34
16. Der Kaffee.
/Wollen wir den schönen immergrünen Baum, der das ganze
Jahr mit Blüthen und Blättern gesegnet ist und den weltberühmten
Samen liefert, den wir Kaffee nennen, in seiner natürlichen Freiheit
sehen, so müssen wir über Egypten (oder von den Küsten des rothen
Meeres aus) in das nordöstliche Afrika eindringen. Zwar wächst
die feinste Sorte des Kaffees, welche in den Handel kommt, in dem
glücklichen Arabien, aber dennoch ist dieses Land nicht die ursprüng-
liche Heimat desselben. Kaffeegärten und Kaffeefelder gibt es wohl
hier und anderwärts, wollten wir aber in Kaffeewäldern lustwandeln,
so müßten wir ins alte Mohrenland, nach Aethiopien und Abessy-
nien, nach dem nordöstlichen Theil des afrikanischen Hochlandes,
wandern.
Dort wächst der echte Kaffee wild. Man bezeichnet in Habesch
(Abessynien) besonders die Landschaften Narea und Kassa als die
wahre Kaffeeheimat, von welch letzterer der Name herrühren soll.
^Gewiß ist jedenfalls, daß er in Arabien der sorgfältigsten Pflege bedarf;
daß er aber sehr frühe in dieses Land eingeführt wurde, ist um
seiner Lage willen leicht anzunehmen. Der Handelsweg, auf welchem
die Aethiopier und Abessynier ihre Landesprodnkte ausführten,
ging seit uralten Zeiten nicht landwärts, westlich oder nördlich,
sondern östlich, hinab an den Küsten des rothen Meeres, von da
hinüber nach Arabien und dann erst hinauf nach Egypten und Klein-
asien bis Griechenland. Diesen Zug nahm auch der Kaffee. Weil
nun aber die Araber bald auch an diesem Trank Aethiopiens Ge-
schmack fanden, so verpflanzten sie auch den Baum, welcher die
Samen dazu lieferte, frühe schon in ihr Land, in welchem er, so
nahe der ursprünglichen Heimat, so wohl gedieh und bald so allgemein
verbreitet wurde, daß die Europäer lange gar nicht zu der Ver-
muthung kamen, er sei ein äthiopisches Gewam/£ //&
2.Der Kaffeebaum kann ckus—vierzig hoch werden;
man schneidet aber häufig in den Pflanzungen die üppigsten Schöß-
linge weg, so daß er nur etwa Fuh hoch wird und die Früchte
um so leichter zu pflücken find. So hoch pflanzt man ihn z. B. in
Brasilien; in Andren Gegenden, z. B. in Westindien, wird er
sogar nur vin-bts-sechs» Fußhoch gehalten; die Araber aber lassen ihm
den freien Wuchs. Diese Bäumchen haben eine gerade, schlanke
Gestalt und gleichen darin vielleicht am meisten dem Psaffenhütleinö-
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Habesch Griechenland Brasilien Westindien
— 78 —
reiche herangebildet, während Deutschland allmählich in viele kleine Staaten zersplittert wurde. Seine Ohnmacht bot daher den eroberungssüchtigen Franzosen eine verlockende Gelegenheit dar, die herrlichen Westprovinzen an sich zu reißen. Diese Erwerbung vollzog Frankreich durch List und Gewalt im Verlaufe von zwei Jahrhunderten.
Zuerst nahm dasselbe zur Zeit der Reformation die Bistümer Metz, Tull (Soul) [tuhl] und Virten (Verdun) [währ= bong] hinweg (i. I. 1552). Im folgenden Jahrhundert beteiligte es sich am dreißigjährigen Kriege und erwarb einen großen Teil des jetzigen Elsasses (i. I. 1648). Bald hieraus nahm Ludwig Xiv. gegen 600 Städte und Dörfer desselben durch Waffengewalt in Besitz (i. I. 1680—81). Im folgenden Jahrhundert wurden dann auch die letzten noch zu Deutschland gehörigen Teile Lothringens (i. I. 1765) und des Elsasses (i. I. 1789) Frankreich einverleibt. So war das westliche Vorland von Deutschland losgerissen. Frankreich bemühte sich seitdem, ftanzösische Sprache und Sitten dort einzuführen. Dies gelang ihm jedoch nur in den Städten, während die Landbevölkerung ihr echt deutsches Wesen bis heute bewahrt hat.
