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1. Theil 1 - S. 192

1880 - Stuttgart : Heitz
192 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. ging er nach Persepolis,.jener herrlichen Stadt, deren Trümmer jetzt noch die Reisenden mit Staunen erfüllen. Des Goldes allein mar hier so viel, daß man 20,000 Maulesel und 5000 Kameele brauchte, es wegzuführen! Wer denkt bei diesen Schätzen und bei der verlassenen Lage des Darms nicht unwillkürlich an Krösus und an Solons Ausspruch: .„Niemand ist vor dem Tode glücklich zu preisen!" Auch fand er hier eine große Bildsäule des Xerxes. Sie war von den eindringenden Soldaten umgestoßen worden und lag noch auf dem Boden. Alexander blieb stehen. „Soll ich dich liegen lassen, weil du Griechenland bekriegt hast, oder soll ich dich wegen deiner sonstigen Großmuth wieder aufrichten?" Nachdem er lange in tiefes Nachdenken versunken dagestanden hatte, ging er endlich still weiter. — Vier Monate blieb Alexander hier, damit sein Heer sich ausruhe, und alle Tage wurden hier in Festlichkeiten verlebt. Endlich waren die vier Monate um; Alexander wollte nun aufbrechen und gab seinen Freunden noch vorher in Persepolis einen großen Schmaus. Da fiel es einer Tänzerin aus Athen, die mit dabei war, ein: es müsse recht schön sich ausnehmen, wenn der ganze große Königspalast in Flammen stände; Xerxes habe ihn erbaut und da dieser die Griechen bekriegt und Athen verbrannt habe, so gezieme es sich, noch an seinem Andenken sich dadurch zu rächen, daß man ihn verbrenne. Das fanden die Berauschten ganz vortrefflich und man bat den Alexander so lange, bis er selbst eine Fackel ergriff und den schönen Palast zuerst anzündete, der auch gänzlich abbrannte! Wahrlich, keine königliche That! Von Alexanders großer Freigebigkeit sind uns mehrere Beispiele aufbewahrt worden. Einmal sah Alexander, wie ein gemeiner macedonischer Soldat einen Maulesel vor sich hertrieb, der mit einem dem Könige zugehörigen Geldsack beladen war; endlich konnte der Esel nicht mehr von der Stelle. Da nahm ihm der Soldat den Sack ab und schleppte ihn keuchend weiter. Alexander fragte, was er da trage, und als er es erfuhr, rief er ihm zu: „Werde nicht müde, sondern trage den Sack vollends in dein Zelt und behalte ihn für dich!" — Er pflegte über nichts unwilliger zu werden, als wenn man seine Geschenke ausschlug. Daß man ihn um etwas bat, nahm er nicht leicht übel. Er hatte im Lager einen jungen Menschen, mit dem er zuweilen Ball spielte; dieser hatte noch nie ein Geschenk erhalten, weil er zu bescheiden war, den König darum zu bitten. Endlich aber gab er es ihm auf

