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verlor. Von ihm berufen wurde das Concil zu Nicäa abgehalten (325), auf welchem die Zeit des Osterfestes bestimmt und die Wesenseinheit Christi mit Gott zum Glaubenssatz erhoben ward. Daß derselbe Kaiser die Herrschaft über Rom dem dortigen Bischof geschenkt habe, ist eine mittelalterliche Erfindung, welche insofern verhängnisvoll ward, weil auf sie gestützt die Päpste den Anspruch auf die Weltherrschaft erhoben haben.
Unter Constantins Söhnen erwarb Constantins, dessen Namen die Stadt Constanz trägt, durch Mord und Krieg die Alleinherrschaft; im Besitze derselben widmete er seine Aufmerksamkeit mehr den Streitigkeiten der Theologen, welche trotz der Entscheidung des nicanischen Concils zwischen Arins und Athanasius schwankten, als der Regierung des Reichs. Unterdessen gieng es am Oberrhein scharf her, da die Alamannen, ein deutscher Völkerbund, das Elsaß zum Eigentum begehrten. Des Kaisers einzig übrig gebliebener Vetter Julian, der aus klösterlicher Stille zum Schirmvogt des Westens berufen von dem glänzenden Trier aus mit Eifer und Geschick seine Aufgabe erfüllte, schlug ihren Anführer Knotomar bei Straßburg (357) und zeigte zum letzten Male die Ueberlegeuheit der römischen Waffen und List. Bald darauf bestieg er selbst den Thron, versuchte, jedoch erfolglos, das Heidentum in seiner edleren Gestalt wieder aufzurichten und wurde nicht durch angriffsweises Vorgehen, sondern durch Auffrischung der klassischen Bildnng und durch Zurücksetzung der christlichen Beamten ein Verfolger der Kirche. Die erbitterten Bischöfe und das fanatisierte Volk haben ihm daher den Namen Apostata, d. i. Abtrünniger, gegeben. Er starb aus einem Zuge gegen die Perser schon nach 20monatlicher Regierung (363). Nach ihm gab es nur noch christliche Kaiser.
§ 52. Literatur und Limit. Rückblick.
Nur sehr spärliche Reste altitalischen und altrömischen Schrifttums sind auf uns gekommen und berechtigen uns zu dem Schluffe, daß es mit den Römern vor den punischen Kriegen, sowohl was die Form als den Inhalt der literarischen Denkmäler betrifft, recht ärmlich bestellt war. Auch von da an entwickelte sich die Dichtkunst fast nur nach dem Vorbilde der Griechen, wurde auch, wenigstens in der ersten Zeit, mehr von Nichtrömern gepflegt. Bemerkenswerth sind die der attischen neueren Komödie nachgebildeten Lustspiele des Plautus und des afrikanischen Terenz. Lukrez schloß sich an ein epikureisches
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Nepomuk) Eberhard Jobst_von_Mähren Siegmund
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Trier Sachsen-Wittenberg Brandenburg Karls Europa Deutschland Oesterreich Sempach Avignon Rom Brandenburg Nikopoli Nürnberg
108
Dritte Periode des Mittclalters.
Dritte Periode -es Mittelalters.
Von der Begründung des päpstlichen Übergewichtes durch Gregor Vii. Bis zu Rudolf von haösburg 1073—1273.
1) J)a§ Uebergewicht des Papstes über die gefammte abendländische Christenheit zeigt sich namentlich in der Abhängigkeit der Fürsten und Völker von Rom und in den Kreuzzügen nach dem Orient zur Befreiung des heiligen Grabes aus den Händen der Ungläubigen; von 1096 bis 1270 ziehen von Zeit zu Zeit bewaffnete Heeresmaffen aus, den Aufforderungen des Papstes und der Geistlichkeit und eignem inneren Drange zu genügen.
2) Gegen die beginnende Verweltlichung der römischen Kirche werden bereits Bestrebungen laut, welche die Kirche als ketzerische bezeichnete und grausam verfolgte. Es sind die Bewegungen in Italien, welche die Predigten des Arnold von Brescia (1139) hervorriefen, und die Bestrebungen der Waldenser und Albigenser im südlichen Frankreich (1206).
