152 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden
das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei-
willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem-
ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche
ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen
von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften
ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un-
ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich
durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer
Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai-
land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo-
logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo,
Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit-
baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so
hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach-
ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör-
lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett-
eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und
dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll-
ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai-
ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein
Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie
aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer-
störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart
nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr
Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und
strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel-
lungen bereiteten.
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her-
zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi-
schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im
Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere
und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade
ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im
November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem
Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische
Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach-
folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge-
hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun-
gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bea- Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103
an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch
über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten
Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen
Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats-
schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und
konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft
wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla-
ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa-
ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er-
erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war.
Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders
durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß-
wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht
glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei
habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der
Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand
mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien,
Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in
den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi-
schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In-
dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und
Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die
besten Zuflüsse gaben.
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be-
mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein
ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol-
len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in
Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen
haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes
und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos-
lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu
Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der
eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge-
danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten
Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle
heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte
bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal-
tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst
in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des
Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem
Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Gregor_Ii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Konstantinopel Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
Die Gegenkönige Friedrich von Oesterreich und Ludwig von Bayern. 253
Zeit an Bayern, das durch diesen Besitz eine europäische Macht werden
konnte.
Ludwig hatte noch mehr Glück; der Graf Wilhelm von Holland,
Seeland, Friesland und Utrecht kam 1345 im Kriege gegen die Friesen
um ohne Kinder zu hinterlassen; Ludwigs zweite Gemahlin war Wil-
helms Schwester; allein die zwei anderen Schwestern wollten auch erben;
da erklärte Ludwig, daß jene Reichslehen nicht auf Weiber erben, zog
sie als König zu seinen Händen ein und verlieh sie seinem Sohne Wil-
helm (1346).
Die bayerischen und pfälzischen Wittelsbacher.
Er stellte auch den Frieden des wittelsbachischen Hauses wieder her
(1329); die Pfalz war bereits 1225 an Herzog Otto Ii. von Bayern
gekommen, so daß sich zwei wittelsbachische Hauptlinien, eine bayerische
und eine pfälzische, bildeten; die Erbitterung der beiden Linien war so
groß gewesen, daß Ludwigs Bruder, der Pfalzgraf Rudolf am Rheine,
in dem Kronstreite auf Seite des Habsburgers getreten war; die rudol-
fische Linie erhielt durch den Vertrag von Pavia die Rheinpfalz und
den größten Theil von der Mark des Nordgaues, die von jetzt an
Oberpfalz heißt.
Stellung dcs Papstcs.
Bonifacius Viii. (1294-1303).
Während dem Bayer so in Deutschland vieles gelang, war er mit
dem Papste in einen Streit verwickelt, der Deutschland und Italien zer-
rüttete. Das Papstthum war kaum ein Jahrhundert nach Innocenz Iv.,
dem Besieger Friedrichs Ii., in eine gänzlich veränderte Stellung ge-
kommen und zwar durch die Franzosen. König Philipp der Schöne
(1285—1314) ging rüstig auf dem Wege fort, den seit Ludwig Iv.
alle seine Vorgänger, eingeschlagen hatten: er erweiterte die Königsmacht,
demüthigte die Großen, begünstigte die Städte. Er war aber mit
Eduard I. von England in Kampf gerathen, denn damals war noch ein
schöner Theil Frankreichs englisch; beide Könige schloßen Bündnisse mit
den Deutschen und suchten ihrem Gegner Feinde in seiner Nähe oder
unter seinen großen Vasallen zu erwecken; so stiftete Frankreich Schott-
land auf, England dagegen Flandern und die Bretagne.
Papst Bonifacius Viii. (1294—1303) wollte den Streit vermitteln,
indem er im Geiste Gregors Vii. (dem er an hohem Ernste und Eifer
für die Ordnung der Kirche gleich war) die päpstliche Autorität den
weltlichen Fürsten gegenüber geltend machte und ihre Waffen gegen die
Türken zu richten sich bemühte. Seine Mahnungen fruchteten nichts;
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Ludwig_von_Bayern Ludwig Ludwig Ludwig Wilhelm Ludwigs Ludwig Ludwig Otto Ludwigs_Bruder Ludwigs Rudolf Rudolf Bonifacius Innocenz_Iv. Innocenz_Iv. Friedrichs Philipp Philipp Ludwig_Iv Ludwig Eduard_I._von_England Eduard_I. Bonifacius Gregors
Extrahierte Ortsnamen: Holland Seeland Friesland Utrecht Bayern Rheine Pavia Rheinpfalz Oberpfalz Deutschland Deutschland Italien Friedrichs Frankreich_Schott- England Bretagne Gregors
168
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Krieg gegen die lombardischen Städte (1155).
Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien
Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger
Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein-
rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden
Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend
zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte
wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten
die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden
zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden,
behaupteten die Lombarden das Uebergewicht.
Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge-
zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders
hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi-
schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho-
heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben,
so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren
Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel,
der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent-
faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch-
tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona,
Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere
waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be-
wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit,
wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz
bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia,
als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und
reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren
Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber-
muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai-
land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er
zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai-
serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi.
Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil
sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die
Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden
für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten.
Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157).
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karls Friedrich Friedrich Friedrich_Bea- Friedrich
161
Ludwigs Xiv. glückliche Kriege.
Ludwigs Xiv. glückliche Kriege.
Der junge König bewies seinen Beruf zur Herrschaft dadurch, daß
er unter seinen Dienern die brauchbarsten für jedes Geschäft auswählte.
Der Finanzminister Kolbert (1661 — 1683) verwaltete sein Amt so
vortrefflich, daß er ohne großen Steuerzwang die ungeheuren Summen
für den Krieg, zur Bestechung der fremden Minister und für die Pracht
des Hofes aufbrachte, und doch gleichzeitig der Industrie und dem Han-
del Frankreichs einen Aufschwung gab, daß es auch hierin in die Vor-
derreihe der Nationen trat. Der Kriegsminister Louvois organisierte
das Heerwesen und schuf dem Könige stehende, gut ausgerüstete und
schlagfertige Armeen, was die anderen Staaten nachahmen mußten; aber
Frankreich hatte den Vortheil, welchen derjenige immer hat, der eine
passende Einrichtung zuerst trifft. Die Marschälle Konde, Turenne
und Luxemburg vervollkommneten die Taktik Gustav Adolfs und ga-
den der französischen Kriegskunst eine lang dauernde Ueberlegenheit;
Vau bau aber war der Meister in der Kunst Plätze zu befestigen und
befestigte zu belagern. Mazarin hatte die französischen Kriegsschiffe in
den Häfen verfaulen lassen, unter Ludwig erschienen Flotten von zahl-
reichen Linienschiffen in allen Meeren, und Admirale wie Du Quesne,
Tourville und Bart kämpften mit den Engländern und Holländern
um die Herrschaft der Meere.
Mazarin wollte, als Ferdinand Ili. den 23. Mai 1657 starb, sei-
nen jugendlichen Herrscher zum Kaiser erheben lassen, damit er mit dem
Titel des ersten Herrn der Christenheit die Ansprüche desselben erneuern
könnte. Mit 110,000 Thalern und 40,000 Thalern jährlicher Pension
erkaufte er Kurpfalz; auch Köln, Mainz und Bayern waren auf
der Seite der Franzosen, aber die anderen Kurfürsten waren gegen eine
solche Wahl, die nothwendig zu einem Kriege zwischen Frankreich und
Habsburg geführt hätte. Nur damit Habsburg die Kaiserwürde nicht
erhalte, bot Mazarin dem Kurfürsten von Bayern 4 Millionen Thaler
an, wenn er sich selbst zum Kaiser wählen lasse, was Bayern jedoch zu
niederträchtig fand, und so wurde den 18. Juli 1658 Leopold I. ge-
wählt. Wie aber der französische Einfluß überall herrschte und wie es
im heiligen römischen Reich aussah, beweist Artikel 13 der Wahlkapitu-
.lation; dieser schreibt nämlich dem Kaiser vor: ohne den Willen der Für-
sten keinen Krieg anzufangen; keinen Feind der Krone Frankreich zu un-
terstützen; in den Ländern der Kurfürsten keine Festung zu bauen und
alte nicht wieder herzustcllen; kein Hilfsheer nach Burgund oder Italien
zu schicken, dagegen darf die Krone Frankreich deutschen Reichsständen
Hilfe leisten, welche sie darum augeheu. Im gleichen Jahre noch wurde
ein rheinischer Bund zwischen den drei geistlichen Kurfürsten, dem
Bischof von Münster, dem König von Schweden als Herzog von Bre-
Bumüller, Neue Zeit. a a
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs Louvois Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Ludwig Ludwig Ferdinand_Ili Ferdinand Leopold_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xiv Frankreichs Frankreich Luxemburg Mainz Frankreich Habsburg Bayern Frankreich Burgund Italien Frankreich Schweden
Ludwig Xv.
