr! Handel erzeugt Wohlstand; Wohlstand erzeugt Verderbniß der Sitten, und dieses den Verfall der Revolution." Aus den Abgründen solcher Anschauungen mußte sich das französische Volk allmählich emporarbeiten; und in der That, feine wunderbare Lebenskraft und Beweglichkeit überwand bald die furchtbaren Schläge der Schreckensregierung. Der eigenthümliche Nationalcharakter,
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