3) Durch die Kreuzzüge wird der Geist des Rittertums ausgebildet und veredelt; die Bildung des Morgenlandes wirkt vorteilhaft auf das Abendland ein. Künste und Wissenschaften heben sich wieder. Der dritte Stand kommt aus.
4) Der Ritterdienst und die Sucht aus Abenteuer auszuziehen ist der Entwicklung der Dichtkunst günstig. Die Minnegesang des 12. und 13. Jahrhunderts trägt herrliche Früchte und schafft großartige Epen und süße Minnelieder.
5) Der Kamps der hohenstctuftfchen Kaiser mit den lombardischen Städten und dem Papste endete mit dem Untergange des erlauchten Kaiserhauses, da Konradin auf dem Blutgerüste zu Neapel fein junges Leben aushauchen mußte.
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Rudolf Rudolf Arnold_von_Brescia Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Rom Italien Frankreich Neapel
118
Dritte Periode des Mittelalters.
erschien ein solcher um so notwendiger, als auch Andreas Ii. von Ungarn wegen Mangel an Lebensrnitteln aus Kleinasien, wohin er glücklich vorgedrungen war, den Rückzug hatte antreten müssen und die Nachricht von dem Verluste der Stadt Damiette eingetroffen war. Auf diese neue Botschaft forderte der Papst Honorius den Kaiser Friedrich Ii. auf, sein gegebenes Wort zu losen und das heilige Land zu befreien, umerrtamt Verschiedene Ereignisse hatten den Kaiser genötigt, die Erfüllung feines den fünften Versprechens zu verschieben. Er mußte zuletzt dem Papste zugestehen, Ämattfl daß er, wenn der Kreuzzug nicht nach 2 Jahren zur Ausführung fomme! dem Banne verfallen wolle. Friedrich fetzte die Abfahrt auf den Tag der Himmelfahrt Marias 1227 fest. Die Streiter sammelten sich in Apulien, und obwohl das ungewohnte Klima viele Kranfheiten unter ihnen verursachte, Friedrich selbst mit leichtem Unwohlsein das Schiff
bestieg, so fand die Abfahrt doch statt. Als sich aber auf dem Meere
der Zustand des Kaisers verschlimmerte, fehrte derselbe um, in der Ab-
fettvmnnb in den dädern von Pozzuoli erst zu gesunden. Doch der Papst verfällt dem erflärte Friedrichs Krankheit für Verstellung und sprach den Bann über
Bann, ihn aus. Vergeblich suchte sich der Kaiser zu rechtfertigen. Er schiffte
sich bald darnach wieder ein, ohne des Bannes ledig zu fein, und landete in Akko. Hier ward er mit großem Jubel aufgenommen. Als aber der Papst den Bann erneuerte und dem Patriarchen sowie allen Rittern untersagte, dem Kaiser zu gehorchen, entstanden Spaltungen undzwistig-Jriebnrf, feiten im Lager der Kreuzfahrer. Da wußte der Hochmeister des deutschen ungeachtet die Ordens, Hermann von Lalza, Rath. Er schlug dem Kaiser vor, fortan iit-Skm atte ^^ehle im Auftrag Gottes und der Christenheit zu erlassen. Alle folgten dem Kaiser nach Joppe, wo ohne Blutvergießen mit dem Sultan vort Aegypten ein Vertrag zu Stande kam, laut dessen Jerusalem und Nazareth mit ihrem Gebiete, ferner alle Landschaften und Drte zwischen der Küste und Jerusalem abgetreten werden, die Moscheen unverletzt, die seßhaften Moslemin aller Orten ungefährdet bleiben sollten.
Trotz des Widerspruchs der Geistlichen und Tempelherrn zog Friedrich in Jerusalem ein, bestrafte die fchmähfüchtigsten Priester und verordnete, daß fein Ritterorden ein vom Könige unabhängiges Heer
und kehrt haben und fein Templer ohne Erlaubnis Jerusalem betreten solle.
