Die Schweiz.
105
dagegen wird jährlich für fast 2^2 Mill. Fr. Butter eingeführt. Das
Vieh bleibt von Mitte Mai bis Mitte September auf den Bergweiden
(Alpen). Nur in dieser Zeit sind die Sennhütten (Gaden) von den
Sennen (Hirten) bewohnt. In Graubünden übersommern jährlich
40—50,000 bergamasker Schafe. Im Canton Tessin treibt man Bie-
nen- und Seidenzucht.
§ 154. Die Industrie ist sehr bedeutend, sie beschäftigt 1/3 des
Volks und liefert in Appenzell außer-Rhoden, St. Gallen und Zürich
Baumwollenwaaren (2 Mill. Feinspindeln) und Musselinstickereien;
in Zürich und Basel Seiden waaren, glatte Zeuge und Bänder; in
Bern Leinen und Damast; in Aargau (Dorf Wohlen), Baselland und
Luzern Stroh- und Roßhaargeflecht: in Genf und Neuenburg
Uhren und Juwelierarbeiten; Maschinenbau in Zürich, Schaffhau-
sen u. a.; im berner Oberlande Holzarbeiten. Für die deutsche
Schweiz zumal sind die Jndustriethäler und -Dörfer viel charakteristischer
als die Industriestädte.
Handel. Verhältnismäßig hat die Schweiz unter allen Staaten
des Festlandes den stärksten auswärtigen Handel, besonders groß ist der
Absatz nach Nordamerika, Brasilien und der Levante. Daher finden
sich schweizer Consuln in allen Welttheilen. Diese Resultate sind er-
zielt durch die Handels- und Zollfreiheit (seit 1849 keine Binnenzölle
mehr), durch die billige Administration und das Fehlen des stehenden
Heeres.
Die Einfuhr unifaßt an Verzehrungsstoffen: Vieh, Getreide
und Mehl, Wein, Butter und Colonialwaaren, ferner: Eisen, Baum-
wolle, Seide und daraus gefertigte Waaren. Die Ausfuhr umfaßt
Käse, Baumwollen- und Seidenwaaren, Strohgeflechte und Uhren.
Die Haupthandelsplätze sind Basel, Genf, Zürich.
Das Eisenbahnnetz breitet sich über die ganze Hochebene aus, über-
steigt aber nirgends die Alpen. 1873.: 1400 Kilom. Eisenbahnen,
5800 Kilom. Telegraphenlinien.
§ 155. Die 22 Cantone.
A. Südwestliche Gruppe, überwiegend französisch.
1. Bern: Bern, Ul., 36,000 E., Sitz der Bundesregierung. Bank,
Münze. Thun am See, Stapel des Oberlandes. Meiringen, im Haslithal.
Burgdorf, 5000 E., im reichen Emmenthal, Fabriken. Das Münsterthal
an der Birs im Jura nördl. vom Weißenstein. Jnterlaken zwischen 2 Seen
inmitten des berner Oberlandes.
2. Wallis: Oberwallis mit den Städten Brieg und Leuk ist deutsch,
llnterwallis mit Sion (Sitten), 5000 E., Martigny (Martinach) und
St. Maurice hat französ. redende Bewohner.
3. Waadtland: Bex, Salzwerk im Rhonethal. Montreux am Ostufer
des Genfersees, klimat. Kurort. Vevey (Vivis), 8000 E., eine der lieblichsten
Schweizerstädte. Lausanne, 27,000 E., herrliche Lage nahe am See. Morges,
(Morsee), lebhafter Handelsplatz am See. Val Orbe, Dorf im Jura, Uhren-
fabrik.
4. Genf: Genf, 47,000 E., mit den Vororten 67,000 E., Universität, die
reichste Stadt der Schweiz, großstädtisches Leben. 3 Banken, bedeutende In-
dustrie in Uhren und Goldarbeiten.
5. Freiburg: Gruyere, Ul., Käsefabr. Freiburg im Uechtlande,
11,000 E. Murten am See gl. N., X 1476.
6. Neuenburg: (Keueimtsl): Neuenburg, 13,000 E. La Chaux de
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Extrahierte Personennamen: Wallis Martigny Maurice
Hinterindien.
269
trieben wurde, nun sich aber über Centralasien, China und Hinterindien
verbreitete. Er zählt gegen 300 Mill. Bekenner. Buddha gilt als
Fleisckwerdung Gottes.' Er wurde getauft, lernte die Sprachen, um
alle Volker zu lehren, lebte unter Fasten und Kasteien in der Wüste.
