14 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen,
Zeit gewann man den Lernstein auch auf folgende Meise: war die See ruhig,
dann fuhr man auf Booten hinaus und hob den blinkenden Stein mit langen
Zangen herauf. Kuch stiegen, namentlich bei Brüsterort, Taucher auf den Meeres-
grund und förderten die Lernsteinstücke zutage.
heute wird der Bernstein zumeist auf bergmännische Art gewonnen.
Das geschieht namentlich in der Knnagrube zu liraxtepellen unweit Palm-
nicken. Ein etwa Z0 m tiefer Hauptschacht führt senkrecht in die Erde
hinein, von ihm führen wagerechte Gänge, sogenannte Stollen, oft kilometer-
weit, ins Land hinein. Man hat festgestellt, daß der Bernstein in der so-
genannten „Blauen Erde" gelagert ist. Diese wird daher mit hacken los-
geschlagen und auf kleinen Wagen, welche von Pferden gezogen werden,
zum Hauptschacht gefördert. Auf der Zörderschale gelangt sie zutage. Die ge-
flbb 14. flnnagrube in Krajtepellen bei palmnicken.
förderte Erde wird nun in breiten, auf dem Boden siebartig durchlöcherten
Rinnen mit Wasser geschlemmt, wobei die Erde wegschwemmt, während die
Steinstückchen zurückgehalten werden, hierauf bringt man sie in sich drehende
tonnenartige Gefäße, die Seesand enthalten. So wird der Bernstein auch von
den letzten erdigen Bestandteilen gereinigt. Klsdann erfolgt die Sortierung.
Die größeren Stücke werden in den Handel gebracht, und es entstehen daraus
Bernsteinspitzen, Ketten, Broschen u. dgl. Dinge mehr. Die kleinen Stückchen
schmilzt man und stellt daraus Lacke und Zirnis her. Auch preßt man sie unter
hohem Druck zu Kunstbernstein oder Kmbroid zusammen, der sich schwer vom
Naturbernstein unterscheiden läßt. Auf bergmännische Weise werden jährlich
im Durchschnitt 5000 Zentner Rohbernstein gewonnen. 1100 Personen finden
dabei Beschäftigung und Brot.
In jüngster Zeit wird der Bernstein auch im Tagebau gewonnen.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
A. Die Thüringer Mulde.
29
Iii. Sesiedelung.
1. Bewohner. Der „harzer" ist nicht besonders kräftig, aber ungemein fleißig.
Die geringe Fruchtbarkeit seiner Heimatscholle zwingt ihn zu harter Arbeit und zur
Genügsamkeit, wie seine schroffen Zelsenmassen und seine gewaltigen Schluchten, zeigt
er sich zäh, fest, ernst, oft rauh und eckig. Und wie die hüpfenden Sonnenlichter und die
lieben Waldvöglein in seinen Wäldern ist er andrerseits wieder fröhlich und unbesorgt,
liebt heitere Geselligkeit und Musik. jsn jedem Dorfe gibt es daher einen Gesangverein.
Seinen Wunsch nach Lebensfreude drückt er in dem Segensspruch aus:
„Es grüne die Tanne, es wachse das Erz,
Gott schenke uns allen ein fröhliches herz."
Mit inniger Liebe hängt der Harzbewohner an seiner Heimat. Das geheimnisvolle
Rauschen seiner Wälder, das Murmeln seiner Quellen ziehen ihn aus der Kerne immer
wieder in die Heimat zurück. fln ihren Sagen und Märchen, an ihren Sitten, Gebräuchen
und Trachten hält er fest, flm Gsterheiligabend werden auf den Sergen Gsterfeuer
angezündet. flm Johannistage wird unter grünen Tannen, geschmückt mit Ländern
und Eierkekten, Sonnenwende gefeiert. Seine Beschäftigung in Gottes herrlicher Natur
und in den gefahrvollen Tiefen der Berge weist den Harzbewohner nach oben und er-
weckt in ihm einen frommen Sinn.
2. Volksdichte. Oer ausgedehnte Bergbau, die lebhafte Industrie und der
rege Handels- und Fremdenverkehr im harze geben vielen Leuten einen guten
Verdienst. Oarum ist der harz in 'diesen Gegenden dicht besiedelt, weniger in
den Gegenden, wo nur Land- oder Forstwirtschaft betrieben wird. Die volk-
reichsten Siedelungen haben sich naturgemäß am Zusze des Gebirges in den
Zlußtälern entwickelt. Venn hier liefert das Wasser den Fabriken eine billige
Betriebskraft, hier flutet am lebhaftesten der Fremden- und Handelsverkehr.