5unicf' Hiernach kehrte Friedrich wieder heim.
Die Christen 6* ® *e beiden Kreuzzüge Ludwigs Ix. von Frans reich.
erteiben uner=
C1,'iufte h\L' ^aum hatte Friedrich Palästina verlassen, so brachen unter den Jerusalem. Christen im Morgenlande, den sogenannten Pullanen, heftige Zwistig-
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Ii Honorius Honorius Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Marias Friedrich Friedrich Friedrichs Hermann_von_Lalza Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Kreuzzüge Ludwigs_Ix Ludwigs Frans Friedrich_Palästina Friedrich
192
Vierte Periode des Mittelalters.
überwarf er sich über die Grenze weltlicher und geistlicher Gerichtsbarkeit. Da der Erzbischof entfloh, so mißhandelte Wenzel den erzbischöflichen Dfficial Puchnik und dessen Vicar Johann Pomuk und ließ sie zuletzt vom Henker in die Moldau werfen. Daraus bildete sich die Sage, der Die Sage heilige Nepomuk fei der Königin Beichtvater gewesen und in die Moldau ^Nepomuk"" geworfen worden, weil er dem Könige die Beichte feiner Gemahlin nicht habe verrathen wollen. Wegen seiner vielfachen Gewaltthätigkeiten zerfiel Wenzel mit den böhmischen Landständen; es entstand eine 23 er-Wenzel in schwörung gegen ihn, an welcher auch sein Bruder Siegmund von Brandenburg*) und sein Vetter Jobst von Mähren sich betheiligten, verhaßt, Wenzel wurde verhaftet; sobald er sich aber wieder frei wußte, folgten neue Gewaltthätigkeiten. Die deutschen Reichsstände wurden ihm ebenfalls gram, weil er, ohne sie zu befragen für 100,000 Gulden die wird Mailänder Herzogswürde verkauft hatte. Darum wurde er 1400 vor abgesetzt. die { rheinischen Kurfürsten geladen, um über feine Regierung Rechen-
Ruprecht von > 1 ' 11 y, ... 2
der Pfalz fchaft abzulegen. Da er nicht erschien, so erwählten fte aus ihre (1400-1410) sjjjitte den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz, einen tapfern, milden und gerechten Herrn, zum Reichsoberhaupt (1400 1410). Wenzel
machte feinem Gegner die Krone nicht streitig. Es zeigte sich aber bald, daß auch Ruprecht den Zeitverhältnissen nicht gewachsen war; denn ein doppeltes Urtheil lastete damals auf der Christenheit, die große Kirchenspaltung und der Türken Einfall in Europa, hat wegen Was zunächst die große Kirchenspaltung oder das Schisma (1378 Schismas 1417) Betrifft, so war sie 1378 durch die gleichzeitige Wahl zweier der Türken Päpste, wovon der eine in Rom, der andere in Avignon seinen L>itz Ee^el hatte, entstanden. Jeder behauptete, das rechtmäßige Oberhaupt der giernng. Kirche z^ sein; jeder fxmnte und verfluchte den Gegner und fernen Anhang.' Zwar fetzte 1409 die Kirchenverfammlung zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten. Da aber keiner zurücktrat, so hatte die katholische Christenheit nunmehr drei Oberhäupter und eben so viele Parteien.
*) Brandenburg war durch Kauf an Carl Iv. gekommen- Dieser belehnte erst feinen Sohn Wenzel und als derselbe König geworden war, fernen Sohn Siegmund damit. Dieser verpfändete die Mark an ^obst von Mähren und als derselbe 1411 starb, fiel sie an Kaiser Sregmun zurück. Er übertrug die Mark Brandenburg sogleich an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern und überließ sie demselben 1415 auf dem Constanzer Concil erb- und eigentümlich. Friedrich von Hohenzollern ist dadurch der Ahnherr o regierenden preußischen Königshauses geworden.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Pomuk Johann Nepomuk Siegmund_von_Brandenburg* Jobst_von_Mähren Wenzel Carl_Iv Siegmund Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Moldau Europa Rom Avignon Brandenburg
Sott der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes 2c. 109
§. 28. Die Krmzzüge 1096—1291.
