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Einen großen Reichtum hat Dekhan auch in seinen kostbaren Diamanten.
Die größte Stadt im Innern ist Haidarabüd, 450000 Einw.
Borderindien ist eine englische Kolonie, die von einem Vizekönig
verwaltet wird. Der König von Großbritannien und Irland nennt sich
Kaiser von Indien.
§ 122. Ten Engländern gehört anch die Insel Ceylon, die
durch die Palksiraße von Vorderindien getrennt ist. Von dem Adamspik,
von dem aus Adam uach dem Glauben der Mohammedaner gen Himmel
fuhr, überblickt man ein irdisches Paradies. Herrliche Kokoswälder
bedecken die Insel, auf Plautageu wird Kaffee und Tee gezogen, der
Zimt hat hier seine Heimat, der Chinarindenbanm gedeiht hier ebenso
gut wie in seinem Vaterlande Amerika. In den Gebirgen werden
Edelsteine gefunden, das Meer birgt die köstlichsten Perlen. Die Haupt-
stadt der Insel ist Colombo, 160000 Einw.
§ 123. Ii. Hinterindien (4mal so groß als Deutschland, 40 Mill.
Einw). Hiuteriudieu mit der Halbinsel Malakka gleicht einer Faust mit
ausgestrecktem Zeigefiuger. Vom Himalaja und dem chinesischen Hoch-
land ziehen Kettengebirge in die Halbinsel, die sich im Süden fächerartig
verzweigen. In den tiefen Schluchten zwischen den Gebirgszügen fließen
wasserreiche Ströme (Mökong, Menam, Salwen, Jrawadi), die jährlich
ihr Tal überschwemmen und mit einem fruchtbaren Schlamm bedecken.
Hier gedeiht der Reis in ungeheuren Mengen; auch Mohn, Tabak und
Baumwolle werden angebaut. Die Gebirgszüge tragen üppige Waldungen
mit dem für den Schiffsbau trefflich geeigneten Tlkholz. Die Tierwelt ist
dieselbe wie in Vorderindien; der Elefant wird vielfach als Haustier ge-
halten. An Mineralien finden sich Gold, Silber, Zinn, Kohlen, Rubine und
Saphire. — Die Bewohner sind ein Gemisch von Judern und Mongolen
(siehe § 125). Auf Malakka bilden Malaien den Hauptbestandteil der
Bevölkerung. Sie bekennen sich meist zum Buddhismus (siehe § 125).
Staatliche Einteilung. 1. Den Westen von Hinterindien, Birma,
besitzen die Engländer. Hauptstadt Mandate 200000 Einw., Haupt-
Hafen Rangün (Reis und Tikholz). Englisch ist anch die Süd-
spitze von Malakka mit Singapur, 180000 Einw. Singapur liegt an
der wichtigen Straße von Malakka und ist Kreuzungspunkt für alle
europäischen Schiffe, die von oder nach den Malaiischen Inseln, Ost-
asten und Australien fahren.
2. Siam (doppelte Größe Prenßens, Einwohnerzahl Bayerns)
ist ein Königreich. Den Hauptausfuhrgegenstand bildet Reis (1901:
71 Millionen Mark) Hauptstadt Vüngkok, 200 000 Einw.
3. Jndochina ist französisch. Es besteht ans Eochinchina, Kam-
bodscha, Aniiam und Touking. Haupthafen Saigon (fea'igo.m).
§ 124. Iii. Die Malaiische Inselwelt. Lage und Einteilung.
Die Malaiische Inselwelt breitet sich zu beiden Seiteu des Äquators
aus und erscheint als Überrest eines Festlands, das einst Asien mit
Australien verband. Man teilt sie ein in die Großen Suudainseln
(Sumatra — Deutschland, Bürneo— Skandinavien, zweitgrößte Insel
der Erde, Java, Celöbes), die Kleinen Snndainseln, die Gewürz-
inseln oder Molukken, die Philippinen.
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Extrahierte Personennamen: Dekhan Adam Malakka Malakka Malakka Jndochina
Extrahierte Ortsnamen: Irland Indien Ceylon Amerika Colombo Hinterindien Deutschland Hinterindien Birma Singapur Australien Bayerns Saigon Sumatra Deutschland Skandinavien
— 121 —
der Pfau, haben hier ihre Heimat. — Ganz anders sieht es im Gebiet des
Indus aus. Da sich die von Südwesten kommenden Seewinde erst an
den Wänden des Himalaja abkühlen und verdichten, so fehlen dieser
Gegend die Niederschläge. Die Folge davon ist ein spärlicher Pflanzen-
wuchs. Stellenweise breitet sich sogar wirkliche Wüste aus.
