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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
10 Zeitalter des krassen Absolutismus (von 1648 1740). welche den Eintritt in jedes Amt von einem fr Katholiken nnmg-lichen Eid auf Anerkennung der kirchlichen Oberhoheit des Knigs und auf Ableugnung der Transsubstantiation abhngig machte. Gleichwohl steigerte sich die Gefpensterfnrcht vor dem Papismns" in den folgenden Jahren noch weiter. Zur Beruhigung des ganz ohne Grund aufgeregten Habens- Volkes besttigte Karl die vom Parlamente beschlossene Habeas-Corpus-S1679? akte. das Palladium der persnlichen Freiheit, welches jeden Englnder ausgenommen wurden in der Praxis die auer Gesetz geltenden Ka-Ausichlie- tholiken vor willkrlicher Verhaftung schtzte. Auch mit dieser Sicher-ungsb.ll. noch nicht zufrieden, arbeiteten Shaftesbnry und das Parlament auf die Ausschlieung des Herzogs von Dork. der bei der Kinderlosigkeit Karls Il die Krone erben mute, von der Thronfolge hin. Im Volke jedoch trat allmhlich ein Umschwung zu Gunsten des Knigs ein. Namentlich ge-wann er eine Sttze an einer rechtlich denkenden Partei des Adels, den Tories u. damals zuerst auftretenden Tories, die das Knigtum von Gottes Gnaden Whigs, v^teidigten, während die Whigs, zu denen viele Diffenters gehrten, an der Volkssouvernitt festhielten und darum die Parlamentsherrschaft begnstigten. Eine Anzahl adeliger Whigs, darunter Shaftesbnry, entwars Monmoutl,. den Plan, den Herzog von Monmonth, einen natrlichen Sohn Karls Ii., aus den Thron zu erheben oder die Republik wiederherzustellen. Die Eni-deckung der Verschwrung sicherte dem Herzog von 9)ork den Thron. Die Ausschlieungsbill war vom Oberhaus verworfen worden. Jakob ii. 8. 3-nkob Ii. Die glorreiche Resolution. Als Monmonth 1685 bis nack) der Thronbesteigung Jakobs Ii. von Holland aus einen Einfall 1688# in England wagte, wurde er besiegt und bte samt 330 Emprern sein trichtes Untersangen mit dem Tode. Anstatt aber auf die nun einmal gegen den Katholizismus herrschenden Vorurteile Rcksicht zu nehmen und nach und nach eine gerechtere Beurteilung und Behandlung seiner Glaubensbrder im Volke selbst Wurzel fassen und wirken zu lassen, beging er in feinem Herrscherbewutsein durch bereilung die grten Fehler, indem er der Testakte zum Trotz Katholiken als Offiziere und Beamte anstellte und durch Beibehaltung eines stehenden Heeres starkes Mitrauen erweckte, als ob er seine Katholisierungsplne ntigenfalls mit Sun3.' Gewalt durchsetzen wolle. Durch eine Jndulgenzerklrung, die weder in aiuu3' Schottland noch in England Zustimmung fand, hob er alle Strafgesetze gegen die Nonkonformisten, die Nichtanglikaner. auf und gebot den anglikanischen Bischsen die Verkndigung des Edikts in den Kirchen. Als sieben Widerspenstige vom Gerichte freigesprochen wurden, kam die Mistimmung des Volkes der das Verfahren des Knigs in allgemeinem Jubel zu dent-lichstem Ausdruck. Flchtige Hugenotten nhrten die Besorgnis der Nicht-Thronfolge- anglikaner vor einer Gegenreformation. Die Geburt eines mnnlichen 'ra0c' Thronerben vernichtete die Hoffnung der Protestanten ans protestantische

