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1. Theil 3 - S. 187

1880 - Stuttgart : Heitz
Albrecht von Wallenstein. 187 den erwähnten Vorschlag. Ferdinands Räche meinten, man könne ihn ja mit 20,000 Mann den Versuch machen lassen. „Nein!" rief Wallenstein, „das kann ich nicht! die getraue ich mir nicht zu unterhalten; wohl aber 50,000 Mann." — „Ihr wundert euch!" fuhr er fort. „Seht, mit 50,000 Mann kann ich überall Gesetze vorschreiben, und die gesammten Lebensmittel einer Provinz stehen mir zu Gebote. So ist es nicht mit 20,000, die manchmal bitten müssen, wo jene befehlen." Das sahen die Räthe ein, und der Kaiser gab ihm nicht nur die gesuchte Erlaubniß, sondern auch das Recht, alle Offizierstellen zu vergeben. Nun ließ er die Trommel rühren, und von allen Seilen strömten ihm Menschen zu; denn an müßigem Volke fehlte es nirgends, besonders damals, wo schon so manche Gegend verwüstet war, und wie gut es sich in Wallensteins Lager leben ließ, war ja schon bekannt. In kurzem hatte er mehr als 20,000 Mann beisammen, und wie er vorrückte, wuchs der Haufe wie ein rollender Schneeball an. Zuerst ging er auf Niedersachsen los und traf am Harze mit Tilly zusammen. Beide hätten nun zusammen handeln sollen, aber dazu war jeder zu stolz; keiner wollte von dem andern Befehle annehmen, und so trennten sie sich nach nur kurzem Beisammensein. Zuerst ging Wallenstein (1626) gegen den Grafen Mansfeld, der bei Dessau über die Elbbrücke gehen wollte. Hier erwartete Wallenstein den Grafen hinter schnell aufgeworfenen Schanzen und schlug ihn, da er stürmte, mit großem Verluste zurück. Er verfolgte ihn dann durch Schlesien bis nach Ungarn, von wo Mansfeld, wie schon oben erzählt, zu Bethlen Gabor entwich. Im folgenden Jahre trieb Wallenstein die feindlichen Truppen aus Schlesien, unterwarf die Provinz dem Kaiser wieder, wandte sich nun gegen den Hauptfeind, den König von Dänemark, Christian Iv., der an der Spitze der niedersächsischen Kreisstände stand und schon von Tilly bei Lutter am Barenberge aufs Haupt geschlagen war, und jagte ihn vor sich her. Demüthig bat dieser um Frieden, erhielt aber eine verächtliche Antwort, und binnen wenigen Tagen hatte Friedland Schleswig und Jütland mit seinen Soldaten überschwemmt, und Christian mußte froh sein, daß er ihm nicht nach seinen Inseln folgen konnte. Hätte Wallenstein nur Schiffe gehabt! So blickte er ihm nur wüthend nach, und soll vor Zorn gar glühende Kugeln ins Meer haben feuern lassen. Das alles geschah durch ihn allein, während der alte Tilly in einem Winkel von Deutschland ihm zusehen mußte. Und wie fürchterlich hausten

