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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

3. Geschichte des Mittelalters - S. 168

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Krieg gegen die lombardischen Städte (1155). Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein- rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge- zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi- schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho- heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent- faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch- tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be- wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber- muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai- land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai- serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157). Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 623

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die revolutionäre Sünbfluth über Deutschland. 623 forderte von dem Papste ein demokratisches Ministerium und seine Zu- stimmung zu einer konstituierenden Versammlung für ganz Italien. Er verweigerte beides und nun fielen Schüsse in die Fenster seines Palastes, ein Sekretär, Palma, wurde getödtet, die römischen Truppen fraterni- sierten mit dem Volke und so blieb dem Papste nichts übrig als das verlangte demokratische Ministerium zu ernennen und die Frage wegen der konstituierenden Versammlung für Italien an die versammelten Kam- mern zu verweisen. Er wurde wie ein Gefangener bewacht und wer weiß, was ihm noch widerfahren wäre, wenn er sich nicht mit Hilfe des bayerischen Gesandten, Grafen Spaur, in der Nacht vom 24/25. No- vember in das Neapolitanische hätte retten können, wo er in Gaeta seinen Wohnsitz nahm und gegen die Gewaltakte zu Rom die feierlichste Verwahrung einlegte. Jetzt triumphierte Mazzinis Partei in Rom; am 11. Dezember verwandelte sich das Ministerium in eine provisorische Ne- gierung, die römischen Kammern wurden aufgelöst und auf den 5. Fe- bruar die konstituierende Versammlung für Italien nach Rom einbe- rufen, welche deßwegen Oostituente kiomuna hieß, weil Rom Italiens Hauptstadt werden sollte. In Toskana, dessen Großherzog dem Kaiser von Oesterreich den Krieg hatte erklären müssen, wofür die Toskaner am Kurtatone büßten, nahmen die Dinge einen ähnlichen Verlauf, in Florenz durch gemüthliche Anarchie, in Livorno durch Pöbelaufstände, jedoch dauerte es bis Februar des folgenden Jahres, ehe Großherzog Leopold Ii. wie Pius Ix. entfliehen mußte. Fünfundzwanzigstes Kapitel. Die revolutionäre Sündfluth über Deutschland. Daß Deutschland große Erschütterungen bevorstünden, war schon einige Jahre vor 1848 mit einer Sicherheit vorauszusagen, wie dies vielleicht noch bei keinem andern großen Ereignisse der Geschichte der Fall gewesen ist. Es fehlte auch gar nicht an Prophezeihungen; man hörte den gemeinen Mann sagen: dieses Treiben muß den Regierungen über den Kopf wachsen, und in Zeitschriften und Büchern wurde in allen nur denkbaren Wendungen das Kapitel abgehandelt, daß große Ereig- nisse in Aussicht stehen, zu hoffen seien, daß Erschütterungen nicht lange mehr ausbleiben werden, daß das alte Gebäude „in allen Fugen krache" re. In den kleinen und mittleren Staaten war der Widerwille gegen die Bundesverfassung allbereits ein fanatischer geworden; entgegnete man Eiferern dieser Art: „Bedenket doch, daß Deutschland seit wenigstens drei Jahrhunderten vom Auslande niemals so wenig angefochten wurde als von 1815 bis jetzt, was wir allein der Wehrkraft des Bundes ver-