355
nung des Bankkredits nochwendig zum Bankbruche führen müsse, so-
bald das Bedürfniß nach Metallgeld wieder fühlbar werde, hatten in
aller Stille zur rechten Zeit ihre Banknoten und Aktien versilbert, die
Unerfahreneren aber überraschte die Gefahr und verschlang ihr Ver-
mögen; viele tausend Familien wurden auf diese Weise arm, und Handel
und Gewerbe litten mehr durch diesen Ausgang der Bank, als sie wäh-
rend der Zeit ihres Kredits gewonnen hatten. Eine ähnliche Erfahrung
hat die nordamerikanische Republik vor nicht zwei Jahrzehnten durch die
maßlose Ausdehnung des Kredites ihrer Privatbanken gemacht; auch
diese gaben fünf- und zehnmal mehr Noten aus, als ihr Baarfond
betrug, und erzeugten dadurch einen Ueberfluß an Kapitalien, der den
Handel, Kanal- und Eisenbahnenbau und die Privatspekulationen un-
glaublich hob; als aber das Papier wieder Silber werden sollte, erfolgte
ein allgemeiner Bruch der Banken, der auch manches Vermögen in Eu-
ropa ruinierte.
Ludwig Xv. (1723-1774).
Der Prinzregent wurde seines Amtes satt und ließ Ludwig Xv.
bereits 1723 krönen. Dieser hatte aber wo möglich noch weniger Lust
am Regieren, obwohl es ihm an Verstand durchaus nicht fehlte. Im
Verlaufe der Geschichte haben wir Frankreich unter Ludwig Xv. im
polnischen Erbfolgekriege 1733 auftreten sehen; 1740 bekriegte es Maria
Theresia, und erwarb der Marschall von Sachsen in den Niederlanden
großen Kriegsruhm, aber für Frankreich keinen Gewinn im Frieden; im
siebenjährigen Kriege dagegen verloren die Franzosen ihre Waffenebre
und häuften ihre Staatsschulden; auch im Seekriege hatte es an Eng-
land verloren, obwohl die französischen Admirale rühmlicher fochten als
die Befehlshaber der Landheere. An allen diesen Begebenheiten nahm
Ludwig Xv. fast keinen Antheil; zu seinen königlichen Entschlüssen, die
über Krieg und Frieden, über Recht und Gesetz, über das Wohl und
Wehe von Millionen entschieden, wurde er durch Günstlinge oder durch
Mätressen bestimmt. Denn Ludwig lebte wie der verdorbenste Mero-
winger nur der Wollust, der Jagd und eitlem Treiben zur Abwehr der
Langweile; er druckte z. B. Bücher, kochte, ließ sich Schandgeschichten
erzählen u. s. w. Er führte Frankreich vollends zum Abgrund der Re-
volution durch Sittenlosigkeit und den finanziellen Ruin des Landes.
In seinen letzten Zeiten sagte der lasterhafte Greis manchmal: „nun,
ich komme schon noch durch, ich alter Mann, aber mein Enkel mag sich
in Acht nehmen." Er starb den 10. Mai 1774 an den Kinderblattern,
mit denen ihn ein Opfer seiner Wollust angesteckt hatte; Paris feierte
sein Begräbniß durch Pasquille und Spottlieder.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Maria
Theresia Maria Theresia Ludwig_Xv. Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Sachsen Niederlanden Frankreich Frankreich Paris
368
Zeitalter der Revolution.
Toulon gesteckt, denn Napoleon behandelte sie gleich den gefangenen
Guerillas in Spanien als „Räuber"; im Jahre 1814 kehrten von den
600 nur 120 zurück; die andern waren den Leiden der Gefangenschaft
unterlegen.
Glücklicher war der Herzog Wilhelm von Braun schweig, der
Sohn des unglücklichen Ferdinand. Er hatte eine Schaar von 2000
Freiwilligen geworben, welche Todtenköpfe auf ihren Helmen trugen;
mit diesen trat er in österreichische Dienste um seinen Vater zu rächen.
Nach der Schlacht bei Wagram anerkannte er den Waffenstillstand von
Znaym nicht und schlug sich aus Sachsen über Zwickau, Leipzig, Halle,
Eisleben, Halberstadt, Braunschweig, Hannover, Nienburg nach Els-
fleth durch, wo er sich nach England einschiffte. Dieser mächtige Staat
unterstützte Oesterreich nur mit Geld, das zudem theilweise erst nach dem
Kriege eintraf, und durch eine gewaltige Erpedition gegen Holland, die
aber erst Ende Julis angriff, sich der Insel Walchcrn bemächtigte, die
Einschmuggelung einer ungeheuren Waarenmasse nach Holland deckte und
im September wieder abzog; hätten die Engländer 40,000 Mann in
Norddeutschland gelandet, dann hätte Erzherzog Karl keine unverhält-
nißmäßige Uebermacht gegen sich gehabt und Napoleon hätte den Sieg
wahrscheinlich um den gleichen Preis wie einst König Pyrrhus erkauft.