Um 1800 n. Chr. 80. Deutsches Dichtungswesen.
Die Dichtkunst, welche im Mittelalter durch die Minnesänger und Meistersänger so reichlich gepflegt worden war, begann v. I. 1500 an immer mehr zu zerfallen. Die religiösen Streitigkeiten der Reformation gestatteten kein friedliches Dichten. Man vergaß die alten Meisterwerke und konnte keine neuen schaffen. Nur das Kirchenlied (Luther) und das Volkslied erreichten noch eine schöne Blüte. Die Schrecknisse des dreißigjährigen Krieges zerstörten hierauf nicht nur Deutschlands Wohlstand, sondern auch seine Bildung. Die deutsche Sprache verwilderte so sehr, daß sie sich gar nicht mehr recht zum Dichten eignete.
Dazu war unter den Gelehrten eine besondere Vorliebe für griechische und lateinische Sprache und Dichtungen in Mode gekommen. Dieselben schrieben sogar in diesen fremden Mundarten und ahmten vor allem die griechischen und lateinischen Dichtungen nach. Später nahmen sie sich auch die Italiener
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Verdun Elsasses Deutschland Lothringens Elsasses Frankreich Deutschland Frankreich Deutschlands
82
Zu suchen ihren Unterhalt,
entließ sie segnend ihre Lieben.
So stand sie nun allein und alt,
ihr war ihr heitrer Mut ge-
blieben.
4. Sie hat gespart und hat
gesonnen
und Flachs gekauft und nachts
gewacht,
den Flachs zu feinem Garn ge-
sponnen,
das Garn dem Weber hinge-
bracht;
der hat's gewebt zu Leinewand;
die Schere brauchte sie, die Nadel,
und nähte sich mit eigner Hand
ihr Sterbehemde sonder Tadel.
5. Ihr Hemd, ihr Sterbe-
hemd, sie schätzt es,
verwahrt's im Schrein am
Ehrenplatz;
es ist ihr Erstes und ihr Letztes^
ihr Kleinod, ihr ersparter Schatz.
Sie legt es an, des Herren Wort
am Sonntag früh sich einzu-
prägen ;
dann legt sie's wohlgefällig fort,,
bis sie darin zur Ruh sie legen. —
6. Und ich, an meinem Abend,
wollte,
ich hätte, diesem Weibe gleich,,
erfüllt, was ich erfüllen sollte
in meinen Grenzen und Bereich.
Ich wollt', ich hätte so gewußt
am Kelch des Lebens mich zu
laben,
und könnt' am Ende gleiche Lust
an meinem Sterbehemde haben..
91. Frisch gewagt, ist halb gewonnen!
(Joh. Pet. Hebel.)
„Frisch gewagt, ist halb gewonnen!" Daraus folgt: frisch
gewagt, ist auch halb verloren. Das kann nicht fehlen. Deswegen
sagt man: „Wagen gewinnt, wagen verliert." Was muß also den
Ausschlag geben? Prüfung, ob man die Kräfte habe zu dem, was-
man wagen will, Überlegung, wie es anzufangen sei, Benützung
der günstigen Zeit und Umstände, und hintennach, wenn man sein
mutiges Ä gesagt hat, ein besonnenes B und ein bescheidenes C.
Aber so viel muß wahr bleiben: wenn etwas Gewagtes soll unter-
nommen werden und kann nicht anders sein, so ist ein frischer Mut
zur Sache der Meister, und er muß dich durchreißen. Abe. wenn
du immer willst und fängst nie an, oder bu hast schon angefangen
und es reut dich wieder, und willst, wie rnan sagt, aus dem trocknen
Lande ertrinken: guter Freund, dann ist „schlecht gewagt, ganz verloren."
92. Die Schnecke, der Esel und das Füllen.
(Joh. Gottfr. v. Herder.)