In den sieben Bergstädten des Gberharzes arbeiten mehr als 5000 Bergleute
in den Bergwerken. Im Inansfelder Lande finden im Gruben- und Hüttenbetrieb
jährlich über 13 000 Menschen lohnende Beschäftigung. Sie wohnen in den
Städten Mansfeld, Eisleben, hettstedt und deren Umgebung. Be-
sonders stark bevölkert ist der „Grund". Das ist ein enges Tal zwischen Eis-
leben und hettstedt. hier liegt Dorf an Dorf.
3. Siedelungen. Die landschaftlichen Schönheiten des Harzes und seine
lvegsamkeit locken im Sommer und Winter viele Fremde an. Oarum haben sich
viele Grte zu Luftkurorten, Sommerfrischen und Wintersportplätzen entwickelt.
Solche Orte sind außer den genannten: Grund, lv ildemann, Braunlage,
Schierke, B e nn e ck e n st e i n, Zorge, Andreasberg, Sachsa, Stiege,
harz gerode.
a) flm Nordrande des Harzes liegen:
1. Goslar (19), die alte Häverstädt, hier haben die deutschen Kaiser 23 Reichs-
tage abgehalten. Kaiser Heinrich Iv. wurde hier geboren und hielt sich oft und gern
hier auf. Das alte Kaiserhaus ist wieder hergestellt worden. Im schönsten Naum, im
Neichssaal, befindet sich der alte Kaiserstuhl, prächtige Gemälde schmücken die wände.
Goslar hat viele altertümliche Häuser, z. B. das „Bäckergildenhaus" und das „Gilde-
Haus der Gewandschneider". Das waren die Dersammlungsorte für die Bäcker- und
Schneiderinnung.
2. Harzburg, d. h. Waldburg, liegt am Ausgange des Nadautales. Durch seine
herrliche Umgebung und seine Solquellen ist Harzburg einer der vornehmsten Bade-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Harzburg
76
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
die Luftbahn wird sie zum Kohlenwerk befördert. Die kleinen vollen wagen oder Loren
laufen an starken Drahtseilen hin, die leeren wieder zurück. Solche Bergwerke nennt
man „Tagebau e". va die Kohle aber gewöhnlich tiefer liegt, gräbt man einen
Schacht. Oer führt wie ein Brunnen in die Tiefe. Unten im Schachte werden nach
allen Seiten Gänge oder Stollen angelegt. Sie führen nach den Arbeitsstellen
der Bergleute. Damit sie nicht einstürzen können, werden sie durch Pfosten gestützt.
Mit dem Filzhut ohne Krempe auf dem Kopfe und dem Grubenlicht im Gürtel, fährt
der Bergmann im Fahrstuhle in den Schacht. Dort schlägt er mit Fäustel und Spitz-
hacke die Kohle los. Die Förderleute laden die Kohlen in Loren und schieben diese auf
Eisenbahnschienen auf den Fahrstuhl im Förderschacht. Mit rasender Schnelligkeit wird
die gefüllte Lore durch Maschinenkraft in die höhe getrieben. Zu gleicher Zeit saust
eine leere Lore auf einem Fahrstuhl daneben in die Tiefe. Die gewonnene Braunkohle
wird dann zu preß st einen und Briketts verarbeitet. Aus der besten bereitet
man S o l a r ö l und Paraffin. Aus Paraffin
werden die weißen und bunten Weihnachtskerzen
hergestellt.
Ein solches Kohlenwerk ist eine großartige
Fabrikanlage. Überall herrscht reges Leben Tag und
Nacht. Kräftige Arbeiter schieben schwerbeladene
Kufren. Frauen und Mädchen füllen die Loren mit
Kohlen, preßsteinen und Briketts. Aus einem bunten
Gewirr von allerhand Gebäuden ragen große und
kleinere Schornsteine in die Luft. Schwarze und
weiße Oampfwolken steigen daraus empor. Überall
raucht, zischt und pufft es. Dazwischen tönt der
schrille pfiff der Lokomotiven und Fabrikpfeifen.
Mit gewaltigem Getöse rasen schwerbeladene Last-
automobile zum nächsten Bahnhof.
Oer Kohlenreichtum der Landschaft hat aber
auch andere Großgewerbe in den Städten
zu hoher Llüte gebracht. In zahlreichen Ifta-
schinen-, Schuh-, Voo\U, Laumwollfabriken finden
viele Leute guten Verdienst.