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 328

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
328 Zeitalter der Revolution. Cilftes Kapitel. Die römische Republik (1798 Leu 10. /ebruar). Zu gleicher Zeit, als in der Schweiz die Ersparnisse von Jahr- hunderten aus den Städten geraubt und in den Hirtenkantonen die un- fruchtbaren Freiheitsbäume gepflanzt wurden, mußte der greise Papst Pius Vi. das Aeußerste erdulden, was der Uebermuth der revolutio- nären Machthaber über ihn verhängen konnte. In Rom und dem Kir- chenstaate mangelte es nicht an Republikanern, die von den Franzosen ermuntert wurden, aber die Mehrzahl des Volkes wollte die französische Freiheit nicht; bei einem Tumulte in Rom fiel der französische General Duphot als Opfer der Volkswuth (28. Dezember 1797); da gebot das Direktorium dem General Bert hi er mit Heeresmacht in Nom ein- zurücken. Dieser Pflanzte nun auf dem alten Forum einen Freiheits- baum, erklärte die weltliche Macht des Papstes für aufgehoben und machte den Rest des Kirchenstaats, den Bonaparte übrig gelassen hatte, zur römischen Republik; die Verfassung war französisch, nur führte man statt der modernen Namen die klassischen von Konsuln, Tribunen und Senatoren ein. Die Kardinäle wurden abgesetzt und fortgejagt und auf dem Kapitole republikanische Komödie unter französischer Direk- tion aufgesührt; Berthier bekam den Titel restitutor urbis (Wiederher- steller Roms) und eine Münze feierte die Franzosen als die Retter des Menschengeschlechtes. Diese begnügten sich aber mit Schauspielen und Schaumünzen nicht; sie erhoben als Befreiungslohn belangreiche Kriegs- steuern, plünderten Kirchen und Klöster aus, schleppten die Kunstschätze nach Paris und führten den milden aber ungebeugten Pius Vi. in fran- zösische Gefangenschaft; er starb zu Valence den 29. August 1799; die Revolution und die unchristliche Philosophie schienen den folgenreichsten Triumph errungen zu haben: das Papstthum war gestürzt, Rom eine Republik. Zwölftes Kapitel. Sonaparte in Aegypten (1798). Das Direktorium, welches durch seine Heere die kleinen Staaten zertrat, war in Frankreich selbst ohne Ansehen und Kraft; mehr als einmal wäre es der royalistischcn Opposition in den Räthen unterlegen, wenn es nicht Bonaparte durch seine Generale gestützt hätte; es ent- ledigte sich der vornehmsten Gegner durch Deportation nach Kayenne, der terroristischen Nachzügler, die noch einige Versuche machten das ge-

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 539

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Espartero stürzt die Regentin und führt selbst die Regentschaft. 539 rale Odonel und Narvaez ein. Am 19. Juli 1841 erließ Christine eine Protestation gegen die Vormundschaft des Arguelles und erklärte ihre Abdankung als eine erzwungene. Schon im Herbste platzte die erste gegen Espartero angelegte Mine, diesesmal aber ohne Erfolg. Nar- vaez, der in der Nahe von Kadir gelandet war, brachte kaum einige Guerillas auf die Beine, Odonel gewann zwar einige Bataillone der Besatzung von Pampeluna und bemächtigte sich der Citadelle, allein die Stadt ergab sich nicht, die Aufstände in Vittoria, Bilbao und Eftella wurden von Zurbano schnell unterdrückt, Odonel selbst beeilte sich seine Rettung jenseits der französischen Gränze zu suchen. In Madrid hatte der Reitergeneral Diego Leon einen Theil der Garde gewonnen und war in der Nacht des 7. Oktober in die Korridore des königlichen Pa- lastes gedrungen, um Isabella mit Gewalt zu entführen, aber die könig- lichen Hellebardiere (die innere Schloßwache) schloßen die Gitter und zwangen durch ihr Feuer die Eindringlinge zur Flucht. Espartero ver- fuhr gegen die aufständischen Bauern und Städter (auch Barcelona, Valencia, Tarragona re. hatten republikanisch gefärbte Erhebungen ver- sucht) mit großer Milde, Diego Leon aber ließ er kriegsrechtlich er- schießen und strafte die Basken dadurch, daß er die Zollgränze vom Ebro an die Pyrenäen verlegte. Der Finanznoth konnte Espartero be- greiflicherweise nicht abhelfen, wodurch besonders die Soldaten, deren Sold oft monatelang ausblieb, gegen ihn erbittert wurden; seine Absicht, die spanischen Zölle zu ermäßigen, weil sie eigentlich bei der mangel- haften einheimischen Industrie nichts anderes als große Schmuggelprä- mien waren, versetzte namentlich Katalonien in Aufregung, und daß er den 1834 von den Kortes betretenen Weg, der Kirche ihre Rechte und die Reste ihres Eigenthums zu entreißen, fortging, entfremdete ihm das gesammte Landvolk, den größten und besten Theil der Nation. Am 1. Mai 1841 sprach der Papst in einer Allokution gegen die Aufhebung der Klöster in den baskischen Provinzen, die nach dem Vertrag von Ber- gara, aber gegen denselben, vorgenommen wurde, gegen die willkürliche Absetzung von Geistlichen und die unberechtigte Ertheilung von Pfrün- den, gegen die Verhaftung und Verbannung des päpstlichen Nuntius re., worauf die spanische Regierung dadurch antwortete, daß sie eine ziem- liche Anzahl Geistlicher verbannte, allen direkten Verkehr mit dem päpst- lichen Stuhle verbot, karliftischen Geistlichen und im Auslande ordinier- ten den Beichtstuhl und Altar untersagte, dem Papste die Oberhoheit über die spanische Kirche absprach, weil derselbe die spanische Regierung nicht anerkannt habe, endlich alles Kirchengut für Nationaleigenthum er- klärte und zur Bestreitung des Kultus jährlich ungefähr 5 */2 Mill. Tha- ker von Seiten des Staats anwies. Alle Parteien vereinigten sich endlich gegen Espartero, obwohl sie sich selbst gegenseitig tödtlich haßten, und

