164 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
hole und symbolischen Darstellungen zur Göttergeschichte. Die griechi-
schen Denker erkannten es, daß die Religionen der Aegypter, Baby-
lonier u. s. w. die Bilder waren, in welchen sich die Gedanken der
Völker über die Entstehung der Welt und deren Erhaltung, über die Be-
stimmung des Menschen und sein Verhältniß zu den höheren Mächten
aussprachen. Diese Bilder erhielten ihre vollendete Fassung und Ordnung
durch die Priester, welche bei den alten Völkern einen abgeschlossenen
Stand ausmachten; deßwegen konnten diese Priesterschaften eine Ge-
heimlehre sür sich haben, eine andere öffentliche aber verkünden, ohne
daß beide einander widersprochen hätten; die öffentliche stellte eben den
religiösen Begriff sinnlich dar in einer Mythe, einem Symbole, die
Geheimlehre aber deutete das Bild. Dem Griechen zog keine Priester-
schaft Schranken, ihm waren die Lehren derselben keine heiligen Ueber-
lieferungen, sondern eine Reihe uralter Vorstellungen darüber, wie
die Welt entstanden ist, besteht und vergeht; er nahm sich deßwegen
die Freiheit, über diese Räthsel selbst nachzudenken und den Versuch
ihrer Lösung ohne Rücksicht auf fremde und hellenische Religionssysteme
anzustellen. Einige dieser Denker fanden ihre Ergebnisse im Einklänge
mit den religiösen Mythen oder deuteten diese so, daß sie mit ihren
Meinungen oder Lehren harmonierten, andere hingegen mußten die Re-
ligion ganz bei Seite lassen, wenn sie nicht mit ihr in Widerspruch ge-
rathen wollten. Die Wirkung aber blieb dieselbe: die griechische Phi-
losophie ruinirte die griechische Volksreligion, den alten Glauben.
Die älteste Philosophenschule war die jonische und ihr Begründer,
Thaleö ans Milet, ein älterer Zeitgenosse des Solon; nach ihm ist das
Wasser der Urstoff aller Dinge, die sich aus demselben durch Verdichtung
oder Verdünnung gebildet haben und noch bilden. Sein Landsmann
Anarimenes überwies dieselbe Rolle der Luft, Pherekydes dem Aether
und der Erde, Heraklit dem Feuer. Anarimander und Demokrit (aus
Abdera) nahmen einen leeren Raum an und in diesem einfache Urkörper,
Atome, deren Bewegung und Vereinigung nach unwandelbaren Ge-
setzen geschehe, und nach welchen auch wieder ihre Auflösung und
Trennung erfolge. Nach solcher Lehre hat also nichts in der Welt
Bestand, nichts einen andern Werth als einen augenblicklichen; sie
mußte sehr gefährlich werden, wenn sie irgendwo Eingang fand, denn
daß die Götter neben den Atomen keinen Platz haben, mußte jedem
einigermaßen denkenden Kopfe bald klar werden. Anaragoras aus
Klazomenä vervollkommnete diese Lehre, indem er die Atome mit be-
stimmten Eigenschaften begabte, sie aber von einer höchsten Vernunft
bewegen läßt, welche alles weiß und kann. Anaragoras hielt sich
größtentheilö in Athen auf und war ein Freund des Perikles. Das
Volk hörte aber, daß der Philosoph die Sonne eine feurige Masse
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
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152 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden
das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei-
willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem-
ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche
ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen
von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften
ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un-
ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich
durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer
Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai-
land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo-
logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo,
Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit-
baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so
hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach-
ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör-
lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett-
eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und
dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll-
ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai-
ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein
Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie
aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer-
störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart
nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr
Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und
strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel-
lungen bereiteten.