Entstehung der Monsune. .Im Sommer erhitzt sich Jnnerasien stark. Da-
durch wrrd die Luft verdünnt, so daß die kühlere, feuchte Luft vom indischen
Ozean nachströmt. Im Winter, wo sich Jnnerasien sehr abkühlt, entsteht die um-
gekehrte Luftströmung. Diese regelmäßigen Winde heißen Monsune. Infolge der
Drehung der Erde um ihre Achse werden aus den Südwinden die Südwest-, aus
den Nordwinden die Nordostmonsune; erstere bringen Regen, letztere sind trocken.
Die Bewohner Hindostans. Die große Fruchtbarkeit Hindostans
ist der Grund, daß sich hier eine ungeheuer dichte Bevölkerung zu-
sammendrängt. Die Bewohner, die Hindu, gehören der kaukasischen
Rasse an. Sie drangen durch das Kabultal nach Indien vor und ver-
drängten die früheren Bewohner, die Drävidas, in das Hochland von
Vorderindien. Sie bekennen sich zum Brahmaismus (Brahma ist der
höchste Gott der Hindu). Ihrem Glauben nach muß die menschliche
Seele nach dem Tode durch die Leiber verschiedener Tiere wandern, um
für ihre irdischen Sünden zu büßen. Deshalb hüten sich die Inder,
gewisse Tiere zu töten. Von der Qual der Seelenwanderung kann man
sich durch selbstauferlegte Schmerzen befreien. Bußübungen nehmen daher
im Brahmaismus eine hervorragende Stellung ein (Fakire). Wie die
Ägypter, so sind auch die Hindu in streng voneinander getrennte Kasten ge-
schieden; die oberste ist die Kaste der Brahmanen (Priester), die niedrigste
die der rechtlosen Paria. — Die heilige Stadt der Hindu ist Benares am
Ganges, 200000 Einw. Über 1000 Tempel (Pagoden) zählt das „in-
dische Mekka". Breite Marmortreppen führen zum heiligen Strom, zu
dem die Pilger in Scharen wallfahren, um in seinen Fluten zu baden
oder einen Krug seines Wassers als kostbares Kleinod in ihre Heimat
mitzunehmen. — Die größte Stadt Indiens ist Kalkutta, 1 Mill. Einw.,
durch seine Lage zwischen den beiden Indien der wichtigste Hafen- und
Handelsplatz Vorderindiens. Lahore, 200000 Einw., bedeutende Handels-
stadt an der Straße aus dem Kabultal ins Gangesgebiet.
3. Das Tafelland von Vorderindien wird in seinem südlichen Teil
auch Hochland von Dökhan genannt. Seine Küsten (Malabar und
Koromändel) werden von Randgebirgen, den Ost- und den Westghats, be-
gleitet. Erstere fallen steil zum Meere ab und haben zahlreiche Buchten,
die den von Europa kommenden Schiffen günstige Landungsgelegenheit
bieten. Hafenorte sind Bombay (bombe) 775000 Einw., ein Hauptaus-
fuhrplatz für Baumwolle, Calicnt und das portugiesische Goa. Dagegen
ist die Ostküste flach und voll Sanddünen. Madras, x/a Mill. Einw., ist
hier der einzige größere Hasen. — Das Innere Dekhans neigt sich nach
Osten hin, weshalb die meisten Flüsse dem Meerbusen von Bengalen zu-
strömen. Das Land entbehrt unter dem Einstuß der Randgebirge hin-
reichender Feuchtigkeit und ist deshalb vielfach Grassteppe. Doch liefert
es bei künstlicher Bewässerung soviel Baumwolle, daß Indien in dieser
Hinsicht nur von den Vereinigten Staaten von Amerika übertroffen wird.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Niederschläge Indien Brahmaismus Benares Indiens Kalkutta Indien Lahore Kabultal Westghats Europa Bombay Madras Bengalen Indien Amerika
Indien.
11
Indische Reiche gab es einige Jahrhunderte vor Christus mehrere; eines
derselben soll noch nordöstlich von ihrem Stammlande, auf der großen
mittelasiatischen Hochebene, unter dem Namen Kusthana bestanden haben.
Andere Königreiche waren im Lande der Fünf Ströme: Indus, Hpdaspes,
Acesines, Hparotis, Hpphasis (indisch Pantschanada, bei den Griechen
Pentapotamia, heutzutage englisch als Pendschab), ohne braminische
Einrichtungen und deßwegen als nicht ebenbürtig betrachtet. Auch im
schönen Gebirgsthale von Kashmir (indisch Kasjapamura) war ein
uraltes Fürftenthum und an dem untern Laufe des Indus das Reich der
Aratta (Adraiftä). Das mächtigste von allen war das der Prasier (indisch
Pratsja) mit der Hauptstadt Patalipatra, im eigentlichen Gangeslande.
