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1. Theil 3 - S. 21

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther in Worms. 21 mit ihm strahlen, und viele der zunächst Stehenden munterten ihn auf, sich nicht zu fürchten vor denen, die nur den Leib tobten könnten. Der Vicar des Kurfürsten von Trier, der das Wort führte, fragte ihn, ob er die Bücher, die auf dem Tische lägen, als die feinigen erkenne, und ob er widerrufen wolle? — Die erste Frage bejahte er; aber wegen der zweiten bat er sich Bedenkzeit aus, die ihm der Kaiser auch gewährte. Erst als er den Saal hinter sich hatte, athmete er wieder frei. Das sah er nun doch ein, daß es keine Kleinigkeit sei, so vor Kaiser und Reich zu stehen und seine Meinung zu verfechten; so gewaltig hatte er es sich nicht gedacht. Aber bald gab ihm der Gedanke an den Beistand Gottes, für dessen Wort er hier zu reden habe, neue Kraft, und er freute sich, als er schon am folgenden Nachmittag um 4 Uhr wieder zur Versammlung abgerufen wurde. Nachdem er zwei ganzer Stunden draußen hatte warten müssen, umdrängt von unzähligen Neugierigen, öffneten sich für.ihn die Thüren und er trat ein. Schon brannten im Saale alle Kerzen und Fackeln. „Allergnädigster Kaiser, gnädigste Kurfürsten, Fürsten und Herren!" hob er an, „ich erscheine gehorsam auf dem Termine, so mir gestern Abend angesetzt ist, und bitte durch Gottes Barmherzigkeit, Ew. Maj. und Gnaden wollten diese gerechte und wahrhaftige Sache, wie ich hoffe, gnädigst hören; und so ich ans Unverstand vielleicht einem jeglichen seinen gebührlichen Titel nicht geben, oder mich sonst nicht nach Hofgebrauch in Geberden erzeigen sollte, mir es gnädigst zu gut halten, als der ich nicht zu Hose ge-gewest, sondern immer im Kloster gesteckt bin und von mir anders nicht zeugen kann, denn daß ich in dem, was von mir bishero mit einfältigem (aufrichtigem) Herzen gelehrt ober geschrieben worden, allein Gottes Ehre und der' Christgläubigen Nutz und Seligkeit angesehen und gesucht habe." Dann redete er von seinen Büchern und von den darin enthaltenen Lehrsätzen, alles in deutscher Sprache. Da erinnerte man ihn, der Kaiser verstehe davon nicht viel; er solle doch das mit lateinischen Worten wiederholen. Das that er auch, ob er gleich sehr schwitzte und ihm wegen des Getümmels sehr heiß war. Nachbem er lange überaus bescheiden gesprochen hatte, fiel ihm der Vicar in die Rede und verlangte eine runbe, richtige Antwort, ob er roib errufen wolle ober nicht. „Weil benn," antwortete Luther, „kaiserliche Majestät, kur- und fürstliche ©naben eine schlichte, einfältige, richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die web er Hörner noch Zähne haben soll,