1. Der erste Kreuzzug. Ursache und Ausgang.
(1096—1099.)
Seit Helena ihren Sohn Constantin den Großen zum Bau der Die Pilger herrlichen Wallfahrtskirche in Jerusalem veranlaßt hatte, war es im ^gen Abendlande Sitte geworden, zum Grabe Christi zu pilgern und Ber- Grabe haben gebung der Sünden an dieser ehrfurchtsvollen Stätte vom Himmel zu ^bulden ^ ^flehen. Diese Wallfahrten dauerten ziemlich unbelästigt fort, als bereits Jerusalem von den Arabern 637 erobert worden war. Später war aber die Lage der Pilger eine ungünstigere geworden, besonders als die seldschuckischen Türken das Reich der Chalifen in ihre Hand gebracht hatten. Doch, obwohl die heiligen Stätten oft auf frevelhafte Weise von den Türken entweiht, fromme Pilger aufs unbarmherzigste mißhandelt, der Gottesdienst gestört und die Priester mit Schimpfworten und Schlägen verjagt worden waren, fo hatte die Zahl der Wallfahrer nach dem gelobten Lande nicht abgenommen. Ein schwarzes Kleid, ein langer Stab, ein großer Hut und Muscheln von der Küste des gelobten Landes waren die einfache Auszeichnung jener christlichen Pilger.
Zu jener Zeit kam ein Priester aus Amiens nach Jerusalem; Peter von er hieß Peter der Eremit (Einsiedler) und war von Gestalt klein, 2tmien§ hager und unansehnlich, aber ein lebhafter Geist sprach aus dem durchdringenden Auge und dem beredten Munde. Dieser war Zeuge (1093) der Mißhandlungen, welche die Christen von den Türken erdulden mußten und bat den Patriarchen Simeon von Jerusalem, er möge ihm Briese an den Papst und die Fürsten des Abendlandes mitgeben, daß diese ausziehen und die heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen entreißen möchten. So geschah es. Papst Urban Ii. nahm den Eremiten freundlich auf, segnete ihn und sandte ihn nach Italien und Frankreich, um die Gemüther für den heiligen Krieg vorzubereiten. Bleich und abgezehrt von vielem Fasten und ausgestandenen Beschwerden, durchzieh! das barfuß und barhaupt, gegürtet mit einem Strick, das Crucifix in der S£6enbsanb H^d, ritt Peter aus einem Esel von Ort zu Ort und öffnete die 7as Herzen der Christen, bis der Papst die Bischöse und Aeb'te zu einer Versammlung nach Piacenza und Clermont beschied. Schon in Piaeenza hatten Viele das Gelübde abgelegt, in den Kampf gegen die Ungläu- Urban n. belügen zu ziehen. Auf der Kirchenversammlung zu Clermont schilderte^ die fiir= Peter m Gegenwart Urbans in begeisternder Rede die Drangsale der Tungenton' frommen Pilger im Morgenland, und nachdem Urban selbst die unae-5piacen5a und
1 1 9 Clermont.
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Extrahierte Personennamen: Helena Constantin Peter_der_Eremit Urban Peter Urban Peter_m Urbans Urbans Urban
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Christi Amiens Jerusalem Jerusalem Italien Frankreich Piacenza Clermont Piaeenza Clermont Morgenland Clermont
Ulrich von
Hutten bc-
kämpft die
Geistlichkeit
und eifert
gegen das
Papstthum in
zahlreichen
Schriften.
w Erste Periode der neueren Geschichte.
