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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 229

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Plebejer werden römische Vollbürger. Ausbau der Verfassung. 229 Auch die alten Senatoren blieben Ln der Stadt, um sich dem Tode zu weihen und die erzürnten Götter mit ihrem Blute zu versöhnen. Sie wurden von den Galliern geschlachtet, die Stadt selbst ausgeraubt und verbrannt. Die Römer auf der Burg hielten aber aus; ein nächtlicher Angriff der Gallier mißglückte und die Belagerung zog sich in die Länge. Da unterhandelten die Römer mit den Galliern und zahlten ihnen 1000 Pfund Goldes, daß sie wegziehen sollten, und als die Römer sich über das schwere Gewicht der Gallier beklagten, warf Brennus sein Schwert auf die Wagschale und rief: „Schmach den Besiegten!" Von diesen Be- gebenheiten kam die dunkle Kunde nach Griechenland, „eine hellenische Stadt sei von den Barbaren eingenommen worden." Die Römer aber erfanden schöne Sagen, um den erkauften Frieden zu bemänteln, und ließen die Gallier durch den herbeieilenden Kamillus fast gänzlich aufgerieben werden. Der Name der Gallier blieb ihnen lange furchtbar und der Tag des Treffens an der Allia war in ihrem Kalender ein Unglückstag, an welchem im Kriege und Frieden nichts unternommen werden durfte. Die Stadt selbst wurde in Eile wieder aufgebaut, ohne Rücksicht auf die Richtung der Kloaken und sah viel ärmlicher aus als vorher. Doch die Römer ermannten sich bald wieder und unter der Anführung des Kamillus schlugen sie mehrere Schaaren streifender Gallier, die in die Nähe der Stadt kamen. Auch andere Städte und Völkerschaften mußten sich wieder unter die Oberhoheit der Römer bequemen; diese stan- den bald wieder so furchtbar da als früher, und durch die Niederlage an der Allia gewitzigt, zeigten sie sich später nur um so vorsichtiger. Die Plebejer werden römische Vollbürger. Ausbau der römischen Verfassung. Kaum war der Gallierschrecken vorüber, so betraten die Tribunen den Weg ihrer Vorgänger abermals und klopften an die Pforte, welche die Plebejer von den Staatsämtern ausschlvß. Im Jahr 377 stellten die Tribunen L. Sertius und K. Licinius Stolo den Vorschlag, daß die Plebejer Konsuln werden könnten und daß nie mehr Militärtribunen ge- wählt werden sollten. Die Patricier setzten dagegen alles mögliche in Bewegung; sie ernannten den Kamillus zum Diktator, allein die Tri- bunen blieben fest und die Plebs nicht weniger; nach lojährigem Wider- stande räumten die Patricier die Schranke vor dem Konsulate weg und L. Sertius wurde der erste plebejische Konsul. Mit dem Konsulate war für die Plebejer die Hauptschlacht gewonnen, obwohl sich die Patricier auf dem Rückzuge noch wacker schlugen und jede Position vertheidigten. Schon bei der Einführung der Militär- tribunen (443) hatten die Patricier für sich ein neues Amt gestiftet; lange

