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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 130

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
130 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Sachsen und Thüringer überrascht und gleich anfangs in Unordnung gebracht; sie schlugen sich dennoch so tapfer, daß alte Kriegsmänner versicherten, nvch nie solchen Schwertklang gehört zu haben; aber ihre Reihen wurden durchbrochen, die Herren eilten auf ihren Rosien fort, während das Fußvolk niedergehauen wurde; 8000 Mann kostete die Sachsen ihre Niederlage. Nun entstand unter ihnen selbst große Ent- zweiung; die gemeinen Sachsen beschuldigten die Herren, daß sie von ihnen, die doch den Krieg angefangen hätten, im Stiche gelassen worden seien, und es fehlte nicht viel, so hätte der Krieg gegen den König zu einem Krieg gegen den Adel umgeschlagen. Als daher Heinrich im Herbste noch einmal in Sachsen einrückte, suchten die Herren Unterhand- lungen; Heinrich versicherte, er verlange nur wegen der Ehre der Krone die unbedingte Unterwerfung der Sachsen und Thüringer, und auf dies hin verpfändeten die süddeutschen Herren den sächsischen und thüringischen ihr Wort, daß sie der König begnadigen werde, wenn seiner Ehre genug geschehen sei. Da übergaben sich Sachsen und Thüringer auf dem Felde zwischen Hohenebra und Niederspier dem Könige. Aber Heinrich war nicht gemeint, seinen Sieg so wenig zu benutzen, und noch weniger kümmerte er sich um die Klage der süddeutschen Herren, daß er sie zu Lügnern mache. Er stellte alle seine Burgen wieder her, behielt die Edelleute gefangen, belohnte mit den Gütern sächsischer Herren süd- deutsche Ritter und kühlte seinen alten Haß; denn Großmuch kannte er nicht und obwohl er den scharfen Verstand seines Vaters geerbt hatte, so war er doch viel zu leidenschaftlich, als daß er ihm gefolgt wäre. Sein Streit mit den deutschen Fürsten erhielt aber eine neue Wendung durch seinen Streit mit dem Papste. Gregor Vh. Hildebrand war, seitdem er Leo Ix. nach Rom begleitet hatte, sein und seiner Nachfolger: Viktors Ii., Stephans Ix., Nikolaus Ii. und Alexanders Ii. vornehmster Rath geblieben, und unter allen diesen Päpsten ging die Reform der Kirche, deren sie so sehr bedürftig war, ununterbrochen aber gemessenen Schrittes vorwärts. Sie erneuerten die alten Kirchengebote der priesterlichen Ehelosigkeit und eines exempla- rischen sittlichstrengen Wandels und brachten die kirchliche Disciplin gegen Geistliche und Weltliche zur Geltung, um die sie theilweise gekommen war. Besonders aber richteten sie ihre Anstrengung gegen die Simonie, d. h. den Kauf und Verkauf geistlicher Aemter, so genannt von Simon Magus, der einst von den Aposteln die Wundergabe hatte erkaufen wollen. Denn das reiche Einkommen der Bisthümer und Abteien lockte Leute an, die sonst nicht die geringste Freude an geistlichen Dingen hatten.