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 73

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Politische Ereignisse in der zweiten Hlste der Regierungszeit Friedrichs d. r. 73 noch mglich war. Denn die gewaltsame Staatsumwlzung, die tu Frankreich bereits begonnen hatte, erschtterte bald die schon morschen Gruud-festen des ehrwrdigen rmischen Reichs deutscher Nation. Leopolds Il Nachfolger Franz Il (17921806) war der letzte Trger der ihres Glanzes lngst beraubten Kaiserkrone. 56. Kulturzuftnde in Deutschland während der Zeit des frftlichen Hbfolutismus. Whrend des Reiches Oberhaupt, wie der Hofleben. Gang der Geschichte bewies, gegenber der Souvernitt der Reichssrsteu fast alle Gewalt eingebt hatte, der stndige stndische Regens-brg er Reichstag seinen Beschlssen keine Geltung verschaffen konnte, das Reichskammergericht zu Wetzlar trotz aller Anstrengungen die Berge von Prozessen nicht abzutragen vermochte, bten die kleinen Potentaten ihre Herrschergewalt gegen ihre Untertanen mit vollster berzeugung un-beschrnkten Herrscherrechtes. Die Mittel fr die kostspieligen Launen des Landesvaters, fr Lustschlsser, die Sttten der endlosen Vergngungen und lockerer Sitten, fr Theater, Opern, Hetzjagden, Leibgarden und Heere", denn es gab auch kleine Soldatennarren" muten die Landeskinder liefern. An den Hfen mancher geistlichen Herren ging es nicht viel besser zu, als an den Residenzen ihrer weltlichen Standes-genossen. Doch war es in den geistlichen Frstentmern fr das Volk vorteilhaft, da die geistlichen Gter reich waren und die Inhaber wechselten. Im allgemeinen war das Sprichwort Unterm Krummstab ist gut wohnen" noch berechtigt. Manche Landesherren und zwar gerade geistlichen Standes regierten als wahre Wohltter ihres Volkes, andre wie Tyrannen. Mehrere verkauften ihre Landeskinder als Soldaten an England. Segensreich Schn-wirkte als Minister und Generalvikar des Frstbistums Mnster besonders ^eben^ sr die Erziehung und Bildung der Jugeud der Freiherr Friedrich Wilhelm Franz von Frstenberg, der den vortrefflichen Pdagogen Overberg berief (1783). Ihr hoher Geist durchwehte auch den Kreis der edeln Frstin Gallitzin, eine kleine Gesellschaft auserlesener, ernster Denker. Berhmter ward (seit 1775) Weimars Musenhof, dessen Mittelpunkt die Herzogin Literatur. Amalie, deffen Apollo Goethe war. Erst in der berschumenden Jugend-kraft des Freuudespaares Goethe und Karl August, Herzogs von Sachsen-Weimar, ein Bild der Sturm- und Drangperiode der Literatur, bot er spter den Anblick eines der ruhigen, klaren Schnheit geweihten an-tiken Tempelgebietes, in welchem vornehmlich zwei Gttergestalten, Dios-kuren der Dichtkunst, Hand in Hand wandelten. Goethe und Schiller, aber auch andere Geister sannen und sangen, Herder, der Apostel der Humanitt", der echte Harfner der Volkspoesie, und der ehrsame und in dem Reich der Phantasie so ausgelassene Patriarch" Wieland. Das Verstndnis sr den Geist des klassischen Altertums, wie er in den an-tiken Bildwerken zum Beschauer redet, weckte in diesem Kreise wie allent-halben namentlich Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums"

