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1. Theil 2 - S. 280

1867 - Breslau : Max
278 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Albrechts Ii. Sohn, der junge L ad is l aus, der nach seines Vaters Tode König von Böhmen geworden war, wurde auch von einem Theile der Ungern zum König gewählt. Da er aber noch unmündig und daher unter der Aussicht seines Vormundes, Frie- drichs Iii., war, so verlangten sie, der Kaiser solle den jungen König und die ungarische Krone ihnen herausgeben, und da er das nicht wollte, so fielen sie mehrere Jahre hintereinander in Oestreich ein und verwüsteten das Land. Der träge Kaiser ließ das ruhig geschehen; er saß indessen in Wienerisch-Neustadt und pflegte seine Blumen, als wenn ihn der Krieg gar nichts anginge. Endlich halfen sich die Oestreicher selbst; sie boten den Landsturm auf und jagten die Ungern über die Grenze; aber vor ihrem Kaiser konnten sie keine Achtung haben. Zuletzt brach ein förmlicher Aufruhr gegen ihn aus. Er hatte nämlich seine Söldlinge entlassen; diese aber blieben, weil er ihnen ihren Sold nicht gegeben hatte, beisammen und plün- derten das Land aus. Das erregte natürlich allgenieines Murren. Eyzin ger, einst Albrechts Liebling, der ihn aus gemeinem Stande zum Baron erhoben hatte, stellte sich an die Spitze der Unzufrie- denen. Aber Friedrich gab nicht nach; im Gegentheil ließ er den jungen Ladislaus, dessen Auslieferung die Empörer verlangten, in noch sicherern Gewahrsam bringen, und reiste, als wenn ihn die Unruhen nichts angingen, nach Italien, wo er sich mit der portugiesischen Prinzessin Eleonora vermählte und sich in Rom krönen ließ. Als er zurückkam, wurde er in Wienerisch-Neustadt von den Unzufriedenen belagert und nicht eher freigelassen, bis er den jungen König herausgegeben hatte, den nun die Böhmens Oestreicher und Ungern mit Frohlocken als ihren Herrn aufnah- men. Ladislaus nahm nun seine Residenz in Wien, und ließ Oestreich — denn dem Kaiser gehörte nur Oberöstreich — durch den Grafen Ulrich von Cilley, Böhmen durch Georg von Podiebrad, und Ungarn durch Johann Corvin Hunyad, der damals (1452) noch lebte, als Statthalter regieren. Aber die Ruhe dauerte nicht lange. Des Kaisers Bruder Albrecht, der Verschwender genannt, ein unruhiger und habsüch- tiger Mensch, hetzte die Wiener gegen den Kaiser auf. Dieser versprach, sich mit ihm zu besprechen und deshalb nach Wien zu kommen, schickte auch seine Frau Eleonore und seinen Sohn Maxi- milian dahin ab. Kaum aber waren diese angekommen, so er- regte der Pöbel einen Aufruhr. Friedrich, statt schnell den Sei-