2. Theil 1 - S. 194

1880 - Stuttgart : Heitz
194 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. wildesten und wüstesten Gegenden; bald hatte man die rauhesten Gebirge zu übersteigen, bald die brennendsten Sandwüsten zu durchwandern; denn Darms floh bis in 'die entferntesten Provinzen jenseit des kaspischeu Meeres. Einmal war Alexander mit seinem Heere in einer brennend-heißen Sandwüste und nahe daran, vor Hitze und Durst zu verschmachten. Da halten einige Soldaten eine Quelle gefunden und füllten ihre Schläuche. Als sie ihren König vor Durst schmachten sahen, brachte ihm einer der Soldaten in seinem Helme einen Trunk und sagte: „Trinke doch, König! Wir haben zwar das Wasser für unsere Kinder geschöpft; aber sollten die auch vor Durst sterben, so kann uns der Himmel andere schenken; du aber kannst uns nie wieder ersetzt werden." Alexander nahm den Helm; da er aber sah, wie alle Reiter um ihn herum die Köpfe hängen ließen und schmachtend nach dem Wasser sahen, gab er es zurück. „Nein," sagte er, „ich will nicht trinken; tränke ich allein, so würden diese hier nur noch mehr ihren Durst fühlen!" — Da riefen die Reiter allzumal: „Führe Ans getrost weiter, o König; wir sind nicht müde, wir achten den Durst nicht, so lcknge wir einen'solchen König haben!" — Nach langer Verfolgung erfuhren endlich die Macedonier, daß Darms sich in der allertraurigsten Lage befinde. Einer seiner Statthalter, Bessus, ein sehr böser Mensch, hatte sich seiner bemächtigt und führte ihn gefangen mit sich fort; denn er hatte die Absicht, sich zum Könige jener Gegenden auszuwerfen. Alexander war so sehr geeilt — denn er hatte, um schneller fortzukommen, das Fußvolk zurückgelassen —, daß er endlich die Hütten erreichte, wo Darms und Bessus die letzte Nacht gerastet hatten. Im Fluge ging es nun weiter. Als aber Bessus sah, daß er den König nicht vor den Verfolgern retten könnte, versetzte er ihm mehrere tödtliche Stiche, ließ ihn blutend auf seinem Wagen liegen und eilte zu Pferde schnell fort. Es war auch für ihn die höchste Zeit; schon sah er hinter sich die Staubwirbel der ihn verfolgenden Soldaten aufsteigen. Kaum war er fort, so sprengten schon einige von Alexanders Reitern herbei und fanden den Darms in seinem Blute liegen. Der arme Mann — sonst Herrscher eines ungeheuren Reiches und von tausend Dienern umgeben, die auf feine Winke lauschten — hatte jetzt nicht einen Diener bei sich, der ihm das Nöthigste reichte. Er empsand, wie alle Verwundete, einen brennenden Durst und bat um einige Tropfen Wassers. Ein macedonifcher Soldat brachte es ihm in seinem Helme und erquickte ihn. „ Freund!" sagte Darius, das betrachte

3. Theil 1 - S. 180

1880 - Stuttgart : Heitz
y 180 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. er nun davon Vortheil ziehen. Er hatte den Plan, ganz Griechenland unter seine Herrschaft zu beugen. Nachdem er mit ihnen Krieg angefangen hatte, bezwang er sie in einer Schlacht bei Chäronea in Böotien (338), und schon fürchteten die Griechen das Schlimmste, als er ihnen freundlich Frieden anbot und nichts weiter verlangte, als daß sie ihn zum Mitglieds des griechischen Staatenbundes annähmen, ihm auf einem Zuge gegen die Perser beiständen und ihn zum Oberfeldherrn machten. Der schlaue Mann nämlich wußte wohl, daß er als solcher über Griechenland gebieten könnte und daß ihm die Griechen williger gehorchen würden, als wenn er sich ihren König nannte. Aber ehe es noch zu diesem Kriegszuge kam, wurde der gefährliche Philipp ermordet (336). Die Griechen frohlockten, als sie es hörten; sie bedachten nicht, daß bald ein Größerer kommen würde. Philipp hinterließ einen Sohn, Alexander (336—323). Dieser hatte sich schon als kleiner Knabe ausgezeichnet und früh schon große Hoffnungen erregt. Er zeigte vielen Verstand, eine ungemeine Wißbegierde und einen unbegrenzten Ehrgeiz. Schon das hielten die Griechen für eine Vorbedeutung, daß in derselben Nacht, in welcher er geboren wurde, der herrliche Diaueutempel in Ephesus an der Küste Klein-Asiens abbrannte. Ein alberner Mensch nämlich, Herostrat, ärgerte sich, daß er durch nichts seinen Namen berühmt zu machen verstände. Er zündete darum das Meisterwerk an und hätte verdient, daß zur Strafe sein Name der Vergessenheit übergeben worden wäre. Aber er ist erhalten worden, und man nennt noch heutigen Tages jeden muthwilligen Zerstörer einen zweiten Herostrat. Philipp hatte über Alexanders Geburt eine rechte Herzensfreude gehabt und gleich daran gedacht, etwas Tüchtiges aus ihm zu machen. Nun lebte damals in Athen, als Schüler des Plato, ein ausgezeichneter Kopf, der gelehrteste und scharfsinnigste Mann seiner Zeit, Aristoteles. An den schrieb Philipp: „Es ist uns ein Sohn geboren worden. Wir danken den Göttern, die ihn uns zu der Zeit geschenkt haben, wo ein Aristoteles lebt. Wir hoffen, du werdest aus ihm einen Fürsten bilden, der seinem Vater und Makedonien Ehre mache." Aristoteles wurde auch wirklich der Lehrer und Erzieher des heranwachsenden Alexander, und früh schon entwickelten sich die herrlichen Talente des Knaben. Kein anderer Knabe that es ihm im Laufen, Springen und andern Künsten zuvor; die Gesänge des Homer las er mit Entzücken und wußte