2. Theil 3 - S. 77

1880 - Stuttgart : Heitz
Calvins Tod. 77 Wie unterschied sich aber die Lehre Luthers von der des Zwingli und des Calvin? Alle drei stimmten darin überein, daß kein menschliches Ansehen in Sachen der Religion, sondern allein die heilige Schrift entscheiden könne. Nur darin wichen sie ab, daß Luther sich an die Worte der Bibel buchstäblich hielt, Zwingli dagegen dieselben nach der Vernunft erklärte. Ferner ließ Luther viele äußere Gebräuche und Verzierungen der Gotteshäuser stehen; Zwingli dagegen schaffte alles Alte ab und duldete in den Kirchen keine Bilder, keine Altäre, kein Musik. Luther setzte fest, daß unter den Geistlichen einige die Vorgesetzten der andern feien, Zwingli verlangte eine völlige Gleichheit unter ihnen. Alle drei erkannten, daß die Obrigkeit in Sachen des Gottesdienstes eine Stimme habe, aber nicht in Gegenständen des Glaubens. Zwingli räumte ihr eine größere Gewalt ein als Luther und Calvin. Die Ansicht Luthers und Zwingli's vom Abendmahle ist schon erwähnt worden. Calvin ging von beiden darin ab, daß er meinte, Wein und Brot wären beim Abendmahle nicht bloße Zeichen des Blutes und Leibes Jesu, sondern die Gläubigen genössen den Leib und das Blut Jesu auf eine geistige Weise wirklich. — Auch hatte er eine eigene Ansicht von der sogenannten Gnadenwahl. „Der Mensch," sagte er, „kann vermöge der Erbsünde durchaus nichts Gutes wollen. Darum kann keiner selig werden als der, welchen Gott durch seine Gnade zu sich zieht. Dies findet aber nur bei einigen Menschen statt. Die guten Menschen sind von Gott zur Seligkeit, die bösen zur Ver-dammniß bestimmt, ohne daß wir wissen, warum er gerade diese oder jene auserwählt habe. Diese Gnade Gottes ist ganz frei und nimmt auf die Handlungen der Menschen gar keine Rücksicht." Die Kirche, welche nun Zwingli und Calvin durch ihre Lehre gründeten, wurde die reformirte genannt und fand vorzüglich in der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland, in einem Theile von Deutschland und auch in Frankreich Eingang, so grausam auch König Franz die Hugenotten, wie man hier die Reformisten nannte, verfolgte. *) *) Ueber den Ursprung des Namens curfiren verschiedene Ansichten. Die ersten Versammlungen der Calvinisten in Frankreich konnten nur des Nachts stattfinden und da dann dem Volksglauben zufolge der Geist des Königs Hugo nächtlich umging, sollen die nächtlichen Genossen nach ihm benannt worden sein. Wahrscheinlicher aber ist der Name auf die schweizerischen Eidgenossen „Eignots" zu beziehen, mit welchen die französischen Calvinisten ursprünglich zusammenhingen.

