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1. Theil 1 - S. 106

1880 - Stuttgart : Heitz
106 Alte Geschichte. 2. Periode. Perser. dazu in Medien vorbereitet. Er solle sich nicht fürchten; denn wenn der König ihm ein Heer entgegenschicken würde unter seiner oder eines andern Meders Anführung, so würde es alsbald zu ihm übergehen. Cyrus besann sich nicht lange. Seinen Großvater konnte er überdies nicht leiden; er hatte es ihm nicht vergessen, daß er ihn hatte todten lassen wollen. Geschwind rief er die Einwohner von Persis zusammen. Er trat unter sie und sprach: „Hört, ihr Perser! Der König Astyages hat mich durch das Schreiben hier zu euerm Befehlshaber ernannt. Demnach befehle ich euch, daß ihr gleich sammt und sonders mit einer Sichel vor mir erscheint." — Alle liefen nach Hause und waren bald wieder da. Nun führte er sie auf ein großes Feld, das ganz mit Dornengebüsch übersäet war, und befahl ihnen, es zu reinigen. Die Perser gehorchten und arbeiteten im Schweiße ihres Angesichts; endlich am Abend war Alles fertig. „Gut, Kinder!" sagte Cyrus; „morgen kommt wieder, aber in Feierkleidern." — Als sie erschienen, bewirthete er sie trefflich und fragte sie dann, welcher Tag ihnen besser gefalle? — ,Md du fragst noch, Cyrus?" antworteten sie; „der heutige und und der gestrige sind wie Tag und Nacht." „Gut!" rief Cyrus und trat mitten unter sie; „so hört denn: folgt meinem Rathe und fallt vom Astyages ab; dann sollt ihr frei sein von den Banden der Knechtschaft und viele Tage wie den heutigen genießen. Wollt ihr aber nicht, so wird es an solchen Mühseligkeiten nicht fehlen, wie ihr gestern erlitten habt. Nun! entschließt euch!" Alle jauchzten ihm zu und versprachen ihm Beistand. Da Astyages von der Empörung hörte, sandte er einen Boten an Cyrus und ließ ihn zu sich entbieten. „Geh!" sprach Cyrus, „und sage deinem Herrn, ich würde eher bei ihm sein, als ihm lieb sein würde." Nun schickte Astyages ein Heer den Rebellen entgegen und wählte zum Anführer — den Harpagos. Gleich beim ersten Zusammentreffen ging dieser mit einem großen Theile des Heeres zum Cyrus über. Astyages knirschte; er ließ die Magier, die ihm zur Erhaltung des Cyrus gerathen hatten, ans Kreuz schlagen; dann ging er selbst zu Felde. Aber sein Heer wurde geschlagen und er selbst gefangen. Jetzt trat Harpagos vor ihn, lachte und spottete seiner, warf ihm jene grausame Mahlzeit vor und gefiel sich darin, ihm recht viel Herzkränkendes zu sagen. Der gefangene König hörte ihn lange ruhig an; endlich sprach er: „Du bist ein verworfener Mensch! denn du hast um eines dir allein zugefügten Unrechts willen ein ganzes Volk unglücklich gemacht." Er hätte noch