2. Theil 3 - S. 141

1880 - Stuttgart : Heitz
Rudolph Ii. 141 zu halten. Alle Stürme der Türken waren vergebens; 20,000 waren schon vor den Mauern gefallen. Da starb Suleiman plötzlich, vom Schlage getroffen; aber man verbarg seinen Tod, damit das Heer nicht muthlos werden möchte. Indessen hatte sich die Besatzung in das innere Schloß zurückziehen müssen. Drei Tage nach des Sultans Tode stürmten die Türken aufs neue und setzten das Schloß in Brand. Als Zrini keine Rettung sah, versammelte er seine 600 Mann um sich. „Es ist unmöglich," sprach er, „den Platz länger zu behaupten. Ich bin entschlossen, lieber mit den Waffen in der Hand zu sterben, als mich der Gnade der Türken zu ergeben. Denkt ihr wie ich?" Alle stimmten ihm bei. Da verschloß er hinter sich das Thor des brennenden Schlosses, steckte den Schlüssel in die Tasche und versicherte, daß ihm denselben keiner bei lebendigem Leibe nehmen solle. Den Degen in der Hand stürzte er sich auf die Feinde und wurde endlich durch zwei Schüsse zu Boden gestreckt. Mit ihm fiel seine kleine Heldenschaar. Als nun das Feuer den Pulverthurm ergriff, stog das Schloß mit einer großen Menge von Türken krachend in die Luft. Wie unduldsam die Lutherischen damals gegen Andersdenkende waren, zeigte sich recht auf einem Reichstage, den Maximilian in Augsburg (1566) hielt. Eigentlich hatte der Kaiser die Fürsten darum hierher berufen, um sie dahin zu vermögen, ein Heer gegen die Türken aufzubringen. Aber dergleichen Gelegenheiten benutzten die Fürsten gleich, um ihrem Religionshasse freien Lauf zu lassen. Die Lutherischen beklagten sich über die Katholiken, und diese über jene, beide aber über die Resormirteu, die sie überhaupt ganz aus Deutschland vertrieben haben wollten. Nun war kurz vorher, der Kurfürst Friedrich Iii. von der Pfalz zur refor-mitten Kirche übergetreten. Lutherische und Katholiken drangen in den Kaiser, daß er den Kurfürsten doch wegen seiner Religionsveränderung bekriegen möchte. Glücklicher Weise war Maximilian so vernünftig, ihr Ansinnen zurückzuweisen und sie zu bedeuten, daß man jedem bei seinem Glauben lassen müsse. Friedrich ließ nun von seinen Theologen eine Schrift entwerfen, welche die Lehren, zu denen er sich bekannte, enthielt. Man nennt sie den Heidelberger Katechismus. Die Lehre Calvins war darin gemildert vorgetragen. Als Maximilian 1576 starb, war die Trauer allgemein. Unter seinen Söhnen wurde der älteste, Rudolph Ü., zum Kaiser gewählt. Weit mehr als von den

3. Theil 2 - S. 269

1880 - Stuttgart : Heitz
Eroberung Constanünopels. 269 das erste Werk, welches den Namen der Drucker und die Jahreszahl (1457) trägt, nur noch in sechs oder sieben Exemplaren. Fust starb endlich in Paris, wohin er gegangen war, um seine Bibeln zu verkaufen, an der Pest. Uebrigeus waren die ersten Bibeln noch sehr theuer. Fust nahm für eine 100—200 Gülden, welchen Preis man damals für sehr gering hielt. Keiner ärgerte sich mehr über ihn und die neue Erfindung, als die Mönche, die nun den Gewinn, den sie aus dem Abschreiben gelöst hatten, ganz verloren; denn man konnte nun die Bücher mehr als zehn Mal so wohlfeil kaufen. Natürlich hatten sich die Erfinder alle Mühe gegeben, ihre Kunst geheim zu halten. Es glückte ihnen nicht lange. 1462 wurde die Stadt Mainz irt einer Fehde erobert; die Druckergehülfen zerstreuten sich fliehend und trugen ihre Kunst an andere Orte. Um 1500 waren schon in allen großen Städten Europas Druckereien angelegt. 77. Eroberung Constantinopels durch die Türken, 1453. Schon seit 476 war das abendländische römische Kaiserthum umgestürzt worden. Das griechische oder morgenländische dauerte noch immer fort, aber ohne Kraft und Ruhm. Der Geist der alten Griechen war aus den Bewohnern des alten Griechenlands fast ganz gewichen; es war ein feiges, lasterhaftes, verweichlichtes Volk, und seine Kaiser waren so, wie das Volk es verdiente: grausam, tyrannisch, stolz, lasterhaft und feige. Selten zeichnete sich unter ihnen einmal ein kräftiger Mann aus. Dabei waren beständige Unruhen. Viele Kaiser wurden ermordet, oft von ihren eigenen Verwandten. So war es denn kein Wunder, wenn es endlich den Angriffen der Türken unterlag. Dieses Volk, das ums Jahr 1300 aus den Seldschucken hervorgegangen war, indem Osman in den Bergen des Taurus einen kriegerischen Haufen sammelte, hatte sich nach und nach Klein-Asiens bemächtigt, war dann nach Europa übergegangen, und hatte hier und da schon Stücke von Griechenland an sich gerissen. Sultan Mnrad machte Adrianopel zur Residenz (1360). Man erschrack in ganz Europa über die nahende Gefahr, und in der That waren die Türken damals so kriegerisch und zugleich so eroberungssüchtig, daß das Schlimmste zu befürchten war. Vergebens bat der griechische Kaiser (Johannes) die Fürsten des Abendlandes, namentlich den Papst (Urban V.) um Hülse. Dieser erbot sich dazu, wenn