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her-
zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi-
schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im
Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere
und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade
ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im
November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem
Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische
Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach-
folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge-
hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun-
gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bea- Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw
42 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
Weg von Karnak nach dem % Stunde entfernten Fellahdorfe Luror
enthält zu beiden Seiten eine zahllose Menge von Sphynren (Symbol
der Königsgewalt), Thierbildern, Säulen u. s. w. Das Dorf Luror
ist ebenfalls auf eine Tempelrnine gebaut; seine 2000 Bewohner haben
sich auf den Decken und Gallerien des Tempels eingeniftet, welche dennoch
unbewohnt scheinen. Noch stehen 14 Säulen von 11 Fuß Durchmesser;
vor dem Thore stehen zwei Statuen von rosenfarbenem Granit und
ihnen gegenüber zwei Obelisken, 100 Fuß hoch, aber 30 Fuß im
Sande steckend; das kieselharte Gestein ist ganz mit Hieroglyphen bedeckt
und man muß über die Härte des Meißels staunen, der so festes Korn
angriff, so wie über die Maschinen und die Arbeit, welche erfordert wur-
den, solche ungeheure Massen aus den Steinbrüchen des östlichen Felsen-
gebirges auszumeißeln, zu heben und an den Ort ihrer Bestimmung zu
schaffen. Die Alten bewunderten ferner das Labyrinth, ein Gebäude
mit 12 bedeckten Höfen, deren Thore einander gegenüber standen, 6 gegen
Norden und 6 gegen Süden. Dasselbe zählte 1500 Gemächer über der
Erde, und ebenso viele unter der Erde, in welche Herodot aber nicht ge-
führt wurde, weil darin Begräbnisse waren. Wahrscheinlich war das Laby-
rinth eine Darstellung des jährlichen Sonnenlaufes durch die 12 Zeichen
des Thierkreises, und in eine obere und untere Hälfte getheilt, wie der
Himmelsbogen sich auch in der einen Hälfte über der Erde wölbt,
während die andere Hälfte unter der Erde ausgespannt ist. — Ein
großes Unternehmen war auch der See Möris, 15 Meilen im Umfange,
größtentheils durch Menschenhände gegraben; er war bestimmt bei der
Ueberschwemmung des Nil das überflüssige Wasser aufzunehmen, welches
später zur Bewässerung der Felder wieder abgelassen wurde, was eine
bedeutende Kenntniß im Wasserbau bei den ägyptischen Priestern voraus-
setzt. Das Alterthum schrieb diesen überhaupt Außerordentliches zu,
nicht bloß in der Astronomie und Geometrie, Geschichtskunde und gesetz-
geberischen Weisheit, sondern es glaubte dieselben im Besitze großer Ge-
heimnisse der Natur, durch die sie zaubern könnten, und man erzählte eine
Menge angeblich beglaubigter Beispiele. Dies erinnert sehr an die
Chaldäer, und wenn man ferner weiß, daß die Priester eine ziemliche
Anzahl Orakel in ihren Tempeln hatten, durch welche sie die Götter
zu den Menschen reden lassen konnten und wirklich jedesmal so reden
ließen, wie es der Priesterpolitik angemessen war, so müssen wir zugeben,
daß die ägyptischen Priester ihr Volk in vielen Dingen geflissentlich in
Unwissenheit erhielten. So war auch ihre öffentliche Schrift geheimniß-
voll; es ist dies die Hieroglyphen- oder Bilderschrift. Gewöhnlich wird
angenommen, daß die Bilderschrift der Anfang aller Schrift gewesen
sei; möglich wäre es, erwiesen ist es nicht, jedenfalls war die ägyptische
Bilderschrift nicht der Uebergang zur Buchstabenschrift, denn die Priester
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Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103
an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch
über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten
Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen
Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats-
schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und
konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft
wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla-
ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa-
ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er-
erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war.
Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders
durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß-
wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht
glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei
habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der
Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand
mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien,
Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in
den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi-
schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In-
dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und
Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die
besten Zuflüsse gaben.
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be-
mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein
ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol-
len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in
Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen
haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes
und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos-
lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu
Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der
eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge-
danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten
Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle
heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte
bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal-
tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst
in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des
Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem
Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische
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Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Gregor_Ii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Konstantinopel Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
Der Adel und das Ritterwesen.
195
Der Adel und das Ritterwesen.
