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1. Die außereuropäischen Erdteile, Die Ozeane und ihre Bedeutung im Völkerleben - S. 95

1912 - München : Oldenbourg
Australien. 95 Schönheit und Liebenswürdigkeit der Bevölkerung, die dort unter Palmen wandelt. Körperliche und geistige Anmut, die Einfachheit eines Naturvolkes und der poetische Adel homerischer Menschen treten uns in ihnen entgegen. Ebenso wie die Kinder, mit denen man sie reiferen Kulturvölkern gegenüber gern vergleicht, ermangeln sie der Fehler nicht; allein ich kenne keinen unbefangenen, offenherzigen Beobachter, der sie in längerem Umgange nicht auch liebgewonnen hätte. Neben den Tonganern gelten die Samoaner als die wohlgebildetsten unter den polynesischen Völkern. Sie sind auch nach unseren Schönheitsbegriffen höchst wohlgefällig gebildet. Nicht gerade immer die Gesichter, wohl aber Körperwuchs und Haltung. Berühmt und von allen Reisenden begeistert gepriesen ist die Schönheit der Frau. Allein vom rein ästhetischen Standpunkt sind die Männer mindestens ebenso schön. Es sind hochgewachsene, oft das Durchschnittsmaß des Europäers erheblich überragende Erscheinungen von schlankem, kraftvollem Wuchs und prangender Gliederfülle. Das vornehme Rostbraun oder hellrötliche Braun der Haut gibt den mit würdevoll gelassenen Bewegungen dahinwandelnden Gestalten das Gepräge lebendig gewordener antiker Bildwerke. Das Haar ist schwarz und schlicht, das Auge dunkel und voll Leben, die Backenknochen stehen etwas hervor, die Nase ist kurz und breit; nicht die Höhe und Schärfe des Nasenrückens gilt, wie bei uns, als Schönheit, sondern die Plattheit, der infolgedessen im Kindheitsalter gelegentlich nachgeholfen werden soll. Die Frauen sind kleiner, aber von wohlproportioniertem Bau und in der Jugend oft von überraschendem Reiz. Beiden Geschlechtern kommt zugute, daß ihr eingeborener Stolz sie bis heute noch ihre wunderbar kleidsame, den natürlichen Wuchs nirgends einengende Tracht hat beibehalten lassen und daß die Gewohnheit sich wohlanständig in Haltung und Gebärden zu geben im Laufe der Generationen den Körper gleichsam mit natürlicher Anmut durchtränkt hat. Nie hat sich ein eamoaner bisher wie ans den meisten anderen Inseln zu der widerlichen Sitte europäischer Jgoseu und Stiesel herbeigelassen. Nur wenige, namentlich ältere Männer sieht man den Oberkörper mit einer Jacke bedecken, sonst tragen sie nur das kunstreich und geschmackvoll geknüpfte Lawa-Lawa, das Hüfttuch, das vom Gürtel bis nahe an das Knie den Körper bekleidet Dasselbe tun die Frauen. Die ursprüngliche Hüftenbekleidung aus Blättern oder geflochtenen Matten weicht mehr und mehr den europäischen Kattunen. Nur in der Umgegend der Hauptstadt Apia haben sich die Frauen daran gewöhnt einen langen hemdartigen, den ganzen Körper lose umgebenden Rock zu tragen und beim Gottesdienst in der Kirche tragen sie europäische Damenhüte der billigsten und schauderhaftesten Art. Sonst besteht der Schmuck der Frau vorwiegend aus natürlichen Blumen und Fruchten, die sie mit wunderbar poetischem Geschmack um das Haupt, um den Hals, den Gürtel, Arme und selbst Füße zu winden versteht. Die Samoaner sind eine ungewöhnlich liebenswürdige Nation von heiterem, fröhlichem Gruudzug, hochentwickelter Gastlichkeit und vielfach ritterlicher Gesinnung. Daß daneben auch Züge eines naiven Egoismus und gelegentlich aufflammender Grausamkeit zu erkennen find, darf bei einem der Natur der Kinder nahestehenden Naturvolke nicht auffallen, und daß ein kriegerischer Zug in ihnen lebt, wie sie durch die vielen und hartnackigen Parteikämpfe der letzten Jahrzehnte besonders gezeigt haben, wird der Angehörige f’ner Ertüchtigen 9?ati0n e^er ols ein Lob, denn als einen Tadel ansehen. Ihre geistige T' oegüchkeit, ihr natürlicher, bildungsfähiger Verstand erheben sie weit über das Niveau der Volker die unsere melanesische Kolonie bewohnen. Die zahlreichen, von dort ein-6«rten, Arbeiter auf den famoanifchen Plantagen ermöglichen den unmittelbaren Ver-gleich. Die Samoaner selbst betrachten diese durchaus als eine ganz untergeordnete Men-ichenart, wahrend sie gegenüber den Weißen ein Gefühl der Unterordnung kaum emp-^urteilslose Reisende kommt sehr rasch dazu, sie selbst in bezug auf geistige Verwandtschaft weit mehr auf die weiße als auf die schwarze Seite zu stellen.

