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wurde aber vertrieben und an feiner Stelle ein katholischer Bischof ernannt.
3. Auch in Straßburg wurden die protestantischen Domherren verdrängt.
4. In Donauwörth war die Störung einer Prozession durch die Protestanten mit der Reichsacht bestraft worden.
5. Die Union, 1608, und die Liga, 1609. Der Sieg der Katholiken in Donauwörth veranlaßte die Protestanten znrn Abschlüsse eines Schutzbündnisses, der Union, deren Zweck die gemeinsame Verteidigung gegen einen Angriff war. Dieselbe kam 1608 zu Ahausen zu stände. Es traten ihr vorzugsweise die kalvinistischen- Fürsten und Städte des südwestlichen Deutschland bei. Ihr Haupt war Friedrich Iv. von der Pfalz, ihre Stütze Heinrich Iv. von Frankreich.
Als Gegenbund gründete Herzog Maximilian von Bayern 1609 zu München die katholische Liga, die vor der Union den Vorzug einer einheitlichen Oberleitung und bedeutenderer Mittel hatte.
6. Der Jülich - Klevische Erbfolgestreit. Beide Parteien in Deutschland standen in Waffen, und es fehlte nur der Anstoß zum Kriege. Diesen schien der folgende Streit herbeizuführen. Im Jahre 1609 war mit dem Tode des kinderlosen Herzogs Johann Wilhelm von Jülich, Kleve und Berg, dem auch Mark, Ravensberg und Ravenstein gehörten, eines der wichtigsten Reichsterritorien erledigt worden. Da das Land meist reformierte Bewohner hatte, so war es nicht ohne Bedeutung, ob ein katholischer oder protestantischer Fürst die Nachfolge erhielt. Es machten daraus Anspruch
a) der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg als Schwiegersohn der älteren, schon gestorbenen Schwester des Erblassers,
b) der Pfalzgraf Wolfgang von Neuburg (an der Donau) als Sohn der jüngeren, noch lebenden Schwester des verstorbenen Herzogs.
Um jeden Anspruch eines Dritten auszuschließen, vereinigten sich die beiden Prätendenten im Vertrage zu Dortmund, 1609, zur gemeinsamen Besitznahme des Erbes, während der Kaiser durch österreichische und spanische Truppen (von den Niederlanden aus) das Land als erlebigtes Lehen einziehen lassen wollte. Da brach aber zwischen dem Kurfürsten und dem Pfalzgrafen selbst ein Zwist aus. Wolfgang von Neuburg trat zur katholischen Kirche über und erlangte die Unter-
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Extrahierte Ortsnamen: Straßburg Donauwörth Donauwörth Deutschland Frankreich Deutschland Kleve Ravensberg Donau Dortmund
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Kaiser eine Abänderung der ungarischen Verfassung vornahm, erhoben sich die Aufständischen aufs neue unter dem Grafen Töckely, der auch mit Ludwig Xiv. und den Türken in Verbindung trat.
B. Der Krieg. Der Sultan ließ ein Heer von 200000 Mann unter dem Großvezier Kara Mustapha gegen Wien vorrücken. Die Stadt hielt unter dem tapferen Grafen Rüdiger von Starhemberg mehrere Stürme aus, bis der Polenkönig Johann Sobieski ein polnisch-sächsisches Heer heranführte, das die Türken auf dem Kahlenberge bei Wien schlug, 1683. Die verbündeten Heere der Österreicher, Bayern, Polen und Sachsen drangen nun siegreich in Ungarn vor, besetzten Ofen und erfochten die entscheidenden Siege bei Salankemcn und Zeuta. Im Frieden zu Karlowitz mußten die Türken Siebenbürgen und den Landstrich zwischen Donau und Theiß abtreten. Der Hauptheld des Krieges war der Prinz Eugen von Savoyen.
Zu derselben Zeit hatten die Venetianer Morea, die Russen Asow den Türken entrissen.
(1) Der pfälzische Krieg, 1687—1697, siehe S. 264.
e) Der spanische Krfokgekrieg, 1701- 1714, siehe S. 264 n f. 3. Stalidesrrhöhuligkn deutscher Fürsten.
a) Das Haus Hannover (Welfen) erhielt eine neue Kurwürde, weil die Pfalz 1685 an die katholische Linie Pfalz-Neuburg gekommen war, die Protestanten mithin eine Stimme weniger im Kurfürstenkollegium hatten, 1692.
b) Der Kurfürst August von Sachsen wurde nach dem Tode Johann Sobieskis König von Poleu, 1697.
c) Der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg nannte sich seit 1701 König in Preußen.