2. Theil 1 - S. 108

1880 - Stuttgart : Heitz
108 Alte Geschichte. 2. Periode. Perser. Endlich kam Cyrus und — siegte. „Schlimm," dachte Krösus; „aber das zweite Mal soll es schon besser gehen. Jetzt willst du nach Sardes — so hieß seine Hauptstadt — zurückgehen und nächstes Frühjahr mit stärkerer Mannschaft wiederkommen." — Gesagt, gethan! Zugleich schickte er an alle seine Bundesgenossen und ließ ihnen sagen, in einem halben Jahre möchten sie doch kommen und ihm beistehen. Aber so lange wartete der umsichtige Cyrus nicht; der machte sich rasch auf und folgte dem Krösus nach. Plötzlich erschien er vor Sardes, schlug den Krösus noch einmal und bemächtigte sich der Stadt. Krösus wurde gefangen. Was nützte ihm nun sein ganzer Reichthum, was die theuer erkauften Orakelsprüche ? Obendrein ließ ihn Cyrus im ersten Siegesfeuer in Ketten auf einen hohen Scheiterhaufen setzen und befahl, ihn zu verbrennen. Eben wollte man schon den Holzstoß anzünden, da stieß Krösus tiefe Seufzer aus: „O Solou, Solon, Solon!" rief er mit lauter Stimme. Cyrus hörte das und ließ ihn fragen, wen er da anrufe? Lange konnte man aus ihm nichts herausbringen; endlich sagte er: „er rufe einen Mann, den alle Könige hören möchten." Darauf erzählte er folgende Geschichte. Mehrere Jahre vorher war der berühmte athenische Gesetzgeber Solon auf seinen Reisen unter anderen auch nach Sardes gekommen und hatte den Krösus besucht, der ihn sehr freundlich aufnahm und einige Tage darauf durch seine Diener in seine Schatzkammer führen ließ, wo ihm alle aufgehäuften Reichthümer gezeigt wurden. Dann fragte ihn Krösus: „Mein lieber Solon, du bist ein weiser und ein vielgereister Mann; sage mir doch, ist dir wohl auf deinen Reisen irgend ein Mensch vorgekommen, der viel glücklicher war als alle Andere?" — Er hoffte, Solon würde ihn nennen; aber dieser besann sich schnell und antwortete: „O ja, König! der Grieche Tellos!" — „Tellos?" sagte Krösus, „Tellos? Von dem habe ich nie gehört; wer war denn der?" — „£)," erwiderte Solon, „das war ein sehr glücklicher Mann; ihm wurden mehrere wohlgebildete, brave Söhne geboren, die gut einschlugen, und er erlebte noch, daß sie wieder Kinder bekamen, die alle am Leben blieben. Ihm selbst ging nichts ab, und endlich fand er einen ehrenvollen Tod. Er zog nämlich mit den Athenern zu Felde und starb, nachdem er die Feinde in die Flucht geschlagen hatte. Die Athener begruben ihn aus öffentliche Kosten und ehrten fein Andenken." — Krösus schüttelte den Kops; er hoffte doch wenigstens die zweite Stelle einzunehmen und fragte, wen er denn

