64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero Albrecht Waldemar) Karl_Martells Karl
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
147
Friedrich I. zum größten Staufer? — Deute die Kyffhäusersage! — „Die Weiber
von Weinsberg" von Chamisso. „Hie Welf" von Strachwitz. „Heinrich der
Löwe" von Mosen. Uhlands „Schwäbische Kunde". Rückerts „Kaiser Barbarossa".
„Friedrich Rotbart" von Geibel. — Lessings „Nathan der Weise".
47. Der Staufer Friedrich Ii. (1215—1250).
1. Sein Vater Heinrich Yi. rächt Beleidigungen. Heinrich Vi.
war Barbarossas Sohn und folgte diesem auf dem Kaiserthrone. Er
war ein kluger, entschlossener und tapferer
Mann, aber harten Herzens. Als Gatte
der Konstantia beanspruchte er nach dem
Tode des letzten Normannenkönigs Unter-
italien, aber erst durch den zweiten Römer-
zug setzte er sich in den Besitz dieses Erbes
und strafte die besiegten Gegner grausam.
Mit Heinrich dem Löwen, dem grau ge-
wordenen „Empörer", söhnte er sich endlich
um diese Zeit aus. An dem englischen
König Richard Löwenherz rächte er die
Schmach von Akkon. Derselbe litt auf
seiner Heimfahrt von Palästina im Adria-
tischen Meere Schiffbruch, wurde auf seiner
Wanderung durch Österreich von seinem
F-mde, dem Herzog Leopold, ergriffen und «Ne«"««-"
in Dürrenstein an der Donau eingekerkert.
Heinrich Vi.
Kaiser Heinrich ließ sich den Gefangenen ausliefern und verwahrte ihn
auf der Burg Trifels in der Pfalz, bis das englische Volk ein un-
geheures Lösegeld bezahlt hatte. Heinrich starb im 32. Lebensjahre
infolge einer Erkältung in Messina.
2. Friedrich Ii. beugt sich unter den gewaltigen Papst Jnno-
cenz Iii. Friedrich Ii. war beim Tode seines Vaters noch ein Kind.
Um die Krone stritten lange der Staufer Philipp von Schwaben
und der Welfe Otto von Braunschweig. Als der Sieg auf des
ersteren Seite neigte, wurde er in Bamberg ermordet. Seine zarte
Gemahlin Irene, eine griechische Kaisertochter, starb infolge des Schreckens
kurze Zeit nach ihm. Sie war durch Anmut und feine Sitte aus-
gezeichnet. Ihr berühmter Zeitgenosse Walther von der Vogelweide
nannte sie eine „Rose ohne Dorn, eine Taube sonder Galle". Otto
verscherzte selbst sein Ansehen durch Trotz und Geiz und wurde ohne
Mühe von Friedrich Ii. verdrängt. Diesen hob und trug die Liebe
des Volkes und das Ansehen seines Vormundes, des Papstes Innocenz lll.
Unter diesem Papste (um 1200) erreichte das Papsttum den
höchsten Gipfel der Macht. Alle Fürsten Europas fügten sich
dem Willen dieses gewaltigen Geistes und reinen Charakters. Den
König Johann von England zwang er durch den Bann, sein Land
von ihm zu Lehen zu nehmen. Den König Philipp August von
Frankreich nötigte er durch Bann und Interdikt, d. h. die Untersagung
10*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Weinsberg"_von_Chamisso Strachwitz Rückerts Geibel Friedrich_Ii Friedrich Heinrich_Yi Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Barbarossas Barbarossas Heinrich_dem_Löwen Heinrich König_Richard_Löwenherz Palästina Leopold Leopold Heinrich_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Irene Otto Friedrich_Ii Friedrich Innocenz Innocenz König_Johann_von_England Johann Philipp_August_von
Frankreich Philipp August
— 131 —
lichen Leibe nicht Wiedersehen. Alles, was mir am Herzen liegt, habe
ich deiner Liebe empfohlen. Laß mir den Trost, daß du diese Stätte
beständig im Andenken behältst!" So reiste der Kaiser ab.