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 49

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Emporsteigen Brandenburg-Preuens. 49 An der im Jahre 1694 gestifteten Universitt Halle wirkten Puseudors, der Rechtslehrer Christian Thomasius. der sich in seinen Vorlesungen zum erstenmal der deutschen Sprache bediente und den immer noch blhenden Hexenwahn bekmpfte, und August Hermann Francke, der Grnder des Waisenhauses und der damit verbundenen Anstalten. Andreas Schlter {16641714) errichtete zu Berlin auf der Langen Brcke" das Denkmal des Groen Kurfrsten (1700), das Zeughaus und begann den Umbau des Berliner Schlosses (im Barockstil), welches Johann Friedrich von Gofander, genannt Goethe, vollendete, jener ein ernster Knstler voll Kraft der Ideen, dieser mehr ein Abenteurer. 41. Friedrich Wilhelm I. (1713-1740). Innere Politik un6 ^dmch Verwaltung. Wer das Wesen des Kronprinzen nicht kennen gelernt ^"Jig' hatte, dem offenbarte es die erste Regierungshandlung des Knigs. 1740. durch die er kurz gebunden mit dem herumlungernden Hofstaate auf- ^te^nb rumte. Eine urwchsige, derbe Krastnatnr, ein eiserner Wille, der Verwaltung feinen Widerspruch ertrug, weil Frstenwille und Frstenrecht ihm Char?-dasselbe bedeutete, ein ehrlicher Deutscher durch und durch, hate er m| 1' allen hohlen Schein, vor allem die verweibischende Franzselei in Sitte. Tracht und Sprache, und saud sich darum auch in den Winkel-zgen mti) Schleichwegen der durchtriebenen Diplomaten nicht zurecht; Soldat mit Leib und Seele, besa er kein Verstndnis sr Bildung, Wissenschaft und Knste, als sparsamer, fast knickeriger Hausvater aber, der selbst sein Tagewerk beim frhesten Morgengrauen begann und Pein-lich sorgsam verrichtete, verwaltete er auch den Staatshaushalt mit einer solchen Genauigkeit, da er der ganzen Verwaltung und dem ganzen Beamtentum den Geist der Ordnung. Pnktlichkeit und gewissen-Beamten-haftesten Pflichterfllung einhauchte, der sich als Sttze und Stolz des um' preuischen Staates bis Heute bewhrt hat. Wehe dem Lssigen oder Pflichtvergessenen; der Zorn des Knigs kannte keine Grenzen. Rso-nieren" gab's nicht. Den Stnden gegenber so erklrte er der Abwlutis-Hubenkommission in Preußen stabilierte" er die Souvernitt" und nui setzte die Krone fest wie einen rocher von bronce". Die Städte hatten Ordres zu parieren" wie Soldaten und Beamte. Fr Miggnger fanden sich in dem Arbeitsstaate keine eintrglichen Ruheposten. Um eine einheitliche Finanzverwaltung herzustellen, schuf er nach eigenem Ver-Entwrfe (17^3) in dem Generaldirektorium eine oberste Zentral-behrde, deren Vorsitz er selbst fhrte. Eine besondere Abteilung dieser Behrde bildete die Oberrechenkammer. Unter dem Generaldirektorium standen die Regierungen der einzelnen Landesteile, die Kriegs- und Do-mnenkammeru, denen die Landrte fr die Kreise, die Steuerrte in den Stdten, die Departementsrte sr die Domnen unterstellt waren. Die auswrtigen Angelegenheiten bearbeitete das Kabinettsministerium; sr die Justiz bestaud ein besonderes Ministerium, und trotz seines Eigen- Weltgeschichte fr die Oberstufe d. Studienanst. 3. Bd. 4