In den Moorlagern bei Schmiedeberg wird
Moorerde gewonnen. Daraus werden Moor-
.Ämät* b°d°r bereitet. Sie Ip-nden Kranken, die an
Gicht und Rheumatismus leiden, Linderung
und Heilung. Daher wird Schmiedeberg jährlich von mehr als 3000 Kurgästen
besucht. 5luf diese Weise erwächst den Bewohnern eine gute Einnahme.
Ii. Verkehrswege.
Infolge des umfangreichen Kohlenbergbaues und der blühenden Industrie
hat sich ein reger Handelsverkehr entwickelt. Er wird durch zahlreiche ver-
kehrswege zu Wasser und zu Lande bewältigt. Die Hauptverkehrsader ist die
Saale. Zahlreiche Flöße, Lastkähne und Dampfer ziehen auf ihrem Rücken
dahin. Sie tragen die Erzeugnisse der Wälder und der Tiefebene über Halle
nach Magdeburg und Hamburg. Ein reichverzweigtes Eisenbahnnetz bedeckt
besonders das Saal- und Elstertiefland. Die Mittelpunkte des Verkehrs sind
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
136 Ii. Don der Revolution zur Keichsgründung.
Ergänzung vom 2. Juni.
verhältnismäßig schwach werden wir in jeder Verbindung mit anderen Großmächten erscheinen, solange wir eben nicht stärker als wir sind. Österreich und England werden, wenn wir mit ihnen im Bunde sind, ihre Überlegenheit über uns auch nicht zu unserem Vorteile geltend machen, wir haben auf dem wiener Kongreß gesehen, daß gerade die Interessen dieser beiden Mächte sich den unserigen am meisten entgegenstellten. Österreich kann nicht wollen, daß wir in Deutschland an Bedeutung gewinnen, und England kann uns weder unsere industrielle noch eine maritime Entwicklung in Handel und Flotte gönnen. In der Politik tut niemand etwas für den anderen, wenn er nicht zugleich sein Interesse dabei findet. Die Richtung aber, in welcher Österreich und die deutschen Mittelstaaten gegenwärtig ihr Interesse verfolgen, ist mit den ausgaben, welche für Preußen Lebensaufgaben sind, ganz inkompatibeli9, und eine Gemein-schaftlichkeit deutscher Politik gar nicht möglich, solange Österreich nicht ein bescheideneres System uns gegenüber adoptiert, wozu bis jetzt wenig Hussicht ist.
Die deutschen Staaten sind rücksichtsvoll und anhänglich an uns in dem Maße, als sie uns für befreundet mit Frankreich halten, vertrauen werden sie nie zu uns gewinnen; jeder Blick auf die Karte benimmt es ihnen, und sie wissen, daß ihre Sonderinteressen und ihr Mißbrauch der Souveränität stets der Gesamtrichtung der preußischen Politik im Wege stehen. Sie erkennen deutlich die Gefahr, welche hierin für sie liegt, und gegen welche nur die Uneigennützigkeit unseres allergnädigsten Herrn ihnen eine Sicherheit für die Gegenwart gewährt.
*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland England Frankreich
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden
das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei-
willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem-
ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche
ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen
von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften
ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un-
ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich
durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer
Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai-
land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo-
logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo,
Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit-
baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so
hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach-
ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör-
lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett-
eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und
dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll-
ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai-
ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein
Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie
aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer-
störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart
nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr
Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und
strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel-
lungen bereiteten.
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her-
zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi-
schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im
Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere
und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade
ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im
November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem
Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische
Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach-
folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge-
hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun-
gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bea- Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103
an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch
über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten
Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen
Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats-
schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und
konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft
wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla-
ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa-
ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er-
erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war.
Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders
durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß-
wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht
glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei
habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der
Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand
mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien,
Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in
den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi-
schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In-
dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und
Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die
besten Zuflüsse gaben.
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be-
mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein
ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol-
len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in
Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen
haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes
und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos-
lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu
Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der
eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge-
danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten
Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle
heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte
bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal-
tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst
in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des
Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem
Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Gregor_Ii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Konstantinopel Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
168
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Krieg gegen die lombardischen Städte (1155).
Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien
Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger
Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein-
rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden
Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend
zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte
wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten
die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden
zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden,
behaupteten die Lombarden das Uebergewicht.
Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge-
zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders
hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi-
schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho-
heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben,
so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren
Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel,
der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent-
faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch-
tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona,
Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere
waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be-
wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit,
wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz
bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia,
als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und
reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren
Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber-
muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai-
land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er
zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai-
serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi.
Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil
sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die
Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden
für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten.
Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157).
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karls Friedrich Friedrich Friedrich_Bea- Friedrich
293
manche an Größe und Einwohnerzahl vielgenannte Städte in anderen
Landesteilen weitaus übertreffen. Fragen wir nach den Ursachen
dieser Erscheinung, so ist die Antwort leicht zu geben: die ganze
Landschaft birgt in der Tiefe ungeheuere Kohlenschätze. Die Billig-
keit dieses wichtigen Brennmateriales und die Nähe großartiger
Eisenerzlager an der oberen Sieg begründeten und begünstigten
seit alters her das Aufblühen eines regen und bedeutsamen Eisen-
gewerbes in diesem Landesteile, das im Laufe der Zeiten stetig
zugenommen und in unseren Tagen fast in der ganzen Welt unerhörte
Bedeutung angenommen hat.
Das Steinkohlengebirge an der Ruhr füllt mehrere flache
Senkungen oder Mulden aus, von denen diejenigen von Essen im
Westen, von Bochum in der Mitte, von Hörde im Osten und von
Recklinghausen im Norden die bedeutendsten sind. Besonders die
Essener Mulde ist die wichtigste, da sie Steinkohlenlager in der
Gesamthöhe von 48 Metern enthält, die sich auf 58 abbauwürdige
Flöze verteilen.
Im ganzen Gebiete sind etwa 250 Bergwerke auf Kohlen-
förderung in Betrieb, und diese Zechen liefern eine jährliche Ausbeute
von über 400 Millionen Zentnern Steinkohle. Obwohl der Abbau
in dieser Landschaft sich bis ins 14. Jahrhundert nachweisen läßt,
also schon eine lange Ausbeute hinter uns liegt, wird trotzdem,
selbst bei dem großartigen Betrieb der neueren Zeit, der Vorrat
von Kohle voraussichtlich noch für Jahrhunderte ausreichen.
Laßt uns nun ein Steinkohlenbergwerk im Essener Bezirk kennen
lernen. Der Abend ist bereits hereingebrochen. Wir wandern einem
entlegenen Teile der Kruppschen Fabrik zu und lassen ihre feuer-
strahlenden Kamine und weithin leuchtenden elektrischen Lampen
hinter uns; da taucht — erst in dämmerigen Umrissen, dann immer
deutlicher — vor uns ein gewaltiges, pyramidenförmiges Gerüst
aus dem Dunkel des Abends auf, es ist der hohe Schachtturm einer
Zeche, einer der ältesten von Essen, die ihre Stollen allenthalben
unter dem Boden, auf dem die Stadt steht, ausbreitet.
Das vorhin erwähnte Gerüst erhebt sich über dem runden
Schachteingange, dessen mittlerer, viereckiger und ausgezimmerter
Teil zum Auf- und Ablaufen der Förderkörbe bestimmt ist, während
die übrigbleibenden Kreisabschnitte als Luft- und Notschächte be-
nutzt werden. Auf der Höhe des Turmes laufen über Rollen die
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
528
so wäre seine Temperatur am Ende dieselbe gewesen, wie am Anfang;
da man das heiße Gas aber durch Wasser gekühlt hat, so erhält man
nun nach der Expansion ein kaltes Gas. Dieses Gas strömt wieder durch
ein Schlangenrohr, das in einem mit gesättigter Salzlösung gefüllten
Gefäß ruht und kühlt durch die dünnen Kupferwände der Schlange hin-
durch die Salzlake auf etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Grad Kälte
hinunter. Das Gas wird dann zur Eismaschine zu neuem Kreislauf zu-
rückgesaugt, die kalte Salzlake aber wird in einem weitverzweigten Rohr-
system durch die Kühlräume getrieben, gibt dort einen Teil der Kälte
an die Rohrwandungen ab, die sich nach außen hin gewöhnlich mit einer
starken Schneeschicht beschlagen und kehrt dann zu neuer Abkühlung in
das Schlangengefäß zurück. Je nachdem man mehr oder weniger Röhren
in die Kühlräume verlegt, und je nachdem man die kalte Salzlösung
durch die Zirkulationspumpe schneller oder langsamer in dem Rohrnetz
kreisen läßt, kann jede beliebige Kühlraumtemperatur erreicht werden.