Ii. Joseph I., 1705—1711. Seine Regierung fällt in die Zeit des spanischen Erbfolgekrieges, für den sein Tod eine neue Wendung herbeiführte.
Iii. Karl Vi., 1711—40.
1. 8er Friede ju Utrecht und fmatt. Derselbe beendigte den spanischen Erbsolgekrieg (siehe S. 266).
2. Krieg gegen die Türken, 1714—18. Als die Türken den Ver-
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Bayern Polen Sachsen Ungarn Donau Hannover Sachsen Brandenburg Utrecht
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und schlossen zu Schmalkalden ein Bündnis zur gemeinsamen Verteidigung des Glaubens.
D. Der Religionsfriede zu Nürnberg, 1532. Da aber die Türkengesahr das Reich aufs neue bedrohte und die Hilfe der Protestanten notwendig machte, so wurde auf dem Reichstage zu Nürnberg 1532 bestimmt, daß bis zur Eröffnung eines allgemeinen Konzils keiner den andern um des Glaubens willen bedrängen solle.
4. Pie Reformation vom schmatkakdischen Kriege bis zum Augsburger Hletigiousfrieden, 1546—1555.
A. Der schumlkaldische Krieg.
a) Veranlassung. Das Konzil, auf welches der Kaiser die Hoffnung der Wiedervereinigung der Parteien gesetzt hatte, wurde kurz vor Luthers Tode (f 1546) zu Trient eröffnet.
Die Protestanten, welche ein Konzil deutscher Nation erwartet hatten, weigerten sich, dasselbe zu beschicken. Daher beschloß jetzt der Kaiser, sie mit Gewalt zu unterwerfen, und faud die politische Veranlassung zum Kriege in dem Nichterscheinen der Häupter des schmalkaldischen Bundes auf dem Reichstage zu Regensburg 1546 und in der Vertreibung des katholischen Herzogs von Braunschweig.
Ans der Seite des Kaisers stand der ehrgeizige protestantische Herzog Moritz von Sachsen, der die sächsische Kurwürde erstrebte.
Geschichte Sachsens.
1. Das alte Herzogtum, bis 1180... In dem von Karl dem Großen unterworfenen Bolksstamme der Sachsen trat unter den schwachen Karolingern mit Liudolf das alte Stammherzogtum wieder hervor. Mit Herzog Heinrich beginnt die Reihe der sächsischen Könige. Otto der Große übergab das Herzogtum dem tapfern Hermann Billung, dessen Geschlecht mit Magnus ausstarb, der von Heinrich Iv. mehrmals in t Haft gehalten wurde. Von Lothar von Supplinburg ging es dann durch Heirat und Belehnung an die Welfen über, deren letzter Heinrich der Löwe war. Im Jahre 1180 wurde das Herzogtum aufgelöst (siehe S. 153).
2. Das jüngere Herzogtum unter den Askaniern, 1180—,1422. Die Herzogswürde Sachsens, die nur noch in einem kleinen Gebiete, dem Lanenburgischen, Holsteinschen und einigen von Heinrich dem Löwen den Slaven abgenommenen Gebieten über der Elbe ausgeübt werden konnte, erhielt Bernhard von Askanien. Sein Sohn wählte Wittenberg zu seinem Sitze, weshalb die askanische Linie auch Sachsen-Wittenberg heißt. Die Enkel Bernhards teilten das Land in die lauenburgischen und wittenbergischen Länder. Seitdem gab cs ein Sachsen-Laueuburg und ein Sachsen-Wittenberg. Bei letzterem blieb die Herzogswürde, und in der „Goldenen Bulle" wurde dem Herzoge von Sachsen-Wittenberg die Kurwürde, das Erzmarschallamt und das Reichsvikariat im Norden übertragen. Im Jahre 1422 starb die askanische Linie in Sachsen-Wittenberg aus, und Sigismund übertrug das Herzogtum Friedrich
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dem Streitbaren von Meißen (aus dem Hause Wettin). Dadurch wurde das Haus Wettin zu hoher Bedeutung erhoben und der Name Sachsen allmählich auf die gesamten wettinschen Länder (Meißen, Thüringen) übertragen.