4. Theil 1 - S. 119

1880 - Stuttgart : Heitz
Miltiades. 119 nung anzutragen. Bei solchen Gelegenheiten versammelten sich die Bürger auf dem Markte; die Stimmen wurden auf kleine Scherben oder Täfelchen geschrieben, diese in eine große Urne geworfen und gezählt (Ostracismns). So auch hier. Dabei erzählt man, Aristides sei selbst auf den Markt gegangen, um sein Urtheil zu vernehmen. Da sei ein gemeiner Bürger zu ihm hingetreten und habe ihn, da er selbst nicht schreiben könne, gebeten, auf das Täfelchen den Namen des Aristides aufzuschreiben. „Was hat denn der Mann gethan?" fragte Aristides. — „Gethan hat er nichts," antwortete der Bürger; „denn ich kenne ihn nicht einmal; aber es ärgert mich, daß er bei Allen den Beinamen des Gerechten führt." — Und Aristides schrieb wirklich seinen Namen auf. Er wurde auf 10 Jahre verbannt, und nahm die Hoffnung mit, daß sein Vaterland den begangenen Irrthum einsehen würde. Nun hatte Themistokles allein das höchste Ansehen in Athen, und wenn man auch seinen Ehrgeiz nicht loben kann, so ist doch nicht zu leugnen, daß er ein sehr thätiger und verständiger Mann war. Besonders sorgte er dafür, daß eine Menge Schiffe gebaut wurden; dadurch meinte er, könnte Athen allein den Kampf mit den Persern bestehen. Und die Zukunft lehrte, wie richtig er gerechnet hatte. Darins hatte indessen große Rüstungen gemacht, ein drittes, noch größeres Heer zur Züchtigung der Athener nach Griechenland zu schicken. Aber er starb darüber, und sein Sohn Xerxes (487 bis 467) hatte andere Unternehmungen auszuführen, so daß er erst neun Jahre nach der Schlacht bei Marathon aufbrechen konnte. Aber was für ein ungeheures Heer war das! 56 verschiedene Völkerschaften, die dem Perserkönige Unterthan waren, hatte er dazu aufgeboten; aus dem entferntesten Asien waren Krieger dazu herbeigekommen. Eine recht bunte Zusammenstellung von Völkertrachten war hier zu sehen; von den feingekleideten Persern bis zu den wilden Nationen, die in Thierhäuten oder halb nackt und mit bemaltem Körper erschienen. Die Menge war so groß, daß man, um sie zu zählen, eine ganz eigene Methode anwandte. Xerxes ließ nämlich 10,000 Mann abzählen und eng zusammentreten; dann zog er eine Art Hürde um sie herum. Nachdem sie herausgekommen waren, ließ er mit Andern die Umzäumung stillen, und so fort, bis das ganze Heer gemessen war. Da fand er denn, daß er 1,700,000 Mann bei sich habe.*) Aber dabei war ein *) Ohne Zweifel sind die Nachrichten von der Stärke dieses Heeres übertrieben.