3. Theil 1 - S. 110

1880 - Stuttgart : Heitz
110 Alte Geschichte. 2. Periode. Perser. Erzählung des Krösus nachdenklich; er bedachte, daß ja sein Ende auch noch nicht da sei und daß es sich also mit ihm auch noch sehr ändern könnte. Dieser Gedanke machte ihn milder gegen seinen Feind; er schenkte ihm nicht nur das Leben, sondern behielt ihn auch fortan als Freund bei sich. Daß Cyrus die Juden aus der sogenannten babylonischen Gefangenschaft in ihr Land entließ, ist anderweitig bekannt. Ueber das Ende des großen Völkerbezwingers lauten die Nachrichten verschieden. Wahrscheinlich ist er in einem Kriege ums Leben gekommen, den seine unersättliche Eroberungssucht gegen die Völker der tartarischeu Steppe angefangen hatte. Die Königin der Massa-geten, Tomyris, vernichtete das Perserheer in der entscheidenden Schlacht; Cyrus fiel. Die Siegerin ließ einen Schlauch mit Blut füllen und tauchte sein Haupt hinein. „Sättige dich," sprach sie, „an dem Blute, nach dem du so lange gedürstet hast!" — Cyrus hinterließ einen Sohn, den Kambyses, einen Mann von wilder, grausamer Gemüthsart und unersättlicher Herrschsucht (529—523). Er glaubte von dem Könige von Aegypten, Amasis, beleidigt zu sein und zog mit einem Heere nach Aegyptens) Aber ehe er noch hinkam, starb Amasis, und dessen Sohn, Psammenit, mußte für den Vater leiden. Denn Kambyses überwand ihn m eurer Schlacht und nahnt endlich auch die Hauptstadt von Aegypten, *) Das ist derselbe Amasis, dessen Bundniß mit Polykrates bekannt ist. Dieser Polykrates war der Herr der Insel Samos im ägäischen Meere, und Alles, was er unternahm, glückte ihm; er hatte eine Menge Schiffe, die ihm Inseln und Städte eroberten, er schlug alle seine Feinde, kurz, - nichts mißlang chm. Da das sein Bundesgenosse Amasis von Aegypten hörte, schrieb er ihm einen Brief: „Ge'rn hört man, daß es einem Freunde wohlgeht; aber mich ängstigt dein großes Glück; daher wünschte ich, daß du in manchen Dingen auch einmal unglücklich wärest. Denn ich habe noch von Keinem, der in allen Unternehmungen glücklich war, gehört, mit dem es nicht ein schreckliches Ende genommen hätte. Folge daher meinem Rathe und wirf Das, was dir das Liebste ist, von dir, damit du die neidischen Götter versöhnest."'— Polykrates folgte dem Rathe. Nichts war ihm lieber als ein Ring, ein schöner Smaragd in Gold gefaßt. Mit chm fuhr er weit ins Meer hinein und warf ihn ins Wasser; dann kehrte er tiefbetrübt nach Hause zurück. Sechs Tage darauf fing ein Fischer einen ausnehmend schönen Fisch, den er dem Könige zum Geschenk brachte, und als man das Thier aufschnitt, lag der Ring in seinem Magen. Polykrates meldete das Alles dem Amasis. Dieser aber schickte einen Herold nach Samos und ließ seinem Freun e das Bündniß aufkündigen. „Unmöglich," schrieb er ihm, „kann es Mit btt ein* mal ein gutes Ende nehmen; lebe wohl!" Wirklich wurde auch Polykrates bald darauf ermordet.

4. Theil 1 - S. 192

1880 - Stuttgart : Heitz
192 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. ging er nach Persepolis,.jener herrlichen Stadt, deren Trümmer jetzt noch die Reisenden mit Staunen erfüllen. Des Goldes allein mar hier so viel, daß man 20,000 Maulesel und 5000 Kameele brauchte, es wegzuführen! Wer denkt bei diesen Schätzen und bei der verlassenen Lage des Darms nicht unwillkürlich an Krösus und an Solons Ausspruch: .„Niemand ist vor dem Tode glücklich zu preisen!" Auch fand er hier eine große Bildsäule des Xerxes. Sie war von den eindringenden Soldaten umgestoßen worden und lag noch auf dem Boden. Alexander blieb stehen. „Soll ich dich liegen lassen, weil du Griechenland bekriegt hast, oder soll ich dich wegen deiner sonstigen Großmuth wieder aufrichten?" Nachdem er lange in tiefes Nachdenken versunken dagestanden hatte, ging er endlich still weiter. — Vier Monate blieb Alexander hier, damit sein Heer sich ausruhe, und alle Tage wurden hier in Festlichkeiten verlebt. Endlich waren die vier Monate um; Alexander wollte nun aufbrechen und gab seinen Freunden noch vorher in Persepolis einen großen Schmaus. Da fiel es einer Tänzerin aus Athen, die mit dabei war, ein: es müsse recht schön sich ausnehmen, wenn der ganze große Königspalast in Flammen stände; Xerxes habe ihn erbaut und da dieser die Griechen bekriegt und Athen verbrannt habe, so gezieme es sich, noch an seinem Andenken sich dadurch zu rächen, daß man ihn verbrenne. Das fanden die Berauschten ganz vortrefflich und man bat den Alexander so lange, bis er selbst eine Fackel ergriff und den schönen Palast zuerst anzündete, der auch gänzlich abbrannte! Wahrlich, keine königliche That! Von Alexanders großer Freigebigkeit sind uns mehrere Beispiele aufbewahrt worden. Einmal sah Alexander, wie ein gemeiner macedonischer Soldat einen Maulesel vor sich hertrieb, der mit einem dem Könige zugehörigen Geldsack beladen war; endlich konnte der Esel nicht mehr von der Stelle. Da nahm ihm der Soldat den Sack ab und schleppte ihn keuchend weiter. Alexander fragte, was er da trage, und als er es erfuhr, rief er ihm zu: „Werde nicht müde, sondern trage den Sack vollends in dein Zelt und behalte ihn für dich!" — Er pflegte über nichts unwilliger zu werden, als wenn man seine Geschenke ausschlug. Daß man ihn um etwas bat, nahm er nicht leicht übel. Er hatte im Lager einen jungen Menschen, mit dem er zuweilen Ball spielte; dieser hatte noch nie ein Geschenk erhalten, weil er zu bescheiden war, den König darum zu bitten. Endlich aber gab er es ihm auf