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 602

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
602 Die Zeit von 1815 bis 1857. erfüllen. Oesterreich hat durch die Verträge von 1815 in der Päpst- lichen Stadt Ferrara das Besatzungsrccht, das der Papst 1815 zwar nicht anerkannte, aber seitdem weder in Wort noch in That hinderte. Ferrara war immer eine zum Aufruhr geneigte Stadt und zeigte dies auch 1847, indem bei Hellem Tage und auf offener Straße ein Baron Baratelli ermordet wurde, der als Anhänger Oesterreichs galt. Der Generalgouverneur der Lombardei, Marschall Radetzky, fand deßwegen für gut, die Besatzung des wichtigen Platzes zu verstärken, da ohnedem die Guardia Civica in Ferrara bei Gelegenheit sehr gefährlich werden konnte. Gegen diese Verstärkung der Besatzung, deren Dienst sich nun nicht wie früher fast ausschließlich auf die Citadelle beschränkte, sondern sich auf alle wichtigen Posten in der Stadt ausdehnte, protestierte der Kardinallegat Ciachi in Ferrara in einer ganz ungewöhnlichen, Aufsehen erregenden Form, und das päpstliche Staatssekretariat sprach in der üblichen Form das Gleiche aus. Die Regierungen zu Florenz und Turin stimmten bei und thaten somit den ersten offenen feindseligen Schritt gegen Oesterreich, so daß es dadurch jedem klar werden mußte, daß sich ganz Italien auf das österreichische Heer in der Lombardei stürzen werde, wie dies Radetzky seinem Hofe als bevorstehend berichtete. Ein deutscher Publicist sagte dasselbe (in dem bei Cotta in Augsburg erscheinenden „Auslände") als nothwendige Folge des im Kirchenstaate zur Geltung gekommenen Liberalismus in den klarsten und bestimmtesten Ausdrücken voraus, nicht im dunkeln Orakelstyl, auch ließ er sich nicht erst dann hören, als die Bewegung den Regierungen bereits über den Kopf gewachsen war. Dies geschah nur zu bald; zuerst im Juli zu Lukka, das seinen Anschluß an Toskana nicht abwarten wollte. Herzog von Lukka war Karl Ih., Prinz von Bourbon, Jnfant von Spanien, Sohn des Königs von Etrurien, dessen Königreich Napoleon 1801 ge- schaffen und 1807 weggenommen hatte; der Wiener Kongreß gab der Königin Wittwe und ihren Kindern 1815 das Herzogthum Lukka mit der Anwartschaft auf Parma nach dem Ableben von Napoleons Wittwe Marie Louise, in welchem Falle Lukka an Toskana übergehen sollte. Die Aufstände im Juli bewogen den Herzog, der nach Venedig geflüchtet war, sowie den Erbprinzen am 5. Oktober zur Abdankung, so daß das Ländchen an Toskana heimfiel. Im September zeigten sich im König- reich Neapel Aufstände zu Reggio, Messina, auf mehreren Punkten Kalabriens und in den Abruzzen; im Oktober sah Turin ein liberales Ministerium, das Reformen in der Justiz, Verwaltung und Polizei an- kündigte, Rom einen neu organisierten Rath, und am 15. versprach der Papst eine Staatskonsulta, die am 15. November eröffnet wurde und am 31. Dezember ein liberales Preßgesetz als Zugabe erhielt. In Modena und Reggio fanden am 12. und 13. Dezember Unruhen

