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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
10 Zeitalter des krassen Absolutismus (von 1648 1740). welche den Eintritt in jedes Amt von einem fr Katholiken nnmg-lichen Eid auf Anerkennung der kirchlichen Oberhoheit des Knigs und auf Ableugnung der Transsubstantiation abhngig machte. Gleichwohl steigerte sich die Gefpensterfnrcht vor dem Papismns" in den folgenden Jahren noch weiter. Zur Beruhigung des ganz ohne Grund aufgeregten Habens- Volkes besttigte Karl die vom Parlamente beschlossene Habeas-Corpus-S1679? akte. das Palladium der persnlichen Freiheit, welches jeden Englnder ausgenommen wurden in der Praxis die auer Gesetz geltenden Ka-Ausichlie- tholiken vor willkrlicher Verhaftung schtzte. Auch mit dieser Sicher-ungsb.ll. noch nicht zufrieden, arbeiteten Shaftesbnry und das Parlament auf die Ausschlieung des Herzogs von Dork. der bei der Kinderlosigkeit Karls Il die Krone erben mute, von der Thronfolge hin. Im Volke jedoch trat allmhlich ein Umschwung zu Gunsten des Knigs ein. Namentlich ge-wann er eine Sttze an einer rechtlich denkenden Partei des Adels, den Tories u. damals zuerst auftretenden Tories, die das Knigtum von Gottes Gnaden Whigs, v^teidigten, während die Whigs, zu denen viele Diffenters gehrten, an der Volkssouvernitt festhielten und darum die Parlamentsherrschaft begnstigten. Eine Anzahl adeliger Whigs, darunter Shaftesbnry, entwars Monmoutl,. den Plan, den Herzog von Monmonth, einen natrlichen Sohn Karls Ii., aus den Thron zu erheben oder die Republik wiederherzustellen. Die Eni-deckung der Verschwrung sicherte dem Herzog von 9)ork den Thron. Die Ausschlieungsbill war vom Oberhaus verworfen worden. Jakob ii. 8. 3-nkob Ii. Die glorreiche Resolution. Als Monmonth 1685 bis nack) der Thronbesteigung Jakobs Ii. von Holland aus einen Einfall 1688# in England wagte, wurde er besiegt und bte samt 330 Emprern sein trichtes Untersangen mit dem Tode. Anstatt aber auf die nun einmal gegen den Katholizismus herrschenden Vorurteile Rcksicht zu nehmen und nach und nach eine gerechtere Beurteilung und Behandlung seiner Glaubensbrder im Volke selbst Wurzel fassen und wirken zu lassen, beging er in feinem Herrscherbewutsein durch bereilung die grten Fehler, indem er der Testakte zum Trotz Katholiken als Offiziere und Beamte anstellte und durch Beibehaltung eines stehenden Heeres starkes Mitrauen erweckte, als ob er seine Katholisierungsplne ntigenfalls mit Sun3.' Gewalt durchsetzen wolle. Durch eine Jndulgenzerklrung, die weder in aiuu3' Schottland noch in England Zustimmung fand, hob er alle Strafgesetze gegen die Nonkonformisten, die Nichtanglikaner. auf und gebot den anglikanischen Bischsen die Verkndigung des Edikts in den Kirchen. Als sieben Widerspenstige vom Gerichte freigesprochen wurden, kam die Mistimmung des Volkes der das Verfahren des Knigs in allgemeinem Jubel zu dent-lichstem Ausdruck. Flchtige Hugenotten nhrten die Besorgnis der Nicht-Thronfolge- anglikaner vor einer Gegenreformation. Die Geburt eines mnnlichen 'ra0c' Thronerben vernichtete die Hoffnung der Protestanten ans protestantische