Die Schnecke wettete einst mit einem feurigen Füllen und«
einem trägen Esel um den Preis eines schönen Salatbeetes, das
auf einem hohen Berge lag, und das derjenige haben sollte, der
zuerst hinaufkommen würde. Man kann leicht denken, wie die beiden
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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174
nacheinander in Mannheim, Leipzig, Weimar und Jena. In der
Universitätsstadt Jena weilte Schiller zehn Jahre, anfangs als
Professor der Geschichte und weiterhin mit mancherlei Dichtungen
beschäftigt. Hohe Gönner und sein Freund Goethe sorgten dafür,
daß in Schillers Hause keine Not mehr aufkam. Die letzten Jahre
seines Lebens wohnte Schiller in Weimar, wo er neben Goethe
von der herzoglichen Familie ehrenvoll behandelt wurde. Er starb
iin besten Mannesalter am 9. Mai 1805. Schiller ist der Lieblings-
dichter des deutschen Volkes geworden. Sein „Lied von der Glocke"
und seine Gedichte wie „Der Graf von Habsburg", „Die Bürg-
schaft", „Der Gang zum Eisenhammer" sind allbekannt und allbeliebt;
auch anmutige Rätsel hat er uns hinterlassen.
Wilhelm Hauff hat „Reiters Morgenlied" erdacht, und
Märchen und Sagen in anmutiger Weise erzählt. Er lebte zu
Anfang des vorigen Jahrhunderts in seiner Vaterstadt Stuttgart,
ist aber fast noch im Jugendalter gestorben. Aus derselben Zeit
sei noch
Justinus Kerner, ein vertrauter Freund Uhlands, genannt.
Er ist in Ludwigsburg geboren und war Oberamtsarzt in Weins-
berg, wo sein gastliches Haus am Fuße der Weibertreu weit und
breit bekannt war. Manche seiner Dichtungen sind voll Wehmut,
wie „Der Wanderer in der Sägemühle". Seine Lieder, wie „Der
reichste Fürst" können als echte Volkslieder gelten.
176. Die Gemeinde, ein Staat im kleinen.
(Zum Teil nach Deimling.)
Der Staat ist eigentlich nichts anderes als eine große
Gemeinde, und diese in vieler Beziehung nichts anderes als
ein kleiner Staat. Hier wie dort handelt es sich darum, die
gemeinsamen Angelegenheiten einer Mehrzahl von Menschen
so zu besorgen, wie es den Zwecken des Ganzen und den
Bedürfnissen des Einzelnen am besten entspricht. Solcher ge-
meinsamen Angelegenheiten gibt es gar viele, selbst in der
kleinsten Gemeinde.
Dahin gehört z. B. die Anlage und Unterhaltung
von Straßen und von öffentlichen Bauten, wie Bath ans, Kirche,
Schule, Krankenhäuser, Wasserleitungen u. s. w.; ferner die
Verwaltung des gemeinsamen Vermögens. Denn in der Kegel
besitzt eine Gemeinde Wälder, Äcker, Wiesen oder andere
Liegenschaften, aus deren Erträgnissen sie die obengenannten
und ähnliche Ausgaben bestreitet. Der Ertrag des Grund-
besitzes reicht aber in den meisten Fällen nicht hin, um
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Schiller Goethe Schiller Goethe Schiller Wilhelm_Hauff Wilhelm
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16. Der Kaffee.
Wollen wir den schönen immergrünen Baum, der das ganze
Jahr mit Blüthen und Blättern gesegnet ist und den weltberühmten.
Samen liefert, den wir Kaffee nennen, in seiner natürlichen Freiheit
sehen, so müssen wir über Egypten (oder von den Küsten des rothen
Meeres aus) in das nordöstliche Afrika eindringen. Zwar wächst
die feinste Sorte des Kaffees, welche in den Handel kommt, in dem
glücklichen Arabien; aber dennoch ist dieses Land nicht die ursprüng-
liche Heimat desselben. Kaffeegärten und Kaffeefelder gibt es wohl
hier und anderwärts, wollten wir aber in Kaffeewäldern lustwandeln,
so müßten wir ins alte Mohrenland, nach Aethiopien und Abessy-
nien, nach dem nordöstlichen Theil des afrikanischen Hochlandes,
wandern.
Dort wächst der echte Kaffee wild. Man bezeichnet in Habesch
(Abessynien) besonders die Landschaften Narea und Kaffa als die
wahre Kaffeeheimat, von welch letzterer der Name herrühren soll.
