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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 164

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
164 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. hole und symbolischen Darstellungen zur Göttergeschichte. Die griechi- schen Denker erkannten es, daß die Religionen der Aegypter, Baby- lonier u. s. w. die Bilder waren, in welchen sich die Gedanken der Völker über die Entstehung der Welt und deren Erhaltung, über die Be- stimmung des Menschen und sein Verhältniß zu den höheren Mächten aussprachen. Diese Bilder erhielten ihre vollendete Fassung und Ordnung durch die Priester, welche bei den alten Völkern einen abgeschlossenen Stand ausmachten; deßwegen konnten diese Priesterschaften eine Ge- heimlehre sür sich haben, eine andere öffentliche aber verkünden, ohne daß beide einander widersprochen hätten; die öffentliche stellte eben den religiösen Begriff sinnlich dar in einer Mythe, einem Symbole, die Geheimlehre aber deutete das Bild. Dem Griechen zog keine Priester- schaft Schranken, ihm waren die Lehren derselben keine heiligen Ueber- lieferungen, sondern eine Reihe uralter Vorstellungen darüber, wie die Welt entstanden ist, besteht und vergeht; er nahm sich deßwegen die Freiheit, über diese Räthsel selbst nachzudenken und den Versuch ihrer Lösung ohne Rücksicht auf fremde und hellenische Religionssysteme anzustellen. Einige dieser Denker fanden ihre Ergebnisse im Einklänge mit den religiösen Mythen oder deuteten diese so, daß sie mit ihren Meinungen oder Lehren harmonierten, andere hingegen mußten die Re- ligion ganz bei Seite lassen, wenn sie nicht mit ihr in Widerspruch ge- rathen wollten. Die Wirkung aber blieb dieselbe: die griechische Phi- losophie ruinirte die griechische Volksreligion, den alten Glauben. Die älteste Philosophenschule war die jonische und ihr Begründer, Thaleö ans Milet, ein älterer Zeitgenosse des Solon; nach ihm ist das Wasser der Urstoff aller Dinge, die sich aus demselben durch Verdichtung oder Verdünnung gebildet haben und noch bilden. Sein Landsmann Anarimenes überwies dieselbe Rolle der Luft, Pherekydes dem Aether und der Erde, Heraklit dem Feuer. Anarimander und Demokrit (aus Abdera) nahmen einen leeren Raum an und in diesem einfache Urkörper, Atome, deren Bewegung und Vereinigung nach unwandelbaren Ge- setzen geschehe, und nach welchen auch wieder ihre Auflösung und Trennung erfolge. Nach solcher Lehre hat also nichts in der Welt Bestand, nichts einen andern Werth als einen augenblicklichen; sie mußte sehr gefährlich werden, wenn sie irgendwo Eingang fand, denn daß die Götter neben den Atomen keinen Platz haben, mußte jedem einigermaßen denkenden Kopfe bald klar werden. Anaragoras aus Klazomenä vervollkommnete diese Lehre, indem er die Atome mit be- stimmten Eigenschaften begabte, sie aber von einer höchsten Vernunft bewegen läßt, welche alles weiß und kann. Anaragoras hielt sich größtentheilö in Athen auf und war ein Freund des Perikles. Das Volk hörte aber, daß der Philosoph die Sonne eine feurige Masse

