152 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden
das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei-
willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem-
ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche
ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen
von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften
ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un-
ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich
durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer
Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai-
land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo-
logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo,
Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit-
baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so
hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach-
ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör-
lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett-
eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und
dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll-
ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai-
ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein
Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie
aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer-
störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart
nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr
Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und
strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel-
lungen bereiteten.
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her-
zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi-
schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im
Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere
und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade
ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im
November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem
Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische
Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach-
folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge-
hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun-
gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bea- Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103
an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch
über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten
Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen
Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats-
schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und
konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft
wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla-
ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa-
ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er-
erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war.
Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders
durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß-
wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht
glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei
habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der
Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand
mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien,
Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in
den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi-
schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In-
dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und
Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die
besten Zuflüsse gaben.
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be-
mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein
ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol-
len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in
Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen
haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes
und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos-
lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu
Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der
eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge-
danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten
Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle
heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte
bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal-
tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst
in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des
Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem
Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Gregor_Ii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Konstantinopel Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
168
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Krieg gegen die lombardischen Städte (1155).
Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien
Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger
Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein-
rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden
Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend
zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte
wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten
die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden
zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden,
behaupteten die Lombarden das Uebergewicht.
Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge-
zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders
hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi-
schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho-
heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben,
so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren
Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel,
der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent-
faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch-
tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona,
Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere
waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be-
wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit,
wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz
bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia,
als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und
reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren
Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber-
muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai-
land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er
zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai-
serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi.
Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil
sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die
Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden
für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten.
Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157).
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karls Friedrich Friedrich Friedrich_Bea- Friedrich
Die revolutionäre Sünbfluth über Deutschland.
623
forderte von dem Papste ein demokratisches Ministerium und seine Zu-
stimmung zu einer konstituierenden Versammlung für ganz Italien. Er
verweigerte beides und nun fielen Schüsse in die Fenster seines Palastes,
ein Sekretär, Palma, wurde getödtet, die römischen Truppen fraterni-
sierten mit dem Volke und so blieb dem Papste nichts übrig als das
verlangte demokratische Ministerium zu ernennen und die Frage wegen
der konstituierenden Versammlung für Italien an die versammelten Kam-
mern zu verweisen. Er wurde wie ein Gefangener bewacht und wer
weiß, was ihm noch widerfahren wäre, wenn er sich nicht mit Hilfe des
bayerischen Gesandten, Grafen Spaur, in der Nacht vom 24/25. No-
vember in das Neapolitanische hätte retten können, wo er in Gaeta
seinen Wohnsitz nahm und gegen die Gewaltakte zu Rom die feierlichste
Verwahrung einlegte. Jetzt triumphierte Mazzinis Partei in Rom; am
11. Dezember verwandelte sich das Ministerium in eine provisorische Ne-
gierung, die römischen Kammern wurden aufgelöst und auf den 5. Fe-
bruar die konstituierende Versammlung für Italien nach Rom einbe-
rufen, welche deßwegen Oostituente kiomuna hieß, weil Rom Italiens
Hauptstadt werden sollte. In Toskana, dessen Großherzog dem Kaiser
von Oesterreich den Krieg hatte erklären müssen, wofür die Toskaner
am Kurtatone büßten, nahmen die Dinge einen ähnlichen Verlauf, in
Florenz durch gemüthliche Anarchie, in Livorno durch Pöbelaufstände,
jedoch dauerte es bis Februar des folgenden Jahres, ehe Großherzog
Leopold Ii. wie Pius Ix. entfliehen mußte.
Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Die revolutionäre Sündfluth über Deutschland.
Daß Deutschland große Erschütterungen bevorstünden, war schon
einige Jahre vor 1848 mit einer Sicherheit vorauszusagen, wie dies
vielleicht noch bei keinem andern großen Ereignisse der Geschichte der
Fall gewesen ist. Es fehlte auch gar nicht an Prophezeihungen; man
hörte den gemeinen Mann sagen: dieses Treiben muß den Regierungen
über den Kopf wachsen, und in Zeitschriften und Büchern wurde in allen
nur denkbaren Wendungen das Kapitel abgehandelt, daß große Ereig-
nisse in Aussicht stehen, zu hoffen seien, daß Erschütterungen nicht lange
mehr ausbleiben werden, daß das alte Gebäude „in allen Fugen krache" re.