3. Theil 3 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Mitleiden in seiner Seele aufzutauchen. Aber der Eindruck war nur gering; denn er schrieb an den Kaiser mit Wonnegefühl: „Seit dem Untergange von Troja und Jerusalem ist kein ähnlicher Sieg erfochten worden." — Auch pflegte er nachmals mit grausamem Spotte das Blutbad die Magdeburgische Hochzeit zu nennen.*) *) Wir haben noch einige Erzählungen von solchen Einwohnern übrig, die sich gerettet haben. Die kürzeste davon mag hier des Beispiels wegen stehen: „Ms unser Schullehrer am 20. Mai Morgens seinen Unterricht geendigt hatte und mit seinen Schülern, zu denen ich gehörte, betete, entstand ein Geschrei in der Straße: die Stadt sei erobert. Flintenschüsse bestätigten die Wahrheit dieser Aussage, noch mehr das Sturmgeläute. Sogleich lies uns der Lehrer auseinander gehen. Er empfahl uns dem Schutze Gottes und sagte, daß wir uns wahrscheinlich erst im Himmel wiedersehen würden: In einem Augenblicke machten wir uns alle davon, der eine hierhin, der andere dorthin. Ich erreichte den breiten Weg (die Hauptstraße, die durch die ganze Stadt führt) und sah der Stadtwage gegenüber, neben der Hauptwache, einen Haufen Soldaten, den Säbel in der Hand. Neben ihnen lagen viele andere Soldaten auf der Erde todt ausgestreckt. Dieser Anblick machte mich schaudern. Ich lief aus allen Kräften und schlug die Pelikanstraße ein, in der Hoffnung, das Haus meines Vaters erreichen'zu können. Aber kaum hatte ich in dieser Absicht einige Schritte gethan, als ich mich mitten unter einem andern Haufen Soldaten befand, die eben einen Menschen niederstießen, den ich sich in seinem Blute wälzen sah. Dieser Anblick erschütterte mich mit solcher Gewalt, daß ich nicht weiter laufen konnte. Ich flüchtete mich indessen in ein Haus, dem Wirthshause zum Pelikan gegenüber. Hier stieß ich auf einen alten Mann, der mir sagte: „Liebes Kind, was fuchst du hier? Rette dich lieber, ehe du den Soldaten in die Hände fällst." Ich wollte eben seinem Rathe folgen, aber dazu hatte ich keine Zeit mehr; denn ein Haufe Kroaten drang in das Haus ein, als ich es eben verlassen wollte. Sie schwangen den Säbel über den alten Mattn und forderten Alles, was er habe. Ungesäumt öffnete ihnen dieser einen Kasten vqll Gold, Silber und Kleinodien. Sie fielen darüber her, steckten ein, so fiel in ihre Taschen ging, das Uebrige thaten sie in einen Korb. Dann schossen sie den alten Mann nieder. Ich schlich mich geschwind fort und suchte mich hinter einige alte Kisten zu verstecken. Indem ich so überall herumkroch, erblickte ich eine sehr schöne junge Dame, die mich dringend bat, fortzugehen, um sie nicht zu verrathen. Ich gehorchte ihr; ehe ich aber noch wußte, wohin ich mich wenden sollte, hielten mich die Kroaten sest und einer von ihnen schrie: „Halt, du Hundejunge! da nimm den Korb und trag ihn vor mir her!" Ich griff, schnell zu und begleitete sie überall, wohin sie gingen. Sie stiegen in mehrere Keller und beraubten Männer und Frauen ohne Erbarmen. Als wir aus dem einen Keller wieder heraufstiegen, sahen wir mit Entsetzen, daß das Feuer schon das Haus ergriffen habe. Wir drangen mitten durch die Flammen und machten uns geschwind davon. Wahrscheinlich sind alle Die, welche noch im Hause waren, darin umgekommen. Seit dem Tage habe ich meinen Vater und meine Mutter nie wiedergesehen!" Wie viele Herzen mögen in jenen wenigen Stunden angstvoll geschlagen haben!

4. Theil 3 - S. 204

1880 - Stuttgart : Heitz
204 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. dachte er. Geschwind schickte er einen Gesandten an Gnstav Adolph, und ließ ihn flehentlich bitten, ihm doch eilends zu. Hülfe zu kommen. Gnstav war damals in Brandenburg. Er freute sich heimlich über die Verlegenheit des unklugen Kurfürsten und antwortete ganz kalt: „Es thut mir leid, daß der Kurfürst sich in Noth befindet; aber er ist selbst schuld, und hätte er mir geglaubt, so würde er nicht in der Verlegenheit sein und Magdeburg noch stehen. Jetzt sucht er mich nur, weil ihn die Noth zwingt." — Da der Gesandte fortfuhr zu bitten, so rief er endlich: „Gut! ich verlange, daß mir der Kurfürst Wittenberg einräume, daß er seinen ältesten Sohn als Geisel schicke, daß er meinen Soldaten eine dreimonatliche Löhnung gebe und alle seine schlechten Rathgeber mir ausliefere. Will er das nicht, so mag er sehen, wie er fertig wird." Als Johann Georg dies hörte, rief er ungeduldig: „Mein Gott! nicht nur Wittenberg, sondern ganz Sachsen soll ihm offen stehen; ich will mich und meine ganze Familie ihm zu Geiseln geben. Kehrt geschwind zu ihm zurück und sagt ihm: er solle mit mir gewiß zufrieden sein!" — Gustav war gerührt über die Angst des schwachen Mannes und großmüthig genug, jene Bedingungen, bis auf die eines einmonatlichen Soldes für fein Heer, fallen zu lassen und nichts zu verlangen, als daß die Sachsen zu ihm stoßen und seinen Befehlen gehorchen sollten. Und nun ging er schnell auf Tilly los. In der Ebene nördlich von Leipzig, beim Dorfe Breitenfeld, trafen sie am 7. September 1631 auseinander. Gustav hatte die Sachsen auf den linken Flügel gestellt; gegen sie stürmte Tilly selbst heran, überwältigte sie und trieb sie in die Flucht. Auch der Kurfürst galoppirte fort und machte erst nach mehreren Stunden in Eilenburg Half, um sich durch einen Trunk Bier zu stärken. Aber die Schweden? — Die hielten desto wackerer aus. Siebenmal sprengte Pappenheim mit der Reiterei gegen sie, und siebenmal wurde er zurückgeschlagen. Sie standen wie die Mauern, und endlich brachte der brave General Gustav Horn die Kaiserlichen ganz in Verwirrung. Zum ersten Male wurde hier Tilly geschlagen, und zwar vollkommen. Fast wäre er gefangen genommen oder getödtet worden. Ein Rittmeister in schwedischen Diensten, wegen seiner Gtoße der lange Fritz genannt, wollte ihn lebendig oder todt haben, und griff den alten General wüthend an. Schon hatte dieser drei Schüsse und einen Lanzenstich erhalten; schon schlug der lange Fritz mit einer umgekehrten Pistole auf ihn los, faßte