5. Theil 1 - S. 194

1880 - Stuttgart : Heitz
194 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. wildesten und wüstesten Gegenden; bald hatte man die rauhesten Gebirge zu übersteigen, bald die brennendsten Sandwüsten zu durchwandern; denn Darms floh bis in 'die entferntesten Provinzen jenseit des kaspischeu Meeres. Einmal war Alexander mit seinem Heere in einer brennend-heißen Sandwüste und nahe daran, vor Hitze und Durst zu verschmachten. Da halten einige Soldaten eine Quelle gefunden und füllten ihre Schläuche. Als sie ihren König vor Durst schmachten sahen, brachte ihm einer der Soldaten in seinem Helme einen Trunk und sagte: „Trinke doch, König! Wir haben zwar das Wasser für unsere Kinder geschöpft; aber sollten die auch vor Durst sterben, so kann uns der Himmel andere schenken; du aber kannst uns nie wieder ersetzt werden." Alexander nahm den Helm; da er aber sah, wie alle Reiter um ihn herum die Köpfe hängen ließen und schmachtend nach dem Wasser sahen, gab er es zurück. „Nein," sagte er, „ich will nicht trinken; tränke ich allein, so würden diese hier nur noch mehr ihren Durst fühlen!" — Da riefen die Reiter allzumal: „Führe Ans getrost weiter, o König; wir sind nicht müde, wir achten den Durst nicht, so lcknge wir einen'solchen König haben!" — Nach langer Verfolgung erfuhren endlich die Macedonier, daß Darms sich in der allertraurigsten Lage befinde. Einer seiner Statthalter, Bessus, ein sehr böser Mensch, hatte sich seiner bemächtigt und führte ihn gefangen mit sich fort; denn er hatte die Absicht, sich zum Könige jener Gegenden auszuwerfen. Alexander war so sehr geeilt — denn er hatte, um schneller fortzukommen, das Fußvolk zurückgelassen —, daß er endlich die Hütten erreichte, wo Darms und Bessus die letzte Nacht gerastet hatten. Im Fluge ging es nun weiter. Als aber Bessus sah, daß er den König nicht vor den Verfolgern retten könnte, versetzte er ihm mehrere tödtliche Stiche, ließ ihn blutend auf seinem Wagen liegen und eilte zu Pferde schnell fort. Es war auch für ihn die höchste Zeit; schon sah er hinter sich die Staubwirbel der ihn verfolgenden Soldaten aufsteigen. Kaum war er fort, so sprengten schon einige von Alexanders Reitern herbei und fanden den Darms in seinem Blute liegen. Der arme Mann — sonst Herrscher eines ungeheuren Reiches und von tausend Dienern umgeben, die auf feine Winke lauschten — hatte jetzt nicht einen Diener bei sich, der ihm das Nöthigste reichte. Er empsand, wie alle Verwundete, einen brennenden Durst und bat um einige Tropfen Wassers. Ein macedonifcher Soldat brachte es ihm in seinem Helme und erquickte ihn. „ Freund!" sagte Darius, das betrachte

