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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

3. Geschichte des Mittelalters - S. 253

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Gegenkönige Friedrich von Oesterreich und Ludwig von Bayern. 253 Zeit an Bayern, das durch diesen Besitz eine europäische Macht werden konnte. Ludwig hatte noch mehr Glück; der Graf Wilhelm von Holland, Seeland, Friesland und Utrecht kam 1345 im Kriege gegen die Friesen um ohne Kinder zu hinterlassen; Ludwigs zweite Gemahlin war Wil- helms Schwester; allein die zwei anderen Schwestern wollten auch erben; da erklärte Ludwig, daß jene Reichslehen nicht auf Weiber erben, zog sie als König zu seinen Händen ein und verlieh sie seinem Sohne Wil- helm (1346). Die bayerischen und pfälzischen Wittelsbacher. Er stellte auch den Frieden des wittelsbachischen Hauses wieder her (1329); die Pfalz war bereits 1225 an Herzog Otto Ii. von Bayern gekommen, so daß sich zwei wittelsbachische Hauptlinien, eine bayerische und eine pfälzische, bildeten; die Erbitterung der beiden Linien war so groß gewesen, daß Ludwigs Bruder, der Pfalzgraf Rudolf am Rheine, in dem Kronstreite auf Seite des Habsburgers getreten war; die rudol- fische Linie erhielt durch den Vertrag von Pavia die Rheinpfalz und den größten Theil von der Mark des Nordgaues, die von jetzt an Oberpfalz heißt. Stellung dcs Papstcs. Bonifacius Viii. (1294-1303). Während dem Bayer so in Deutschland vieles gelang, war er mit dem Papste in einen Streit verwickelt, der Deutschland und Italien zer- rüttete. Das Papstthum war kaum ein Jahrhundert nach Innocenz Iv., dem Besieger Friedrichs Ii., in eine gänzlich veränderte Stellung ge- kommen und zwar durch die Franzosen. König Philipp der Schöne (1285—1314) ging rüstig auf dem Wege fort, den seit Ludwig Iv. alle seine Vorgänger, eingeschlagen hatten: er erweiterte die Königsmacht, demüthigte die Großen, begünstigte die Städte. Er war aber mit Eduard I. von England in Kampf gerathen, denn damals war noch ein schöner Theil Frankreichs englisch; beide Könige schloßen Bündnisse mit den Deutschen und suchten ihrem Gegner Feinde in seiner Nähe oder unter seinen großen Vasallen zu erwecken; so stiftete Frankreich Schott- land auf, England dagegen Flandern und die Bretagne. Papst Bonifacius Viii. (1294—1303) wollte den Streit vermitteln, indem er im Geiste Gregors Vii. (dem er an hohem Ernste und Eifer für die Ordnung der Kirche gleich war) die päpstliche Autorität den weltlichen Fürsten gegenüber geltend machte und ihre Waffen gegen die Türken zu richten sich bemühte. Seine Mahnungen fruchteten nichts;

4. Geschichte des Mittelalters - S. 168

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Krieg gegen die lombardischen Städte (1155). Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein- rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge- zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi- schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho- heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent- faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch- tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be- wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber- muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai- land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai- serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157). Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 161