Vierundzwanzigstes Kapitel.
Dapolcon vernichtet den Kirchenstaat, errichtet das Großkerzogtsium Frankfurt, ver-
einigt Holland mit Frankreich. Die Mündungen der Schelde, Maas, des Rheins,
der Cms, Weser, Ctbc, Vdcr und Weichsel französisch.
Napoleon schaltete in Europa fortwährend nach Belieben und zer-
trat, was ihm mißfiel, gerade wie vor ihm die republikanischen Gewalt-
haber gethan hatten.
Dem Papste nahm er den Kirchenstaat mit den Allmachtsworten:
(17. Mai 1809) „der Papst hat aufgehört ein weltlicher Regent zu sein".
Rom wurde als zweite Stadt des Reiches erklärt, dem Papste ein an-
sehnlicher Gehalt angeboten und die Wahl zwischen Paris und Rom
als Aufenthaltsort gelassen. Pius Vh. verwarf aber alle Anträge des
Drängers, der gegen seine Vorstellungen und Bitten taub gewesen war,
und sprach im Juni 1809 den Bann gegen Napoleon aus, sowie gegen
alle, welche seine ungerechten Befehle vollzögen, und die, welche die
Bekanntmachung des Bannes hindern würden. Deß spottete aber Na-
poleon, ließ den Greis im Quirinal verhaften und nach Valence, später
nach Savona bringen; seine Werkzeuge mißhandelten das Oberhaupt
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Wilhelm Ferdinand Karl Karl Napoleon Maas Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Toulon Spanien Sachsen Zwickau Leipzig Eisleben Halberstadt Braunschweig Hannover Nienburg Els- England Oesterreich Holland Holland Norddeutschland Frankfurt Holland Frankreich Rheins Europa Paris Rom Valence Savona
Das Jahrhundert Ludwigs Xiv.
189
Indessen war Ludwig dennoch kein verächtlicher Despot, der einzig
für Pracht, Verschwendung und Wollust Sinn hatte. Er that durch
seinen Minister Kolbert viel für Gewerbe und Handel, wenn auch zu-
nächst nur in der Absicht, dadurch für sich selbst eine Goldgrube zu öffnen.
Die französischen Uhrenmacher, Goldarbeiter, Seidenweber, Hutmacher
u. s. w. waren wohl die ausgezeichnetsten in ganz Europa, und der
König ermunterte und beschützte ihre Betriebsamkeit. So schützte er auch
den französischen Seehandel; unter ihm bildete sich eine ost- und west-
indische Handelsgesellschaft, und einige Zeit überflügelten die Franzosen
die Engländer und Holländer auf dem Meere; erst der Sieg von La
Hogue stellte das Uebergewicht der letzteren wieder her; der Gewerbsam-
keit aber that Ludwig selbst durch die Aufhebung des Edikts von Nantes
großen Abbruch.
Ludwig unterstützte auch Kunst und Wissenschaft mit königlicher
Freigebigkeit, und brachte der französischen Literatur ihr goldenes Zeit-
alter. Unter ihm dichteten Korneille, Racine, Moliere, Lafon-
taine, Boileau; es blühten Bossuet, Fenelon, Paskal. Der
König hob die Pariser Akademie, baute eine Sternwarte, welcher der
große Kassini Vorstand, und die Franzosen nahmen mit den Engländern
ohne Frage den ersten Rang in wissenschaftlichen Leistungen ein. Darum
ist auch Ludwig Xiv. bei den Franzosen noch immer ein geehrter Name;
er machte Frankreich durch seine Eroberungen nicht nur zum mächtigsten
Reiche, sondern auch die französische Kultur zur vorherrschenden in
Europa, die französische Sprache aber zur europäischen Hauptsprache,
zur Sprache der Vornehmen und Gebildeten.
Am wenigsten Nutzen hatte Deutschland von diesem Ueberwuchern
des Franzosenthums über seine Gränzen; dies hat unserm Vaterlande
unendlich mehr geschadet als die Siege, Mordbrennereien und Erobe-
rungen eines Turenne, Luxemburg und Villars, denn es verdarb die
höheren Stände, von denen die Ansteckung in die unteren, noch kern-
deutschen Volksklassen drang. In Deutschland äffte man nämlich den
Franzosen alles nach; da sprach man an den Höfen nur französisch, und
wer noch deutsch sprechen wollte oder mußte, untermengte wenigstens
möglichst viele französische, lateinische und etwa auch italienische Aus-
drücke, so daß unsere edle Muttersprache zu dem abgeschmacktesten Misch-
masch wurde, das se auf Gottes Erdboden geredet oder geschrieben worden
ist. Die Deutschen machten sich dadurch vor der ganzen Welt verächtlich,
und Italiener und Franzosen verspotteten sie wetteifernd als Dummköpfe.
