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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 73

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Griechen. Das Land. 73 Innern. Nach dem Gesetze sollten die persischen Herrscher Muster der Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Mäßigkeit sein, und darum wurden die Söhne der Edlen am Hofe erzogen, damit sie jene Tugenden lernen möchten. Die persischen Könige zerstörten die Städte nicht leicht, mei- stens nur bei wiederholter Empörung, und verheerten die angebauten Ländereien nicht; sie selbst und Prinzen von Geblüte legten Wasser- leitungen an und pflanzten mit eigener Hand Obstbäume. Daher blühte Asien unter ihnen durch Handel und Ackerbau und gewährte jedenfalls einen ganz andern Anblick als gegenwärtig unter türkischer Herrschaft. Dariuö galt als ein ächter Ormuzddiener, obwohl die despotische Gewalt, die er über alles Leben und Eigenthum besaß, auch ihn zu Handlungen der Grausamkeit verleitete, wenngleich nicht in dem Maße wie die meisten seiner Nachfolger. Er selbst erlebte noch den Anfang eines unglück- lichen Krieges, welchen er seinen Nachfolgern vererbte; es ist dies der griechisch-persische Krieg, in welchem die Bürger freier Gemeinwesen gegen die Pascha und Sklaven des morgenländischen Despoten siegen und so Europa vor jenem Despotismus bewahren, welcher auf Asien noch in unfern Tagen lastet. Drittes Kapitel. Die Griechen. Das Land. Die Völker nördlich vom Jster hatte Darius nicht bezwingen können, weil selbst die persische Reiterei mit ihren feurigen Nossen den zurück- weichenden Feind nicht einzuholen oder aufzufinden vermochte; die un- geheure Fläche an dem untern Jster, am Borysthenes, Tanais und dem Rha, die größte Ausdehnung unseres Erdtheiles, wo ein kaum bemerkbarer Erdrücken die Wasserscheide der bedeutendsten Ströme bildet, hat bis auf den heutigen Tag noch jedes fremde Heer verschlungen, welches sich tiefer hineinwagte. Dieselbe war aber von den Skythen in des Darius Zeit bis zu den Mongolen unter Batu Chan (gest. 1256 n. Ehr.) der Tum- melplatz wandernder Horden und Völker, welche sich aus Mittelasien nach Europa drängten und trieben; dann wurde sie der Schauplatz für die Reiter- schlachten der Russen, Polen, Türken und Tataren; erst durch das Reich Peters des Großen sind die Völker dieser größten europäischen Landes- masse zu einem festen Ganzen vereinigt und zu einer andern Weltrolle be- rufen worden. An diese einförmige Landesmasse schließt sich südlich vom Jster die gebirgige Halbinsel des Hämus an, deren Geschichte von jener