Am oberen und mittleren Laufe des Ganges ist der eigentliche Schauplatz
des Braminenvolkes; dort lagen oder liegen noch in ihren Trümmern
die uralten Königsstädte Hastinapura, Indroprastha, Mathura.
Nach der Lehre der Braminen war ein Urwesen, das alle Keime
der-Geister- und Körperwelt in sich enthielt und aus dem Alles hervor-
ging; zuerst die Götter Brama, der schaffende Gott, dann Bishnu, der
erhaltende, und Siwa oder Mahadewa, der zerstörende. An sie reihen
sich unzählige Götter und Göttinen, welche alles Wesen durchdringen
und bewegen; denn alles ist göttlicher Natur, weil hervorgegangen aus
dem göttlichen Urwesen. Diese ganze Welt mit Himmel und Erde, mit
Göttern, Menschen, Thieren, Pflanzen, den Elementen, Metallen
und dem verschiedenen Gestein, wird einst, wenn das letzte (jetzige) Zeit-
alter, Kalijuga, in dem alles mehr und mehr entartet, vollendet ist, zu
Grunde gehen und nichts übrig bleiben als jenes Urwesen, das die Keime
aller Dinge in sich bergen und Wieder zu einem neuen, anders gestalteten
Dasein siervorgehen lassen wird.
Nach dem Glauben der Indier sind sie das erlesene Volk, das sich
von den andern streng abgeschlossen halten muß und sich mit denselben nicht
vermischen darf, wenn es nicht seiner Vorzüge verlustig gehen will.
Doch ist auch unter ihnen selbst eine große Abstufung, und diese Stufen
sind von einander durch unübersteigliche Schranken getrennt; denn
Brama hat die Menschen nicht zu gleicher Würde und zu gleicher Be-
stimmung geschaffen, sondern schon in den Stammeltern einen Unter-
schied für alle Zeiten angeordnet. Er schuf nämlich Braminen (Brah-
manas), Kshatrijas oder Rajahs, Vaisas (Vaisjas) und Sudras. Die
Nachkommen derselben folgen ihren Vätern in allen Verhältnissen des
Lebens und dürfen diese in keiner Weise abändern; daher rührt die
Eintheilung in erbliche Stände oder Kasten, wodurch das Volk mit
Insekten Aehnlichkeit erhält, welche, wie die Bienen, in Königin,
Drohnen und Arbeiter, oder, wie die Termiten, in König und Königin,
Krieger und Arbeiter geschieden sind. Die vornehmste Kaste ist die der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Die Erfüllung der Zeit.
323
es auch anders bei der republikanischen Verfassung und der öffentlichen
Rechtspflege sein's Aber gerade von diesem durch und durch römischen
Zweige besitzen wir verhältnißmäßig wenig. Die Geschichtschreiber geben
uns allerdings die Reden berühmter Feldherren, der Volkstribunen und
Staatsmänner, aber diese sind nur Proben der rednerischen Ausbildung
des Geschichtsschreibers selbst. Nur von Cicero, allerdings dem größten
Redner der Römer, der aber seine griechische Bildung nicht verleugnen
kann, sind Originale auf uns gekommen, während doch von Hortensius,
Antonius und namentlich von Cäsar, der auch als Redner glänzte, viele
in den Händen ihrer Zeitgenossen und noch zu Quintilians Zeit allge-
mein bekannt waren. Nicht besser ist es uns mit den Werken der rö-
mischen Geschichtschreiber ergangen; Cäsars Kommentare sind uns er-
halten, ebenso des Sallustius, seines Zeitgenossen, Geschichte der katili-
narischen Verschwörung und des jugurthinischen Krieges, dagegen ist
seine römische Geschichte verloren; erhalten sind uns ferner die Lebens-
bilder berühmter Feldherren von Kornelius Nepos, der aber nur in
dem Leben des Attikus auf römischem Schauplatze wandelt, das einzige
Beispiel, daß sich ein Römer ausländischer Größen mit Vorliebe an-
nahm. Am beklagenswerthesten ist der Verlust so vieler Dekaden des
Geschichtswerkes von Tit. Livius aus Patavium, von welchem übrigens
in unserer Zeit einzelne Bruchstücke wiederum aufgefunden wurden;
zwar ist er ganz Römer und verhüllt und verschweigt manches, was
den Ruhm seiner Nation schmälern könnte, auch beweist das, was der
Grieche Polybius uns über die römische Geschichte mittheilt, daß Livius
die Quellen nicht immer mit Sorgfalt aufsuchte — nichtsdestoweniger
müssen wir seiner Gelehrsamkeit und seinem Fleiße alle Anerkennung
zollen und seine meisterhaften Gemälde römischer Männer und Thaten
bewundern; Augustus nannte ihn einen Pompejaner.
