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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 77

1880 - Essen : Bädeker
Die neue Zeit'bis zum westfälischen Frieden. 77 auf Oberitalien wieder geltend, wo seit 1515 Franz I. Herr von Mailand geworden war. — So begannen denn die Kriege zwischen diesen Leiden Fürsten. Mit Hilfe der deutschen Landsknechte unter Frundsberg wurde den Franzosen Mailand entrissen, Franz I. selbst in der Schlacht bei Pa via 1525 gefangen genommen und im Madrider Frieden gezwungen, Burgund herauszugeben und auf Mailand zu verzichten. Aber bald brach er, vom Papste unterstützt, den Frieden. Da erstürmten die deutschen Landsknechte und die Spanier unter Führung des französischen Prinzen Karl von Bourbon, welcher aus Rache gegen Franz I. zum Kaiser übergetreten war, Rom und plünderten es furchtbar, nachdem ihr Führer beim Sturme auf die Stadt gefallen war. Nun kam es durch Vermittelung von Franzens Mutter und Karls Tante zu dem sogenannten Damenfrieden zu Cambrai, durch welchen Franz wieder in den Besitz von Burgund kam. In derselben Zeit geriet Deutschland von Osten her in große Gefahr; denn der Sultan Soliman zog mit gewaltiger Heeresmacht heran, eroberte Ungarn, dessen letzter König Ludwig in der Schlacht bei Mohacs fiel, und belagerte Wien (1529). Diese Stadt aber wehrte sich so tapfer, daß Soliman, zumal als der Kaiser heranzog, die Belagerung wieder aufhob. Vor der Festung Sziget, welche sich unter dem Grafen Zriny todesmutig verteidigte, starb der Sultan. — Hierauf unternahm Karl einen Zug gegen Tunis, dessen Herrscher durch Seeraubereieu das Mittelmeer beunruhigte. Karl eroberte Tunis und befreite dabei 20 000 Christensklaven. Unglücklich dagegen verlief sein Zug gegen den Seeräuberstaat Algier, wobei , er große Verluste erlitt. Diesen Umstand benutzte Franz I. zu einem abermaligen Kriege im Bunde mit dem Sultan Soliman. Als aber Karl bis in die Champagne vordrang und in die Nähe der bestürzten Hauptstadt gelangte, schloß Franz den Frieden zu Crespy (1544), iu welchem dem Kaiser Mailand verblieb. — Bald darauf starb Franz I. §. 71. Are Reformation oder Kirchenspaltung bis zum Reichstage zu Speier. Die Veranlassung zur großen Kirchentrennuug gab der Dominikanermönch Johann Tetzel durch die Art und Weise, wie derselbe einen allgemeinen Ablaß, den der Papst Leo X., um den Bau der Peterskirche zu fördern, ausgeschrieben hatte, in Deutschland verkündigte. — Gegen sein Treiben erhob sich Dr. Martin Luther (10. Nov. 1483 zu Eisleben geb.), Professor der Theologie und Schloßprediger zu Wittenberg, indem er am 31. Oktober 1517 fünf und neunzig Streitsätze oder Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlug, welche großes Aufsehen erregten. Der Papst forderte ihn zur Veraittwortung

2. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 80

1880 - Essen : Bädeker
80 Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. entscheidenden Schritte. Als darauf Moritz in Kursachsen, das Land seines Vetters, einfiel, eilte dieser, sein Land zu schützen, der Kaiser aber kam Moritz zu Hilfe, und der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen wurde 1547 bei Mühlberg geschlagen, gefangen genommen und seiner Länder verlustig erklärt, mit denen Herzog Moritz belehnt wurde. Darauf bemächtigte sich Karl auch der Person Philipps von Hessen; nur Bremen und Magdeburg blieben noch unbesiegt; letztere Stadt wurde von Moritz auf Befehl des Kaisers belagert. Um seine Stellung den Protestanten gegenüber, deren Erbitterung gegen ihn immer mehr wuchs, zu verbessern und gereizt durch die Gefangenhaltung seines Schwiegervaters Philipps von Hessen, schloß er im Geheimen ein Bündnis mit dem Könige Heinrich Ii. von Frankreich, welcher dafür die deutschen Städte Metz, To ul und Verdun besetzte, und brach dann in Eilmärschen gegen Karl auf, der, nichts ahnend, nur mit Mühe der Gefangennehmuug in Tirol entging. — Da schloß des Kaisers Bruder Ferdinand mit Moritz und den Protestanten den Passauer Vertrag (1552), welcher drei Jahre später durch den Augsburger Religionsfrieden (1555) bestätigt wurde. Die Protestanten erhielten dadurch völlige Religionsfreiheit und Rechtsgleichheit mit den Katholiken, auch behielten sie die von ihnen eingezogenen geistlichen Güter. Über die Forderung der Katholiken, daß diejenigen geistlichen Fürsten, welche zu der neuen Lehre übertreten würden, ihr Amt und ihre Einkünfte verlieren sollten, konnte man sich nicht einigen, und man nannte diesen Puukt den geistlichen Vorbehalt. Bald darauf (1556) übertrug Karl, der weltlichen Sorgen müde, seinem Sohne Philipp Ii. die Regierung in Spanien, den Niederlanden, Neapel und den spanischen Kolonieen, seinem 1556 Bruder Ferdinand I. überließ er die österreichischen Staaten und bis die Regierung in Deutschland, er selbst ging nach Spanien in Kloster St. Just und starb hier 1558. Mittlerweile war die lutherische Lehre auch im Elsaß und in Lothringen, sowie in den Ländern des deutschen Ordens an der Ostsee verbreitet worden, wo der Großmeister Albrecht von Brandenburg nach seinem Übertritte das Ordensland in ein weltliches Herzogtum Preußen umwandelte (1525). — Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg hatte die Reformation 1539 auch in seinem Lande eingeführt. §• 73. Die Reformation in der Schweiz, in Hngtand und Schweden. In Zürich bewirkte 1519 Huldreich oder Ulrich Zwingli eine Reformation, die in einzelnen Punkten noch weiter ging als die Lehre Luthers. Aber mehrere Kantone widerstanden der Neuerung und schlugen die Anhänger Zwinglis bei Kappel (1531), in

3. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 82

1880 - Essen : Bädeker
82 Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. §. 74. Die katholische Kirche. Das Tridentiner Konzil, welches in drei Zeitabschnitten von 1545—1563 beendigt wurde, stellte die Grundsätze der katholischen Kirche aufs neue fest, drang auf Reinigung der Sitten und verbesserte die Kirchenzucht. — Auf Papst Gregor Xiii., welcher dem in Verwirrung geratenen Kalender seine jetzige verbesserte -Ordnung 1585 verlieh, folgte Sixtus V., der sich von einem armen Hirtenknaben bis *u dieser hohen Würde emporgeschwungen hatte, der bedeutendste - - Kirchenfürst dieses Jahrhunderts, eine gewaltige Herrschernatur, der mit unerbittlicher Strenge die Ordnung aufrecht erhielt und den päpstlichen Stuhl mit altem Glanze umgab. — Am allerbedeutendsten waren für die katholische Kirche die neuen geistlichen Orden, wie der Theatiner orden, die Väter des Oratoriums, die Kapuziner, die barmherzigen Brüder und Schwestern, die Ursulinerinnen, welche durch ihre edeln Bestrebungen der alten ‘Sehre neuen Boden im Volke verschafften. Vor allem aber wurde der von Jgna; von Loyola (1540) gegründete Qrden der Gesellschaft Jesu (Jesuiten) eine Hauptmasse der katholischen Kirche gegen die Reformation, deren Bekämpfung feine Lebensaufgabe war. In strengster Organisation, einen Ordensgeneral an der Spitze, entfaltete dieser Orden durch die Erziehung der Jugend, durch seine Wirksamkeit an den Höfen und in den Palästen wie in den Hütten der Armut, durch seine feurigen Kanzelredner und feine eifrigen Glaubensboten eine wahrhaft großartige Wirksamkeit. — Die Jesuiten führten eine Verbesserung des Unterrichts für alle Klassen des Volks herbei und walteten als Pfleger und Tröster an den Krankenbetten wie in den Gefängnissen. (Der deutsche Jesuit Friedr. v. Spee.) §. 75. Spanien und die Niederlande. Philipp Ii., Karls V. Sohn, brachte Spanien durch einen glücklichen Krieg gegen Frankreich, in welchem sich auch der niederländische Graf Egmont auszeichnete, auf den höchsten Gipfel der Macht und suchte dem Katholieismns die Herrschaft in Europa zu sichern. Sein angeerbter, düstrer Sinn erfüllte ihn mit Mißtrauen und Argwohn. Nur auf die Vertilgung des Protestantismus und der Volksfreiheit bedacht, führte er Krieg gegen England und trieb die Niederländer unter blutigen Kämpfen zum Abfall. — Sein Sohn Don Carlos starb, des Hochverrats angeklagt, im Gefängnisse. England sollte untergehen, weil Elisabeth Philipps Hand ausgeschlagen und als Protestantin die Niederländer bei ihrem Abfalle unterstützt hatte. Aber die gegen England gesandte gewaltige Flotte, die „unüberwindliche Armada" genannt, wurde geschlagen, und die Reste verunglückten durch Stürme und Klippen. Jedoch mit bewundernswerter Ruhe nahm Philipp diesen harten Schlag entgegen. Dagegen erwarb er Portugal, nachdem

4. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 51

1880 - Essen : Bädeker
Das Mittelalter bis zur Teilung des Frankenreichs. 51 Die Lehensverfassung oder das Feudalwesen, d. H. das Verhältnis zwischen dem Lehensherrn und dessen Vasallen, entstand aus den alten germanischen Einrichtungen und beruhte darauf, daß der König einen Teil seiner Besitzungen oder Domänen hervorragenden Adeligen auf Lebenszeit als Lehen gab; dies geschah vielfach auch von kleineren Besitzern und von geistlichen Machthabern. Durch das Band der Treue waren so alle Freien unter einander verknüpft, und der Genuß eines Lehens wurde mit der Zeit wichtiger, als der freie Grundbesitz. Nach Karls Tode wurden aber die Vasallen immer unabhängiger, indem sie die Erblichkeit ihrer Lehen ertrotzten. Karl beförderte den Anbau des Landes; Dörfer und Meiereien erhoben sich, öde Heiden wurden in Ackerland umgeschaffen. — Für die Bildung des Volks legte er Klosterschulen an und gründete Dom st ist er. Auch veranstaltete er eine Sammlung altgermanischer Heldenlieder. Gelehrte, wie der britische Mönch Alcuin und der Geschichtschreiber Einhard oder Eginhard, erfreuten sich seiner Unterstützung. Er begünstigte die Geistlichkeit und die Kirche, führte die Kirchenmusik ein, und Glaubensboten zogen auf seine Veranlassung in die Länder der Heiden, um das Evangelium zu verkündigen, Kirchen und Klostergebäude wurden errichtet. An allen Orten seines weiten Reichs hatte Karl Pfalzen, doch waren Aachen und Ingelheim seine Lieblingssitze. — Karl starb 814, und in der Marienkirche zu Aachen, die er selbst hatte erbauen lassen, wurde die Leiche des großen Kaisers beigesetzt. §• 51. Auflösung des Arankenreichs. Karls des Großen Sohn Ludwig der Fromme war nicht thatkräftig genug, um das weite Reich in Ordnung zu halten. Er ließ sich dazu verleiten, das Reich unter seine drei Söhne Lothar, Pipin und Ludwig zu teilen. Als ihm darauf aus zweiter Ehe ein vierter Sohn, Karl der Kahle, geboren wurde, wollte er ju dessen gunsten die geschehene Teilung ändern. Da empörten sich die drei älteren Söhne und nahmen den Vater in der Schlacht auf dem Lügenfelde bei Colmar im Elsaß gefangen. Zwar wurde er durch seinen Sohn Ludwig wieder eingesetzt, aber der Kummer brach dem alten Kaiser das Herz, mib seine drei Söhne (Pipin war inzwischen gestorben) teilten nun im-Vertrag zu Verdun das fränkische Reich dergestalt, daß Ludwig843 die rechtsrheinischen Länder bis zur Elbe nebst den linksrheinischen Städten Speier, Worms und Mainz erhielt (Ostfranken, später Deutschland genannt), Lothar das Land zwischen Rhein, Maav, Saone und Rhone, welches nach ihm Lotharingien oder Lothringen benannt wurde, nebst Italien und der Kaiserwürde, und 5t cir ( der $ eil){e enblict) bߧ ßcnib wemich tion ßot^ringen, . Westfranken, das später Frankreich genannt wurde.

5. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 90

1880 - Essen : Bädeker
90 Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. katholischen Vetter Ferdinand von Steiermark und Kärnten. Da geschah es, daß die protestantischen Unterthanen des Erzbischofs von Prag zu Klostergrab und die des Abts von Braunau in letzterer Stadt sich Kirchen erbauten. Unter Berufung auf den Majestätsbrief wurde die Kirche zu Klostergrab geschlossen, die zu Braunau niedergerissen. — Eine Beschwerde an den Kaiser blieb erfolglos. Da verbreitete sich das Gerücht, die harte Antwort des Kaisers sei von den kaiserlichen Räten zu Prag veranlaßt worden, und daraufhin drangen Bewaffnete unter Anführung des Grafen Matthias von Thurn in die Schloßkanzlei und stürzten nach heftigem Wortwechsel zwei kaiserliche Räte nebst Mai dem Geheimschreiber zum Fenster hinaus. Trotz der nach-1618. gesandten Schüsse kamen diese mit dem Leben davon. Den Aufständischen, welche nun die Regierung an sich rissen, schlossen sich Mähren und die Lausitz an, und Graf Thurn rückte mit einem Heers- bis Wien vor. Da starb der kränkliche Kaiser Matthias. — Ungünstige Witterung und Mangel an Lebensmitteln nötigten Thurn bald zum Rückzug. §• 80. Der dreißigjährige Krieg. (1618-1648.) 1619 Ferdinand ü., in Frankfurt zum Kaiser gekrönt, wurde von bis beit Böhmen nicht als ihr König anerkannt, sondern diese wählten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der protestantischen Union. Der eitle, schwache Mann nahm, besonders durch seine stolze Gemahlin Elisabeth, Tochter Jakobs I. von England, bewogen, die gefährliche Krone an und ergab sich in Prag einem üppigen Wohlleben, während die Truppen der Liga unter der Anführung des kriegskundigen Tilly gegen ihn anrückten. — Durch die Schlacht am weißen Berge bei Prag (1620) verlor Friedrich in einer Stunde seine Krone und auch die Pfalz, denn, in die Reichsacht erklärt, mußte er nach den Niederlanden flüchten, worauf die Pfalz nebst der Kurwürde an Maximilian von Baiern kam. — Ferdinand Ii. vernichtete den Majestätsbrief, ließ ein strenges Strafgericht ergehen und stellte den Katholicismus in Böhmen wieder her. — Bald darauf löste sich die Union auf. Zwar traten noch der Graf Ernst von Mansfeld, der Markgraf Friedrich von Baden (Heldentod der 400 Pforzheimer in der Schlacht bei Wimpfen) und der Prinz Christian von Braun schweig für den geächteten Pfalzgrafen anf, doch erlagen sie Tillys Feldherrntalent. — Man nennt diesen ersten Teil des dreißigjährigen Krieges den böhmisch-pfälzischen Krieg. Dadurch, daß. jetzt der König Christian Iv. von Dänemark für die deutschen Protestanten auftrat, begann der dänische Krieg. — Der Kaiser nahm das Anerbieten eines reichen

6. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 91

1880 - Essen : Bädeker
Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. 91 böhmischen Edelmanns, Albrecht von Wallenstein, den er zum Herzoge von Fried land ernannte, an und dieser stellte ein Heer ins Feld, mit welchem er den wieder auf dem Kriegsschauplatz erschienenen Grasen Mansfeld an der Des sauer Brücke schlug und durch Schlesien und Ungarn bis Dalmatien verfolgte, wo Mansfeld „stehend" starb. Unterdessen batte Tilly auch Christian von Dänemark bei Lutter am Barenberge im Braunschweigischen geschlagen, und beide Feldherren drangen nun vereint bis Jütland vor, nachdem Wallenstein die Herzoge von Mecklenburg, weil sie deu dänischen König unterstützt, vertrieben hatte. Als er seine Herrschaft auch über Pommern ausdehnen wollte, fand er vor dem festen Stralsund heldenhaften Widerstand, der ihn nach schweren Verlusten zwang, die Belagerung aufzuheben. — Mit Mühe erlangte Christian von Dänemark gegen das Versprechen, sich nicht wieder in die deutschen Angelegenheiten zu mischen, seine verwüsteten Länder durch den Frieden zu Lübeck (1629) zurück. Um seinen Sieg zu vervollständigen, erließ der Kaiser das Restitutiousedikt, durch welches er von den Protestanten die Zurückgabe aller von ihnen seit dem Passaner Vertrage eingezogenen geistlichen Güter verlangte. Es waren dies die beiden großen Erzbistümer Bremen und Magdeburg, 12 Bistümer und eine Menge kleinerer Besitzungen, Abteien und Klöster. — Die barbarische Kriegführung Wallensteins, nach dessen Grundsätze der Krieg den Krieg ernähren mußte, veranlaßte so viel Klagen auf dem vom Kaiser abgehaltenen Reichstage zu Regens bürg, daß der Kaiser, namentlich auf Andringen Maximilians von Baiern, Wallenstein entlassen mußte, der sich auf seine reichen, böhmischen Besitzungen zurückzog. §. 81. Aortgang und Ende des dreißigjährigen Kriegs. In ihrer Not erschien da den Protestanten ein neuer Freund in der Person des Königs Gustav Adolf von Schweden, der ein 1630. Nachkomme Gustav Wasas war. Er war ein Mann von hohen Plänen, die Deutschland leicht hätten verderblich werden können, aber von strenger und echter Frömmigkeit und voll Teilnahme für die Leiden des Volks, das sich ihm daher auch überall freudig und herzlich anschloß. In seinem kleinen, aber kriegsgeübten Heere hielt er die strengste Ordnung und Disciplin aufrecht. — Die mißtrauischen Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen zögerten, sich ihm anzuschließen, und während er mit ihnen unterhandelte, fiel Magdeburg (1631) in die Hände Tillys und seines Unterseldherrn Pappenheim und wurde gänzlich zerstört. — Als sich Tilly hierauf gegen den Kurfürsten von Sachsen wandte, um ihn für seine versuchte Neutralität zu züchtigen, schloß dieser mit Gustav Adolf ein Bündnis, woraus Tilly vom Schwedenkönige bei Breitenfeld in der Nähe von Leipzig völlig ge-

7. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 92

1880 - Essen : Bädeker
92 Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. schlagen wurde (1631). Nun fielen die Sachsen in Böhmen ein und besetzten Prag, Gustav Adolf aber eilte an den Rhein, wo er die Pfalz eroberte. Mit dem folgenden Frühjahre drang er durch Franken in Baiern ein, nachdem Tilly ihm vergeblich den Übergang über den Lech streitig zu machen versucht hatte. Hier erhielt dieser tapfere Held die Todeswunde. — In seiner Not rief der Kaiser Wal len stein zu Hilfe, der sich auch endlich bereit finden ließ, ein Heer aufzustellen und den Oberbefehl über dasselbe unter unerhörten Bedingungen zu übernehmen. Dann vertrieb er die Sachsen aus Böhmen und lagerte sich bei Nürnberg dem Schwedenkönige gegenüber, bis der Mangel an Lebensmitteln diesen nötigte, nach einem vergeblichen Sturme auf Wallensteins Lager abzuziehen. — Wallenstein fiel jetzt in Sachsen ein, und als Gustav Adolf seinem Bundesgenossen zu Hilfe eilte, ereignete sich die Schlacht bei Lützen (1632), in welcher Gustav Adolf fiel, der Herzog Bernhard von Weimar aber, der in schwedischen Diensten stand, mit den erbitterten Schweden den Sieg über Wallenstein erfocht. Da Gustav Adolf nur eine minderjährige Tochter hinterließ, so übernahm der Reichskanzler Axel Oxenstjerna die Oberleitung. Der Krieg brach mit neuer Heftigkeit aus; aber Wallenstein beobachtete seit der Schlacht bei Lützen ein rätselhaftes und zweideutiges Benehmen. Er trat mit den Feinden in geheime Unterhandlungen, jedenfalls um sich mit ihrer Hilfe den Besitz von Böhmen zu sichern. Der Kaiser entzog ihm deshalb den Oberbefehl und gewann die einflußreichsten Generale Gallas, Piccolomini und andere für sich. Als nun Wallenstein mit den wenigen treuen Truppen nach Eger ging, um den Schweden näher zu sein, wurde er dort nebst seinen treuesten Anhängern auf Anstiften des Obersten Butler ermordet (1634). — Er besaß einen finstern, schweigsamen Charakter, einen verwegenen, unternehmenden Geist, und einen maßlosen Ehrgeiz und Stolz; dabei glaubte er sest an sein in den Sternen bestimmtes Schicksal. (Astrolog Seni.) Den Oberbesehl erhielt nun des Kaisers Sohn, Ferdinand, welchem der kriegskundige Graf Gallas zur Seite stand. Diese schlugen das schwedische Heer unter Bernhard von Weimar und dem Grafen Horn bei Nördlingen (1634), worauf der Kurfürst von Sachsen mit dem Kaiser den Frieden zu Prag schloß, welchem sich bald auch andere Fürsten anschlössen. — Jetzt trat Richelieu, der schon Gustav Adolf im geheimen unterstützt hatte, offen gegen das drohende Übergewicht Habsburgs auf den Kriegsschauplatz, und es folgt nun auf den schwedischen der schwedisch-französische Krieg (1635). Als die Schweden unter Bauer durch ihren Sieg bei Wittftock neue Vorteile errangen, starb der Kaiser, und es

8. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 63

1880 - Essen : Bädeker
Das Mittelalter bis zum Erlöschen der Hohenstaufen. 63 aber kein Unberechtigter sich einschleiche, wurden die Wappen als sinnbildliche Andeutung der Namen und Geschlechter eingeführt. — Der Waffendienst und die Rittersitte erforderten lange und sorgfältige Vorübung, weshalb der junge Adelige zuerst als Edelknabe und später, zwischen seinem 15.—18. Jahre, als Knappe einem angesehenen Ritter treu dienen und ihn zum Turnier und in den Kamps begleiten mußte. Hatte er nach einer meist siebenjährigen Lehrzeit Proben seiner Waffentüchtigkeit und seines makellosen Lebens abgelegt, so leistete er unter großen Feierlichkeiten die Rittergelübde und erhielt dann durch den Ritterschlag die Ritterwürde. Der Dienst und Schutz der Frauen gehörte zu den heiligsten Pflichten des Ritters. Unter den edeln Fürstinnen dieser Zeit ragt besonders die heilige Elisabeth hervor, die Gemahlin des Landgrafen Ludwig Iv. von Thüringen. In aufopfernder Selbstverleugnung widmete sie ihr Leben der Pflege von Aussätzigen und ertrug nach dem Tode ihres Gemahls ihr hartes Schicksal in Demut und Geduld. Das Städtewesen. Die deutschen Städte, deren Zahl unter den Hohenstaufen sehr ansehnlich vermehrt wurde, zerfielen in Reichsstädte, die unmittelbar unter dem Kaiser standen, und in Landstädte, welche einem Landesfürsten oder einem geistlichen Herrn Unterthan waren. Mit der Zeit erhielten die Stadtgemeinden gewisse Hoheitsrechte, wie städtische Gerichtsbarkeit und Markt- und Stapelrecht. Die Einwohner der freien Reichsstädte bestanden aus den Patriziern, aus denen allein die Beamten gewählt wurden, und die also das Stadtregiment führten, und aus zinspflichtigen Gewerbs- und Ackerleuten, die keinen Anteil an den bürgerlichen Rechten besaßen. Doch thaten sich die Handwerker bald in Zünften zusammen und erkämpften in den meisten Städten Anteil am Stadtregiment. Die Zünfte zogen unter der Leitung ihrer Zunftmeister ins Feld und schützten das Gemeinwesen nach außen, sodaß bald auf ihnen die Kraft des Städtewesens. beruhte. Mit dem Wohlstände kehrte auch gesellige Heiterkeit und Lebenslust in die Mauern der Städte ein. (Zunft-tänze, Maispiele, Schützenfeste.) Die Kunst» Durch die Begeisterung des Rittersinnes erwachte der Minnesang; die lyrische Dichtung der Deutschen zeichnete sich vor den provencalischen Troubadours durch eine reinere und tiefere Auffassung der Minne aus (Walter von der Vogelweide). Im Epos wurden jedoch vorzüglich ausländische und zum Teil auch antike Stoffe besungen: Karl der Große und Roland nach französischen Vorbildern, König Artus mit seiner Tafelrunde nach britischen Sagen, an welche sich die tief-sinnige Legende vom „heiligen Gral" knüpfte; außerdem die Alexandersage vom Geistlichen Lamprecht und der Trojanerkrieg von Heinrich von Velde k. Am berühmtesten wurden

9. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 106

1880 - Essen : Bädeker
106 Die neue Zeit bis zur französischen Revolution. Lech geschlossen und auf die österreichische Erbschaft verzichtet. — Nur die Franzosen setzten den Krieg noch bis 1748 in den österreichischen Niederlanden fort, aber als sich die russische Kaiserin Elisabeth mit Maria Theresia verbündete, schloß 1748.Ludwig Xv. den Frieden zu Aachen, der ihm nach allen den ungeheuren Kosten nichts einbrachte. In den nun folgenden Friedens jähren entwickelte Friedrich Ii. eine höchst thätige Wirksamkeit. Er förderte Ackerbau, Gewerbe und Handel und legte den plauenschen und Finowkanal, später auch den Brombergerkanal an. Auch sorgte er für tüchtige Einübung der Truppen; sein Lieblingsaufenthalt war das von ihm angelegte Sanssouci, wo Voltaire, den er allzusehr verehrte, drei Jahre lang bei ihm verweilte. 1756 §• 90. Der siebenjährige Krieg. 1763 Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen und schloß daher durch ihren von Preußenhaß erfüllten Minister Kaunitz geheime Bündnisse mit der von Friedrich Ii. persönlich beleidigten russischen Kaiserin Elisabeth, mit Frankreich, wo die Marquise von Pompadour allmächtig war und den schwachen Lüstling Ludwig Xv. vollständig beherrschte, und mit Sachsen, wo der gebietende Gras Brühl seinem Kurfürsten August Iii. das Land für die unerhörte Verschwendung des Hoses aussaugen half. Auch Schweden trat dem Bündnisse bei. Friedrich Ii. erhielt durch Bestechung Kunde von den Anschlägen seiner Feinde und beschloß kühnen Muts, ihnen zuvorzukommen. Gegen eine ganze Welt von Feinden — denn auch das deutsche Reich erhob sich gegen ihn — fand Friedrich nur Hilfe von England, Hannover, Brauuschweig und Hessen-Kassel. In raschem Einfall besetzte er im August 1756 Dresden und schloß die sächsische Armee bei Pirna ein. Einen Versuch der Österreicher, die Sachsen zu befreien, vereitelte er durch die Schlacht bei Lowositz in Böhmen, worauf sich das eingeschlossene Heer ergeben mußte. 1757 griff er allzu rasch („Frische Fische, gute Fische!") und gegen den Rat Schwerins die Österreicher bei Prag an und erkaufte deu endlichen Sieg mit großen Opfern; auch der greise Schwerin starb hier den Heldentod. — Dann rückte er dem österreichischen General Dann entgegen, erlitt aber gegen diesen seine erste Niederlage bei Kollin. — Das machte auch seinen andern Feinden Mut: die Russen fielen in Ostpreußen ein und schlugen den General Lehwald bei Groß - Jägerndorf, die Schweden fielen in Pommern ein, die Franzosen in Hannover und schlugen Friedrichs Verbündete bei Hastenbeck. Da aber erschien der König und schlug die vereinigten Franzosen

10. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 108

1880 - Essen : Bädeker
108 Die neue Zeit bis zur französischen Revolution. Frieden und Bündnis. Die Verhältnisse waren plötzlich verändert. Zwar wurde Peter Iii., der sich durch seine überstürzten Neuerungen verhaßt gemacht hatte, aus Anstiften seiner Gemahlin Katharina Ii. schon nach einem halben Jahre wieder ermordet, doch erhielt diese, welche jetzt den Thron bestieg, den Frieden mit Preußen aufrecht, wenn sie auch die russischen Truppen aus dem preußischen Lager zurückrief. Auch Schweden trat vom Schauplatz ab, und nachdem Fri edrich noch einmal in Schlesien bei Burkersdorf und sein Bruder Heinrich in Sachsen bei Freiberg über die Österreicher gesiegt hatte, sehnte sich alles nach Frieden, der denn auch zu Hubertsburg in Sachsen 1763 zu stände kam und Preußen den Besitz von Schlesien für immer sicherte. Seitdem galt Preußen als die fünfte europäische Großmacht. §. 91. Ariedrichs d. Kr. fernere Regierung. — Joseph Ii. Friedrich war eifrig bemüht, die Wuudeu, die der siebenjährige Krieg seinem Lande geschlagen hatte, nach Kräften zu heilen. Er erließ den herunter gekommenen Landleuten und Fabrikanten auf mehrere Jahre die Steuern, er teilte Geld und Getreide aus, beförderte Ackerbau und Bergbau, machte wüste Gegenden urbar (Oder- und Warthebruch), legte Dörfer und Kolonieen, Straßen und Kanäle an; auch verbesserte er das Steuersystem und hob den Wohlstand des Landes und Volks, während seine eigne Hofhaltung sparsam und einfach war. — Während sich das Kirchen-und Schulwesen weniger feiner Aufmerksamkeit erfreuten, wandte er große Sorgfalt auf das Gerichtswesen; die Folter wurde aufgehoben, die Gesetze verbessert. Von allem nahm er selbst Einsicht, und durch seine unermüdliche Thätigkeit vom frühen Morgen bis zum fpäteu Abend erlangte er eine umfaffeude Kenntnis von allen Zuständen feines Landes. — So verdiente er durch feinen reichen Geist, durch feinen großen Charakter und durch feilte ruhmvollen Thaten den Beinamen des „Großen"; er ist eilt Liebling des deutschen Volks geworden, in dessen Andenken er immer als „der alte Fritz" fortleben wird. Im hohen Alter wurde Friedrich noch einmal zum Kriege mit Österreich gebracht. Als nämlich die wittelsbachfche Linie in Baiern erlosch, wollte Joseph Ii. im Einverständnis mit dem Erben, dem pfälzischen Wittelsbacher, Baiern an 1778. sich bringen, und dies führte den baierischen Erbfolgekrieg herbei, wo allerdings im Felde nur wenig gestritten wurde. Friedrich Ii. setzte es durch, daß Baiern dem pfälzischen Hause verblieb. Und als Joseph feilt Lieblingsprojekt der Abrundung Österreichs noch einmal aufnahm, und der neue Kurfürst von Baiern ihm feilt Land gegen die österreichischen Niederlande überlassen wollte, da stiftete Friedrich Ii. den „Fürstenbund", welcher die österreichischen Pläne zu nichte machte.
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