2. Theil 2 - S. 251

1867 - Breslau : Max
Hussiten. 249 offene Fehde miteinander, die nnr dann von Zeit zu Zeit ans- hörte, wenn Sigismund in Böhmen einfiel, wobei sie sich zu feiner Vertreibnng immer zu vereinigen pflegten. Endlich starb der wilde Ziska 1424 an der Pest. Aber dadnrch wurde die Sache noch schlimmer. Denn Ziska hatte durch fein kräftiges Wesen wenigstens dann und wann ent- schieden auf die getrennten Parteien eingewirkt; aber nun hörte jeder Zusammenhang auf. Selbst die Taboriten zerfielen in zwei Parteien. Die eine, die den Namen Taboriten behielt, wählte, da Hufsinecz schon vor Ziska gestorben war, den bisherigen Unter- feldherrn des letzten:, Procop Holy, zum Anführer. Die An- dern nannten sich die Waisen; „denn", sagten sie, „nach unserm seligen Ziska ist keiner würdig, feine Stelle zu erhalten/' Sie betrachteten sich also als verwaist und wählten mehrere Anführer, unter denen Procop der Kleine der berühmteste ist. Jeder einzelne Haufe schwärmte umher und fiel in die benachbarten Länder ein, bald in Schlesien, bald in Mähren, Oestreich, Baiern oder Sachsen, überall die schrecklichsten Unthaten ausübend. Zwar hielt Kaiser Sigismund mehrere Reichstage, um sich mit den Fürsten zu berathen, wie man wohl gemeinsam die wilden Böh- men bezwingen könnte; aber wenn er auch dann und wann ein Heer zusammenbrachte, so liefen die Soldaten bald wieder aus- einander, sobald sich nur die Huffiten sehen ließen; groß war die Furcht vor ihnen. Und ehe der Kaiser ein neues Heer zu- sammenbrachte, machten sie neue Streifzüge in die Nachbarländer und verbreiteten überall Schrecken und Verwüstung. Sie kamen nach Dresden, ja bis ins Magdeburgifche, verbrannten in Sachsen über 100 Städte und Schlösser und gegen 1400 Dörfer, und führten die reiche Beute auf 3000 Wagen mit sich fort, von denen einige mit 12—14 Pferden bespannt waren. Andere Haufen zogen bis in die Vorstadt von Breslau und bis in Die Nähe von Berlin, von wo sie aber mit blutigen Köpfen zurückgewiesen wurden. Endlich nahmen sich der Kaiser und die deutschen Fürsten vor, mit einem Schlage dem verderblichen Kriege ein Ende zu machen. Im Jahre 1431 brachten sie ein großes Heer auf, und damit es desto unüberwindlicher wäre, wurde auf Befehl des Papstes durch einen dazu nach Deutschland abgeschickten Eardinal- legaten Julia n das Kreuz gegen die Huffiten gepredigt; ja, der Legat begleitete das Heer sogar in eigener Person. Man zog von der Seite des Böhmerwaldes lauf der Straße, die von

3. Theil 2 - S. 252

1867 - Breslau : Max
250 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Regensburg nach Pilseil führt) nach Böhmen. Aber — kauni hieß es: „die Hussiten kommen!" so liefen erst die Barern, dann die Brandenburger und zuletzt auch die Uebrigen so eilig davon, daß sie sogar ihr Gepäck im Stiche ließen. Mit großer Mühe und durch vieles Bitten brachte zwar der Legat sie noch einmal !unweit Tauß) zum Stehen; aber sobald Procop Holy auch hier erschien, rannten Alle in wilder Flucht auseinander. Der Legat selbst verlor dabei sein Meßgewand, den Cardinalshut und die Kreuzesbulle, mußte froh sein, nicht selbst gefangen zu werden, und viele Tausende wurden erschlagen. Nun sahen endlich die Fürsten eilt, daß mit Gewalt gegen die Hussiten nichts zu machen wäre, und daß man den Weg der Güte einschlagen müßte. Zugleich waren auch die Prager, die gemüßigte Partei, des Krieges sehr überdrüssig und sehnten sich nach Ruhe, und darum wurde nach vielem Hin- und Herschicken und Streiten (1433) ein Vergleich abgeschlossen, den man die Präger Compactaten nennt, und in welchem den Hussiten freie Religionsübnng versprochen wurde. Hier zeigte sich nun aber, daß es dem großen Haufen mehr ums Rauben und Plün- dern, als um die Religion zu thun war; denn die Taboriten und Waisen erklärten, sie würden stich nimmermehr mit dem Kaiser vergleichen. Unter diesen Umständen kam es zwischen den Pra- gern und ihnen zum Kriege. In einer entscheidenden Schlacht bei Böhmisch-Brod (einige Meilen östlich von Prag, zwischen dieser Stadt und Kollin, 1434) wurden die Taboriten von den Pragern — die man auch Kelchner nannte, weil sie vornehm- lich aus der Bewilligung des Kelches im Abendmahle bestanden — aufs Haupt geschlagen, und konnten sich seitdem nicht wieder erholen. Viele Tausende waren den Siegern in die Hände ge- fallen, und diese wußten nicht, was sie mit ihnen anfangen sollten. Schon wollte man sie als gefährliche und unnütze Leute nieder- machen; da meinten Andere, es wären auch manche Unschuldige dabei, die nur gezwungeu an dem , Kriege Antheil genommen hätten. Um diese nun von den wilden Gesellen zu unterscheiden, wählte man folgende List: ein Herold mußte bekannt machen, es stände Jedem frei, nach Hause zu gehen; doch wären die Kelch- ner bereit, Die, welche bleiben und ihnen bei Ausplünderung der taboritischen Städte helfen wollten, bei sich aufzunehmen. Die Bessergesinnten zogen nun sogleich ab; die Räuber und Blut- sauger dagegen, denen es nur ums Plündern zu thun war, blie-