3. Das Haus Wettin in Sachsen. Aus Friedrich den Streitbaren folgte Friedrich Ii., der Sanftmütige, der mit seinen Brüdern aus Anlaß der Länderteilung einen Krieg führen mußte. Ein Nachspiel dieses Krieges war der Raub der Söhne des Kurfürsten, Ernst und Albrecht, durch den Ritter Kunz von Kauffungen (sächsischer Prinzenraub). Nach dem Tode des Vaters teilten Ernst und Albrecht 1485 die Länder so, daß Ernst das Kurland und Thüringen, Albrecht Meißen erhrelt. ^Die übrigen wettinschen Länder wurden diesen Hauptländern zugeteilt. Seit dieser Teilung gingen die beiden Linien besondere Wege.
L) Auf den Kurfürsten Ernst folgte in der Kur und im Herzogtume Friedrich der Weise, unter dem Sachsen die Wiege der Reformation wurde. Die Nachfolger desselben waren Johann der Beständige und Johann Friedrich der Großmütige. Letzterer verlor die Kur an Herzog Moritz, b) Auf Herzog Albrecht, den Stifter der albertinischen, jetzt königlich sächsischen Linie, folgte Herzog Georg der Bärtige, hieraus Heinrich der Fromme und dann der Bundesamofip dez Kaisers im schmalkaldener Kriege.
b) Der Krieg. Während der Kaiser die süddeutschen Mitglieder des schinalkaldischen Bundes (Württemberg, Pfalz, Augsburg, Ulm) unterwarf, fiel Herzog Moritz im Kurfürstentume Sachsen ein. Bei dem Versuche der Wiedereroberung des verlorenen Gebietes ward der Kurfürst bei Mühlberg 1547 besiegt. Er wurde gefangen und mußte sein Land an Moritz abtreten. (Die Kurwürde ging so von der ernestinischen Linie zur alber-tiuischeu über.) Die Söhne des Kurfürsten Johann Friedrich behielten die thüringischen Besitzungen, aus denen die sächsischen Herzogtümer entstanden sind. Der Landgraf Philipp von Hessen bat fußfällig um Gnade.
c) Das Interim und der Abfall des Kurfürsten Moritz von Sachsen. Der siegreiche Kaiser machte nun einen neuen Versuch der Herstellung der kirchlichen Einheit durch das Augsburger Interim, 1548, das aber bei keiner Partei günstige Aufnahme fand. Namentlich widersetzte sich die Stadt Magdeburg. Zugleich wuchs die Unzufriedenheit der protestantischen Fürsten, weil der Kaiser spanisches Kriegsvolk im Lande hielt und seinem Sohne Philipp die deutsche Krone sichern wollte. Daher trat der Kurfürst Moritz, nachdem er sein Ziel, die Knr-würde, erreicht, wieder auf die Seite seiner Glaubensgenossen. Er schloß eine Verbindung mit dem Könige Heinrich Ii. von Frankreich, dem er Metz, Toul und Verdun überließ, und überfiel den Kaiser bei Innsbruck. Dieser floh nach Kärnthen.
B. Der Pafsauer Vertrag, 1552. Nachdem so alle Versuche
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zu verhüten, indem er die Geschwister aus andere Weise entschädigte. Dadurch trug die Idee des Staates den Sieg über die familiären Ansprüche davon. Zugleich übernahm er in dem Minister von Dunkelmann einen Mann voll Entschlossenheit und Thatkraft.
A. Friedrich Iii. als Kurfürst, 1688—1701.
1. Seine Teilnahme an den europäischen Streitigkeiten.
a) Die europäischen Verhältnisse wurden damals von „der Verbindung Ludwigs Xiv. mit Jakob Ii. von England beherrscht. Da dieselbe eine Gefahr für Deutschland und die Niederlande in sich schloß, so unterstützte Friedrich trotz der verlockendsten Anerbieten von seiten Frankreichs die Expedition Wilhelms Iii., des Statthalters der Niederlande, nach England, durch die sich derselbe als Schwiegersohn Jakobs Ii. die Krone Großbritanniens erwarb, 1688. Auch den Kaiser und Spanien hatte der Kurfürst zur Zustimmung veranlaßt.