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 318

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
318 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. nieder. Die deutschen Landsknechte stürmten sehr entschlossen, aber die Venetianer hatten die Bresche unterminiert und sprengten die Stürmen- den in die Luft. Nun forderte Mar die französischen Ritter zum Sturme auf; sie erklärten sich bereit, wenn auch die deutschen Ritter mithalten wollten, allein diese sagten, sie seien für den Dienst zu Pferde und in offener Schlacht bestimmt, und so unterblieb der Sturm. Zu derselben Zeit ungefähr gereute Julius Ii. sein Zorn gegen Venedig; er war zu guter Italiener, als daß er die einzige Stadt Italiens, die sich fremder Herr- schaft noch immer erwehrt hatte, Preis geben konnte, und seine Stellung als italienischer Fürst ließ es nicht zu, daß er den Franzosen oder dem Kaiser oder den Spaniern eine Uebermacht auf der Halbinsel gestattete. Er machte daher mit den Venetianern Frieden, als diese die zum Kir- chenstaate gehörigen Orte räumten, dem Klerus Steuerfreiheit und dem Papste die Besetzung gewisser Pfründen, seinen Unterthanen aber einige Handelsvortheile zugestanden; ihm folgte Ferdinand der Katholische, welcher gegen Venedig so viel als nichts unternommen hatte, und 1511 schloß auch der Kaiser seinen Separatfrieden. Dieser Friede war nur der Uebergang zu einem Bündnisse mit den Venetianern gegen die über- müthigen Franzosen, die in Italien und überall den Meister spielen wollten. Durch den Bischof von Sitten im Wallis gewann Julius Ii. auch die Schweizer, doch ihr Heer ging aus Italien mit französischem Gelde bekriegt wieder heim, und 1511 eroberten die Franzosen auch Bo- logna. Gegen diese kam im gleichen Jahre der sogenannte heilige Bund zu Stande, den Julius Ii., Venedig, Spanien, der Kaiser, die Schweizer und der englische König Heinrich Viii. abschlossen; es han- delte sich um Wiederherstellung des Herzogthums Mailand unter dem jungen Sforza und gänzliche Vertreibung der Franzosen aus Italien. Bei Ravenna erfochten diese unter dem heldenmüthigen Prinzen Gaston de Foir, einem Schwestersohne Ludwigs Xii., einen großen, aber mit vie- lem Blute und dem Tode des Prinzen erkauften Sieg über das päpst- lich-spanische Heer (11* April 1512), aber seitdem kehrte ihnen das Glück sehr schnöde den Rücken. Gegen die Volksaufstände und die in dem Solde Mar Sforzas stehenden Schweizer verloren sie ganz Ober- italien bis auf Kremona, Genua und die Citadelle von Mailand, und von den Spaniern wurden sie mit großem Verluste aus Navarra hin- ausgetrieben. Eine noch schlimmere Wendung brachte das Jahr 1513, obwohl Venedig wieder Frieden und Bund geschlossen hatte. Mit einem starken Heere drangen die Franzosen in die Lombardei bis Mailand vor; ihre Reiterei, die Blüte des hohen und niedern französischen Adels, war anerkannt die beste in Europa, ebenso ihre Artillerie, aber ihr Fußvolk taugte damals nicht viel, daher hatten sie deutsche Landsknechte in Sold genommen, weil die Schweizer gerade mit dem Herzog von Mailand

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 86

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
86 Das heilige römische Reich deutscher Nation. tapfer aber unglücklich fort und das großmährische Reich wurde zertrüm- mert. Einzelnes kam an Polen, in Pannonien setzten sich die Ungarn fest, Böhmen aber wurde wieder unabhängig (Herzog Borziwoi, dessen Ge- mahlin Ludmilla und 16 böhmische Große lassen sich taufen; Wenzel I., der Heilige, ermordet 936; Stiftung des Bisthums Prag 973). Nach Swatopluks Demüthigung zog Arnulf (994) zum erstenmal nach Italien, das gleich Frankreich und Deutschland von innern und äußern Feinden zu leiden hatte. Ueber den päpstlichen Stuhl kam in Folge davon eine seiner unglücklichsten Perioden; Nikolaus I. (858—867) hatte durch seine großen Eigenschaften als Priester und Staatsmann das päpstliche Ansehen mächtig gehoben, sein Nachfolger Adrian Ii. (867—872) dasselbe behauptet, aber Johann Viii. wurde von römischen Partei- häuptern, von italienischen Großen, namentlich von dem Markgrafen Adalbert von Tuscien und dem Herzog Lambert von Spoleto bedrängt; überdies wurden ihm die Araber so gefährlich, daß er ihnen einen jähr- lichen Tribut von 25,000 Pfund Silbers bezahlen mußte. Er suchte bei den französischen Karolingern Hilfe und krönte deßwegen Karl den Kahlen, fand aber keine und überwarf sich mit den deutschen Karo- lingern. Er mußte 882 vor seinen Feinden in Rom flüchten und wurde ermordet; sein zweiter Nachfolger Adrian Hi. fand in dem von ihm ge- krönten Karl dem Dicken ebensowenig eine Stütze und starb 885 auf der Flucht, worauf es unter Stephan V. nicht besser zuging. Um die könig- liche Krone Italiens stritten sich der Herzog Guido von Spoleto, der von Karls des Großen Sohn Pipin abstammen wollte, und Markgraf Berengar von Friaul, von mütterlicher Seite ein Karolinger. Nach Karls des Dicken Tod trachtete Guido nach der französischen Krone, aber Odos von Paris Anhang war der stärkere und er kehrte nach Italien zurück, wo 888 sich Berengar I. als König aufgeworfen hatte. Guido trieb letztern in seine friaulischen Burgen zurück, ließ sich von Stephan V. 891 zum Kaiser krönen und 892 mußte Papst Formosus Guidos unmündigen Sohn Lambert als Mitregenten krönen. Berengar hatte Arnulfen um Hilfe angerufen, derselbe schickte zwar eine Streit- macht unter seinem unehelichen Sohne, dem wilden Zwentibold, der aber, Wie es hieß, von Guido mit Geld gewonnen, bald wieder abzog; im Januar 994 erschien endlich Arnulf mit Heeresmacht in Oberitalien, erstürmte Bergamo und ließ sich in Piacenza zum Könige von Italien krönen, kehrte jedoch schon im März zurück, nachdem er viele Leute durch Krankheiten eingebüßt und den Abfall der meisten italienischen Großen erfahren hatte. Das folgende Jahr kam er abermals mit großer Macht und dem festen Entschlüsse Italien zu unterwerfen, wo sich Berengar und Guidos Sohn Lambert gegen ihn verbündet hatten und wo dem Papste Formosus ein Gegenpapst Sergius gegenüberstand.