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 85

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die franzsische Revolution. 85 61. Die Hufklrungsiiteratur, Reue Doikswirtfchnitliche [lehren. England, das Land der hrtesten religisen Unduldsamkeit, Englme mit welcher sich zuerst der schrfste politische Absolutismus gepaart hatte, listen, wurde auch die Heimat des Unglaubens, der Freigeisterei, der Vernunft-religion, der sog. Aufklrung, der Lehren, welche die Offenbarung, das Christentum, den persnlichen Gott bezweifelten oder verneinten und dazu fhrten, das liebe Ich der alle Autoritt zu stellen. Whrend noch John Locke (16321704) an einem undogmatischen Christentum festhielt, erkannten Bolingbroke (16721751), Shaftesbury (1671 1713) und David Hume (1711 1776) hchstens eine natrliche Religion an, der aus Holland stammende franzsische Generalpchter Helvetins (17151771) huldigte in Lehre und Leben der rohesten Selbstsucht und ihrer Tochter, der Genusucht. Schriften der Freidenker strmten aller Gegenmittel nn-geachtet nach Frankreich, wo die lockere Moral und die religise Ober- ngtomame flchlichkeit den Boden fr Unglauben empfnglich gemacht hatten. Trotz Frankreich, wiederholter politischer Gegenstze gerieten die gebildeten Kreise Frankreichs in frmliche Schwrmerei fr England hinein, namentlich fr dessen vermeintlich beste Verfassung, und der Hauptschuldige bei dieser Irreleitung der ffentlichen Meinung, wenigstens der gebildet" sein wollenden Kreise, war Franz Maria Arouet, genannt Voltaire (16941778). Aus das groe Publikum wirkt stets blendender Schein mehr als Voltaire. Gedankentiefe. Obgleich weder ein groer Dichter noch ein echter Phi-lofoph noch auch ein grndlicher Geschichtsschreiber und klarer politischer Kopf, hat doch dieser Schriftsteller durch feilte Fruchtbarkeit, feine Vielseitigkeit und seinen berckenden Stil einen ganz mchtigen Einflu aus das Denken seiner Zeit ausgebt. Seine Briese der die Englnder", verfat während seiner Verbannung (1726 - 1729), fanden trotz ihrer Oberflchlichkeit einen ungeheuren Leserkreis. Und warum? Weil die Leser in den Anspielungen willkommene Kritik gegen die in Frankreich herrschenden Zustnde fanden, die doch in vieler Beziehung beffer als die englifchen waren. Whrend er die Worte Gott, Tugend und Gewiffens-fretheit im Munde fhrte und sich als Verteidiger der Toleranz und der Unschuld ausspielte, kmpfte er mit den giftigen Pfeilen des Hohnes und des Witzes wider alles, was der kirchliche Glauben als heilig und ver-ehrungswrdig betrachtete, angeblich gegen den Aberglauben, in Wahrheit gegen das Christentum und die Kirche, zu deren Vernichtung er ans-forderte durch das Wort: ecrasez l'infme. In dieser traurigen Kunst, das Hohe in den Schmutz zu ziehen, hat er seinen Lehrmeister Bayle, den Verfasser eines Konversationslexikons, des Dictionnaire (1696), weit bertroffen, besonders durch seine schmachvolle Verhhnung der Helden-juugfrau von Orleans (La Pucelle). Ohne die satirischen Ausflle gegen das Kirchliche und die Monarchie, deren Unumschrnktheit er spter wieder verteidigte, ohne die ekelhaft unsaubere Phantasie des in Denken und