Und wenn es nur bei der Dummheit der Nachäfferei geblieben
wäre, aber leider wurde auch die französische Sittenlost'gkeit zum guten
Tone. Nur wenige deutsche Fürsten, namentlich Haus Habsburg, mach-
ten eine Ausnahme; die meisten lebten in allen Lüsten und verschleuder-
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Moliere Boileau Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Europa La
Hogue Nantes Frankreich Europa Deutschland Luxemburg Deutschland Gottes Haus_Habsburg
Der Prätendent.
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und Schwaben geschlagen, und als Mar Joseph von Bayern den Füße-
ner Frieden schloß, gab Frankreich den Krieg am Oberrhein auf, setzte
ihn aber in Italien, wo die Oesterreicher unter dem Fürsten Lichten-
stein bei Piacenza und Rottofredo (Sommer 1746) siegten und
bis in die Provence vordrangen, und mit allem Nachdrucke in den Nie-
derlanden fort. Hier befehligte die Franzosen der Marschall Moriz
von Sachsen, ein natürlicher Sohn des starken Kurfürsten August,
seinem Vater an Sittenlosigkeit und Körperkraft ähnlich, aber zugleich
ein ausgezeichneter Feldherr. Er siegte den 12. Mai 1745 bei Fon-
tenoi, 11. Oktober 1746 bei Raukour und den 12. Juli des folgen-
den Jahres bei Law selben; in Folge dieser Siege eroberte er bis auf
Luxemburg und Limburg die ganzen österreichischen Niederlande und be-
drohte Holland. Dieses war wie bei dem Angriffe Ludwigs Xiv. in
die aristokratische und oranische Partei gespalten; die aristokratische hatte
viele Jahre die Gewalt in Händen gehabt; sie ließ die Statthalterwürde
unbesetzt, dabei aber das Kriegswesen verkommen und die Barrieren-
plätze zerfallen. Als nun der Krieg unglücklich verlief und die Fran-
zosen wieder das Land bedrohten, so erhob sich das Volk gegen die
Aristokratie und rief den Prinzen Wilhelm von Nassau-Oranien
zum Generalkapitän und erblichen Statthalter aus, wodurch Holland
dem Wesen nach eine Monarchie wurde (1747). Da alle Mächte er-
schöpft waren und Rußland eine Armee an den Rhein zur Unterstützung
Oesterreichs abschickte, kam der Aachener Friede (Oktober 1748) zu
Stande. In diesem gab Frankreich alle Eroberungen heraus, aber auch
die Engländer die ihrigen; Maria Theresia trat an den spanischen Prin-
zen Philipp Parma, Piacenza und Guastalla ab mit dem Vorbehalte
des Rückfalls, wenn diese Bourbonenlinie erlösche. Maria Theresias
Gemahl Franz I. wurde nun allgemein als Kaiser anerkannt, aber die
ebenso geistreiche als tugendhafte Frau führte eigentlich die Zügel der
Regierung, während Franz die kaiserliche Hofhaltung ordnete und große
Geldgeschäfte mit vielem Glücke leitete; übrigens unterstützte er auch
Künste und Wissenschaften und war wegen seiner Freundlichkeit bei dem
Volke sehr beliebt.
Der Prätendent (1745 und 46).
Das englische Heer unter dem Herzog von Kumberland hatte bald
nach der Schlacht von Fontenoi den niederländischen Kriegsschauplatz
verlassen; denn von Frankreich aus drohte der hannöverischen Dynastie
eine Gefahr, die kaum möglich geschienen hatte. Königin Anna (1702
bis 1714), Tochter Jakobs Il, unter welcher 1707 die Union zwischen
England und Schottland bewerkstelligt wurde, hätte zwar die Thron-
folge gerne ihrem verbannten Bruder Jakob Eduard zugewandt, allein
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Extrahierte Personennamen: Joseph_von_Bayern Moriz
von_Sachsen August Ludwigs Wilhelm Maria_Theresia Maria Theresia Philipp_Parma Philipp Guastalla Maria_Theresias Maria Theresias Franz_I. Franz Franz Fontenoi Jakobs Jakob_Eduard Eduard
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Frankreich Italien Piacenza Luxemburg Limburg Holland Ludwigs_Xiv Holland Rhein Oesterreichs Frankreich Piacenza Frankreich England Schottland