Zweites Kapitel.
Die Erfüllung der Zeit.
Koma aeterna! Rom ist ewig! war zu Augustus Zeit ein römischer
Glaubenssatz, und unter seinen nächsten Nachfolgern hätte ein lauter
Zweifel den Tod gebracht. Zn der Thal, welches Volk war denn noch
da, welches die römische Weltmonarchie mit Erfolg anzugreifen vermochte?
Karthago war jetzt eine römische Stadt und wenigstens 400 andere
umsäumten die Küste Nordafrikaö und den Rand des großen Sand-
meeres; was wollten die Negerhorden gegen das römische Afrika unter-
nehmen? Dem römischen Asien drohte früher die Macht der Parther;
21 *
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name]]
Extrahierte Personennamen: Cicero Antonius Cäsar Cäsars Kornelius_Nepos Augustus Augustus
der Juden anzuerkennen. Herodes eroberte mit Hilfe römischer Legionen Jerusalem imb bebrückte sein Volk so sehr, daß ^dasselbe mit Sehnsucht der Ankunft des verheißenen Messias entgegenblickte. In diese Zeit Mt, gerabe ein Jahr vor dem Tode des Herodes die Geburt Jesu Christi, unseres Erlösers. Der älteste Sohn des Aerobes, Ärchelaus erhielt zwar vom Kaiser Augustus den größten Theil des Landes und bte Hauptstabt, würde aber balb (6 n. Chr.) wegen seiner Willkür und Grausamkeit wieber abgesetzt und Palästina der römischen Provinz Palästina Syrien einverleibt. Es erhielt einen eigenen Landpfleaer (Procurator) roirbbcn Unter dem Lanbpfleger Pontius Pilatus erlitt Jesus Christus den marter-r-Wg-rn vollen Kreuzestob (34 n. Chr.) Später erhielt wieber ein Enkel Hero-bes des Großen Palästina mit dem Königstitel, aber nach bessen Tode (44 n Chr.) warb es wieber römische Provinz, nur einen kleinen Theil c-t v^er b ^örippa Ii. Die Bebrückungen der Laubpsleaer riefen
gefährliche Aufstäube hervor, beren einen Quiuctilius Varus Statthalter von Syrien (er erlag später im Teutoburger Walb 9 n. Chr. dem Schwerte der Germanen) dämpfte. Um 65 n. Chr. trieb der ^andpfleger Gessius Florus durch seine Bedrückungen die Rubelt 2ur^att Bebrs(?t' Verzweiflung; ganz Palästina erhob sich, und Rom mußte alle Kräfte Ctnp6rt ^ ^en gefährlichen Ausstanb nieberzuschmetterit. Kaiser Nero K. fernen besten Felbherrn nach Palästina,' den Flavius Vespasianus. lus dieser bj n. Chr. zum Kaiser ausgerufen wurde, übertrug er seinem Sohne Tttus den Oberbefehl über das römische Heer. Im Frühling 70 begann derselbe bte Belagerung Jerusalems, welches die °suden mit *sttemä 3a“ der größten Tapferkeit und bewundernswerther Zähigkeit vertheidigten. Ls Erst im September zog Tttus über die Trümmer ein, machte den Tempel 70 und den Rest der Stadt dem Boden gleich und führte 97,000 ^u-ben tn bte Sklaverei. Das jüdische Reich hatte sein Ende erreicht.
Die Israeliten verehrten den einigen Gott, ihr ganzes Leben war seinem Bildung d°r Dienste gewidmet. Ihre Staatsverfassung, ihr Privatleben, ihre Literatur trägt 3ivaetiten. deutlich dies Gepräge. Jehovah, der unsichtbare König, regierte das Volk durch seinen sichtbaren Stellvertreter, den Hohenpriester, welchem Priester und Propheten beistanden^ Zur Verhütung der Abgötterei war den Israeliten geboten, sich von fremden Völkern abzusondern und still und unverdrossen in den Grenzen des -and-- dem Ackerbau und der Biehzncht ,u leben. Wohlthätigkeit gegen Arme «.ttwen und Waisen, milde Behandlung der Sklaven, des Gesindes und der Thtere war ihnen durch das «-setz geboten. In den bildenden Äünsien leisteten ",c9tä; l9r Tempel zu Jerusalem war durch phönizische Baumeister aufgeführt ”0r^cn- dagegen zeigt ihre Literatur die große geizige Befähigung des israe-
w Z t bcm Urbild- der Bücher Mosis entstanden die übrigen historischen Bücher des alten Testamentes. Am größten waren sie in der Dich-ttlng, wir dürfeni mir an Davids Psalmen, das Buch Hiob oder die Mahnungen,
Strafreden und Weissagungen der gotterfüllten Propheten erinnern.