5. Theil 3 - S. 336

1880 - Stuttgart : Heitz
336 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Magen; aber das half wenig; denn die Soldaten warfen sich nun der Länge nach auf den Boden, um den köstlichen Nektar noch aus dem Staube auszuschlürfen. Nachdem sich beide Theile ganz verschossen hatten, stießen sie mit Kolben, Bajonneten und Säbeln wüthend aufeinander los, und die Erbitterung war so groß, daß selbst Schwerverwundete noch darauf dachten, die nahe liegenden Feinde zu ermorden. So fand man einen tödtlich verwundeten Russen, der auf einem sterbenden Preußen lag und ihn noch mit seinen Zähnen zerfleischte; und der Preuße mußte sich, weil er schon zum Widerstande zu schwach war, ruhig den Zwang gefallen lassen, bis seine Kameräden kamen und den Unmenschen niederstießen. Zwölf Stunden dauerte das Morden, bis die Nacht einbrach und beide Theile gänzlich erschöpft waren. Man zählte bei beiden Heeren an 29,000 Todte und Verwundete.. Der russische Feldherr führte sein Heer nach Polen und Preußen zurück. 5. Ueberfall bei Hochkirch, 14. October 1758. Nach der Schlacht bei Zorndorf war Friedrich nach Sachsen gegangen, um Dresden zu Hülfe zu kommen, welches Prinz Heinrich, des Königs Bruder, gegen die Oestreich er vertheidigte. Dann machte er sich nach Schlesien wieder auf, wo die Feinde freies Spiel hatten. So kam er hinter Bautzen und lagerte sich beim Dorfe Hochkirch. Ihm gegenüber stand Feldmarschall Daun mit den Oestreichern, nur einen Kanonenschuß weit; dennoch hielt sich Friedrich hier ganz sicher, weil er Dauns Vorsichtigkeit kannte und dieser ihn noch nie angegriffen hatte. Friedrichs Stellung war so gefährlich, daß Feldmarschall Keith gegen ihn äußerte: „Wenn uns die Oestreicher in diesem Lager ruhig lassen, so verdienen sie gehängt zu werden." — „Wir müssen hoffen," antwortete Friedrich, „daß sie sich mehr vor uns als vor dem Galgen fürchten." Dennoch beschloß er, in der Nacht vom 14. bis zum 15. October das Lager zu verändern. Aber so lange wartete Dann nicht. In der Nacht vom 13. zum 14. October setzte sich sein ganzes Heer in Bewegung und näherte sich von vorn, von der Seite und von hinten dem preußischen Lager, wo tiefe Ruhe herrschte; denn Friedrich hatte seinen Soldaten befohlen, sich schlafen zu legen, um sich zu dem bevorstehenden Ausbruche zu stärken. Dennoch hatten einige preußische Husaren die Bewegungen der Feinde bemerkt und benachrichtigten den König; aber dieser war so weit entfernt einen Ueberfall zu