Zehn Gebote sind ihm geoffenbart (nicht tödten, nicht stehlen, nicht
schwören und lügen u. a.). Der Charakter seiner Religion ist Milde,
Gleichheit, Brüderlichkeit, im Gegensatz zur Härte und Anmaßung des
Brahmanismus. Er predigte Mitleid und Barmherzigkeit auch gegen
die Thiere. Jeder Birmane muß einmal in seinem Leben Mönch ge-
wesen sein ld. h. das gelbe Kleid der Pungyi getragen haben). Birma
ist das Land des naiven Gespensterglaubens. Nirgends gibt es mehr
goldschimmernde Pagoden (Tempel, zuweilen sogar mit Landkarten und
Glocken geschmückt), die Klöster sind mehr Schulen als Kirchen, und
ein eigentlicher Gottesdienst fehlt. Von 6—13 Jahren gehen die
Knaben in die Schule und lernen lesen und schreiben. Man schreibt
weiß auf schwarz d. h. mit Specksteinschrift auf schwarzgefärbten
Tafelbüchern. — Die Malereien der Birmanen sind besser als die der
andern südasiat. Völker, weil sie mehr Verständnis für Perspektive
haben. Auch üben sie Musik und haben Dichter und Schauspiele. —
Die Hauptnahrung bildet Reis, da nach der Lehre Buddhas kein
Thier getödtet werden darf. Selbst Eier scheut man sich zu kochen,
um das Leben nicht zu vernichten. Hühner ißt man nur, wenn sie
vor Alterschwäche sterben. Die gefangenen Fische läßt man auf dem
Sande verschmachten; man hat sie d,ann nicht getödtet, sie starben frei-
willig. Produkte. 1. Metalle, besonders Eisen, gibt es in Menge;
aber es wird wenig ausgebeutet. Petroleum wird zum Brennen der
Lampen verwendet. 2. Reis, Baumwolle, Indigo, Mais, Weizen,
Tabak (geringe Gartenkultur), viel Nutzholz. 3. Nur als Zugthiere
werden gehalten Ochsen, Büffel, Pferde, Elephanten. Die Industrie
liefert treffliche Goldarbeiten, Holzschnitzereien, lackirte Waaren, Serden-
gewebe. Nur die Chinesen treiben das Gewerbe fabrikmäßig. Der
Handel über See ist in den Händen der Europäer, welche auch den
Jrawadi auswärts Verbindung mit den inneren Provinzen Chinas an-
streben. Eine Münze besteht nicht, Silber gilt nach dem Gewicht.
Zum Rechnen wie zum Beten dient der Rosenkranz, der in den Kreuz-
zügen nach Europa kam. Ausfuhr von Tikholz, Baumwolle, Wachs,
Stangenlack. Einfuhr von Baumwollzeugen, Waffen, Opium, Spi-
rituosen, Zucker.
Awa, „die Stadt der Kleinodien und Juwelen", trauert in einsamer
Verödung, die Trümmer sind mit dichten Pflanzenwuchs umhüllt. Amara-
pura, „die Stadt der Unsterblichen", ist verfallen. Nur hier und da ist noch
ein Haus bewohnt; das von Chinesen bewohnte Quartier ist allein noch gut
erhalten. Um sie zu vertreiben, hat der König befohlen, einen Canal mitten
durch das Stadtviertel zu graben. Denn wenn der Herrscher die Stadt ver-
läßt, ist sie dem Verderben geweiht. Nach Kriegsunglück Pflegen die birmani-
schen Könige gewöhnlich ihre Hauptstadt zu verändern und dies ist Ursache,
daß alle Reiche Hinterindiens so viele verfallene Residenzen aufzuweisen haben.
Mandalay, feit 1858 Residenz, liegt nördlich von der verlassenen Hauptstadt,
östlich vom Jrawadi, in schattenloser sumpfiger Ebene, die früher dem Reis-
bau diente. Außer den birmanischen Einwohnern und den Mohammedanern
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Extrahierte Ortsnamen: Hinterindien China Hinterindien Gottes Buddhas Chinas Europa Mandalay
169
Wind den Rauch nach einer anderen Seite treibt. Es ist aber gefähr-
lich, bis an den Rand der Tiefe zu treten, weil Alles locker ist und
oft ganze große Massen sich losmachen und hinabfallen, denn der
Rauchfang ist gewöhnlich mit Asche und losen Steinen verstopft,
zwischen welchen stch der Rauch durchwindet; aber es möchte doch
keine sehr angenehme Ueberraschung sein, so ganz unversehens in
den Rauchfang eines Vulkans hinab zu fahren, zumal wenn man
kein Seil und keine rettenden Freunde bei stch hätte. Der Grund
des ungeheuern Schlundes ist ganz mit Schwefel, Asche, vergla-
seten Steinen von rothen, weißen, schwarzen Farben überdeckt, die
bunt durcheinander gemischt sind und einen schönen Anblick geben.