§ 3.
Dre geschichtlichen Völker Afrika's (Aethiopien.)
^ J*Wtcn' 150 teilen lang, 1v--2v, Meilen breit, ist das nordöstlichste Land Afrikas, welches zu beiden Seiten des Nil, am mittelländischen und rothen
Handb. d. Gesch., 8. Aufl. '
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Jesu_Christi Augustus Augustus Pontius_Pilatus Jesus_Christus Varus Palästina Nero_K. Jehovah Davids
England.
257
Zeit begannen die Eroberungen der Engländer in Ostindien im großen
Maßftabe. Vorher besaß die englisch-ostindische Kompagnie einige Fakto-
reien und Forts, spielte aber neben den Franzosen und Spaniern eine ziem-
lich unbedeutende Rolle, und der englische Name stand bei den eingebor-
nen Fürsten und Völkern in geringer Achtung. Dies änderte Robert
Klive, der aus einem Schreiber Unteroffizier wurde und durch seine krie-
gerische Tüchtigkeit von Stufe zu Stufe emporftieg. Unternehmend wie
Kortez verstand er es dabei die Streitigkeiten der einheimischen Fürsten
zu benutzen, einen durch den andern zu stürzen und der Kompagnie als
Lohn für ihre Hilfeleistung große Landschaften zu erwerben. Der Na-
bob von Bengalen, Surradscha Dowla, wurde auf die wachsende
Macht der Engländer eifersüchtig und rückte mit einer Armee von 50,000
Mann gegen Kalkutta; diesen schlug Klive mit 1000 Engländern, 2000
Sipahis und 6 Kanonen vollständig den 26. Juni 1757 bei Plassep,
eroberte Dowlas Hauptstadt und setzte dessen Verwandten Mir D sch affir
als Nabob ein. Als dieser die ungeheuren Summen, welche er für seine
Erhebung versprochen hatte, nicht bezahlen konnte, mußte er wohlgelegene
Plätze als Pfand geben und einen Theil seiner Einkünfte in Beschlag
nehmen lassen. Später besiegte Klive den Nabob von Audh und unter-
stützte einen Prätendenten auf den Thron des großen Mogul; aus Dank-
barkeit gab derselbe der Kompagnie die Oberherrschaft über die Pro-
vinzen Bengalen, Behar und Orira zu Lehen, so daß diese Gesellschaft
von Kaufleuten über ein Reich von 15 Millionen Einwohnern zu ge-
bieten hatte (1767). Diese Eroberungen hatte Klive aber nicht ohne
viele Handlungen der Treulosigkeit und Grausamkeit gemacht und wurde
nach seiner Rückkunft nach England des Mißbrauches seiner Gewalt an-
geklagt, weniger jedoch aus Liebe zur Gerechtigkeit als aus Parteifeind-
schaft. Klive vertheidigte sich vor den Schranken des Oberhauses wie
ein Mann, der sich in seinem Rechte glaubte, wenn er zu Gunsten der
englischen Herrschaft keine Rücksichten auf Menschlichkeit und Verträge
nahm, weil seine Gegner es auch nicht besser machten, sobald es ihnen
die Umstände erlaubten; er wurde freigesprochcu, tödtete sich aber im
folgenden Jahre (1774) durch einen Pistolenschuß. Zuvor hatte man
ihm das Kommando gegen die aufgestandenen Kolonisten in Nordamerika
angetragen, denn in Amerika waren die englischen Ansiedler zu einem
Volke herangewachsen, das sich einen eigenen Haushalt gründen und
dem Mutterlande nicht mehr gehorchen wollte. Mit diesem amerikanischen
Unabhängigkeitskriege beginnt eine neue Epoche der Menschheit; die
Oberherrschaft Europas über Amerika neigt sich zu Ende, ein anderer
Erdtheil entfaltet sein selbstständiges Leben, ausgerüstet mit der ganzen
Erbschaft der europäischen Civilisation.
B um ül l e r, Ncuc Zeit.
17
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Extrahierte Personennamen: Robert
Klive Surradscha_Dowla Dowlas
Extrahierte Ortsnamen: England Ostindien Bengalen Kalkutta Bengalen England Nordamerika Amerika Europas Amerika
England.