Die Zeit der Kreuzzüge ist das Heldenalter des Adels. Seitdem
der Heerbann aufgehört hatte, weil die Zahl der gemeinen Freien mehr
und mehr schwand, bildete sich ein eigener Stand aus, der mit dem
Adel verwuchs, der Ritterstand. Diejenigen Freien nämlich, welche so
viel Eigenthum besaßen oder so viel Gut zu Lehen trugen, daß sie den
Heeresdienst zu Rosse thun konnten, wurden nun das eigentliche Kriegs-
Volk; daher heißen sie auch in den Urkunden milit68, während sie sich
selbst von ihrem Dienste zu Rosse „Ritter" nannten. Diese Krieger
erhielten für ihre Kriegsdienste von den Königen, Herzogen und Gra-
fen, dem hohen Adel, Sold, und wie oben bei dem Römerzuge beispiel-
weise angegeben worden ist, Saumpferde, Pferdebeschläge, Felle und an-
dere Kriegsbedürfnisse, oder auch, was viel erwünschter sein mußte, Le-
hen, wodurch der Ritter, der manchmal als jüngerer Sohn außer Na-
men und Rüstung nichts sein nannte, zu einem Gutsherrn wurde, dem
zinsbare Bauern dienten. Der Sohn des Ritters erhielt durch seine
Geburt das Lehenrecht, während andere freie Leute, Bauern und Bür-
ger, dasselbe thatsächlich verloren, weil sie dem Könige oder einem Lan-
desherrn nicht regelmäßig und auch nicht zu Rosse Kriegsdienste thaten.
Nach der Weise des Mittelalters, wo sich der Gleiche dem Gleichen an-
schloß und diese Verbindung genau regelte, bildete nun auch die Ritter-
schaft eine Genossame, in welche die Berechtigten feierlich ausgenommen
wurden, wenn sie nach den Gesetzen vorbereitet waren und gelobt hatten, die
Verpflichtungen der Ritterschaft gewissenhaft zu erfüllen. Während der
Kreuzzüge trafen sich die Ritter aller Nationen in Palästina, und die
ausgebildetere Regel der französischen Ritterschaft wurde auch von den
Deutschen angenommen, was bei der englischen, niederländischen und
italienischen noch schneller geschah; so entstand eine europäische ritterliche
Kameradschaft, und der Ritter fand überall Genossen, die sein ritter-
liches Recht anerkannten und nöthigenfalls vertheidigten, so daß der
kriegsgefangene Ritter sich ritterliches Gefängniß und ritterliche Be-
handlung ausbitten durfte. Wer Ritter werden wollte, mußte Nach-
weisen, daß er ehelicher Geburt und freien Geschlechtes sei, ritterlichen
Waffendienst und ritterliche Sitte ordnungsmäßig erlernt habe. Zum
Empfang des feierlichen Ritterschlags bereitete er sich vor durch Gebet,
Fasten und den Genuß der heiligen Sakramente. Dann gelobte er, täg-
lich die Messe zu hören, für den christlichen Glauben zu streiten, die
Kirche und deren Diener gegen ihre Feinde zu vertheidigen, Wittwen,
Waisen und Minderjährige bei ihrem Gute zu schützen, ungerechten Krieg
zu meiden, für die Befreiung eines jeden Unschuldigen mit dem Schwerte
einzutreten, Turniere nur zum Zwecke kriegerischer Uebung zu besuchen,
13*
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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34 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven.
und Gartengewächse angebaut werden, und wurden auch in dieser Hin-
sicht Lehrer des Volkes; die meisten von ihnen gründeten auch wahre
Volksschulen für jene Zeiten, nämlich Klöster.
Die Ätüster.
Der Benediktinerorden.
Fast alle Glaubensboten begaben sich in den einsamen Wald und
bauten sich dort eine Hütte. Schon bei ihren Lebzeiten gesellten sich
gleichgesinnte Männer zu ihnen; da zeigte sich nun eine Waldlichtung,
man sah einen Gemüsegarten, auf hölzernen Hütten das Kreuz. Bald
vereinigten sich die meisten dieser Männer zu einer gemeinsamen Lebens-
ordnung. Eine solche Ordnung hatte Benedikt von Nursia 529 in
Unteritalien gestiftet; es ist dieses der Benediktinerorden, dessen Regel
sich kurz dahin zusammenziehen läßt: Bete und arbeite! Diese alten
Klöster waren die einsamen Leuchten, von denen neubelebende Strahlen
in die deutschen Wälder ausgingen, sie waren die Stützpunkte der christ-
lichen Religion, die Bildungsstätten unserer Väter. Statt allgemein zu
erzählen, wollen wir eines der berühmtesten Klöster, St. Gallen, be-
schreiben, wobei vorausgesetzt wird, daß niemand sich vorstelle, das
Kloster sei urplötzlich so gewesen, wie es hier geschildert wird.
