Babylonien. Assyrien. Medien.
21
aber die Abgeschlossenheit Chinas hat ihr Ende erreicht, der Stolz seines
Kaisers und Volkes ist ihnen in seiner vollständigen Nichtigkeit gezeigt
worden, das erstarrte chinesische Wesen muß in Gährung und Fluß kom-
men, um so mehr, da ihnen jenseits des stillen Meeres von Kalifornien
her die Nordamerikaner zuwinken. Dahin wandern die fleißigen Chine-
sen bereits zu Tausenden, gewinnen als Speisewirthe, Handwerker,
Arbeiter und Kramer einen Theil des mühselig von Amerikanern und
Europäern gegrabenen Goldes, graben auch selbst und somit reichen sich
das zäheste Volk der alten Welt und das jüngste und frischeste der neuen
bereits die Hände. In China selbst aber ist eine Revolution ausge-
brochen, die nunmehr seit einigen Jahren wülhet, einen religiös-socia-
len Charakter zu haben scheint, und deren Ende und Ergebniß sich noch
nicht bestimmen läßt.
Viertes Kapitel.
Babylonien. Assyrien. Medien.
Mniveh zerstört 606. Nebukadnezar 605 — 561. Dejóles 714 (v. Chr.).
Das Hochland, welches sich von dem Indus bis an den Tigris und
von der kaspischen See bis zu dem persischen Meerbusen erstreckt, wird
erst später der Schauplatz der Geschichte, indem von ihm eine Bewe-
guyg ausgeht, die durch ganz Vorderasien bis nach Europa hinüber reicht;
vor dieser weltgeschichtlichen Begebenheit (der Stiftung des Perserreiches)
finden wir am Euphrat und Tigris mächtige Sultane, die als Geißeln
Gottes verdorbene Völker züchtigen, bis sie selber dem Strafgerichte
anheimfallen.
Aus dem armenischen Hochlande, dem zweiten Ursitze der Mensch-
heit, fließen zwei Ströme dem persischen Meerbusen zu, der Euphrat
und der Tigris. Das Land zwischen ihrem mittleren Laufe hieß vor
Zeiten das Land der Zwei Ströme (Mesopotamia bei den Griechen), die
Ebene an ihrem unteren Laufe Babylonien, als Völker werden Assyrer,
Babylonier und Chaldäer genannt, wahrscheinlich naheverwandte Volks-
stämme. Die Bibel nennt den Nimrod, einen gewaltigen Jäger und
Krieger, als den ersten, der eine Gewaltsherrschaft aufrichtete und
Völker unter sein Joch beugte; die Hauptstadt dieses Reiches war Babel
oder Babylon. Die Griechen wissen viel von Ninus, dem Stifter des
assyrischen Reiches, und seiner gewaltigen Stadt Niniveh zu erzählen, so
wie von seiner Gemahlin und Mörderin Semiramis; sie soll die uralte
Stadt Baktra erobert haben und bis Indien vorgedrungen sein, wo sie
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Extrahierte Personennamen: Kramer Nebukadnezar
Extrahierte Ortsnamen: Babylonien Assyrien Chinas Kalifornien China Babylonien Assyrien Europa Mesopotamia Babylonien Baktra Indien
32 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
(in Babylon Mylitta genannt), in welchen die Unzucht als eine der
Göttin dargebrachte Huldigung galt. Diesen Lasterdienst brachten die Phö-
nicier überall hin, wo sie sich niederließen, nach Kyprus, Kythera, Eryr,
dem ägyptischen Memphis u. si w., und verführten auch andere Völker
zu denselben Ausschweifungen. Die benachbarten Israeliten wurden mehr
als einmal nngesteckt, besonders wenn einzelne Könige den in Jerusalem
niedergelassenen Phöniciern die Erlaubniß zur Ausübung ihres Götter-
dienstes allzugnädig gewährten; selbst die Opfer des Moloch wurden bei
Jerusalem dargebracht (Gehenna), was bei den Griechen nie geschah,
obwohl sie sonst, besonders die asiatischen, von den Phöniciern viel in
ihren Glauben und Kultus aufnahmen (Adonis, Melicerthes).
Sechstes Kapitel.
Aegypten (vor 2000 — 525 v. Chr.).
