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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 65

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Karl nimmt den Kaisertitel an. 65 Hoffnung, unterwarfen sich Karln und nahmen die Taufe; die andern Häuptlinge folgten dem Beispiele und der Widerstand schien erloschen. Aber 793 machte sich der Haß gegen Karln und die Franken blutig Luft; diesesmal waren es besonders die Liten, welche aufstanden; der Zehenten, den sie an die Kirche entrichten sollten, erbitterte sie, und nicht weniger die Heerfolge, welche sie Karln gegen die Slaven leisten muß- ten. Der Aufstand wurde jedoch unterdrückt, so oft er sich wiederholte; 10,000 sächsische Familien verpflanzte Karl in entfernte Gegenden und ersetzte sie durch fränkische Bevölkerung, baute Burgen und versah dieselben mit Besatzungen. Mit dem Zahre 804 war der Sachsenkrieg zu Ende; einzelne Gewaltthaten kamen aber noch längere Zeit vor; auch blieben viele Sachsen ihren Göttern im Herzen getreu und feierten ihnen auf den Bergen nächtlicher Weile die alten Feste. Karl stiftete im Sachsen- lande acht Bisthümer: Osnabrück, Minden, Verden, Bremen, Paderborn, Münster, Halberstadt und Hildesheim, und in nicht langer Zeit wurden die Sachsen eifrige Christen und blieben dabei ein kräftiger, ja herr- licher deutscher Volksstamm. Karl nimmt den Kaisertitel an (800). Durch den Sieg über die Sachsen war der Sieg des Christenthums in Europa entschieden; wären die Sachsen Heiden geblieben, so wäre dieser mächtige Volksstamm in späterer Zeit (sie wurde trübe genug) gewiß einmal losgebrochen und hätte seine Macht und mit derselben das Heidenthum über Deutschland ausgebreitet; wo würde dann den heidnischen Sachsen, Normannen, Slaven und Mohammedanern gegen- über noch ein christliches Volk gewesen sein? Vor einer solchen Zukunft schützte Karl die Christenheit. Sein Ruhm verbreitete sich über die Erde; zu ihm kamen Gesandte des Chakans der Hunnen, des griechischen Kai- sers, des Königs von Asturien, des Chalifen Harun al Radschid und ehrten ihn durch Geschenke. Er war der mächtigste Fürst Europas, der Beschirmer des Chriftenthums gegen Heiden und Mohammedaner, und nun nahm er auch den ehrenvollsten Titel an, welchen es gab, nämlich des römischen Kaisers. Karl war wie sein Vater Patricius von Rom und hatte mit Papst Adrian I. (772—795) in enger Freundschaft gelebt; dessen Nachfolger Leo Iii. wurde 799 bei einem Aufstande der Römer schwer mißhandelt und hatte sich mit Mühe nach Spoleto gerettet. Da- mals nämlich wie auch später war Rom der Schauplatz der heftigsten Parteikämpfe, die am häufigsten bei einer Papftwahl zum Ausbruch kamen; denn da die Bürgerschaft der Stadt und die Adeligen des Stadt- gebiets den von dem römischen Klerus gewählten Papst in öffentlicher Versammlung durch ihren Zuruf gewissermaßen zu bestätigen hatten, Bumüller, Gesch. d. Mittelalters.