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 117

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Xerres zieht mit Hunderttausenden wider Griechenland. 117 bauen und bemannen. Während der Rüstjahre schickte Xerres Herolde nach allen griechischen Städten und Inseln, die Erde und Waffer ver- langten (bei den Persern das Zeichen der Unterwerfung, wie man heut zu Tage die Schlüssel der Stadtthore übergibt), nur nach Athen und Sparta nicht; denn dort waren die Herolde des Darius in einen Brun- nen geworfen, hier sogar umgebracht worden; übrigens bereuten die Spar- taner die Verletzung des geheiligten Völkerrechtes und fürchteten den Zorn der Götter. Zwei hochherzige Männer, Sperthias und Bulis, boten sich als Sühnopfer und gingen nach Asien zu dem großen Könige; dieser jedoch war edel genug, ihre Vaterlandsliebe zu bewundern, die Rache den Göttern anheimzustellen und die beiden Männer ungekränkt ziehen zu lassen. Mit dem Landheere gedachte -Lerres über den Hellespont zu gehen. Zu diesem Zwecke hatte er zwischen Sestos und Abydos eine doppelte Schiffbrücke schlagen lassen, und über sie zog 480 das ungeheure Heer mit seinem noch viel größern Trosse sieben Tage und sieben Nächte hin- durch. Voran ging der Troß der Packträger und Lastthiere; denn Xerres war auch in Thrakien in seinem Gebiete und der Troß mußte Lager und Zelte hergestellt haben, wenn das Heer eintraf, damit dieses die nothwen- digen Bedürfnisse, der König aber seine Feldhofhaltung fand und nichts von dem vermißte, was er in Susa und Babylon hatte. Dann kamen 1000 Reiter und 1000 Fußgänger, lauter erlesene Perser; hierauf die zehn Sonnenroffe aus der nisäischen Ebene, der Himmelswagen, von acht weißen Rossen gezogen, der Wagen des Königs, 1000 Reiter und 1000 Fußgänger, erlesene Perser; hierauf rückten 10,000 persische Reiter und ebenso viele persische Fußgänger nach, und endlich folgten die Schaaren aus den Provinzen, nach Landessitte gekleidet und bewaffnet. Auf der thrakischen Ebene von Doriskus musterte der König seine Heeresmacht; 10,000 Mann wurden abgezählt, gedrängt aufgestellt und dann mit einer Verzäunung umgeben. Nachdem die ersten aus dem umschlossenen Raume getreten waren, füllte ihn eine zweite Abtheilung und so fort und fort, und so viele 10,000 wurden nun gezählt, als Abtheilungen den Raum gefüllt hatten. Als Xerres diese Unzahl von Menschen sah (die Griechen geben fünf Millionen an, sehr übertrieben sicherlich, aber ungeheuer mußte doch der Zug sein, zu welchem Xerres sein Reich aufgeboten und nach orientalischer Weise mit Troß versehen hatte), traten Thränen in seine Augen und als die Pascha den Gebieter um die Ursache zu fragen wagten, antwortete er: „der Gedanke, daß in 50 Jahren keiner dieser vielen Menschen mehr auf Erden wandeln wird, bewegt mich so;" wohl auch eine düstere Ahnung des kommenden großen Unglücks. Langsam wälzte sich das Heer in vielen Abtheilungen durch Thrakien und Make- donien Thessalien zu; oft mangelte es an Wasser und noch öfter an Lebensmitteln, und Löwen, die damals noch in den Gebirgen vom make-

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 153

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Streit mit Papst Alexander Iii. Neuer Lombardenkrieg. 153 gaiien: Münze, Zoll, Weg- und Brückengelder, Fischenzen, Salinen, Bergwerke; überdies ernennt derselbe die Magistrate der Städte, wie er will, und diese wohnen in eigenen Pfalzen. So sollten die Lombar- den kaiserliche Unterthanen im vollen Sinne des Wortes werden; ge- lang es Friedrichen, eine derartige Herrschaft zu behaupten, so war es ihm auch möglich, einen wahrhaft kaiserlichen Schatz zu sammeln, und dann konnte er in der That eine Universalmonarchie errichten. Mailand empörte sich jedoch schon im folgenden Jahre, als die neuen Einrichtungen Platz greifen sollten, und zwang die kaiserlichen Abge- ordneten zu eiliger Flucht. Nun erklärte Friedrich Mailand und alle widerspänstigen Städte, in die Acht und zog abermals mit Heeresmacht nach Italien. Krema, das zu Mailand hielt, wurde dem Erdboden gleich gemacht und Mailand umlagert, bis es durch Hungersnoth zur Uebergabe gezwungen wurde. In diesem Kriege wetteiferten Italiener und Deutsche in Grausamkeit gegen einander; der Kaiser z. B. ließ Kriegsgefangene an die Wurfmaschinen binden, damit es die Belagerten nicht wagen sollten, die Maschinen mit ihren Geschossen zu zerstören, aber die Angebundenen riefen ihren Landsleuten, nur zu schießen und nicht auf sie zu sehen. Anderen Gefangenen wurden die Augen ausgestochen und nur einem einzigen ein Auge gelassen, damit er die anderen in die Stadt führen konnte u. dgl. Aber Muth und Rache konnten nicht bestehen gegen die deutsche Uebermacht und die Hungersnoth; barfuß, mit Stricken um den Hals wanderten die Mailänder in das kaiserliche Lager und flehten um Gnade. Der Urtheilsspruch lautete streng, be- sonders auf Antreiben der italienischen Feinde Mailands, der von ihm mißhandelten Städte. Die Stadt sollte bis auf die Kirchen auf den Grund niedergerissen und die Bürger in vier offenen Orten angesiedelt werden (1162). Streit mit Papst Alexander Hl. Neuer Lombardenkrieg. Schon mit Adrian Iv. gerieth der Kaiser in die gespanntesten Ver- hältnisse; denn er bekümmerte sich offenbar um das Wormserkonkordat nicht und besetzte die wichtigsten Bisthümer selbst, und ebenso wenig wollte er ein Recht des Papstes, die Kaiserkrone zu verleihen, anerken- nen. Als der päpstliche Gesandte, Kardinal Roland, darauf beharrte, die Kaiserkrone sei päpstliches benokeium (im Latein des Mittelalters doppelsinnig: Gabe oder Lehen), wollte Otto von Wittelsbach ihm den Kopf spalten, und der Briefwechsel des Kaisers und des Papstes wurde m sehr bitterem Tone geführt. Der Papst beharrte auf seinem Krö- nungsrechte, und in der That war der Papst seit Karl dem Großen Oberherr der Stadt Rom und mußte schon deßwegen ein Wort dabei

