Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 14

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
14 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen, Zeit gewann man den Lernstein auch auf folgende Meise: war die See ruhig, dann fuhr man auf Booten hinaus und hob den blinkenden Stein mit langen Zangen herauf. Kuch stiegen, namentlich bei Brüsterort, Taucher auf den Meeres- grund und förderten die Lernsteinstücke zutage. heute wird der Bernstein zumeist auf bergmännische Art gewonnen. Das geschieht namentlich in der Knnagrube zu liraxtepellen unweit Palm- nicken. Ein etwa Z0 m tiefer Hauptschacht führt senkrecht in die Erde hinein, von ihm führen wagerechte Gänge, sogenannte Stollen, oft kilometer- weit, ins Land hinein. Man hat festgestellt, daß der Bernstein in der so- genannten „Blauen Erde" gelagert ist. Diese wird daher mit hacken los- geschlagen und auf kleinen Wagen, welche von Pferden gezogen werden, zum Hauptschacht gefördert. Auf der Zörderschale gelangt sie zutage. Die ge- flbb 14. flnnagrube in Krajtepellen bei palmnicken. förderte Erde wird nun in breiten, auf dem Boden siebartig durchlöcherten Rinnen mit Wasser geschlemmt, wobei die Erde wegschwemmt, während die Steinstückchen zurückgehalten werden, hierauf bringt man sie in sich drehende tonnenartige Gefäße, die Seesand enthalten. So wird der Bernstein auch von den letzten erdigen Bestandteilen gereinigt. Klsdann erfolgt die Sortierung. Die größeren Stücke werden in den Handel gebracht, und es entstehen daraus Bernsteinspitzen, Ketten, Broschen u. dgl. Dinge mehr. Die kleinen Stückchen schmilzt man und stellt daraus Lacke und Zirnis her. Auch preßt man sie unter hohem Druck zu Kunstbernstein oder Kmbroid zusammen, der sich schwer vom Naturbernstein unterscheiden läßt. Auf bergmännische Weise werden jährlich im Durchschnitt 5000 Zentner Rohbernstein gewonnen. 1100 Personen finden dabei Beschäftigung und Brot. In jüngster Zeit wird der Bernstein auch im Tagebau gewonnen.

2. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 29

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 29 Iii. Sesiedelung. 1. Bewohner. Der „harzer" ist nicht besonders kräftig, aber ungemein fleißig. Die geringe Fruchtbarkeit seiner Heimatscholle zwingt ihn zu harter Arbeit und zur Genügsamkeit, wie seine schroffen Zelsenmassen und seine gewaltigen Schluchten, zeigt er sich zäh, fest, ernst, oft rauh und eckig. Und wie die hüpfenden Sonnenlichter und die lieben Waldvöglein in seinen Wäldern ist er andrerseits wieder fröhlich und unbesorgt, liebt heitere Geselligkeit und Musik. jsn jedem Dorfe gibt es daher einen Gesangverein. Seinen Wunsch nach Lebensfreude drückt er in dem Segensspruch aus: „Es grüne die Tanne, es wachse das Erz, Gott schenke uns allen ein fröhliches herz." Mit inniger Liebe hängt der Harzbewohner an seiner Heimat. Das geheimnisvolle Rauschen seiner Wälder, das Murmeln seiner Quellen ziehen ihn aus der Kerne immer wieder in die Heimat zurück. fln ihren Sagen und Märchen, an ihren Sitten, Gebräuchen und Trachten hält er fest, flm Gsterheiligabend werden auf den Sergen Gsterfeuer angezündet. flm Johannistage wird unter grünen Tannen, geschmückt mit Ländern und Eierkekten, Sonnenwende gefeiert. Seine Beschäftigung in Gottes herrlicher Natur und in den gefahrvollen Tiefen der Berge weist den Harzbewohner nach oben und er- weckt in ihm einen frommen Sinn. 2. Volksdichte. Oer ausgedehnte Bergbau, die lebhafte Industrie und der rege Handels- und Fremdenverkehr im harze geben vielen Leuten einen guten Verdienst. Oarum ist der harz in 'diesen Gegenden dicht besiedelt, weniger in den Gegenden, wo nur Land- oder Forstwirtschaft betrieben wird. Die volk- reichsten Siedelungen haben sich naturgemäß am Zusze des Gebirges in den Zlußtälern entwickelt. Venn hier liefert das Wasser den Fabriken eine billige Betriebskraft, hier flutet am lebhaftesten der Fremden- und Handelsverkehr. In den sieben Bergstädten des Gberharzes arbeiten mehr als 5000 Bergleute in den Bergwerken. Im Inansfelder Lande finden im Gruben- und Hüttenbetrieb jährlich über 13 000 Menschen lohnende Beschäftigung. Sie wohnen in den Städten Mansfeld, Eisleben, hettstedt und deren Umgebung. Be- sonders stark bevölkert ist der „Grund". Das ist ein enges Tal zwischen Eis- leben und hettstedt. hier liegt Dorf an Dorf. 3. Siedelungen. Die landschaftlichen Schönheiten des Harzes und seine lvegsamkeit locken im Sommer und Winter viele Fremde an. Oarum haben sich viele Grte zu Luftkurorten, Sommerfrischen und Wintersportplätzen entwickelt. Solche Orte sind außer den genannten: Grund, lv ildemann, Braunlage, Schierke, B e nn e ck e n st e i n, Zorge, Andreasberg, Sachsa, Stiege, harz gerode. a) flm Nordrande des Harzes liegen: 1. Goslar (19), die alte Häverstädt, hier haben die deutschen Kaiser 23 Reichs- tage abgehalten. Kaiser Heinrich Iv. wurde hier geboren und hielt sich oft und gern hier auf. Das alte Kaiserhaus ist wieder hergestellt worden. Im schönsten Naum, im Neichssaal, befindet sich der alte Kaiserstuhl, prächtige Gemälde schmücken die wände. Goslar hat viele altertümliche Häuser, z. B. das „Bäckergildenhaus" und das „Gilde- Haus der Gewandschneider". Das waren die Dersammlungsorte für die Bäcker- und Schneiderinnung. 2. Harzburg, d. h. Waldburg, liegt am Ausgange des Nadautales. Durch seine herrliche Umgebung und seine Solquellen ist Harzburg einer der vornehmsten Bade-

3. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 76

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
76 Heimatkunde der Provinz Sachsen. die Luftbahn wird sie zum Kohlenwerk befördert. Die kleinen vollen wagen oder Loren laufen an starken Drahtseilen hin, die leeren wieder zurück. Solche Bergwerke nennt man „Tagebau e". va die Kohle aber gewöhnlich tiefer liegt, gräbt man einen Schacht. Oer führt wie ein Brunnen in die Tiefe. Unten im Schachte werden nach allen Seiten Gänge oder Stollen angelegt. Sie führen nach den Arbeitsstellen der Bergleute. Damit sie nicht einstürzen können, werden sie durch Pfosten gestützt. Mit dem Filzhut ohne Krempe auf dem Kopfe und dem Grubenlicht im Gürtel, fährt der Bergmann im Fahrstuhle in den Schacht. Dort schlägt er mit Fäustel und Spitz- hacke die Kohle los. Die Förderleute laden die Kohlen in Loren und schieben diese auf Eisenbahnschienen auf den Fahrstuhl im Förderschacht. Mit rasender Schnelligkeit wird die gefüllte Lore durch Maschinenkraft in die höhe getrieben. Zu gleicher Zeit saust eine leere Lore auf einem Fahrstuhl daneben in die Tiefe. Die gewonnene Braunkohle wird dann zu preß st einen und Briketts verarbeitet. Aus der besten bereitet man S o l a r ö l und Paraffin. Aus Paraffin werden die weißen und bunten Weihnachtskerzen hergestellt. Ein solches Kohlenwerk ist eine großartige Fabrikanlage. Überall herrscht reges Leben Tag und Nacht. Kräftige Arbeiter schieben schwerbeladene Kufren. Frauen und Mädchen füllen die Loren mit Kohlen, preßsteinen und Briketts. Aus einem bunten Gewirr von allerhand Gebäuden ragen große und kleinere Schornsteine in die Luft. Schwarze und weiße Oampfwolken steigen daraus empor. Überall raucht, zischt und pufft es. Dazwischen tönt der schrille pfiff der Lokomotiven und Fabrikpfeifen. Mit gewaltigem Getöse rasen schwerbeladene Last- automobile zum nächsten Bahnhof. Oer Kohlenreichtum der Landschaft hat aber auch andere Großgewerbe in den Städten zu hoher Llüte gebracht. In zahlreichen Ifta- schinen-, Schuh-, Voo\U, Laumwollfabriken finden viele Leute guten Verdienst. In den Moorlagern bei Schmiedeberg wird Moorerde gewonnen. Daraus werden Moor- .Ämät* b°d°r bereitet. Sie Ip-nden Kranken, die an Gicht und Rheumatismus leiden, Linderung und Heilung. Daher wird Schmiedeberg jährlich von mehr als 3000 Kurgästen besucht. 5luf diese Weise erwächst den Bewohnern eine gute Einnahme. Ii. Verkehrswege. Infolge des umfangreichen Kohlenbergbaues und der blühenden Industrie hat sich ein reger Handelsverkehr entwickelt. Er wird durch zahlreiche ver- kehrswege zu Wasser und zu Lande bewältigt. Die Hauptverkehrsader ist die Saale. Zahlreiche Flöße, Lastkähne und Dampfer ziehen auf ihrem Rücken dahin. Sie tragen die Erzeugnisse der Wälder und der Tiefebene über Halle nach Magdeburg und Hamburg. Ein reichverzweigtes Eisenbahnnetz bedeckt besonders das Saal- und Elstertiefland. Die Mittelpunkte des Verkehrs sind

4. Von der Restauration zur Reichsgründung - S. 136

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
136 Ii. Don der Revolution zur Keichsgründung. Ergänzung vom 2. Juni. verhältnismäßig schwach werden wir in jeder Verbindung mit anderen Großmächten erscheinen, solange wir eben nicht stärker als wir sind. Österreich und England werden, wenn wir mit ihnen im Bunde sind, ihre Überlegenheit über uns auch nicht zu unserem Vorteile geltend machen, wir haben auf dem wiener Kongreß gesehen, daß gerade die Interessen dieser beiden Mächte sich den unserigen am meisten entgegenstellten. Österreich kann nicht wollen, daß wir in Deutschland an Bedeutung gewinnen, und England kann uns weder unsere industrielle noch eine maritime Entwicklung in Handel und Flotte gönnen. In der Politik tut niemand etwas für den anderen, wenn er nicht zugleich sein Interesse dabei findet. Die Richtung aber, in welcher Österreich und die deutschen Mittelstaaten gegenwärtig ihr Interesse verfolgen, ist mit den ausgaben, welche für Preußen Lebensaufgaben sind, ganz inkompatibeli9, und eine Gemein-schaftlichkeit deutscher Politik gar nicht möglich, solange Österreich nicht ein bescheideneres System uns gegenüber adoptiert, wozu bis jetzt wenig Hussicht ist. Die deutschen Staaten sind rücksichtsvoll und anhänglich an uns in dem Maße, als sie uns für befreundet mit Frankreich halten, vertrauen werden sie nie zu uns gewinnen; jeder Blick auf die Karte benimmt es ihnen, und sie wissen, daß ihre Sonderinteressen und ihr Mißbrauch der Souveränität stets der Gesamtrichtung der preußischen Politik im Wege stehen. Sie erkennen deutlich die Gefahr, welche hierin für sie liegt, und gegen welche nur die Uneigennützigkeit unseres allergnädigsten Herrn ihnen eine Sicherheit für die Gegenwart gewährt. *