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 273

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Tiberius und Kajus Gracchus. 273 besiegen, indem sie dieselben cm Entsagung, Gehorsam, Ausdauer und Aufopferung übertrafen, diese Kriege waren demnach eine wahre Schule römischer Tugenden. Die Siege wurden theuer erkauft, die Kriegsbeute war selten beträchtlich, weil das Land in dem hartnäckigen Kampfe viel- mal verwüstet wurde, die meisten Städte aber, wenn sie alle Wider- standsmittel erschöpft hatten, durch Vertrag übergingen und nicht ausge- raubt werden durften. Der Friede selbst ließ den Unterworfenen noch manche Ehre; die meisten erhielten italisches, latinisches oder Muni- cipal-Recht, bekamen keine gebietenden Statthalter, und dienten im Felde in eigenen Legionen. Anders gestaltete sich dies in den großen aus- wärtigen Kriegen. Die Römer bekamen es in Großgriechenland, noch mehr im eigentlichen Griechenland und Asien, zum Theil auch in Afrika mit ausgearteten, luxuriösen Völkern zu thun, die sie leicht niederwarfen, bei denen sie nun aber vieles lernten, wovon sie früher gar nichts wußten. So war der Wein ein Genuß, der dem Plebejer nicht oft zu theil wurde (erschlug doch ein Senator sein Weib, weil es in seiner Abwesenheit hinter den Wein gerathen war), in Griechenland und Asien aber gab es für die Soldaten eine Uebersülle der köstlichsten Weine, und sie lernten dieselben trinken und schätzen. Die plebejische Speise war ein Mehlbrei (pul8, daher die italienische Polenta) und der Besieger der Samniter und des Pyrrhus, Kurius Dentatus, wurde von einer Ge- sandtschaft getroffen, als er mit eigener Hand Rüben für seine Küche reinigte; im Auslande aber erfuhren die Römer die Wunder der Kochkunst und ein sicilisches, griechisches oder gar asiatisches Mahl schmeckte anders als der nationale Mehlbrei! Die Völker Italiens lebten keusch, bei den Griechen und Asiaten war Ausschweifung jeder Art im Schwünge und entehrte nicht. Der Römer badete viel, wie alle kräftigen Völker des Alterthums zu thun gewohnt waren, wollüstige Bäder mit ihren raffi- nierten Reizen sah und benutzte er zuerst im Morgenlande. Und mußte nicht auch die römische Religiosität einen Stoß erleiden, als sie in ihrer Einfalt mit dem frivolen, geistreichen Unglauben der hochgebildeten Grie- chen zusammentraf? Sonst baute der Plebejer sein kleines Gut mit eigener Hand, der Patricier aber belehnte seinen Klienten; die Sklaven waren nicht zahlreich, nun aber waren deren eine Menge durch den griechischen und asiatischen Feldzug in die Hände der Römer gekommen, und zum Theil waren dies Köche, Schreiber, Toilettenkünstler, in der Bereitung der verschiedensten Genüsie ausgelernte Wichte, deren Künste von den vornehmen Römern nicht brach gelaffen werden konnten. Wie einfach war sonst die römische Wohnung! An der vorderen Seite des Hauses befand sich eine Art Vorhaus (vestibulum) ; aus diesem trat man in den Hauptraum, einen Sal (atrium, penetralia), den Versammlungs- ort der Familie, dessen Mittelpunkt der heilige Herd einnahm, wo die Dumüller, Gesch. d. Alterth. 18

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 371

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Konstantin der Große Alleinherrscher. 371 den Sieg und in dem Tiber das Leben. Während Konstantin die Franken besiegte und ihre gefangenen Anführer in Trier den wilden Thieren vorwarf, fand Marimin gegen Licinius seinen Untergang. Nun herrschte Konstantin über den Westen, Licinius über den Osten; aber schon 314 kam es zum ersten Kriege, in welchem Licinius viele Pro- vinzen verlor, und sieben Jahre später zum zweiten Kriege; in diesem siegte Konstantin bei Adrianopel und Chalkedon; Licinius gerieth in Gefangenschaft und wurde hingerichtet. Achtes Kapitel. Konstantin der Große Alleinherrscher. Unter Konstantin erlitt das römische Reich eine neue und voll- ständige Umgestaltung. Unter seine wichtigsten Handlungen, noch ehe er Alleinherrscher war, gehört das Edikt vom Jahre 311, wodurch allgemeine Religionsfreiheit dekretiert wurde, und das 313 zu Mailand erlassene Edikt, wodurch jenes ergänzt und vollendet wurde. Dem Edikt von Mailand gemäß durfte jeder den christlichen Glauben (dem heidnischen wurde dasselbe zugestan- den) frei bekennen und offen zu demselben übertreten; jeder Christ war zu allen Ehrenstellen befähigt; die Christen durften Kirchen erbauen, der Kirche in ihren Vermächtnissen gedenken, die eingezogenen Kirchen- güter aber wurden zurückgegeben. So hatte also das Christenthum die Freiheit seines Glaubens errungen, nicht durch Empörung, sondern durch sein unaufhaltsames, durch alle Verfolgungen nur befördertes und von Gott offenbar in besondern Schutz genommenes Wachsthum. Ein Wü- therich, wie Galerius, konnte gegen Millionen seiner Unterthanen mit Feuer und Schwert wüthen und Millionen für ehrlos erklären; was sollte aber aus dem Reiche werden, wenn solch Verfahren fortgesetzt wurde? Konstantin erfüllte daher nur einen Akt der gewöhnlichen Staats- klugheit, indem er den Christen endlich das römische Bürgerrecht gab. Nun beginnt auch das ungestörte öffentliche Leben der Kirche; 325 n. Ehr. wurde in Nckäa die erste allgemeine Kirchenversammlung gehalten, bei welcher aus allen Gegenden der Erde 318 Bischöfe erschienen. Von dieser Versammlung wurde die Irrlehre des Arius verworfen, welcher die Gottheit Christi herabgewürdigt hatte. Die Kirche organisierte sich nun auch hinsichtlich ihrer Verfassung und gestaltete auf der unverän- derlichen Grundlage der Lehre ihre äußere Form. 24*