Bei einer gut ausgeführten Anlage braucht man dann nur eine gewisse
Menge Maschinenarbeit für den Betrieb der Eismaschine, und die Un-
kosten dafür sind so gering, daß der Fleischtransport im großen eine nutz-
bringende Aufgabe für alle Beteiligten ist. Verschiedentlich sind mili-
tärische Bedenken gegen eine derartige Fleischversorgung erhoben worden.
Man fürchtet, daß die Einfuhr im Falle eines Krieges durch feindliche
Flotten unterbunden werden könnte und ist daher bestrebt, die einheimische
Landwirtschaft für die Versorgung des Fleischmarktes genügend stark zu
erhalten. Das ist gewiß begreiflich; so lange unsere Landwirtschaft aber
nicht imstande ist, den Fleischbedarf ganz zu decken und damit größeren
Volkskreisen die Gefahr einer Unterernährung droht, wird man den
Import von Kühl- oder Gefrierfleisch jedenfalls als ein wichtiges Aus-
hilfsmittel ansehen müssen.
207. Warum bedarf Deutschland einer Seemacht?
Hermann Rassow.
„Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser\“ sagte Kaiser Wilhelm Ii.
Was soll dies Wort bedeuten? Es bedeutet nicht mehr und nicht
weniger, als daß wir unsere Gedanken auf etwas ganz Neues richten
müssen. Deutschland bedarf nicht nur wie bisher eines starken
Landheeres, sondern auch einer starken Flotte.
Mancher wird erstaunt fragen: Wenn dies notwendig ist, warum
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
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der neue Stand der Winzer, der die Frucht in Bottichen keltert. Mit dem
fremden Getränk sind zugleich neue Trinkgefäsze gekommen: neben dem
Horn und der Schale, woraus man früher zu trinken pflegte, wird
jetzt der Wein aus Bechern und Humpen geleert, und zeitig schon
füllte man ihn in die ebenfalls den Römern entlehnte Flasche.
Auch die Wohnung wird unter römischem Einflüsse kunstvoller und
fester. Neben den alten Holz- und Erdbauten tauchen massive Häuser
aus Steinmauern auf, die mit Kalk übertüncht und mit Ziegeln oder
Schindeln bedeckt sind. Der innere Raum zerfällt nun in Stube und
Kammer, an die sich der Speicher als Aufbewahrungsort des Getreides
anschließt. Über dem Wohnraum befindet sich der Söller, unter ihm
der Keller, der unterirdische Vorratsraum. In das Innere des Hauses
zieht größere Bequemlichkeit ein: man lernt den Schemel zum Sitzen,
den Pfühl zum Ruhen kennen, und schon fängt man an, aus besonderen
Schüsseln zu speisen. Mit manchem andern Gerät antiker Kultur findet
jetzt auch der Spiegel in dem germanischen Hause Ausnahme, und wo
einst nur das Herdfeuer geflackert hat, brennen Kerzen und Fackeln.
Selbst die Haustiere, die Genossen der Kinder, bleiben nicht die alten
ausschließlich; zum Hunde gesellt sich die Katze und zum Rosse der Esel.
Solcher Wandel der Kultur mußte natürlich auch auf die
Beschäftigung der Germanen einwirken. Ganz neue Erwerbszweige
tauchen auf. Es sind nicht nur Römer, die den Handel in Händen gehabt
haben, sondern auch Germanen haben sich damit abgegeben. Es läßt sich
nicht leugnen, daß die germanische Rasse von Natur eine große Neigung
für den Handel hat, und überall, wo ihr die Anregung zu ihm
gekommen ist oder wo die Lage des Landes auf ihn hingewiesen hat,
finden wir bei einem großen Teile der Bevölkerung den Handel als
Mittelpunkt der Lebensinteressen. Aber wo immer wir diese Beschäftigung
antreffen mögen, überall zeigt auch bei ihr der Germane einen
ausgeprägten Sinn für rechtliches Tun und Handeln; er verabscheut
Hintergehung und Betrug sowohl bei Freunden wie bei Feinden und
wird deshalb nicht selten das Opfer seiner Ehrlichkeit. Von der Römerzeit
an nimmt der deutsche Handel, wenn auch nicht seinen Anfang, so doch
besondern Aufschwung. Am Rhein und an der Donau, wie im Innern
das Landes entsteht bereits eine Art Märkte; dort verkehren die
Deutschen mit Römern, hier mit ihren Stammesgenossen. Aber auch zu
den nordgermanischen Stammesbrüdern weisen die Verkehrswege, und
mancher Gegenstand ist durch die Deutschen zu Lande oder zu Wasser
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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