4. Theil 4 - S. 74

1862 - Breslau : Max
74 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. stochen, ein böses Vorzeichen, und als es am 14. October 1806 zur Schlacht von Jena und Auerstädt kam, erlitten die Preußen eine unerhörte Niederlage, wobei der Herzog von Braun- schweig tödtlich verwundet wurde. Das Heer wurde säst gänzlich zerstreut, die einzeln fliehenden Heerhaufen von den Franzosen unablässig verfolgt und endlich gefangen genommen. Das Trau- rigste war aber die Feigheit und Verrätherei, mit welcher die meisten preußischen Commandanten ohne Gegenwehr, oder nur nach einer sehr unbedeutenden, die ihnen anvertrauten Festungen den Franzosen öffneten. Wie ein verheerender Strom über- schwemmten diese die preußischen Provinzen; Napoleon hielt höh- nend seinen Einzug in Berlin. Auch das Kurfürstenthum Hessen hatte er ohne Kriegserklärung als gute Prise weggenommen. Am schmählichsten war aber, daß er sich selbst dazu herabließ, die preußischen Polen gegen ihren Landesherrn aufzuwiegeln. Die Polen hatten lange ungern dem Könige von Preußen gehorcht, und in der Hoffnung ihre Selbstständigkeit wieder zu erlangen, machten sie sich gleich von der bisherigen sehr milden Herrschaft los und huldigten dem „großen Napoleon". Ein kleiner Ueberrest des preußischen Heeres hatte sich mit dem Könige nach West- und Ost-Preußen gerettet. Hier sammelte sich auch ein russisches Hülfsheer unter Benningsens Anführung. Bei Preußisch- Eylau, einem 5 Meilen von Königsberg entfernten Städtchen, trafen die Franzosen mit den Russen und Preußen am 7. und 8. Februar 1807 zu einer sehr blutigen Schlacht zusammen. Drei- hundert Feuerschlünde schleuderten an diesem grauenvollen Tage 12 Stunden lang Tod und Verderben. Beide Theile fochten bis zur Erschöpfung und zogen sich dann, ohne etwas entschieden zu haben, beiderseits zurück. Nachdem aber die Franzosen neue Kräfte gesammelt hatten, und die wichtige Festung Danzig ihnen in die Hände gefallen war, rückten sie wieder vor und lieferten bei Fried land in Ost-Preußen am 14. Juni 1807 den Russen eine Schlacht, welche den ganzen Krieg entschied. Die Russen wurden geschlagen, die drei Monarchen: Alexander, Friedrich Wil- helm und Napoleon, kamen in Tilsit zusammen und schlossen hier am 7. und 9. Juli 1807 einen Frieden. Alexander verlor darin nichts, aber der König von Preußen mußte beinahe die Hälfte seiner Länder abtreten und eine schwere Kriegscontribution versprechen, die seine Kräfte ganz überstieg. Bis sie abgezahlt sei, behielten die Franzosen die Oderfestungen Stettin, Küstrin