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 11

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das longobardische Reich in Italien. 11 des merkte und sie mit gezücktem Schwerte zwang den Nest des Tranks zu leeren; so schickten sich beide in die Ewigkeit. Nach Alboin wählten die Longobarden den Kleph zum Könige, welcher schon nach 18 Monaten von einem Sklaven ermordet wurde. Hierauf blieben sie 10 Jahre ohne König, während ihre 35 Herzoge (von Turin, Trient und Friaul bis Benevent) auf eigene Faust ihr Gebiet auf Kosten der Byzantiner vergrößerten unv über Italien aber- mals alle Gräuel der Verwüstung brachten. Die Longobarden nannten sich arianische Christen, waren aber ganze oder halbe Heiden und an Wildheit fast den Vandalen gleich. Sie nahmen von Grund und Boden so viel sie für zureichend hielten und verlangten dazu noch ein Drittheil der Feldfrüchte, welche die Römer bauten; es war für diese ein Glück, daß die Sachsen wieder heimzogen, als die Longobarden sie nicht nach sächsischem Rechte, sondern nach longobardischem leben lassen wollten. Als sich die Longobarden in Folge der unter ihnen herrschenden Anarchie von den Franken und den Griechen (Oströmern, Byzantinern) bedroht sahen, erinnerten sie sich des Schicksales der Oftgothen und wählten Klephs Sohn Authari zum Könige, der von 584—590 herrschte. Dieser stellte Ruhe und Ordnung wieder her und drang siegreich bis an die Meerenge von Messina vor. Er vermählte sich mit der bayerischen Herzogstochter Theodolinde, einer hochsinnigen Frau, die auf Authari, sowie auf dessen Nachfolger Agñulf, ihren zweiten Gemahl, und Adel- wald, ihren und Autharis Sohn, großen und wohlthätigen Einfluß aus- übte. Durch sie gewann der katholische Glaube wenn auch nicht den vollständigen Sieg über den Arianismus, doch Eingang bei dem longo- bardischen Volke, so daß dasselbe allmälig zur Kirche zurückkehrte, ob- wohl noch mehr als ein arianischer König herrschte. Ein solcher war auch Rothari (in der Heldensage König Rother (636—652), welcher zuerst die Gesetze der Longobarden sammelte und aufschreiben ließ; dieses Gesetzbuch ist unter den alten germanischen das vollständigste und mildeste, ein Beweis, daß sich die Sitten der Longo- barden sehr gebessert hatten. Dazu trug ihre Bekehrung zum katho- lischen Glauben unstreitig sehr viel bei, indem sie dadurch in eine innigere Beziehung mit der römischen Bevölkerung traten und von der Kultur derselben immer mehr annahmen. Die römische Bevölkerung war aber in Italien trotz aller Verwüstungen die weit überwiegende, wie schon die vielen und großen Städte beweisen, welche den Fall des römischen Reiches überdauerten. In ihnen erhielt sich die römische Gemeindever- fassung, viele derselben waren Bischofssitze und dadurch Herde des kirchlichen Lebens und der römisch-christlichen Bildung; sie waren die Marktorte und Handelsplätze, in denen die alte gewerbliche Kunstfertig- keit nie erlosch und in ruhigen Zeiten stets neu auflebte. Diese Städte