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 86

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
86 Die Zeit der gr. franzsischen Revolution u. d. napoleonischen Militrdiktatur. Wandel unmoralischen Verfassers htte dieses Machwerk in einer sittlich gesunden Zeit feinen anstndigen Leser gefunden. Bei der Verdorbenheit, die einen groen Teil der lesenden Welt angesteckt hatte, wurden diese Gemeinheiten mit derselben Gier verschluugen, wie man anstoende Vor-kommnisse des Gesellschaftslebens mit Behagen vernahm und weitertrug oder die schmutzigen Produkte der sonstigen zeitgenssischen Unterhal-tnngsliteratnr geno. Trotz der oielgerhmteu Menschenliebe und Toleranz, die ihn angeblich dazu veranlate, fr einen unschuldig Hin-gerichteten, den Kalvimsten Calas (1762), einzutreten, bewies der von Eitel-feit schwellende Weise von Ferney", der sich durch seine Habsucht die Gunst des groen Friedrich verscherzte, fanm eine Spur vou Menschenachtung und Herzensbildung. Das Volk" galt ihm als Pbel", als Ochsen". In religiser Hinsicht stand Voltaire noch auf dem Boden des Deismus. Dagegen verkndete der Kreis der Enzyklopdisten, deren Hupter d'alembert (17071783) und Diderot (1713 1784), deren Gnner Dietrich von Holbach (f 1789) war, die Herausgeber eines umfassenden Konversationslexikons, den krassen Materialismus und die Republik und zwar zum Teil in der rohesten Ausdrucksweise. Von La Mettrie, der als Arzt Friedrichs des Groen in Berlin starb, urteilte der Marquis d'argens, er predige das Laster mit der Frechheit eines Narren. Wie Diderot erklrte Condorcet (17431794), der zuerst Gleichheit der Bildung fr beide Geschlechter forderte, das Band der Ehe fr einen Mibrauch. Wie man lebte, frei von den Fesseln der Religion Salons.uud der Moral, so lehrte mau und glaubte man in den Salons, die sonst mehr mit Poesie sich beschftigt hatten, seit etwa der Mitte des Jahrhunderts aber in dilettantischer Weise die Naturwissenschaften, die Mathematik, die sog. Philosophie, wirtschaftliche und politische Fragen behandelten, lind die Frau war Richterin nicht nur im Reiche der Mode und des Geschmackes, sondern entschied auch als oberste Instanz in wissenschaftlichen Streitfragen der Konversation und hhnte und witzelte der Heiliges um die Wette mit mnnlichen Freigeistern. Mit satirischer Kritik gegen die kirchlichen Einrichtungen und Lehren, gegen die Zustnde in Staat und Gesellschaft Frankreichs begann auch Montes-der geistvolle Montesquieu (16891755), Parlamentsrat in Bordeaux, quim. jejne Ttigkeit als Schriftsteller durch Verffentlichung der anonymen Persischen Briefe" (1721). In seinem ersten Hauptwerke Geist der Gesetze" (1748) forderte er, auf Grund einer Lehre John Lockes, als Grundlage der politischen Freiheit, die er irrtmlich in. der englischen Verfassung wahrnahm, Trennung der Staatsgewalt in die gesetzgebende, vollziehende und richterliche Gewalt und wurde durch diese Lehre der Vater des Konstitutionalismus. Der ganzen Kultur iu der Gestalt, wie sie die franzsische Gesellschaft der Zeit mibrauchte und entehrte, erklrte den Krieg Jean Jacques