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 229

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Plebejer werden römische Vollbürger. Ausbau der Verfassung. 229 Auch die alten Senatoren blieben Ln der Stadt, um sich dem Tode zu weihen und die erzürnten Götter mit ihrem Blute zu versöhnen. Sie wurden von den Galliern geschlachtet, die Stadt selbst ausgeraubt und verbrannt. Die Römer auf der Burg hielten aber aus; ein nächtlicher Angriff der Gallier mißglückte und die Belagerung zog sich in die Länge. Da unterhandelten die Römer mit den Galliern und zahlten ihnen 1000 Pfund Goldes, daß sie wegziehen sollten, und als die Römer sich über das schwere Gewicht der Gallier beklagten, warf Brennus sein Schwert auf die Wagschale und rief: „Schmach den Besiegten!" Von diesen Be- gebenheiten kam die dunkle Kunde nach Griechenland, „eine hellenische Stadt sei von den Barbaren eingenommen worden." Die Römer aber erfanden schöne Sagen, um den erkauften Frieden zu bemänteln, und ließen die Gallier durch den herbeieilenden Kamillus fast gänzlich aufgerieben werden. Der Name der Gallier blieb ihnen lange furchtbar und der Tag des Treffens an der Allia war in ihrem Kalender ein Unglückstag, an welchem im Kriege und Frieden nichts unternommen werden durfte. Die Stadt selbst wurde in Eile wieder aufgebaut, ohne Rücksicht auf die Richtung der Kloaken und sah viel ärmlicher aus als vorher. Doch die Römer ermannten sich bald wieder und unter der Anführung des Kamillus schlugen sie mehrere Schaaren streifender Gallier, die in die Nähe der Stadt kamen. Auch andere Städte und Völkerschaften mußten sich wieder unter die Oberhoheit der Römer bequemen; diese stan- den bald wieder so furchtbar da als früher, und durch die Niederlage an der Allia gewitzigt, zeigten sie sich später nur um so vorsichtiger. Die Plebejer werden römische Vollbürger. Ausbau der römischen Verfassung. Kaum war der Gallierschrecken vorüber, so betraten die Tribunen den Weg ihrer Vorgänger abermals und klopften an die Pforte, welche die Plebejer von den Staatsämtern ausschlvß. Im Jahr 377 stellten die Tribunen L. Sertius und K. Licinius Stolo den Vorschlag, daß die Plebejer Konsuln werden könnten und daß nie mehr Militärtribunen ge- wählt werden sollten. Die Patricier setzten dagegen alles mögliche in Bewegung; sie ernannten den Kamillus zum Diktator, allein die Tri- bunen blieben fest und die Plebs nicht weniger; nach lojährigem Wider- stande räumten die Patricier die Schranke vor dem Konsulate weg und L. Sertius wurde der erste plebejische Konsul. Mit dem Konsulate war für die Plebejer die Hauptschlacht gewonnen, obwohl sich die Patricier auf dem Rückzuge noch wacker schlugen und jede Position vertheidigten. Schon bei der Einführung der Militär- tribunen (443) hatten die Patricier für sich ein neues Amt gestiftet; lange

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 167

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Friedrich Ii- 167 schwäbischen Adels zu dem sechszehnjährigen Friedrich nach Sicilien und forderten ihn auf nach Deutschland zu kommen und die königliche Krone auf sein Haupt zu setzen. Friedrich fragte den Papst um Rath, und dieser willigte ein, daß er ziehe, nachdem Friedrich feierlich gelobt hatte, sobald er die Kaiserkrone trage, Neapel an seinen, erstgebornen Sohn als ein eigenes Königreich zu übergeben. Durch Graubünden, wo der Bischof von Chur für ihn war, kam er an den Bodensee (1212), wo ihn die Stadt Konstanz aufnahm, obwohl Otto schon in Ueberlingen, am jenseitigen Seeufer, angekommen war. Otto wich immer weiter zurück, Friedrich rückte vor und wurde von dem Volke mit Jubel empfangen; denn er war ein herrlicher Jüngling, mittleren Wuchses, blondhaarig wie alle Hohenstaufen und verstand es vortrefflich mit den Gemeinen wie mit den Vornehmen umzngehen. Letztere gewann er besonders auch dadurch, daß er von dem Reichsgute und dem hohenftaufischen Fami- lienbefitze reichlich unter seine Anhänger austheilte, wie er denn über- haupt mit dem Reichsgute, mit Privilegien u. s. w. mehr als freigebig schaltete. Sein Gegner Otto benahm sich um so unkluger, indem er 1214 mit einem schönen Heere gegen den mit Friedrich Ii. verbünde- ten Franzosenkönig in's Feld rückte zu Gunsten seines englischen Vetters; allein den 27. Juli 1214 wurde er bei Bouvines im Hennegau voll- ständig geschlagen und verlor den letzten Schimmer von Ansehen. Fried- rich ließ ihn ruhig in seinen Erblanden sitzen, wo er 1218 starb. Er selbst wurde 1215 in Aachen als deutscher König gekrönt; er wiederholte hier feierlich sein Versprechen wegen der Trennung seines ererbten sici- lischen Reiches und gelobte ebenso feierlich einen Kreuzzug. Er blieb bis 1220 in Deutschland und erließ den geistlichen Fürsten noch vollends, was die Kaiser bisher bei der Belehnung und dem Absterben eines geist- lichen Fürsten zu beziehen hatten. Dabei zeigte es sich bereits, daß er nicht halten werde, was er wegen Sicilien versprochen hatte; denn insge- heim warb er für seinen Sohn Heinrich um die deutsche Königskrone, da diesem doch nur die sicilische bestimmt war. Friedrich setzte es auch wirk- lich durch, daß Heinrich König von Deutschland wurde, während er selbst sein südliches Königreich für sich behielt; denn dieses liebte er vorzüg- lich, und seine ganze Politik von 1220 an beweist, daß er Deutschland als Nebenland betrachtete, Italien aber als Hauptland. Der Papst Honorius Iii. (Innocenz Iii. war 1216 gestorben) gab sich alle Mühe, Friedrichen in Güte zu dem versprochenen Kreuzzuge zu bewegen; wirk- lich versprach dieser das eine- um das anderemal, und jedesmal feier- licher — namentlich bei seiner Krönung zum Kaiser im November 1220, ebenso 1225, wo er sich selbst dem Banne verfallen erklärte, wenn er binnen zwei Jahren den Kreuzzug nicht unternehmen würde —, in nächster Zeit nach Palästina zu segeln, fand aber immer Gelegenheit,