2. Die außereuropäischen Erdteile, Die Ozeane und ihre Bedeutung im Völkerleben - S. 22

1912 - München : Oldenbourg
22 Aus „Lampcrt, Die Völker der grbe". Teutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. Chinesische Teetrinker. Jakuten mit der der Neger verbinden. Die Chinesen sind daher die einzigen Menschen, die bei der Auswanderung so gut wie niemals dem Klima zum £pfer fallen. Die geistigen Eigenschaften dieses ältesten Kulturvolkes aus der Erde erklären sich zum guten Teile aus d e r h o h e n D i ch t e d e r B e v ö l k e r u n g, die wiederum aus der Fruchtbarkeit des Bodens hervorgeht. Sie bewirkt den großartigsten Kampf ums Dasein, den je ein Volk gekämpft hat, und dieser erschus und vervollkommnete die Vorzüge des Chinesen-tums: den unvergleichlichen A r b e i t s f l e i ß, die geduldig st e A u § = dauer und d i e bescheiden ft e Einschränkungin den Genüssen des Lebens. In beni riesigen Arbeitshaus China, wo mau feine Sonntagsruhe und keinen Achtstundentag kennt, ist der Trieb zum emsigen Schassen dem Menschen zur anderen Natur geworden. Leben heißt hier arbeiten. Und trotz aller Rastlosigkeit bringt es der Chinese oft doch nur zu einem Hungerlohn. Es klingt wie ein Märchen, daß ein erwachsener Chinese den Tag über mit 8 Pfennig für seine Kost auskommt und damit seinen Bedarf au Reis, Gemüs, Fisch und Tee bestreitet und noch eine Kleinigkeit für Tabak übrig behält. Seine Genügsamkeit und sein Freisein von Ekel läßt ihm Hunde-, Katzen- und Rattenbraten, ja das Fleisch gefallener Tiere noch als willkommene Zukost erscheinen. Die Tugend der Sparsamkeit übt kein Volk in so hohem Maße wie das chinesische. Der nordchinesische Bauer wühlt sich wie ein Murmeltier in die steilen Lößwände, damit er seine Ernte nicht durch den Hüttenbau auf der Oberfläche um den Ertrag einiger Quadratnieter verkürze. Muß ein so eintöniges, freudloses Schaffen nicht unser wehes Mitgefühl erwecken? Ist die goldene Freiheit des Wilden nicht beneidenswerter als dieses Arbeits-elend des Kulturmenschen? Muß der Chinese bei seinem ewigen Hasten und sorgen für ein Nichts nicht in stumpssinnige Trübsal verfallen? Wir täuschen uns, wenn wir da