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 141

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Zeit des Deutschen Bundes bis zur Begrndung des Deutschen Reiches. 141 Friedrich Lists 1837 die erste Strecke der Bahn Leipzigdresden dem Betrieb bergeben. Mit welchen Schwierigkeiten, Vorurteilen und Bedenken die Reformatoren des Verkehrs zu kmpfen hatten, davon macht sich die heutige Welt kaum mehr eine Vorstellung. Im Jahre 1785 war der erste mechanische Webstuhl aufgestellt worden. Seitdem erfuhr der Ma-fchinenbetrieb eine ganz ungeheure Ausdehnung durch die Verwendung des Dampfes und der Elektrizitt. Den ersten elektro-magnetifchen Telegraphen legten die Professoren Gau und Weber in Gttingen an (1833). Welches Netz von Telegraphendrhten und Eisenbahnschienen umspannt heute den Erdball! Das Telephon erfand Philipp Reis 1860 in Frankfurt a. M., die Dynamomaschine Werner v. Siemens 1867. Jetzt vermitteln elektri-fche Eisenbahnen den Nah- und Fernverkehr, und mit dem Gaslicht strahlt um die Wette elektrische Beleuchtung. Dem Droschkengaul machen das Automobil und das Stahlro Konkurrenz. Unterseeboote tauchen in die Tiefe des Meeres, und seit 1907 durchsegeln lenkbare Luftschiffe die Wolken. Die ersten Verwegenen aber, welche den Aufstieg in die Hhen der Luft mittelst eines Luftballons wagten, waren Franzosen (1783). Noch haben die Flieger, die sog. Aviatiker (von avis Vogel), den Grafen Zeppelin nicht einzuholen vermocht, und dennoch hat auch ihre Kunst eine Zukunft. Von den riesenhaften Fortschritten auf den Gebieten der Technik, der Physik und Chemie knden die Fabriken aller Art in den von Kohlen-dunst umlagerten, unter stetem Getse erbebenden Sttten der Industrie so gut wie der Dampfpflug und die Dreschmaschine auf den ckern oder die Nhmaschine im Hause, die Kolossalhmmer in den Eisenwerken und die Schnelldruckmaschine in den Druckereien. Die Chemie stellte Justus Lieb ig in den Dienst der Landwirtschaft (1844). Welchen Wert sie und die Physik insbesondere fr die Heilkunst besitzt, davon kann uns das tgliche Leben erzählen. Die Gewalt der Naturkrfte hat sich der Mensch freilich auch zum Verderben fr die Mitmenschen dienstbar gemocht, nicht blo fr den Krieg, sondern auch zu ruchlosen Verbrechen. Das 19. Jahrhundert brachte eine ganze Reihe neuer Wissenschaften, Mssen-so durch Karl Ritter die wissenschaftliche Erdkunde, durch Saviguy die historische Methode der Rechtswissenschaft, dnrch Franz Bopp die ver-gleichende Sprachwissenschaft, dnrch Niebuhr die kritische Geschichtswissen-schaft, die Germanistik durch die Brder Wilhelm und Jakob Grimm und andre, die Philologie durch Friedrich August Wolf, August Boeckh usw. Nicht mit Unrecht hat man dem 19. Jahrh. den Namen des histo-rischen" beigelegt, weil im Gegensatz zum 18. rationalistischen die geschieht-liehe Denkweise wieder zu ihrem Rechte kam; doch blhte auch in ihm die Wissenschast des Wissens, die Philosophie. Noch wirkte fort der Geist des groen Denkers Immanuel Kant (f 1804). Ihm kamen Fichte, Schelling, Hegel, Herbart nicht gleich. Greren Einflu gewann Arthur (Schopenhauer (f 1860), in der neuesten Zeit Eduard von Hartmann