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 147

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kreuzzug Konrads Hi und Ludwigs Vii. von Frankreich. 147 Bayern aber vertheidigle des verstorbenen Heinrichs Bruder Welf Vi. Dieser wurde 1140 bei Weinsberg geschlagen; in dieser Schlacht (wie er- zählt wird) feuerten sich die Krieger des Hohenstaufen mit dem Schlacht- rufe an: „hie Waiblingen!" dem die Welfischen mit „hie Welf!" ant- worteten, woraus die italienische Zunge die Parteinamen Ghibellinen und Guelfen machte; nach einer begründeter» und jetzt allgemein- angenom- menen Meinung jedoch erbte der Name „Wibelingen" von den fränkischen Kaisern (denen Waiblingen im württembergischen Remsthal als Eigen- thum gehörte) auf die Hohenstaufen, die ihnen im Besitze und auf dem Thron folgten. Bayern verlieh Konrad an seine Blutsverwandten, die österreichischen Babenberger, Sachsen aber an Albrecht (zubenannt der Bär) von Ballenstädt, Grafen der Nordmark, der sich zuerst Markgraf von Brandenburg nannte. Der Krieg um die welfischen Herzogthümer fiel zum Nachtheil der Welfen aus, welche jedoch ihren Ansprüchen nie ganz entsagten. Konrad wurde dadurch von dem Römerzuge abgehalten, später aber unternahm er einen noch viel weitern Zug, nämlich nach Palästina. Kreuzzug Konrads Iii. und Ludwigs Vii. von Frankreich. Zm Jahre 1144 hatte der Sultan Alp Arslan Edessa erobern lassen; zwei Jahre darauf bemächtigten sich die Christen der Stadt wieder, worauf die Türken sie noch einmal angriffen, eroberten und gänzlich zerstörten; 60,000 Christen wurden niedergemacht. An solchem Unglücke waren die morgenländischen Christen größtentheils selbst schul- dig; denn die meisten waren entartete, feige Menschen, voll Haß gegen die neuen Ankömmlinge aus Europa, mit deren Hilfe ihnen doch allein der Widerstand gegen die Türken möglich war. (Die Vermischung so vieler Nationen: Armenier, Syrer, Italiener, Franzosen, Engländer, Deutsche, Griechen u. s. w., die doch zu keinem Volke zusammenwuchsen, scheint diesen schlimmen Charakter erzeugt zu haben. Die Nachkommen der christlichen Eroberer Palästinas nannte man im Abendlande Pullanen.) Die Kunde von dem Falle Edessas erschütterte das christliche Europa, aber ohne den Feuereifer des hl. Bernhard von Klairvaur wäre wohl kein allgemeiner Kreuzzug zu Stande gekommen. In Frankreich predigte er mit unwiderstehlicher Beredtsamkeit, so daß König Ludwig Vii. und mit ihm die vornehmsten französischen Herren das Kreuz nahmen. Doch schien die Hilfe der Deutschen unentbehrlich, und daher ging Bernhard auch nach Deutschland, um König Konrad zum Kreuzzuge zu bewegen. Dieser hielt jedoch seine Anwesenheit in Deutschland für unumgänglich noth- wendig und gab dem hl. Bernhard geradezu abschlägige oder wenigstens ausweichende Antwort. Endlich am St. Johannistage 1146 hörte der 10*

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 104

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
104 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Lehre von der Verehrung der heiligen Bilder vorhielten; aber Leo ant- wortete, er sei Kaiser und Priester, und fuhr fort, seinen Willen mit Gewalt durchzusetzen. Sein Sohn und Nachfolger, Konstantin Iii., Kopronymus (741 — 775), verfuhr noch wilder und ließ durch eine Synode willfähriger griechischer Bischöfe die Verehrung heiliger Bilder verurtheilen (eine rechtmäßige, durch Papst Adrian Ii. nach Nikäa be- rufene Synode bestätigte aber 787 aufs neue die kirchliche überlieferte Anschauung), doch damit beschwichtigte er die Widersetzlichkeit gegen die Bilderstürmerei (Ikonoklasie, Jkonomachie) keineswegs. In Nom em- pörte sich das Volk und verweigerte dem Kaiser förmlich den Gehor- sam, so daß diese Stadt mit ihrem Gebiete thatsächlich einen unabhän- gigen Staat bildete; die Städte des Erarchats lehnten sich gleichfalls auf und wurden (752) eine leichte Eroberung der Longobarden, und dem griechischen Kaiser blieben lediglich seine Besitzungen in Unteritalien, welche er nur mit Mühe gegen die sicilianischen Araber vertheidigte. Unter Konstantin Iv., Porphyrogenetus (der im Purpur geborene, wie die Griechen einen dem regierenden Kaiser geborenen Prinzen nannten), für den seine ränkevolle Mutter Irene herrschte, wurde 787 der Bilder- stürmerei Einhalt gethan, doch Irene wurde selbst 803 gestürzt, als sie gerade mit Karln dem Großen wegen eines Bündnisses der beiden Kai- serreiche unterhandelte. Ihr Nachfolger, Nikephorus (803—811), wurde 806 von dem Chalifen Harun al Radschid zu einem schimpflichen Frieden genöthigt und 811 von den Bulgaren in einer Schlacht besiegt und getödtet. Dieses türkische, mit Slaven stark gemischte Volk war um 680 vor den Awaren über die Donau geflüchtet und hatte sich zwischen diesem Strom und dem Hämus mit Bewilligung des griechischen Kaisers angesiedelt. Die Bulgaren geriethen jedoch bald mit ihm in Streitig- keiten, die langwierige und erbitterte Kriege zur Folge hatten; mehr als einmal erschienen sie vor Konstantinopel und dehnten ihre Herrschaft vor- übergehend bis Mittelgriechenland aus, während sie nach der Vernich- tung der Awaren durch Karln den Großen jenseits der Donau bis Ober- pannonien vordrangen, welche Eroberung sie wieder durch die Ungarn verloren. Von des Nikephorus Nachfolger, Leo V., dem Armenier, wurden sie blutig zurückgeworfen; dieser Bilderstürmer wurde 813 in der Kirche ermordet; aber auch sein Nachfolger, Michael Iii., der Stamm- ler (820—829), sowie Theophilus (829 — 842) waren Bilderstürmer, zugleich aber auch Soldatenkaiser, welche Bulgaren und Arabern Achtung geboten. Unter Michael Iii. (842 — 867) wurde 842 der Bilderstreit durch eine Synode beigelegt, aber indem dadurch ein Grund der Ent- fremdung der morgen- und abendländischen Christenheit beseitigt wurde, veranlaßte Michael Iii., sonst ein Wüstling und Verspötter religiöser Dinge, einen Riß von oben bis unten. Der allvermögende Günstling