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
10 Zeitalter des krassen Absolutismus (von 1648 1740). welche den Eintritt in jedes Amt von einem fr Katholiken nnmg-lichen Eid auf Anerkennung der kirchlichen Oberhoheit des Knigs und auf Ableugnung der Transsubstantiation abhngig machte. Gleichwohl steigerte sich die Gefpensterfnrcht vor dem Papismns" in den folgenden Jahren noch weiter. Zur Beruhigung des ganz ohne Grund aufgeregten Habens- Volkes besttigte Karl die vom Parlamente beschlossene Habeas-Corpus-S1679? akte. das Palladium der persnlichen Freiheit, welches jeden Englnder ausgenommen wurden in der Praxis die auer Gesetz geltenden Ka-Ausichlie- tholiken vor willkrlicher Verhaftung schtzte. Auch mit dieser Sicher-ungsb.ll. noch nicht zufrieden, arbeiteten Shaftesbnry und das Parlament auf die Ausschlieung des Herzogs von Dork. der bei der Kinderlosigkeit Karls Il die Krone erben mute, von der Thronfolge hin. Im Volke jedoch trat allmhlich ein Umschwung zu Gunsten des Knigs ein. Namentlich ge-wann er eine Sttze an einer rechtlich denkenden Partei des Adels, den Tories u. damals zuerst auftretenden Tories, die das Knigtum von Gottes Gnaden Whigs, v^teidigten, während die Whigs, zu denen viele Diffenters gehrten, an der Volkssouvernitt festhielten und darum die Parlamentsherrschaft begnstigten. Eine Anzahl adeliger Whigs, darunter Shaftesbnry, entwars Monmoutl,. den Plan, den Herzog von Monmonth, einen natrlichen Sohn Karls Ii., aus den Thron zu erheben oder die Republik wiederherzustellen. Die Eni-deckung der Verschwrung sicherte dem Herzog von 9)ork den Thron. Die Ausschlieungsbill war vom Oberhaus verworfen worden. Jakob ii. 8. 3-nkob Ii. Die glorreiche Resolution. Als Monmonth 1685 bis nack) der Thronbesteigung Jakobs Ii. von Holland aus einen Einfall 1688# in England wagte, wurde er besiegt und bte samt 330 Emprern sein trichtes Untersangen mit dem Tode. Anstatt aber auf die nun einmal gegen den Katholizismus herrschenden Vorurteile Rcksicht zu nehmen und nach und nach eine gerechtere Beurteilung und Behandlung seiner Glaubensbrder im Volke selbst Wurzel fassen und wirken zu lassen, beging er in feinem Herrscherbewutsein durch bereilung die grten Fehler, indem er der Testakte zum Trotz Katholiken als Offiziere und Beamte anstellte und durch Beibehaltung eines stehenden Heeres starkes Mitrauen erweckte, als ob er seine Katholisierungsplne ntigenfalls mit Sun3.' Gewalt durchsetzen wolle. Durch eine Jndulgenzerklrung, die weder in aiuu3' Schottland noch in England Zustimmung fand, hob er alle Strafgesetze gegen die Nonkonformisten, die Nichtanglikaner. auf und gebot den anglikanischen Bischsen die Verkndigung des Edikts in den Kirchen. Als sieben Widerspenstige vom Gerichte freigesprochen wurden, kam die Mistimmung des Volkes der das Verfahren des Knigs in allgemeinem Jubel zu dent-lichstem Ausdruck. Flchtige Hugenotten nhrten die Besorgnis der Nicht-Thronfolge- anglikaner vor einer Gegenreformation. Die Geburt eines mnnlichen 'ra0c' Thronerben vernichtete die Hoffnung der Protestanten ans protestantische