2. Alte Geschichte - S. VI

1848 - Leipzig : Brandstetter
Vi Vor alltäglichem Geklatsche und gemeinem Treiben und allen Erbärmlichkeiten weiblicher Leer- und Flachheit soll die Geschichte ebenso bewahren, als vor überschwänglicher Empfin- delei und Phantasterei, die manches herrlich begabte Geschöpf sich selbst und seiner Bestimmung entfremdet und in unausgleich- bare Zerwürfnisse stürzt. Doch um so einzuwirken auf weibliche Seelen, reicht es nicht zu, die Geschichten der Menschen in einem Zeitungstone zu erzählen und mit Gemeinplätzen oder trockenen Sittenlehren zu durchmengen; noch weniger thut das ein pedantischer Oours lüstoiüque Ü68 quatre monarchies, wie ihn unsere überrheinischen Erzieherinnen belieben, und „wo," wie Bettina abermals sagt (S. 168), „der Lehrer gleich hinter Nimrod den Assyrer Ninus drein jagt."*) Soll, wie Günderode in der obenangeführten Stelle meint, die Geschichte das träge Pflanzenleben unserer Gedanken auf- frischen, so nmß im Unterrichte auch die starke Gewalt aller Bildung liegen. „Das Beste, was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den sie erregt," sagt Göthe,**) und der Unterricht in der Geschichte für Jungfrauen muß er- hebend sein: die Wirklichkeit zum Ideale verklärt — ein Epos, gleichwie Herodot und Livius geschrieben, mit allen Volkssagen der Vorzeit, in welchen zwar nicht historische, wohl aber poeti- sche Wahrheit und der Keim des werdenden Volkscharakters in ebenso schöner als bedeutungsvoller Hülle verborgen liegt. *) Weiter heißt es: „Ich jagte also ohne Aufenthalt mit, bis das Reich wieder befreit wird durch Nabopolasar, von dem ich auch nicht weiß, woher er geflogen kam. Nabukadnezar eroberte Aegypten: Babylonier, As- syrer, Meder führen Krieg — bis Cyrus der Perser alle Reiche wieder erobert. Die babylonische Geschichte umfaßt 1600 Jahr, hat um elf Uhr angefangen und Glockenschlag zwölf Uhr aus — ich spring' in Garten." **) Sa'mmtliche Werke. Stuttg. und Tüb. 1833. B. 40. S. 31.

3. Alte Geschichte - S. XII

1848 - Leipzig : Brandstetter
Xii mehre Beziehungen bleiben unbemerkt, und die trefflichsten Stel- len vielleicht ohne Eindruck. Ganz anders ist es, wenn der Lehrer im Geschichtsunterrichte erst die eleusischen Mysterien be- schreibt, ihre Veranlassung und die Bedeutsamkeit derselben dar- legt, und nun, wenn die Seele ein klares Bild gewonnen hat, die Muse herniederschwebt und der Dichter feiernd singt: „Win- det zum Kranze die goldenen Aehren, flechtet auch blaue Cyanen hinein!" rc. — Troja fiel und die Griechen haben das Ziel zehnjähriger Mühen errungen — da greift der Dichter in die Saiten und singt das Siegesfest „Priam's Feste war gesunken, Troja lag in Schutt und Staub." Jetzt wird das Lied auch dem Schüler ein Siegeslied, während es isolirt hingestellt und vom Lehrer commentirt Vielen ein Pensum ist, das sie auf Commando wieder commentiren müssen. Salomo's Lob einer tugendhaften Hausfrau enthält des Schönen so viel, daß es dem weiblichen Gemüthe gefallen muß; aber es berührt auch viele unserer Zeit fremde Beziehungen, die gelesen und eben nur ge- lesen werden. Doch welchen tiefen Eindruck macht es, wenn aus der Reihe der asiatischen Völker die Hebräer hervortreten, wenn das hebräische Volksthum geschildert wird, und nun aus dem Volke selbst der königliche Sänger auftritt und ein tugend- sames Weib besingt! Da ist es kein schaler Vergleich, wenn es von ihm heißt: „Sie ist wie ein Kaufmannsschiff, das seine Nahrung von ferne bringet" rc. und jeder Commentar wird ent- behrlich." Gerne würde der Verfasser die ganze Recension hersetzen, wenn er nicht schon durch das Mitgetheilte befürchten müßte, in den Verdacht selbstgefälliger Autor-Eitelkeit gerathen zu sein. Er scheidet von dem geneigten Leser mit der Versicherung, daß er nie eitler Ehre, sondern immer nur dem Bestreben gelebt habe, der Jugend nützlich zu sein.