Ulrich von Hutten war I486 zu Steckelberg, dem Stammschlosse
seiner Ahnen, sechs Stunden von Fulda geboren. Sein Vater hatte
ihn sür den geistlichen Stand bestimmt und dem Kloster Fulda zur
Ausbildung übergeben; allein das Klosterleben widerte den Jüngling
so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fort-
setzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich
nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete
Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studirte er in
Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximi-
lians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe be-
raubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz- und Quer-
zügen, auf denen er oft am Nothwendigsten Mangel litt, kehrte er
1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter
schlug und Constantia Pentinger in Augsburg mit dem Dichterlorbeer
bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter
Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Würtem-
berg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briefen brandmarkte
er diese schändliche That. Auch gegen das Mönchthum eiferte seine
Feder. In den Briefen der Dunkelmänner (epístolae obscurormn
viroruin) schwang er die Geißel der Satire schonungslos gegen die Un-
wissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche
Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich
widerstanden," rief er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen
beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein
Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbene» gelehrten
Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Constantins
des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin
den Beweis gefunden, daß die Schenkung Constantins des Großen
an den Papst Sylvester, auf welcher die ganze weltliche Macht des
Papstthums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Muth, diese
Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichts desto weniger berief ihn
der fein gebildete Erzbischof Albrecht von Mainz an seinen Hof und
nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg (1518), wo
Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er seine
Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, betheiligte er sich
an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind,
Ulrich von Würtemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519
von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er
Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschafts-
bund schloß.
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_von
Hutten Ulrich_von_Hutten Maximilian_zum_Ritter Maximilian Constantia_Pentinger Hans_von_Hutten Ulrich_von_Würtem- Laurentius_Valla Constantins Constantins Muth Albrecht_von_Mainz Albrecht Albrecht Albrecht Ulrich_von_Würtemberg Franz_von_Sickingen Franz
Von der Begründung des päpstlichen Uebcrgewichtes rc. 109
§. 25. Die Kreuzzjjge 1096-1291.
1. Der erste Kreuzzug. Ursache und Ausgang.
(1096-1099).
Seit Helena ihren Sohn Constantin den Großen zum Bau der Die Pilger
herrlichen Wallfahrtskirche in Jerusalem veranlaßt hatte, war es im
Abendlande Sitte geworden, zum Grabe Christi zu pilgern und Ver-Grabe haben
gebung der Sünden an dieser ehrfurchtsvollen Stätte vom Hinnnel zu
erflehen. Diese Wallfahrten dauerten noch fort, als bereits Jerusalem
von den Arabern 627 erobert worden war. Mit jedem Jahrhundert
war aber die Lage der Pilger eine ungünstigere geworden, und obwohl
die heiligen Stätten oft auf frevelhafte Weise von den Türken entweiht,
fromme Pilger aufs unbarmherzigste mißhandelt, der Gottesdienst ge-
stört und die Priester mit Schimpfworten und Schlägen verjagt worden
waren, so hatte die Zahl der Wallfahrer nach dem gelobten Lande doch
nicht abgenommen. Ein schwarzes. Kleid, ein langer Stab, ein großer
Hut und Muscheln von der Küste des gelobten Landes waren die ein-
fache Auszeichnung jener christlichen Pilger.
Zu jener Zeit kam ein Priester aus Amiens nach Jerusalem; Petcr von
er hieß Peter der Eremit (Einsiedler) und war von Gestalt klein,
hager und unansehnlich, aber ein lebhafter Geist sprach aus deni durch-
dringenden Auge und dem beredten Munde. Dieser war Zeuge (1093)
der Mißhandlungen, welche die Christen von den Türken erdulden
mußten und bat den Patriarchen Simeon von Jerusalem, er möge
ihm Briefe an den Papst und die Fürsten des Abendlandes mit-
geben, daß diese ausziehen und die heiligen Stätten den Händen der
Ungläubigen entreißen möchten. So geschah es. Papst Urban Ii.
nahm den Eremiten freundlich auf, segnete ihn und sandte ihn nach
Italien und Frankreich, um die Gemüther für den heiligen Krieg vor-
zubereiten. Bleich und abgezehrt von vielem Fasten und ausgestandenen durchziehtdas
Beschwerden, barfuß und barhaupt, gegürtet mit einem Strick, das Abendland
Crucifix in der Hand, ritt Peter auf einem Esel von Ort zu Ort und das smtj!