6. Theil 1 - S. 198

1880 - Stuttgart : Heitz
198 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. „Höre," sagte er, „ich würde besser regieren, wenn ich dir nicht die besten, sondern die schlechtesten Bürger schicken dürfte." — Alexander freute sich über die verständige Antwort und war mit wenigen Geiseln zufrieden. Dann kam ihm ein anderer indischer Fürst, einer der mächtigsten, Taxiles mit Namen, entgegen. „Wozu, Alexander," redete er ihn an, „wozu haben wir erst nöthig, uns zu bekriegen, wenn du nicht kommst, uns das Wasser und die nöthigsten Lebensbedürfnisse zu nehmen; denn nur darum sollten verständige Menschen sich streiten. Habe ich mehr Geld und Gut als du, so bin ich gern bereit, dir einen Theil davon abzugeben; habe ich dagegen weniger als du, so werde ich mich nicht schämen, von dir etwas anzunehmen." — Alexander hörte mit Vergnügen der vernünftigen Rede zu; endlich schloß er ihn in seine Arme und sagte: „Glaubst du wirklich, daß es zwischen uns so ohne allen Streit abgehen werde? Da irrst du dich. Du sollst nichts vor mir voraus haben und ich werde mich nicht von dir an Großmnth und Freigebigkeit übertreffen lassen." Und nun nahm er zwar die Geschenke an, die ihm der wackere Taxiles mitgebracht hatte, aber er schenkte ihm noch weit bedeutendere und gab ihm noch obendrein 12,000 Thaler gemünzten Geldes, worüber die Macedonier nicht wenig scheel sahen. Ein ander Mal bekam er einen andern mächtigen König in Indien, den Po ros, gefangen, nachdem sich dieser verzweifelt gegen ihn gewehrt hatte. Als der Gefangene vor ihn gebracht wurde, bewunderte er den stattlichen Mann; denn Poros war ein Mann von ausnehmender Größe. „Wie willst du behandelt sein, Poros?" fragte er ihn. Dieser antwortete ihm: „Königlich!" — Alexander fragte weiter: „Verlangst du sonst nichts?" — „Unter dem Worte königlich ist alles Uebrige begriffen," war die Antwort. Wirklich behandelte ihn auch Alexander mit Großmuth; er gab ihm die Freiheit und setzte ihn nicht nur wieder in sein Reich ein, sondern gab ihm noch mehr Land, als er vorher gehabt hatte. Von diesem Poros erzählt man noch, er habe einen merkwürdig zahmen und verständigen Elephanten gehabt von vorzüglicher Größe. Das Thier hatte eine große Liebe für seinen Herrn. So lange dieser noch unverwundet war, lief es mit ihm keck in das Schlachtgetümmel und schlug mit seinem Rüssel wacker um sich herum.- Sobald es aber merkte, daß der König verwundet und durch die vielen Pfeile entkräftet war, zog es sich langsam zurück, ließ sich ganz sanft auf die Kniee nieder, damit sein Herr, wenn er etwa herabfalle,