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 159

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Dritter Kreuzzug. 159 sichern schien; er schloß mit dem Normannen Wilhelm Friede und dies führte so weit, daß er für seinen Sohn Heinrich die Hand der Konstan- tia, der Erbtochter von Neapel und Sicilien, erwarb; 1186 den 27. Juni fand in Mailand die verhängnißvolle Hochzeit statt. Diese Heirath er- schreckte den Papst nicht wenig, denn sie enthüllte die Gesinnungen Fried- richs gegen den päpstlichen Stuhl sehr deutlich: er wollte denselben in die Mitte nehmen und zur Ergebung an den Kaiser zwingen. Auch in Deutschland bekümmerte sich letzterer um den venetianischen Frieden nicht im mindesten; seine Macht war aber so groß, sein Ansehen bei dem Volke so allvermögend, daß die deutschen Bischöfe den Papst (Lucius Hi.) selber baten, er möge es ja mit dem Kaiser nur auf dem Wege der Güte versuchen. So hoch stand Friedrich, seit Heinrich der Löwe ge- stürzt war. Vierzehntes Kapitel. Dritter Kreuzzug. Friedrich I., Philipp August von Frankreich, Richard von England nehmen das Kreuz. Es war Friedrichen nicht gegönnt, seine alten Tage in Deutschland zu verleben und sein Werk, Erhebung der Kaisermacht über jede Schranke, weiter zu fördern; durch ganz Europa scholl die Schreckensbotschaft: Jerusalem ist in die Hände der Türken gefallen. Der türkische Eroberer von Edessa, Nureddin, stürzte durch seinen Feldherrn, den Kurden Sala- din, 1168 das fatimidische Chalifat in Aegypten, konnte es aber nicht verhindern, daß Saladin sich unabhängig machte und eine eigene Dy- nastie gründete (Ejubiden, nach Saladins Vater Ejub genannt). Dieser bekriegte das Königreich Jerusalem anfangs mit schlechtem Erfolge, denn 1177 wurde er bei Ramla, unweit Askalon, von König Balduin Iv. gänzlich geschlagen, dagegen gelang ihm die Eroberung der syrischen Emirate und eines Theils von Arabien, während die Christen in Palä- stina und Antiochien einander durch Verrätherei und Gehässigkeit ver- folgten. Der Fürst Raynald von Antiochia, ein Vasall des Königs von Jerusalem, brach den mit Saladin geschlossenen Waffenstillstand, indem er eine Karawane Mekkapilger überfiel, worauf Saladin rasch in Pa- lästina einrückte. Am 4. Juli 1187 schlug er die Christen vollständig in der Schlacht von Hittin, unweit Liberias, der König selbst, Veit

