152 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden
das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei-
willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem-
ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche
ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen
von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften
ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un-
ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich
durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer
Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai-
land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo-
logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo,
Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit-
baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so
hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach-
ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör-
lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett-
eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und
dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll-
ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai-
ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein
Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie
aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer-
störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart
nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr
Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und
strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel-
lungen bereiteten.
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her-
zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi-
schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im
Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere
und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade
ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im
November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem
Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische
Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach-
folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge-
hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun-
gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bea- Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw
Pipin gegen die Longobarden. Der Kirchenstaat.
57
zu einer Unterredung einladen, tödtete ihn und vollstreckte so die Blut-
rache, wofür er abgesetzt wurde, was ihm vor dem Auftreten des St.
Bonifacius gewiß nicht widerfahren wäre.
Indem Bonifacius in Deutschland die Kirche erbaute, legte er zu-
gleich die Grundsteine zu der deutschen Nationalität. Es gab damals
kein deutsches Volk, es gab nur deutsche Stämme, von denen keiner den
andern liebte, die sich nur äußerst selten und niemals alle zu einem
Waffenbunde gegen fremde Völker vereinigten, unzähligemal aber mit
fremden Angreifern gegen einen deutschen Stamm Hand in Hand gingen.
Das Christenthum verbrüderte die früher Feindseligen nicht allein durch
sein allgemeines Gebot der Nächstenliebe, es stellte sie zugleich als einen
lebendigen Bund den Heiden und Mohammedanern gegenüber, denn der
mohammedanische und heidnische Haß traf ohne Ausnahme jeden einzelnen
christlichen Mann und Stamm und führte sie eben dadurch zusammen.
Die Kirchenverfassung vollendete und befestigte, was der christliche Geist
anregte. Die deutschen Bischöfe in ihrem Metropolitanverbande, mit
ihren Synoden, Verordnungen und Verboten u. s. w., die alle Stämme
umfaßten und allen galten, einigten die christlichen Deutschen zu einem
lebendigen Ganzen; dies war nun allerdings vorerst kein politisches
sondern ein kirchliches, aber konnten die Stämme in früherer Schroff-
heit einander gegenüber bleiben, seitdem sie eines Glaubens waren,
einem kirchlichen Gesetze folgten, ihre Bischöfe zu einem christlichen
Deutschland vereinigt sahen? Zudem war die Stellung der Bischöfe auch
in politischer Beziehung eine hohe, weil dieselben als Inhaber der
Bischofssitze über Land und Leute geboten und an den Landtagen eine
so gewichtige Stimme führten als irgend ein Herr von hohem Adel;
durch die kirchliche Hierarchie war demnach auch eine Anzahl der ein-
flußreichsten Herren Deutschlands zu einem Zusammenwirken in politi-
schen Angelegenheiten hingeführt, und dieses Zusammenwirken richtete
sich auf Einigung, nicht auf Trennung. Wir finden dies auch im Ver-
laufe der Geschichte bestätiget; die deutschen Bischöfe waren die Strebe-
pfeiler des deutschen Reiches und dieses zerfiel erst dann vollständig,
als ihnen ihre frühere Stellung im Reichsverbande entrissen wurde.
Pipin gegen die Longobarden (754 u. 755). Der Kirchenstaat.
Die Erhebung Pipins auf den königlichen Thron, sowie der große
Einfluß des h. Bonifacius auf ihn hatte auch für Italien und den h. Stuhl
die wichtigsten Folgen. Die Könige der Longobarden trachteten zwar
beständig nach der Oberherrschaft über ganz Italien, erreichten aber
ihr Ziel hauptsächlich deßwegen nie vollständig, weil sie zuviel mit
inneren Streitigkeiten beschäftigt waren. Erst König Aistulf (750—756)
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands Italien Italien
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103
an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch
über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten
Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen
Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats-
schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und
konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft
wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla-
ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa-
ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er-
erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war.
Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders
durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß-
wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht
glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei
habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der
Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand
mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien,
Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in
den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi-
schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In-
dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und
Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die
besten Zuflüsse gaben.
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be-
mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein
ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol-
len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in
Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen
haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes
und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos-
lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu
Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der
eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge-
danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten
Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle
heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte
bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal-
tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst
in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des
Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem
Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische
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Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Gregor_Ii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Konstantinopel Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
Pipin gegen die Longobarden. Rom und der Papst.
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andern liebte, die sich nur äußerst selten und niemals alle zu einem
Waffcnbunde gegen fremde Völker vereinigten, unzähligemal aber mit
fremden Angreifern gegen einen deutschen Stamm Hand in Hand gingen.
Das Christenthum verbrüderte die früher Feindseligen nicht allein durch
sein allgemeines Gebot der Nächstenliebe, es stellte sie zugleich als einen
lebendigen Bund den Heiden und Mohammedanern gegenüber, denn der
mohammedanische und heidnische Haß traf ohne Ausnahme jeden einzelnen
christlichen Mann und Stamm und führte diese eben dadurch zusammen.