b) Gleichzeitig hatte Friedrich Gelegenheit, für Deutschland einzutreten, als Ludwig Xiv. die Ansprüche auf die erledigte Pfalz mit einer furchtbaren Verwüstung derselben durchzusetzen begann (der pfälzische Krieg, 1688—1697). Der Kurfürst sandte ein Heer an den Niederrhein, während die Reichstruppen sich gegen Mainz wandten. Trotz des Bündnisses, das der Kaiser mit Holland, Spanien und England schloß (erste Koalition katholischer und protestantischer Fürsten gegen eine Macht), und trotz bedeutender Anstrengungen Brandenburgs brachte der Friede zu Ryswijk 1697 den Verbündeten keinen Gewinn, und er war nur als ein Waffenstillstand anzusehen.
e) Endlich stellte der Kurfürst dem Kaiser Hilfstruppen im Kriege gegen die Türken, 1683—1699, die, von Ludwig Xiv. angetrieben, unter dem Großvezier Kam Mustapha gegen Wien vorgerückt, von deni Polenkönige Johann Sobieski aber auf dem Kahlenberge zurückgeschlagen worden waren. Die Brandenburger kämpften in den Schlachten bei Salankemen und Zenta, welche die Entscheidung und den Frieden zu Karlowitz herbeiführten.
2. Die Erwerbung der Königskrone, 1701. Der Friede zu Ryswijk hatte, da die brandenbnrgifchen Gesandten von den Verhandlungen ausgeschlossen waren, die Unzulänglichkeit der Stellung Brandenburgs hinlänglich bewiesen. Der Kurfürst schrieb diese Mängel
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Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Niederlande Frankreichs Niederlande England Spanien Deutschland Mainz Holland Spanien England Brandenburgs Wien Brandenburgs
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er an verschiedenen Orten vergeblich Heilung suchte. Darum übertrug er am 7. Oktober 1858 seinem Bruder, dem Prinzen Wilhelm von Preußen, die Regentschaft. Am 2. Januar 1861 erlöste der Tod den König von seinen Leiden.
Die Bedeutung der Regierung Friedrich Wilhelms Iv. liegt darin, daß unter ihm der Übergang vom ständisch vertretenen zum konstitutionellen Staate stattfand. Wenn dieser Übergang sich verhältnismäßig leicht und schnell vollzog, so ist die Ursache davon nicht znm geringsten in dem friedliebenden, edlen, hohen Charakter des Königs zu suchen.
Aokgen der französischen Februarrevolution in andern Ländern.
Wie in Preußen und Deutschland, so äußerte auch in Österreich, Ungarn und Italien die französische Revolution ihre Rückwirkung. Es brachen überall blutige Ausstände aus. Die Niederwerfung derselben war nicht ohne Einfluß auf die Gestaltung der deutschen Angelegenheiten; denn Österreich erhielt dadurch freie Hand, Preußen die moralische Niederlage von Olmütz zu bereiten (siehe S. 347).
a) Österreich. Hier strebten die unter dem Hause Habsburg vereinigten Stämme nach größerer Selbständigkeit; auch die Lombardei und Ve-netien hatten sich erhoben. In Wien verlangte das Volk eine konstitutionelle Verfassung und Preßfreiheit. Der König gewährte das Verlangte und berief nach Wien eine konstituierende Nationalversammlung. Metternich, der sein rückschrittliches System auf einmal zertrümmert sah, dankte ab und floh nach England. Die Slaven waren mit den Bewilligungen aber noch nicht zufrieden und beriefen einen Kongreß nach Prag. Hier kam es zu einem Aufstande, der mit Kanonen überwältigt wurde. Auch Wien, wo in einein Pöbelaufstande der Kriegsminister ermordet worden war, mußte mit Gewalt unterworfen werden. Da dankte der Kaiser Ferdinand zu Gunsten seines Sohnes Franz Joseph ab, 2. Dezember 1848.