Seine erste Gattin Edith a war eine englische Königstochter. Als
Morgengabe erhielt sie neben andern sächsischen Gütern die Stadt Magde-
burg. Hier war sie am liebsten, weil sie eine gewisse Ähnlichkeit mit
London fand. Achtzehn Jahre war Editha der gute Engel ihres Gatten
wie ihrer Unterthanen. Durch innige Frömmigkeit, Milde des Herzens
und viele Werke der Barmherzigkeit gewann sie ihre Unterthanen und
wurde wie eine Heilige verehrt. Ihr sanfter Zuspruch milderte die
Heftigkeit ihres Gatten, ihr Gebet begleitete ihn in Kampf und Not,
und ihr Gedächtnis blieb ein Segen für ihn und sein Volk.
Fragen: Worin besteht Ottos Größe? — Welche Frauen sind in seinem
Leben bedeutsam und auf welche Weise? — Welches sind die Ursachen der vielen
Empörungen? — Was hat die römische Krone Deutschland genützt, was ge-
schadet? — „Otto I. und Heinrich" von Mühler.
42. Die übrigen sächsischen Kaiser (973—1024).
1. Otto Ii. sichert die deutschen Grenzen, ist aber unglücklich
in Italien. Otto Ii. hatte von seiner Mutter Adelheid eine feine
Bildung erhalten. Das rauhe deutsche Wesen mißfiel ihm, darum hielt
er sich am liebsten in Italien ans. Den Dänen Harald Blauzahn
schüchterte er durch einen raschen Zug bis an den Ottensund ein. Die
Franzosen, die Lothringen haben wollten, trieb er bis vor die Thore
von Paris. Den Römer Crescentius, der die römische Republik wieder-
herstellen wollte und den Papst im Gefängnis verhungern ließ, sperrte
er in ein Kloster. Dann brach er nach Unteritalien auf, um es
den Arabern und Griechen zu entreißen. Aber er verlor die anfangs
gewonnene Schlacht und entging der Gefangenschaft nur durch einen
Sprung ins Meer. Sein schwimmendes Roß rettete ihn auf ein griechisches
Schiff. Auf das Versprechen eines ungeheuren Lösegeldes führte ihn der
Schiffsherr nach Calabrien, wo ihn seine Gattin mit dem Lösegelde er-
wartete. Vor der Landung entstand ein Streit, in dem sich der Kaiser
mit den Seinen rettete. Der erschreckte Schiffsherr aber suchte ohne
Lösegeld das Weite. Otto starb bald darauf im 28. Jahre an
einem Fieber.
2. Ottos Iii. Vorliebe für Italien wird mit Undank belohnt.
Otto Iii. war bei seines Vaters Tode drei Jahre alt. Die Vormund-
schaft führte seine Mutter und nach deren Tode seine Großmutter unter
dem Beirat des Erzbischofs Willigis von Mainz. Wegen der ge-
lehrten Bildung wurde er das „Wunder der Welt" genannt. Otto
wollte Rom zum Mittelpunkt des Reiches machen, aber die
Römer verbitterten ihm durch Empörungen den Aufenthalt. Den auf-
rührerischen Crescentius ließ er endlich enthaupten. Im Jahre 1000, 1000
als man den Weltuntergang erwartete, unternahm er eine Wallfahrt
nach Gnesen an das Grab des Märtyrers Adalbert, des Apostels
der Preußen. In Aachen stieg er in die Gruft Karls des Großen.