5. Theil 1 - S. 194

1880 - Stuttgart : Heitz
194 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. wildesten und wüstesten Gegenden; bald hatte man die rauhesten Gebirge zu übersteigen, bald die brennendsten Sandwüsten zu durchwandern; denn Darms floh bis in 'die entferntesten Provinzen jenseit des kaspischeu Meeres. Einmal war Alexander mit seinem Heere in einer brennend-heißen Sandwüste und nahe daran, vor Hitze und Durst zu verschmachten. Da halten einige Soldaten eine Quelle gefunden und füllten ihre Schläuche. Als sie ihren König vor Durst schmachten sahen, brachte ihm einer der Soldaten in seinem Helme einen Trunk und sagte: „Trinke doch, König! Wir haben zwar das Wasser für unsere Kinder geschöpft; aber sollten die auch vor Durst sterben, so kann uns der Himmel andere schenken; du aber kannst uns nie wieder ersetzt werden." Alexander nahm den Helm; da er aber sah, wie alle Reiter um ihn herum die Köpfe hängen ließen und schmachtend nach dem Wasser sahen, gab er es zurück. „Nein," sagte er, „ich will nicht trinken; tränke ich allein, so würden diese hier nur noch mehr ihren Durst fühlen!" — Da riefen die Reiter allzumal: „Führe Ans getrost weiter, o König; wir sind nicht müde, wir achten den Durst nicht, so lcknge wir einen'solchen König haben!" — Nach langer Verfolgung erfuhren endlich die Macedonier, daß Darms sich in der allertraurigsten Lage befinde. Einer seiner Statthalter, Bessus, ein sehr böser Mensch, hatte sich seiner bemächtigt und führte ihn gefangen mit sich fort; denn er hatte die Absicht, sich zum Könige jener Gegenden auszuwerfen. Alexander war so sehr geeilt — denn er hatte, um schneller fortzukommen, das Fußvolk zurückgelassen —, daß er endlich die Hütten erreichte, wo Darms und Bessus die letzte Nacht gerastet hatten. Im Fluge ging es nun weiter. Als aber Bessus sah, daß er den König nicht vor den Verfolgern retten könnte, versetzte er ihm mehrere tödtliche Stiche, ließ ihn blutend auf seinem Wagen liegen und eilte zu Pferde schnell fort. Es war auch für ihn die höchste Zeit; schon sah er hinter sich die Staubwirbel der ihn verfolgenden Soldaten aufsteigen. Kaum war er fort, so sprengten schon einige von Alexanders Reitern herbei und fanden den Darms in seinem Blute liegen. Der arme Mann — sonst Herrscher eines ungeheuren Reiches und von tausend Dienern umgeben, die auf feine Winke lauschten — hatte jetzt nicht einen Diener bei sich, der ihm das Nöthigste reichte. Er empsand, wie alle Verwundete, einen brennenden Durst und bat um einige Tropfen Wassers. Ein macedonifcher Soldat brachte es ihm in seinem Helme und erquickte ihn. „ Freund!" sagte Darius, das betrachte

6. Theil 1 - S. 180

1880 - Stuttgart : Heitz
y 180 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. er nun davon Vortheil ziehen. Er hatte den Plan, ganz Griechenland unter seine Herrschaft zu beugen. Nachdem er mit ihnen Krieg angefangen hatte, bezwang er sie in einer Schlacht bei Chäronea in Böotien (338), und schon fürchteten die Griechen das Schlimmste, als er ihnen freundlich Frieden anbot und nichts weiter verlangte, als daß sie ihn zum Mitglieds des griechischen Staatenbundes annähmen, ihm auf einem Zuge gegen die Perser beiständen und ihn zum Oberfeldherrn machten. Der schlaue Mann nämlich wußte wohl, daß er als solcher über Griechenland gebieten könnte und daß ihm die Griechen williger gehorchen würden, als wenn er sich ihren König nannte. Aber ehe es noch zu diesem Kriegszuge kam, wurde der gefährliche Philipp ermordet (336). Die Griechen frohlockten, als sie es hörten; sie bedachten nicht, daß bald ein Größerer kommen würde. Philipp hinterließ einen Sohn, Alexander (336—323). Dieser hatte sich schon als kleiner Knabe ausgezeichnet und früh schon große Hoffnungen erregt. Er zeigte vielen Verstand, eine ungemeine Wißbegierde und einen unbegrenzten Ehrgeiz. Schon das hielten die Griechen für eine Vorbedeutung, daß in derselben Nacht, in welcher er geboren wurde, der herrliche Diaueutempel in Ephesus an der Küste Klein-Asiens abbrannte. Ein alberner Mensch nämlich, Herostrat, ärgerte sich, daß er durch nichts seinen Namen berühmt zu machen verstände. Er zündete darum das Meisterwerk an und hätte verdient, daß zur Strafe sein Name der Vergessenheit übergeben worden wäre. Aber er ist erhalten worden, und man nennt noch heutigen Tages jeden muthwilligen Zerstörer einen zweiten Herostrat. Philipp hatte über Alexanders Geburt eine rechte Herzensfreude gehabt und gleich daran gedacht, etwas Tüchtiges aus ihm zu machen. Nun lebte damals in Athen, als Schüler des Plato, ein ausgezeichneter Kopf, der gelehrteste und scharfsinnigste Mann seiner Zeit, Aristoteles. An den schrieb Philipp: „Es ist uns ein Sohn geboren worden. Wir danken den Göttern, die ihn uns zu der Zeit geschenkt haben, wo ein Aristoteles lebt. Wir hoffen, du werdest aus ihm einen Fürsten bilden, der seinem Vater und Makedonien Ehre mache." Aristoteles wurde auch wirklich der Lehrer und Erzieher des heranwachsenden Alexander, und früh schon entwickelten sich die herrlichen Talente des Knaben. Kein anderer Knabe that es ihm im Laufen, Springen und andern Künsten zuvor; die Gesänge des Homer las er mit Entzücken und wußte