4. Alte Geschichte - S. 2

1848 - Leipzig : Brandstetter
2 tige Sonne auf und niedersteigen sehen, oder aufblicken in der dunkele« Nacht zu den Sternen des Himmels: — da erhebt sich unser Geist voll Bewun- derung zu Gott, indem wir den erhabenen und gütigen Schöpfer aller dieser Herrlichkeit erkennen. Aber auch das Einzele der Weltschöpfung, jedes Steinchen, jedes Blatt am Baume, jede Blume, der Fisch im Wasser, und der Vogel in den Lüften, das kleinste Würmchen wie die übrigen Ge- schöpfe, die auf der Erde leben, sind eben so viele Zeugen der Allmacht, Weisheit und Güte Gottes. Erhabener als alle Geschöpfe, die der Erdball trägt, ist der Mensch, das Ebenbild Gottes; zwar ist er, wie sie, mit einem Leibe versehen, aber sein Antlitz ist aufgerichtet und zum Himmel erhoben; er ist edler und herr- licher, als alle übrige Creatur, denn in ihm wohnt ein fühlender und denkender Geist, welcher der gewaltigen Natur nicht unterworfen ist, nicht stumm in dem Menschen lebt, sondern im Worte sich ausspricht und durch dasselbe fort und fort immer höher und gottähnlicher sich ausbildet. Staunend fragen wir: woher ist der Mensch, dieses Wunderwesen mit einem Leibe, der edler gestaltet ist, als der aller Thiere, mit der vernünf- tigen Seele und Sprache? So weit wir auch forschen und nachsinnen, so können wir doch nicht mehr ergründen, als was schon Moses uns sagt: Gott hat auch ihn ersebaffen und seinen Odem, d. i. seinen lebendigen Geist, ihm eingehaucht. Wenn wir aber um uns blicken, da sehen wir, wie gar verschieden die Menschen an Körper- und Geistesbildung sind. Vergleichen wir z. B. den Wilden in Neuholland mit dem feingebilde- ten Europäer, wie groß ist die Verschiedenheit zwischen Beiden in körper- licher und geistiger Beziehung. Jener, nackt und schmutzig an seinem schwarzen Leibe, trägt häßliche Züge auf dem Gesichte, ein struppiges Haar auf dem Haupte. Seine Mittagskost ist ein erbeutetes Thier, das er mit den Händen zerreißt und unzubereitet mit Gier verschlingt. Er kennt keine andere Kunst, als Wurfspieße zu schnitzen und Schilde aus Baumrinde zu siechten, oder irgend ein anderes nothdürftiges Geräth, ein Werkzeug aus Muscheln oder spitzen Steinen zu verfertigen. Er hat keine andere Beschäf- tigung,. als Jagd oder Fischfang, keine andere Wohnung, als etwa eine Höhle, die er tief in die Erde eingräbt und mit Baumzweigen bedeckt. Kaltblütig streckt oft der Mann das Weib im Zorne [mit der Keule nieder; dasselbe erlaubt er sich gegen jeden Menschen oft nur einer geringen Beute wegen, und wenn die säugende Mutter gestorben ist, so erschlägt er das noch lebende Kind mit einem Steine, weil er es durch irgend eine Nahrung am Leben zu erhalten entweder zu dumm, oder zu träge ist. Ein solcher Wilder er- scheint wie ein Halbmensch, seine rauhe Sprache ist eben so arm an Wör- tern, als sein Haus an Speisevorrath: eben so arm ist sein Geist an Ge- danken, denn er haftet nur an dem, was gegenwärtig ist und bekümmert sich wenig um das Vergangene, noch weniger um das Zukünftige. Ganz