Die Kirchenverfassung vollendete und befestigte, was der christliche Geist
anregte. Die deutschen Bischöfe in ihrem Metropolitanverbande, mit
ihren Synoden, Verordnungen und Verboten u. s. w., die alle Stämme
umfaßten und allen galten, einigten die christlichen Deutschen zu einem
lebendigen Ganzen; dies war nun allerdings vorerst kein politisches,
sondern ein kirchliches; aber konnten die Stämme in früherer Schroff-
heit einander gegenüber bleiben, seitdem sie eines Glaubens waren, einem
kirchlichen Gesetze folgten, ihre Bischöfe zu einem christlichen Deutschland
vereinigt sahen? Zudem war die Stellung der Bischöfe auch in poli-
tischer Beziehung eine hohe, weil dieselben als Inhaber der Bischofssitze
über Land und Leute geboten und an den Landtagen eine so gewichtige
Stimme führten als irgend ein Herr von hohem Adel, überdies an Bil-
dung und Staatsklugheit meistens überlegen waren. Durch die kirchliche
Hierarchie war demnach auch eine Anzahl der einflußreichsten Herren
Deutschlands zu einem Zusammenwirken in politischen Angelegenheiten
hingeführt, und dieses Zusammenwirken richtete sich auf Einigung, nicht
auf Trennung. Wir finden dies auch im Verlaufe der Geschichte be-
stätiget; die größten Staatsmänner unter dem alten Kaiser waren Bi-
schöfe und Aebte, die deutschen Bischöfe waren die Strebepfeiler des
deutschen Reiches und dieses zerfiel erst dann vollständig, als ihnen ihre
frühere Stellung im Reichsverbande entrissen wurde.
Pipin gegen die Longobarden (754 und 755).
Die Erhebung Pipins auf den königlichen Thron, sowie der große
Einfluß des h. Bonifacius auf ihn hatte auch für Italien und den h.
Stuhl die wichtigsten Folgen. Die Könige der Longobarden trachteten
zwar beständig nach der Oberherrschaft über ganz Italien, erreichten
aber ihr Ziel hauptsächlich deßwegen nie vollständig, weil sie zuviel mit
inneren Streitigkeiten beschäftigt waren. Erst König Aistulf (750—756)
entriß den Griechen das Erarchat mit der Pentapolis und forderte Rom
zur Unterwerfung auf.
Nom und -er Papst.
Diese Stadt und ihr Gebiet (Ducatus Romae) befand sich damals
in einer sehr eigenthümlichen Lage. Dem Namen nach war der oft-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschland Deutschlands Italien Italien Rom
168
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Krieg gegen die lombardischen Städte (1155).
Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien
Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger
Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein-
rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden
Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend
zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte
wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten
die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden
zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden,
behaupteten die Lombarden das Uebergewicht.
Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge-
zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders
hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi-
schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho-
heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben,
so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren
Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel,
der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent-
faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch-
tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona,
Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere
waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be-
wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit,
wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz
bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia,
als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und
reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren
Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber-
muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai-
land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er
zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai-
serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi.
Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil
sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die
Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden
für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten.
Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157).
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
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TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karls Friedrich Friedrich Friedrich_Bea- Friedrich
570
Die Zeit von 1815 bis 1857.
dem erleichterten Kreditwesen zu Schulden und oft genug zur Verarmung
führte, die noch immer die reichlichste Quelle der Unzufriedenheit gewesen
ist. Außerdem hatte die junge Generation auf den Schulbänken viel
lernen müssen; die deutschen Negierungen hatten wetteifernd für ihren
Unterricht gesorgt und die Väter durch Gesetze gezwungen, die Söhne
Sachen lernen zu lassen, denen sie, wenn es von ihrem Willen abge-
hangen hätte, immer fremd geblieben wären. Diese mannigfaltigen Kennt-
nisse konnten nicht anders als sehr oberflächlich sein, aber dieser Grad
der Bildung reizt am meisten zum leichtfertigen Verneinen, zum vor-
schnellen Aburtheilen, zum unzufriedenen Raisonnieren. Die junge Ge-
neration wurde überhaupt fast unaufhörlich gespornt und angetrieben, in
der Kindheit durch den Unterricht, später durch die unaufhörlichen Verän-
derungen, welche von Oben herab durch Verordnungen im hergebrachten
Zustande hervorgerufen wurden; das Stetige und Gleichförmige der Lebens-
gewohnheiten, wie es früher geherrscht hatte, wurde von oben herab nicht
mehr geduldet, und so konnte es kaum anders sein, als daß der Charakter
der jungen Generation ein unruhiger werden mußte. Kehren wir jedoch
zu dem Gange der Ereignisse zurück, denn sie erklären sich selbst am besten.