Die 15 Meilen breite Landenge von Suez zwischen dem rothen und
mittelländischen Meere verbindet Palästina mit Aegypten, Asien und
Afrika, zu welchem Erdtheile Aegypten von den Griechen aber nicht
gerechnet wurde. Aegypten ist das untere Thal des Nils, des größten
Stromes, den die Alten kannten; er theilt sich etwa 20 Meilen vor seiner
Mündung in 7 Hauptmündungen und schließt mit ihnen das Niederland
ein, welches von seiner Form Delta genannt wird und die größte Erwei-
terung des Flußthales ist. Denn einwärts verengt es sich auf mehrere
hundert Stunden zu einem Einschnitte, dessen Durchmesser 1—4 Stunden
beträgt. Längs beiden Seiten des Thales ziehen niedere Fetsgebirge, auf
deren östlicher Seite die unwirthbaren Ufer des rothen Meeres liegen,
wogegen sich westlich die große Wüste ausdehnt, aus deren Meer von
feinem Sand und grobem Kieselgerölle nur wenige Oasen gleich Inseln
hervorragen. Auf jenen Felsrücken, welche das Nilthal einengen, vermag
kein Baum oder Strauch zu wurzeln; sie sind kahl und geben keiner
Quelle den Ursprung. Der Nil allein ist der Geber des Wassers, ohne
ihn wäre das Thal mit dem Sande der Wüste ausgefüllt, leblos und
öde; aber der wunderbare Strom macht es zu einem der fruchtbarsten
Länder der Erde. Er entspringt aus noch nie gesehenen Duellen im
innern Afrika; von den monatlangen Platzregen, welche in dem heißen
Erdgürtel eine erstaunliche Wassermasse herabgießen, schwillt er hoch über
seine Ufer an und beladet sich in den waldigen und sumpfigen Wildnissen
mit fettem Schlamm. ^Diese trübe Fluth steigt nun im Thale Aegyptens
über ihre Ufer und überrieselt die ganze Thalfläche; im Juni, zur Zeit
der Sommersonnenwende, fängt der Fluß in der Regel an zu steigen,
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Extrahierte Personennamen: Kythera Palästina
Extrahierte Ortsnamen: Memphis Jerusalem Jerusalem Suez Asien Afrika Niederland Afrika
Aegypten.
33
gegen Ende Oktobers kehrt er wieder in sein Bett zurück und zwar in
kürzerer Zeit, als er angeschwotten ist und hinterläßt die Felder getränkt
und zollhoch mit einem fetten Schlamme überzogen. Nun wird gesäet
und gepflanzt; Getreide und Hülsenfrüchte aller Art, Sesam, Melonen,
Baumwolle u. s. w. wachsen bei der großen Sonnenwärme in dem
feuchten und fetten Boden schnell heran und reifen frühe, so daß der
Aegypter zweimal ärnten kann, ohne auch nur die Hälfte der Arbeiten ver-
richten zu müssen, welche bei uns dem Landmanne so manchen Schweiß-
tropfen auspressen. Diesen wohlthätigen Nil verehrten die alten Aegypter
göttlich und glaubten, er entspringe in den Wohnungen der Sonne; sein
Anschwellen und Zurücktreten wurde mit Festen gefeiert, bei welchen
der sonst düstere Aegypter sich dem Ausbruche seiner Lust zügellos
hingab. Regelmäßig tritt der Nil aus und wieder zurück; regelmäßig
folgen Saat und Aernte; die Sonne wird fast nie mit Wolken umhüllt,
sondern strahlt immer mit blendendem Glanze; Gewitter sind außer-
ordentlich selten, nur Unterägypten kennt Landregen. So wenig als
die Jahreszeiten sieht der Aegypter Berg und Thal, Wald und Feld,
Anger und Wiese mit einander abwechseln; zwischen nackten Felsrücken,
hinter denen der Wüstensand in der Sonnenhitze glüht und durch die
Verdünnung der Luft wirbelnde Stürme erzeugt, ist sein viele hundert
Stunden langes Thal eingeschnitten, welches jährlich einmal von dem
Flusse unter Wasser gesetzt, nachher aber zum Saat- und Aernte-
feld wird. So waren auch die alten Aegypter ein wunderbares Volk,
einzig in seiner Art, wie sein Land. Noch waltet über ihre älteste
Geschichte ein tiefes Dunkel, das vielleicht durch die Erforschung der
Denkmale anfgehellt wird, deren sie mehr als jedes andere Volk der
