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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 272

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
272 126. Hamburg, Bremen und Lübeck. Diese drei freien Städte bilden mit ihren kleinen Gebieten noch heute selbstständige Staaten, in denen der oberste Regent der Bürgermeister ist. In früheren Zeiten waren sie hervorragende Glieder des großen und mächtigen Städtebundes, der unter dem Namen der Hansa bekannt, und von welchem das mächtige Lübeck das Haupt war. Doch auch noch in der jetzigen Zeit haben diese drei Städte durch ihren ausgebreiteten überseeischen Handel eine große Bedeutung, besonders aber Hamburg und Bremen. Hamburg liegt an der Elbe. Seine günstige Lage macht es auf gleiche Weise für den inländischen, wie für den ausländischen Handel geeignet. Auf dem breiten und wasserreichen Strome können zur Zeit der Fluth selbst große Seeschiffe bis zur Stadt kommen, um ihre Waaren auszuladen, die dann auf der Elbe stromaufwärts und auf Eisenbahnen in das Innere von Deutschland gebracht werden. Durch so günstige Umstände ist Hamburg die erste Handels- stadt Deutschlands geworden, ja in ganz Europa stehen ihm vielleicht nur London und Liverpool voran. Welch ein Leben in diesem Hamburg! Hunderte von Kauffahrern, mit den Flaggen aller seefahrenden Nationen geschmückt, bilden lange Reihen und Gassen. Matrosenruf und Gesang erschallen in allen Sprachen durcheinander. Riesige, brausende Dampfer senden ihre schwarzen Wolken in die Luft empor. Und welche Reichthümer bergen die Schiffe! Die aus Frankreich, Spanien, Portugal und andern südeuropäischen Ländern kommenden bringen Wein, Südfrüchte und Seide. Dort wird Hanf, Flachs, Leinsamen, Talg, Leder und Pelzwerk ausgeladen; Rußland sandte diese Produkte. Jene Massen Eisen und Kupfer kamen aus Schweden und Norwegen. Kaffee, Baumwolle, Indigo, Tabak, Zucker, Wildhäute und Farbhölzer brachten jene großen Dreimaster aus Amerika. Und welchen Werth bergen die mit chinesischem Thee und ostindischen Gewürzen beladenen Schiffe! Wer vermag alle diese mannigfaltigen Waaren auch nur aufzuzählen, wer ihren Werth zu schätzen?! Wie in Hamburg, so ist es auch ähnlich, wenn auch weniger großartig, in der Weserstadt Bremen und in der Travestadt Lübeck. Auch sie haben die Ausgabe, uns mit den überseeischen Schätzen zu versorgen, dagegen Deutschlands Erzeugnisse der Natur und des Gewerbfleißes andern Völkern zuzuführen. 127. Das Königreich Preutzeu. (Allgemeine Uebersicht.) ca. 6400 Quadrat-Meilen, 253a Mill. Einw. 1. Grenzen. Der preußische Staatoderdaskönigreichpreußen grenzt im Norden an die Nord- und Ostsee, an Mecklenburg und Dänemark, im Süden an Oestreich, Sachsen, Thüringen, Baiern und Hessen und erstreckt sich von der russischen Grenze im Osten bis an die holländische, belgische und französische im Westen. Preußen gehört zu den 5 Großmächten Europas (England, Rußland, Frankreich, Preußen, Oestreich). 2. Wervohner. Die Volksdichtigkeit beträgt im Durchschnitt 4000 auf 1 Q.-M.; am schwächsten ist sie in Pommern (2500 auf 1 Q.-M.), am größten in der Rheinprovinz (7800 auf 1 Q.-M.). Von den 253a Mill. Menschen, welche Preußen bewohnen, sind die meisten deutschen Stammes (223/4 Mill.), die übrigen (3 Mill.) sind Polen, Wenden, Litthauer, Dänen rc. Der Confession nach sind 16^/s Mill. Evangelische, 83/s Mill. Katholiken und 2/5 Mill. Juden; also ungefähr 2/z der Einwohner sind evangelisch und Vs katholisch. 3. Grwerbszwcig«. Die Hälfte der Bewohner treibt Ackerbau uns Viehzucht. Daneben ist das Berg- und Hüttenwesen von größter Be- deutung. Es giebt über 2600 Berg- und über 1100 Hüttenwerke. Bergbau wird hauptsächlich betrieben auf Steinkohlen (in Schlesien, an der Ruhr,

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 246

1855 - Mainz : Kirchheim
246 den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be- trachtung anstellen. Dritte Klaffe. Brennbare Mineralien. 1. Die Steinkohle. So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger- zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen- lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen; es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe. Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit- unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden- schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war. Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil- haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach- sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver- danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind, so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr. Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
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