Sehr selten raucht der Berg so wenig, daß man den Boden des
Kraters sehen kann. Ein starker Wind stößt zuweilen den Dampf
auf einmal heraus, und diesen Augenblick muß man abwarten, um
hinab zu schauen. Wenn der Berg aber sehr stark raucht, so kann
man stch der Oeffnung nicht einmal nähern. Dampft er weniger,
so sieht man den Schwefeldampf wie die Flammen von angezünde-
tem Spiritus zwischen den Steinen spielen und aus hundert Ritzen
hervordringen. Oft ist der Berg viele Jahre lang ruhig. Unver-
sehens erschreckt er dann die ganze umliegende Gegend durch furcht-
bare Ausbrüche. Ein solcher Ausbruch erfolgte unter andern auch
im Jähre 1794. Die Vorläufer davon waren wellenförmige Erd-
stöße, die drei Tage nach einander empfunden wurden. Mehrere
Monate vorher hatte man weder Rauch noch Flammen an dem Berge
bemerkt. Am 15. Junius um 10 Uhr in der Nacht kamen aber
neue Erdstöße und in demselben Augenblick that stch der Vesuv
an einer Seite in vier, wenig von einander entfernten Oeffnungen-
auf und schleuderte mit furchtbarer Gewalt Lava und glühende Fels-
stücke in die Luft. Dicke, mit glühender Asche vermischte Dämpfe
verfinsterten den ganzen Horizont. Das Getöse, das er machte, ver-
bunden mit der ununterbrochenen Erschütterung der Häuser und der
herabströmenden Lava, setzte alle Bewohner der umliegenden Ort-
schaften und selbst die Stadt Neapel in Angst und Schrecken. Die
Lavaströme, die den Berg herabstürzten, waren zwei. Einer da-
von war zehn Ellen hoch und eine Viertelstunde breit, kam bis an
die Stadt Neapel, wo er stch in drei Zweige theilte. Der eine
verheerte alle Wohnungen eines Stadtviertels, stürzte stch in einen
breiten Graben, verbreitete sich gegen hundert Schritte innerhalb
der Stadt und ergoß sich nach dem Seestrande hinab. Der zweite
zerstörte ein anderes Viertel der Stadt, bedeckte die Straßen und
stoß zischend in das Meer, wo er gegen vierzig Schritte weit vor-
drang. Der dritte erreichte einen andern Theil der Häuser in dem
obern Theile der Stadt und vernichtete den untern Theil deö Vier-
tels am Meeresstrande. Am 16. und 17. dauerte der Ausbruch
fort; die Erdstöße erneuerten stch, der entzündende Luftkreiö schim-
merte beständig. Am 18. waren die Erdstöße fürchterlich. Dicker
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— 48 —
§ 76. pte Hotthardßahn. Schon im Jahre 1869 wurde
zwischen der Schweiz und Italien ein Vertrag abgeschlossen, der den
Bau der Gotthardbahn sicherte. Bald nach Beendigung des Deutsch-
französischen Krieges trat auch das Deutsche Reich diesem Vertrage
bei. Dem vollen Verkehr wurde die Bahn im Jahre 1888 über-
geben. Sie führt in der Mitte zwischen Moni Cenis und Brenner,
und zwar in der Linie Hamburg-Genua und dient hauptsächlich dem
Zwecke, das Deutsche Reich, Holland und Belgien mit den Mittel-
meerhäfen, insbesondere mit Genua, zu verbinden. Das wichtigste
Stück dieser Bahn ist der große Tunnel durch den St. Gotthard.
Derselbe ist fast 15 km lang und erstreckt sich von Göschenen bis
Airolo. Die Durchbrechung des Gebirges dauerte 10 Jahre, von
1872 bis 1882. Der kühne Erbauer dieses Riesenwerkes ist Louis
Favre. Leider hat er die Vollendung desselben nicht erlebt. Die
Gotthardbahn geht in der Schweiz von Basel über Lnzern, Flüelen,
Göschenen, Airolo nach Lugano. In 5 Stunden kann man mit dem
Schnellzuge die schönsten Gegenden der Schweiz durcheilen und die
kühnen Bauten der Strecke kennen lernen.