5. Alte Geschichte - S. 34

1848 - Leipzig : Brandstetter
34 hier gelandet und ein Reich gegründet haben soll, welches bald das Mutter- land an Macht und Reichthum übertroffen, in späteren Jahrhunderten aber das mittelländische Meer und alle Küsten und Inseln desselben beherrscht hätte. Durch Nebukadnezar I., König von Babylon, wurde Phönizien er- obert. Die Tyrier, die sich ihm nicht unterwerfen wollten, bauten Neu- Tyrus. Nach dem Untergänge des babylonischen Reiches durch Cyrus, König der Perser (539), kam Phönizien unter die Perser, bis Alexander der Große, König von Macedonien, auch Neu-Tyrus sich unterwarf (332). Durch die Eroberung Alexanders aber ging der Wohlstand Phöniziens gänzlich zu Grunde, weil nun der Welthandel an die Stadt Alexandrien kam. Freundlicher als in Phönizien, gestaltete sich das Menschengeschlecht in dem nahegelegenen Klein-Asien, das sich vom Tauruß an zwischen dem schwarzen und mittelländischen Meere bis an die südöstliche Spitze Europa's erstreckt, wo der Hellespont, die Propontis und der Bosporus eine Straße bilden, die beide Meere verbindet. Diese Verbindung soll jedoch in den urältesten Zeiten nicht ftattgefunden haben, und wo heut zu Tage der Archipel wogt, soll in jenen Zeiten das Land Lektonien gewesen, durch ein Erd- beben aber untergegangen, und also Asien von Europa hier getrennt worden sein. Wann das geschehen, ist ungewiß; doch scheint dieses Ereigniß weit über die Zeit hinauszureichen, von welcher wir Nachrichten aus der Geschichte Klein-Asiens haben. Dieses schöne und fruchtbare Land war schon früh- zeitig bewohnt, mögen nun die ersten Menschen vom Taurus oder vom Kaukasus dahin gekommen sein. Was in späteren Zeiten von dem fröh- lichen Bacchus, dem Urheber des Weinbaues, von der Mutter Cybele, dem Symbole der bewohnten und fruchtbringenden Erde, gefabelt wurde, kommt aus Klein-Asien, besonders aus dem schönen, reichen Phrygien. Mehre kleine Völker ließen sich daselbst nieder, bauten das Land an, er- fanden Künste und Handwerke, gleich den Phöniziern, trieben Seehandel und sandten, wie diese, Colonisten in alle Welt. Die Völker und Religionen aber, die aus Kleinasien kamen, waren heiter, lebensfrisch und schöner, als die, welche sich aus Aegypten und Phönizien verpflanzten. §. 5. Die Meder und Perser. — Zoroaster. — Cyrus. Wir haben erzählt, wie Cyaxares mit Nabopolassar Assyrien erobert hatte; weiter gegen Osten erstreckte sich Medien, das sich alle Länder bis an den Indus unterwarf. 560 I. v. Ehr. lebte hier Zoroaster oder Zerduscht, einer von den Weisen im Morgenlande, die auch Magier heißen und über ganz Mittel-Asien eine reinere Gottesverehrung und Sittlichkeit verbreiteten. Nach seiner Lehre, welche die Jünger desselben zusammenge- schrieben und in einem Buche gesammelt haben, welches Zendavesta ge- nannt wird, sollte es zwei oberste Gottheiten geben, — die Gottheit des Lichts und des Segens Ormuzd, von dem alles Gute erschaffen und er-