Erde hinterlassen haben. Aus den einbalsamirten Leichen, die in unzäh-
ligen Felsengräbern millionenweise aufbewahrt liegen, ergibt sich, daß
die Bevölkerung des alten Aegypten aus drei Menschenschlägen bestand,
die aber in einander übergingen, wozu wir in den amerikanischen Mestizzen
und Mulatten und deren Unterabtheilungen ein Seitenstück sehen. Ein
Theil der Aegypter war von Heller Farbe und gehörte offenbar dem soge-
nannten kaukasischen Stamme an; ein anderer war dunkler, aber schlicht-
haarig und bildete den Uebergang zu einem negerähnlichen Schlage, der
aber doch das wollige Haar des Negers nicht hatte und ebenso wenig
dessen ganze Schädelbildung und aufgeworfene Lippen. Dies ist ein
deutlicher Beweis, daß Aegypten einst von dunkelfarbigen Volksstämmen
bewohnt wurde, unter denen sich ein hellerer niederließ, der sich die Herr-
schaft des Landes aneignete, während er den alten Einwohnern von
seiner Bildung mittheilte. Woher aber diese Einwanderer gekommen,
ist noch immer nicht sicher erforscht. Eine Meinung läßt sie über die
Landenge von Suez hinziehen, nach einer andern sind sie den Nil herunter
Bumüller, Gesch. d. Alterth. 3
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14 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
gion des Buddha, den Buddhaismus, stiftete. Nach ihm stnd alle Menschen
gleich, also kann es keine Kasten geben und ebenso wenig ein aus-
schließliches Priesterthum der Braminen. Durch blutige Verfolgungen
wurde der Buddhaismus in Vorderindien ausgerottet, wo er sich nur
auf der Insel Ceylon erhielt; dagegen verbreitete er sich in Hinterindien,
über Tibet, China, in die mongolischen Gebirge und Steppen und gehört
zu den Religionen, welche die zahlreichsten Anhänger haben. Der Budd-
haismus ist aber noch ausgearteter als die Religion der Braminen; er
vergöttert die Natur nicht minder, stempelt selbst Menschen zu Göttern,
indem solche in menschlichen Leibern ihre Wohnungen nehmen sotten und
erzeugt bei dem gemeinen Volke gränzenlose Abgötterei, die bis zum
gemeinsten Fetischdienst herabgesunken ist.
Fremder Eroberer haben sich die Braminenstaaten nie erwehren
können; denn durch die Kasteneintheilung war es unmöglich gemacht,
daß sich die ganze Kraft der Nation entfaltete; war die Kriegerkaste
durch einige verlorene Schlachten verblutet, so war auch jeder bewaffnete
Widerstand gebrochen, weil die untergeordneten Kasten aus religiöser Ver-
pflichtung die Hand nicht an Schwert und Speer legen durften. Indem
die Halbinsel des Ganges durch die himmelhohen Berge des Himalaya
gegen die Einfälle der wilden Hirtenvölker des mittelasiatischen Hoch-
landes geschützt war, die vielgetheilten Stämme Hinterindiens aber keine
Macht vereinigten, welche zu einem erfolgreichen Angriffe stark genug
gewesen wäre; da ferner im Osten des alten Asiens keine seefahrende
Nation sich entwickelt hatte, welche die Küsten angriff und von da aus
in das Innere drang, wie dies in den späteren Jahrhunderten geschah:
.so kamen alle Stürme gegen das Braminenland vom Westen her über das
Gebirge des Hindukusch. Dort im Lande der Fünf Ströme saßen aber
als Vorwache kriegerische Stämme indischer Abkunft, ohne braminische
Verfassung, welche lange Zeit den ersten Stoß fremder Eroberer brachen.
Die Perserherrschast drang unter Darius Hystaspis nicht über die Schwelle
des Landes und erst der große Makedonier trug seine Waffen bis an
den letzten der fünf Ströme und gründete dort eine Statthalterschaft,
aus welcher später ein indisch-griechisches Fürstenthum erwuchs, das
durch religiöse und politische Einrichtungen an seinen griechischen Ur-
sprung erinnerte und der fortdauernden Einwirkung griechischen Elementes
durch die Nachbarschaft des Seleukidenreiches genoß.