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 338

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
338 Das Reich der Cäsaren. zweifelnd rief dieser mehrmals: Quintilius Varus, gib mir meine Legionen wieder! Er machte seinen Göttern große Gelübde und hob selbst in Rom Mannschaft aus, mit der er das Rheinheer verstärkte, dessen Ober- befehl er dem Tiberius übergab, damit derselbe Gallien vertheidige. Die Deutschen aber zerstörten die römischen Lager und Kastelle ln ihrem Lande und gingen nicht über den Rhein. Tiberius hingegen überschritt den Strom, gewann auch wirklich einige Vortheile, führte die Legionen aber doch wieder in ihre Standquartiere am linken Rheinufer und be- gnügte sich die deutsche Zwietracht zu unterhalten. Erft als Tiberius Kaiser war, zog der Sohn des Drusus, der von seinem Vater den Ehrennamen Germanikus ererbt hatte, mehrmals mit gewaltigen Heeren über den Rhein, richtete jedoch im ganzen gegen den Armin nichts aus (14—16 n. Ehr.). Von da an beschränkten sich die Römer auf die Vertheidigung des Rheines und freuten sich, wenn die Deutschen ein- ander ernstlich befehdeten. Armin stand noch manches Jahr an der Spitze der Cherusker und ihrer Bundesgenossen und besiegte als Bundes- feldherr den gewaltigen Marbod in einer großen Schlacht. Dieser wurde von einem Gothen Chatualda gestürzt und flüchtete zu den Römern, welche er vergebens um Hilfe angegangen hatte; er starb nach achtzehn Jahren in Ravenna. Auch von Armin wurden die Römer durch die Deutschen befreit; er war ihren Fürsten und Adeligen zu groß geworden und einer der- selben, Adgandester, bat den Tiberius um Gift, damit er den Römer- feind aus dem Wege räumen könnte; doch Tiberius antwortete: „die Römer rächen sich nicht durch Meuchelmord, sondern durch offenen Krieg." In seinem siebenunddreißigsten Jahre wurde Armin von seinen eigenen Verwandten ermordet, „weil er nach der Herrschaft strebe"; so verstand man schon damals die „deutsche Freiheit". In den Heldenliedern des Volkes lebte er fort und auch in dem Gedächtnisse der Römer. Römische Kunde von den Germanen. Die Römer beobachteten die Bewegungen in Deutschland unver- rückten Blickes; Armin hatte ihnen solche Achtung eingeflößt, daß sie das germanische Volk als ebenbürtigen Gegner erkannten, und sie fanden manches bei demselben, was sie gerne dem römischen Wesen eingeimpft hätten, wenn es nur angegangen wäre. Von ihnen (vor allem von dem großen Geschichtschreiber Tacitus) rührt auch beinahe alles her, was wir von unserer Vorzeit wissen. Die Germanen theilten sich selbst in drei große Stämme: 1) die rheinländischen Jstävonen, 2) die Jngävonen, vom Ausflusse des Rheins in den Nordseeländern hausend, und 3j die Hermionen, welche aus dem