§ 77. Handelsplätze. Basel, das „goldene Tor der Schweiz",
82000 Gshtw., am Knie des Rheins ist der erste Handelsplatz des
Landes und die große Pforte für Ein- und Ausfuhr nach dem
Norden Europas. Genf, 80000 Einw., besitzt eine ähnliche Beden-
tnng für die Länder des Mittelmeeres. Bedeutenden Handel treibt
auch Zürich, 100000 Einw., welche Stadt bis jetzt die einzige Groß-
ftadt der Schweiz ist. Der rege Handel wird dort durch die umfang-
reiche Industrie, dann aber auch durch den lebhaften Fremdenverkehr
bedingt. Nennenswerte Handelsplätze sind auch Schaffhausen und
die Bodenseehäfen Romanshorn und Rorschach. St. Gallen
treibt großen Handel mit Baumwollenwaren, Biel mit Uhren. Be-
deutende Viehmärkte sind in Lugano. Bern, 70000 Einw., ist ein
bedeutender Eisenbahnknotenpunkt.
Osterreich-Ungarn.
(Größe 676000 qkm, Einwohner 47 Millionen.)
§ 78. Allgemeines. Dieser Staat übertrifft an Größe das
Deutsche Reich, steht demselben aber an Einwohnerzahl nach. Ungefähr
' drei Viertel der Einwohner gruppieren sich um die Donau; ein Viertel
gehört dem Gebiet der Elbe, Oder, Weichsel, des Dnjester, der Etsch
und des Rheins an. Seine Küstenentwickelnng ist gering; er kann
nur von Trieft aus am großen Seeverkehr teilnehmen. In bezug
auf die Bodenform zeigt Österreich-Ungarn eine große Mannig-
faltigkeit; doch ist das Gebirgsland vorherrschend. Wir finden hier
einen großen Teil der Alpen mit dem Bakonywald und dalmatinischen
Gebirge als Fortsetzungen derselben, ferner die böhmisch-mährischen
Stufenlandschaften und die Karpaten. Die bedeutendsten Ebenen sind
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Extrahierte Personennamen: Moni_Cenis Gotthard Louis
Favre
— 47 —
treffliches Obst angebaut; im Kanton Zürich und im Waadtlande
gedeiht guter Wein, dessen Menge aber lange nicht dem eigenen
Landesbedarf genügt. Die vorzüglichen Weiden in den Alpen (Almen)
ermöglichen eine bedeutende Viehzucht. Außer Zuchttieren (Freiburger,
Simmentaler und Schwyzer Vieh) wird viel Käse und kondensierte
Milch ans Ausland abgegeben. Die besten Käsesorten kommen aus
dem Emmen- und Greyerzertale. In der Schweiz blüht die Bienen-
zucht; im Kanton Tessin finden sich auch nennenswerte Seidenzüchtereien.
Der Bergbau ist wenig erträglich, nur Salz wird bergmännisch
gewonnen.
§ 73. Industrie. Trotz des Kohlenmangels und trotz der schwie-
rigeu Verkehrsverhältnisse ist die Schweiz einer der ersten Industriestaaten
der Welt geworden. Die wichtigsten Industriezweige sind: Baum-
Wollenspinnerei und -Weberei nebst Maschinenstickerei (Sitz in der
östlichen Schweiz), Seidenweberei (Hauptsitze Basel und Zürich) und
Uhrenfabrikation. Letztere hat ihren Mittelpunkt in Genf und in
den Tälern des Iura. Neben Uhren werden auch viele Musikwerke
und Schmuckgegenstände hergestellt. Im Berner Oberlande werden
Parkettböden und herrliche Holzschnitzereien gefertigt; blühend ist auch
die Strohflechterei. Selbst Schiffbau und Eisenindustrie haben in
der Schweiz einen guten Ruf; einige Fabriken in Zürich, Winterthnr,
Basel arbeiten sogar für das Ausland.