4. Theil 1 - S. 102

1880 - Stuttgart : Heitz
Zweite ^Uerioöe. Don (£\tus bis Alexander, 555—555 vor (Lfyrijtus. 20. Stiftung des persischen Reiches. — Astyages. — Cyrus. — Kambyses. — Darius Hystaspis. Es ist früher erzählt worden, daß im Reiche Medien (südlich vom kaspischen Meere) ein König Astyages regierte. Dem träumte einst, daß seiner Tochter Mandane solche Fluchen entströmten, daß nicht nur Medien, sondern ganz Asien davon überschwemmt wurde. Er ließ die Magier (Traumausleger und Priester) holen, und die erklärten, der - Traum bedeute, Mandane würde einst einen Sohn bekommen, der über ganz Asien herrschen werde. Der König erschrak, und um es zu verhindern, beschloß er, sie an keinen Mächtigen zu verheiratheu. Er gab sie daher einem Edelmanne aus dem Ländchen Persis am persischen Meerbusen. Aber ein Jahr darauf hatte er wieder einen sonderbaren Traum: er sah aus seiner Tochter einen Weinstock herauswachsen, der größer und immer größer wurde und endlich ganz Asien überschattete. Die Magier wurden wieder gerufen und befragt; sie antworteten, der Traum bedeute dasselbe; sein Enkel werde ein mächtiger König und auch ihm gefährlich werden. „Das soll er wahrlich nicht!" rief Astyages, ließ geschwind seine Tochter zu sich holen, und als sie einen Sohn bekam, rief. er seinen treuen Minister Harpagos zu sich und sprach: „Nimm hier das Kind, welches Mandane geboren hat, todte und begrabe es, wie du willst." Harpagos schauderte, aber wagte nicht dem Könige zu widersprechen. Er antwortete: „Herr! ich habe dir immer gehorcht; auch jetzt ist dein Wille Gesetz sür mich." — Er nahm das Kind und trug es nach Hause. Hier erzählte er seiner Frau, was geschehen war.