6. Theil 3 - S. 5

1880 - Stuttgart : Heitz
Martin Luther als Augustinermönch. 5 von Eiern, Butter, Brot u. s. w. dem Kloster nützlich zu werden suchen. Sein Gemüth befand sich in einer gar unglücklichen Stimmung. Er machte sich wegen jedes weltlichen Gedankens die aller-heftigsten Vorwürfe, und glaubte immer, den Vorschriften Gottes kein Genüge zu leisten, so streng er auch die Klostergelübde beobachtete. Dabei kasteiete er seinen Körper so ab, daß er nur ganz wenig aß und trank, ja manchen Tag nichts als ein wenig Brot und einen magern Hering zu sich nahm. Wie aber Gott denen, die ihn mit redlichem Herzen suchen, sich nicht nnbezengt läßt, so ließ er ihn gutgesinnte Leute finden, die ihm Trost und Muth einsprachen, wenn er vor Angst vergehen wollte. So lebte in demselben Kloster ein alter ehrwürdiger Bruder, dem er manchmal seine Gewissensangst beichtete. Der wies ihn aber vornehmlich aus das Hauptgrundstück des Glaubens hin, wo es heißt: „Ich glaube eine Vergebung der Sünden." Dieser Zuspruch machte einen tiefen, wundersamen Eindruck auf sein gequältes Gemüth, einen Eindruck, den nichts wieder verwischen konnte. Eben so sprach ihm der Vorgesetzte seines Ordens, der ehrwürdige Johannes von Staupitz, Trost ein. Dieser echtchristliche Mann, Professor an der Universität in Wittenberg, zeichnete den frommen Luther bald vor allen andern Mönchen aus und suchte ihn aufzurichten. „Du willst mit Gewalt ein Sünder sein," sagte er einst, „und hast doch keine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Humpelwerk und Puppensünden umgehen und aus jedem Gedanken gleich eine Sünde machen." Dergleichen Zuspruch half wenigstens auf eine Zeit; dann und wann hatte er aber doch wieder recht trübe Stunden. So schloß er sich einmal mehrere Tage lang in seine Zelle ein, aß und trank nicht und versank ganz in tiefe Melancholie, so daß er nichts von dem merkte, was um ihn her vorging. Die Mönche dachten endlich, wie er gar nicht mehr zum Vorschein kam, es sei ihm ein Unglück begegnet, schlugen die Thüre ein, fanden ihn ohnmächtig am Boden liegen und brachten ihn nur durch Töne der Musik wieder zur Besinnung. Im Jahre 1502 hatte der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, in seiner Residenz Wittenberg eine Universität gestiftet. Hierzu fehlte noch ein tüchtiger Lehrer der Theologie und Philosophie, und er gab Stanpitzen den Auftrag, ihm jemanden dazu vorzuschlagen. Da fiel diesem gleich Luther ein. Aber als er dem schwermüthigen Mönche den Vorschlag machte, wollte dieser