öffnete die Herzen der Christen, bis der Papst die Bischöfe und Aebte
zu einer Versammlung nach Piacenza und Clermont beschied. Schon
in Piacenza hatten Viele das Gelübde abgelegt, in den Kampf gegen
die Ungläubigen zu ziehen. Auf der Kirchenversammlung zu Clermont mban ii. be-
schilderte Peter in Gegenwart Urbans in begeisternder Rede die Drang- "'9 die Kir-
fale der frommen Pilger im Morgenland, und nachdem Urban selbst lungen von
die ungeheure Menge zum bewaffneten Zuge nach dem gelobten Lande "nd
aufgefordert, allen Teilnehmern Vergebung ihrer Sünden und die
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Extrahierte Personennamen: Helena Constantin Peter_der_Eremit Urban Peter Peter Urbans Urbans Urban
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Christi Amiens Jerusalem Jerusalem Italien Frankreich Piacenza Clermont Piacenza Clermont Morgenland
150
®ntte Periode des Mittelalters.
Gegner der Albi gewöhnlich unter denl Namen Albigenser zusammengefaßt werden.
Hierarchie ®‘e Meisten scheinen der Sekte der Katharer angehört zu haben,
(1206.) welche Gegner der herrschenden Kirche waren und dem Papstthum ge-
fährlich zu werden drohten. Die Bischöfe vermochten der gewaltig
wachsenden Sektirerei nicht mehr Einhalt zu thun. Da entbot Inno-
cenz lü., welcher die Albigenser für ärger als Saracenen erklärte, den
Mönchsorden der Cistercienser*) zu ihrer Bekehrung. Diese Maßregel
erwies sich erfolglos. Ebenso wenig vermochte der päpstliche Legat
Peter von Castelnan Etwas gegen die Feinde der römischen Kirche
auszurichten. Als derselbe nun 1208 von einem Unbekannten ermordet
wurde, schoben die Mönche den Verdacht des Mordes aus den Grasen
Raimund von Toulouse, welcher die Albigenser auf seinem Gebiete
schützte und duldete. Da nahm Innocenz zu einer unerhörten Gewalt-
maßregel seine Zuflucht und ließ durch den Abt Arnold von Citeaux
das Kreuz predigen, daß die Ketzer ausgerottet wurden. Durch die
Versprechungen der Kirche fanden sich Tausende veranlaßt, gegen diese
Der Kreuz- Ungläubigen, wie der Papst sie bezeichnete, zu ziehen. An der Spitze
^Mbl>user° dieses neuen Kreuzheeres stand der Gras Simon von Montfort, welcher
1206. pj>n Krieg mit entsetzlicher Grausamkeit führte. Bei der Erstürmung
von Beziers wurden 7000 Menschen in einer Kirche verbrannt und
20,000 erschlagen. Als man den Abt Arnold fragte, wie mau unter
den Einwohnern die Rechtgläubigen unterscheiden könne, entgegnete er:
„Schlagt nur todt, der Herr kennt die Seinen." Graf Raimund,
welcher sich seiner Unterthanen annahm, wurde für einen Ketzer erklärt
und sein Land dem Grafen Simon von Montsort ertheilt. Allein
dieser wurde bei der Belagerung von Toulouse durch einen Steinwurs
getödtet. So kamen nach Raimunds und seiner Tochter Johanna Tod
diese gräulich verwüsteten Gegenden an den König von Frankreich.
Das Jnqui- Auf der Kirchenversammlung zu Toulouse (1229) stellte die päpst-
zu"°Toulo^! liche Partei neue Maßregeln in Aussicht, welche das Wiederanf-
1229 konimen der Ketzerei verhüten sollten. Die Bischöfe wurden nämlich
angewiesen, Geschworene zur Aufspürung und gerichtlichen Verfolgung
der Ketzer anzustellen; jeder Bischof, Fürst, Baron oder Richter, welcher
einen Ketzer verschon/, sollte sein Land, Gut oder Amt einbüßen; jedes
Haus, das einen Ketzer beherberge, dem Boden gleichgemacht werden;
alle Einwohner, welche nicht zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten
beichteten und communicirten und alle 2 Jahre ihre Uebereinstimmung
mit der römischen Kirche eidlich bekräftigten, sollten der Ketzerei ver-
°) Der Name rührt vom Kloster Citeaux bei Dijon her.