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 169

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Friedrich Ii. 169 Leopold von Oesterreich und ein ganzes Heer Ritter aus dem östlichen Deutschland (1217) nach Palästina schifften; er blieb in Italien, wäh- rend ein Kreuzheer von mehr als 100,000 Mann unter unsäglichen An- strengungen am 3. November 1219 Damiette eroberte, dessen Bewohner sich erst ergaben, als der Hunger zwei Drittheile weggerafft hatte. Nun bot der Sultan Jerusalem für Damiette an, erhielt aber abschlägige Antwort; dafür eroberte er Damiette wieder, indem er das Kreuzheer durch die Nilüberschwemmung vertrieb, welche er in das christliche Lager leitete. So hatten die Christen abermals eine große Schlappe erlitten, an welcher Friedrich Ii. durch seine Theilnahmlosigkeit Mitschuld trug. Endlich heirathete der verwittwete Kaiser Jolantha, die Tochter der Maria Jolantha, Erbtochter des Königs Amalrich Ii., und des Johann von Brienne, welcher sich Regent von Jerusalem nannte, und dadurch erhielt Friedrich Anspruch auf Jerusalem als Mitgift seiner Gemahlin. Er schiffte sich am 8. September 1227 ein, aber schon nach drei Tagen kehrte er zurück; er entschuldigte diese Umkehr durch Krankheit und ver- sprach bald nachzukommen; denn es waren wohl 40,000 Kreuzfahrer wirklich abgegangen. Nun zögerte Papst Gregor Ix. (Honorius Iii. war 1227 gestorben) nicht länger und sprach über Friedrich, weil er sein Gelübde gebrochen, denn die Krankheit sei eine Lüge, und zu dieser Behauptung berechtigte den Papst Friedrichs Ii. Benehmen ge- gen Honorius Iii. mehr als hinlänglich, den Bann aus. Friedrich antwortete hierauf in einer Sprache, die bewies, wie erbittert er längst gegen den päpstlichen Stuhl war und was dieser von ihm zu fürchten hatte; er bezeichnete nämlich den Papst geradezu als einen Feind der Fürsten,, als einen übermüthigen, von Herrschsucht trunke- nen Mann; zugleich benutzte er die mit dem Papste verfeindete Fa- milie der Frangipani und erregte durch sie einen Aufstand in Rom, welcher den Papst nöthigte, die Stadt zu verlassen (Ost^n 1228). Im August 1228 schiffte sich Friedrich als Gebannter nach Palästina ein, obwohl nach kirchlichem Gebote kein Gebannter die heiligen Stätten betreten sollte; deßwegen verhängte der Papst über Palästina das In- terdikt, d. h. er verbot alle kirchlichen Handlungen für die Dauer der Anwesenheit des gebannten Kaisers. Dieser wußte aber die orientali- schen Wirren trefflich zu nutzen; der Sultan Kamel lag im Kriege mit Nasr David; theils aus Furcht, Friedrich möchte diesen unterstützen, theils von der Persönlichkeit des Kaisers gewonnen, der als Saracenen- freund auch im Morgenlande bekannt war, schloß er mit ihm Frieden auf zehn Jahre und einen Vertrag, durch welchen Jerusalem, Bethle- hem und Nazareth mit ihren Gebieten dem Kaiser abgetreten wurden, ebenso der ganze Küstenstrich von Joppe bis Sidon. Friedrich setzte sich die königliche Krone in der Kirche des heiligen Grabes selbst auf