Gewiß ist jedenfalls, daß er in Arabien der sorgfältigsten Pflege bedarf;
daß er aber sehr frühe in dieses Land eingeführt wurde, ist um
seiner Lage willen leicht anzunehmen. Der Handelsweg, auf welchem
die Aethiopier und Abessynier ihre Landesprodukte ausführten,
ging seit uralten Zeiten nicht landwärts, westlich oder nördlich,
sondern östlich, hinab an den Küsten des rothen Meeres, von da
hinüber nach Arabien und dann erst hinauf nach Egypten und Klein-
asien bis Griechenland. Diesen Zug nahm auch der Kaffee. Weil
nun aber die Araber bald auch an diesem Trank Aethiopiens Ge-
schmack fanden, so verpflanzten sie auch den Baum, welcher die
Samen dazu lieferte, frühe schon in ihr Land, in welchem er, so
nahe der ursprünglichen Heimat, so wohl gedieh und bald so allgemein
verbreitet wurde, daß die Europäer lauge gar nicht zu der Ver-
muthung kamen, er sei ein äthiopisches Gewächs.
Der Kaffeebaum kann zwanzig bis vierzig Fuß hoch werden;
man schneidet aber häufig iu den Pflanzungen die üppigsten Schöß-
linge weg, so daß er nur etwa zwölf Fuß hoch wird und die Früchte
um so leichter zu pflücken sind. So hoch pflanzt man ihn z. B. in
Brasilien; in anderen Gegenden, z. B. in Westindien, wird er
sogar nur vier bis sechs Fuß hoch gehalten; die Araber aber lassen ihm
den freien Wuchs. Diese Bäumchen haben eine gerade, schlanke
Gestalt und gleichen darin vielleicht am meisten dem Pfaffenhütleins-
A
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Griechenland Brasilien Westindien
146
besetzt und auch das Heer britischem Einfluß unterstellt. Seitdem
ist ein bedeutender Aufschwung eingetreten, auch der Sudan wird
dem Handel allmählich zurückgewonnen und eine Verbindung mit
dem tropischen und s. Afrika angestrebt unter der Devise: „Vom
Kap zum Nil."
Die Eisenbahnen haben 1904 eine Länge von 5204 km,
die Telegraphenlinien eine solche von 1083 km.
Der 8find bau erstreckt sich auf das Nildelta und Niltal,
wo Getreide, Reis, Mais und alle Zerealien herrlich gedeihen.
Der Bau von Baumwolle und Zuckerrohr, vortrefflich betrieben,
bringt beträchtliche Mengen zur Ausfuhr. Andere Artikel sind
Gummi, Opium, Datteln, Hanf, Flachs, Elfenbein, Schildpatt,
Perlmutter, Straußenfedern. Die Industrie beschränkt sich aus
Baumwoll-, 2ßoll= und Seidenweberei, Färberei, Glas-, Leder-,
Metallwarenfabrikation und Salmiakbereitung. Vou Bedeutung
ist nur die iu lebhaftem Aufschwünge begriffene Zucker-, Baum-
woll- und Papierindustrie. Der Ausfuhrwert betrug 1905:
448, der Einfuhrwert: 423- Mill. M. ohne Edelmetalle.
Der heutige türkische Vasallenstaat Ägypten, der unter
einem Statthalter oder Khedive, tatsächlich jedoch unter englischein
Einfluß steht, umfaßt das eigentliche Ägypten, die im
Agäischen Meere gelegene Insel Thasos und das Ägyptisch-
englische Dominium oder den sogen. „Agyptischen Sudüu";
auch die Libysche Wüste gilt als englisches Einflußgebiet. In
diesem erweiterten Sinne handelt es sich um ein Gebiet von über
3 Mill. qkm. mit über 14 Mill. Bewohnern (13833185 nach der
Zählung von 1897). Im Jahre 1894 gab es 82 °/» Fellachen
(eigentlich „Pflüger" — ägyptische Landleute), 6 ° "/-> Kopten, 3,1°/°
Beduine» (Araber), 2 s0/» Nubier, 1« "» Neger, L0/« Türken und
Tscherkessen, 1., °/0 Europäer und 1« °/o Andere.
Das hier allein in Betracht kommende eigentliche Ägypten
mit 994 275 qkm und (1897) 9 821045 Bew. umfaßt: ;i) Ober-
ägypten mit Dongola (56526 Einw.), und Suakin (15713 E.),
die anch wohl bereits znin Sud-in gerechnet werden, zusammen
822 082 qkm mit über 4 Mill. E. (1897: 4130 435). b) Unter-
ägypten mit der Oase Siwah (5299 E.) und der eigentlich dem
Asiatischen Kontinent zugehörigen Halbinsel Sinai (59000 qkm
und 9300 E.), zusammen 172 193 qkm und 5,7 Mill. E. (1l97:
5 690610). In der Hauptsache handelt es sich jedoch bei Ober-
ägypten, das bei Wadi Halsa am zweiten Niltatarikt beginnt,
um das nur 15 km breite Niltal als Kulturstreifen, bei Unter-
ägypten nm das ebene, von: Nil erst angeschwemmte Delta-
gebiet.