5. Theil 4 - S. 81

1862 - Breslau : Max
Andreas Hofer. Josephine. 81 rief er selbst: „Gebt Feuer!"*) In Innsbruck in der Francis- canerkirche, unfern vom Grab Maximilians I., ruht seine Asche und über ihr steht ein schönes Marmordenkmal. Im Frieden von Wien verlor Oestreich an 2000 Quadrat- meilen. Jetzt gaben alle Gutgesinnten die Hoffnung auf, von der Tyrannei Frankreichs errettet zu werden. Mit Oestreich war die letzte Stütze gefallen; denn Preußen erlag fast unter den Lasten, die Napoleon ihm unaufhörlich auflegte, mußte sich ge- horsam in seine Launen fügen, und von dem entfernten Rußland war keine Hülfe zu erwarten. Zwei Männer, die im Jahre 1809 redlich Alles daran setzten, Deutschland von dem Unterdrücker zu befreien, verdienen hier noch genannt zu werden. Ein preußischer-Husarenmajor, von Schill, der sich schon 1806 ausgezeichnet hatte, führte seine an ihm hängenden Soldaten unversehens von Berlin fort, um zu den Oestreichern überzugehen. Da er aber von den Sachsen nicht durchgelassen wurde, wendete er sich nach Nord-Deutschland, wurde alsbald von allen Seiten von Franzosen, Westphälingern, Holländern und Dänen verfolgt, in Stralsund überfallen und dort niedergehauen. Glücklicher war der Herzog Wilhelm von Brannschweig, ein Sohn des bei Auerstädt gefallenen. Er hatte ein Freicorps, die schwarze Schaar, für die Oestreicher errichtet, sich tapfer mit den Franzosen, die er glühend haßte, herumgeschlagen, und schlug sich nun, da er in den Waffen- stillstand nicht mit eingeschlossen wurde, durch ganz Deutschland durch, entkam auch bis an die Niederweser, wo er sich einschiffte, um nach England zu gehen. Gleich nach seiner Rückkehr nach Paris nahm Napoleon die Trennung seiner Ehe mit seiner trefflichen Frau Josephine vor. Sie hatte ihn von manchem Unrechte, welches er begehen *) Als Hofer am 15. August 1809 in Innsbruck war, und sich vor seinem Quartier, dem Goldenen Adler, viele Tausend Tiroler versammelt hatten, hielt er folgende naive Anrede: „Grüeß enck Gott, meine lieb'n S'brucker! Weil ös mi zum Oberkomme- danten g'wöllt hobt, so bin i holt do; es sein ober a viel Andere do, dö koani S'brucker sein. Alle dö unter meine Waffenbrüder sein wöll'n, dö müesten für Gott, Koaser und Voterland als toapfre, rödte und brafe T'roler streiten, dö meine Waffenbrüder wern wöll'n. Dö ober dös nit thüen wöll'n, dö soll'n haim gien, i roth encks, und dö mit mir gien, dö soll'n mi nit vcrlass'n; i wer enck a nit verlass'n, so wohr i Andere Hofer hoaß. G'sogt hob i encks, g'söchen hob's mi, b'fied enck Gott!" Weltgeschichte für Töchter. Iv. 13. Aust. 6

6. Theil 3 - S. 157

1827 - Breslau : Max
157 eigenmächtige That bestrafen würde. Darum trafen sie schnell Vorkehrungen. Sie besetzten das Schloß mit ständischen Trup- pen, ernannten dreißig Directoren, welche die Regierung führen sollten, nahmen alle Beamte in Eid. und Pflicht, und die Ein- künfte in Beschlag, und jagten die Jesuiten aus dem Lande. Dann schrieben sie an den Kaiser, und suchten ihr Verfahren bestmöglichst zu entschuldigen, aber zugleich warben sie Truppen, und forderten die Schlesier, Mährer, Lausitzer, Oestreicher und Ungarn auf, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Der Kaiser erschrak, und da er damals kränklich, und überhaupt furchtsam war, so wollte er lieber mit den Böhmen unterhan- deln, statt Gewalt brauchen. Aber dagegen setzte sich sein Vetter Ferdinand. „Gott selbst," sagte dieser, „hat die Böhmen mit Blindheit geschlagen, daß sie durch diese erschreckliche That zeigten, daß ihr Betragen nicht aus Gott, sondern aus dem Teufel sey. Demnach halte ich dafür, daß nichts übrig bleibe, als zu den Waffen zu greifen." 2. Der unglückliche Pfalzgraf Friedrich V. Noch kein Jahr nach jener That auf dem Schlosse in Prag, starb Kaiser Matthias, und fand im Grabe die Ruhe, die er auf dem Throne nicht gefunden hatte. Er starb zu rechter Zeit, um noch größern Nebeln zu entgehen. Denn der Krieg hatte wirklich schon begonnen, und Graf Thurn fiel in Mahren und Oestreich ein; allenthalben nahm ihn das Volk mit Freuden auf, und erhob sich gegen den Kaiser; ja Thurn drang bis Wien vor, wo sich Ferdinand befand, und belagerte es. Wirklich war Fer- dinand in der mißlichsten Lage. Ueberall offne Empörung oder heimliches Mißvergnügen. Schon pfiffen die Kugeln der Böh- men durch sein Schloß, und, um seine Verlegenheit vollkommen zu machen, erschienen vor ihm 16 Abgeordnete der östreichischen Stände, und verlangten mit drohenden Worten seine schriftliche Einwilligung zu ihrer Bewaffnung und zu einem Bündnisse mit den Böhmen. Ja Einer derselben soll gar so weit gegangen seyn, ihn beim Knopfe seines Wammses zu fassen, und zu rufen: „Wirst du bald unterschreiben, Ferdinand?" — Da schmetterten plötzlich Trompeten auf dem Schloßhofe. Es waren 500 Reiter von D^rmpierre, welche eingezogen waren, um Ferdinands Be- fehle %\x vernehmen. Der Trompetenschall wirkte auf die Ab- J