9*
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Extrahierte Personennamen: Edith_a Editha Ottos Otto Otto Adelheid Harald_Blauzahn Otto Ottos Otto Willigis Otto Apostels Karls
Extrahierte Ortsnamen: London Ottos Deutschland Italien Italien Ottensund Paris Unteritalien Calabrien Ottos Italien Mainz Gnesen Aachen
135
Konrad erkannte die Wahl seines Nebenbuhlers freudig an. Der neu-
gewählte Herrscher war ein tapferer und ritterlicher Mann, der sich
überall Anerkennung verschaffte. Viel Not machte ihm sein Stiefsohn
Ernst von Schwaben mit seinen Ansprüchen auf Burgund. Nach-
dem ihn Konrad unterworfen und zwei Jahre auf dem Giebichenstein
bei Halle gefangen gehalten hatte, ließ er ihn auf die Fürbitte feiner
Mutter Gisela unter der Bedingung frei, daß er das Bündnis mit
seinem Herzensfreunde Werner von Kiburg aufgebe. Als Ernst dies
nicht that, wurde er in die Acht gethan und in einem Verzweiflungs-
kampfe im Schwarzwalde erschlagen. Später entstand über ihn unter
sagenhaften Zuthaten das „Lied vom Herzog Ernst". — Konrad bestätigte
den von der Kirche gegen die Fehdelust der Ritter verkündeten Gottes-
frieden, eine Waffenruhe von Mittwoch abends bis Montag früh
(also an den durch Christi Leiden, Sterben und Auferstehen geheiligten
Wochentagen).
Großen Einfluß auf ihn und die Reichsgeschäfte übte seine Gattin
Gisela, die ihn auf allen Reisen begleitete. Sie half mit Rat und
That, wo sie wußte und konnte. Durch ungezählte Wohlthaten gewann
sie die Liebe und Verehrung des Volkes. Sie liebte die geistliche Poesie
und ließ sich die Übersetzung und Erklärung der Psalmen von dem ge-
lehrten Mönche Notker in St. Gallen abschreiben.
2. Sein Vater Heinrich Iii. herrscht allgewaltig. Konrads
und Giselas Sohn Heinrich Iii. (nach seiner Gesichtsfarbe der
Schwarze genannt) wahrte die Kaisergewalt nach außen und im Innern.
Seiner Oberhoheit beugten sich Polen, Böhmen und Ungarn. In Italien
setzte er drei Päpste ab und beförderte 4 würdige Deutsche auf den
Stuhl Petri. Die deutschen Herzöge gehorchten ihm willig. Die
Friedenstörer im Reiche bändigte er durch das Gebot eines allgemeinen
Landfriedens. Den Verkauf der kirchlichen Stellen und Ämter miß-
billigte, fromme Kirchlichkeit unterstützte er. In der rüstigsten Mannes-
kraft,. 39 Jahre alt, raffte den gewaltigen Herrscher ein plötzlicher Tod
hinweg, als das Reich seiner am meisten bedurfte.
3. Heinrich It. wird verkehrt erzogen. Der junge Kaiser
Heinrich Iv. war beim Tode seines Vaters 6 Jahre alt. Seine Mutter
Agnes führte die Vormundschaft. Um sich den sächsischen Grafen Otto
von Nordheim zum Freunde zu machen, gab sie ihm Bayern als
Lehen; aber sie irrte sich in der Treue dieses Mannes. An der Spitze
der mit dem Frauenregiment Unzufriedenen stand der Erzbischof Anno
von Köln. Diese wollten sich des jungen Königs und auch der Reichs-
regierung bemächtigen. Bei einem Feste zu Kaiserswerth lockte Anno
den zwölfjährigen Kaiser auf ein Rheinschiff und entführte ihn. Der
mutige Knabe sprang ins Wasser und wurde nur mit Mühe gerettet.
Anno war hart und herrschsüchtig. Er hielt den jungen König in
strenger Zucht und strebte danach, dessen Willen unter die Beschlüsse
der Reichsfürsten zu beugen. Die vielfach verdächtigte und verleumdete
Königin Agnes trat voll Schmerz zu Rom in ein Kloster. Ohne
Liebe und Sorgfalt wurde der junge König erzogen. Bei einer Reise
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Extrahierte Personennamen: Konrad Ernst_von_Schwaben Ernst Konrad Gisela Werner_von_Kiburg Ernst Konrad Gisela Notker Heinrich_Iii Heinrich Konrads Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_It Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes Otto Agnes
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Christi Ungarn Italien Petri Nordheim Kaiserswerth Rheinschiff Rom
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem.
(Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.)
6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen
Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle
keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone
geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes".
Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten
besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100
unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König
von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung
der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig,
Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten.
Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der
Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich
das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver-
schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach
200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291
Akkon, den Türken wieder in die Hände.
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz-
züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht
erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche
Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche
gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die
vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und
Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen
einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten
Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum
erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.
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Extrahierte Personennamen: Kugler Gottfried Balduin
264
Starhemberg Zeit, die verfallenen Festungswerke wieder in Ver-
teidigungszustand zu setzen.
2. Wien wird heldenmütig verteidigt. Im Juli erschienen die
Türken vor Wien. Eine denkwürdige Belagerung hob an. Soldaten,
Studenten und Bürger wetteiferten im Dienste für die bedrohte Haupt-
stadt und das Vaterland. Hatten die Türken mit großen Opfern einen
festen Punkt gewonnen, so fanden sie sicherlich dahinter eine neue Schutz-
wehr errichtet. Hatten sie im Sturm den Wall erstiegen, so wurden
sie mit Todesverachtung von den Verteidigern empfangen und in die
Gräben hinabgestürzt. Legten sie Minen im Innern der Erde an, um
die Festungswerke in die Luft zu sprengen, so begegneten sie gewiß einer
Gegenmine, die ihre Arbeit vernichtete. Nicht selten entspann sich im
dunklen Schoß der Erde ein heißer Kampf. Jeden Fuß breit mußten
die Türken mit Strömen Blutes und Hunderten von Leichen erkaufen.
Doch zuletzt hätte selbst ein solcher Heldenmut der zehnfachen Übermacht
erliegen müssen. Da erschienen nach langem Harren und Hoffen plötzlich
auf der Höhe des Kahlenberges flammende Feuerzeichen und verkündeten die
Nähe der Retter. Unter den Kurfürsten von Bayern und Sachsen und dem
ritterlichen Polenkönig Johann Sobieski rückte das Entsatzheer heran.
3. Wien wird entsetzt und das Türkenheer vernichtet. Ein
heißer Kampf entspann sich am folgenden Morgen und tobte den ganzen
Tag. Deutsche und Polen überboten sich in Thaten der Tapferkeit.