Ober-Ägypten. Assuün (13), das alte Syene, Esneh (14),
Ken eh (24), Assint (42), sämtlich im Niltal gelegen. In der
Nähe von Assukn befinden sich großartige ägyptische Altertümer,
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Nildelta Wadi_Halsa Syene
148
Küste selbst inne, um Afrikas Erzeugnisse und friiher vor
allem auch dessen Bewohner als Sklaven fortzuführen.
Seit einem Menschenalter haben sich hier sehr bedeutende
Veränderungen vollzogen, seitdem Frankreich, ausgehend
von einigen schon älteren Besitzungen, einen bedeutenden
Kolonialbesitz zu begründen begann, seitdem sodann Belgien
und das Deutsche Reich in die Reihe der Kolonial-
mächte eintraten und hierdurch eine Aufteilung weiter Ge-
biete in europäische „Interessensphären" eingeleitet
wurde. Diese neue Stufe der Erschließung Jnnerafrikas
ist noch nicht völlig zum Abschluß gelangt, wenn auch die
Grundlagen eine gegenseitige Abgrenzung bereits erkennen
lassen. Wir betrachten zunächst die Länder des w. Ran-
des, sowie das Sudän gebiet nebst Abessinien und
schließen hieran die tropischen Teile des schmäleren
Südafrika an.
1. Senegambien.
Senegambien, int W. Afrikas, im Gebiete des Senegal,
Gambia und Rio Grande, erstreckt sich von der sandigen Flach-
käste des Atlantischen Ozeans bis zur Sahara. Unter den Stämmen,
>velche dieses Gebiet bewohnen, sind die Mand i n g o-Neg er, am
Gambia und Falehme, die Djoloffen zwischen dein Senegal und
Gambia, und die zu deu Berberstämmen gehörigen Fnlbe oder
Fellata, am Meere und am oberen Gebiete des Senegal, die
zählreichsten.
Die mohammedanischen Fellata sind besonders geschickt in
der Zeugweberei, iu der Lederbereitung, in der Verfertigung von
Metall- und Holzarbeiten und in der Flechterei von Faserstoffen.
Die gleichfalls betriebsamen Mandingo treiben Karawanenver-
kehr nach den Küsten und nach Jnner-Afrika. Der Großhandel,
welcher Gummi, Erdnüsse, Palmöl, Pakmkerue, Pfeffer, Kaffee, Kakao,
Goldstanb, Elfenbein, Wachs, Straußenfedern und Flechtwerk von
Palmfasern zur Ausfuhr bringt, befindet sich in den Händen der
Europäer.
a) französischer Anteil.
Die Kolonie Senegal ist mit den Territorien von
Senegambien und am Niger, mit Franzöfisch-Guiuea
sowie der französischen Elfenbeinküste und Dahome
einem Generalgouverueur unterstellt, dessen Bereich also weit
über Senegambien hinausgreift.
1. Die Kolonie Senegal ist größer als Württemberg,
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
— 151
3. Der Innere Sudan.
Sudan nennt man die große, im des nordafrikanischen
Wüstengebietes zwischen Senegambien und den Nillandschaften, im
20. bis zum 5° n. Br., im O. bis zum 9° n. Br. sich ausdehnende
Landmasse, deren w. Teil (Hochsndan) von dem Fetischdienst er-
gebenen Negervölkern bewohnt, und wie der mittlere und
ö. Teil (Flachfudän) von den hellfarbigen mohammedanischen
Fellatas beherrscht wird. Im W, breitet sich der englische
und französische Einfluß immer weiter aus.