7. Theil 3 - S. 158

1827 - Breslau : Max
158 geordneten wunderbar. Sie beurlaubten sich in größter Schnel- ligkeit und kamen nicht wieder, und Ferdinand war erlöst; denn auch Thurn zog sich bald darauf von Wien zurück. Auch Fer- dinand ist ein Beweis, daß man in keiner, auch noch so großen Verlegenheit verzagen muß, wenn man nur eine gute Sache hat; und die hatte er, weil er nach seiner besten Ueberzeugung handelte. Einer seiner treuen Diener, der eine Geschichte jener Zeit geschrieben hat, sagt von ihm: „Unangesehen aller der Gefah- ren, hat der hochlöblich Herr niemals verzagt, ist beständig in Religion und Zuversicht gegen Gott verblieben; der hat ihn in seinen Schutz genommen, und ihm wider aller Menschen Ver- nunft über dieses rothe Meer geholfen." Bald darauf wurde er zum deutschen Kaiser gewählt, und hieß nun Ferdinand Ii. Nur die Böhmen wollten ihn schlechterdings nicht als ihren König erkennen, setzten ihn förmlich ab, und ihnen traten auch die Schlesier, Mährer und Lausitzer, selbst die evangelischen Oestreicher bei. Dagegen wählten sie den 23jährigen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V., zu ihrem Könige. Zwar war er reformirt; aber sein Oheim war Moritz von Oranien, und sein Schwiegervater König Jakob I. von England, und diese Verbindung empfahl ihn den Wahlfürsten besonders. Anfangs besann er sich; die große Gefahr, in die er sich begeben sollte, schwebte seinem Geiste vor, und manche Freunde warnten ihn. Aber da trat seine Frau, Elisabeth herein, welche der Eitelkeit, Königin zu heißen, nicht widerstehen konnte. „Wie?" rief sie, „du konntest dich vermessen, die Hand einer Königstochter an- zunehmen, und dir bangt vor einer Krone, die man dir frei- willig entgegenbringt? Ich will lieber Brot essen an deiner königlichen Tafel, als an deinem kurfürstlichen Tische schwelgen." Solche Eitelkeit hat schon manche Frau unglücklich gemacht. Wird Elisabeth sie auch zu bereuen haben? — Auch sein Hof- prediger Scultetus redete zu seinem Gewissen: er solle doch nicht durch seine Weigerung mehr als eine Million evangelischer Glau- bensgenossen aufopfern. Er nahm die Krone an, und reiste nach Prag, wo er mit großem Pompe gekrönt wurde. Hoch schlug der eiteln Elisabeth das stolze Herz vor Freude. Indessen zog sich über dem neuen Könige und seinen Böh- men ein schweres Gewitter zusammen. Ferdinand hatte seinen ' \