4. Das Mittelalter - S. 48

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
48 § 13. Karl der Große 768—814. bcr Tafel hörte er gern Musik ober einen Vorleser, der ihm die Geschichten und Taten der Alten vortrug. Reiche Berebsamkeit stanb ihm zu Gebote, und was er wollte, vermochte er mit Klarheit und Schärfe auszubrücken. Auch frembe Sprachen bemühte er sich zu erlernen. Latein konnte er sprechen wie seine Muttersprache, das Griechische konnte er besser verstehen als sprechen. Die Wissenschaften Pflegte er mit Eifer und ließ sich von gelehrten Männern unterrichten; besoubers gern betrieb er die Rechenkunst und Astronomie. Auch versuchte er zu schreiben nnb pflegte beshalb selbst im Bett Schreib-lafel und Papier unter seinem Kopfkissen zu haben; inbes wollte ihm diese allzuspät begonnene Bemühung nicht gut glücken. Der christlichen Religion war er mit frommer Liebe und (Ehrfurcht zugetan; beshalb baute er auch zu Aachen eine Kirche von hoher Schönheit. Große Sorgfalt Derwcnbete er aus die Verbesserung des Lesens und Ringens in bcr Kirche. In der Unterstützung der Armen war er zu allen Zeiten voll frommen Eifers. Die alten Gesetze verbesserte er: both befahl er zugleich, die Volksrechte aller beherrschten Stämme aufzuschreiben und zu erhalten. Ebenso ließ er die Lieber seines Volkes, tu benen die Taten und Kämpfe der alten Könige besungen werben, aufschreiben. Auch begann er eine Grammatik seiner Muttersprache abzufassen und gab beu Monaten nnb Winben beutfehe Rauten." 7. Karts Kröfotgeordnung und fein Kod 814. Gegen Ende seines Lebens setzte Karl in feierlicher Weise zu Aachen seinen ©ohn Ludwig zum Nachfolger ein und begrünbete so in seinem Stamme die Erblichkeit des Kaisertums. Bald baranf starb der 72jährige Kaiser (am 28. Jan. 814) im 46. Jahre seiner Regierung. Sein Leichnam würde in beut Münster zu Aachen, das er selbst gegrünbet hatte, beigesetzt. 8. Karts Andenken. Karl genoß schon bei bcr Mitwelt ein fast unbegrenztes Ansehen, nicht bloß bei den deutschen und romanischen sonbent auch bei sremben Völkern: Von Harun al Raschib, dem großen Kalifen von Bagbab, würde bcr mächtige Frankenfürst bitrch Gefaubtschaften und merkwürdige Geschenke geehrt, unter betten sich auch Elefanten und eine kunstreiche Wasseruhr befanden. Seit seinem Tode aber hieß er in aller Mnnbe „Karl bcr Große". Die Verwirrung der nachfolgenben Zeiten trug noch mehr bazit bei, sein Bilb immer glänzender zu gestalten. Charlemagne mit seinen zwölf Paladinen würde namentlich in den Werken bcr französischen Tronvcrcs als bcr Rationalhelb der Franzosen und als siegreicher Gottesstreiter gefeiert. Diese Dichtungen, bereu bebeutenbste das aus beut 12. Jahrhundert stamiiteitbe Rolanbslieb ist, haben tu der Zeit des Rittertums auch in Dcutfchlanb Überarbeitung und Verbreitung

5. Das Mittelalter - S. 47

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 13. Karl der Große 768—814. 47 Unfreie angewendet werden. Die gewöhnlichste Sühne war eine Buße an Geld oder Vieh; selbst Totschlag konnte noch immer durch Leistung des „Wergeldes" an die Verwandten gesühnt werden, wobei der Freie doppelt so hoch bewertet wurde als der Hörige und dieser wieder doppelt so hoch als der Kuecht. Todesstrafe aber stand aus Verschwörung gegen das Leben des Königs, ans „Herisliz" (oder Fahnenflucht), auf Totschlag in der Kirche und einigen anderen Verbrechen. Zn Beratungen über wichtige Reichsgefetze („Kapitularien") und zu Beschlüssen über Krieg und Frieden wurde, je nach dem Ermessen des Königs^ ein Reichstag aller geistlichen und weltlichen Würdenträger berufen; damit war in der Regel auch die alljährliche Heerschau verbunden, die im Monat Mai abgehalten wurde und daher das Maifeld hieß. 5. Isürsorge für Witdung und Wohlfahrt des Wokües. Karl bemühte sich nach Kräften, auch die Bildung und Gesittung seiner Völker zu heben. Als das sicherste Mittel dazu erkannte er die christliche Religion, die er in allen Teilen seines Reiches befestigte und in jeder Weise begünstigte: er erhöhte das Einkommen und die Macht der Geistlichen, gründete Kirchen und Klöster und errichtete Bistümer. Auch ehrte er Wissenschaft und Kunst und zog deren Vertreter (Alkuin, Paulus Diaeönus, Einhard it. a.) mit Vorliebe in seine Nähe; an den Bischofssitzen und in Verbindung mit den Klöstern errichtete er gelehrte Schulen (Dom- und Klosterschulen), die er selber häufig besuchte. Deutsche Sprache und Sitte hielt er hoch in Worten und Taten. Den Handel und Verkehr in seinen verschiedenen Formen als Hausier-, Markt- und Tauschhandel förderte Karl durch Sicherung der Handelsstraßen. Indem er ferner aus den königlichen Gütern Musterwirtschaften anlegte, gab er dem Lande das Vorbild zu einer ertragreicheren Bewirtschaftung des Bodens. 6. Über das „Leben Karts des Großen" berichtet fein Freund, der gelehrte Eginhard oder Einhard, in einem besonderen Büchlein also: „Karl war von mächtigem Körperbau, der jedoch das richtige Maß nicht überschritt; seine Länge betrug fiebert ferner Füße. Seine Augen waren groß und lebhaft, das Gesicht freundlich und heiter, das Haar schon frühzeitig weiß. Seine Erscheinung bot, mochte er sitzen oder stehen, einen höchst würdigen und stattlichen Eindruck. Sein Gang war fest und die ganze Haltung voll männlicher Kraft. Ohne Aufhören übte er sich im Reiten und Jagen. Auch liebte er die Dämpfe heißer Quellen; darum erbaute er sich zu Aachen eine königliche Pfalz und wohnte hier in den letzten Jahren feines Lebens ohne Unterbrechung bis zu feinem Tode. In Speise und Trank war er enthaltsam, die Trunkenheit verabscheute er an jedem Menschen. Der Braten, welchen die Jäger am Spieße hereinzubringen pflegten, war ihm lieber als jede andere Speise. Während