7. Theil 1 - S. 102

1880 - Stuttgart : Heitz
Zweite ^Uerioöe. Don (£\tus bis Alexander, 555—555 vor (Lfyrijtus. 20. Stiftung des persischen Reiches. — Astyages. — Cyrus. — Kambyses. — Darius Hystaspis. Es ist früher erzählt worden, daß im Reiche Medien (südlich vom kaspischen Meere) ein König Astyages regierte. Dem träumte einst, daß seiner Tochter Mandane solche Fluchen entströmten, daß nicht nur Medien, sondern ganz Asien davon überschwemmt wurde. Er ließ die Magier (Traumausleger und Priester) holen, und die erklärten, der - Traum bedeute, Mandane würde einst einen Sohn bekommen, der über ganz Asien herrschen werde. Der König erschrak, und um es zu verhindern, beschloß er, sie an keinen Mächtigen zu verheiratheu. Er gab sie daher einem Edelmanne aus dem Ländchen Persis am persischen Meerbusen. Aber ein Jahr darauf hatte er wieder einen sonderbaren Traum: er sah aus seiner Tochter einen Weinstock herauswachsen, der größer und immer größer wurde und endlich ganz Asien überschattete. Die Magier wurden wieder gerufen und befragt; sie antworteten, der Traum bedeute dasselbe; sein Enkel werde ein mächtiger König und auch ihm gefährlich werden. „Das soll er wahrlich nicht!" rief Astyages, ließ geschwind seine Tochter zu sich holen, und als sie einen Sohn bekam, rief. er seinen treuen Minister Harpagos zu sich und sprach: „Nimm hier das Kind, welches Mandane geboren hat, todte und begrabe es, wie du willst." Harpagos schauderte, aber wagte nicht dem Könige zu widersprechen. Er antwortete: „Herr! ich habe dir immer gehorcht; auch jetzt ist dein Wille Gesetz sür mich." — Er nahm das Kind und trug es nach Hause. Hier erzählte er seiner Frau, was geschehen war.