6. Geschichte des Mittelalters - S. 169

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Friedrich I, der Rothbart. 169 dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Mailand bezwungen (1158). Reichstag auf den ronkalischen Feldern. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewal- tigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im No- vember großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sollen dem Kaiser ge- hören; die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Re- galien: Münze, Zoll, Weg- und Brückengelder, Fischenzen, Salinen, Bergwerke; überdies ernennt derselbe die Magistrate der Städte, wie er will, und diese wohnen in eigenen Pfalzen. So sollten die Lombarden kaiserliche Unterthanen im vollen Sinne des Wortes werden; gelang es Friedrich, eine derartige Herrschaft zu behaupten, so war es ihm auch möglich, einen wahrhaft kaiserlichen Schatz zu sammeln, und dann konnte er in der That eine Universal- monarchie errichten. Erhebung der Lombarden (1158—1162). Mailand zerstört (1162). Mailand empörte sich jedoch schon im folgenden Jahre, als die neuen Einrichtungen Platz greifen sollten, und zwang die kaiserlichen Abgeordneten zu eiliger Flucht. Nun erklärte Friedrich Mailand und alle widerspenstigen Städte in die Acht und zog abermals mit einem großen Heere nach Italien. Krema, das zu Mailand hielt, wurde dem Erdboden gleich gemacht, und Mailand umlagert, bis es durch Hungers- noth zur Uebergabe gezwungen wurde. In diesem Kriege wetteiferten Italiener und Deutsche in Grausamkeit gegen einander; der Kaffer z. B. ließ Kriegsgefangene an die Wurfmaschinen binden, damit es die Belagerten nicht wagen sollten, die Maschinen mit ihren Geschossen zu zerstören, aber die Angebundenen riefen ihren Landsleuten, nur zu schießen und nicht auf sie zu sehen. Anderen Gefangenen wurden die Augen ausgestochen und nur einem einzigen ein Auge gelassen, damit er die anderen in die Stadt führen konnte u. dgl. Aber Muth und Rache konnten nicht bestehen gegen die deutsche Uebermacht wco die Hungers- noth; barfuß, mit Stricken um den Hals wanderten die Mailänder in das kaiserliche Lager und flehten um Gnade. Der Urtheilsspruch lautete

7. Geschichte des Mittelalters - S. 168

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Krieg gegen die lombardischen Städte (1155). Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein- rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge- zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi- schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho- heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent- faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch- tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be- wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber- muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai- land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai- serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157). Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte

8. Geschichte des Mittelalters - S. 357

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das Geschütz und die stehenden Heere. 357 Kriegerkaste ausgebildet, so mußte er nun seine festen Häuser aufgeben und sich an die Kriegermasse anschließen, welche aus dem niedersten Stande, dem Bauernstände, hervorging; der Adel, früher das Heer, ward zum Offizierkorps. Das Schießpulver wurde nach der Sage von einem deutschen Mönche, Berthold Schwarz, in Freiburg erfunden. Er stampfte einmal Schwefel, Salpeter und Kohlen in einem Mörser, heißt es, und deckte den Mörser zu; zufällig fand doch ein Feuerfunke den Weg zu jener Mischung, diese entzündete sich und warf den Deckel mit großer Gewalt in die Höhe; Schwarz habe nun uoch mehrere Versuche angestellt, fährt die Sage fort, und endlich durch eine Erplosion das Leben eingebüßt. Chinesen und Araber kannten und brauchten das Schießpulver jedenfalls viel früher als das abendländische Europa. Zuerst wandte man das Pulver in den deutschen Bergwerken zum Sprengen des Gesteins an, man brauchte es zur Ueberwältigung der harten, starren Massen, gegen welche die Kraft des menschlichen Armes gar wenig vermag, und wie viele Siege verdanken wir nicht diesem Bundesgenossen, welchen der freibur- gische Mönch der Volkssage fast wie durch Zauber dem Menschen dienst- bar machte! Aber bald brauchte man das Pulver auch gegen die Werke des Menschen und gegen ihn selbst; wie man Felsen sprengte, so brauchte man den schwarzen Staub auch um die Mauern belagerter Städte und Burgen auseinander zu reißen. Wer es zuerst in Röhren schloß, um Kugeln aus denselben zu treiben, ist ungewiß, doch verpflichteten sich die Augsburger schon im Kriege der schwäbischen Städte 30 Büchsenschützen zu stellen. In den Hussitenkriegen kommt die Büchse schon sehr häufig vor und zur Zeit der italienischen Kriege bilden die Büchsenschützen einen regelmäßigen, wenn auch noch kleinen Bestandtheil der Heere. Die schwere Büchse mußte aufgelegt werden, daher trug der Schütze immer eine Gabel mit sich, die er in den Boden steckte, wenn er von seiner Waffe Gebrauch machen wollte. Sie wurde mit der Lunte abgebrannt und war müh- sam zu laden, der Schuß konnte wohl nicht sehr sicher sein, trug aber sehr weit. Die größeren Feuerrohre (auch Büchsen, später Karrenbüchsen, Ka- nonen genannt) wurden schon um die Mitte des 14. Jahrhunderts wiewohl selten gegen die Stadtmauern angewandt; sie waren aus der- den eisernen Ringen zusammengeschmiedet, sehr schwer und mühsam fort- zuschaffen. Anfangs hatten sie kein eigenes Gestell und mußten auf besonderen Wagen fortgeschafft werden. Wollte man sie nun gebrauchen, so wurden sie abgeladen, auf einen Erdaufwurf gehörig gebettet, gerichtet und losgebrannt. Vielleicht war es zu Nürnberg, wo zuerst Kanonen aus Eisen oder Glockengut gegossen wurden, wenigstens hatte Nürnberg

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 66

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
66 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. seinem französischen Heere, dessen Fußvolk aber es noch immer nicht mit dem deutschen und spanischen aufnehmen konnte, warb er 10,000 Schwei- zer; in seinen Zeughäusern hatte er 400 Kanonen, 200,000 Kugeln, 4 Millionen Pfund Pulver, Waffen für 30,000 Mann Fußvolk und für 8000 Reiter, in seinem Schatze aber 36 Millionen Livres. Gegen Spa- nien verbündete er sich insgeheim mit England, Dänemark und Savoyen, unterstützte die Niederländer mit Hilfsgeldern, und schloß im Jahre 1610 einen Bund mit der protestantischen Union in Deutschland, wurde aber noch in demselben Jahre von einem Fanatiker Ravaillak ermordet. Gewisse Schriftsteller legen diesen Mord den Jesuiten, die Heinrich 1605 in Frankreich ausgenommen hatte, oder den französischen Katholiken über- haupt zur Last, weil der König mit den deutschen Protestanten Bündniß geschlossen habe. Diese Anschuldigung ist unverständig und schmählich, denn Heinrich dachte nicht daran, den Protestanten das Uebergewicht zu verschaffen; er wollte Deutschland bloß mit Hilfe der deutschen Prote- stanten berauben, welche Politik auch seine Nachfolger, von den Kardi- nälen Richelieu und Mazarin geleitet, ins Werk setzten, ohne daß sie ermordet wurden. Der Kampf zwischen dem Protestantismus und der Kirche war auf dem Festlande bereits entschieden, nur die Politik beutete den Glauben bei guter Gelegenheit aus. Zehntes Kapitel. Die Deformation in England. Zur Zeit, als Luther in Wittenberg auftrat, regierte in England Heinrich Viii., Sohn Heinrichs Vii., der Richard Hi. bei Bos- worth geschlagen und getödtet hatte. Heinrich Vii. war sparsam wie Vespasian und hinterließ seinem Sohne eine gefüllte Schatzkammer, außerdem einen demüthigen Adel; denn Heinrich Vii. hatte die Stern- kammer errichtet, einen Gerichtshof, bestehend aus den Ministern des Königs, einem Bischof, einem weltlichen Pair, dem Präsidenten der Kingsbench und dem des Gerichtshofs für Civilklagen, welcher über Ver- gehen gegen die öffentliche Ordnung urtheilte, vermittelst dessen Hein- rich Vii. und nach ihm sein Sohn die Großen tyrannisierte. Heinrich Viii. (ein Tudor; Heinrichs V. Wittwe heirathete den Walliser Owen Tudor, und ihre drei Söhne rückten in den Rang des hohen Adels; ein Enkel von ihr ist Heinrich Viii war 18 Jahre alt, da er den Thron bestieg; das Volk begrüßte ihn mit Jubel, weil sein Vater sich durch seine Geldwirthschaft verhaßt gemacht hatte. Heinrich heirathete die Tante Karls V., Katharina von Aragonien, die jungfräuliche