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 170

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
170 Das heilige römische Reich deutscher Nation. das Haupt, da den Gebannten in der interdicierten Kirche kein Bischof krönen durfte. Mit den Tempelrittern war er in der feindseligsten Spannung; diese sollen selbst dem Sultan angezeigt haben, wenn der Kaiser mit kleinem Gefolge an den Jordan reiten werde, der Sultan aber habe den Fabricius gespielt; eben so gerieth Friedrich mit dem Pa- triarchen von Jerusalem in Streit; die Genuesen haßten ihn, weil er ihre Nebenbuhler, die Pisaner, begünstigte, und für ihn war niemand als die Ritter des Deutschordens und sein kleines Heer. Dies war der Kreuzzug Friedrichs; die heiligen Stätten waren wieder christlich, und dennoch ließen wenige dies als Verdienst des Kaisers gelten, denn er stieß durch seinen Vertrag mit Kamel gegen den Geist der Zeit an. Nämlich 1) der Kaiser erlaubte es, daß die Moslemin in der Moschee Omars ihren Gottesdienst halten durften (auch dem Moslemin ist Jeru- salem ein heiliger Ort); für die strengen Christen aber war die Dul- dung des Islams in Jerusalem ein Gräuel. 2) Der Kaiser hatte mit dem Sultan Friede geschlossen, daher verbot er es dem Patriarchen streng, mit französischem Gelde Söldner zu werben, wie dieser bereits angefangen hatte; ebensowenig durften die Tempelritter, deren Ordens- regel ihnen jeden Waffenstillstand mit den Ungläubigen verbot, die Feindseligkeiten erneuern und deßgleichen kriegslustige Pilger, deren ge- nug herbeikamen. Darum erschien der Friede des Kaisers unritterlich, unehrenhaft, selbst unchristlich, obwohl die Christen.mehr gewonnen hat- ten, als früher mit den furchtbarsten Anstrengungen und mit Aufopfe- rung von unzähligen Kriegern. Auch der Papst wollte den kaiserlichen Frieden nicht billigen; da der Herzog von Spoleto im Namen Friedrichs Ii. den Kirchenstaat angriff, war auf des Papstes Befehl Johann von Brienne, Friedrichs Schwie- gervater, der selbst Titularkönig von Jerusalem und darum mit jenem gänzlich zerfallen war, in Neapel eingefallen und hatte theils durch Waffen, theils durch Versprechungen viele Städte gewonnen. Friedrich eroberte aber nach seiner Ankunft das Verlorene schnell wieder, und da er dem Papste Friedensanträge machte und wiederum das Beste ver- sprach, schloßen beide den Frieden in San Germano 0230). Friedrich in Deutschland (1235). Des Kaisers Erstgeborner, Heinrich, welchen er den Deutschen als König zurückgelassen hatte, war völlig entartet. Er lebte mit rohen Jagdgesellen, mit Gauklern und Musikanten und hatte keinen Sinn für Staatsgeschäfte; ein solcher König war vielen Herren der rechte und sie wußten ihn zu benutzen. Zuerst brauchten sie ihn gegen die Städte; die fränkischen Kaiser hatten diese begünstigt, und obwohl Friedrich I.