b) Ungarn. Die Ungarn waren von dem Journalisten Ludwig Kossuth aufgewiegelt worden und verlangten die Unabhängigkeit von Österreich. Der Kaiser bewilligte ihnen einen Reichstag und die Vereinigung der ungarischen Nebenländer (Kroatien, Slavonien, Siebenbürgen) mit Ungarn. Dagegen erhoben sich aber die Südslaven unter dem Banus Jellachich von Kroatien, während der ungarische Reichstag die Anerkennung Franz Josephs verweigerte, so lange er nicht als König von Ungarn gefrönt fei. Der österreichische General Windischgrätz konnte gegen die Ungarn nichts ausrichten. Sie trotzten der Gewalt und wählten Kossuth zum Präsidenten. Da erhielt Österreich von Rußland
' Hilfe. Der tapfere ungarische Feldherr Görgei mußte sich zurückziehen und die Waffen strecken. Die neue Verfassung wurde wieder aufgehoben. Kossuth und andere Führer hatten sich geflüchtet.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Italien Wien Wien England Prag Wien Ungarn Kroatien Ungarn Kroatien Ungarn Ungarn
__251
zahlt werden, wovon 8 Pfennige in die kurfürstliche, 4 Pfennige in die städtischen Kassen flössen. Die Stadt Stendal, welche sich der Einführung der Steuer widersetzte, wurde ihrer Privilegien beraubt.
2. Wissenschaftliche Bestrebungen. Aus dem Reichstage zu Worms, 1495, war den Fürsten seitens des Kaisers die Anregung gegeben worden, Universitäten zu errichten. Johann legte, unterstützt von dem Arzte Pistoris, in Frankfurt a. d. Oder den Grund zu einer solchen. In Stendal errichtete er die erste Buchdruckerei der Mark, in Berlin die erste Apotheke.
3. Erwerbungen. Die große Sparsamkeit des Kurfürsten machte es ihm möglich, 1490 die Herrschaft Zossen, die früher zur Lausitz gehörte, zu kaufen.
V. Joachim I. Nestor, 1499—1535. Obgleich er erst 15 Jahre alt war, besaß er doch eine so ungewöhnliche geistige Reife, daß er die Regierung selbständig antreten konnte.
1. Rechtspflege.
a) Die durch Mißwachs in den letzten Jahren des vorigen Kurfürsten hervorgerufene Not unter dem Adel, sowie die noch immer vorhandene Neigung zum „Stegreifreiten" ließen bei der Jugend des Kurfürsten das Raubritterwesen noch einmal aufleben. Joachim aber ergriff ernste Maßregeln dagegen und bestrafte in einem Jahre 70 Übelthäter, darunter viele vom Adel, mit dem Tode.
b) In gleicher Weise glaubte Joachim der Gerechtigkeit Genüge zu leisten, als er 1510 eine Verfolgung der Juden veranstaltete, die der Entweihung von Hostien beschuldigt wurden.
c) Um der Mangelhaftigkeit in der Rechtspflege abzuhelfen, gründete der Kurfürst 1516 das Kammergericht, das viermal im Jahre, zu Köln und zu Tangermünde, 'zusammentrat. Auch für das Familien- und Erbrecht führte er gleiche Normen durch die Constitutio Joachimica ein.
2. Verwaltung.
a) Einen gleich praktischen Blick zeigte Joachim in der sogenannten Reformation der Städte (1515), die nach dem Verluste ihrer Selbständigkeit sehr herabgekommen waren. Es wurde ein Grundgesetz für die städtische Verwaltung bekannt gemacht, das alles betras, was den Wohlstand der Städte bezweckte.
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Extrahierte Personennamen: Johann Joachim Joachim Joachim
Extrahierte Ortsnamen: Stendal Worms Frankfurt Stendal Berlin
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Jnbezug auf die Machtstellung Brandenburgs sind zwei Begebenheiten wichtig, die erst in späterer Zeit von Bedeutung wurden.
a) Joachim Ii. schloß mit dem schlesischen Herzoge Friedrich Ii. von Liegnitz, Brieg und Wohlan eine Erbverbrüderung, in der beide Fürsten für den Fall des Aussterbens ihrer Familien sich gegenseitig die Erbfolge zusicherten, 1537. Dieser Vertrag wurde durch eine Doppelheirat begründet.
b) Durch geschickte Verhandlungen erlangte er 1569 die Mitbelehnung mit dem Herzogtums Preußen, dem ehemaligen Ordenslande.
3. Die Finanzen. Die Schuldenlast, welche der Kurfürst von seinem Vater übernommen, wurde unter seiner Regierung vergrößert. Nicht bloß die Liebhabereien des prachtliebenden Fürsten (Ritterspiele, Hoffeste, Bau von Jagdschlössern), sondern namentlich auch die auswärtigen Angelegenheiten (Besuch der Reichstage, Feldzug gegen die Türken, Befestigung Spandaus) verschlangen große Summen und brachten ihn oft in Abhängigkeit von den Ständen. Daß dennoch seine Regierung den Wohlstand des Volkes befördert hat, beweist
das Überhandnehmen des Luxus.