§ 74. Kandel. Da der Schweizer Industrie die meisten Roh-
Materialien fehlen, so müssen dieselben durch den Handel zugeführt
werden. Einfuhrartikel sind deshalb außer Getreide, Mehl und Kolonial-
waren hauptsächlich Steinkohle, Roheisen, Rohbaumwolle und Roh-
seide. Ausgeführt werden Seiden- und Baumwollenstoffe, Uhren,
Käse, Farbwaren, Strohwaren, Zuchtvieh. Sehr viel geht von diesen
Waren nach dem Deutschen Reiche. Bedeutend ist der Schweizer
Durchfuhrhandel, der schon in alten Zeiten groß war.
§ 75. Kandetsstraßen. Die natürlichen Handelsstraßen der
Schweiz sind, von den zahlreichen Seen abgesehen, kaum nennenswert.
Um so bewundernswerter sind dagegen die dortigen Kunststraßen.
Das schweizerische Bahnsystem, das gut ausgebaut ist, enthält eine
Reihe von Längszügen, die von Nordosten nach Südwesten verlaufen,
und mehrere Querzüge, die im Süden vor dem Alpenwall endigen
oder ihre Fortsetzung in den kühnen, die Berge überschreitenden
Alpenstraßen sinden. Die Gotthardbahn durchbricht in einem ge-
waltigen Tunnel die Alpenwand. Lnzern und Zürich sind bedeutende
Eisenbahnknotenpunkte. Die Schweizer Bahnen finden Anschlüsse
sowohl nach Frankreich als nach Österreich und dem Deutschen Reiche
und sind für den Durchgangsverkehr von großer Bedeutung. Der
Simplontnnnel, der 1897 begonnen wurde, ist etwas über 20 km
laug und reicht von dem schweizerischen Orte Brig im Rhonetal bis
zum italienischen Orte Jselle. Dieser Schienenweg verbindet die
Westschweiz mit Oberitalien.
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Extrahierte Ortsnamen: Zürich Basel Genf Berner_Oberlande Basel Frankreich Rhonetal Oberitalien
— 74 —
leben hüben wie drüben bedeutend. Der Kaiser griff in der letzten Zeit zu der Grausamkeit, jeden adeligen Gefangenen zu hängen, jedem anderen die rechte Hand abzuhauen.
In der Stadt selbst herrschte die ärgste Hungersnot. Sogar das Trinkwasser war abgeschnitten worden.
Da rieten viele der Bürger, mit dein Kaiser Frieden zu schließen. Dieser verlangte bedingungslose Übergabe der Stadt. Die Forderung wurde gewährt, und man übergab die Fahnen und Schlüssel der Stadt den Deutschen. Die Consuln, der Adel, die Geistlichkeit zogen demütig hinaus ins deutsche Lager. Sie gingen barfuß, mit entblößtem Haupte, mit einem bloßen Schwerte am Halse, zum Zeichen, daß sie dem Schwerte des Henkers verfallen seien. Auch ein Teil des Volkes erschien vor dem Kaiser, mit Stricken um den Hals, als ob sie zum Galgen gingen Alle warfen sich vor dein Kaiser nieder und flehten um Gnade. Die deutschen Fürsten waren bis zu Thränen gerührt, nur der Kaiser blieb fest und kalt wie ein Fels. Er gebot:
„Mailand soll in Staub zerfallen und vom Angesichte der Erde verschwinden. Binnen acht Tagen verlassen alle Bewohner die Stadt und bauen sich an vier Orten, von denen jeder zwei Meilen von dem andern entfernt ist, an."
Monate lang zerstörten nun Flammen und Brecheisen die Stadt. Noch blieb etwa der fünfzigste Teil derselben stehen, die fünf Hauptkirchen, viele Paläste und Häuser derjenigen Adeligen, deren gut kaiserliche Gesinnung bekannt war. Welches Aussehn mochte jetzt Mailand haben? Die sonst so blühende Stadt bot einen so schaudervollen Anblick dar, daß selbst viele ihrer ehemaligen Feinde zum Mitleid gerührt wurden. Wie Mailand, so standen noch eine Menge anderer Städte Oberitaliens mit dem Kaiser auf Kriegsfuße. Was werden diese gethan haben, als sie das Schicksal Mailands erfuhren?
Verzweifelnd an ihrer Sache werden auch sie sich unterworfen haben.
Mit ungeheuern Geldopfern mußten jene Städte sich die kaiserliche Verzeihung erkaufen. Piaeenza z. B. mußte 6000 M. Silber bezahlen und seine Mauern und Festungswerke niederreißen. Warum verlangte wohl der Kaiser die Zerstörung der Befestigung?