7. Theil 1 - S. 180

1880 - Stuttgart : Heitz
y 180 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. er nun davon Vortheil ziehen. Er hatte den Plan, ganz Griechenland unter seine Herrschaft zu beugen. Nachdem er mit ihnen Krieg angefangen hatte, bezwang er sie in einer Schlacht bei Chäronea in Böotien (338), und schon fürchteten die Griechen das Schlimmste, als er ihnen freundlich Frieden anbot und nichts weiter verlangte, als daß sie ihn zum Mitglieds des griechischen Staatenbundes annähmen, ihm auf einem Zuge gegen die Perser beiständen und ihn zum Oberfeldherrn machten. Der schlaue Mann nämlich wußte wohl, daß er als solcher über Griechenland gebieten könnte und daß ihm die Griechen williger gehorchen würden, als wenn er sich ihren König nannte. Aber ehe es noch zu diesem Kriegszuge kam, wurde der gefährliche Philipp ermordet (336). Die Griechen frohlockten, als sie es hörten; sie bedachten nicht, daß bald ein Größerer kommen würde. Philipp hinterließ einen Sohn, Alexander (336—323). Dieser hatte sich schon als kleiner Knabe ausgezeichnet und früh schon große Hoffnungen erregt. Er zeigte vielen Verstand, eine ungemeine Wißbegierde und einen unbegrenzten Ehrgeiz. Schon das hielten die Griechen für eine Vorbedeutung, daß in derselben Nacht, in welcher er geboren wurde, der herrliche Diaueutempel in Ephesus an der Küste Klein-Asiens abbrannte. Ein alberner Mensch nämlich, Herostrat, ärgerte sich, daß er durch nichts seinen Namen berühmt zu machen verstände. Er zündete darum das Meisterwerk an und hätte verdient, daß zur Strafe sein Name der Vergessenheit übergeben worden wäre. Aber er ist erhalten worden, und man nennt noch heutigen Tages jeden muthwilligen Zerstörer einen zweiten Herostrat. Philipp hatte über Alexanders Geburt eine rechte Herzensfreude gehabt und gleich daran gedacht, etwas Tüchtiges aus ihm zu machen. Nun lebte damals in Athen, als Schüler des Plato, ein ausgezeichneter Kopf, der gelehrteste und scharfsinnigste Mann seiner Zeit, Aristoteles. An den schrieb Philipp: „Es ist uns ein Sohn geboren worden. Wir danken den Göttern, die ihn uns zu der Zeit geschenkt haben, wo ein Aristoteles lebt. Wir hoffen, du werdest aus ihm einen Fürsten bilden, der seinem Vater und Makedonien Ehre mache." Aristoteles wurde auch wirklich der Lehrer und Erzieher des heranwachsenden Alexander, und früh schon entwickelten sich die herrlichen Talente des Knaben. Kein anderer Knabe that es ihm im Laufen, Springen und andern Künsten zuvor; die Gesänge des Homer las er mit Entzücken und wußte