Wie durch die Konstitutionen in einzelnen deutschen Mittel- und
Kleinstaaten das Volksleben verbittert und ein Theil der Staatsbeamten
in ein schiefes Licht gebracht wurde, davon ist oben die Rede gewesen;
in ihrem Gefolge zog auch die Mißstimmung gegen den Bundestag oder
vielmehr gegen Oesterreich und Preußen, welche jeder Konstitution, wenn
dieselbe flügge geworden ihre Flügel versuchte, durch Bundesbeschlüsse
oder geheime Konferenzbeschlüsse die Schwungfedern ausrißen. Die
Konstitutionen standen zwar in keinem großen Ansehen, weil das Volk
selten eine gute Frucht derselben sah und sie viel Geld kosteten; aber
man betrachtete sie einmal als Eigenthum und ärgerte sich über das
beständige Zerren an denselben, man hätte sie lieber geradezu weggegeben.
Oesterreich nahm man es weniger übel, weil man ihm keine Zuneigung
für Konstitutionen anmuthen konnte und es überhaupt eine konsequente
Haltung beobachtete und keine unnöthigen Worte machte; dagegen ärn-
tete die preußische Regierung für ihre Bemühungen um die deutschen
Konstitutionen einen sehr aufrichtigen Haß, einmal darum, weil sie bis
1824 den Glauben an das Zustandekommen einer preußischen Konstitu-
tion genährt hatte, sodann weil jedermann wußte, daß sie sich doch nur
von dem Wiener Kabinete leiten ließ, und endlich weil sie alle ihre
Schritte in dieser Richtung mit Anpreisungen der an der Spree einhei-
mischen politischen Weisheit begleitete, den Konstitutionellen aber be-
schränkten Verstand, Unerfahrenheit, Nachäfferei des Franzosenthums
u. dgl. vorwerfen ließ. Damit wurden die konstitutionellen Doktrinäre
aber nicht von ferne bekehrt; daß die Konstitutionen in den Kleinstaaten
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Rußland unter Peter dem Großen.
205
Schlüssel des baltischen Meeres besitzt und dadurch Petersburg und seine
Städte an der Ostsee gegen jeden Angriff sicher stellt und kein englischer
Admiral mehr Petersburg in Grund zu schießen droht.
Andererseits wies Peter seine Nachfolger an das schwarze Meer.
Asow war ein zu kümmerlicher Antheil, als daß sich das russische Reich
damit begnügen konnte, und die zunehmende Schwäche der Pforte er-
leichterte die Eroberungen der Küsten des schwarzen Meeres ans eine
sehr einladende Weise. Seitdem ist das schwarze Meer bereits zu einem
russischen Landsee geworden, und wenn Rußland vollends die Meerenge
von Konstantinopel und die Dardanellen besitzt, so hat es ein zweites
geschlossenes Meer und ist auch im Süden unangreifbar.
Auch nach dem innern Asien richtete Peter seinen Blick. Auf dem
kaspischen See baute er Schiffe und fing darauf mit Persien Krieg
an, das ihm drei Provinzen: Masanderan, Asterabad und das seiden-
reiche Ghilan abtreten mußte. Jetzt befahren russische Dampfschiffe das
hyrkanische Meer der Alten und dringen den Orus und Jarartes hin-
auf in das Innere vor; der Handel mit dem Turan der alten Perser
ist in russischen Händen, Persien selbst an die russische Politik gekettet.
Peter war es aber auch, welcher die unbeschränkte Macht der rus-
sischen Herrscher seinen Nachfolgern fertig hinterlicß. Nach dem Frieden
von Nystädt, den Schweden 1721 eingehen mußte, legte er sich mit
gegründetem Stolze den Kaisertitel und den Beinamen des Großen bei.
Er nahm dem Adel seinen Einfluß auf die Negierung des Landes, er-
richtete statt des Bojarenhofes einen Senat, dessen Mitglieder der Kai-
ser ernennt, als obersten Gerichtshof des Reiches, für die Provinzen
aber Regierungskollegien. Die kaiserlichen Erlasse, Ukase, hatten auch
gesetzliche Geltung ohne die Beistimmung der Bojaren, und eine euro-
päisch-organisierte Polizei mit der geheimen Jnquisitionskanzlei wachte
über die öffentliche Sicherheit und über das Treiben unzufriedener Rus-
sen. Der russisch-griechischen Kirche war bisher ein Patriarch mit so
großen Rechten vorgestanden, daß er mit dem Kaiser die erste Person
des Reiches war; letzteres wurde besonders durch den Gebrauch ange-
deutet, daß der Zar und der Patriarch am Neujahrstage sich öffentlich
umarmten und küßten. Als (1700) der Patriarch Adrian starb, ließ
Peter keinen neuen mehr wählen und ernannte während 20 Jahren nur
Stellvertreter, so daß das Volk allmählig des sonst so hoch angesehenen
Patriarchen vergaß; dann setzte er 1720 eine heilige dirigierende Synode
ein, welche von ihm ihre Verhaltungsbefehle erhielt und wurde so auch
das Haupt der russischen Kirche. Ausdrücklich bemerkte er der Geistlich-
keit, er wolle nicht, daß das Volk neben dem Kaiser einen Patriarchen
sehe, dessen Worte es wie eine Stimme Gottes anhöre und ihm viel-
leicht gehorche, wenn er gegen die Verordnungen des Kaisers spreche.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Peter Peter Peter Adrian Peter