So war also Friedrich Barbarossa Herr Oberitaliens geworden, und er konnte als Sieger nach Deutschland zurückkehren.
Ob wohl durch die Gewaltmaßregeln Barbarossas die Städte Oberitaliens auf immer zum Gehorsam gebracht wurden?
Gewiß nicht, denn allzugroße Härte erbittert und reizt nur um so mehr zum Widerstände. „Allzustraff gespannt zerspringt der Bogen."
Dazu kam, daß mit wenigen Ausnahmen überall in den lombardischen Städten kaiserliche Consuln eingesetzt wurden, die gewöhnlich Deutsche waren, mit harter Willkür handelten und das Volk mit schweren Steuern drückten. Den Landmann zwangen sie zu den
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Extrahierte Personennamen: Piaeenza Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Oberitaliens Barbarossas Barbarossas
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Mailand Mailands Deutschland
— 24 —
4. Karts Zug nach Italien.
_ Ziel: Wie der Papst von dem Könige Oberitaliens b drangt ttnrd und Karl den Großen um Hilfe bittet.
£iunreniomg Pipm, Der Later Karls des Großen, hat ihn mit einem Stuck Land und ca. 20 Städten, dem sogenannten Kirchenstaate, beschenkt. ^etzt rotrd er von dem Könige Oberitaliens mit Krieg bedroht. Das geschah kurze Zeit nach dem 1. siegreichen Kriegszuge Karls gegen bte Sachsen, ttrt I. 773. a
2. Ob Karl wohl Hilfe bringen wird?
a) Vielleicht nicht; denn er hatte soeben die schweren Schlachten
mit den Sachsen geschlagen, und wenn er jetzt auch Frieden geschlossen
rmd Geißeln von den Sachsen empfangen hatte, so blieb doch das Sachjenvolk feindlich gefinnt, und eine Empörung desselben war jeden Tag zu befürchten.
,b) Zudem mochte Karl bedenken, daß ein Kriegszug nach Italien
ein sehr beschwerliches Unternehmen war. Er mußte ja mit seinem
Heere über ein Hochgebirge — die Alpen, und das heiße Klima Italiens waren seine Franken auch nicht gewöhnt.
c) Wir wissen aber auch von Karl dem Großen, daß er ein eifriger Diener der Kirche war und das Christentum und feine Träger schützte, wo er nur konnte. Für den Schutz und die Ausbreitung des Christentums hat er den schweren und langwierigen Krieg mit den Sachsen geführt, da wird er auch jetzt wieder als Schirmherr der Kirche und des kirchlichen Oberhauptes auftreten und dem Papste Hilfe bringen.
1. Näher führt der Karl zum 2. „Sieh, da reiten seine Franken
(cnfimrt£> r._____ • . r...... ^
Spricht zu Aukkar ohne Sorgen, Wohl umsonst um dieses Schloß.
Der dem Karl entwichen war: Ist der Karl dabei?"— „„Bewahre,
„Diese Burg ist stark, geborgen Was du siehst, ist nur der
Sind wir heut und immerdar. Troß.""
*) Simrock.
I. An alyse.
1. Was wir von dem Papste schon wissen
Der Papst ist der Bischof von Rom. Derselbe steht in hohem Ansehn und wird vielfach als Dber&mmt her
Ii. Synthese. Der eiserne Karl.*)
Stolzer Franken siegend Heer; Von Pavias höchstem Turme Schaut der König Desider.
Schon heran, ein langer Zug. Viel der Fahnen seh' ich schwanken; Mutig sind sie auch genug.
Doch sie würden hundert Jahre
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karls Karl Karl Karl Karl Karl_dem_Großen Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Simrock
Extrahierte Ortsnamen: Italien Oberitaliens Karls Sachsen Sachsen Sachsen Italien Italiens Sachsen Rom
— 48 —
Sachsen, sondern aus dem der Franken — Lage des Frankenlandes —, er war also ein fränkischer Kaiser.
2. Aber warum, so werdet ihr fragen, starb Heinrich Iv. in solchem Elend?
An seinem Unglücke war ein einziger Mann schuld, der damalige Papst Gregor Vii. Es bestand nicht mehr das freundliche Verhältnis zwischen Kaiser und Papst, wie zur Zeit Karls des Großen. Gregor hatte sogar den Kaiser aus der christlichen Kirche ausgestoßen. Kein Unterthan und Diener sollte ihm gehorchen, kein Priester ihm die heiligen Sakramente reichen und jeder ihn als einen Verpesteten fliehen. Gregor Vii. hatte den Kaiser in den Bann gethan. Da war das Volk von ihm abgefallen, und die deutschen Fürsten wollten ihn nicht mehr als ihren Oberherrn anerkennen, so lange er mit dem Banne behaftet wäre.