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

7. Geschichte des Mittelalters - S. 168

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Krieg gegen die lombardischen Städte (1155). Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein- rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge- zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi- schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho- heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent- faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch- tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be- wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber- muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai- land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai- serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157). Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte

8. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 293

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
293 manche an Größe und Einwohnerzahl vielgenannte Städte in anderen Landesteilen weitaus übertreffen. Fragen wir nach den Ursachen dieser Erscheinung, so ist die Antwort leicht zu geben: die ganze Landschaft birgt in der Tiefe ungeheuere Kohlenschätze. Die Billig- keit dieses wichtigen Brennmateriales und die Nähe großartiger Eisenerzlager an der oberen Sieg begründeten und begünstigten seit alters her das Aufblühen eines regen und bedeutsamen Eisen- gewerbes in diesem Landesteile, das im Laufe der Zeiten stetig zugenommen und in unseren Tagen fast in der ganzen Welt unerhörte Bedeutung angenommen hat. Das Steinkohlengebirge an der Ruhr füllt mehrere flache Senkungen oder Mulden aus, von denen diejenigen von Essen im Westen, von Bochum in der Mitte, von Hörde im Osten und von Recklinghausen im Norden die bedeutendsten sind. Besonders die Essener Mulde ist die wichtigste, da sie Steinkohlenlager in der Gesamthöhe von 48 Metern enthält, die sich auf 58 abbauwürdige Flöze verteilen. Im ganzen Gebiete sind etwa 250 Bergwerke auf Kohlen- förderung in Betrieb, und diese Zechen liefern eine jährliche Ausbeute von über 400 Millionen Zentnern Steinkohle. Obwohl der Abbau in dieser Landschaft sich bis ins 14. Jahrhundert nachweisen läßt, also schon eine lange Ausbeute hinter uns liegt, wird trotzdem, selbst bei dem großartigen Betrieb der neueren Zeit, der Vorrat von Kohle voraussichtlich noch für Jahrhunderte ausreichen. Laßt uns nun ein Steinkohlenbergwerk im Essener Bezirk kennen lernen. Der Abend ist bereits hereingebrochen. Wir wandern einem entlegenen Teile der Kruppschen Fabrik zu und lassen ihre feuer- strahlenden Kamine und weithin leuchtenden elektrischen Lampen hinter uns; da taucht — erst in dämmerigen Umrissen, dann immer deutlicher — vor uns ein gewaltiges, pyramidenförmiges Gerüst aus dem Dunkel des Abends auf, es ist der hohe Schachtturm einer Zeche, einer der ältesten von Essen, die ihre Stollen allenthalben unter dem Boden, auf dem die Stadt steht, ausbreitet. Das vorhin erwähnte Gerüst erhebt sich über dem runden Schachteingange, dessen mittlerer, viereckiger und ausgezimmerter Teil zum Auf- und Ablaufen der Förderkörbe bestimmt ist, während die übrigbleibenden Kreisabschnitte als Luft- und Notschächte be- nutzt werden. Auf der Höhe des Turmes laufen über Rollen die

9. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 528

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
528 so wäre seine Temperatur am Ende dieselbe gewesen, wie am Anfang; da man das heiße Gas aber durch Wasser gekühlt hat, so erhält man nun nach der Expansion ein kaltes Gas. Dieses Gas strömt wieder durch ein Schlangenrohr, das in einem mit gesättigter Salzlösung gefüllten Gefäß ruht und kühlt durch die dünnen Kupferwände der Schlange hin- durch die Salzlake auf etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Grad Kälte hinunter. Das Gas wird dann zur Eismaschine zu neuem Kreislauf zu- rückgesaugt, die kalte Salzlake aber wird in einem weitverzweigten Rohr- system durch die Kühlräume getrieben, gibt dort einen Teil der Kälte an die Rohrwandungen ab, die sich nach außen hin gewöhnlich mit einer starken Schneeschicht beschlagen und kehrt dann zu neuer Abkühlung in das Schlangengefäß zurück. Je nachdem man mehr oder weniger Röhren in die Kühlräume verlegt, und je nachdem man die kalte Salzlösung durch die Zirkulationspumpe schneller oder langsamer in dem Rohrnetz kreisen läßt, kann jede beliebige Kühlraumtemperatur erreicht werden. Bei einer gut ausgeführten Anlage braucht man dann nur eine gewisse Menge Maschinenarbeit für den Betrieb der Eismaschine, und die Un- kosten dafür sind so gering, daß der Fleischtransport im großen eine nutz- bringende Aufgabe für alle Beteiligten ist. Verschiedentlich sind mili- tärische Bedenken gegen eine derartige Fleischversorgung erhoben worden. Man fürchtet, daß die Einfuhr im Falle eines Krieges durch feindliche Flotten unterbunden werden könnte und ist daher bestrebt, die einheimische Landwirtschaft für die Versorgung des Fleischmarktes genügend stark zu erhalten. Das ist gewiß begreiflich; so lange unsere Landwirtschaft aber nicht imstande ist, den Fleischbedarf ganz zu decken und damit größeren Volkskreisen die Gefahr einer Unterernährung droht, wird man den Import von Kühl- oder Gefrierfleisch jedenfalls als ein wichtiges Aus- hilfsmittel ansehen müssen. 207. Warum bedarf Deutschland einer Seemacht? Hermann Rassow. „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser\“ sagte Kaiser Wilhelm Ii. Was soll dies Wort bedeuten? Es bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als daß wir unsere Gedanken auf etwas ganz Neues richten müssen. Deutschland bedarf nicht nur wie bisher eines starken Landheeres, sondern auch einer starken Flotte. Mancher wird erstaunt fragen: Wenn dies notwendig ist, warum

10. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 196

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
196 der neue Stand der Winzer, der die Frucht in Bottichen keltert. Mit dem fremden Getränk sind zugleich neue Trinkgefäsze gekommen: neben dem Horn und der Schale, woraus man früher zu trinken pflegte, wird jetzt der Wein aus Bechern und Humpen geleert, und zeitig schon füllte man ihn in die ebenfalls den Römern entlehnte Flasche. Auch die Wohnung wird unter römischem Einflüsse kunstvoller und fester. Neben den alten Holz- und Erdbauten tauchen massive Häuser aus Steinmauern auf, die mit Kalk übertüncht und mit Ziegeln oder Schindeln bedeckt sind. Der innere Raum zerfällt nun in Stube und Kammer, an die sich der Speicher als Aufbewahrungsort des Getreides anschließt. Über dem Wohnraum befindet sich der Söller, unter ihm der Keller, der unterirdische Vorratsraum. In das Innere des Hauses zieht größere Bequemlichkeit ein: man lernt den Schemel zum Sitzen, den Pfühl zum Ruhen kennen, und schon fängt man an, aus besonderen Schüsseln zu speisen. Mit manchem andern Gerät antiker Kultur findet jetzt auch der Spiegel in dem germanischen Hause Ausnahme, und wo einst nur das Herdfeuer geflackert hat, brennen Kerzen und Fackeln. Selbst die Haustiere, die Genossen der Kinder, bleiben nicht die alten ausschließlich; zum Hunde gesellt sich die Katze und zum Rosse der Esel. Solcher Wandel der Kultur mußte natürlich auch auf die Beschäftigung der Germanen einwirken. Ganz neue Erwerbszweige tauchen auf. Es sind nicht nur Römer, die den Handel in Händen gehabt haben, sondern auch Germanen haben sich damit abgegeben. Es läßt sich nicht leugnen, daß die germanische Rasse von Natur eine große Neigung für den Handel hat, und überall, wo ihr die Anregung zu ihm gekommen ist oder wo die Lage des Landes auf ihn hingewiesen hat, finden wir bei einem großen Teile der Bevölkerung den Handel als Mittelpunkt der Lebensinteressen. Aber wo immer wir diese Beschäftigung antreffen mögen, überall zeigt auch bei ihr der Germane einen ausgeprägten Sinn für rechtliches Tun und Handeln; er verabscheut Hintergehung und Betrug sowohl bei Freunden wie bei Feinden und wird deshalb nicht selten das Opfer seiner Ehrlichkeit. Von der Römerzeit an nimmt der deutsche Handel, wenn auch nicht seinen Anfang, so doch besondern Aufschwung. Am Rhein und an der Donau, wie im Innern das Landes entsteht bereits eine Art Märkte; dort verkehren die Deutschen mit Römern, hier mit ihren Stammesgenossen. Aber auch zu den nordgermanischen Stammesbrüdern weisen die Verkehrswege, und mancher Gegenstand ist durch die Deutschen zu Lande oder zu Wasser
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 1
5 2
6 0
7 2
8 1
9 0
10 3
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 1
19 4
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 5
30 0
31 0
32 0
33 0
34 1
35 0
36 1
37 0
38 1
39 0
40 0
41 0
42 3
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 0
3 8
4 71
5 12
6 13
7 0
8 4
9 6
10 17
11 13
12 5
13 3
14 0
15 0
16 8
17 6
18 0
19 0
20 2
21 5
22 0
23 3
24 0
25 0
26 2
27 0
28 8
29 0
30 0
31 0
32 0
33 2
34 2
35 1
36 7
37 1
38 3
39 2
40 26
41 6
42 1
43 8
44 1
45 7
46 0
47 0
48 5
49 1
50 4
51 0
52 3
53 0
54 8
55 0
56 3
57 2
58 2
59 2
60 2
61 6
62 2
63 0
64 2
65 0
66 0
67 1
68 2
69 1
70 19
71 3
72 6
73 0
74 2
75 2
76 13
77 12
78 1
79 11
80 5
81 1
82 0
83 1
84 1
85 0
86 1
87 8
88 0
89 3
90 0
91 7
92 33
93 0
94 7
95 1
96 2
97 0
98 7
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 15
1 6
2 7
3 19
4 13
5 11
6 31
7 6
8 2
9 4
10 9
11 3
12 85
13 6
14 3
15 12
16 39
17 3
18 4
19 23
20 0
21 2
22 6
23 0
24 48
25 4
26 25
27 2
28 15
29 1
30 2
31 4
32 10
33 73
34 27
35 6
36 4
37 2
38 3
39 29
40 7
41 4
42 11
43 32
44 2
45 1
46 13
47 8
48 17
49 1
50 19
51 41
52 17
53 1
54 11
55 3
56 2
57 0
58 1
59 57
60 2
61 10
62 16
63 5
64 10
65 12
66 3
67 7
68 12
69 1
70 2
71 13
72 5
73 6
74 5
75 9
76 1
77 77
78 1
79 6
80 38
81 96
82 11
83 8
84 10
85 8
86 0
87 3
88 4
89 23
90 4
91 17
92 0
93 0
94 0
95 21
96 3
97 21
98 8
99 3
100 42
101 1
102 27
103 6
104 3
105 3
106 5
107 9
108 2
109 0
110 20
111 20
112 8
113 2
114 19
115 4
116 5
117 3
118 5
119 9
120 1
121 17
122 3
123 8
124 36
125 28
126 3
127 20
128 3
129 13
130 4
131 39
132 40
133 6
134 4
135 1
136 48
137 3
138 1
139 0
140 12
141 4
142 12
143 14
144 3
145 24
146 4
147 1
148 11
149 2
150 3
151 9
152 17
153 0
154 7
155 13
156 10
157 12
158 59
159 2
160 3
161 2
162 8
163 4
164 7
165 8
166 38
167 2
168 7
169 4
170 3
171 48
172 3
173 13
174 1
175 41
176 2
177 76
178 0
179 11
180 2
181 3
182 13
183 66
184 1
185 5
186 0
187 10
188 11
189 7
190 2
191 8
192 4
193 0
194 13
195 5
196 35
197 31
198 0
199 3