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
161 Ludwigs Xiv. glückliche Kriege. Ludwigs Xiv. glückliche Kriege. Der junge König bewies seinen Beruf zur Herrschaft dadurch, daß er unter seinen Dienern die brauchbarsten für jedes Geschäft auswählte. Der Finanzminister Kolbert (1661 — 1683) verwaltete sein Amt so vortrefflich, daß er ohne großen Steuerzwang die ungeheuren Summen für den Krieg, zur Bestechung der fremden Minister und für die Pracht des Hofes aufbrachte, und doch gleichzeitig der Industrie und dem Han- del Frankreichs einen Aufschwung gab, daß es auch hierin in die Vor- derreihe der Nationen trat. Der Kriegsminister Louvois organisierte das Heerwesen und schuf dem Könige stehende, gut ausgerüstete und schlagfertige Armeen, was die anderen Staaten nachahmen mußten; aber Frankreich hatte den Vortheil, welchen derjenige immer hat, der eine passende Einrichtung zuerst trifft. Die Marschälle Konde, Turenne und Luxemburg vervollkommneten die Taktik Gustav Adolfs und ga- den der französischen Kriegskunst eine lang dauernde Ueberlegenheit; Vau bau aber war der Meister in der Kunst Plätze zu befestigen und befestigte zu belagern. Mazarin hatte die französischen Kriegsschiffe in den Häfen verfaulen lassen, unter Ludwig erschienen Flotten von zahl- reichen Linienschiffen in allen Meeren, und Admirale wie Du Quesne, Tourville und Bart kämpften mit den Engländern und Holländern um die Herrschaft der Meere. Mazarin wollte, als Ferdinand Ili. den 23. Mai 1657 starb, sei- nen jugendlichen Herrscher zum Kaiser erheben lassen, damit er mit dem Titel des ersten Herrn der Christenheit die Ansprüche desselben erneuern könnte. Mit 110,000 Thalern und 40,000 Thalern jährlicher Pension erkaufte er Kurpfalz; auch Köln, Mainz und Bayern waren auf der Seite der Franzosen, aber die anderen Kurfürsten waren gegen eine solche Wahl, die nothwendig zu einem Kriege zwischen Frankreich und Habsburg geführt hätte. Nur damit Habsburg die Kaiserwürde nicht erhalte, bot Mazarin dem Kurfürsten von Bayern 4 Millionen Thaler an, wenn er sich selbst zum Kaiser wählen lasse, was Bayern jedoch zu niederträchtig fand, und so wurde den 18. Juli 1658 Leopold I. ge- wählt. Wie aber der französische Einfluß überall herrschte und wie es im heiligen römischen Reich aussah, beweist Artikel 13 der Wahlkapitu- .lation; dieser schreibt nämlich dem Kaiser vor: ohne den Willen der Für- sten keinen Krieg anzufangen; keinen Feind der Krone Frankreich zu un- terstützen; in den Ländern der Kurfürsten keine Festung zu bauen und alte nicht wieder herzustcllen; kein Hilfsheer nach Burgund oder Italien zu schicken, dagegen darf die Krone Frankreich deutschen Reichsständen Hilfe leisten, welche sie darum augeheu. Im gleichen Jahre noch wurde ein rheinischer Bund zwischen den drei geistlichen Kurfürsten, dem Bischof von Münster, dem König von Schweden als Herzog von Bre- Bumüller, Neue Zeit. a a

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 255

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ludwig Xv. 355 nung des Bankkredits nochwendig zum Bankbruche führen müsse, so- bald das Bedürfniß nach Metallgeld wieder fühlbar werde, hatten in aller Stille zur rechten Zeit ihre Banknoten und Aktien versilbert, die Unerfahreneren aber überraschte die Gefahr und verschlang ihr Ver- mögen; viele tausend Familien wurden auf diese Weise arm, und Handel und Gewerbe litten mehr durch diesen Ausgang der Bank, als sie wäh- rend der Zeit ihres Kredits gewonnen hatten. Eine ähnliche Erfahrung hat die nordamerikanische Republik vor nicht zwei Jahrzehnten durch die maßlose Ausdehnung des Kredites ihrer Privatbanken gemacht; auch diese gaben fünf- und zehnmal mehr Noten aus, als ihr Baarfond betrug, und erzeugten dadurch einen Ueberfluß an Kapitalien, der den Handel, Kanal- und Eisenbahnenbau und die Privatspekulationen un- glaublich hob; als aber das Papier wieder Silber werden sollte, erfolgte ein allgemeiner Bruch der Banken, der auch manches Vermögen in Eu- ropa ruinierte. Ludwig Xv. (1723-1774). Der Prinzregent wurde seines Amtes satt und ließ Ludwig Xv. bereits 1723 krönen. Dieser hatte aber wo möglich noch weniger Lust am Regieren, obwohl es ihm an Verstand durchaus nicht fehlte. Im Verlaufe der Geschichte haben wir Frankreich unter Ludwig Xv. im polnischen Erbfolgekriege 1733 auftreten sehen; 1740 bekriegte es Maria Theresia, und erwarb der Marschall von Sachsen in den Niederlanden großen Kriegsruhm, aber für Frankreich keinen Gewinn im Frieden; im siebenjährigen Kriege dagegen verloren die Franzosen ihre Waffenebre und häuften ihre Staatsschulden; auch im Seekriege hatte es an Eng- land verloren, obwohl die französischen Admirale rühmlicher fochten als die Befehlshaber der Landheere. An allen diesen Begebenheiten nahm Ludwig Xv. fast keinen Antheil; zu seinen königlichen Entschlüssen, die über Krieg und Frieden, über Recht und Gesetz, über das Wohl und Wehe von Millionen entschieden, wurde er durch Günstlinge oder durch Mätressen bestimmt. Denn Ludwig lebte wie der verdorbenste Mero- winger nur der Wollust, der Jagd und eitlem Treiben zur Abwehr der Langweile; er druckte z. B. Bücher, kochte, ließ sich Schandgeschichten erzählen u. s. w. Er führte Frankreich vollends zum Abgrund der Re- volution durch Sittenlosigkeit und den finanziellen Ruin des Landes. In seinen letzten Zeiten sagte der lasterhafte Greis manchmal: „nun, ich komme schon noch durch, ich alter Mann, aber mein Enkel mag sich in Acht nehmen." Er starb den 10. Mai 1774 an den Kinderblattern, mit denen ihn ein Opfer seiner Wollust angesteckt hatte; Paris feierte sein Begräbniß durch Pasquille und Spottlieder.