449
fanden es jedoch nicht nützlich einen vereinzelten militärisch und kommer-
ciell unwichtigen Küstenpunkt zu behaupten und verkauften darum Parga
in aller Stille an den albanesischen Pascha um gute spanische Piaster.
Als die Einwohner es endlich erfuhren, zwangen sie die englischen Kom-
missäre unter Todesdrohung, so lange in der Stadt zu verweilen und dem
Pascha von Ianina den Einmarsch zu verbieten, bis sie sich zur Aus-
wanderung fertig gemacht hätten. Sie gruben die Gebeine ihrer Väter
heraus und verbrannten sie, packten ihre Habseligkeitcn zusammen und
wanderten dann nach den jonischen Inseln oder zerstreuten sich in die
weite Welt. Dies geschah 1816 gegen 3000 Christen; im gleichen Jahre
wurde der Dey von Algier gezüchtigt, weil dieser Barbar es wagte die
englische Flagge zu beleidigen. Lord Ermouth bombardierte den 26. und
27. August das Raubnest und zwang den Dey zu dem Versprechen,
künftig die englischen Schiffe in keiner Weise zu belästigen; für die an-
deren christlichen Flaggen sorgte die englische Politik, die sich damals
schon der Negersklaven so eifrig annahm, auf eine höhnische Weise.
Statt dem Dey das Seeräuberhandwerk ein für allemal niederzulegen,
begnügte sich England mit der Zusage, er werde in Zukunft die Mann-
schaft gekaperter christlicher Schiffe nicht mehr als Sklaven, sondern
als Kriegsgefangene behandeln, eine Unterscheidung, die ungefähr das-
selbe werth sein mochte, wie wenn jemand statt der Hiebe Prügel
erhält.
In Ostindien nahmen es die klugen Insulaner ernsthafter mit den
Nepalesen, die sie 1817 zum Frieden, zur Abtretung aller Eroberungen
außerhalb Nepal und zur Freundschaft zwangen, und noch schärfer ver-
fuhren sie mit den Mahratten. Diese räuberischen Krieger wurden in
blutigen Schlachten, in denen man nicht Pardon gab, aufgerieben und
ihre Fürsten als Vasallen unter englische Oberhoheit gestellt, so daß in
ganz Vorderindien mit Ausnahme des Reiches Lahore keine eigentliche
Macht mehr neben der britischen bestand (1819). Es dauerte auch nur
bis 1824 und es erhob sich ein Krieg mit dem Reiche Birma, dessen
stolzer Beherrscher selbst Veranlassung gab. Am 11. Mai wurde Ran-
gun mit Sturm genommen, die Birmanen trotz ihres hartnäckigen und
gutgeleiteten Widerstandes überall geschlagen, und hätte das Klima des
Jrawaddithales die englische Armee nicht gezehntet und die Unkenntniß
des inneren Landes die Operationen des Generals Kampbell nicht ge-
hemmt, so wäre der Krieg im ersten Sommer zu Ende gegangen. So
dauerte er aber bis 1826, wo Birma im Friedensschlüsse vom 25. Fe-
bruar Assam, Arrakan, Martaban, Tenasserim und Gentha abtrat. So-
mit waren nicht nur die Gränzen Bengalens gesichert, sondern auch
fester Fuß auf der Halbinsel jenseits des Ganges gefaßt, von der die
Engländer auch die Niederländer zu entfernen wußten. Um sich gegen-
Bumüller, Neue Zeit. qq
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Ianina Ermouth August
Extrahierte Ortsnamen: England Algier England Ostindien Nepal Birma Birma Assam Arrakan Martaban
704
Die Zeit von 1815 bis 1857.
wandten sich dann westlicher an die Mündung des vereinigten Euphrat
und Tigris (Schat el Arab, Pasitigris bei den Alten), zersprengten bei
Kuschab ein persisches Korps und nahmen das feste Mohammerah. Dem
Laufe des Karun (bei den Alten Euläus) folgend und auf demselben
von einigen leichten Dampfern begleitet, drangen sie bis auf wenige
Tagmärsche von Schuster (ehemals Susa, die Winterrefidenz der Darms
und Artarerres) vor und schickten sich an jene herrliche Ebene zu besetzen,
als die aus Europa angelangte Friedensbotschaft ihnen Stillstand gebot.
Der erschrockene Schah („die Zuflucht der Welt" lautet einer seiner vie-
len Titel) hatte nämlich gleich nach dem Ausbruche des Kriegs seinen
Vertrauten Feruk Chan (mit dem Beinamen Emin al Mulk, d. h. Ver-
trauen des Reichs) nach Paris geschickt und die Vermittlung Napoleons
Iii. angerufen. Schon am 4. März brachte dieser den Friedensschluß
zu Stande, dem gemäß sich die Perser verpflichteten, Herat und dessen
Gebiet schnell zu räumen, worauf auch die Engländer Mohammerah und
Abuschir zu verlassen versprachen.