6. Das Mittelalter - S. 12

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
12 § 4. Die Religion der Germanen. Wanderung begriffenen Germanen stand hinter der Schlachtreihe die Wagenburg mit den Franen und Kindern, die lärmend und rufend die Kampfbegeisterung anfachten, im Falle der Niederlage aber den Feinden noch den erbittertsten Widerstand leisteten. 6. Pas Gerichtswesen der Germanen beruhte nicht auf geschriebenen Gesetzen, sondern auf Gewohnheit und Herkommen. Streitigkeiten mürben ursprünglich vor dem Volke auf der Ding- oder Mahlstatt verhandelt; Beweismittel waren Zeugen und Eid, in schwereren Füllen auch der Zweikampf. Die nachgewiesene Schuld, selbst den Totschlag, konnte jeder Freie durch eine Buße an Geld oder Vieh, das sogenannte Wer-geld, sühnen; wer sich weigerte, die Buße zu erlegen, ward sried- und rechtlos und mußte in die Fremde, ins „Elend", wandern. Freiheitsstrafen, körperliche Züchtigung oder gar Hinrichtnng waren etwas Unerhörtes. §4. Die Religion der Germanen. 1. Die Hnellen unserer Kenntnis. Über die religiösen Anschauungen unserer Voreltern sind wir nur unvollkommen unterrichtet, da zuverlässige schriftliche Aufzeichnungen fehlen und das Christentum sich bemüht hat, die Erinnerung an die heidnische Vergangenheit möglichst auszurotten. Daher beschränkt sich unsere Kenntnis auf die Berichte lateinischer Schriftsteller, namentlich des Tacitus, und auf die Volksüberlieferung in Sagen, Märchen, Bräuchen und Aberglauben. Eine wertvolle Ergänzung bilden die Götter- und Heldenlieder der norbischen Sänger, der ©kalben, wie sie in der Ebba um das Jahr 1100 auf Island gesammelt worben jtub. 2. Die ältesten Gottheiten. Der Götterbienst der Germanen worein Naturdienst. Ursprünglich verehrten sie nur zwei Gottheiten: den hellen Tageshimmel mit der leuchtenden Sonne und die mütterliche Erbe. Jener würde ihnen zum Gott Tius ober Ziu, diese zur Göttin Frija. Die Verehrung beiber Gottheiten brachten sie aus ihrer Urheimat mit. Tius (Ziu, vgl. den griech. Zeus) mitrde besonders in einem uralten Haine der Semnonen verehrt. Der Ort galt als Bnndesheiligtnm, das man nur gefesselt und mit heiliger Scheu betrat. Zu bestimmten Zeiten erschienen hier die Abgesandten der verbündeten Stämme, um dem Gott Menschenopfer darzubringen. Weiße Rosse waren zu seinem Dienste bestimmt, uni) Priester weissagten aus ihrem Wiehern. Dem kriegerischen Sinn der Germanen entsprechend, wurde Tius bald zum Kriegsgott mit