6. Alte Geschichte - S. 15

1848 - Leipzig : Brandstetter
15 ihnen die höhere moralische Bildung, der wir Europäer, obwohl wir ihnen gar oft an manchen Tugenden und an Fülle des Gemüthes nachstehen, durch die herrschende Versiandesbildung näher sind. Falsch ist es also, zu behaupten, daß Bildung des Geistes und Aufklärung die Menschen schlechter mache; das ist nur bei halber Bildung der Fall, die beim Nützlichen stehen bleibt; zur allseitigen und ganzen Bildung gehört nothwendig Sittlichkeit. Bei dem Streben nach Recht und Billigkeit mußte aber auch der Kampf sichtbar werden, den das Laster und das mit ihm so oft vereinte menschliche Schicksal mit der Tugend führt. Sehr früh konnte der Mensch die Erfahrung machen, daß Tugend nicht immer belohnt, Laster nicht im- mer bestraft werde, der Gute nicht immer glücklich, der Böse nicht immer unglücklich sei. Diese Betrachtung mußte die Seele des Edlen mit Trauer erfüllen, welche ihn im Fortschreiten auf der rechten Bahn wankend hätte machen können, wenn ihn nicht der Gedanke im Guten erhalten hätte, daß seine Tugend höher stehe, als alle vergänglichen Güter dieser Erde; daß der wahre Lohn der Tugend in der Ruhe und Zufriedenheit der Seele besteht, daß der Lasterhafte sie nimmermehr erringen kann, wenn er auch noch so reich mit Lebensgütern überschüttet ist. Wird also auch der Frohsinn des Tugendhaften äußerlich durch tausend Widerwärtigkeiten getrübt, so schwebt doch seine Seele in harmonischer Ruhe;— seine Stimmung heißt Ernst. Dieß ist die Stimmung und der Charakter, in welchem einzele Menschen, wie Priester und Gesetzgeber, Helden und Fürsten, ja selbst edle Frauen aller Zeiten im Volke erscheinen, von der Mit- und Nachwelt als Heilige ver- ehrt werden. Aber wie? gelang es ihnen auch durch ihr erhabenes Bei- spiel, durch Lehre, oder strenge Herrschaft die Menge zur Tugend hinzu- führen? — Gestehen müssen wir es — nur selten war dieß der Fall; meist waren es wieder nur Einzele in dem Volke, in deren empfänglichen Ge- müthern der niedergelegte Same des Guten Wurzel faßte. Die Tugend, welche nicht durch Erkenntniß und Ueberzeugung, sondern durch strenge Lehre oder Herrschergebot in das Leben tritt, ist aber auch nur eine Saat von kurzer Dauer, die mit dem letzten Hauche des Lehrers oder Herrschers welkt, ehe sie noch Frucht getragen hat. H. 11. Aefthetische Bildung. Die Geschichte lehrt uns nur zu oft die traurige Thatsache, daß ganze Völker, in Laster und Sittenlosigkeit oder in Schwäche und Mut- losigkeit versunken, Jahrhunderte lang hoffnungslos ein erbärmliches Leben hinschleppten. Da wird nun der denkende Mensch gemahnt, einzusehen, daß das höhere Wesen, welches die Menschen und alle Welt erschaffen, auch in die Seele des Menschen Kräfte legte, die denselben im Elende emporzu- richten fähig sind.