Lritischindien.
Es waren 1857 gerade 100 Zahre verflossen, seit Robert Klive durch
die Schlacht bei Plassey (am 26. Juni 1757) das britische Reich in
Ostindien gründete, das 1855 seinen letzten Zuwachs erhielt, indem der
Generalgouverneur Lord Dalhousie das Königreich Audh (1400 Cd
Meilen mit etwa 3 Millionen Einwohnern) annerierte und dessen Herrscher
angeblich wegen Tyrannei und Unfähigkeit entsetzte. Gegenwärtig um-
faßt das britisch-indische Reich an unmittelbarem Gebiete 38,000 □ Mei-
len mit 127 Mill. Einwohnern; die mittelbaren Besitzungen sind theils
Schutzstaaten, die mit der ostindischen Kompagnie in Subfidienallianz
stehen, d. h. die Kompagnie unterhält in diesen Fürftenthümern ein re-
guläres Korps unter britischen Offizieren und empfängt dafür jedes Jahr
eine bestimmte Summe Geldes (solcher Staaten sind es sehr viele, aber
meistens sehr kleine; sie werden auf 8700 Cd Meilen mit 19 Mill. Ein-
wohnern geschätzt), theils tributpflichtige Schutzstaaten, ebenfalls zahl-
reich und klein, 9000 Cd Meilen mit 12 Mill. Einwohnern, theils tri-
butfreie Schutzstaaten mit 8 Mill. Einwohnern auf 5000 Cd Meilen.
Außerdem besitzt England jenseits des Ganges die Provinzen Assam,
Arakan, Pegu, Tenasserim und die Insel Pulo Pinang mit der gegen-
überliegenden Küste, hat dagegen in Vorderindien Kaschmir, Nepal,
Bhotan, Tipperah und das kleine Dholpur als unabhängige Staaten
bestehen lassen. Die Hauptmasse der Bevölkerung des ungeheuren britisch-
indischen Reichs besteht aus Hindu, den Nachkommen der in unbestimm-
barer Zeit eingewanderten arischen Eroberer; von den Ureinwohnern,
den Völkern der Drawidasprache, haben sich besonders in den Gebirgen
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Britischindien.
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der südlichen Halbinsel und in den sumpfigen Wildnissen vielnamige
Stämme erhalten (Bhils, Santals, Ghonds, Khonds, Khattis, Birdars,
Pulindas re.), die zum Theil noch als Halbwilde leben; mit den mo-
hammedanischen Eroberern sind Araber, Perser, Afghanen und Mongolen
eingezogen, seit Vasko de Gama auch Europäer, deren Anzahl aber
lange noch keine halbe Million erreicht. Die meisten Hindu, weit über
100 Millionen, gehören der braminischen Religion an, die Sikhs bekennen
die Lehre Nanaks, die Urbewohner haben fast ohne Ausnahme ihre eigenen
meistens blutigen Kulte; die Zahl der einheimischen und europäischen
Christen beträgt keine Million, dagegen sind die Mohammedaner in Folge
der gewaltsamen Bekehrungen, die sie zur Zeit ihrer Oberherrschaft un-
ternahmen, wenigstens 15 Millionen stark. Britischindien ist ein erober-
tes Reich, keine englische Kolonie und kann auch von den Engländern
niemals kolonisiert werden, nicht allein weil das tropische Klima der
Niederungen einen europäischen Arbeiter bald aufreibt, sondern auch sei-
ner starken Bevölkerung wegen, welche es an Gewerbe- und Handels-
thätigkeit den Europäern fast gleich thut; es bleibt also auch in Zukunft
ein erobertes Land und muß deßwegen durch Militärmacht in Unterwür-
figkeit erhalten werden. Diese betrug bisher 30,000 Mann europäischer
königlicher Truppen und 20,000 Mann Europäer, die von der Kom-
pagnie geworben und unterhalten wurden, im Ganzen also 50,000 Eu-
ropäer; außerdem unterhielt die Kompagnie ein Heer von 240,000 Mann,
die aus den Eingeborenen geworben, aber europäisch geschult und von
europäischen Oberoffizieren befehligt wurden (Sipahis). Diese ganze
Heeresmacht war in drei selbstständige Armeen getheilt: in die der Prä-
sidentschaft Madras, die der Präsidentschaft Bombay und die der
Präsidentschaft Bengalen, welch letztere allein 174,000 Mann stark
war, denn diese Präsidentschaft umfaßt das ganze Gebiet des Ganges
sowie des obern und Mittlern Indus; in ihr liegen deßwegen auch von
den 188 Stationen, auf welche das ganze Militär verlegt ist, nicht
weniger als 128, während auf Madras 33, auf Bombay nur 27 kom-