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Extrahierte Personennamen: Peter_von_Castelnan Raimund_von_Toulouse Innocenz Innocenz Arnold_von_Citeaux Simon_von_Montfort Arnold Raimund Simon_von_Montsort Raimunds Johanna
Extrahierte Ortsnamen: Toulouse Frankreich Toulouse Dijon
118
Dritte Periode des Mittelalters.
glücklich vorgedrungen war, den Rückzug hatte antreten müssen und die
Nachricht von dem Verluste in der Stadt Damiette eingetroffen war.
Auf diese neue Botschaft forderte der Papst Honorius den Kaiser Fried-
rich Ii. auf, fein gegebenes Wort zu lösen und das heilige Land zu
Friedrich n. befreien. Verschiedene Ereignisse hatten den Kaiser genöthigt, die Er-
den^fünften Füllung seines Versprechens zu verschieben. Er mußte zuletzt dem Papste
Kreuzzug zugestehen, daß er, wenn der Kreuzzug nicht nach 2 Jahren zur Aus-
,22' führung komme, dem Banne verfallen wolle. Friedrich setzte die Abfahrt
auf den Tag der Himmelfahrt Marias 1227 fest. Die Streiter sam-
melten sich in Apulien, und obwohl das ungewohnte Klima viele Krank-
heiten unter ihnen verursachte, Friedrich selbst mit leichtem Unwohlsein das
Schiss bestieg, so fand die Abfahrt doch statt. Als sich aber auf dem
Meere der Zustand des Kaisers verschlimmerte, kehrte derselbe um, in
der Absicht, in den Bädern von Pozzuoli erst zu gesunden. Doch der
wird krank, Papst erklärte Friedrichs Krankheit für Verstellung und sprach den
kehrt um und Vann über ihn aus. Vergeblich suchte sich der Kaiser zu rechtfertigen.
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Bann. Er schiffte sich bald darnach wieder ein, ohne des Bannes ledig zu
sein, und landete in Akre. Hier ward er mit großem Jubel aufge-
nommen. Als aber der Papst den Bann erneuerte und dem Patriarchen
sowie allen Rittern untersagte, dem Kaiser zu gehorchen, entstanden
Spaltungen und Zwistigkeiten im Lager der Kreuzfahrer. Da wußte
Friedrich der Hochmeister des deutschen Ordens^), Hermann von Salza, Rath.
ungeachte/die ®r Wu9 tem Kaiser vor, fortan alle Befehle im Auftrag Gottes und
Verhältnisse der Christenheit zu erlassen. Alle folgten dem Kaiser nach Joppe, wo
111 5cruialem ohne Blutvergießen mit dem Sultan von Aegypten ein Vertrag zu
Stande kam, laut dessen Jerusalem und Nazareth mit ihrem Gebiete,
ferner alle Landschaften und Orte zwischen der Küste und Jerusalem
abgetreten werden, die Moscheen unverletzt, die seßhaften Moslemin
aller Orten ungefährdet bleiben sollten.
Trotz dem Widerspruche der Geistlichen und Tempelherrn zog
Friedrich in Jerusalem ein, bestrafte die schmähsüchtigsten Priester und
verordnete, daß kein Ritterorden ein vom Könige unabhängiges Heer
und kehrt haben und kein Templer ohne Erlaubniß Jerusalem betreken solle,
zurück. Hiernach kehrte Friedrich wieder heim. *)
*) Wir werden später ausführlicher erzählen, daß sich im heiligen Lande
drei Ritterorden zum Schutze des heiligen Grabes und christlicher Pilger
gebildet hatten, nämlich der Orden der Hospitaliter oder Johanniter, der
Tempelherrn und der deutschen Ritter.
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