5. Theil 1 - S. 113

1880 - Stuttgart : Heitz
Kambyses. 113 sicherste Beweis, daß ich eine feste Hand habe." Er spannte den Bogen und schoß; der arme Knabe sank todt nieder, und als der König ihn öffnen ließ, stak der Pfeil im Herzen. „Nun?" rief Kambyses, „was sagst du nun? Hast du wohl je einen bessern Schützen gesehen?" Der Vater hätte vor Wehmuth vergehen mögen, aber aus Furcht antwortete er: „Herr, ich glaube, selbst ein Gott könnte nicht so gut schießen." — In Aegypten erhielt er die Weissagung, daß er in Ekbatana sterben werde. „Gut!" sprach er, „ich kann mich ja leicht hüten, nach dieser Stadt zu gehen." Sie lag in Medien und war die Hauptstadt. Als er aber aus die Nachricht, daß ein Magier, Namens Smerdis, der dem ermordeten Smerdis sehr ähnlich war, sich des Thrones bemächtigt habe, nach Hause eilte, kam er unterwegs in eine kleine Stadt Syriens. Indem er sich hier aufs Pferd schwang, fiel der Beschlag seiner Dolchscheide ab, und der scharfe Dolch fuhr ihm in den Schenkel. Schwer verwundet brachte man ihn zu Bette. „Wie heißt die Stadt hier?" fragte er. „Ekbatana," war die Antwort; denn auch hier lag eine Stadt gleiches Namens. Bei diesem Namen kam das Grauen des Todes über den Tyrannen, und der Schreck wirkte so aus sein Gemüth, daß er nach einigen Tagen wirklich todt war. Er hinterließ keinen Verwandten, der ihm hätte in der Regierung von Persien folgen können. Da traten sieben der vornehmsten Perser zusammen, töbteten den falschen Smerdis und machten aus, daß sie Denjenigen unter sich zum König des Reichs ernennen wollten, dessen Pferd bei einem gemeinschaftlichen Spazierritt zuerst wiehern würde. Darius, der Sohn des Hystaspes, eines Persers aus dem königlichen Geschlechte den Achäntemden, (522—487) war der Glückliche; denn sein schlauer Stallmeister führte Abends vorher sein Pferd (dieses wurde bei den Persern sür heilig gehalten) vor das Thor, vor welches der Ritt unternommen werden sollte, und warf hier dem Thiere eine Menge trefflichen Hafer vor. Als nun am andern Morgen Darms an diese Stelle kam, erinnerte es sich an das hier genossene Futter und wieherte laut. Hurtig sprangen die andern Sechs von ihren Pferden und huldigten ihm als ihrem König. Er verdiente es aber auch, König zu sein, und hat 34 Jahre hindurch Persien mit vieler Weisheit regiert. Seine Residenzen waren abwechselnd die großen Städte Ekbatana, Babylon und Susa, von denen jetzt nur noch wenige Ruinen übrig sind. Desto wichtiger sind die von P erse po lis, einer'vierten großen Stadt des Reiches. Sie scheint die Todtenresidenz der persischen Weltgeschichte für Töchter. I. 16. Aufl. 8

6. Theil 1 - S. 199

1880 - Stuttgart : Heitz
Alexander der Große. 199 sich nicht beschädige, und zog ihm mit dem Rüssel einen Pfeil nach dem andern heraus. — In einer der darauf folgenden Schlachten wurde Alexanders treuer Bucephalus so sehr verwundet, daß er starb. Das gute Thier hatte nie einen andern Reiter auf seinem Rücken geduldet, als Alexander, und hatte ihn in allen Schlachten und Gefahren getragen. Obgleich es alt war, fo hatte es doch alle Züge mitgemacht, und Alexander konnte sich auf kein anderes Pferd so gut verlassen. Ging er daher zur Schlacht, so. ritt er so lange, als er die Vorbereitungen traf, auf andern Pferden, um das alte Thier nicht zu sehr zu ermüden; aber aufgezäumt stand es schon da und so wie die Trompete zur Schlacht rief, setzte er sich auf und nun konnte er ganz auf seine Ausdauer rechnen. Einmal war es in Gefangenschaft gerathen; Alexander war außer sich. Er ließ dem Feinde drohen, er würde Alle mit ihren Weibern und Kindern niederhauen, wenn sie ihm nicht gleich sein Pferd wiederbrächten. Sie brachten es. Alexander beschenkte die Leute reichlich. Als das Thier starb, war es dreißig Jahre. Alexander beweinte es, wie einen Freund; er ließ es feierlich begraben und baute hier ihm zu Ehren eine Stadt, die er Bucephalia nannte. Nun war er schon tief in Indien eingedrungen. Ueber den Indus und dessen Nebenflüsse bis zum Hyphasis war er schon längst gesetzt; jetzt hoffte er bald den Ganges zu erreichen, wollte auch über diesen gehen und dann? — Was er dann thun wollte, wußte er so eigentlich selbst noch nicht ganz gewiß. Er scheint den kühnen Platt gehabt zu haben, auf dem indischen Meere eine 'Flotte zu erbauen, dann um Afrika, welches matt sich damals nicht so groß dachte, wie es ist, herumzusegeln und durch die Säulen des Herkules nach Makedonien zurückzukehren. — Aber kaum ließ er von dem Uebergange über den Ganges etwas fallen, als das ganze Heer mißmuthig wurde und murrte. Denn sie hatten sich einreden lassen, das sei ein ganz ungeheurer Fluß; er sei wenigstens eine starke Stunde breit, 200 Fuß tief und jenseits desselben ständen schon ungeheuere Heere mit 6000 Elephanten und was der Mährcheu mehr waren. Alexander merkte den allgemeinen Widerwillen. Er schilderte ihnen die Gegenden dort aufs reizendste und stellte ihnen mit glänzenden Farben bett Ruhm dar, der dort ihrer harrte. Da-das noch nicht half, rief er: „Ich bin entschlossen, über den Ganges zu gehen, aber ich will Keinen zwingen, mir zu folgen. Geht nur nach Hause und erzählt dort, daß ihr enern König unter den Feinden allein gelassen habt. Geht!" — Er