8. Theil 1 - S. 184

1880 - Stuttgart : Heitz
184 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. Nach der Bestrafung Thebens hatte Alexander vor den Griechen Ruhe und konnte daran denken, den großen Zug gegen die Perser zu unternehmen, zu dem schon sein Vater Lust gehabt hatte. In der That ein abenteuerliches Unternehmen! Das ganze Mace-donien war viel kleiner als die kleinste Provinz des ungeheueren persischen Reiches, und Alexander hatte nur 35,000 Mann. Aber bei den Kämpfen zwischen den Völkern kommt es weniger auf die natürliche Kraft und die Menschenmasse an, als auf den Geist, der sie belebt, und hatten doch auch die Athener bei Marathon gesiegt! In Persien regierte damals ein gutmüthiger, aber schwacher König, Darius Kodomannus. Er war solchen Zeiten der Gefahr und Umwälzung nicht gewachsen und sein Volk nach und nach so entartet und verweichlicht, daß keine Spur mehr von des Cyrus Geiste in ihm zu finden war. Mit einem solchen Volke konnte Alexander wenigstens den Versuch machen; mißlang dieser auch, so brauchte er doch nicht zu fürchten, daß die Perser ihn, wie einst zu Miltiades' und Themistokles' Zeiten, bis nach Europa verfolgen würden. Alexander setzte über den Hellespont nach Asien über (bei Sestos und Abydos), besuchte auf der Ebene von Troja die Grabmäler des Achilles und Patroklos und rief bei dem Grabe des Ersteren aus: „O du glücklicher Achill! Du hast im Leben einen Freund in Patroklos und im Tode einen Homer gefunden, der deine Thaten besungen und dein Andenken unsterblich gemacht Mannes. „Schön! herrlich!* rief er; „aber gieb mir doch den Pinsel noch einmal her." Er machte nun mit einer dritten Farbe noch mehrere feine Schattirungen, welche die seines Kollegen noch übertrafen, und ging fort. „Ich bin besiegt!" rief der Rhodier, als er zurückkehrte. Er eilte zum Apelles und drückte ihn entzückt in seine Arme, und mehrere Hundert Jahre hat man die gemeinsame Zeichnung der beiden Künstler als ein Meisterwerk aufbewahrt, bis sie in einer Feuersbrunst zerstört wurde. Als einmal Apelles nach Alexandrien in Aegyten kam, wollte ihn dort ein Mensch, der ihn nicht leiden konnte, in Verlegenheit bringen und lud ihn zum Könige Ptolemäus ein, obgleich derselbe vielleicht noch nie etwas von Apelles gehört hatte. Dieser fand sich ein. Der König verwundert, einen unbekannten Menschen sich eindrängen zu sehen, fuhr ihn barsch an; was er wolle? wer ihn geladen habe? — Und als der König nicht glauben wollte, daß Apelles hintergangen fei, nahm dieser eine Kohle und zeichnete damit die Züge jenes Mannes, der ihn geladen hatte, so sprechend an die Wand, daß der König ihn augenblicklich erkannte. Der Unverschämte erhielt seinen Lohn: den Apelles aber ließ der König nicht eher fort, bis er von ihm gemalt worden war.

9. Theil 1 - S. 186

1880 - Stuttgart : Heitz
186 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. Adler bedeutet," meinte die Wahrsagerin, „daß du einmal König werden wirst." — Der Landmann freute sich, heirathete das Mädchen und blieb fürs erste bei ihr. Nach einiger Zeit entstanden in seinem Vaterlande Streitigkeiten, und die Einwohner fragten das Orakel, was sie machen sollten, daß die Ruhe wieder hergestellt würde? „Wenn ihr nach Hause geht," lautete die Antwort, „werdet ihr einem Wagen begegnen; den Mann, der darin sitzt, macht zu euerm Könige." — Um diese Zeit wollte Gordios einmal seine Verwandten daheim besuchen und reiste in sein Vaterland. Plötzlich sah er seinen Wagen umringt; man hob ihn heraus und begrüßte ihn als König. Anfangs wußte er nicht, wie ihm geschah und hielt die Leute für närrisch; endlich wurde ihm der Zusammenhang erklärt und er ließ es sich gefallen, König des Landes zu werden. Zum Andenken an die Begebenheit wickelte er das Geschirr um das Joch, umwand es mit Bast, schürzte einen künstlichen Knoten, an dem man weder Anfang noch Ende sah, und hing Alles in einem Tempel auf. Dies war der bekannte gordische Knoten, den bisher Keiner hatte lösen können. — Wenn Alexander auch wohl verständig genug war, über den Aberglauben zu lachen, so durfte er doch, um des Volkes und der Soldaten willen, den Knoten nicht ungelöst zurücklassen. Er besann sich schnell und zerhieb mit dem Schwerte die verschlungenen Fäden. Endlich kam er nach Cilicien, der hintersten und südlichsten Provinz Klein-Asiens, und nahm sein Quartier in Tarsns. Ein klarer, frischer Fluß, der Eyduus, floß hier vorbei. Die Hitze des Tages machte Alexander Lust, sich in dem Flusse zu baden; aber kaum war er im Wasser, als ihn ein heftiger Fieberfrost ergriff und man ihn halbtodt heraustragen mußte. Sein Zustand war äußerst bedenklich; die Aerzte waren besorgt, und zum Uebermaße des Unglücks hörte man, daß Darms selbst mit dem Hauptheere schon ganz in der Nähe stände und in ein paar Tagen da sein könnte. Da entschloß sich ein treuer Arzt, Philippus, ein gefährliches aber entscheidendes Mittel anzuwenden, welches entweder schnell zum Tode oder zur Besserung führen mußte. Eben bereitete der Arzt den wichtigen Trank; da kam ein Bote an, vom alten Parmenio, den Alexander in Klein-Asien zurückgelassen hatte, geschickt. „Nimm dich ja," so schrieb er, „vor dem Philippus in Acht; er ist von Darms bestochen worden, dich zu vergiften." Alexander las und überlegte. Schon trat Philipp ins Zimmer, die Schale in der Hand, aber mit so ruhiger, unbefangener Miene,