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 142

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
142 Die Zeit des Ringens um Verfassungen ?c. (t 1906) und der unheilvolle Friedrich Nietzsche (f 1900) durch die Irrlichter seines geistigen Nihilismus. Knste. Die erste Hlfte des Jahrhnnberts trug einen berwiegenb stheti-schen Charakter. Der Geist der Romantik sprach ans der Literatur, aus dem religisen Sehnen, aus der Vorliebe fr die gotische" Baukunst, welche zu neuem Leben erwachte besonbers durch die Klner Bauhtte und den im Jahre 1842 in Angriff genommenen Ausbau des Klner Domes. Baukunst, Skulptur und Malerei erfreuten sich namentlich der Gunst Friedrich Wilhelms Iv. von Preußen und Lubwigs I. von Bayern. Zu den lteren vervielsltigenben Knsten des Holzschnitts, des Kupfer- und Stahlstichs traten die Lithographie und die Photographie. Gegen Ende des Jahrhnnberts burchbrang neues Leben die Mlbenben Knste, bereu Meister mehr auf den Gesamteinbruck eines Kunstwerkes hinarbeiten, als auf beffen sorgfltigste Behanblung im einzelnen. Dieser Zug nach Schpfung eines Gesamtkunstwerkes sanb schon frher in der Tonkunst einen gewaltigen Vertreter in der Person Richarb Wagners, auf besten Pfaben in gewiffem Sinne Johannes Brahms und viele Epigonen wanbeln. Grelle Diffonanzen zu ertragen verlangt der neue Geschmack von Auge und Ohr. Und boch ruhen sie gerne aus beim Genu des ruhigeren Alten, das unvergnglichen Wert hat. So klingen fort und fort die herrlichen Schpfungen der lteren Tonknstler Bach, Hnbel, Gluck, Haybn. Beethoven, Mozart, Schubert, Menbelssohn, Schumann usw. und das ewig junge Volkslieb, der innige Klang aus der tiefen Seele des Volkes. Und ob von beni berreichtum der mobernen Dichtung soviel ihm eigen und lieb wirb, als ihm vom Alten zum Eigentum warb, das brste fraglich erscheinen. Ber. 92. Reaktion unter dem Syftem Itletternidi". Whrenb das sassungen. franzsische Volk sich der mannigfachen Segnungen, welche die groe Um-Partei^ wlzung der Jahre 1789 bis 1815 neben allem Schmerzlichen mit sich brachte, erfreute, blieb das Sehnen des beutfchen Volkes nach politischer Mnbigkeit und nationaler Einheit ungestillt. Einige Staaten zwar, Weimar, Nassau, Wrttemberg, Bayern. Baden, Hessen-Darmstabt und anbere erfllten das Versprechen des Artikels 13 der Bunbesakte vom 8. Juni 1815 und gaben Verfaffungen, die dem Volke eine Mitwirkung beim Staatsleben sicherten, anbre aber stellten nur die alten lanbstnbischen Vertretungen wieber her ohne gesetzgebenbe Befugnisse. Im allgemeinen bewies der den den Forberungen der Zeit gegenber mehr Verstnbnis, als der Norben, was sich aus der strkeren Einwirkung der franzsischen Reformen auf die ehemaligen Rheinbunblnber erklrte. In den Einzelstaaten selbst trat ein hnlicher Gegensatz zutage: Eine Partei erkannte in dem Festhalten an dem Alten, an dem von den Vtern her berkommenen die sicherste Gewhr fr die Wahrung der Orbnung und Ruhe, eine anbre erblickte eine Brgschaft fr biefe in zeitgemen Re-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 5

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Baukunst. 5 Wei, in Farbe oder Vergoldung, wendet aber auch wirklich Malerei an, wo er sie zum Beleben der Flche bentigt. Den neuen Stil, der lange flschlich als Um-bildung der Sptrenaissance galt, bezeichnet man als Barockstil nach dem por-tugiesischen Wort barroco = schiefrund", mit welchem auch in der Logik eine Schlufigur benannt wird, und legt somit den Nachdruck auf das Wunderliche, Unregelmige, während sein Wesen eher in malerischer Bewegung besteht. Wulst und Schwulst, wie er im Wortschwall der Literatur des 17. Jahrhunderts sich breit macht, eine Berhimmelung durch die Architektur und die Plastik, unterscheiden den Stil sehr von der gediegenen Form- schnheit der Renais-sance. Mit Unrecht hat man von einem Je-suitenstil im Kir-chenbau geredet. 3n der Anlage der Kir-chen hielten die Je-suiten, die eine eifrige Bauttigkeit entfal-teten, meist an den Grundstzen der Go-tik fest, bei der Aus-stattung trugen sie dem Ieitgeiste Rech-nung, oft mit groem (Beschmacke. Es verdient besondere Beachtung, da gerade der Lehrmeister der Renaissance, Mg-nola, die erste Ba-rockkirche J1 Gesti (S.3)inrom(1568) baute, ein mit Ton-nengewlbe gedeck-tes Langhaus, an das sich der Kuppel- bau schliet. Die von__ Giacomo della Porta Der Zwinger in Dresden. erbeute massige Fassade ist durch ein Gesimse in ein Untergescho und einen im Giebel auslaufenden Oberbau geschieden und gegliedert durch Pilaster, belebt durch das Sulenportal, das von Sulchen eingerahmte Fenster darber, die Seitennischen fr Statuen und die Kartusche (Zierschild). 3m wesentlichen zeigen die im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts errichteten katholischen Pfarrkirchen diese Grundzge, erhalten aber oft zwiebelgekrnte Fronttrme mit aufsteigenden Pilastern. Meister des Barockstils in Italien (1580-1680) waren Carlo Maderna (1556- 1639), der die Borhalle der Peterskirche in Rom schuf, Giovanni Lorertzo Bernini (1598 - 1680), der (Erbauer des Tabernakels in der St. Peterskirche