3. Ihr werdet nun wissen wollen, warum Heinrich Iv. in den Bann gethan worden ist.
Es wird vom Könige Heinrich Iv. berichtet, daß er seine Unterthanen schlecht behandelt und namentlich die Sachsen arg bedrückt habe. Ein Mönch *) erzählt uns darüber folgendes:
„Alle Berge und Hügel Sachsens und Thüringens bebaute der König mit festen Schlössern und Burgen und legte Besatzungen hinein. Da wurden die Bewohner der umliegenden Gegenden gezwungen, alles zum Bau Erforderliche herbeizufahren und bei dem Bau selbst wie Knechte im Schweiße ihres Angesichts Frondienste zu leisten. Weil nun die Besatzungen nicht genügenden Lebensunterhalt hatten, so erlaubte der König ihnen, von den benachbarten Dörfern und Feldern nach Feindes Art Beute hinwegzuführen. Sogar Frauen und Töchter der Bewohner wurden auf die königlichen Burgen entführt, und wenn dann einer unter so großen Übeln seufzte und den Schmerz seiner Seele auch nur in leisen Klagen auszusprechen wagte, so wurde er auf der Stelle in Ketten geworfen, als ob er ein schweres Unrecht gegen den König begangen hätte, und' er konnte nicht eher wieder los kommen, als bis er durch Dahingabe feiner ganzen Habe sein Leben und seine Freiheit zurückerkauft hatte/'
Besprechung (Vertiefung).
1. Heinrich baut Burgen und feste Schlösser. Wozu wohl? —
Voller Mißtrauen und Feindschaft gegen die Sachsen befürchtet er eine Empörung dieses Volkes. Von den hohen Türmen jener Burgen aus konnte nun die fränkische Besatzung weit hinaus ins Land sehen, die Felder und Landstraßen überblicken und jedes feindliche Unternehmen im Lande bemerken. Für die Zeit der Gefahr und der Kriegsnot aber waren die dicken Mauern und festen Thore der Schlösser dem Könige und seinem Heere ein willkommener Schutz.
*) Der gelehrte Mönch Lampert, der zur Zeit Heinrichs im Kloster Hersfeld lebte und in seinen lateinischen Jahrbüchern die Geschichte seiner Zeit beschrieb. Siehe A. Richter, Quellenbuch S. 71.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor Karls Gregor Gregor Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Mönch_Lampert Heinrichs Heinrichs
länder nach Sitte ihr Geschenk entgegen, ein goldenes Weinfaß, angefüllt mit Goldstücken.
Aber der Haß des Kaisers war stärker, als daß der Glanz des Goldes ihn zu überwinden vermochte. Sogleich konnte er sich freilich an „die Löwin" unter den Städten, wie Mailand in Italien genannt wurde, nicht wagen, weil sein Heer noch nicht stark genug war. Aber die mit ihr verbündeten Städte (z. B. Tortona) wurden eine nach der andern unterworfen. Zu Pavia ließ er sich hierauf zum Könige der Lombardei krönen und zog dann schnell gegen Rom.
Dort hatten die Bürger den Papst vertrieben. Dieser floh in das deutsche Lager und bat den Kaiser um Hilfe. Friedrich warf den Ausstand der Römer mit Waffengewalt nieder und wurde nun zum Danke dafür vom Papste feierlich zum römischen Kaiser gekrönt. Darauf kehrte er nach Deutschland zurück. —
Hatte nun Barbarossa erreicht, was er erstrebte?
Wohl war er zum Könige der Lombarden gekrönt worden, und auch die Kaiserkrone hatte er in Rom empfangen, aber allenthalben in Italien hatte er das kaiserliche Ansehn noch nicht wieder hergestellt, das stolze Mailand z. B. noch nicht gedemütigt. Warum hat er das noch nicht gethan? Was wird also die nächste Ausgabe des Kaisers sein?
2. Die Zerstörung Mailands.
Der Kaiser konnte das übermütige Mailand nicht vergessen, und er rüstete sich zu einem neuen Kriegszuge. Mit einem Heere von 100,000 Mann zu Fuß und 15,000 Mann zu Pferde erschien er in Italien.