St. Gallen erhielt Grund und Boden durch die Wohlthätigkeit
reicher Herren und als Mitgift von solchen, welche in das Kloster ein-
traten. Es hatte Aecker, Wiesen und Waldungen, und zahlreiche Mönche
bewohnten die Stiftsgebäude (iw 2- 895 zählte St. Gallen 42 Priester,
24 Diakonen, 15 Subdiakonen, 20 Laienbrüder). Alle hatten die gleiche
Lebensweise und dieselbe Kleidung und mußten zu den bestimmten Stun-
den bei Tag und Nacht zum Gebete im Chore erscheinen. Sonst waren
ihrer Geschäfte gar mancherlei. Die einen bauten Garten und Feld,
andere trieben Handwerke, und wieder andere widmeten sich der Wissen-
schaft und Kunst. Aus Thierhäuten bereiteten sie sich das Pergament,
milchweiß und fein wie Poftpapier, und darauf schrieben sie sehr zierlich
die Schriften der alten Griechen und Römer und der Kirchenväter ab,
oder sie verfaßten eigene Werke, oder sie übersetzten. Die Mönche
arbeiteten dabei einander in die Hände; die einen machten Pergament
und Tinte; andere schrieben ab in großen einzeln stehenden Buchstaben,
andere verglichen die Abschrift, und wieder andere banden die Bücher
in eichene, oft zolldicke Bretter, die mit Leder, Pergament, Elfenbein :c.
überzogen wurden. Die Anfangsbuchstaben sind besonders sorgfältig ge-
macht; sie sind groß, schön geblümt und ausgemalt, oft mit Goldfarbe,
und noch jetzt, nach mehr als 1000 Zähren, seitdem der erste Mönch
Feder und Pinsel weggelegt hat, sind Farbe und Glanz frisch wie von
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Der sogenannte vierte oder lateinische Kreuzzug. Der Doge Dándolo. 181
bischof Adolf von Köln und Herzog Johann von Brabant gingen zu
Philipp über (1204), der sich nun noch einmal wählen ließ. Durch
den Verrath Herzog Heinrichs von Limburg verlor Otto die Schlacht
bei Wassenberg; doch unterstützten die Fürsten auch den König Philipp
nicht und schienen Zusehen zu wollen, wie das hohenstaufische und wel-
fische Haus sich gegenseitig zu Grunde richteten. Philipp wurde den 21.
Juli 1208 durch einen Otto von Wittelsbach ermordet, den er vielleicht
beleidigt hatte, vielleicht war dieser auch das Werkzeug einiger ver-
schworener Großen.
Vtto Iv. (1208-1212).
Nun war Otto unbestritten König und verlobte sich Beatrix, eine
Tochter seines Gegners. Hierauf machte er seinen Römerzug und wurde
von dem Papste gekrönt, nachdem er die Rechte des päpstlichen Stuhles
beschworen hatte. Aber er brach sein Wort fast augenblicklich. Ueber
Neapel und Sicilien herrschte nämlich der Knabe Friedrich, Sohn Hein-
richs Vi.; nach dem Tode seines Vaters wollten dessen deutsche Statt-
halter das Königreich theilen, wie einst Alexanders des Großen Feld-
herren, oder sich wenigstens tüchtige Stücke als Lehen Herausschneiden.
Das duldete aber Papst Innocenz Iii. nicht, denn er war Oberlehens-
herr von Neapel und Sicilien und wollte das Reich nicht zerstückeln, zu
dessen Gründung seine Vorfahren so viel beigetragen hatten. Er nahm
deßwegen den jungen Friedrich unter seinen mächtigen Schutz und er-
hielt ihn bei seinem Erbe. Diesen päpstlichen Schützling nun griff Kaiser
Otto Iv. an, obwohl er dem Papste gelobt hatte, es nicht zu thun; auch
sonst verfuhr Otto nicht anders, als je ein Gegner des Papstes gethan
hatte, und wollte noch weniger als Friedrich I. das Eigenthum der Kirche
gewährleisten; nach mancher Warnung bannte der Papst den Kaiser (1210).