8. Theil 1 - S. 154

1880 - Stuttgart : Heitz
154 Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen. mir aus Sophokles ober Euripibes irgenb eine Stelle herzubeclamiren." Demosthenes that es und glaubte seine Sache recht schön gemacht zu haben. Aber wie erstaunte er, als nun jener dieselbe Stelle auch hersagte, aber mit einem Ausbrucke der Stimme und mit einer so lebhaften und tresfenben Gesticulation, daß Demosthenes eine ganz cmbere Stelle zu hören glaubte. Nun merkte er erst, woran es ihm fehle. Er hatte eine schwache Stimme, einen kurzen Athem, konnte das R nicht aussprechen und hatte enblich zum Ueberfluß noch die Gewohnheit, fast bei jebem Komma mit der einen Schulter zu zucken; kein Wunber also, daß er Lachen erregte. Nun fing er gefchwinb neue-Uebungen an. Bald ging er an den Meeresstrand und suchte hier die tobenbe Branbung zu überschreien; Mb legte er sich kleine Steine auf die Zunge und bemühte sich, trotz dieses Hindernisses, deutlich zu sprechen; bald sagte er, einen steilen Berg hinaufsteigend, lange Reden laut her. Nachdem er so eine stärkere Stimme, längern Athem und deutlichere Aussprache bekommen hatte, miethete er eine Wohnung unter der Erde, schloß sich ein, und, damit er ja nicht Lust bekommen sollte, fürs erste auszugehen, schnitt er sich auf der einen Seite des Kopfes die Haare kurz ab. Nun stellte er sich vor den Spiegel,*) sagte lange Reden her und übte sich in Bewegung der Arme, und wenn er mübe war, setzte er neue Reben auf. Um sich das Zucken abzugewöhnen, hing er ein bloßes Schwert an der Decke aus und stellte sich barunter, so daß die Spitze feine Schulter berührte und ihn empfindlich verletzte, wenn er sich einmal vergaß und die Schulter bewegte. Als nun drei Monate verflossen waren, ging er als ein vollenbeter Rebner aus dem Keller hervor uttb betrat die Rebner- bühne mit neuem Muthe. Das Volk freute sich, bet es ihn sah; es beichte tvieber etwas zu lachen zu bekommen. Aber wie staunte es, als er den Munb öffnete und mit hinreißender Beredsamkeit sprach. Es glaubte eilten ganz andern Demosthenes zu Horen. Seit dieser Zeit hatte er den größten Einfluß, und noch jetzt werden seine Reden als Muster der Beredsamkeit betrachtet. Als Philipp, König von Makedonien, sich gegen ©riechettlattb rüstete und die Athener durch verstellte Freundlichkeit einzuschläfern suchte, war es Demosthenes allein, der sie durch seine kräftigen Reden aus *) Spiegel von Glas kannte man damals noch nicht, wohl aber von hell-polirtem Metalle.

9. Theil 1 - S. 155

1880 - Stuttgart : Heitz
Demosthenes. Diogenes. 155 ihrer Sicherheit aufzurütteln suchte und sie zur Einigkeit und zur Wachsamkeit ermahnte. Leider wurde die Wirkung seiner herrlichen Reden durch andere Volksredner, die von Philipp bestochen waren und der Trägheit des Volks schmeichelten, vereitelt. Griechenland kam unter macedonische Herrschaft, aber Demosthenes hatte den Ruhm, dem Falle des theuern Vaterlandes sich kräftigst entgegengestemmt zu haben. Späterhin wurde er von seinen Mitbürgern verwiesen, wahrscheinlich weil man dem mächtigen Könige von Macedonien, Alexander dem Großen, damit einen Gefallen zu thun glaubte. Als dieser aber todt war, wurde er wieder zurückgerufen. Doch er mußte noch ein Mal die Veränderlichkeit seiner Mitbürger erfahren: man verbannte ihn zum zweiten Male. Er ging nach Kalauria, einer kleinen Insel südwärts von Aegina an der Küste des Peloponnes, und gab sich im Poseidontempel selbst den Tod durch Gift, weil seine Feinde das Heiligthum umstellt hatten und er keinen Ausweg mehr sah. Die Athener haben später seine Ueberreste nach Athen geholt und ihm ein Standbild auf dem Markte errichtet. Ein Mann ganz anderer Art war der Philosoph Diogenes. Er war eigentlich kein Grieche, sondern in Sinope, einer Stadt in Klein-Asien am schwarzen Meere, geboren, aber früh schon nach Athen gekommen. Der Mann hatte schon immer den sehr vernünftigen Grundsatz gehabt, sich so wenig wie möglich Bedürfnisse anzugewöhnen; denn diese machen abhängig und unzufrieden. Nun kam er nach Athen und hörte von dem Philosophen Antisthenes, der nach dem Tode des Sokrates seine Neigung, die äußern Güter und die Sitten des Umganges zu verachten, noch gesteigert hatte und mit zerissenem Mantel, mit ungekämmtem Haare, ungewaschen, mit langem Barte und einem Bettlersacke auf dem Rücken in der Stadt umherging. Dasselbe verlangte er von seinen Schülern. „Das ist mein Mann!" dachte Diogenes. Er ging zu ihm und bat, ihn unter die Zahl seiner Schüler aufzunehmen. Das fchlng ihm aber Antisthenes rund ab; er habe schon so viele, mehr könne er nicht aufnehmen. Allein Diogenes war so auf ihn ersessen, daß er nicht fort wollte, und als Antisthenes böse wurde und einen Stock holte, um den lästigen Gast wegzujagen, rief ihm Diogenes zu: „Schlage nur zu, Antisthenes! Du wirst keinen Stock finden, der hart genug wäre, mich von dir zu treiben." — Diese Beharrlichkeit gefiel dem alten Philosophen; er erkannte, daß Diogenes ein ganz vorzüglich wißbegieriger Mensch sein müsse, und behielt ihn bei sich.