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 368

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
368 Zeitalter der Revolution. Toulon gesteckt, denn Napoleon behandelte sie gleich den gefangenen Guerillas in Spanien als „Räuber"; im Jahre 1814 kehrten von den 600 nur 120 zurück; die andern waren den Leiden der Gefangenschaft unterlegen. Glücklicher war der Herzog Wilhelm von Braun schweig, der Sohn des unglücklichen Ferdinand. Er hatte eine Schaar von 2000 Freiwilligen geworben, welche Todtenköpfe auf ihren Helmen trugen; mit diesen trat er in österreichische Dienste um seinen Vater zu rächen. Nach der Schlacht bei Wagram anerkannte er den Waffenstillstand von Znaym nicht und schlug sich aus Sachsen über Zwickau, Leipzig, Halle, Eisleben, Halberstadt, Braunschweig, Hannover, Nienburg nach Els- fleth durch, wo er sich nach England einschiffte. Dieser mächtige Staat unterstützte Oesterreich nur mit Geld, das zudem theilweise erst nach dem Kriege eintraf, und durch eine gewaltige Erpedition gegen Holland, die aber erst Ende Julis angriff, sich der Insel Walchcrn bemächtigte, die Einschmuggelung einer ungeheuren Waarenmasse nach Holland deckte und im September wieder abzog; hätten die Engländer 40,000 Mann in Norddeutschland gelandet, dann hätte Erzherzog Karl keine unverhält- nißmäßige Uebermacht gegen sich gehabt und Napoleon hätte den Sieg wahrscheinlich um den gleichen Preis wie einst König Pyrrhus erkauft. Vierundzwanzigstes Kapitel. Dapolcon vernichtet den Kirchenstaat, errichtet das Großkerzogtsium Frankfurt, ver- einigt Holland mit Frankreich. Die Mündungen der Schelde, Maas, des Rheins, der Cms, Weser, Ctbc, Vdcr und Weichsel französisch. Napoleon schaltete in Europa fortwährend nach Belieben und zer- trat, was ihm mißfiel, gerade wie vor ihm die republikanischen Gewalt- haber gethan hatten. Dem Papste nahm er den Kirchenstaat mit den Allmachtsworten: (17. Mai 1809) „der Papst hat aufgehört ein weltlicher Regent zu sein". Rom wurde als zweite Stadt des Reiches erklärt, dem Papste ein an- sehnlicher Gehalt angeboten und die Wahl zwischen Paris und Rom als Aufenthaltsort gelassen. Pius Vh. verwarf aber alle Anträge des Drängers, der gegen seine Vorstellungen und Bitten taub gewesen war, und sprach im Juni 1809 den Bann gegen Napoleon aus, sowie gegen alle, welche seine ungerechten Befehle vollzögen, und die, welche die Bekanntmachung des Bannes hindern würden. Deß spottete aber Na- poleon, ließ den Greis im Quirinal verhaften und nach Valence, später nach Savona bringen; seine Werkzeuge mißhandelten das Oberhaupt

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 189

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das Jahrhundert Ludwigs Xiv. 189 Indessen war Ludwig dennoch kein verächtlicher Despot, der einzig für Pracht, Verschwendung und Wollust Sinn hatte. Er that durch seinen Minister Kolbert viel für Gewerbe und Handel, wenn auch zu- nächst nur in der Absicht, dadurch für sich selbst eine Goldgrube zu öffnen. Die französischen Uhrenmacher, Goldarbeiter, Seidenweber, Hutmacher u. s. w. waren wohl die ausgezeichnetsten in ganz Europa, und der König ermunterte und beschützte ihre Betriebsamkeit. So schützte er auch den französischen Seehandel; unter ihm bildete sich eine ost- und west- indische Handelsgesellschaft, und einige Zeit überflügelten die Franzosen die Engländer und Holländer auf dem Meere; erst der Sieg von La Hogue stellte das Uebergewicht der letzteren wieder her; der Gewerbsam- keit aber that Ludwig selbst durch die Aufhebung des Edikts von Nantes großen Abbruch. Ludwig unterstützte auch Kunst und Wissenschaft mit königlicher Freigebigkeit, und brachte der französischen Literatur ihr goldenes Zeit- alter. Unter ihm dichteten Korneille, Racine, Moliere, Lafon- taine, Boileau; es blühten Bossuet, Fenelon, Paskal. Der König hob die Pariser Akademie, baute eine Sternwarte, welcher der große Kassini Vorstand, und die Franzosen nahmen mit den Engländern ohne Frage den ersten Rang in wissenschaftlichen Leistungen ein. Darum ist auch Ludwig Xiv. bei den Franzosen noch immer ein geehrter Name; er machte Frankreich durch seine Eroberungen nicht nur zum mächtigsten Reiche, sondern auch die französische Kultur zur vorherrschenden in Europa, die französische Sprache aber zur europäischen Hauptsprache, zur Sprache der Vornehmen und Gebildeten. Am wenigsten Nutzen hatte Deutschland von diesem Ueberwuchern des Franzosenthums über seine Gränzen; dies hat unserm Vaterlande unendlich mehr geschadet als die Siege, Mordbrennereien und Erobe- rungen eines Turenne, Luxemburg und Villars, denn es verdarb die höheren Stände, von denen die Ansteckung in die unteren, noch kern- deutschen Volksklassen drang. In Deutschland äffte man nämlich den Franzosen alles nach; da sprach man an den Höfen nur französisch, und wer noch deutsch sprechen wollte oder mußte, untermengte wenigstens möglichst viele französische, lateinische und etwa auch italienische Aus- drücke, so daß unsere edle Muttersprache zu dem abgeschmacktesten Misch- masch wurde, das se auf Gottes Erdboden geredet oder geschrieben worden ist. Die Deutschen machten sich dadurch vor der ganzen Welt verächtlich, und Italiener und Franzosen verspotteten sie wetteifernd als Dummköpfe. Und wenn es nur bei der Dummheit der Nachäfferei geblieben wäre, aber leider wurde auch die französische Sittenlost'gkeit zum guten Tone. Nur wenige deutsche Fürsten, namentlich Haus Habsburg, mach- ten eine Ausnahme; die meisten lebten in allen Lüsten und verschleuder-