Der in vielen Gegenden, namentlich im Gebiete des u. ge-
legeneu Tfadfees. mit Sorgfalt bebaute Boden liefert Reis, Mais,
Hirse, Baumwolle, Hanf und Indigo; die Viehzucht: Pferde,
Rinder und Kamele. Gold, Kupfer und Eisen werden im
Mandara-Gebirge gewonnen. Auch hier bilden die Fellata den
intelligenten und betriebsamen Teil der Bevölkerung; doch wird
von ihren Fürsten noch Sklavenhandel getrieben. Außer Salz, an
dein das Land strichweise Mangel leidet, werden europäische Er-
zeugnisse, Stahlwaren, Waffen, Schießpnlver, Spirituosen und
Glaswaren, namentlich gegen Elfenbein, Straußenfedern, Datteln,
Palmöl, Gummi, Goldstaub, Häute u.a. eingetauscht.
1. Segu, mit der gleichn. Hauptstadt, an beiden Seiten des
oberen Nigerstromes. Erst in den fünfziger Jahren entstanden,
früher itn Besitze der Barnbarre-Neger, steht es jetzt gleich Futa
Djallon und Futa Toro in Senegambien völlig unter fran-
zösifchem Einflüsse.
2. Mässina, seit 1893 unter französischer Schutzherrschaft,
früher das mächtigste aller Fellatareiche, nö. von Segn mit dem
Hauptorte Bandjagara. Früher gehörte zum Reiche Massina
die wichtige Handelsstadt Timbuktu, unweit des Nigerstromes,
ein Hauptkuoteupuukt des nordafrikanischen Karawanenverkehrs,
durch welchen die Produkte Jnner-Afrikas gegen die Handelsartikel
der Küstenländer zum Austausch kamen. In der Hafenstadt
Kabara am Niger findet die Löschung der für Timbuktu be-
stimmten Güter statt. Im Januar 1894 wurde das früher ganz
unzugängliche Timbuktu von den Franzofen erobert.
3. Gando, Fellatareich, sö. vom vorigen, mit der gleichn.
Hauptstadt und Residenz. Die Einwohner treiben Ackerbau, Weberei,
Färberei, Waffen-Verfertigung und Handel.
4. 06foto, das älteste der Fellatareiche, mit der gleichn.
Stadt am Bngga, Weberei, Färberei, Lederbereituug und ansehn-
licher Karawanenverkehr. Kano, blühende Handelsstadt in der
fruchtbaren Ebene des ehemaligen Hauffa-Reiches, Reis und
Jndigobau, Weberei, Leder- und Eifenwaren-Jndustrie; ausge-
breiteter Handel und Karawaueuverkehr nach allen Teilen Afrikas.
5. Bornü, im Nw., zwischen Svkoto und dem Tsadsee
(240 m it. d. Meer) mit der Hauptstadt Kuka (50), w. vom Tsadsee
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Personennamen: Segu Futa
Djallon Mässina Gando
153 —
namens Kasa, der Regierung und ließ sich als Negus T h e o =
front3 Ii. krönen. Zu Anfang bestrebte er sich, das Land nach
europäischer Weise zu zivilisieren; bald aber neigte er sich der
Barbarei zu, und gab durch die Gefangennahme britischer Unter-
tanen und Missionare (1868) Veranlassung zu einem Feldzuge der
Engländer gegen Abessinien, in welchem er sich bei der Erstürmung
der Festung Magdala das Leben nahm. Die semitischen Bewohner,
meist Ackerbaner und Viehzüchter, sind dem Namen nach seit dem
4. Jahrh. bereits koptische Christen; neben ihnen gibt es noch
mohammedanische Inden «die sogen. Falascha, 02 Mill/», im S>
wohnen die Galla und Danakil.
Zur Ausfuhr gelangen: Kaffee, Gummi, Myrrhe, Knsso-
blüten (das Hauptmittel gegeu deu iu H. sehr verbreiteten Band-
wurm), Wachs. Honig; ferner Häute, Felle, Hörner, Elfenbein und
etwas Gold. Der Wert der Ausfuhr betrug 1900: 9s Mill. M-,
derjenige der Einfuhr 13° Mill. M.
Die Residenz der Negns ist gegenwärtig Addis Abb aba (50),
die frühere Hauptstadt war Gondar (5); im N. liegt Äff um (5)
mit interessanten alten Bauten; im So. Haras (35). Bei
Adna (3) besiegte der Negus die gegen Habesch vordringenden
Italiener, die ans die heiße Niederung beschränkt wurden.
b. Die Erythräische Kolonie (Eritraea)
des Königreichs Italien nmsaßt 110000 qkra mit 1j3 Mill. Bew.;
Hauptort ist Massau a (8), der natürliche Einfuhrhafen für
Habesch am Roten Meer.
c. D^s tropische Südafrika.