In den kleinen und mittleren Staaten war der Widerwille gegen die
Bundesverfassung allbereits ein fanatischer geworden; entgegnete man
Eiferern dieser Art: „Bedenket doch, daß Deutschland seit wenigstens
drei Jahrhunderten vom Auslande niemals so wenig angefochten wurde
als von 1815 bis jetzt, was wir allein der Wehrkraft des Bundes ver-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre]]
Extrahierte Personennamen: Mazzinis Leopold_Ii Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Italien Gaeta Rom Italien Rom Rom_Italiens Toskana Oesterreich Florenz Livorno Deutschland Deutschland Deutschland
328
Zeitalter der Revolution.
Cilftes Kapitel.
Die römische Republik (1798 Leu 10. /ebruar).
Zu gleicher Zeit, als in der Schweiz die Ersparnisse von Jahr-
hunderten aus den Städten geraubt und in den Hirtenkantonen die un-
fruchtbaren Freiheitsbäume gepflanzt wurden, mußte der greise Papst
Pius Vi. das Aeußerste erdulden, was der Uebermuth der revolutio-
nären Machthaber über ihn verhängen konnte. In Rom und dem Kir-
chenstaate mangelte es nicht an Republikanern, die von den Franzosen
ermuntert wurden, aber die Mehrzahl des Volkes wollte die französische
Freiheit nicht; bei einem Tumulte in Rom fiel der französische General
Duphot als Opfer der Volkswuth (28. Dezember 1797); da gebot
das Direktorium dem General Bert hi er mit Heeresmacht in Nom ein-
zurücken. Dieser Pflanzte nun auf dem alten Forum einen Freiheits-
baum, erklärte die weltliche Macht des Papstes für aufgehoben und
machte den Rest des Kirchenstaats, den Bonaparte übrig gelassen hatte,
zur römischen Republik; die Verfassung war französisch, nur führte
man statt der modernen Namen die klassischen von Konsuln, Tribunen
und Senatoren ein. Die Kardinäle wurden abgesetzt und fortgejagt
und auf dem Kapitole republikanische Komödie unter französischer Direk-
tion aufgesührt; Berthier bekam den Titel restitutor urbis (Wiederher-
steller Roms) und eine Münze feierte die Franzosen als die Retter des
Menschengeschlechtes. Diese begnügten sich aber mit Schauspielen und
Schaumünzen nicht; sie erhoben als Befreiungslohn belangreiche Kriegs-
steuern, plünderten Kirchen und Klöster aus, schleppten die Kunstschätze
nach Paris und führten den milden aber ungebeugten Pius Vi. in fran-
zösische Gefangenschaft; er starb zu Valence den 29. August 1799; die
Revolution und die unchristliche Philosophie schienen den folgenreichsten
Triumph errungen zu haben: das Papstthum war gestürzt, Rom eine
Republik.
Zwölftes Kapitel.
Sonaparte in Aegypten (1798).
Das Direktorium, welches durch seine Heere die kleinen Staaten
zertrat, war in Frankreich selbst ohne Ansehen und Kraft; mehr als
einmal wäre es der royalistischcn Opposition in den Räthen unterlegen,
wenn es nicht Bonaparte durch seine Generale gestützt hätte; es ent-
ledigte sich der vornehmsten Gegner durch Deportation nach Kayenne,
der terroristischen Nachzügler, die noch einige Versuche machten das ge-
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Cilftes August
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Roms Paris Rom Frankreich
Espartero stürzt die Regentin und führt selbst die Regentschaft. 539
rale Odonel und Narvaez ein. Am 19. Juli 1841 erließ Christine eine
Protestation gegen die Vormundschaft des Arguelles und erklärte ihre
Abdankung als eine erzwungene. Schon im Herbste platzte die erste
gegen Espartero angelegte Mine, diesesmal aber ohne Erfolg. Nar-
vaez, der in der Nahe von Kadir gelandet war, brachte kaum einige
Guerillas auf die Beine, Odonel gewann zwar einige Bataillone der
Besatzung von Pampeluna und bemächtigte sich der Citadelle, allein die
Stadt ergab sich nicht, die Aufstände in Vittoria, Bilbao und Eftella
wurden von Zurbano schnell unterdrückt, Odonel selbst beeilte sich seine
Rettung jenseits der französischen Gränze zu suchen. In Madrid hatte
der Reitergeneral Diego Leon einen Theil der Garde gewonnen und
war in der Nacht des 7. Oktober in die Korridore des königlichen Pa-
lastes gedrungen, um Isabella mit Gewalt zu entführen, aber die könig-
lichen Hellebardiere (die innere Schloßwache) schloßen die Gitter und
zwangen durch ihr Feuer die Eindringlinge zur Flucht. Espartero ver-
fuhr gegen die aufständischen Bauern und Städter (auch Barcelona,
Valencia, Tarragona re. hatten republikanisch gefärbte Erhebungen ver-
sucht) mit großer Milde, Diego Leon aber ließ er kriegsrechtlich er-
schießen und strafte die Basken dadurch, daß er die Zollgränze vom
Ebro an die Pyrenäen verlegte. Der Finanznoth konnte Espartero be-
greiflicherweise nicht abhelfen, wodurch besonders die Soldaten, deren
Sold oft monatelang ausblieb, gegen ihn erbittert wurden; seine Absicht,
die spanischen Zölle zu ermäßigen, weil sie eigentlich bei der mangel-
haften einheimischen Industrie nichts anderes als große Schmuggelprä-
mien waren, versetzte namentlich Katalonien in Aufregung, und daß er
den 1834 von den Kortes betretenen Weg, der Kirche ihre Rechte und
die Reste ihres Eigenthums zu entreißen, fortging, entfremdete ihm das
gesammte Landvolk, den größten und besten Theil der Nation. Am 1.