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 217

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Prätendent. 217 und Schwaben geschlagen, und als Mar Joseph von Bayern den Füße- ner Frieden schloß, gab Frankreich den Krieg am Oberrhein auf, setzte ihn aber in Italien, wo die Oesterreicher unter dem Fürsten Lichten- stein bei Piacenza und Rottofredo (Sommer 1746) siegten und bis in die Provence vordrangen, und mit allem Nachdrucke in den Nie- derlanden fort. Hier befehligte die Franzosen der Marschall Moriz von Sachsen, ein natürlicher Sohn des starken Kurfürsten August, seinem Vater an Sittenlosigkeit und Körperkraft ähnlich, aber zugleich ein ausgezeichneter Feldherr. Er siegte den 12. Mai 1745 bei Fon- tenoi, 11. Oktober 1746 bei Raukour und den 12. Juli des folgen- den Jahres bei Law selben; in Folge dieser Siege eroberte er bis auf Luxemburg und Limburg die ganzen österreichischen Niederlande und be- drohte Holland. Dieses war wie bei dem Angriffe Ludwigs Xiv. in die aristokratische und oranische Partei gespalten; die aristokratische hatte viele Jahre die Gewalt in Händen gehabt; sie ließ die Statthalterwürde unbesetzt, dabei aber das Kriegswesen verkommen und die Barrieren- plätze zerfallen. Als nun der Krieg unglücklich verlief und die Fran- zosen wieder das Land bedrohten, so erhob sich das Volk gegen die Aristokratie und rief den Prinzen Wilhelm von Nassau-Oranien zum Generalkapitän und erblichen Statthalter aus, wodurch Holland dem Wesen nach eine Monarchie wurde (1747). Da alle Mächte er- schöpft waren und Rußland eine Armee an den Rhein zur Unterstützung Oesterreichs abschickte, kam der Aachener Friede (Oktober 1748) zu Stande. In diesem gab Frankreich alle Eroberungen heraus, aber auch die Engländer die ihrigen; Maria Theresia trat an den spanischen Prin- zen Philipp Parma, Piacenza und Guastalla ab mit dem Vorbehalte des Rückfalls, wenn diese Bourbonenlinie erlösche. Maria Theresias Gemahl Franz I. wurde nun allgemein als Kaiser anerkannt, aber die ebenso geistreiche als tugendhafte Frau führte eigentlich die Zügel der Regierung, während Franz die kaiserliche Hofhaltung ordnete und große Geldgeschäfte mit vielem Glücke leitete; übrigens unterstützte er auch Künste und Wissenschaften und war wegen seiner Freundlichkeit bei dem Volke sehr beliebt. Der Prätendent (1745 und 46). Das englische Heer unter dem Herzog von Kumberland hatte bald nach der Schlacht von Fontenoi den niederländischen Kriegsschauplatz verlassen; denn von Frankreich aus drohte der hannöverischen Dynastie eine Gefahr, die kaum möglich geschienen hatte. Königin Anna (1702 bis 1714), Tochter Jakobs Il, unter welcher 1707 die Union zwischen England und Schottland bewerkstelligt wurde, hätte zwar die Thron- folge gerne ihrem verbannten Bruder Jakob Eduard zugewandt, allein
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