Wären die Griechen Alexanders aber selbst in das Braminenland
eingedrungen, so hätten sie in Brama ihren Zeus, in dem Indra ihren
Apollo gefunden, — sie hätten in den Pagoden der Braminen gebetet
und geopfert, gerade wie sie es in den Tempeln am Nil thaten; hier
sahen sie gleich Wunderbares in Tempelbau, Priesterschaft, Götterdienst
und Kasteneinrichtung, wie sie es dort am Ganges gefunden hätten, wenn
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Extrahierte Personennamen: Darius_Hystaspis Darius Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Ceylon Hinterindien Tibet China Indra
34 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
aus Merov gekommen. Das alte Aegypten reichte nämlich am Nil
bis Syene hinauf; dort fing das Land der Aethiopen an, und zwischen
den Hauptstämmen des Nilstromes (Astapus und Astaboras der Alten)
lag Meroe, eine uralte Priesterstadt und Handelsplatz für das innere
Afrika. Hier langten mit ihren Ladungen die Karawanen an, welche
aus Abysstnien und seitwärts über die Oase Ammonium (eine Grün-
dung von Meroe, mit einem berühmten Heiligthum des Ammon, wo
die Karawanen von dem Zuge aus der Wüste rasteten und Wasser und
Lebensmittel fanden) kamen oder vom rothen Meere her über Arum
indische und arabische Erzeugnisse führten. Zahllose Trümmer von
Städten und Tempeln, Pyramiden, Felsengräber, die sich im Nilthale,
auf der Oase und bei Arum finden, geben Zeugniß, daß in diesem Theile
Afrikas vor alter Zeit ein Volk gewaltet hat, von dem heutigen so
weit unterschieden als seine armseligen Hütten von jenen Bauwerken,
welche der Zerstörung seit mehr als einem Zahrtausend trotzen. Bei
den ältesten Dichtern der Griechen galten „die Aethiopen" als die
gerechtesten unter den Menschen, als Lieblinge der Götter; ihre späteren
Geschichtschreiber erzählen uns von einem Kulturstaate, welchen eine
Priesterschaft unter wilden, höhlenbewohnenden Völkern gegründet und
mit Weisheit regiert hatte. Die Priesterschaft hielt die ganze Ordnung
dieses Staates in Händen; sie erwählte auch den König aus ihrer
Mitte, der nichts ohne den Rath des Priesterkollegiums thun durfte;
ja der König mußte sich selbst den Tod geben, wenn ihm das Orakel
durch den Mund der Priester verkündete, daß seine Negierung nicht
mehr wohlgefalle. Aethiopische Könige erscheinen in der ägyptischen
Geschichte als Beherrscher und Beschützer Aegyptens; Herodot nennt
uns Sabakon als vieljährigen Herrn Aegyptens, das er aber räumte,
als ihm ein Traum-Orakel verkündete, er könne nur durch den Mord
aller ägyptischen Priester seine Herrschaft behaupten. Dieser Sabakon
ist wahrscheinlich derselbe König, den die Bibel Thirhaka nennt, vor
dem der Assyrer Senaharib floh, ohne eine Schlacht zu wagen. Nach
ihm verlieren wir jede Kunde von Aegyptens Hinterlande, bis 290 v.
Ehr., als Aegypten griechische Könige hatte, ein König von Meroö mit
dem griechischen Namen Ergamenes auftritt; von diesem heißt es, er
habe von den Griechen „philosophieren" gelernt und die gesammte Priester-
schaft in Meroö ermordet, oder was dasselbe heißt, sich zum unum-
schränkten Herrn aufgeworfen. Nach diesem Philosophen hören wir von
Meroö und Aethiopien nichts mehr, und nur aus dem N. T. erfahren
wir von einer äthiopischen Königin Kandake, deren Kämmerer durch den
Apostel Philippus zum Chriftenthume bekehrt wurde. Merotz verschwindet
aus der Geschichte; die Mohammedaner scheinen den Ruin des Landes
vollendet zu haben, ohne daß sie jedoch den gutartigen Charakter der
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44 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
er als Fremdling Aufnahme fand und durch Reichthum, Gastlichkeit, so
wie durch kriegerische Entschlossenheit bei Fürsten und Stämmen zu hohem
Ansehen gelangte. Dies Land zeigte ihm der Herr als die künftige Hei-