7. Theil 3 - S. 287

1880 - Stuttgart : Heitz
Mazeppa. Lchlacht bei Pultawa. 287 Kurland zuzuführen; endlich kam er auch bei ihm an; aber — die Vorräthe hatten ihm der Czar und Menschikow unterwegs am Dnepr abgenommen und ihm in einer blutigen Schlacht Tausende von Soldaten verwundet und getödtet, und die paar Tausend, die er mitbrachte, vermehrten nur die Zahl der Hungernden. Nun fiel noch gar der Winter ein, und zwar mit solcher Strenge, wie man erlebt zu haben sich nicht erinnerte. Tausende erkrankten und starben. Was sollten die armen Schweden, entblößt von aller Bequemlichkeit, nun anfangen? Die Generale riethen, schnell umzukehren und sich durchzuschlagen. Aber dazu war der eigensinnige Karl nicht zu bewegen; das sähe ja einer Flucht ähnlich, meinte er; er könne nur vorwärts gehen. So kam man zur Stadt Pultawa und belagerte sie. Schon war die russische Besatzung bis aufs äußerste gebracht, da rückte Peter schnell heran, um durch eine Schlacht die Entscheidung herbeizuführen. Alles deutete darauf hin, daß die Schweden verlieren würden. Die Russen zählten an 80,000 Mann, die Schweden kaum 20,000. Dazu kam, daß Karl einige Tage vor der Schlacht einen Schuß in den Fuß erhielt, der ihm einige Zehen zerschmetterte und er also nicht reiten, daher auch selbst nicht befehligen konnte. Am 8. Juli 1709 begann die verhängnißvolle Schlacht. Karl war selbst zugegen. Er saß aus einer Sänfte, die von zwei Pferden getragen wurde, und sein Adlerblick schweifte auf dem ganzen Schlachtfelde umher. So ging es in den dicksten Kugelregen! Plötzlich stürzte das eine Pferd, von einer Kugel getroffen, zu Boden und die ihn begleitenden Gardisten mußten ihn nun weiter tragen. Aber auch dies dauerte nicht lange. Eine Stückkugel zerschmetterte die eilte Stange feines Tragbrettes und er mußte sich nun mit seinem dickumwundenen Fuße zu Pferde setzen. Auch Czar Peter schonte sich nicht: eine Kugel war ihm durch den Hut gegangen, eine andere hatte ihm seinen Sattelknopf zerschmettert. Aber reiche Entschädigung erhielt er durch den herrlichen Sieg, den er erfocht. Ein schwedisches Regiment nach dem andern mußte sich ergeben, und endlich begann eine allgemeine Flucht. Karl selbst warf sich mit Mazeppa in einen Wagen und eilte davon. Peter behandelte die gefangenen Generale mit großer Achtung. Sie mußten an seiner Tafel mit ihm speisen, und als ein russischer Offizier von Karl verächtlich sprach, warf er ihm einen ernsten Blick zu und sagte: „Bin ich nicht auch ein König, und wer bürgte mir dafür, daß nicht Karls Schicksal das meinige würde?"

8. Theil 3 - S. 120

1880 - Stuttgart : Heitz
120 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Freue dich vielmehr, daß nun Maria's Leiden sich enden. Sage meinen Unterthanen, daß ich, ohne in meiner Religion zu wanken, und unverändert in meiner Ergebenheit für Frankreich und Schottland sterbe. Der Himmel verzeihe denen, die meinen Tod verlangt, die nach meinem Blute gedürstet haben. Gott!" rief sie aus, „du weißt, wie sehr ich das gute Vernehmen zwischen Schottland und England gewünscht, wie sehr ich gewünscht habe, die Quellen so vieler Zwistigkeiten zu verstopfen. Melvil," fuhr sie ruhiger fort, „empfiehl mich meinem Sohne; sage ihm, daß ich, ungeachtet aller meiner Leiden, nichts gethan habe, was dem Staate und dem Königreiche Schottland Nachtheil bringen könnte." Bei diesen Worten rollten ihr Thränen aus den Augen; sie beugte sich über ihn und küßte ihn. „So lebe denn wohl, guter Melvil," setzte sie hinzu, „lebe wohl! Noch einmal, lebe wohl, guter Melvil! Bete für deine Königin!" Sie bat darauf die Grafen, welche die Aufsicht bei der Hinrichtung hatten, dem Melvil, ihrem Arzte, ihrem Wundarzte und ihrem Apotheker zu erlauben, bei ihrem Tode gegenwärtig zu sein, „damit ihre Augen sähen und ihre Herzen zeugten, wie geduldig ihre Königin ihre Hinrichtung leiden könnte und wie standhaft sie in ihrer Anhänglichkeit an ihren Glauben beharrte." Aber der Graf von Kent war hart genug, es ihr abzuschlagen, unter dem Vorwande, diese Leute möchten durch Weinen und Geschrei die nöthige Stille unterbrechen; auch besorgte er, sie möchten abergläubische Gebräuche ausüben, etwa ihre Taschentücher in Blut tauchen. „Mylord," sagte Maria mit sanftem Tone, „ich gebe Euch mein Wort, obschon es nur todt ist, daß sie keinen Vorwurf wegen einer der Handlungen verdienen sollen, die ihr genannt habt. Aber ach! die armen Seelen! Es würde ihnen ein großer Trost sein, ihrer Gebieterin Lebewohl zu sagen. Und ich hoffe," setzte sie hinzu, „Euere Gebieterin wird als eine jungfräuliche Königin in Betracht der weiblichen Sittsamkeit es gut heißen, daß ich bei meinem Tode einige meiner eigenen Leute um mich habe." Da aber dennoch Kent auf seiner Weigerung beharrte, erhob sich noch, einmal ihr königliches Selbstgefühl; sie warf einen gebietenden Blick «uf den Grafen und sprach mit erhobenem Tone: „Ich bin die Base Eurer Königin und aus dem königlichen Geblüte Heinrichs Viii. entsprossen, eine vermählte Königin von Frankreich und eine gesalbte Königin von Schottland." Weiter wagte Kent den Widerstand nicht zu treiben, und willigte endlich darein, daß sie einige ihrer Leute mit