7. Theil 1 - S. 179

1880 - Stuttgart : Heitz
Drille Werioöe Don Alexander bis zur Schlacht von Actium, 333—3* vor Lhristus. 31. Alexander der Große. 336—323. ^ördlich vom eigentlichen Griechenland, über Thessalien hinaus (siehe Abschnitt 8), lag M a c e d o n i e n, ein schönes Land, voll herrlicher Thäler, srüherhin aber von rohen, ungeschlachten Menschen bewohnt, die von den feingebildeten Griechen als Barbaren betrachtet wurden. Hatten auch manchmal die Griechen, namentlich die Thebaner, mit ihnen Krieg gehabt, so hatten die Mace-donier doch immer den Kürzern gezogen und wurden überhaupt von den Griechen nicht sehr geachtet. Aber zu der Zeit der beiden thebanischen Helden, Epaminondas und Pelopidas, war ein mace-donischer Königssohn, Philipp mit Namen, als Geisel nach Theben gekommen. Hier hatte der lernbegierige Jüngling Gelegenheit, Dinge zu sehen und kennen zu lernen, wovon seine ungebildeten Landsleute nichts wußten. Er stndirte die Wissenschaften mit großem Eifer und horchte besonders auf, wenn er den Epaminondas oder Pelopidas sprechen hörte. Er war Zeuge der großen ♦ Thaten dieser berühmten Männer, er sah die Begeisterung, welche dieselben bei ihren Landsleuten erregten, und war selbst voll Bewunderung für sie. Nachmals wurde er König von Macedonien, und es ist kein Wunder, daß er nun gleich eine Menge Verbesserungen machte. Er übte seine Macedonier in einer bessern Kriegszucht, legte Bergwerke an, die ihm vieles Geld verschafften, und bemächtigte sich mehrerer Handelsstädte an der Küste seines Landes. — Aber er hatte in Theben auch die Schwäche und Uneinigkeit der griechischen Staaten belauscht, und ehrgeizig, wie er war, wollte