8. Theil 3 - S. 159

1827 - Breslau : Max
-------- 159 -------- Jugendfreund, den kräftigen Maximilian von Baiern, für sich gewonnen, und die Liga verfprach Beistand. Auch der König von Spanien, damals Philipp Iii., schickte Geld, was er doch selbst so nöthig brauchte, und selbst der Kurfürst von Sach- sen, Johann Georg I., ein höchst schwacher, kleindenkender Mann, trat auf des Kaisers Seite, weil es ihn ärgerte, daß die Böhmen einen Reformirten zum Könige gewählt hätten. O, der unchristlichen Unduldsamkeit! — Nun setzte sich das ligi- stische Heer in Bewegung. Zuerst wurden die östreichischen Stande mit Gewalt dem Kaiser unterworfen; dann siel Maxi- milian in Böhmen ein, trieb die ständischen Truppen wie eine scheue Heerde vor sich her, und rückte immer naher auf Prag los. Wäre nur Friedrich der Mann danach gewesen, so hatte er wohl sich gegen den Kaiser und Maximilian halten können. Die Hussiten hatten sich ja so lange gegen Siegmund glücklich gewehrt. Aber ex war ein schwacher, träger und leichtsinniger Mann, und verstand es nicht, die Herzen der Böhmen mit Liebe und Vertrauen zu sich zu erfüllen, und so war er schon halb geschlagen, ehe noch die Feinde anrückten. Nicht weit von Prag liegt eine Anhöhe, die der weiße Berg genannt wird. Da stellten sich die Böhmen auf, und wurden rasch von dem ungeduldigen Maximilian angegriffen. Nach einer Stunde blu- tiger Arbeit war die Schlacht entschieden. Vier - bis fünftau- send Böhmen lagen auf dem Schlachtfelde todt oder verwundet, an 1000 waren im Flusse ertrunken, und die Geretteten stürzten in wilder Flucht auf die Thore von Prag zu. Und Friedrich? — Der hatte gerade bei der Tafel gesessen, als die Schlacht ansing. Da das Schießen heftiger wurde, zeigte er sich zu Pferde, und ritt auf den Wall, von wo er aber schon mit Schrecken die verwirrte Flucht der Seinigen wahrnahm. Die Prager baten ihn flehentlich, sie doch jetzt nicht zu verlassen; sie hätten noch Leute genug, die Stadt zu vertheidigen. Aber der schwache Pfalzgraf hatte dafür keine Ohren. Wie betäubt setzte er sich am andern Morgen mit Frau und Kindern in den Wa- gen, nahm den Grafen Thurn mit, und fuhr nach Breslau. ,,Jch weiß nun, wer ich bin," sagte er, als er in den Wagen steigen wollte. ,,Es giebt Lugenden, welche wir nur im Un- glück l^'nen können, und nur in Widerwärtigkeiten erfahren wir j »

9. Theil 3 - S. 161

1827 - Breslau : Max
161 Böhmen, wo er sich auch mit gewohnter Tapferkeit mit den Kaiserlichen herumschlug. Aber nach der Schlacht am weißen Berge mußte er fort, und nun zog er mehrere Jahre umher, und plünderte besonders die reichen geistlichen Lander aus. Bald war er hier, bald dort, und schlugen ihn auch einmal die Kai- serlichen, so entließ er seine Leute, und trat mit ihnen plötzlich an einer andern Stelle wieder auf. So trieb er sich 6 Jahre herum, ohne selbst einen Pfennig mehr zu haben, als was der Krieg ihm verschaffte. Endlich entwich er mit seiner Schaar nach Ungarn, um sich mit dem unruhigen Großfürsten von Sie- benbürgen, Bethlen Gabor, zu verbinden. Aber dieser hatte Geld verlangt, und keine hungrigen Soldaten, und vertrug sich daher lieber mit dem Kaiser. Der tapfere Mansfeld konnte nun sehen, wie er zurecht käme. Er verkaufte sein Heergerath, ent- ließ mit gerührtem Herzen seine alten Kriegskameraden, und wollte nach Venedig, und von da nach Holland reisen. Aber ehe er noch Venedig erreichte, wurde er unterwegs in Bosnien krank, und er, der so viel im Leben herumgeworfen war, und jetzt mit neuen Entwürfen einem neuen Schauplatze zueilte, fand hier seinen Tod ganz unerwartet. Als ihm der Arzt eröffnete, daß er nur noch einige Stunden zu leben habe, ließ er sich seine Soldatenkleidung anziehen, den Degen umgürten, und erwartete so stehend, gestützt auf die Schultern zweier Ofsiciere, den Tod. So starb dieser eiserne Mann im 46sten Jahre seines Lebens. Ein ähnlicher Mann war Christian von Braunschweig. Von jugendlichem Uebermuthe und von glühendem Hasse gegen die katholische Geistlichkeit getrieben, verließ dieser gemüthliche Mensch seine ruhige Heimath, warb ein Heer, und zog damit auf Mansfeld's Art in Deutschland umher. Am liebsten plün- derte er die Kirchen und Weinkeller der geistlichen Fürsten aus, und auf die Münzen, die er von dem geplünderten Silber prä- gen ließ, wurde die Umschrift gesetzt: Gottes Freund, der Pfaffen Feind. Wahrend der flüchtige Pfalzgraf landerlos um- herirrte, verfochten Christian und Mansfeld seine Sache, als wenn sie die ihrige wäre. Christian hatte, als er in Holland gewesen war, die vertriebene Pfalzgräsin Elisabeth kennen ge- lernt, und, gerührt von ihrem Unglücke, ihr das Versprechen gegeben, für Gott und sie Alles zu wagen. Er hatte sich von Weltgeschichte für Töchter. Hi. 11