7. Geschichte des Mittelalters - S. 63

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Pipin gegen die Longobarden. Rom und der Papst. 63 andern liebte, die sich nur äußerst selten und niemals alle zu einem Waffcnbunde gegen fremde Völker vereinigten, unzähligemal aber mit fremden Angreifern gegen einen deutschen Stamm Hand in Hand gingen. Das Christenthum verbrüderte die früher Feindseligen nicht allein durch sein allgemeines Gebot der Nächstenliebe, es stellte sie zugleich als einen lebendigen Bund den Heiden und Mohammedanern gegenüber, denn der mohammedanische und heidnische Haß traf ohne Ausnahme jeden einzelnen christlichen Mann und Stamm und führte diese eben dadurch zusammen. Die Kirchenverfassung vollendete und befestigte, was der christliche Geist anregte. Die deutschen Bischöfe in ihrem Metropolitanverbande, mit ihren Synoden, Verordnungen und Verboten u. s. w., die alle Stämme umfaßten und allen galten, einigten die christlichen Deutschen zu einem lebendigen Ganzen; dies war nun allerdings vorerst kein politisches, sondern ein kirchliches; aber konnten die Stämme in früherer Schroff- heit einander gegenüber bleiben, seitdem sie eines Glaubens waren, einem kirchlichen Gesetze folgten, ihre Bischöfe zu einem christlichen Deutschland vereinigt sahen? Zudem war die Stellung der Bischöfe auch in poli- tischer Beziehung eine hohe, weil dieselben als Inhaber der Bischofssitze über Land und Leute geboten und an den Landtagen eine so gewichtige Stimme führten als irgend ein Herr von hohem Adel, überdies an Bil- dung und Staatsklugheit meistens überlegen waren. Durch die kirchliche Hierarchie war demnach auch eine Anzahl der einflußreichsten Herren Deutschlands zu einem Zusammenwirken in politischen Angelegenheiten hingeführt, und dieses Zusammenwirken richtete sich auf Einigung, nicht auf Trennung. Wir finden dies auch im Verlaufe der Geschichte be- stätiget; die größten Staatsmänner unter dem alten Kaiser waren Bi- schöfe und Aebte, die deutschen Bischöfe waren die Strebepfeiler des deutschen Reiches und dieses zerfiel erst dann vollständig, als ihnen ihre frühere Stellung im Reichsverbande entrissen wurde. Pipin gegen die Longobarden (754 und 755). Die Erhebung Pipins auf den königlichen Thron, sowie der große Einfluß des h. Bonifacius auf ihn hatte auch für Italien und den h. Stuhl die wichtigsten Folgen. Die Könige der Longobarden trachteten zwar beständig nach der Oberherrschaft über ganz Italien, erreichten aber ihr Ziel hauptsächlich deßwegen nie vollständig, weil sie zuviel mit inneren Streitigkeiten beschäftigt waren. Erst König Aistulf (750—756) entriß den Griechen das Erarchat mit der Pentapolis und forderte Rom zur Unterwerfung auf. Nom und -er Papst. Diese Stadt und ihr Gebiet (Ducatus Romae) befand sich damals in einer sehr eigenthümlichen Lage. Dem Namen nach war der oft-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 116

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
116 Das heilige römische Reick deutscher Nation. den an die morgenländischen Patriarchen die abendländische Kirche ver- derblicher Gebräuche und Jrrthümer. Er feierte auch wirklich den Triumph, daß sich die Bulgaren der morgenländischen Kirche zuwandten und sich dem Patriarchalsprengel von Konstantinopel zutheilen ließen; aber als Bardas durch den Kaiser und dieser durch eine Verschwörung (867) den Untergang fand, wodurch Basilius I., der Makedonier, auf den Thron kam, ließ dieser den Photius in ein Kloster sperren und den Ignatius wieder einsetzen. Allein auch dieser weigerte sich, Bulgarien aus dem Metropolitanverbande mit Konstantinopel wieder zu entlassen, und nach seinem Tode erhielt Photius abermals die Patriarchenwürde, versammelte abermals eine Synode, verfuhr dabei wie bei seiner ersten, ließ die Akten der allgemeinen Synode zu Kvustantinopel, welche Adrian Ii. (869) gehalten hatte, für ungiltig erklären und setzte derselben die Be- schlüsse seiner Synode entgegen (880). Papst Johann Viii. verurtheilte sie und ercommunicierte den Photius, der, abermals abgesetzt (durch Kaiser Leo Vi.), 891 starb, der eigentliche Urheber des griechischen Schisma. Dasselbe wurde zwar nach des Photius Sturz für den Augenblick ge- hoben, aber der Patriarch Michael Cerularius, dem Photius in jeder Hinsicht ähnlich, schleuderte 1054 in einem Rundschreiben die gleichen Vorwürfe gegen die abendländische Kirche, wofür er von dem Papste ercommuniciert wurde; damit war die Trennung ausgesprochen, die seit- dem nur vorübergehend und niemals gründlich gehoben wurde. Die makedonische Dynastie (867—1054). Die makedonische Dynastie, welche mit Basilius I. 867 auf den Thron gelangte, dauerte bis 1056 und hat den Ruhm, dem Reiche mehrere vortreffliche Krieger gegeben zu haben. So kämpfte Nikephorus Phokas (963—969), ein Usurpator, mit Glück gegeu die Araber; Jo- hannes Tsimiszes (969—976), der ihn stürzte, unterwarf die Bulgaren, die unter ihrem König Simeon (ch 888) das halbe Reich verwüstet hatten, und schlug die Russen bei Silistria; Basilius Ii. (976—1025) bezwang durch einen furchtbaren Krieg, in welchem er 15,000 gefangene Bulgaren blenden ließ und ihrem Anführer oder König Samuel zu- rückschickte, 1018 die aufgeftandenen Bulgaren abermals und nöthigte auch die Kroaten und Serben zur Huldigung; Konstantin Ix. Mono- machus (1034—1054), unter welchem das Schisma dauernd wurde, schlug einen Angriff des russischen Großfürsten Iaroslaw auf Konstanti- nopel zurück (1043) und behauptete gegen die Petschenegen, welche bald darauf von den Kumanen überwältigt wurden, wenigstens den größten Theil der Nordgränze. Der Kampf gegen die Mohammedaner ruhte zwar selten, war aber bei weitem nicht mehr so gefährlich wie unter