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

6. Geschichte des Mittelalters - S. 149

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Heinrichs Kampf um die Krone. 149 lich kannte. Auf das Zudringen der Vermittler, unter welchen auch der Abt Hugo von Klugny war, erklärte er endlich, wenn es Heinrich mit den Versicherungen seiner Reue Ernst sei, so möge er sich einer öffent- lichen Vußhandlung unterziehen. Nun stand Heinrich drei Tage im Januar 1077 von Morgen bis Abend in einem grobwollenen Büßerge- wande im zweiten Hofraume von Kanossa, um vor den Papst gelassen zu werden; am vierten Tage löste ihn Gregor vom Banne, als Ma- thilde, Bischof Eppo von Zeitz, der Bischof von Vercelli, der Markgraf Azzo von Este und andere für Heinrich beschworen, daß dieser sich der Entscheidung des Tages von Augsburg unterwerfen wolle. Während dieser Zeit sollte Heinrich sich jeden Herrscherrechts begeben, und sollte der Ausspruch des Papstes zu Augsburg nach Anhörung der Anklage und Vertheidigung zu Ungunsten Heinrichs ausfallen, so hatte dieser dem Throne zu entsagen. Heinrichs Kampf um die Krone (1077 — 1106). Deutschland als Wahlreich erklärt (1077). Der Gegenkönig Rudolf (1077-1078). Kaum war Heinrich in Kanossa von dem Banne frei geworden, als er mit den Feinden des Papstes in Oberitalien anknüpfte. Er that dies vorläufig insgeheim; sobald er aber Nachricht erhalten hatte, daß die deutschen Fürsten ihn abgesetzt hätten, so stellte er sich offen an die Spitze. Jene nämlich vernahmen mit großem Zorne, daß Heinrich gegen sein Versprechen Speyer verlassen und mit dem Papste sich ausgesöhnt habe. Nun hielten sie in Forchheim einen Tag, 15. März 1077, auf welchem sie Heinrich absetzten und Rudolf erwählten. Dabei mußte Rudolf ausdrücklich geloben, daß er in keiner Weise daran denken wolle, die Krone in seiner Familie erblich zu machen: damit war endlich ein Hauptzweck der deutschen Großen erreicht: Deutschland war ein förm- liches Wahlreich, die regierende Familie besaß kein Anrecht mehr auf die Krone. Dagegen setzte sich Heinrich mit aller Macht, und diese war so ge- ring nicht, als seine Gegner geglaubt hatten. Unter den Fürsten selbst hielten die Feinde seiner Feinde zu ihm und diese vertheidigten nun das Königsrecht ungefähr in derselben Weise, in welcher die meisten ihrer Gegner das Recht der Kirche verfochten; jeder Theil schaute nämlich, wie er am meisten gewinnen könnte, daher machte es den Herren auch kein Gewissen, ihre Parteistellung zu ändern, von Rudolf zu Heinrich und von Heinrich zu Rudolf überzugehen. So hielten in Schwaben selbst, dem Herzogthume Rudolfs, zu Heinrich: die Bischöfe von Konstanz, Augsburg, Straßburg, Basel, die Siebte von St. Gallen und von der