9. Theil 3 - S. 306

1880 - Stuttgart : Heitz
306 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Holländer, nicht. „Ich beklage," so schrieb er an seinen Statthalter, „meine lieben Brandenburger; aber ich hoffe, daß sie dadurch für die Zukunft in ruhigern Zustand versetzt werden sollen. Es vermeinen zwar die Schweden, daß sie mich zwingen wollen, von der Partei meiner Alliirten abzutreten; sie irren sich aber hierin sehr. Ich vertraue meiner gerechten Sache. Gott hat mich so oft gnädig aus mancher Gefahr wunderbar errettet. Ich vertraue ihm, er werde es auch jetzt thun. Wenn meine Leute sich werden etwas erholt haben, will ich mit der Reiterei bald bei euch sein." Er verließ den Rhein und eilte in Geschwindmärschen herbei, ohne daß die Schweden die geringste Kunde davon hatten. Plötzlich — im Juni 1675 fielen mitten in der Nacht die Bran^ denburger in Rathenow ein, wo der schwedische Heerführer Wränget sein Hauptquartier hatte, sprengten die Schweden auseinander und nahmen Wrangel gefangen. Friedrich Wilhelm drängte den Zurückweichenden mit Ungestüm nach. Er erreichte sie (28. Juni 1675) beim Städtchen Fehrbellin in der Mark und schlug sie so, daß sie mit Zurücklassung des Gepäckes und der Kanonen nach Vorpommern zurückflohen. Der Kurfürst war mitten im heftigsten Kampfgewühl gewesen; nur mit Mühe hatten ihn die Seinigen aus der schwedischen Reiterei herausgehauen. Nach schon entschiedener Schlacht, bei dem Rückzüge der Schweden auf Fehrbellin, war des Kurfürsten Stallmeister, Emanuel von Froben, an seiner Seite von einer feindlichen Kanonenkugel getödtet worden.*) Dieser Sieg über die Schweden, damals die gesürchtetsten Krieger im Norden Europa's, erwarb den Brandenburgern und ihrem kühnen Feldherrn allgemeine Bewunderung; der Tag von Fehrbellin eröffnet die glorreiche Reihe der Ehrentage des preußischen Heeres. Auch für das Innere seines Reichs hatte der große Kurfürst viel gethan. Er führte die Post ein und nahm 20—30,000 Fran- *) Sage und Lied haben den Tod Frobens verherrlichend ausgeschmückt. Der Kurfürst, so wird erzählt, hielt auf einem Schimmel den schwedischen Geschützen gegenüber, nachdenklich die Feinde beobachtend. Die Schweden mochten wohl den Kurfürsten erkannt haben und feuerten heftig nach ihm hin. Eine Kanonenkugel um die andere schlug neben dem Schimmel ein, daß der Sand aufspritzte. Das Pferd wurde unruhig, der Kurfürst merkte nichts. Da fühlte ein treuer Diener, der Stallmeister Froben, die Gefahr des Herrn. „Erlaube," sprach er, „daß ich den Schimmel etwas beruhige; besteige unterdeß mein Pferd!" — Der Tausch geschieht; Froben reitet zur Seite. Und wieder krachen die Kanonen, der Schimmel steigt hoch empor uüd Roß und Reiter getroffen stürzen zu Boden.