math des Volkes, das von ihm abstammen und von dem aus der Segen
Gottes über alle Völker der Erde ausgehen sollte. Diesen Glauben
übergab Abraham (st- 1817 v. Ehr.) seinem Sohne als ein heiliges
Vermächtniß und dieser den Enkeln und Urenkeln; so bewahrten die
Erzväter die Verheißungen Gottes für das gesunkene Menschengeschlecht
und wurden geistiger Weise die Stammväter eines neuen Menschenge-
schlechtes. Der Urenkel Abrahams (d. h. Vater der Völker), Joseph, wurde
durch wunderbares Schicksal der erste Mann nach dem Pharao im Lande
Aegypten und er berief seinen greisen Vater Jakob und seine Brüder zu
sich und räumte ihnen die Triften Gosens, zwischen dem Nil und der
arabischen Wüste Etham, ein. In Aegypten wuchs die Familie des
Jakob während 215 Jahren zu einem Volke heran, das von dem Hasse
und der Furcht der Aegypter viel zu dulden hatte. Dadurch wurde es
seiner ägyptischen Heimath (Aegypten hat noch jedes Volk durch seine
Natur, seinen „süßen" Nil und die Fruchtbarkeit des Bodens wie durch
einen Zauber gefesselt) entfremdet und für den Ruf des Moses empfäng-
lich, der es auf Gottes Befehl nach Kanaan, seiner hohen Bestimmung
entgegen führen sollte. Wie Gott Männer, welche Er zu großen Dingen
erwählt hat, wunderbar aus Gefahren errettet und den Lauf der Ereig-
nisse zu ihren Gunsten lenkt, so leitete Er auch das auserwählte Volk
durch Meer und Wüste, denn es war Sein Rathschluß, daß durch Israel
die Völker der Erde sollten gerettet werden. Am Berge Sinai, der sich
in seinen Granitfelsen zu 8000 Fuß aus der Wüste erhebt und bis
nach Aegyptens Gränze schaut, gab Er Israel die Zehn Gebote; die Erde
erbebte und die Decke des Himmels flammte in Blitzen, als der Allmäch-
tige sprach, das Bollwerk des Glaubens errichtend, das wie ein himmel-
anstrebendes Gebirge über alle menschlichen Einrichtungen und Satzungen
emporragt und den im Treiben des alltäglichen Lebens, in den dunstigen
Schichten der Erwerb- und Genußsucht befangenen Sinn zum Himmel
emporrichtet. Aber Israel hing doch an Aegypten; die wasserarmen
Wüsten und Steppen erregten seine Sehnsucht nach dem Nillande, Ent-
behrung und Mangel nach den verlassenen Fleischtöpfen; das verdorbene
Volk wurde durch Gottes sichtbares Walten ebenso wenig gründlich
bekehrt, als es sich durch die Strafen, welche die Frechsten hinwegrafften,
zu unwandelbarem Gehorsam und Glauben bewegen ließ. Darum mußte
alles Volk, das noch Aegypten gesehen hatte, bis auf zwei Männer in der
Wüste sterben und durfte die Schwelle des ihm bestimmten Landes nicht
überschreiten. Auch Moses (1457) starb, nachdem er von dem Berge
Nebo in das Land der Verheißung und Erfüllung geschaut.
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Extrahierte Personennamen: Abraham Abrahams Joseph Jakob Gott_Männer
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Gottes Abrahams Gottes Kanaan Israel Israel Israel Gottes
516
Die Zeit von 1815 bis 1857.
länder die ehemals auf den westindischen Inseln und dem tropischen ame-
rikanischen Festlande durch Sklavenarbeit erzielten Produkte in Ostindien
durch sogenannte freie Arbeit, d. h. durch Malaien und Hindu bauen
zu lassen. Haben diese Bestrebungen der Engländer nur annähernd den
Erfolg wie die niederländischen auf Java, so wird Ostindien den euro-
päischen Markt mit Kolonialwaaren füllen und die Konkurrenz Amerikas
zurückdrängen, wo nicht ganz unmöglich machen. Wie weit die Eng-
länder in dieser Richtung vorgegangen sind, ist uns nicht bekannt; wir
hören bloß von der Anlage mehrerer Eisenbahnen und Bewässerungs-
kanäle, von Theepflanzungen u. dgl., während die englischen Baum-
wollefabrikanten ihren ungeheuren Bedarf an Rohmaterial noch immer
zum größten Theil nicht aus Bombay, sondern aus Neworleans beziehen.