7. Geschichte des Mittelalters - S. 96

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
96 Das heilige römische Reich deutscher Nation. nach der französischen Krone, aber Odos von Paris Anhang war der stärkere und er kehrte nach Italien zurück, wo 888 sich Berengar I. als König aufgeworfen hatte. Guido trieb letztern in seine friaulischen Burgen zurück, ließ sich von Stephan V. 891 zum Kaiser krönen und 892 durch Papst Formosus auch seinen unmündigen Sohn Lambert als Mitregenten. Berengar hatte Arnulf um Hilfe angerufen, derselbe schickte auch eine Streitmacht unter seinem Sohne, dem wilden Zwentibold, der aber, wie es hieß, von Guido mit Geld gewonnen, bald wieder abzog; im Januar 994 erschien endlich Arnulf mit Heeresmacht in Oberitalien, er- stürmte Bergamo und ließ sich in Piacenza zum Könige von Italien krönen, kehrte jedoch schon im März zurück, nachdem er viele Leute durch Krankheiten eingebüßt und den Abfall der meisten italienischen Großen erfahren hatte. Das folgende Jahr kam er abermals mit großer Macht und dem festen Entschlüsse Italien zu unterwerfen, wo sich Berengar und Guidos Sohn Lambert gegen ihn verbündet hatten und wo dem Papste Formosus ein Gegenpapst Sergius gegenüberstand. Arnulf zwang Berengarn zur Unterwerfung und erstürmte Rom, welches von Guidos Wittwe Jngeltrude vertheidigt wurde, empfing die Kaiserkrone, hob aber von einer heftigen Krankheit befallen die Belagerung von Spoleto auf und eilte bald nach Deutschland zurück. Nach seinem Abzüge theilten sich Berengar und Lambert in die Herrschaft Oberitaliens; Formosus Nachfolger, Papst Stephan Vi, wurde durch seine Feinde gefangen und im Gefängniß ermordet (897), seine zwei nächsten Nachfolger theilten in demselben Jahre wahrscheinlich das gleiche Schicksal, Lambert aber wurde 898 im Oktober auf der Jagd ermordet, so daß Bereugar we- nigstens in Ober- und Mittelitalien die Oberhand hatte. Ludwig Iii. das Sind (900—911). Innere Kriege. Verwüstungszüge der Ungarn. Niederlage der Deutschen (907). Arnulf kehrte 896 krank aus Italien zurück, genas nicht wieder und starb am 8. Dezember 899 zu Oettingen. Die Großen des deut- schen Reichs kamen zu Forchheim zusammen und erwählten Arnulfs sieben- jährigen Sohn Ludwig (das Kind) zum Könige, an dessen Statt der Erzbischof Hatto von Mainz, der Bischof Adalbert von Augsburg und der Herzog Otto von Sachsen regierten; Zwentibold, dem sein Vater Arnulf Lothringen als Herzogthum gegeben hatte, fand im August 900 den Tod, als er Ansprüche auf das Königthum machte. Doch damit war der innere Friede nicht hergeftellt, vielmehr bekämpften sich die Großen fortwährend (in Franken namentlich die Geschlechter der Baden-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 168

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Krieg gegen die lombardischen Städte (1155). Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein- rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge- zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi- schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho- heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent- faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch- tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be- wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber- muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai- land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai- serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157). Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 183

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Schlacht bei Höchstädt. 183 durch den Schwarzwald vorzudringen und sich bei Tuttlingen mit dem bayerischen Heere zu vereinigen (im Mai 1703). Zum Glück für den Kaiser war der Bayer jetzt auf die Eroberung Tyrols zu sehr er- picht; während Villars an der obern Donau stehen blieb und Vendóme im Etschthale gegen Trient vordrang, fiel der Kurfürst mit 16,000 Mann von Bayern her in das Land ein und bemächtigte sich Kufsteins, das mit vielen seiner Einwohner verbrannte. Auch Innsbruck fiel, und wäh- rend General Nouvion das Innthal aufwärts zog, rückte Mar Emma- nuel gegen den Brenner. Aber nun erhoben sich die wackeren Tyroler; unter dem Landrichter Martin Stertzinger schlugen sie die Bayer mit großem Verluste an der Brücke von Pontlaz, und General Nouvion mußte sich bei Zams mit dem Reste seiner Heeresabtheilung gefangen geben, weil auch dort die Brücke abgebrochen war. Der Kurfürst mar- schierte bereits den Brenner hinauf, als er die Nachricht erhielt, das Land hinter ihm sei im Aufstande, seine Besatzung in Hall niederge- macht, die Scharnitz, der feste Paß nach Bayern, von den Bauern be- setzt. Augenblicklich kehrte er um und erzwang mit Mühe seinen Rück- weg nach Bayern, ließ aber zwei Drittheile seines Heeres im Tyrol zurück. Dagegen brandschatzte Villars Schwaben, eroberte Tallard Landau und Breisach und schlug den kaiserlichen General Styrum bei Höchstädt, welche kleine Stadt für die Franzosen eine traurige Be- rühmtheit erlangen sollte. Schlacht bri Höchstädt (13. Äugust 1704). Das folgende Jahr eilte Marlborough, der in den Niederlanden kommandierte, wo der spanische Theil den Franzosen durch den Kur- fürsten von Bayern, den Statthalter derselben, gleich im Anfänge des Krieges in die Hände gespielt worden, nach Oberdeutschland und ver- einigte sich dort mit dem aus Ungarn gekommenen Eugen und dem Markgrafen Ludwig in Heilbronn. Hingegen zog auch Villeroi vom Unterrhein herauf, Tallard ging bei Straßburg über den Rhein und gelangte auf der Franzosenstraße glücklich zu dem Kurfürsten von Bayern, der auf dem Punkte gewesen war, sich mit den Allierten zu verbünden. Marlborough und Ludwig warfen die Bayer aus ihrer Stellung am Schellen berge bei Donauwörth (2. Juli), und am 13. August 1704 lieferten Marlborough und Eugen dem Marschall Tallard und den Bayern die große Schlacht bei Höchstädt. Marlborough hatte die leichtere Arbeit, denn die Franzosen hatten die Reiterei in das Mitteltreffen gestellt, das er mit Geschütz und Fußvolk zersprengte; nun war der eine Flügel der Franzosen abgeschnitten und warf sich bei 15,000 Mann stark in das Dorf Blenheim; der Knäuel konnte sich nicht mehr entwickeln und wurde von Marlborough so tüchtig beschossen,