10. Theil 3 - S. 163

1827 - Breslau : Max
-------- 163 -------- großes Heer aufzubringen, ohne daß es dem Kaiser das Ge- ringste kosten sollte. Dieser Mann war Al brecht von Wallenstein oder ei- gentlich Waldstein, gerade 100 Jahre spater als Luther gebo- ren (also wenn?), aus einer alten böhmischen Familie. In Goldberg in Schlesien war er auf Schulen gewesen, und hatte da dem Rector viele Noth gemacht. Auch auf der Universität Altorf (nahe bei Nürnberg) hatte er so viele Unruhen angefan- gen, daß man ihn einsperren und endlich fortweisen mußte. Dann ging er'an den Hof eines kleinen Fürsten, des Markgra- fen von Burgau, als Page. Da saß er einst an einem hohen offenen Fenster, schlief ein, und stürzte herab, doch ohne großen Schaden zu nehmen. Diese glückliche Erhaltung brachte ihn auf den Gedanken, daß er wohl noch zu etwas Hohem be- stimmt sey. Er ging nun auf Reisen, besuchte Holland, Eng- land, Frankreich, Italien, und hier blieb er auf einige Zeit in Padua, wo er sich besonders mit Stcrndeuterei (Astrologie) be- schäftigte. Denn damals glaubte man noch, aus dem Stand der Gestirne künftige Schicksale Vorhersagen zu können. Ein schlauer Sterndeuter, der seinen Ehrgeiz merkte, machte ihm weiß, daß er noch zu sehr hohen Ehren gelangen würde, was freilich auch nachher zufällig eintraf. Dann ging er unter die Soldaten, und heirathete eine alte reiche Wittwe, die nach vier Jahren starb, und ihn dadurch zum Erben eines Ungeheuern Vermögens machte. Nun übertraf er alle Ofsiciere an Auf- wand. In seinem Quartier war immer offene Tafel, und wenn überall sonst Mangel war, so war bei seinem Regimente immer Ueberfluß. In der Schlacht am weißen Berge focht er als Oberst mit. Jetzt machte er dem Kaiser den erwähnten Vorschlag. Ferdinands Räthe meinten, man könnte ihn ja mit 20,000 M. den Versuch machen lasten. „Nein!" rief Wallenstein, „das kann ich nicht! die getraue ich mir nicht zu unterhalten; wohl aber 50,000 Mann." Die Räthe sahen ihn spöttisch an, und glaubten, er sey nicht recht klug. „Ihr wundert euch!" fuhr er fort. „Seht, mit 50,000 kann ich überall Gesetze vorschrei- den, und die ganzen Lebensmittel einer Provinz stehen mir zu Gebotet So ist es nicht mit 20,000, die manchmal bitten müs- sen,-^vo jene befehlen." Das sahen die Räthe ein; und der r < '
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