Der sogenannte vierte oder lateinische Kreuzzug (1202—1204).
Der Doge Dándolo.
Während Philipps und Ottos Streit um den Thron Deutschland
verwüstete, bewog der begeisterte Kreuzprediger Fulko von Neuilly auf
einem Turniere zu Escy eine große Anzahl französischer Herren zu
einem Kreuzzuge. Sie wollten sich in Venedig einschiffen und schloßen
mit dieser Republik einen Vertrag wegen der Ueberfahrt und des Pro-
viants ab; als sie aber bezahlen sollten, brachten sie die bedungene
Summe nicht zur Hälfte auf. Diesen Umstand benutzten die Venetiauer,
welche der 93jährige, fast erblindete, aber geistig ungeschwächte Doge
Heinrich Dándolo leitete, um sich der Kreuzfahrer für ihre handels-
politischen Interessen zu bedienen. Die französischen Ritter fanden den
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Extrahierte Personennamen: Dándolo Adolf_von_Köln Adolf Johann_von_Brabant Johann Philipp Philipp Heinrichs Heinrichs Otto Philipp Philipp Philipp Philipp Otto Otto Beatrix Friedrich Friedrich Alexanders Innocenz_Iii Innocenz Friedrich Friedrich Otto Otto Friedrich_I. Friedrich_I. Dándolo Philipps Ottos Fulko Heinrich_Dándolo Heinrich
222
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
bereitet hat. Dem Nibelungenliede steht das etwas spätere Epos
Gudrun zur Seite, aus uralten Volksliedern entstanden, dem Sagen-
kreis der Nordsee mit ihren Wickingern angehörig. Eines der schönsten
Denkmäler der Sprache und Poesie des 12. Jahrhunderts ist das von
einem Geistlichen verfaßte Annolied (feiert den hl. Anno oder Hanno,
Erzbischof von Köln).
Die Bürger.
Hansen. Zünfte.
Für die Städte hatten die Kreuzzüge unendlich wichtige Folgen; denn
sie brachten das Morgenland und Abendland nicht etwa bloß in feindselige
Berührung, sondern auch zugleich in den lebendigsten Handelsverkehr,
der jedesmal wieder angeknüpft wurde, sobald Waffenstillstand eintrat;
ohnehin waren die verschiedenen mohammedanischen Reiche im Morgen-
lande selten gleichzeitig mit den Christen im Kriege. Die italienischen
Seestädte hatten davon den größten Gewinn, namentlich Venedig, Ge-
nua und Pisa, denn diese kauften unmittelbar in der Levante ein und
versorgten ganz Europa mit den Erzeugnissen des Morgenlandes. Das
waren einmal die verschiedenen Gewürze, unter welchen Pfeffer und
Safran die Hauptrolle spielten, sodann Arzneien, Zucker, Gold, Silber,
Perlen und Edelsteine. Das Morgenland lieferte aber auch Kunstpro-
dukte und zwar die gleichen, durch welche sich Asten noch jetzt auszeichnet:
Waffen, als: Schwerter, Dolche und Panzer; Geschmeide und Schmuck
jeder Art, Teppiche, Baumwollentücher mit trefflicher Färbung, Seide,
feines, schönfarbiges Leder, wie Saffian und Korduan u. s. w. Die
Europäer gaben dagegen kostbare Pelzwerke, Glas, in dessen Verfertigung
sich Venedig auszeichnete, verschiedene Metallarbeiten und vor allem Lein-
wand. Mit den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen Städte
Augsburg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien u. s. w. und
versorgten die norddeutschen, welche in England, Polen, Rußland und
den skandinavischen Neichen den Absatz ihrer Maaren bewerkstelligten.
Da dieser Handel ausschließlich in den Händen der Städte war und sie
von keiner Seite her eine Konkurrenz hatten, so mußte er sehr einträg-
lich sein. Zu diesem Zwecke bildeten die Kaufleute, die Großhändler,
geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen genannt wur-
den; dieser Name verblieb dem Bunde der norddeutschen Handelsstädte.