Mai 1841 sprach der Papst in einer Allokution gegen die Aufhebung
der Klöster in den baskischen Provinzen, die nach dem Vertrag von Ber-
gara, aber gegen denselben, vorgenommen wurde, gegen die willkürliche
Absetzung von Geistlichen und die unberechtigte Ertheilung von Pfrün-
den, gegen die Verhaftung und Verbannung des päpstlichen Nuntius re.,
worauf die spanische Regierung dadurch antwortete, daß sie eine ziem-
liche Anzahl Geistlicher verbannte, allen direkten Verkehr mit dem päpst-
lichen Stuhle verbot, karliftischen Geistlichen und im Auslande ordinier-
ten den Beichtstuhl und Altar untersagte, dem Papste die Oberhoheit
über die spanische Kirche absprach, weil derselbe die spanische Regierung
nicht anerkannt habe, endlich alles Kirchengut für Nationaleigenthum er-
klärte und zur Bestreitung des Kultus jährlich ungefähr 5 */2 Mill. Tha-
ker von Seiten des Staats anwies. Alle Parteien vereinigten sich endlich
gegen Espartero, obwohl sie sich selbst gegenseitig tödtlich haßten, und
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
602
Die Zeit von 1815 bis 1857.
erfüllen. Oesterreich hat durch die Verträge von 1815 in der Päpst-
lichen Stadt Ferrara das Besatzungsrccht, das der Papst 1815 zwar
nicht anerkannte, aber seitdem weder in Wort noch in That hinderte.
Ferrara war immer eine zum Aufruhr geneigte Stadt und zeigte dies
auch 1847, indem bei Hellem Tage und auf offener Straße ein Baron
Baratelli ermordet wurde, der als Anhänger Oesterreichs galt. Der
Generalgouverneur der Lombardei, Marschall Radetzky, fand deßwegen
für gut, die Besatzung des wichtigen Platzes zu verstärken, da ohnedem
die Guardia Civica in Ferrara bei Gelegenheit sehr gefährlich werden
konnte. Gegen diese Verstärkung der Besatzung, deren Dienst sich nun
nicht wie früher fast ausschließlich auf die Citadelle beschränkte, sondern
sich auf alle wichtigen Posten in der Stadt ausdehnte, protestierte der
Kardinallegat Ciachi in Ferrara in einer ganz ungewöhnlichen, Aufsehen
erregenden Form, und das päpstliche Staatssekretariat sprach in der
üblichen Form das Gleiche aus. Die Regierungen zu Florenz und
Turin stimmten bei und thaten somit den ersten offenen feindseligen
Schritt gegen Oesterreich, so daß es dadurch jedem klar werden mußte,
daß sich ganz Italien auf das österreichische Heer in der Lombardei
stürzen werde, wie dies Radetzky seinem Hofe als bevorstehend berichtete.
Ein deutscher Publicist sagte dasselbe (in dem bei Cotta in Augsburg
erscheinenden „Auslände") als nothwendige Folge des im Kirchenstaate
zur Geltung gekommenen Liberalismus in den klarsten und bestimmtesten
Ausdrücken voraus, nicht im dunkeln Orakelstyl, auch ließ er sich nicht
erst dann hören, als die Bewegung den Regierungen bereits über den
Kopf gewachsen war. Dies geschah nur zu bald; zuerst im Juli zu
Lukka, das seinen Anschluß an Toskana nicht abwarten wollte. Herzog
von Lukka war Karl Ih., Prinz von Bourbon, Jnfant von Spanien,
Sohn des Königs von Etrurien, dessen Königreich Napoleon 1801 ge-
schaffen und 1807 weggenommen hatte; der Wiener Kongreß gab der
Königin Wittwe und ihren Kindern 1815 das Herzogthum Lukka mit
der Anwartschaft auf Parma nach dem Ableben von Napoleons Wittwe
Marie Louise, in welchem Falle Lukka an Toskana übergehen sollte.