Endlich war kein Halten mehr bei den türkischen Horden; im Schutze der
sinkenden Nacht suchten sie Rettung in eiliger Flucht. Unermeßliche Beute
und Tausende von Christensklaven fielen den Siegern in die Hände. Sie
wurden in Wien mit unbeschreiblichem Jubel und den höchsten Ehren
empfangen, besonders Johann Sobieski, der Held des Tages. Das Volk
küßte ihm Füße und Steigbügel, und in den Kirchen wurde bei einem
feierlichen Dankgottesdienst als Text das Bibelwort gewählt: „Es war
ein Mattn von Gott gesandt, der hieß Johannes." Ganz Europa
freute sich über den Sieg, nur der französische König nicht,
dessen Pläne gescheitert waren. Kaiser Leopold aber hatte in der Zeit
peinliche Bedenken darüber, wie er dem Wahlkönige seine Dankbarkeit
bezeugen könne, ohne seiner Würde etwas zu vergeben. In den nun
folgenden Türkenkriegen erfocht Prinz Eugen, „der edle Ritter",
manchen herrlichen Sieg, eroberte Belgrad und entriß den Türken
1699 Ungarn und Siebenbürgen.
4. Das Kulturleben am Ende des 17. Jahrhunderts. Das
staatliche Leben siechte ohnmächtig hin. Der deutsche Kaiser mußte jede
Hilfe der Fürsten durch Zugeständnisse erkaufen. Steuern an das Reich zahlte
man wenig oder gar nicht. Die einzelnen Fürsten liebäugelten mit
Frankreich, dachten nur an ihren Vorteil und verkauften wohl gar ihre
Stimmen dem „Schiedsrichter an der Seine". Fürsten wie August
der Starke von Sachsen verschwendeten Unsummen, die sie den Unter-
thanen abgepreßt hatten; andere verkauften ihre Landeskinder als Söldner
an fremde Machthaber. Französische Köche, Tanzmeister und Haar-
kräusler waren die Hauptpersonen in reichen Häusern. Der Adel ver-
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Extrahierte Personennamen: Starhemberg Johann_Sobieski Johann Johann_Sobieski Johann Gott Johannes Leopold Leopold Eugen Eugen August
Extrahierte Ortsnamen: Wien Sachsen Polen Wien Europa Belgrad Frankreich Sachsen
280
Smolensk vor. Jedermann glaubte, Karl werde nach Moskau mar-
schieren. Aber durch den alten Kosakenhetmann Mazeppa, der ihm
den Abfall der Kosaken von Rußland in sichere Aussicht stellte, ließ
er sich bewegen, nach der Ukraine zu ziehen. Von da an wandte sich
sein Glück.
o) Karls selbstverschuldete Niederlagen. Alle Generale wider-
rieten den abenteuerlichen Zug durch das wegelose Steppenland. Aber
der junge Held bestand hartnäckig auf seinem Kopse. Unbeugsamer Starr-
sinn war sein größter Fehler und sein Unglück. Bald ermüdeten Wälder,
Sümpfe und Regen die Soldaten; Mazeppa samt den versprochenen
Lebensmitteln blieb aus; Krankheiten rissen ein. Endlich erschien Ma-
zeppa ohne Geld und Lebensmittel mit nur 5000 Kosaken; die übrigen
hatte Menschikoff zum Abfall gebracht. Das durch furchtbaren Frost,
Hunger, Krankheiten und feindliche Angriffe geschwächte Heer begann
die Belagerung der Festung Pultawa. Peter rückte mit großer Über-
macht zum Entsatz heran. In einem der Scharmützel traf eine Kugel
den König Karl in die Ferse; trotzdem setzte er seinen Ritt noch eine
Stunde fort. Der Fuß war mittlerweile so geschwollen, daß der
Stiefel heruntergeschnitten werden mußte. Am Tage der Schlacht
ließ sich der König in einer Sänfte tragen. Mit der größten Todes-
verachtung fochten die Schweden, aber sie wurden von der Übermacht
erdrückt; die meisten fielen oder wurden gefangen. Mit genauer Not
wurde der König aus dem wilden Getümmel gerettet. Als er die
Gefangenschaft seiner besten Generale erfuhr, sagte er: „Gefangen?
und bei den Russen? Lieber unter den Türken sterben!" Und nach
der türkischen Grenze brach er mit dem Reste der Seinen auf.
ck) Karls Aufenthalt in der Türkei und seine schnelle
Heimkehr. In Bender am Dnjestr fand er eine freundliche Ausnahme.
Was man erwartet hatte, daß nämlich Karl nunmehr durch Ungarn
heimkehren werde, geschah nicht. Vielleicht mochte der stolze König
nicht ohne Heer zu seinem Volke zurückkehren. Er blieb in der Türkei
und reizte den Sultan zum Kriege gegen Rußland. Als Peter in die
Moldau eindrang, schloß ihn ein türkisches Heer am Pruth ein.
Da rettete ihn seine Gattin Katharina, eine zwar niedriggeborene,
aber außerordentlich kluge Frau von deutscher Abkunft. Sie bestach
mit ihrem Juwelenschmuck den Großvezier und erhielt gegen Abtretung
von Asow freien Abzug für das russische Heer. Karl blieb noch drei
Jahre in der Türkei und schürte unablässig das Kriegsfeuer, aber ohne
rechten Erfolg. Mit seinen Forderungen und seinem Eigensinne wurde er
immer lästiger. Da er durch gütliche Mittel nicht zur Abreise zu bewegen
war, so stürmte man sein steinernes Haus, legte Feuer an und nahm
ihn gefangen. Erst da er hörte, daß in Schweden seine Krone in
Gefahr sei, brach er auf und ritt in vierzehn Tagen, Tag und Nacht
im Sattel, durch Ungarn und Deutschland nach Stralsund, wo er mit
Jubel empfangen wurde.