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 339

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Römische Kunde von den Germanen. 339 skandinavischen Norden einwanderten; zu ihnen gehören die suevischen und gothischen Völker, welche bald eine sehr wichtige Rolle zu spielen berufen wurden. Die Germanen verehrten den Thuisko und dessen eingebornen Sohn „Mann" als Stammväter der Nation. Sie hatten verschiedene Götter und Göttinen; die Verschiedenheit ihrer Religion scheint in der Verschiedenheit ihrer Stämme und deren Wanderungen gewurzelt zu haben. Den meisten gemein war jedoch die Verehrung des Wodan (ihr Zeus; im angelsächsischen Wedensday und im Wodansheer, wildes Heer, des Volksglaubens hat sich eine Spur erhalten), des Thor (Donnergott, der Fruchtbarkeit gibt) und des Kriegsgottes Thyr, Ziu oder Erk (daher Zinstag oder Erktag). Einige Stämme bauten Tempel, andere verehrten ihre Götter in heiligen Wäldern; sie opferten auch Menschen, besonders Kriegsgefangene. Den Willen der Götter erkann- ten sie aus verschiedenen Anzeichen, hierin waren sie den alten Völkern überhaupt gleich. Die Seele hielten sie für unsterblich; die Tupfern gelangten nach ihrem Glauben zu den Göttern Ln Walhalla (Wohnung der Starken), wo sie schmausten und sich an Kampfspielen ergötzten; Kampf und Schmaus galten auch als das höchste Glück in diesem Leben. Die Römer erschöpfen sich in der Beschreibung des gewaltigen Glieder- baues ihrer Gegner; sie gestanden ihnen eine eigenthümliche nordische Schönheit zu, behaupteten aber sie seien keiner großen Ausdauer fähig und erlägen der Sonnenhitze Italiens sehr leicht. Der germanische kühne, fast wilde Muth war den römischen Heeren schon furchtbar, als die Germanen noch sehr schlecht bewaffnet waren und von der römischen Kriegskunst noch nichts erlernt hatten. Ihrer Reiterei war die römische nie gewachsen, den Keil des Fußvolkes zersprengten die Legionen nur durch ihre Manövrierkunft, und was die Römer nie gestehen, manchmal durch ihre Ueberlegenheit an Mannschaft. Als Nationallaster tadeln die Römer die Trunksucht der Germanen und den Hang zum Würfelspiele, dagegen rühmen sie ihre Keuschheit und ihre Treue im Worthalten. Bei allen germanischen Stämmen waren fürstliche Geschlechter, aus denen sie ihre Könige wählten, ein erblicher Adel, freie Leute und Leib- eigene. Die Freiheit war eins mit dem Waffenrechte; wenn der Jüng- ling wehrbar gemacht wurde, trat er auch in den Genuß aller Rechte eines Freien ein und wurde zählendes Mitglied seiner Sippe, die aus den verwandten Familien bestand, gemeinsame Opfermahle hatte, im Kriege neben einander focht und Ehre, Leben, Eigenthum jedes einzelnen Mitgliedes gegen jedermann beschützte. Die Sippe übte die Blutrache gegen jeden, der einen aus ihr er- schlug oder beleidigte; jedoch stand es bei dem Gerichte, ob der Friedens- bruch durch Blut oder durch Gut gesühnt werden sollte. An dem Ge- richte hatte aber jeder freie Mann Antheil; wer sich dem Spruche nicht 22*