9. Geschichte des Mittelalters - S. 168

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Krieg gegen die lombardischen Städte (1155). Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein- rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge- zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi- schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho- heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent- faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch- tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be- wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber- muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai- land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai- serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157). Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte

10. Geschichte des Mittelalters - S. 185

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Friedrich Ii. 185 ders auch dadurch, daß er von dem Krön- oder Reichsgute und dem hohenstaufischen Familienbesitze reichlich unter seine Anhänger austheilte, wie er denn überhaupt mit dem Reichsgute, mit Privilegien u. s. w. mehr als freigebig schaltete. Sein Gegner Otto benahm sich um so unkluger, indem er 1214 mit einem schönen Heere gegen den mit Friedrich Ii. verbündeten Franzosen- könig in's Feld rückte zu Gunsten seines englischen Vetters; allein den 27. Juli 1214 wurde er bei Bouvines im Hennegau vollständig ge- schlagen und verlor den letzten Schimmer von Ansehen. Friedrich ließ ihn darum ruhig in seinen Erblanden sitzen, wo er 1218 starb. Friedrich mehr Italiener als Deutscher. Friedrich selbst wurde 1215 in Aachen als deutscher König gekrönt, wiederholte hier feierlich sein Versprechen wegen der Trennung seines ererbten sicilischen Reiches und gelobte ebenso feierlich einen Kreuzzug. Er blieb bis 1220 in Deutschland und erließ den geistlichen Fürsten noch vollends, was die Kaiser bisher bei der Belehnung und dem Ab- sterben eines geistlichen Fürsten zu beziehen hatten. Dabei zeigte es sich bereits, daß er nicht halten werde, was er wegen Sicilien versprochen hatte; denn insgeheim warb er für seinen Sohn Heinrich um die deutsche Königskrone, da diesem doch nur die sicilische bestimmt war. Friedrich setzte es auch wirklich durch, daß Heinrich König von Deutsch- land wurde, während er selbst sein südliches Königreich für sich behielt; denn dieses liebte er vorzüglich, und seine ganze Politik von 1220 an beweist, daß er Deutschland als Nebenland betrachtete, Italien aber als Hauptland, die Herrschaft über ganz Italien zu erringen, war das Ziel, das er mit dem Aufgebote aller Kraft zu erreichen suchte. Der Papst Honorius til. (Innocenz Iii. war 1216 gestorben) gab sich alle Mühe, Friedrich in Güte zu dem versprochenen Kreuzzuge zu bewegen; wirklich versprach dieser das eine- um das anderemal, und jedesmal feierlicher — namentlich bei seiner Krönung zum Kaiser im November 1220, ebenso 1225, wo er sich selbst dem Banne verfallen erklärte, wenn er binnen zwei Jahren den Kreuzzug nicht unternehmen würde —, in nächster Zeit nach Palästina zu segeln, fand aber immer Gelegenheit, die Nicht- erfüllung zu entschuldigen. Es war ihm auch mehr darum zu thun, die Königsmacht in Sici- lien und Neapel zu befestigen, als Jerusalem aus den Händen der Un- gläubigen zu befreien. Er ging da denselben Weg, den die französischen Könige einschlugen; er zog die königlichen Güter an sich, statt sie als Lehen auszutheilen, schenkte auch nicht eine Hufe Landes an Klöster und Stifte, setzte trotzige oder verdächtige Adelige gefangen und baute in den großen Städten Burgen, von welchen aus er Unruhen, die in den
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