8. Theil 1 - S. 181

1880 - Stuttgart : Heitz
Philipp. Alexander der Große. 181 sie fast auswendig. Einmal kamen persische Gesandte an den macedonischen Hof; der König war gerade gegen die unruhigen Nachbarn zu Felde gezogen; sogleich machte sich der Knabe an sie, ließ sich mit ihnen in ein Gespräch ein und fragte sie so vernünftig aus, daß sie einen Mann zu hören glaubten und mit Besorgniß an die Zeit dachten, da dieser Knabe Mann und König sein würde. „Unser König ist reich," sprachen sie, „aber dieser hier wird ein wahrhaft großer König werden." Und als man ihm einmal von einem neuen Siege seines Vaters erzählte, rief er traurig aus: „Mein Vater wird mir gewiß nichts mehr zu erobern übrig lassen!" Einst wurde seinem Vater ein wildes thessalisches Pferd gebracht; Bucephalus hieß es, ein herrliches Thier, aber so wild, daß sich kaum Einer herantraute. Der Verkäufer verlangte die ungeheuere Summe von 16,000 Thalern. Mehrere Stallmeister Philipps setzten sich auf, wurden aber durch die wilden Sprünge des Thieres gleich wieder heruntergeworfen. Zuletzt wollte Keiner mehr hinauf, und Philipp befahl, es wieder fortzuführen. Da bat der junge Alexander, es ihm doch einmal zu erlauben. „Du willst es reiten?" sagte der König lächelnd, „wo denkst du hin!" — Aber Alexander bat so lange und so flehentlich, daß endlich der Vater es mit Besorgniß zugab. Alexander führte das Pferd zuvörderst so, daß es mit dem Gesicht gegen die Sonne stand; denn er hatte bemerkt, daß es sich vor seinem eigenen Schatten scheute; dann stellte er sich ruhig daneben, streichelte es, ließ dann plötzlich seinen Mantel fallen und — schwang sich hinauf. Wie ein Sturmwind flog es davon und Alle sahen ängstlich dem kühnen Jüngling nach. Der aber kehrte bald wieder um, lenkte es hierhin und dorthin und tummelte es zu Aller Erstaunen umher. Als er endlich herabsprang, schloß ihn Philipp mit Freudenthränen in seine Arme und rief: „O mein Sohn, suche dir ein anderes Reich; Macedonien ist dir zu klein!" — Das Pferd wurde nun für den Jüngling gekauft und blieb sein Leibpferd auf allen feinen Zügen. Als sein Vater starb, war Alexander erst 21 Jahre alt, aber er fühlte die Kraft eines erfahrenen Mannes in sich. In seinem Charakter vereinigten sich Innigkeit und Milde mit dem Feuer des Helden; das Ungewöhnliche reizte seinen hochfliegenden Geist, Verstellung und List waren ihm fremd. Zuerst ließ er sich von den Griechen zum Oberfeldherrn, wie sein Vater, bestätigen; sie thaten es, aber mit Haß im Herzen. Dann zog er gegen seine nördlichen und westlichen Nachbarn, lauter rohe Nationen, zu Felde und warf

9. Theil 1 - S. 185

1880 - Stuttgart : Heitz
Alexander der Große. 185 hat!" — Dann ging es weiter. Noch war die Nachricht von seinem Anzuge kaum bis zu Darms gelangt; aber dessen Statthalter in Klein-Asien hatten schnell ein Heer zusammengerafft und traten damit dem macedonischen Helden entgegen. Nur ein kleines Flüßchen, der Granikus (er geht in das Meer von Marnwra), war zwischen ihnen. Noch überlegte man, ob man hinübergehen sollte oder nicht, und P armenio, ein alter Feldherr Alexanders, miderrieth es. „Nein!" rief plötzlich Alexander, „da müßte sich ja der Hellespont schämen, wenn dies Flüßchen uns aufhalten sollte!" — und so drückte er dem Pferde die Sporen ein und jagte mit der Reiterei hindurch auf den Feind los. Aber bald wäre er ein Opfer seines Muthes geworden. Zwei persische Generale sprengten auf ihn ein; denn ob er gleich nicht von großer Statur war, so unterschieden ihn doch sein wilder Muth und der hohe wallende Federbusch auf dem strahlenden Helme. Tapfer hieben sie sich herum; endlich traf der Eine seinen Helm mit einem so kräftigen Hiebe, daß er entzweisprang, und schon hob der Andere den Arm auf, um dem Wehrlosen den Kopf zu spalten. In diesem Augenblicke der Todesgefahr jagte einer seiner Generale, Klitus, herbei und rannte — eben noch zur rechten Zeit — dem Feinde die Lanze durch den Leib. Den Andern tödtete dann Alexander selbst. Die Schlacht wurde gewonnen, und im erbeuteten persischen Lager fand man große Schätze; denn die Perser pflegten alle ihre Kostbarkeiten mit sich zu führen. Die Beute wurde unter Macedonier und Griechen getheilt; er selbst behielt nichts; denn Eigennutz warseine Sache nicht. Dann zog er weiter. Auf seinem Zuge mitten durch Klein-Asien kam er in eine Stadt, die Gordion hieß. Hier, erzählte man ihm, fei der berühmte gordische Knoten, von dem ein altes Orakel gesagt hatte: wer ihn nicht lösen könnte, würde auch Asien nicht erobern. Es hatte damit folgende Bewandtniß. Vor uralten Zeiten lebte in dem Lande ein Landmann Namens Gordios. Der pflügte einmal auf seinem Acker; da kam ein Adler geflogen und setzte sich ganz dreist auf das Joch seiner Stiere und blieb den ganzen Tag sitzen. „Was mag das zu bedeuten haben?" dachte Gordios. Geschwind ging er nach einer benachbarten Stadt (Tel-messos), deren Einwohner in dem Ruse standen, gute Wahrsager zu sein, und fragte ein Mädchen, das ihm begegnete, wo wohl ein geschickter Wahrsager wohnte? „Ich kaun dir selbst darin dienen," antwortete das Mädchen; „sage an, was ist dir widerfahren?" Da erzählte denn Gordios die Geschichte mit dem Adler. „Der