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 340

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
340 Das Reich der Cäsaren. unterwarf, wurde in dem Kreise des Gerichtes rechtlos und konnte un- gestraft erschlagen werden. Versammlungsort des ganzen Stammes war das gemeinsame Heiligthum, gewöhnlich ein Wald, wo jährliche Opfer dargebracht wurden; während der Feftzeit herrschte allgemeiner Still- stand der Waffen und der Gerichte. Ein Krieg war entweder ein gemeinschaftlicher, d. h. der ganze Stamm beschloß ihn und übertrug dessen Führung einem Herzoge, der aus dem Adel zu diesem Amte erwählt wurde, oder er wurde von einem Herrn auf eigene Faust unternommen und von ihm durch Freiwillige geführt. Diese waren das Geleite (eowitatus); je reicher einer war, ein desto größeres Geleite konnte er unterhalten, und je glücklicher seine Unterneh- mungen ausschlugen, um so mehr eilten ihm freie Leute zu. Um die Gunst solcher Geleitsherren bewarben sich daher benachbarte Fürsten und Völker und ehrten sie durch Geschenke. Eroberte ein Geleitsherr einen Land- strich, so verlieh er den Männern seines Gefolges einzelne Stücke von demselben, wodurch diese aber zu seinem beständigen Geleite, d. h. seinem Waffendienste verpflichtet wurden (Lehen). Wahrscheinlich gab es schon bei den alten Germanen Abstufungen der Freiheit und Leibeigenschaft. Die Leibeigenen der Germanen hatten zwar kein Recht, doch lebten sie unter dem Schutze ihres Herrn er- träglicher als die Sklaven der Griechen und Römer; sie hatten eigene Wohnung und eigenes Hauswesen, wofür sie dem Herrn Abgaben von Feldfrüchten, Vieh, sowie von den Erzeugnissen ihres rohen Gewerbs- fleißes lieferten. Ob diese Leibeigenen wohl deutschen Stammes waren? Theilweise scheint dies stattgefunden zu haben, denn die Römer erzählen uns, daß einzelne Deutsche ihre Freiheit (und damit die ihrer unmün- digen Familie) durch das Würfelspiel verloren, und daß ganze Stämme von einander unterjocht wurden, in welchem Falle alles, was nicht er- schlagen wurde, der Leibeigenschaft verfiel. Jedoch reichte dieser Erwerb von Leibeigenen keineswegs hin, und wir müssen annehmen, daß die meisten Leibeigenen nicht von germanischer Nationalität waren. Dies Loos scheint vorzüglich die gallischen oder keltischen Stämme getroffen zu haben, welche vor den Germanen (und zwar noch in der historischen Zeit) den größten Theil Deutschlands besetzt hatten. Dafür sprechen die verschiedenen Benennungen der Leibeigenen, welche nachweisbar aus der gallischen Sprache genommen sind, z. B. bei den Baiern „aldiones*» Auch läßt es sich nur durch eine starke fremde Beimischung erklären, weßhalb die Bevölkerung verschiedener deutscher Landstriche, in die niemals eine fremde Einwanderung stattfand, so wenig von den physischen Merk- malen an sich trägt, welche als eigenthümlich deutsche bezeichnet werden» Wie uns die Römer die Lebensweise der Deutschen beschreiben, so war diese eine barbarische und darum auch sehr einfache. „Die freien

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 316

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
316 Das Reich der Cäsaren. Augustus verlangte beides, allein die Abgaben und die Verwaltung waren geregelter, der Kriegsdienst ehrenvoller. Denn nun trat der Provin- ziale in die Legion ein, wodurch er dem gebornen Römer gleichgestellt wurde und mit diesem nicht nur die Beschwerden, sondern auch die Vor- theile des Soldatenlebens theilte. In kurzer Zeit wurden die Legionen fast ausschließlich aus den Provinzen geworben und da auf den Legio- nen die Macht des Reiches beruhte, so wurden die Söhne der Pro- vinzen die rechte Hand des Kaisers, die eigentlichen Römer. Aus den ausgedienten Legionen gingen aber auch rechtlich die neuen römischen Bürger hervor, indem die Kaiser (namentlich Augustus) durch sie neue Kolonieen gründeten oder alte Kolonieen auffrischten; der Kolonist war aber, wie wir wissen, römischer Bürger. Die Provinzialbevölkerung hatte ihre oppida (urbs hieß eigen- tümlich nur Rom) municipia, coloniae, praefecturae, fora, vici, conciliabula, castella. Die drei ersten waren nicht auf eine einzelne Stadt begränzt, sondern umfaßten einen ganzen Bezirk, dessen Einwohner in allen wichtigern Angelegenheiten dorthin als den Sitz ihrer Municipal- regierung angewiesen waren. Die conciliabula, vici, Ibra scheinen Orte gewesen zu sein, wo an bestimmten Tagen von den Duumvirn oder dem Präfekten der Bezirksstadt Gericht gehalten wurde; sie hatten wahrschein- lich keine höheren Magistrate und nur Dekurionen (Gemeinderäthe, zugleich Steuereinzieher). Die Munieipien hatten, wie früher gesagt worden ist, ihre Komitien, ihren Senat (decuriones), dessen Präsiden- ten die duumviri oder quinquennales, in den Präfekturen die prae- fecti waren; diese übten auch die Gerichtsbarkeit; die niederen Magistrate waren die aediles und quaestores. (Alle diese Titel finden sich häufig, wo Reste ehemaliger römischer Niederlassungen ausgegraben werden.) Ausbreitung der römischen Kultur; Vernichtung der Nationalitäten. Unter Augustus und dessen nächsten Nachfolgern wurden die Pro- vinzen des Westen und die nördliche Küste von Afrika (Aegypten und Kyrene ausgenommen) eigentlich römisch; sie gehorchten nicht bloß den von Rom ausgehenden Geboten des Eäsars, sondern ihr ganzes Wesen wurde in das römische aufgelöst: Religion, Sitte, Sprache, Lebens- weise, alles Nationale hörte auf. Die Völker in den helvetischen, rhätischen und norischen Alpenthälern, die Gallier, Hispanier, Britan- nen, Numidier und Punier widerstanden dem Andrange des römischen Wesens so wenig, als sie der römischen Waffenmacht sich hatten erweh- ren können. Auch in dieser Beziehung hat es kein Volk dem römischen gleich gethan; keines entwickelte aber auch die furchtbare Energie der Römer und nahm hinwieder gewisse fremde Elemente so in sich auf, als