Die Bemühungen der englischen Politik, Ostindien zu sichern und Eng-
lands Herrschaft daselbst immer fester zu begründen, beweist z. B. die
vertragswidrige Besetzung eines Theils von Borneo und des benach-
barten Labuan durch James Brooke, einen ehemaligen Beamten der
oftindischen Kompagnie, der sich zum Radscha (Fürsten) von Sarawak
zu machen wußte, nach der Behauptung der Engländer nicht durch die
Gewalt der Waffen, sondern durch die moralische Macht der Civilisation,
obwohl seitdem bekannt worden ist, daß dieser neue Orpheus den wil-
den Dayaks nicht mit Saiten, sondern mit Kanonen aufspielt.
Der Cpiumkrieg mit China (1839—1842).
Wie wenig es der englischen Politik Ernst ist, wenn dieselbe ihre
Lenden mit dem Gürtel der Humanität schnürt und die Bibel in den
Händen andächtig einherwandelt, zeigt der Krieg gegen China am un-
widerleglichsten. Die Chinesen hatten sich in neuester Zeit das Opium-
rauchen und Opiumessen angewöhnt, ein Mittel sich zu berauschen, das
unter allen für Leib und Seele am verderblichsten sein soll. Den un-
geheuren Bedarf an Opium lieferte vorzugsweise das britische Ostindien
in einem jährlichen Werthe von mehreren Millionen Pfd. Sterl., so
daß der Mohnbau die einträglichste Benutzung des Bodens wurde. Die
chinesische Regierung untersagte ihren Unterthanen den Genuß des Opiums
bei Strafe, selbst bei Todesstrafe, und verbot endlich die Opiumeinfuhr
gänzlich, weil sie ihr Volk nicht vergiften lassen wollte, nach der Be-
hauptung der Engländer aber aus keiner andern Ursache, als weil für
das Opium eine Masse Silbers außer Land ging. Sie schmuggelten
nun noch mehr Opium nach Kanton, als sie früher offen eingeführt
hatten, denn der Verbrauch desselben steigerte sich nach dem Verbote be-
trächtlich (einen annähernden Begriff von dieser Einfuhr gibt die That-
sache, daß der kaiserliche Kommissär Lin 20,000 Kisten Opium, die der
englische Bevollmächtigte Kapitän Elliot auslieferte, in das Meer wer-
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Extrahierte Personennamen: Brooke Sarawak Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Ostindien Amerikas Bombay Ostindien Borneo China China Ostindien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
6h Grundlagen.
Schatz und Mittelpunkt ausmacht. Der Donnerer selbst hatte sie anfangs entzündet und aufgehalten wird sein strafender Arm, wenn er beim Nahen seines Gefährtes auf dem Herde das Feuer prasseln hört. Um den Herd erbaut sich das Leben des Hauses, der Familie, des Stammes. Und so ergab sich aus der Bedeutung des Gewitter-gottes als Schützer der Herdflamme eine Fülle von Beziehungen zur sittlichen Welt. Itcarmbarbt ^95 u. ^96.
Da man aber die Seelen der Menschen unter anderen auch als im Blitz (= Feuer) geboren ansah, so lag der Gedanke nahe, daß sie auch nach dem Tode in das Element des Feuers zurückkehrten. Die Seelen der vorfahren wohnten nun als Schutzgeister in dem heiligen Herdfeuer und ihre Bildnisse standen einst wirklich auf dem Herde. . . . Ja wie man täglich und zu besonderen Festzeiten die Götter und Schutzwesen des Herdes zu ehren gewohnt war, läßt sich noch annähernd aus einer merkwürdigen nordischen Sitte entnehmen, der zufolge in Schweden und Norwegen um Lichtmeß, nachdem früh morgens Feuer im Ofen angemacht, die Familie mit dem Gesinde sich vor dem Ofen versammelt, ihre Kniee beugt und etwas Kuchen und Getränke, gleichsam als Opfer für das Feuer, in den Ofen wirft. So war der Gott der Herdflamme der schützende Geist gegen alles Ungemach; er war aber auch zugleich unseren Ahnen der Gott der Heilkraft und der Geburtshilfe.
Pfannenfdjmib, (Emtef. 22 u. 23.
3hnen (den Geistern der abgeschiedenen vorfahren) wurden täglich und zu bestimmten Zeiten Opfer dargebracht. Das geschah von Seiten des Hausvaters, der in feiner Familie zugleich Priester war.