men. Die einheimischen Truppen der bengalischen Armee stammen größ-
tentheils aus den höhern Kasten der Hindu, besonders aus der Bra-
mineukaste (denu diese Kaste ist nicht auf Priesterthum und Wissenschaft
beschränkt, sondern vermeidet nur die Geschäfte der nieder« Kasten);
in den Armeen der zwei andern Präsidentschaften dienen dagegen auch
viele Leute aus den niederen Kasten und viele Urbewohner. Die Reiterei
besteht fast ausschließlich aus Mohammedanern, weil der Hindu bramini-
scher Religion ohne die größte Verunreinigung kein Lederzeug berühren
kann, das von einem Thiere aus der Klasse des Rindviehs herrührt;
doch dienen auch Sikhs in eigenen Reiterregimentern, die kleinen muthi-
gen Gorkas aus Nepal dagegen nur als unregelmäßiges Fußvolk. Alle
Bumüller , Neue Zeit. äk
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Extrahierte Personennamen: Gorkas
Extrahierte Ortsnamen: Madras Bombay Bengalen Madras Bombay Nepal
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
Oberofsiziere des einheimischen Heeres sind Engländer, indem die Ein-
gebornen jeder Religion keinen höhern Rang als den eines Hauptmanns
erreichen können.
Ein eigentlicher Volksaufstand brach bis in die neueste Zeit gegen
die englische Herrschaft niemals aus, was jedenfalls beweist, daß die-
selbe nicht besonders drückend auf den Eingebornen lastete; auch sind
die unmittelbaren englischen Gebiete dichter bevölkert und wohlhabender
als die der einheimischen Fürsten (Radschas); die Steuern, welche die
britisch-indische Regierung erhebt, sind allerdings keine geringen, und
ohne Zweifel haben einzelne Engländer sich Handlungen zu Schulden
kommen lassen, durch welche die Hindu erbittert werden mußten; wenn
sich aber die Regierung eines Systems der Aussaugung und Bedrückung
bewußt gewesen wäre, so hätte sie gewiß nicht 240,000 Mann aus der
kräftigsten Bevölkerung in Sold genommen, sie bewaffnet, in der euro-
päischen Kriegskunst geschult und ihnen die wichtigsten Stationen, z. B.
Delhi, anvertrant. Auch wurde die Regierung von der 1857 ausge-
brochenen Rebellion vollständig überrascht; selbst als einzelne einheimische
Regimenter sich weigerten die Patronen anzunehmen, weil dieselben statt
mit Pflanzenöl mit Thierschmalz (die mohammedanischen Sipahis be-
haupteten mit Schweinschmalz, die braminischen mit Rindschmalz) gefettet
seien, wodurch man sie absichtlich verunreinigen wolle, glaubten die Eng-
länder noch an keine planmäßige Verschwörung, bis am 10. Mai 1857
die Meuterei auf der Station Mirut ihnen die Augen öffnete. Denn
auf diese folgten Schlag auf Schlag Mai und Zuni blutige Meutereien
auf den bengalischen Stationen von Barrakpur bei Kalkutta bis Pe-
schawer auf der Gränze Afghanistans; einzelne wurden glücklich unter-
drückt, meistentheils jedoch gelang es den Sipahis der einen Station,
sich mit den meuterischen Kameraden auf der benachbarten in Verbindung
zu setzen, so daß sie bald zu Heerhaufen anschwollen, welche ihre Rich-
tung nach Delhi nahmen, wo die einheimischen Truppen am 11. Mai
revoltiert und den Nachkommen des Großmoguls zum König von Indien
ausgerufen hatten, wodurch die Rebellion einen Mittelpunkt bekam. Und
dennoch wurde sie keine nationale, sondern blieb wesentlich eine militä-
rische; es vereinigten sich wohl einzelne Nadschas mit ihr, theils frei-
willig, theils von ihren Soldaten gezwungen (die vielen Radschas unter-
halten Schwärme von irregulären Truppen; man schätzt die Gesammt-
zahl derselben auf 400,000 Mann, die aber mehr zum Plündern als
zum Fechten taugen), aber die Hauptmasse des Volkes nahm wenig-
stens keinen Antheil an der Empörung; die Madras- und Bombay-
truppen zeigten zwar keine ganz zuverlässige Stimmung, versuchten jedoch
nur auf wenigen Stationen zu meutern, während die Sikhs und Gorkas
sich gegen die Sipahis fast mit der Wuth der Engländer schlugen. Diese
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