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 357

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
P. Aelius Hadrianus. 357 In seiner Politik wich er von dem trajanischen Gange beträchtlich ab. Trajan hatte dem Senate wieder einige Rechte eingeräumt, so daß der Schriftsteller Tacitus sagen konnte, dieser Kaiser habe sonst unverträgliche Dinge, nämlich Herrschaft und Freiheit, mit einander geeiniget; Hadrian aber nahm dem Senate und den Prätoren ihren bisherigen Antheil an der Gesetzgebung, dem Gerichtswesen und der Verwaltung und schuf dafür eigene Aemter, deren Inhaber der Kaiser unmittelbar ernannte und dirigierte. Die Edikte der alten Prätoren ließ er sammeln, damit Lie Richter nach einer bestimmten Norm sprechen konnten; sein edictum perpetuum ist demnach das erste eigentliche Gesetzbuch der Römer, und von dieser Zeit an nimmt die Rechtsgelehrsamkeit einen merkwürdigen Aufschwung. Obgleich in der Kriegskunst nicht unerfahren, zog er den Frieden dem Kriege vor. Er gab den Parthern die trajanischen Eroberungen zurück und machte den Euphrat und die arabische Wüste zur Gränze des Reiches. In Britannien zog er den Piktenwall (von Tyne bis New- castle) gegen die kriegerischen Kaledonier, und im südwestlichen Deutsch- land verstärkte er die Gränzfesten durch zusammenhängende Werke (val- lum Hadriani). Er verwies die Römer also wieder auf den Verthei- digungskrieg, von welchem Trajan abgegangen war, und lieferte damit zugleich ein Zeugniß, daß es mit dem Römerthum zu Ende gehe. Unter ihm machten die Juden Ln Palästina noch einmal einen blutigen Auf- stand; Hadrian beschränkte sie nämlich in der öffentlichen Ausübung ihres Kultus und baute 126 n. Ehr. an die Stätte Jerusalems eine römische Kolonie und auf den Moriah einen Tempel des Jupiter Ka- pitolinus; dem Kaiser und dem Gotte zu Ehren hieß die neue Kolonie Aelia Kapitolina. Darüber geriethen die Juden in neue Wuth und unter einem falschen Propheten, der sich Bar Kochab, Sohn des Sterns nannte, versuchten sie noch einmal Gott und das Glück der Waffen (135 nach Ehr.). Die Römer metzelten über eine halbe Million nieder, zerstörten über 1000 Städte und Flecken und machten Judäa zur Einöde. Bei Todes- strafe durfte fortan kein Jude sich in Jerusalem sehen lassen; nur einmal im Jahre war es ihm gegen Erlegung einer Abgabe erlaubt, auf den Trümmern seiner Stadt zu weinen und die alten Klagelieder zu fingen. Hadrians Leben war nicht fleckenlos und er gab den durch Trajan verwöhnten Römern manchmal Anlaß zur Unzufriedenheit. Er war ihnen auch zu gelehrt und ging zu viel mit Gelehrten um, ließ sich zu viel von den Griechen schmeicheln und verweilte zu gerne in Athen und Alexandrien, wo ihm sein Liebling Antinous im Nil ertrank und darauf unter die Götter und die Gestirne versetzt wurde. Gegen das Ende seines Lebens wurde er gemüthskrank und argwöhnisch; vier Senatoren ließ er in dieser Stimmung willkürlich hinrichten. Indessen wurde er doch nach seinem 138 erfolgten Tode unter die Götter erhoben.