Die Mailänder wußten, woran sie waren. In einem Schreiben des Kaisers an die deutschen Fürsten hieß es: „Der Stolz der Mailänder strebt durch seine Waffenmacht bald ganz Italien umzukehren. Damit jener freche Pöbel nicht unsere Herrlichkeit an sich reiße, gedenken wir, die ganze Kraft des Reiches in die Waffen zu rufen, um Mailand zu vernichten, und das faule Glied abzuschneiden, ehe der ganze Körper ergriffen wird."
Es galt also einen Kampf um Sein oder Nichtsein für Mailand.
Der Kaiser schloß mit seinem ungeheuren Heere die Stadt ein. Dieselbe vermochte aber ihren Belagerern einen starken Widerstand entgegen zu stellen. Wohnten doch innerhalb ihrer Mauern 60,000 waffentragende Männer. Furchtlos schauten die Mailänder auf das kaiserliche Heer herab von ihren Thürmen und Wällen, und selten fehlten die welschen Bogenschützen von ihren Mauern herab. In den kleinen Gefechten hatten die Belagerten den Deutschen so viele Pferde abgenommen, daß das Stück um wenige Mark nach unsrem Gelde in der Stadt verkauft wurde, ein Spottgeld gegen den gewöhnlichen Preis eines Ritterpferdes in der damaligen Zeit. Drei volle Jahre lag das Heer des Kaisers vor den Mauern der Stadt. Der Sieg war bald auf der Seite der Mailänder, bald auf der des Kaisers, der Verlust an Menschen-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Italien Tortona Pavia Rom Deutschland Rom Italien Mailand Mailands Mailand Italien Italien Mailand Mailand
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der Stadtmauern, Brücken und anderer Festungswerke ziehen könne. Es wurden deßhalb mörserähnliche Röhren gemacht, die daher auch den Namen Mörser behielten. In die Mündung derselben wurde jene Mischung und davor Steiue geschoben, und hinten, an dem geschlossenen Boden des Mörsers, eiu kleines Loch gebohrt, um dort das Pnlver anzuzünden. Allrnählig wurden die Mörser zu Kanonen erweitert. Diese Kanonen, Donnerbüchsen genannt, aus welchen zuerst Steine, später eiserne Kugeln geschleudert wurden, waren von außerordentlicher Größe, obwohl noch lange nicht so groß, wie die Geschosse, deren man sich in dem Kriege von 1870—71 bediente. Im Jahre 1378 wurden zu Angsbnrg drei Kanonen gegossen, von denen die größte Kugeln von 137, die mittlere von 70, die kleinste von 50 Pfund tausend Schritte weit schoß. Allrnählig aber fand man das Unbequeme dieser Maschinen, die selbst durch die größte Anstrengung kaum von der Stelle zu bringen waren. Man machte sie deßhalb immer kleiner, so daß man sich ihrer auch im freien Felde, und nicht bloß zu Belagerungen und Vertheidigungen fester Plätze bedienen konnte. Später goß man sogar Kanonen mit so dünnen Röhren, daß der einzelne Manu sie bequem tragen und nach Willkür regieren konnte. Diese tragbaren Feuergewehre, die man auch Büchsen oder Musketen nannte, wurden, wie die Mörser und Kanonen selbst, am Zündloche mit einer Lunte angezündet. Das älteste Zeugniß über den Gebrauch dieser Handbüchsen ist aus dem Jahre 1387, in welchem die Stadt Augsburg ihren Bundesgenossen dreißig Büchsenschützen stellte; denn dort und in Nürnberg verfertigte man lange Zeit die besten Büchsen und Kanonen, und von diesen beiden Städten ging die Vervollkommnung der gedachten Erfindung aus. Namentlich erfand matt im Jahre 1417 zu Nürnberg Flintenschlosser mit Steinen, die durch ein Nad gespannt wurden, und endlich verfielen die Franzosen auf das Flintenschloß. Weil der dazu gebrauchte Feuerstein auf slavisch Flius hieß, so bekam das ganze Gewehr hievon den Namen Flinte. Um diese neue Waffe, zugleich als Lanze zu gebrauchen, wurde an der Mündung derselben ein Seitengewehr angeschraubt, welches von der Stadt Bayonne in Frankreich, wo diese neue Erfindung zuerst auskam, den Namen Basonnet erhielt. In unserer Zeit hat matt an dem Schlosse solche Vorkehrungen angebracht, daß
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Extrahierte Ortsnamen: Stadt_Augsburg Nürnberg Bayonne Frankreich