Aller Gewerbfleiß hatte sich in die Städte eingebürgert, welche in ihrer
Umgebung, auf dem Lande, den sichersten Markt fanden, während die
Kaufleute das Geschäft des Verkaufs in die Ferne besorgten; so kamen
z. B. aus England Wolle und Felle in norddeutsche Hansestädte und
kehrten als Tuch und Leder wieder dorthin zurück. Auch die Handwerker
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Gudrun Gudrun Hanno Saffian
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168
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Krieg gegen die lombardischen Städte (1155).
Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien
Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger
Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein-
rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden
Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend
zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte
wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten
die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden
zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden,
behaupteten die Lombarden das Uebergewicht.
Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge-
zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders
hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi-
schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho-
heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben,
so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren
Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel,
der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent-
faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch-
tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona,
Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere
waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be-
wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit,
wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz
bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia,
als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und
reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren
Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber-
muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai-
land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er
zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai-
serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi.
Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil
sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die
Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden
für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten.
Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157).
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karls Friedrich Friedrich Friedrich_Bea- Friedrich
Frankreich unter dem Konsulate.
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beit vor dem Gesetze war darin fcstgehalten, dem Staate wurden jedoch
Rechte über die Familienordnung eingeräumt, die er früher nicht an-
sprechen durfte.
Des ersten Konsuls Abneigung gegen die Revolution zeigte st'ch am
auffallendsten in der Stiftung eines neuen Adels, des Ordens der
Ehrenlegion. Dieser Orden war aber für bürgerliches Verdienst so
gut bestimmt wie für militärisches, auch gewährte er seinem Inhaber
keinerlei Vorrecht. Die Ehrenlegion sollte vorerst aus 15 Kohorten be-
stehen; jeder Kohorte wurden 200,000 Fr. als Dotation aus National-
gütern angewiesen. Die Abstufung ging vom Großoffizier, Komman-
danten, Offizier zum Legionär herab. Einzelne Republikaner sollen über
die Ehrenlegion gemurrt haben, aber ganz gewiß ist dies, daß die re-
publikanischen Franzosen sich durch das Legionskreuz noch beglückter fühl-
ten, als ihre realistischen Väter durch das Ludwigskreuz.
Gegen Bonapartes gegenrepublikanische Maßregeln, besonders gegen
die tiefer gehenden als Kreuze und Bänder, zeigte sich dennoch im
Senate und Tribunate eine indirekte aber systematische Opposition.
Diese beseitigte Bonaparte durch „Elimination", indem er 20 Tribunen
und 60 Senatoren strich und sie durch den Senat aus den „Notabili-
täten" ergänzen ließ.
Nach dem Frieden von Amiens beantragte ein Tribun dem ersten
Konsul eine ausgezeichnete Nationalerkenntlichkeit darzubringen, und ein
Senatsbeschluß verfügte, daß Bonaparte auf weitere 10 Jahre Konsul
sein solle. Die beiden andern Konsuln änderten den Senatsbeschluß
aber dahin ab: das französische Volk ist zu befragen: soll Napoleon
Bonaparte Konsul auf Lebenszeit sein? Am 2. August (1802) machte
der Senat die Volksabstimmung bekannt; von 3,577,885 stimmberech-
tigten Bürgern hatten 3,368,259 für den Antrag gestimmt. In Folge
dieser Wahl erließ der Senat folgende Beschlüsse:
1. Das französische Volk ernennt und der Senat ruft aus als
lebenslänglichen Konsul der Franzosen Napoleon Bonaparte.
2. Ein Standbild der Friedensgöttin, in der einen Hand den Sie-
geslorbeer, in der andern den Senatsbeschluß, wird der Nachwelt die
Dankbarkeit des Volkes bezeugen.
3. Der Senat wird dem Konsul den Ausdruck des Vertrauens,
der Liebe und der Bewunderung des französischen Volkes überbringen.
Dieses republikanische Schauspiel erhielt durch Bonaparte einen
sehr eigenmächtigen Zusatz; durch ein sogenanntes organisches Senats-
konsult bekam die Republik eine neue Verfaffung. Die Stellen der Kon-
suln wurden als lebenslänglich erklärt; der gesetzgebende Körper konnte
von der Regierung berufen und vertagt, durch den Senat aber auf-
gelöst werdeu. Das Tribunat wurde auf 50 Mitglieder herabgesetzt
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Extrahierte Personennamen: Napoleon August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ludwigskreuz Amiens