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 360

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
360 Das Reich der Cäsaren. einigung der germanischen Stämme zu einem Angriffe auf das römische Reich, in einem Zeitpunkte, wo dasselbe von keinem Trajan regiert wurde, sondern sich unter Gegenkaiseru zerfleischte. Bei den Germanen sah er alles, wodurch ein Volk groß zu werden vermag: starke Leiber, durch Ueppigkeit und Ausschweifungen nicht entnervt, kriegerischen Muth, Treu und Glauben unter einander, rasches Anwachsen der Volksmenge, einen mächtigen, wenn auch dunkeln Drang zu großen Unternehmungen. Darum hielt er den Römern in seiner Germania einen Spiegel vor, in welchem sie das Gegenstück ihres verkommenen geistigen und leib- lichen Lebens anschauen sollten. Tacitus ist dadurch zum eigentlichen Propheten der großen germanischen Zukunft geworden, aber bei den Römern bewirkte dieser heidnische Jeremias keine Umkehr zum Besseren, und niemand wollte es ihm glauben, daß die Germanen zu der Erb- schaft des römischen Reiches berufen seien. Man schrieb seine Unheil verkündenden Mahnungen, seine düstere Schilderung der römischen Zu- stände seiner Unzufriedenheit mit der monarchischen Staatsform des Reiches zu; allerdings war Tacitus (wie jeder ächte Römer) Re- publikaner insofern, als er die Zeiten der Republik für bessere hielt als die des Kaiserthums, aber er war von der Unmöglichkeit der Republik vollkommen überzeugt, begleitete unter den Flaviern Staatsämter und wußte unter Domitian zu schweigen und doch seine Pflicht zu thun. Aber die Entwürdigung der Römer durch die Despotie empfand er tief und wenn er an die von keinem Hoffnungsftrahle erhellte Zukunft dachte, verzweifelte er an der römischen Welt und ihren Göttern. Das Chriftenthum berührte diesen römischen Propheten nicht; er weiß, daß die Juden nur Einen Gott anbeten, findet aber diese auffallende Erscheinung merkwürdigerweise keiner besondern Aufmerksamkeit würdig, und eben so wenig hält er es der Mühe werth, sich um den Glauben der Christen zu bekümmern; er verachtet sie und beschuldigt sie wie der Pöbel des Hasses gegen das menschliche Geschlecht. Die Weissagung, daß aus Judäa der Herr der Erde hervorgehen werde, deutet er auf Vespasian, der, während er in diesem Lande zu Felde lag, zum Kaiser ausgerufen wurde. Denn römischer Kaiser werden hieß ja Herr der Erde werden, und zudem war Tacitus auch seinem religiösen Glauben nach altrömisch, insofern er denselben als die Wurzel des Glückes und der Größe Roms erkannt hatte; trauernd gesteht er aber, daß die Götter nur mehr dafür sorgen, daß die römischen Frevel nicht ungerächt bleiben; ein verhängnißvolles Götterwalten, wenn die einen Römer durch den Frevel, die andern durch die Bestrafung des Frevels zu Grunde gehen mußten! Neben Tacitus müssen wir den Geschichtschreiber Suetonius und den Satiriker Juvenalis nennen. Suetonius hat die Lebensgeschichte
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