10. Theil 1 - S. 187

1880 - Stuttgart : Heitz
Alexander der Große. 187 daß der König, der ihn scharf ansah, gleich alles Mißtrauen fahren ließ und unbesorgt die Schale an den Mund setzte, während er dem Arzte den Brief überreichte. Als dieser ihn gelesen hatte, wurde er zornig über die unwürdige Verleumdung und wollte sich rechtfertigen. „Sei ruhig, Philipp," antwortete ihm der König, „ich glaube, daß du unschuldig bist; der Erfolg wird es ja zeigen." — Er zeigte es auch wirklich: nach drei Tagen war Alexander so weit wieder hergestellt, daß er sich den Soldaten wieder zeigen konnte, die vor Entzücken gar nicht wußten, wie sie dem verständigen Arzte genug danken sollten. Wirklich war es auch die allerhöchste Zeit, daß Alexander sich wieder an seines Heeres Spitze stellen konnte; denn Darms kam eben heran und traf bei Jssus, da, wo Klein-Asien an Syrien stößt, in dem Winkel des mittelländischen Meeres, Cypern (Kypros) gegenüber, auf die Macedonier. Nichts hier von Alexanders kühnem Muthe und seinen trefflichen Maßregeln! Genug, er gewann den Sieg und Darins selbst entkam nur mit genauer Noth. Er hatte während des Treffens, nach der Sitte persischer Könige, auf einem hohen Wagen gesessen, und als nun die Flucht allgemein wurde, konnte der Wagen nicht schnell genug fortgebracht werden. Der König sprang daher schnell herunter, so schnell, daß er Schild, Mantel und Bogen darauf zurückließ, schwang sich aufs Pferd und jagte fort. Alles Gepäck fiel wieder in Alexanders Hände, aber auch, was den Darms noch mehr betrüben mußte, seine Mutier, die. liebste seiner Frauen und zwei seiner Töchter nebst seinem unmündigen Sohne. Als diese Frauen hörten, daß die Waffen und der Wagen des Königs von den Macedoniern aufgefangen wären, wurden sie sehr betrübt; denn sie zweifelten nun nicht an dem Tode desselben. Sogleich. schickte Alexander einen seiner Generale zu ihnen und ließ ihnen sagen: Darius sei weder todt noch gefangen, sondern glücklich entkommen; sie möchten sich daher trösten, es solle ihnen nichts Böses geschehen. Am andern Tage ging er selbst in Begleitung seines Lieblings Hephästion zu ihnen ins Zelt, und da sie diesen, der größer als Alexander war, für den König hielten und daher vor ihm niederfielen, so trat er bescheiden zurück und wies sie an Alexander. Die Damen waren bestürzt und fürchteten, dieser möchte empfindlich sein, daß sie ihn nicht gleich erkannt hatten; aber höflich erwiederte er: es habe gar nichts zu sagen, auch Hephästion sei ein Alexander. Und die ganze Zeit ihrer Gefangenschaft wurden sie mit der größten Auszeichnung behandelt.
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