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 175

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Erneuerter Streit mit dem Papfte. 175 Navarra und der Herzog von Bretagne einen Kreuzzug unternahmen und den Frieden brachen, welchen Friedrich auf zehn Jahre abgeschlossen hatte, wurden die Christen bei Gaza völlig geschlagen und Daud, Fürst von Karak, eroberte Jerusalem , zerstörte dessen Festungswerke und ver- jagte die Christen, welche er nicht niederhauen ließ. Die drei Ritter- orden selbst, welche das heilige Grab beschützen sollten, haßten einander und die Tempelritter bekriegten sogar die Deutschherren, welche Fried- richen anhingen. Endlich verbanden sich alle Christen mit dem Sultan von Damaskus gegen den ägyptischen, der Syrien erobern wollte. Die- ser zog nun eine Horde chowaresmischer Türken an sich, welche aus ihrer bokharischen Heimath vor den Mongolen entwichen waren. Diese zer- störten in Jerusalem, was noch zu zerstören war, schändeten die heiligen Stätten und vertilgten in der Schlacht von Gaza, den 18. Okt. 1244, das christliche Heer. Von 312 Tempelrittern retteten sich 18, von 324 Johannitern 16, von 400 Deutschherren 4. Einzig die Festung Ptole- mais blieb den Christen vom Königreiche Jerusalem; vergebens for- derte 1245 das Koncil von Lyon die ganze Christenheit zu einem Kreuzzuge auf. Erneuerter Streit mit dem Papste. Denn zwischen den beiden Häuptern der Christenheit, dem Papste und dem Kaiser, war neuerdings ein Kampf auf Tod und Leben entbrannt. Der Papst durfte die Lombarden nicht fallen lassen, und Friedrich nahm seine Vermittlung nicht an; ebenso wenig hielt er die Verträge, welche er mit Papst Innocenz Iii. in Betreff der sicilischen Kirche geschlossen hatte, und übte die Vorrechte, welche einst den Normannenfürsten unter anderen Umständen eingeräumt worden. Am Palmsonntag 1239 sprach Gregor Ix. über den Kaiser den Bann aus, weil derselbe die sicilische Kirche ver- folge, die beschwornen Verträge nicht halte und überhaupt nicht wie ein christlicher Fürst lebe. Friedrich erwiderte in offenen Briefen durch hef- tige Schmähungen, wiederholte seine Behauptung, daß der Papst ein Feind der Fürsten sei, aber die Antworten des Papstes schnitten viel tiefer ein. Friedrich sei dem Glauben entfremdet, war die allgemeine und wohlbegründete Ueberzeugung; man erzählte sich Aeußerungen von ihm, die einen unchristlichen Sinn verriethen, und sein mohammedanisches Hosieben, seine offene Freundschaft mit den Saracenen schienen mehr als hinreichend die Anschuldigungen des Papstes zu rechtfertigen; auch be- kannte der Kaiser laut, wenn alle Fürsten dächten wie er, so würde er sie von der Plage des Papstthums bald befreit haben. So mußte der Kampf ein unversöhnlicher werden, und weil die Christenheit für den Papst war, mußten die Hohenstaufen untergehen. Friedrich appellierte von dem Papste an ein Koncil; aber als der

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 159

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Dritter Kreuzzug. 159 sichern schien; er schloß mit dem Normannen Wilhelm Friede und dies führte so weit, daß er für seinen Sohn Heinrich die Hand der Konstan- tia, der Erbtochter von Neapel und Sicilien, erwarb; 1186 den 27. Juni fand in Mailand die verhängnißvolle Hochzeit statt. Diese Heirath er- schreckte den Papst nicht wenig, denn sie enthüllte die Gesinnungen Fried- richs gegen den päpstlichen Stuhl sehr deutlich: er wollte denselben in die Mitte nehmen und zur Ergebung an den Kaiser zwingen. Auch in Deutschland bekümmerte sich letzterer um den venetianischen Frieden nicht im mindesten; seine Macht war aber so groß, sein Ansehen bei dem Volke so allvermögend, daß die deutschen Bischöfe den Papst (Lucius Hi.) selber baten, er möge es ja mit dem Kaiser nur auf dem Wege der Güte versuchen. So hoch stand Friedrich, seit Heinrich der Löwe ge- stürzt war. Vierzehntes Kapitel. Dritter Kreuzzug. Friedrich I., Philipp August von Frankreich, Richard von England nehmen das Kreuz. Es war Friedrichen nicht gegönnt, seine alten Tage in Deutschland zu verleben und sein Werk, Erhebung der Kaisermacht über jede Schranke, weiter zu fördern; durch ganz Europa scholl die Schreckensbotschaft: Jerusalem ist in die Hände der Türken gefallen. Der türkische Eroberer von Edessa, Nureddin, stürzte durch seinen Feldherrn, den Kurden Sala- din, 1168 das fatimidische Chalifat in Aegypten, konnte es aber nicht verhindern, daß Saladin sich unabhängig machte und eine eigene Dy- nastie gründete (Ejubiden, nach Saladins Vater Ejub genannt). Dieser bekriegte das Königreich Jerusalem anfangs mit schlechtem Erfolge, denn 1177 wurde er bei Ramla, unweit Askalon, von König Balduin Iv. gänzlich geschlagen, dagegen gelang ihm die Eroberung der syrischen Emirate und eines Theils von Arabien, während die Christen in Palä- stina und Antiochien einander durch Verrätherei und Gehässigkeit ver- folgten. Der Fürst Raynald von Antiochia, ein Vasall des Königs von Jerusalem, brach den mit Saladin geschlossenen Waffenstillstand, indem er eine Karawane Mekkapilger überfiel, worauf Saladin rasch in Pa- lästina einrückte. Am 4. Juli 1187 schlug er die Christen vollständig in der Schlacht von Hittin, unweit Liberias, der König selbst, Veit