7. Alte Geschichte - S. 18

1848 - Leipzig : Brandstetter
18 den frühesten Zeiten und, wie die heilige Sage berichtet, schon bei dem er- sten Menschenpaare eine reine Anbetung des alleinigen Gottes, hervorge- rufen durch die denkende Vernunft, durch das ahnende Gefühl und durcb den Anblick der ganzen Schöpfung, die in ihrem Zusammenhänge, in ihrer Ordnung nur einen Zweck und darum auch nur einen Urheber beur- kundet. Einzele Auserwählte waren es, denen die Offenbarung gegeben wurde, daß Ein Gott — seinem Wesen nach ein Geist und begabt mit allen Vollkommenheiten — sei, den man durch Frömmigkeit und Tugend verehren müsse, der das Laster strafe, den Guten nach dem Tode des Kör- pers in einen seligen Zustand, den Bösen aber in einen Ort der Qual und des Schmerzes versetze. Jenem heiligen Wesen errichteten die Menschen Altäre, und brachten ihm als Opfer der Erkenntlichkeit die besten Erzeug- nisse ihrer Herden und ihrer Felder. Aber nur Wenige beteten die Gott- heit also an; selbst in späteren Zeiten, als die Völker aus der ersten Roh- heit sich erhoben hatten, wollte der Glaube an einen Gott nicht allgemein werden. Zwar lernte der Mensch, als er einmal seine eigenen Kräfte und die der Natur besser erkannte, immer mehr einsehen, daß er von den um sich her befindlichen Gegenständen weniger abhängig sei, weil er viele der- selben unter seine Gewalt zu bringen wußte, doch seine Aufmerksamkeit lenkte sich auch auf den Himmel und die glänzenden Gestirne, und er machte sie zu Gegenständen seiner Anbetung und Verehrung. Zuerst mögen sich wohl die Nomaden zum Sternendienste gewandt haben, weil doch die Sterne ihre beständigen Führer auf den Wanderungen waren; wenn sie Tag und Nacht unter freiem Himmel die Herden weideten, hatten sie ja Zeit und Muße genug, Sonne und Sterne zu betrachten. Manche Völker- stämme suchten aber auch das Göttliche im Menschen selbst, und verehrten tapfere Helden, weise Gesetzgeber und andere Wohlthäter der Menschheit wie Götter. Die Verehrung solcher ausgezeichneten Menschen stieg nach dem Tode derselben und die Erzählung von ihren Thaten bildete sich zu wunderbaren Sagen. Wie der Mensch die göttliche Offenbarung, die ursprünglich in seinem Wesen liegt, allmälig bis zur Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit ausgebildet habe, hat uns Jacobs in einer schönen Dichtung versinnlicht, welche hier ihre Stelle finden mag. Des Menschen Prüfung. „Anfänglich wohnte der Mensch bei Gott, und lobte Gott mit den Geistern des Himmels. Als aber die Erde geschaffen war, und sie in ihrer grünen, jungfräu- lichen Herrlichkeit durch den Aether schwamm, und alle Bewohner des Him- mels sich der Schönen freuten und sie liebend beschauten, sprach der Mensch: Ich sehe hier die Anmuth und Lieblichkeit eines zweiten Himmels. Ein reiches Leben drängt sich in diesen Grenzen: Fische wimmeln in den Wässern;

8. Alte Geschichte - S. 52

1848 - Leipzig : Brandstetter
52 Viele Hebräer wurden mit Auszeichnung von den Königen in Babylon und Ninive behandelt; mehre Propheten und andere Israeliten lebten am Hofe und bekleideten selbst hohe Staatsä'mter. Bekannt ist auch die Ge- schichte der Esther, welche sich bis zur Gemahlin des Königs Ahasveros erhob; und die älteren Makkabäer leisteten Großes und Edles. Aus dem Leben des jüdischen Volkes und seiner Schicksale ergibt sich die Bemerkung, daß Gott durch den Geist Israels eine bessere Zeit, ein durch Tugend seli- ges Leben aller Menschen herbeiführen wollte. So tröstete auch Tobias mit Recht seine verzagenden Freunde mit den Worten: „Denn wir sind Kinder der Heiligen und warten auf ein Leben, welches Gott geben wird denen, so im Glauben stark und fest bleiben vor ihm." H. 13. Hebräische Poesie. Merkwürdig ist aber noch das Volk der Hebräer durch seine Poesie, die wir als den Spiegel seiner Schicksale und als das Ergebniß seines Glau- bens und Höffens betrachten können. In Aegypten erbte das Volk die melancholische Anschauung des Lebens, die in der Zeit der Knechtschaft nicht heiterer werden konnte. Auch in der Wüste waren seine Tage noch nicht erfreulicher. Tägliche Gefahren, Noch und Beschwerden aller Art trieben 40 Jahre lang die Hebräer herum, doch lernten sie den Sinn für das Ir- dische allmälig ablegen und Gott den Herrn des Lebens kennen. Auch noch in Kanaan hatten sie viel Arbeit und einen langwierigen Kampf mit den Eingeborenen zu bestehen. Daher rühren auch die Klagetöne in den Psal- men, ja Alles, was Poetisches in ihren Schriften auf uns gekommen ist, scheint von Schmerzen und Drangsalen geboren zu sein. Der bis zur Ver- zweiflung gesteigerte Zorn gegen die Feinde gibt sich in schneidenden Tönen kund, und es wäre unerträglich, solchen Gesängen zuzuhören, wenn nicht mitten unter diesen Mißklängen zerrissener Herzen die tröstende Ergebung in den Willen Jehovah's, des Gottes ihrer Väter, einstimmte. In der Salomonischen Zeit, in der Zeit des Glanzes und der Pracht des jüdischen Volkes, wurde es heiterer in demselben; daher schreitet auch die Poesie aus dieser Zeit majestätisch und triumphirend einher, mit lauter Stimme preiset ste Jehovah, der also herrlich Israel erhoben hat. Doch ertönt das ängst- liche Hilferufen der Propheten wieder in der babylonischen Gefangenschaft; aber auch jetzt erhebt sich die laute Stimme der Vernunft mit der strafen- den Geißel der Reue und dem mahnenden Worte Gottes bußpredigend und den Messias verkündend. Ueberall zeigt sich dabei der Geist und die Poesie der Hebräer in einem entschiedenen Gegensätze zu allem Orientalischen, überall tritt ein angeborener Haß gegen Fürsten eines fremden Glaubens, gegen Götzendiener und Vielweiberei hervor. Wenn man die Büßpredigten des Propheten Jesaias liest, vermeint man die Posaune des jüngsten Gerichts