Von dem südafrikanischen Dreieck, das s. einer von den
Nigermündungen zum Kap Guardafui gezogenen Grundlinie
sich gegen den Südpol der Erde zu sich ausdehnt, trägt der
weitaus größte'teil tropischen Charakter. Wir be-
ginnen unsere Wanderung durch diesen tropischen Hauptteil
im Anschluß an das Alpenland von Habesch und sein ö.
Vorland mit dem „Osthorn des Kontinents", setzen dieselbe
sodann gegen S. sort und kehren vom s. Wendekreis schließ-
lich wieder gegen N. zum innersten Winkel des Guinea-
bnsens zurück.
1. Die Somaliländer.
Die Somaliländer, am „Osthorn Afrikas", heiß und ungesund,
mit Korallenriffen an den Küsten, bewohnt von Somalis, Misch-
lingen von Arabern und Negern, stehen an der N.-Küste nnter
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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g ani (4 t, 6 ii n n b a ni ('2), Lindi und Mikindani. Die beiden
wichtigsten Stationen im Innern sind das Fort Mpapwa und
der belebte Handelsort T a b o ra an der Gabelung der Karawanen-
straße nach dein Viktoria-nnd nach dem Tanganjikasee. Die Ans-
fuhr betrug 1904: 7,6, die Einfuhr 12,9 Mill. M. Ausgeführt
werden: Elfenbein, Häute, Kautschuk, Kopal, Sesam, Mais^ Reis,
Tabak, Kopra und Farbstoffe. Der Ban von Eisenbahnen hat
erst begonnen. Zahlreiche breite Straßen treten an Stelle der
schmalen Negerpfade.
S. Portugiesisch-Ostafrika.
Tie Provinz Mocambique (mosarnbike) mit Delgado,
S amb efi a, I n h a mb a n e, Gasa und Lourenyo, zusammen
761 Ivo qkm mit 23 Mill. Bew., vorwiegend Kaffernstämmeu, stellt
den Rest der früher iveit ausgedehnteren portugiesischen Besitzungen
dar, die jetzt vom Kap Delgado bis zur Delagoabai reicheu, eiueu
im ganzen nur schmaleu Saum umfassen und nur am Sambesi
aufwärts tiefer in den Erdteil hinein sich ausdehnen. Ausfuhr-
gegenstände sind: Erdnüsse, Kautschuk, Orseille, Sesam, Kopra,
Wachs, Kopal u. s. w. Hauptorte: Moyamb igue (6), auf einer
Insel, Sitz der Regierung, mit Hafen; Quilimaue (7), Beira
(4); Sofala (2), früher wegen großer Gold-und Elfenbeinausfuhr
von Bedeutung? weiter nach S. In Hamb an e (3); an der Delagoa-
bai Lour en?o-Marqnes (6), am Sambesi Tete, ehemals
Mittelpunkt des portugiesischen Sklavenhandels.
6. Portugiesisch-Westafrika (Angola).
Zur westafrikanischen Kolonie Angola gehören die Küsten-
gebiete Kabin da n. der Kongomündung, ßoanda, Bengu 6 la,
M o ff ;i m e d es und die Binnendistrikte Kongo, Luuda und
Huilla, zusammen 1279200 qkm mit 3% Mill. Bew., Negern,
Mulatten und Portugiesen. In diesem weiten Räume hört uach
dem Innern zu der portugiesische Einfluß rasch auf.
Die Ausfuhr besteht namentlich in Kaffee, Kopal, Zucker.
Baumwolle, Wachs, Pflanzenöl, Elfenbein u. s. w. Den Mangel
schiffbarer Ströme sucht man in jüngster Zeit durch Eisen-
bahnen teilweise zu ersetzen. Wichtigere Orte und Hafenplätze
sind: Säo Paulo de Loa u da (16)*), Hauptstadt, Sitz des
Gouverneurs; Mossamedes (5), San Felipe de Beugusla
(3), Arn bris, im N. Kabin da.
7. Der Kongostaat
hat nur geringen Anteil an der W.-Küste von Afrika, dehnt sich
aber im Innern von Südafrika weit aus und weist 2382809 qkm mit
"l Wurde früher mit 50000 Einw. angegeben
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]