10. Theil 4 - S. 89

1880 - Stuttgart : Heitz
Rückzug der Franzosen aus Rußland. 89 Napoleon erhielt die Nachricht von einer Verschwörung, welche in Paris ein General Mallet entworfen habe, zugleich aber auch, daß sie gescheitert sei. Dennoch hielt er für nöthig, nach Paris zurückzueilen. Auf einem einfachen Schlitten, in Pelze gehüllt, reiste er, nur in Begleitung des Generals Caulaiucourt den Trümmern seines Heeres schnell voraus. Gräßlich war indessen das Elend seiner unglücklichen Soldaten. Nie hatte ein Heer ein ähnliches Unglück betroffen. Bleich wie Schatten, zum Theil durch Hunger und Kälte ohne Besinnung und Sprache, wandelten sie daher. Nur wenn der Ruf: Kosack! erscholl, setzte sich die gespenstergleiche Schaar in Trab. Des Nachts war an Wachtfeuer nur selten zu denken. Daher drängten sie sich zu zehn bis zwanzig, wie Thiere dicht aufeinander, um sich vor Kälte zu schützen. Solche Haufen wurden häufig am Morgen von den Russen todt gefunden. Aehnliche schauerliche Todteuversammlungen traf man des Morgens um die erloschenen Wachtfeuer. Hatten einige Holz gefunden und Feuer angemacht, so hockte eine Menge dieser Gestalten umher; mächtigt und suchte ihre beiden Kinder über den Strom zu retten. Aber eine große Eisscholle stieß dagegen, der Kahn schlug um und Mutter und Kinder fielen ins Wasser. In dem Augenblicke warf sich ein junger Artillerist in den Fluß, erreichte schwimmend das eine Kind und brachte es glücklich ans Ufer, während die Mutter und das andere Kind ihren Tod unter den Eisschollen fanden. Der brave Jüngling behielt die kleine Waise bei sich; aber ob er den Kleinen und sich selbst bis Frankreich gerettet habe, ist nicht bekannt. Eine der gräßlichsten Scenen ist folgende, die ein Augenzeuge erzählt. „Die schöne 25jäh= rige Frau eines französischen Obersten, die ihren Mann wenige Tage früher, ehe wir die Beresina erreichten, in einem Gefechte verloren hatte, hielt unweit der Brücke, die zu unserm Uebergange bestimmt war, nahe bei mir. Gleichgültig gegen alles, was um sie her vorging, schien sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihre Tochter, ein sehr schönes Kind von vier Jahren, das sie vor sich auf dem Pferde hatte, zu richten. Vergebens suchte sie mehrere Male die Brücke zu erreichen, wurde aber immer wieder zurückgedrängt. Dumpfe Verzweiflung schien ihr ganzes Wesen zu erfüllen; sie weinte nicht; starr waren ihre Augen bald zum Himmel, bald auf ihre Tochter gerichtet, und einmal vernahm ich die Worte: „0 Gott, wie bin ich so grenzenlos elend, daß ich nicht einmal beten kann!" Gleich darauf fiel ihr Pferd, von einer Kugel getroffen, und ihr selbst wurde von einer Kugel der linke Schenkel über dem Knie zerschmettert. Mit der Ruhe stiller Verzweiflung nahm sie ihr weinendes Kind, küßte es öfters, löste ihr mit Blut getränktes Strumpfband von dem zerschmetterten Beine und erwürgte das Kind damit. Hierauf schloß sie die kleine Leiche in die Arme, drückte sie fest an sich, legte sich neben ihr gefallenes Pferd und erwartete so, ohne einen Laut von sich zu geben, ihr Ende. Bald darauf wurde sie von den Pferden derer, die sich gegen die Brücke drängten, zertreten."
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