9. Alte Geschichte - S. 84

1848 - Leipzig : Brandstetter
84 ten Spiele sollen wieder erneuert werden; man soll einen Waffenstille- stand für alle Staaten, welche daran Theil nehmen und die Rache des Himmels abwenden wollen, ausrufen lassen." Diese Feste dauerten ge- wöhnlich fünf Tage und begannen mit einem feierlichen Opfer, das dem olympischen Jupiter gebracht wurde. Auf prächtig ausgeschmückten Renn- bahnen und in dem Raume ebenso prächtiger Aniphitheater wurden die verschiedenen Wettkämpfe vorgenommen. In späteren Zeiten fügte man auch noch den Wettstreit in allen Künsten und Wissenschaften hinzu; hier traten Sänger und Zitherspieler, Redner und Geschichtsforscher auf, Schau- spiele wurden aufgeführt, — kurz Alles wurde gezeigt, was die körperliche und geistige Kraft der Griechen vermochte. Der Preis, der den Siegern in diesen Wettspielen im Angesichte des versammelten Volkes gereicht wurde, war ein Olivenkranz. Welch ein Volk, das einen Preis, der an sich von so geringem Werthe ist, höher hielt, als goldene Kronen! Der Ruhm, den der Kranz verlieh, gab demselben den hohen Werth, daß man sich nicht scheute, Jahre lang in allerlei Kunstfertigkeit und Geschicklichkeit sich zu üben, um ihn zu erringen. Ein grenzenloser Beifall umrauschte den Sieger; er wurde mit Blumen bestreut, von Dichtern besungen, auf prächtigen Wagen herumgeführt. Ihm zu Ehren gab man Gastmähler, überall hul- digte man ihm. Kam ein Sieger in sein Vaterland zurück, so zogen die Bürger ihm in feierlichem Zuge entgegen und führten ihn unter Jauchzen und Jubel in die Stadt. Häufig wurden ihm Statuen errichtet, Jahrgel- dcr gezahlt, bei Festen und Schauspielen der Ehrensitz eingeräumt. So er- zählt man von einem alten Vater, der, als er hörte, sein Sohn habe den Preis gewonnen, vor Freude plötzlich starb. Nur wenn man sich ganz in die Lebhaftigkeit dieses poetischen Volkes versetzen und eine vollständige Anschauung von diesen Spielen sich verschaffen kann, ist man im Stande, die erhabenen Oden des größten aller lyrischen Dichter, Pindar's, der solche Wettkämpfe besungen hat, sich zu erklären. §. 16. Lykurg. Um's Jahr 880 v. Ehr. lebte Lykurg, ein Heraklide, in Sparta, der den großen Gedanken faßte und ausführte, gleich Moses ein selbstständiges und tapferes Volk zu bilden, Sparta durch die Bildung starker und muthvoller Bürger zu einem mächtigen Staate zu erheben. Die Lacedämonier, ein Volk von etwa 30,000 Seelen außer der Hauptstadt Sparta, in welcher ohngefähr 0000 Einwohner waren, bestanden aus Doriern und einigen heraklidischen Familien, die in besonderem Ansehen standen und die Königswürde erblich besaßen. Sie hatten sich im südlichen Peloponnes am Flusse Eurotas und dem Berge Taygetus niedergelassen, wurden aber ihrer Raubzüge wegen von den übrigen Stämmen der Hellenen, den Achajern, Ioniern und Aeo- liern, die sich besser und edler dünkten, geringgeachtet, so daß man es selbst