7. Allgemeine Erdkunde, ausgewählte Abschnitte aus der Länderkunde, Lesestoffe aus der geographischen Literatur - S. 44

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
44 Allgemeine (physische) Erdkunde. (Reproduziert nach einer Original Ausnahme der Phc>t0fllobi5o., Zürich.) Der Hohen twiel bei Konstanz, ein Domvulkan, Profil durch den Hoheiitmiel bei Konstanz. Erde (s. oben S.42). Unter den alten Feuerbergen tritt hier der Monte Nuovo, der „Nene Berg", besonders deutlich hervor, der 1538 ganz plötzlich sich aus der Ebene erhob, seitdem aber zu ruhen scheint. Auch alle anderen Vulkane der Phlegräischen Felder scheinen nur immer durch eiue einzige Eruption ent- standen zu sein. Einer größeren Anzahl von Ausbrüchen verdankt der Vesuv seine heutige Gestalt. Dieser strebt anfangs in mäßiger Neigung, dann immer steiler bis zum

8. Allgemeine Erdkunde, ausgewählte Abschnitte aus der Länderkunde, Lesestoffe aus der geographischen Literatur - S. 82

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
82 Beispiele erdkundlicher Darstellungen zur Lektüre. Goethes dafür, daß diese Gebirgsnatur wie dazu geschaffen sei, dichterische Stim- mung zu nähren. Goethes poetische Landschaftsbilder, z. B. in den „Wahlver- wandtschaften", erscheinen mehrfach als unmittelbare Spiegelungen der Thüringer Waldnatur. Und wohin paßte besser das Lied „Über allen Wipfeln ist Ruh'" als dahin, wo die schlichten Verse der Versenkung eines ernstgestimmten deutschen Gemütes in den stillen Abendfrieden des deutschen Gebirgswaldes entstanden sind: auf den einsamen Berggipfel bei Ilmenau mit dem Blick auf die schweigenden Wipfel der von den Strahlen der scheidenden Sonne verklärten fichtendunklen Höhen ringsumher? Thüringen und sein Waldgebirge empfangen ihren Reiz, wie er sich all- sommerlich im zahllosen Hinströmen schaulustiger Reisender kundtut, vorzugsweise aus der Vermählung stimmungsvoller Naturbilder mit stolzen Erinnerungen an die vaterländische Geschichte. Dabei wirkte die bunte Kleinstaaterei Südthüringens, die man übrigens nicht dem Bodenbau, sondern hauptsächlich der jahrhundertelang im Ernestinischen Fürstenhause geübten Unsitte zuschreiben muß, an sich schon kleine Gebiete noch weiter zu zerstückeln, gar nicht so ungünstig. Wo aus Erden gibt es wie in Jena eine von vier Staaten unterhaltene Universität, wo die Fülle schmucker Residenzen, die zugleich Pflegstätten deutschen Kunstlebens wurden, auf so engem Räume wie in Thüringen? Von Bergesspitzen grüßen auch im Flachland male- rische Burgen, wie „an der Saale hellem Strande" so inmitten des Beckens die Drei Gleichen, am Nordrand des oasenhaft aus der Saatenflur sich erhebenden waldigen Kyffhänsersorstes das Getrümmer der alten Kaiserburg mit dem ragenden Denkmal des Gründers unseres neuen Reiches daneben. An den grünen Jlmwiesen liegt der Musensitz Weimar, unfern westwärts davon erhebt sich der doppelte Dreizack der hohen Türme jener ehrwürdigen Kirchenbauten auf dem Erfnrter Keuperfelfen, wo Bonifazius die Mutterkirche für Thüringen gründete, dabei die uralte, nun jugendfrisch die Glieder über die gesunkenen Festungswerke ausreckende Stadt, aus der einst unter Führung Rudolfs von Habsburg reisige Bürgerscharen vorbrachen, um Thüringens Raubritterburgen zu schleifen; dann über den weit ins Land schauenden Gothaer Friedensstein hinaus die schroffe Muschelkalkwand des Hörsel- berges mit Tannhäusers Venusgrotte, endlich die sagenumwobene Wartburg, wo Minnelieder erklangen und Luther seine deutsche Bibel schuf. Sehen wir ab vom meiningischen Werratal und von der zum Main rinnen- den Koburger Jtz, wo schon süddeutsche Franken wohnen, so müssen wir im eigent- lichen Thüringer Volk einen norddeutschen Schlag anerkennen. Indessen wenn der in seiner Anwendung auf alle Bewohner norddeutscher Gebirgsläuder wenig besagende Ausdruck „Mitteldeutsche" auf irgendeinen unserer Volksstämme in tieferem Sinne zutrifft, so ist das zweifellos der Fall beim thüringischen. Wie sich nur in Thüringen die großen Hauptstraßen Mitteleuropas von allen Seiten her nnsern von dessen Zentrum strahlenförmig vereinigen — denn das Fichtel gebirge ist zwar die morphologische, aber bei der Hochlage seiner Umgebung nicht die Verkehrsmitte des Ganzen — wie sich also Thüringen seiner Lage gemäß zum alten Germanien ähnlich verhält wie dieses zu Gesamteuropa, so vermittelt auch der Thüringer in seinem Wesen zwischen Nord und Süd, Ost und West. Er versteht norddeutsche Energie ebenso zu würdigen wie süddeutsche Gemütlichkeit, fühlt sich dem Sachsen des grünweißen Königreiches und dem Schlesier verwandt, die ja beide thüringisches Blut in den Adern führen, nicht minder aber dem feurigen