Die Aufstände im Juli bewogen den Herzog, der nach Venedig geflüchtet
war, sowie den Erbprinzen am 5. Oktober zur Abdankung, so daß das
Ländchen an Toskana heimfiel. Im September zeigten sich im König-
reich Neapel Aufstände zu Reggio, Messina, auf mehreren Punkten
Kalabriens und in den Abruzzen; im Oktober sah Turin ein liberales
Ministerium, das Reformen in der Justiz, Verwaltung und Polizei an-
kündigte, Rom einen neu organisierten Rath, und am 15. versprach der
Papst eine Staatskonsulta, die am 15. November eröffnet wurde und
am 31. Dezember ein liberales Preßgesetz als Zugabe erhielt. In
Modena und Reggio fanden am 12. und 13. Dezember Unruhen
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Marschall_Radetzky Kardinallegat_Ciachi Radetzky Cotta Lukka Karl_Ih Karl Napoleon Napoleons_Wittwe
Marie_Louise Napoleons
Einzug der Franzosen in Rom.
651
Punkt in Oberitalien verloren, denn Genua, das sich nach der Schlacht
von Novara empört und die Republik ausgerufen hatte, war von de
la Marmora am 4. April erstürmt worden; die eifrigsten Republikaner
und Fremden schifften sich nach Rom ein, wo damals das revolutionäre
Banner noch hoch wehte.
Einzug der Franzosen in Rom (3. Äuti).
Es geschah wohl viel mehr aus Eifersucht gegen Oesterreich, das
jedenfalls Garibaldi und Mazzini auch aus Rom vertrieben hätte, als
aus Sympathieen für Pius Ix., daß der Präsident Louis Napoleon
eine französische Expedition nach dem Kirchenstaate schickte, welche am
5. April in Civita Vecchia landete. Der Kommandant derselben, Ge-
neral Oudinot, führte anfangs gegen die Römer keine entschieden feind-
selige Sprache und nahm ungefähr die Rolle eines bewaffneten Vermitt-
lers an; allein die französischen Truppen, welche ohne weiteres in die
Stadt einziehcn wollten, wurden mit Flintenschüssen empfangen und ihr
förmlicher Angriff tapfer abgeschlagen. Nicht besser fielen neue Stürme
am 30. April und 3. Juni ans, Oudinot mußte Rom regelmäßig be-
lagern und that dies aus Schonung gegen die Monumente auf der stärk-
sten Seite der Stadt. Garibaldi leitete die Vertheidigung mit Ge-
schick und Entschlossenheit, zuletzt mußte er jedoch die Unmöglichkeit eines
längern Widerstandes einsehen und zog mit 4000 Mann fort, die Fran-
zosen aber besetzten am 3. Juli Rom, nachdem sich das diktatorische Trium-
virat der römischen Republik (Mazziui, Saffi, Armellini) entfernt
hatte. Garibaldi wandte sich zuerst gegen die Abruzzen, als er aber
den erwarteten Anhang nicht fand, gegen Toskana, wich den verfolgen-
den Franzosen und Oefterreichern durch geschickte Wendungen aus, bis er
von den letztern erreicht und geschlagen wurde, jedoch selbst cutkam. Aus
den Resten seiner Truppe, sowie anderer Freischaarcn bildeten sich Räuber-
banden, die besonders den Kirchenstaat beunruhigten, bis Franzosen und
Oesterreicher dem Unwesen durch das Standrecht ein Ende machten.
Pius Ix. kehrte erst am 12. April 1850 in die undankbare Stadt
zurück, wo sich die Franzosen festsetzten und die Engclsburg zu einem
bedeutenden Waffenplatze um schufen; der milde, väterliche Pius Ix. mußte
nun sein Volk mit Strenge regieren, das durch seine verbrecherische
Schwärmerei dem Kirchenstaate unsäglichen Schaden zugefügt hat, dessen
Heilung lange Zeit erfordern wird.
Im Hochsommer 1849 war demnach die Revolution in Italien
durch österreichische und französische Waffen niedergeworfen; cs war dies
ein Glück für Italien, insofern es durch den Sieg der Revolution zum
Schauplatz unendlicher Bürgerkriege und wahrscheinlich wie 1799 zum
Kampfplatze der europäischen Großmächte geworden wäre.
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Extrahierte Personennamen: la_Marmora Mazzini Louis_Napoleon Napoleon Garibaldi Garibaldi
Extrahierte Ortsnamen: Rom Oberitalien Genua Rom Rom Oesterreich Rom Civita_Vecchia Rom Rom Mazziui Saffi Italien Italien