10. Alte Geschichte - S. 86

1848 - Leipzig : Brandstetter
86 ten, zur Aufgabe ihres Lebens gemacht zu haben; das kam daher, weil sic früher Schätze, als weise Gesetze erhalten hatten. Dem Lykurg entging in- deß die feine und gefällige Art nicht, mit der dieses Volk umzugehen, zu sprechen und zu handeln gewohnt war; er sah auch, daß bei allen Aus- schweifungen doch die groben Laster roher Barbaren vermieden wurden. Die größte Freude machten ihm die Gedichte Homer's, die er hier zum ersten Male von den Rhapsoden auf den Märkten absingen hörte. Er sam- melte sie in Abschriften und nahm sie mit nach Hause, um sie seinen Mit- bürgern bekannt zu machen. Er hoffte, sie durch die Sagen so großer Heldenthaten zur Tapferkeit anzufeuern, durch die vielen herrlichen Sitten- sprüche in den Gedichten von gemeinen Gesinnungen zu edlen Gefühlen, von verwerflichen Handlungen zur Tugend und Sittlichkeit zu führen. Lykurg soll, was aber nicht wahrscheinlich ist, auch noch in andere Länder und selbst bis nach Aegypten gewandert sein: wir lassen ihn aber, wie die glaubwür- digsten Schriftsteller erzählen, aus Jonien wieder in sein Vaterland zurück- kehren. Hier wurde er mit allgemeinem Jubel empfangen; selbst seine Feinde hatten den Groll gegen ihn vergessen. Allein Lykurg hatte auf Reisen die Unbeständigkeit des menschlichen Herzens kennen gelernt; er schenkte dieser Aufwallung allgemeiner Volksgunst nur geringes Vertrauen und sagte noch nichts von dem, was er vorhatte, — die Lacedämonier durch weise Gesetze zu beglücken. Nur mit wenigen vertrauten Freunden besprach er diese Sache, und wenn ihn Andere ausforschen wollten, erzählte er blos, welch' herrliche Gesetze er auf seinen Reisen kennen gelernt habe. Als er dann mit seinem Plane offener hervorzutreten begann, waren sowohl die Reichen, welche von dem Trotze und Uebermuthe des Pöbels viel zu leiden hatten, als auch die Armen, die von einer veränderten Staatsverfassung ein besseres Loos erwarteten, ganz begierig auf die neuen Gesetze. Lykurg aber wollte sich doch sicher stellen und fand es für zweckmäßig, seiner Ge- setzgebung durch den Ausspruch, eines Orakels göttliche Autorität zu ver- leihen. Er reiste daher nach Delphi und hier gab ihm das Orakel, auf seine Anfrage, die Antwort: „Meinen reichen Tempel, Lykurgus, hast du besuchet, Du, den Jupiter liebt und alle Bewohner des Himmels. Soll ich als Gott dich, oder dich als Sterblichen grüßen? Doch ist glaublicher mir, Lykurgus, daß du ein Gott bist. Dieser Ausspruch des Orakels wirkte mächtig auf die Lacedämonier. Der König und das Volk forderten ihn nun auf, neue Gesetze zu entwer- fen und den Staat nach seiner Weisheit einzurichten! Er begab sich also mit dem Könige und achtundzwanzig Männern von reifen Jahren auf den Markt, wo das Volk versammelt war, und machte bekannt, er wolle alle Macht des Staates zwischen König und Volk theilen, aber auch zugleich ei- nen Rath der Alten von achtundzwanzig Männern stiften, die in schwer zu entscheidenden Fällen, in welchen sich der Vortheil des Königs und des
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