10. Theil 1 - S. 199

1880 - Stuttgart : Heitz
Alexander der Große. 199 sich nicht beschädige, und zog ihm mit dem Rüssel einen Pfeil nach dem andern heraus. — In einer der darauf folgenden Schlachten wurde Alexanders treuer Bucephalus so sehr verwundet, daß er starb. Das gute Thier hatte nie einen andern Reiter auf seinem Rücken geduldet, als Alexander, und hatte ihn in allen Schlachten und Gefahren getragen. Obgleich es alt war, fo hatte es doch alle Züge mitgemacht, und Alexander konnte sich auf kein anderes Pferd so gut verlassen. Ging er daher zur Schlacht, so. ritt er so lange, als er die Vorbereitungen traf, auf andern Pferden, um das alte Thier nicht zu sehr zu ermüden; aber aufgezäumt stand es schon da und so wie die Trompete zur Schlacht rief, setzte er sich auf und nun konnte er ganz auf seine Ausdauer rechnen. Einmal war es in Gefangenschaft gerathen; Alexander war außer sich. Er ließ dem Feinde drohen, er würde Alle mit ihren Weibern und Kindern niederhauen, wenn sie ihm nicht gleich sein Pferd wiederbrächten. Sie brachten es. Alexander beschenkte die Leute reichlich. Als das Thier starb, war es dreißig Jahre. Alexander beweinte es, wie einen Freund; er ließ es feierlich begraben und baute hier ihm zu Ehren eine Stadt, die er Bucephalia nannte. Nun war er schon tief in Indien eingedrungen. Ueber den Indus und dessen Nebenflüsse bis zum Hyphasis war er schon längst gesetzt; jetzt hoffte er bald den Ganges zu erreichen, wollte auch über diesen gehen und dann? — Was er dann thun wollte, wußte er so eigentlich selbst noch nicht ganz gewiß. Er scheint den kühnen Platt gehabt zu haben, auf dem indischen Meere eine 'Flotte zu erbauen, dann um Afrika, welches matt sich damals nicht so groß dachte, wie es ist, herumzusegeln und durch die Säulen des Herkules nach Makedonien zurückzukehren. — Aber kaum ließ er von dem Uebergange über den Ganges etwas fallen, als das ganze Heer mißmuthig wurde und murrte. Denn sie hatten sich einreden lassen, das sei ein ganz ungeheurer Fluß; er sei wenigstens eine starke Stunde breit, 200 Fuß tief und jenseits desselben ständen schon ungeheuere Heere mit 6000 Elephanten und was der Mährcheu mehr waren. Alexander merkte den allgemeinen Widerwillen. Er schilderte ihnen die Gegenden dort aufs reizendste und stellte ihnen mit glänzenden Farben bett Ruhm dar, der dort ihrer harrte. Da-das noch nicht half, rief er: „Ich bin entschlossen, über den Ganges zu gehen, aber ich will Keinen zwingen, mir zu folgen. Geht nur nach Hause und erzählt dort, daß ihr enern König unter den Feinden allein gelassen habt. Geht!" — Er
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