10. Theil 1 - S. 189

1880 - Stuttgart : Heitz
Alexander der Große. , 189 den sie auf Die hinabschütteten, die auf Leitern Heranstiegen. Alexander ließ mit dem Mauerbrecher gegen die Mauer rennen, um sie einzustürzen; vergebens! Denn die Einwohner schwächten seine Kraft durch vorgehaltene Häute und wollene Decken. Der Widerstand machte ihn nur noch wüthender; er war überall, wo die Gefahr am größten war, zugegen, ermunterte die Säumenden, drohte den Feigen, und hatte endlich die Freude, daß ein Theil der Mauer einstürzte. Ueber die Trümmer hin kletterten die tapfersten Macedonier hinein und schlugen in der ersten Wuth 8000 Tyrier todt; 30,000 wurden in die Sklaverei geführt. So wurden ehemals die Städte erobert! Und das von dem so menschlichen Alexander! Nun ging er nach Aegypten, welches sich desto leichter unterwarf. Seit Kambyses' Zeit hatten die Einwohner die persische Herrschaft nur ungern ertragen und manchmal sich empört. Kein Wunder, daß sie mit Freuden Den aufnahmen, der sie davon befreite. In Memphis wurden kostbare Spiele gefeiert und den ägyptischen Göttern zum Danke geopfert, daß die Eroberung schnell von Statten gegangen war. Dann legte er den Grund zu einer neuen Stadt am mittelländischen Meere und nannte sie nach sich Alexandria. Sie sollte das zerstörte Tyrus ersetzen und wurde auch bald durch die Tyrier bevölkert, die zur Zeit der Zerstörung ihrer Vaterstadt gerade aus Reisen gewesen waren. Schon 20 Jahre nach ihrer ersten Anlegung war Alexandria eine blühende Stadt. Ihre Lage am mittelländischen Meere, auf dem Wege von Europa nach Indien, machte sie bald zu einem Hauptsitze des Handels. Viele Jahrhunderte blühte sie durch Handel und Wissenschaft. Nun fiel es ihm ein, in die brennend-heiße Wüste Libyens einen Zug zu unternehmen. Hier lag auf einer Oase (ein fruchtbarer Fleck mitten in einer Sandwüste) der Tempel des Jupiter Ammon, wohin eine Menge Menschen jährlich wallsahrteten, um das Orakel zu befragen, und wo ein großer Verkehr durch Karavauen getrieben wurde; denn eine Handelsstraße aus dem mittlern Afrika ging hier durch. Fast wäre er mit seinem ganzen Heere unterwegs vor Durst verschmachtet; denn wochenlang mußte er ziehen, und kein Baum gab ihm Schutz vor den brennenden Sonnenstrahlen, keine Quelle kühlte die lechzende Zunge der Wandernden. Endlich war er da. Was ihm das Orakel gesagt habe, weiß man nicht genau; es soll ihn einen Göttersohn genannt haben, ein großes Unglück für ihn; denn seit der Zeit scheint er sich wirk-
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