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 194

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
194 Das heilige römische Reich deutscher Nation. beachtet würden, sondern Fürsten und Völker riefen seine Vermittlung oder seinen Schutz an, und machten ihn dadurch zum höchsten Tribunal, zum Friedensrichter der Christenheit. Neben ihm stand der Kaiser, dem mit der Krone das Schutzrecht über die Kirche übertragen wurde; ihn anerkannte die Christenheit als ihren ersten Fürsten, von ihm erwartete sie, daß er die Bösen strafe, die Gewaltthätigen Niederschlage, die Em- pörer gegen das christliche Gesetz zum Gehorsam zwinge und das Panner der Christenheit emporhalte gegen die Feinde ihres Namens. Der ge- fährlichste dieser Feinde war der Islam, denn Todfeindschaft gegen das Christenthum war und ist sein erstes Gebot; mit dem Schwerte hatte er es in Asien und Afrika vertilgt und bedrohte es von Osten und Westen in Europa; da erhob sich das christliche Europa wie ein Mann und be- stand einen Kampf, der hinsichtlich seiner Dauer und Streiterzahl seines Gleichen noch nie hatte. Doch triumphierte das Kreuz nicht vollständig über den Halbmond; der Entscheidungskampf wurde vielmehr den Nach- kommen als ein Erbtheil hinterlassen. Durch Papst und Kaiser eine feste Ordnung der christlichen Staaten zu begründen gelang auch nicht; denn die beiden Mächtigen entzweiten sich, der Kaiser unterlag mit sei- nen Ansprüchen, seine Nachfolger erbten wohl seinen Namen, aber we- nig von seiner Macht, und das Papstthum mußte so gewaltige Anstren- gungen machen, daß es obwohl siegreich doch geschwächt aus dem großen Kampfe hervorging und die Stellung nicht mehr behaupten konnte, welche ihm seine großartige Wirksamkeit bei dem Aufbau des germanisch-christ- lichen Staatenspstems angewiesen hatte. Doch trug Europas Ringen nach höherer Einigung seines Völkerlebens, sein Heldenkampf mit dem Islam reichen Lohn; erreichte es auch das angestrebte Ziel nicht, so brachte die Entfaltung aller besseren Kräfte so manches andere Treffliche, das man früher nicht geahnt hatte. Ein allgemeiner Aufschwung hob Nationen und einzelne Stände, ein vorher nicht gekannter Verkehr ver- breitete besonders in den Städten Reichthum und Bildung, die Isolie- rung der Nationen hörte auf, Wissenschaft und Kunst bauten gemein- schaftliche Herde, so daß eine europäische Kunst und Literatur auf- blühte. Es war in jener Zeit ein reiches und bewegtes Leben, und wir sehen überall in allen Kreisen eine Kraftfülle schaffen und walten, die uns ganz wunderbar erscheint. Damit ist nicht gesagt, daß damals alles schön und gut gewesen sei; die Leidenschaften trieben damals ihr Spiel wie zu jeder Zeit und um so verderblicher, weil jenes Zeitalter so kräftige, Willensstärke und thatenlustige Menschen hegte; ein heißer Sommer ist ein fruchtbarer, aber auch gewitterreicher, und je höher ein Baum ist, um so weiter wirft er seinen Schatten.
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TM Hauptwörter (200)200

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