4. Johann von Küstrin war demgegenüber ein Muster der Ordnungsliebe und Sparsamkeit. Daher war es ihm möglich, die Herrschaften Beeskow und Storkow zu kaufen, 1555, das Land durch Festungen zu schützen und dennoch einen nicht unbedeutenden Schatz Geldes zu hinterlassen.
t Beide Brüder starben wenige Tage nacheinander.
Vii. Johann Georg, 1571—1598. Es war für die Zukunft
Brandenburgs nicht ohne Bedeutung, daß Johann Georg das gesamte
Gebiet der Marken wieder vereinigte, also auch die Nemnark gewann, wo Johann von Küstrin eine geordnete Geldwirtschaft geführt hatte. Johann Georg ist das Bild eines ernsten, sparsamen Hausvaters, dessen Regierung die seines Vaters vorteilhaft ergänzte.
1. Regelung der Finanzen. Die Günstlinge seines Vaters wurden vom Hofe entfernt. Der jüdische Münzmeister Lippold, der sich durch Wucher und Übermut verhaßt gemacht hatte, ward grausam hingerichtet. Die Strenge des Kurfürsten traf auch den redlichen Rentmeyter Thomas Matthias, der unschuldig gefangen gesetzt wurde.
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Johann_von_Küstrin Johann Johann_Georg Johann Johann_Georg Johann Johann_von_Küstrin Johann Johann_Georg Johann Lippold Thomas_Matthias
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Die Schuldenlast übernahmen die Stände, aber nicht ohne Widerspruch. Dem Adel wurden dafür manche Vorrechte gewährt.
2. Kirchen und Schulwesen.
a) Johann Georg richtete sein besonderes Augenmerk auf die kirchlichen Angelegenheiten. Die äußere Form der Landeskirche suchte er durch die 1573 erlassene Visitations- und Konsistorial-ordnung einheitlich zu gestalten; die innere Einheit aber bahnte er durch Einführung der Konkordienformel an, einer der symbolischen Schriften der Protestanten.
b) Der Universität Frankfurt verschaffte er größere Einkünfte; in Berlin gründete er das Gymnasium zum Grauen Kloster; über den Unterricht selbst enthält die Visitationsordnung treffliche
Ermahnungen.
3. Gewerbthätigkeit. Der Friede im Lande vermehrte nach allen Seiten hin den Wohlstand. Aus den Niederlanden wanderten fleißige Handwerker ein, die auf Veranlassung Philipps Ii.
ihre Heimat verlassen hatten. Von nicht unbedeutendem Einflüsse auf
die Entwickelung des gewerblichen Lebens war der merkwürdige Leonhard Thnrneisser, dessen vielseitige Thätigkeit manche Industriezweige ins Leben rief (Druckerei in Berlin, Alaun- und Salpetersiedereien; er beschäftigte Holzschneider, Zeichner, Kupferstecher, Goldschmiede). Der steigende Wohlstand vergrößerte aber auch den Luxus, gegen den der Kurfürst strenge Gesetze erließ. Übrigens richtete auch er nach Abtragung der Schulden seinen Hof glanzvoller ein.
Johann Georg starb 1598 mit Hinterlassung einer zahlreichen Familie.
Vih. Joachim Friedrich, 1598—1608.
1. Der Geraer Hausvertrag, 1603. Bis zum Tode seines Vaters war Joachim Friedrich mit Entschiedenheit dessen Bestimmung entgegen gewesen, die Neumark seinem Stiefbruder zu überlassen, und es bot sich bald Gelegenheit, diese für Brandenburg nachteilige Teilung auf friedlichem Wege verhindern zu können. Joachim Friedrich verzichtete zu Gunsten feiner Stiefbrüder auf den Anfall der fränkischen Besitzungen Anspach und Bayreuth, der in naher Aussicht stand, da der dortige Markgraf Georg Friedrich kinderlos und der nächste Erbe, der Herzog Albrecht Friedrich von Preußen, geistesschwach war. Dafür erlangte er die Zustimmung zu dem Geraer Hausver-
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