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 22

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
22 17. und 18. Jahrhundert: Hollnder. v. Dyck, Karl I., Louvre in Paris. toisie, Etikette und Eleganz mehr zeugt, als von Kraft und Geschmack. Hollands grter Maler Rem-brandt Harmensz van Rijn (5. 23 und 24) aus Ley-den (1606- 1669), von unerschpflichem Reichtum derempfin-dng, der Phantasie, des Gedankens, ver-mag seine Persnlich-keit nicht dem unter-zuordnen, was gute Sitte oder Brauch oder Mode heischt und macht mit sei-nem materiellen Ver-mgen wie mit sei-nem Leben Bnke-rott. Hollnder sei-ner Heimat nach, ist er als Urbild der Individualitt, die ihrem Drange folgt, ob diesen auch die Mitwelt nicht versteht, seinem Wesen nach Deutscher, der individuellste unter allen deutschen Knstlern", ein Einsamer, ein Rtsel und doch wert (Erzieher" der deutschen Kunst, ihr Befreier aus der Schablone" zu sein. Als eine Eigenart seiner Gemlde wird die wundersamewir-Kung der Abtnung des Lichtes (Hell-dunkel") und des Kolorits gerhmt. In Helldunkel aber malten schon Lionar-do, die Benetianer und Rubens. Franz Hals, Die Offiziere der Andreasgilde, Haag.

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 23

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Malerei. 23 Frankreich und die brigen L: an der. Von den franzsischen Malern stehen ganz unter italienischem Einflsse die Land- schafter Nikolas Poussin (1594 -1665), sein Schwager Dughet, gut. Gas-pard Poussin (1613 -1675), und Claude Gelee, gen. Lorrain (1600-1682), die Meister der heroischen Landschaft. Die Knstler des grand siecle" bilden den denkbar schroffsten Gegensatz gegenrem-brandt durch die steife Unterordnung aller Eigenart unter einen Willen und einen Gedanken, den der Verherrlichung des Sonnenknigs Loms Xiv. Dann tritt an die Stelle des pompeusen, majesttischen, ja heroischen Barock die zarte Grazie des Rokoko, wie sie der arme, schwindschtige Antoine Watteau (siehe S. 7) so mrchenhaft schn hinzaubert, er, dem sie ihre Huld versagte. Selbst die Wahl der Farbentne lassen den Wandel der Zeit und des Geschmacks erkennen. Die Rokokodame liebt duf-tige Gewandung, zarte^Tne, Hellrosa, hellgrn, grau oder wei, so auch die Kunst. Das leuchtende Blau, Rot, Gold der Zeit Louis' Xiv. ist verschwunden. Der Begrnder der englischen Malerei ist William Hogarth (1697 - 1764), in Deutschland bekannt als Sittenprediger durch seine Bilderromane, deren Kupfer-stiche der Gttinger Gelehrte Georg Christoph Lichtenberg (1742 1799) mit Witz erlutert hat. Maler der vorneh-men englischen Gesellschaft sind Joshua Reynolds (S. 24) (1723- 1792) und Thomas Gainsborough (1727 1788). Als Hofmaler war der ernste Franzose Antoine Pesne (16831757) in Berlin ttig. In der Mitte des 18. Jahrhunderts kokettiert die demoralisierte fran- zsische Gesellschaft und Kunst mit der Rembrandts Selbstbildnis, Haag. Jak. Ruysdael, Landschaft, Museum, Setiin.
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TM Hauptwörter (200)200

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