Die Vollbringung dieses Wunders (nämlich durch das Opfer „in geheimnisvollen Rapport mit der Gottheit zu kommen") geschah nun dadurch, daß man (entweder der einzelne oder die ganze Gemeinde oder größere verbände oder der ganze Stamm) ein von der Gottheit gekennzeichnetes und ihr deshalb besonders genehmes Wesen oder einen besonders genehmen Gegenstand (Mensch, Tier, Pflanze, Milch, Käse, Butter, Brot, Wasser, wein, Met, Soma usw.), also etwas ihr Heiliges durch besondere heilige Segensformeln weihete und sich beim Darbringen dieses Opfers auf Grund irgend eines Kontaktes mit ihm (Handauflegen, Genießen des Opferfleisches, Besprengtwerden mit dem Blute der Opfertiere usw.) mittelbar in geheimnisvolle und wunderbare Beziehung zur Gottheit setzte und sie so veranlaßte, die in der Segensformel ausgesprochene Bitte zu erfüllen. 36.
Das Aussprechen des Namens einer Gottheit, so glaubte man, verleihe dem Menschen ein Mittel direkter Kommunikation mit dem
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Mittelalter
92 Die Bedeutung der Entdeckungen.
der Erde. Die Wissenschaften bereicherten sich aber nicht nur durch die Kenntnisse von Land und Leuten sondern auch durch die geistigen Errungenschaften der Fremde, so durch die klassischen Werke einer umfangreichen Sanskrit- und uralten Parsertlitemtur, die in weiterer Folge die vergleichende Sprachwissenschaft ermöglichten, ferner durch den Buddhismus, dessen Einfluß auf unser Geistesleben erst zu wirken beginnt. Auch in Kunst und Industrie hat Europa exotische Anregungen erhalten und fortgebildet. Von asiatischen Völkern lernte es die Gartenkunst, die Bereitung des Porzellans, die Metall-, Lack- und Tauschierarbeiten; auch eine Richtung der modernen Malerei wird aus der japanischen Kunst hergeleitet.
Durch die Einwirkung der Kolonien erhielt das Meer eine ungeahnte Wichtigkeit; bisher wirkte es trennend, nun wurde es verbindend. Schiffahrt und Schiffstechnik bewegten sich in ununterbrochener Steigerung, ackerbauende Reiche wurden zu Handels-staaten, das Geld verdrängte die Naturalwirtschaft, eine Massen-irrdustrie für die Ausfuhr entstand und mit der Industrie wuchs die Möglichkeit der Menschenernährung, wuchs die Zahl der Weißen in gewaltigem Umfange. Das Bedürfnis drängte sie in die Städte, zumal in die Seestädte; diese wurden zu natürlichen Kulturmittelpunkten und das Land verlor seine bisherige Bedeutung zugunsten der Stadt. Der Kolonialbesitz erhob einzelne Staaten auf eine Machtstufe, die sie aus sich selber nie hätten erreichen können, so Spanien, Holland und England, wogegen Frankreich durch seinen überseeischen Besitz mehr an Kraft verlor, als es empfing. Sogar die ganze Lebensführung des Europäers wurde durch die Erzeugnisse der Fremde verwandelt: Amerika lieferte ihm die Kartoffel, den Tabak, den Kakao und den Mais; Asien Gewürze, Reis unfr Tee; Arabien den Kaffee; sie alle strömten im Erdteile der Weißen zusammen und wurden zu unentbehrlichen Genußmitteln. Hinzu kommen noch Baumwolle, Zucker, Gold, Silber, Kupfer, Erdöl, Früchte, Seide, Zier- und andere Pflanzen, Haustiere, wie der Pfau, Fasanen, neue Hühner- und Taubenarten u. a. Es ist dahin gekommen, daß die Rückflut europäischer Erzeugnisse von Nordamerika und Australien den europäischen Markt schwer bedrückt.
Zu den wichtigsten Folgen der Kolonisation gehört die Verbreitung des Europäers über den Erdball. Eine neue Völkerwanderung begann, namentlich suchten die durch religiöse und politische Kämpfe aus der alten Heimat getriebenen Kinder die neu entdeckten Länder auf und verbreiteten so europäische Bildung und Gesittung Über die gesamte Erdoberfläche. Stärkere Rassen widerstanden dem Europäer, so die Inder, Neger und Malaien, schwächere gingen vollständig unter oder siechen ihrem Tod entgegen,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Holland England Frankreich Amerika Asien Nordamerika Australien