e) Karls jähes Ende. Schwedens Lage war eine verzweifelte:
Peter hatte die Ostseeprovinzen, der Däne das Herzogtum Bremen
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Kosakenhetmann_Mazeppa Karls Karl Karl Karls Karl Karl Peter Katharina Karl Karls Peter
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Karls Schweden Karls Türkei Ungarn Türkei Schweden Ungarn Deutschland Stralsund Karls
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und Lieder der Minnesänger bildete
dieses Fest den Glanzpunkt des Mittel-
alters und lebte noch lange in Sagen
und Liedern fort. Zwei Söhne des
Kaisers wurden zu Rittern geschlagen
(Fest der „Schwertleite"), und Friedrich
selbst zeigte sich bei den Kampfspielen
kräftig und gewandt wie ein Jüngling.
Auf einer sechsten friedlichen Fahrt
nach Italien wurden ihm überall in
dem beruhigten Lande die größten Ehren
erwiesen. Er vermählte in Mailand mit
\\o. Siegel Friedrichs I. W. seltenem Glanze seinen Sohn Heinrich
mit Konstantia, der Erbin von Neapel und Sicilien.
10. Wie er auf einem Kreuzzuge den Tod fand. Aus dem
Morgenlande kam die Kunde, daß der edle Sultan Sa lad in von
Ägypten die Christen besiegt und Jerusalem eingenommen habe. Da
stellte sich der greise Held Friedrich an die Spitze eines auserlesenen
Kreuzheeres, zog durch Deutschland, Ungarn und das griechische Reich
und rückte siegreich in Kleinasien vor. Bei dem Übergange über den
Fluß Saleph sprengte, wie berichtet wird, der Kaiser, um schneller hinüber-
zukommen, mit dem Rosse in die Flut, wurde aber vom Schlagfluß
getroffen, von den Wellen ergriffen und als Leiche von den Seinen ans
1190 Ufer gebracht. Wahrscheinlicher aber ist, daß er beim Baden umkam.
Die Trauer des Heeres war unbeschreiblich. Klagen erfüllten bei Tage das
Lager, und Fackeln erleuchteten es schaurig bei Nacht. Der Leichnam
wurde in Antiochien beigesetzt. In Deutschland wollte man nicht an den
Tod des herrlichen Helden glauben. Weil mit ihm des Reiches Herrlich-
keit verschwand, so versetzte ihn die Sage in den Kyffhäuser, und
das Volk wartete sehnlich auf seine Wiederkehr und des Reiches
Erneuerung.
11. Wie der Kreuzzug traurig auslief. Der Kreuzzug endete
erfolglos, obgleich Philipp August von Frankreich und Richard
Löwenherz von England noch zu den Deutschen stießen. Bei der
Eroberung Akkons wurden die Deutschen von Richard Löwenherz
bitter gekränkt, indem letzterer ihnen ihren Beuteanteil verweigerte und
die Fahne Leopolds von Österreich herabreißen und durch den Kot der
Gassen schleifen ließ.
Deutsche und Franzosen zogen heim; die Engländer aber waren zu
schwach, um dem mächtigen Saladin Jerusalem zu entreißen. Durch
einen Vertrag erhielten die Christen einen Küstenstrich und die Erlaubnis
zum Besuche der heiligen Örter. Richard Löwenherz aber kehrte um
im Angesichte Jerusalems mit den Worten: „Wer des Heilandes Grab
nicht befreien kann, der soll es auch nicht sehen!" Lange dauerte es,
ehe Richard nach mancherlei Wechselfällen seine Heimat wiedersah.
Fragen: Welches war das Verhältnis von Kaiser- und Papsttum in dieser
Zeit? — Welches sind die Ursachen der Niederlage bei Legnano? — Was macht
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs_I. Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Richard
Löwenherz_von_England Richard_Löwenherz Leopolds Richard_Löwenherz
Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Neapel Sicilien Jerusalem Deutschland Ungarn Kleinasien Deutschland Jerusalem Jerusalems Legnano