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 491

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Aufstandsversuche in Italien. 491 und Polen befestigte, so lange war Polen die schwache Seite Rußlands, seine Achillesferse; Kaiser Nikolaus aber hat es zu einem Vorwerke Ruß- lands gemacht; Modlin ist als Neugeorgiewsk Festung ersten Ranges, Warschau durch eine starke Citadelle beherrscht, Festungen und verschanzte Lager sichern alle militärisch wichtigen Punkte, namentlich die Stellungen zwischen Weichsel, Bug und Narew, die Napoleon als die stärksten in Europa bezeichnete; eine russische Armee ist deßwegcn in Polen nur sehr- schwer anzugreifen, während sie selbst Oesterreich und Preußen in der Flanke steht, daher als Freund den nachdrücklichsten Beistand gewähren, als Feind aber das Herz dieser Monarchieen bedrohen kann. Zwölftes Kapitel. Die Äusstandsvcrfuchc in Italien. Seit 1821, wo die Militärrevolutionen in Piemont und Neapel durch die Intervention Oesterreichs ein so rasches Ende gefunden hatten, herrschte zwar auf der Halbinsel ununterbrochene Ruhe, die Thätigkeit der revolutionären Verbindungen indessen entwickelte sich fortwährend und umspannte besonders den Kirchenstaat und die Herzogthümer am Po, trieb jedoch manche Ranken in die Lombardei, nach Piemont und Neapel. Die Iulirevolution fand trotzdem in Italien keine augenblick- liche Nachahmung, weil man die Oesterreicher fürchtete, die damals noch General Frimont kommandierte, der 1821 so wenig Federlesens ge- macht hatte, und erst als die Tribunen in der französischen Deputiertcn- kammer den Satz aufstellten, Frankreich werde keine Intervention dul- den, die etwa die eine oder andere Regierung gegen die Bewegungen in einem fremden Staate zu unternehmen im Sinne hätte, welchem Ge- rede die damals noch unbefestigte Negierung Louis Philipps nicht ent- schieden widersprechen durfte, wagten im Februar 1831 die Karbonari einzelne Schilvrrhebungen. Modena und Parma gingen mit dem Beispiele voran, von Bedeutung jedoch war allein der Aufstand im Kir- chenstaate, wo am 2. Febr. 1831 Gregor Xvi. den Stuhl Petri eingenommen hatte. Die freche Bevölkerung des heruntergekommenen Ferrara erhob sich zuerst, Bologna und die Städte der Romagna folg- ten, selbst Ankona wurde von den päpstlichen Soldaten nicht behauptet und bis Otrikoli spielten die Insurgenten den Meister. Papst Gregor Xvi. verließ aber Rom nicht, da er der Treue der Trasteveriner ver- sichert war, und Oesterreich erklärte der französischen Regierung, daß es das Jnterventionsverbot der Deputiertenkammer nicht anerkenne, sondern auf jede Gefahr hin gegen die Revolution in Italien einschreiten werde.
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