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 651

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Einzug der Franzosen in Rom. 651 Punkt in Oberitalien verloren, denn Genua, das sich nach der Schlacht von Novara empört und die Republik ausgerufen hatte, war von de la Marmora am 4. April erstürmt worden; die eifrigsten Republikaner und Fremden schifften sich nach Rom ein, wo damals das revolutionäre Banner noch hoch wehte. Einzug der Franzosen in Rom (3. Äuti). Es geschah wohl viel mehr aus Eifersucht gegen Oesterreich, das jedenfalls Garibaldi und Mazzini auch aus Rom vertrieben hätte, als aus Sympathieen für Pius Ix., daß der Präsident Louis Napoleon eine französische Expedition nach dem Kirchenstaate schickte, welche am 5. April in Civita Vecchia landete. Der Kommandant derselben, Ge- neral Oudinot, führte anfangs gegen die Römer keine entschieden feind- selige Sprache und nahm ungefähr die Rolle eines bewaffneten Vermitt- lers an; allein die französischen Truppen, welche ohne weiteres in die Stadt einziehcn wollten, wurden mit Flintenschüssen empfangen und ihr förmlicher Angriff tapfer abgeschlagen. Nicht besser fielen neue Stürme am 30. April und 3. Juni ans, Oudinot mußte Rom regelmäßig be- lagern und that dies aus Schonung gegen die Monumente auf der stärk- sten Seite der Stadt. Garibaldi leitete die Vertheidigung mit Ge- schick und Entschlossenheit, zuletzt mußte er jedoch die Unmöglichkeit eines längern Widerstandes einsehen und zog mit 4000 Mann fort, die Fran- zosen aber besetzten am 3. Juli Rom, nachdem sich das diktatorische Trium- virat der römischen Republik (Mazziui, Saffi, Armellini) entfernt hatte. Garibaldi wandte sich zuerst gegen die Abruzzen, als er aber den erwarteten Anhang nicht fand, gegen Toskana, wich den verfolgen- den Franzosen und Oefterreichern durch geschickte Wendungen aus, bis er von den letztern erreicht und geschlagen wurde, jedoch selbst cutkam. Aus den Resten seiner Truppe, sowie anderer Freischaarcn bildeten sich Räuber- banden, die besonders den Kirchenstaat beunruhigten, bis Franzosen und Oesterreicher dem Unwesen durch das Standrecht ein Ende machten. Pius Ix. kehrte erst am 12. April 1850 in die undankbare Stadt zurück, wo sich die Franzosen festsetzten und die Engclsburg zu einem bedeutenden Waffenplatze um schufen; der milde, väterliche Pius Ix. mußte nun sein Volk mit Strenge regieren, das durch seine verbrecherische Schwärmerei dem Kirchenstaate unsäglichen Schaden zugefügt hat, dessen Heilung lange Zeit erfordern wird. Im Hochsommer 1849 war demnach die Revolution in Italien durch österreichische und französische Waffen niedergeworfen; cs war dies ein Glück für Italien, insofern es durch den Sieg der Revolution zum Schauplatz unendlicher Bürgerkriege und wahrscheinlich wie 1799 zum Kampfplatze der europäischen Großmächte geworden wäre.
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