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 539

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Espartero stürzt die Regentin und führt selbst die Regentschaft. 539 rale Odonel und Narvaez ein. Am 19. Juli 1841 erließ Christine eine Protestation gegen die Vormundschaft des Arguelles und erklärte ihre Abdankung als eine erzwungene. Schon im Herbste platzte die erste gegen Espartero angelegte Mine, diesesmal aber ohne Erfolg. Nar- vaez, der in der Nahe von Kadir gelandet war, brachte kaum einige Guerillas auf die Beine, Odonel gewann zwar einige Bataillone der Besatzung von Pampeluna und bemächtigte sich der Citadelle, allein die Stadt ergab sich nicht, die Aufstände in Vittoria, Bilbao und Eftella wurden von Zurbano schnell unterdrückt, Odonel selbst beeilte sich seine Rettung jenseits der französischen Gränze zu suchen. In Madrid hatte der Reitergeneral Diego Leon einen Theil der Garde gewonnen und war in der Nacht des 7. Oktober in die Korridore des königlichen Pa- lastes gedrungen, um Isabella mit Gewalt zu entführen, aber die könig- lichen Hellebardiere (die innere Schloßwache) schloßen die Gitter und zwangen durch ihr Feuer die Eindringlinge zur Flucht. Espartero ver- fuhr gegen die aufständischen Bauern und Städter (auch Barcelona, Valencia, Tarragona re. hatten republikanisch gefärbte Erhebungen ver- sucht) mit großer Milde, Diego Leon aber ließ er kriegsrechtlich er- schießen und strafte die Basken dadurch, daß er die Zollgränze vom Ebro an die Pyrenäen verlegte. Der Finanznoth konnte Espartero be- greiflicherweise nicht abhelfen, wodurch besonders die Soldaten, deren Sold oft monatelang ausblieb, gegen ihn erbittert wurden; seine Absicht, die spanischen Zölle zu ermäßigen, weil sie eigentlich bei der mangel- haften einheimischen Industrie nichts anderes als große Schmuggelprä- mien waren, versetzte namentlich Katalonien in Aufregung, und daß er den 1834 von den Kortes betretenen Weg, der Kirche ihre Rechte und die Reste ihres Eigenthums zu entreißen, fortging, entfremdete ihm das gesammte Landvolk, den größten und besten Theil der Nation. Am 1. Mai 1841 sprach der Papst in einer Allokution gegen die Aufhebung der Klöster in den baskischen Provinzen, die nach dem Vertrag von Ber- gara, aber gegen denselben, vorgenommen wurde, gegen die willkürliche Absetzung von Geistlichen und die unberechtigte Ertheilung von Pfrün- den, gegen die Verhaftung und Verbannung des päpstlichen Nuntius re., worauf die spanische Regierung dadurch antwortete, daß sie eine ziem- liche Anzahl Geistlicher verbannte, allen direkten Verkehr mit dem päpst- lichen Stuhle verbot, karliftischen Geistlichen und im Auslande ordinier- ten den Beichtstuhl und Altar untersagte, dem Papste die Oberhoheit über die spanische Kirche absprach, weil derselbe die spanische Regierung nicht anerkannt habe, endlich alles Kirchengut für Nationaleigenthum er- klärte und zur Bestreitung des Kultus jährlich ungefähr 5 */2 Mill. Tha- ker von Seiten des Staats anwies. Alle Parteien vereinigten sich endlich gegen Espartero, obwohl sie sich selbst gegenseitig tödtlich haßten, und
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