9. Allgemeine Erdkunde, ausgewählte Abschnitte aus der Länderkunde, Lesestoffe aus der geographischen Literatur - S. 83

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
2. Thüringen. 83 Rheinländer. Eine gewisse freundliche Duldung, eine daraus fließende ungekünstelte Herzlichkeit im Umgang mit jedermann schreibt man dem Thüringer zu; beide beruhen jedoch nicht auf charakterloser Schwäche, sondern auf einer harmonisch gemeindeutschen Ausbildung der thüringischen Eigenart, in der sich mithin Züge von Verwandtschaft mit Wesenselementen aller übrigen Spielarten des deutschen Volkes finden müssen. Ehrlich verhaßt ist dem Thüringer alles Undeutsche von Charakterhäßlichkeit: Bosheit gegen Mensch und Tier, eitle Selbstüberhebung, Streberei und Muckerei. Er selbst hat ein warmes Herz, einen offenen Kopf, Freude an der Arbeit, aber auch am Genuß.. So harte, an entsagungsvolle Arbeit gewöhnte Naturen mit rotblondem Bart- und Haupthaar wie in Hessen findet man unter dem thüringischen Landvolk kaum, vielmehr etwas vierschrötige Männer und Weiber, blond oder braun von Haar, blau oder grau, nicht selten auch dunkelbraun von Auge, mit sorgloser Zufriedenheit im gesunden Antlitz. Den Mutterwitz, die gemütvolle Herzlichkeit und den derben Sprachgenius des Thüringers hat Anton Sommer in den „Rudolstädter Klängen" vortrefflich wiedergegeben. Bei der Dorfkirmes kann sich die thüringische Lust am Schmausen und Trinken wohl zum Übermaß versteigen, für gewöhnlich aber wird nüchtern und müßig gelebt, obschon sich die Neigung zu heiterer Geselligkeit, Musik und Tanz niemals verleugnet. Der Bauerngeiz und die Grobheit, die auch in anderen Landen als Schattenseite bäuerlicher Beschäftigung uns entgegentreten, verunzieren allerdings im ackerbauenden Flachland öfters den thüringischen Charakter. Feiner entfaltet sich dieser daher in der städtischen Bevölkerung und, in ersichtlicher Wechselbeziehung zur umgebenden Natur, am Thüringer Wald. Wie rührend geringe Ansprüche macht der „Wäldler" ans Leben! Das Gebirge hat ihn an Entbehrung gewöhnt, seinen Fleiß, seine Handgeschicklichkeit gezüchtet, ihn aber belohnt mit frohsinniger Empfänglichkeit für die Schönheit seiner Heimat. Er braucht nicht mit Hab und Gut zu geizen, denn er hat davon gewöhnlich nur so viel, wie er eben unum- gänglich bedarf; die meist zahlreichen Kinder verdienen sich frühzeitig schon eiy wenig in der Fabrik oder helfen mit beim Hausgewerbe. Kartoffelkost herrscht eintönig vor, aber gleichwie reiche Leute halten sich die Thüringer Wäldler ihre lieben Waldvögel zu fürsorglicher Pflege im Bauer, ja manche schlichte Hütte sieht man mit einer Vielzahl von Vogelbauern behängt. Mit dem Finken singt Bursche und Mädchen selbst um die Wette. Viel sangeslustiger und gesanglich begabter als das flache Vorland ist auch in Thüringen das Gebirge: man vernimmt kunst- gerechte mehrstimmige Gesänge, und wie gut steht es dem jungen Volk, wenn es nach Feierabend in Gruppen durch die Dorfgassen schlendert und frohgemut das aus dem Herzen kommende Lied aus hellen Kehlen hören läßt: „'s ist m'r alles eins, 's ist m'r alles eins, Ob ich Geld Hab' oder keins!" Das Thüringer Becken besitzt im Gegensatz zu Hessen sehr alte Marktorte, ein Beweis dafür, daß sich von jeher in diesem Zentralland die Straßen trafen. An den Handel schloß sich das städtische Handwerk, der Anbau von Gewächsen, die dem Gewerbe dienten, z. B. von Waid, einer rapsähnlichen Fürberpslctnze, die vor Einführung des Jndigos der Blaufärberei diente und vornehmlich um Erfurt gebaut wurde. Zur maschinellen Großindustrie der Neuzeit gebrach es zwar dem ganzen Thüringer Land an Steinkohlen. Nur tertiäre Braunkohlen wurden in

10. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 3

1891 - München : Oldenbourg
3. Aus Schillers Glocke. 4. „Nur eine Hausfrau/ 3 die Räume wachsen, es dehnt sich das Hans. Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die Mutter der Kinder, und herrschet weise im häuslichen Kreise und lehret die Mädchen und wehret den Knaben und reget ohn' Ende die fleißigen Hände und mehrt den Gewinn mit ordnendem Sinn und füllet mit Schätzen die duftenden Laden * und dreht um die schnurrende Spindel den Faden und sammelt im reinlich geglätteten Schrein die schimmernde Wolle, den schneeichten Lein und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer und ruhet nimmer. 4. „Wur eine Kausfrau." Maria Susanne Scherr, geb. Kübler, gehörte zu den nicht gerade allzu zahlreichen Menschen, welche nicht verstehen, nicht verstehen wollen, was es denn Besonderes, was es Preiswürdiges sei, wenn man seine Pflicht erfüllt, auch mit blutendem Herzkn, mit höchster Selbstverleugnung erfüllt. Ihre edle, stets sich gleich gebliebene Anspruchslosigkeit hat nie nach Lob verlangt. Ihre ungewöhnlichen Geistesgaben hatten von seiten eines liebe- vollen Vaters schon frühzeitig eine sorgfältige Entwicklung erfahren. In weiteren, weitesten Kreisen, soweit deutsch gesprochen wird, hat sie später die ihr angeborene Lehrgabe erfolgreich bethätigt, insbesondere mittels ihrer zwei bedeutendsten Bücher: „Das Hauswesen" und „Das Buch der Mütter". Tausenden und wieder tausenden von jungen Mädchen, jungen Frauen und Blättern ist sie dadurch eine Lehrerin und Führerin, geradezu eine Wohlthäterin geworden, und gar mancher Familien- vater hatte, ohne es zu wissen, vollauf Ursache, der „Maria Susanne Kübler" dankbar zu sein. Im Januar d. I. schrieb sie noch die Vor- rede zur sechsten, sorgfältig verbesserten Auflage vom „Hauswesen", dem sie das wie aus ihrem eigensten Wesen gesprochene Motto vor- gesetzt hat: „Suche, gut zu sein; doch wünsche nicht, groß zu sein! Was einer Frau am besten ziemt, ist Zurückgezogenheit; ihre schönste Tugend häusliches Wirken, das, fern der Öffentlichkeit, jedes zu starke Licht scheut."
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