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8. Die Vlkerwanderung.
Im Jahre 375 brach von Asien her das wilde Reitervolk der Hunnen in Europa ein und veranlat? eine allgemeine Wanderung ger-manischer Volksstmme. Das war die groe Vlkerwanderung. Durch sie wurde das Rmerreich zertrmmert.
Das germanische Volk der Westgoten fiel zu Anfang des 5. Jahrhunderts unter dem tapfern König Alarich in Italien ein und plnderte Rom. Alarich starb bald daraus in seinem Lager am Flusse Bnsento. Die Goten zogen darauf nach dem sdlichen Gallien und grndeten hier das Westgotenreich mit der Hauptstadt Tolosa. In Italien grndeten spter die O st g o t e n unter König Theodorich ein Reich mit der Hauptstadt Raveuna. Den Ostgoten folgte das germanische Volk der L a n g o b a r d e n in der Herrschaft der Italien. Ihre Hauptstadt war Pavia. Die an der Nordsee wohnenden Germanen-stamme der Angeln und Sachsen setzten nach Britanien der. Von ihnen erhielt das Land den Namen Angelland (England).
Zur Bekmpfung der Westgoten hatte der rmische Feldherr Stilicho die Legionen vom Rhein herangezogen. Die schwache Besatzung, die am Rhein zurckgeblieben war, vermochte die nach Gallien vor-dringenden Germanen nicht aufzuhalten. Besonders zahlreich waren die Scharen der Franken. Von ihnen wurde Trier in der Zeit von 410428 viermal zerstrt.
In der'mitte des 5. Jahrhunderts drangen auch die Hunnen unter ihrem Könige Attila der den Rhein, plnderten Trier und Metz und verheerten das ganze Land. Die Bewohner flohen in die Wlder der Gebirge, wo die Ringwlle ihnen Schutz boten. In einer furchtbaren Vlkerschlacht wurden die Hunnen von den vereinigten Rmern und Germanen bei Chalons besiegt; dadurch war Gallien von den wilden Horden befreit.
9. Besitzergreifung unseres Landes durch die Franken.
1. Eroberung des Landes. Das germanische Volk, welches um die Mitte des 5. Jahrhunderts unser Land dauernd in Besitz nahm, waren die Franken. In drei Gruppen drangen sie in Gallien ein. Die nrdlichsten oder salischen Franken breiteten sich im Rheindelta ans. Die Uferfranken, an den Ufern des Rheines sehaft, drangen aus der Rmerstrae von Cln nach Trier vor und grndeten in der Eisel Ansiedelungen. Die sdlichen oder chattischen Franken, in dem heutigen Hessen, dehnten sich die Mosel aufwrts bis nach Trier und Metz aus. Sie waren es hauptschlich, welche die Gegenden der Mosel und Saar in Besitz nahmen und deutsch machten. ^0888888888888003880088888086888888880888868!?]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Italien Rom Gallien Italien Italien Pavia Nordsee Sachsen England Rhein Rhein Gallien Rhein Gallien Gallien Rheindelta Hessen
— 106 —
um gibt es dort unfruchtbare Stelleu? Inwiefern verdient Valencia die Bezeichnung
„Paradies von Spanien"? Beschreibt das Andalnsische Tiefland! Warum ist es dort
heiß? Warum ist das Tiefland reich an Niederschlägen? Von welchem Einfluß ist
das auf die Ertragfähigkeit des Bodens? Inwiefern ist das Tiefland Spaniens Wein-
keller? Bekannte Weinorte der Halbinsel. Wie unterscheidet sich die Sierre Ncvade
von den Pyrenäen? Warum ist die Andalusische Tiefebene dicht bevölkert? Die größten
Städte darin. Geschichtliches darüber. Küstenstädte der phrenäischen Halbinsel. Wie
zeigt es sich auch dort, daß die Beschäftigung der Bewohner von der Natur des
Landes abhängt? Wie komme ich zu Wasser nach Madrid? Eine eigentümliche Volks-
sitte der Spanier. Wie urteilt ihr über die Stiergefechte? Warum hat Spanien seine
Weltmachtstellung wieder eingebüßt? (Natur des Landes; andere Völker überflügelten
es.) Warum haben die Engländer Gibraltar erobert? Welches andere Land hat viel
von seiner einstigen Größe und Macht eingebüßt? Zeichnen! Umriß der Halbinsel,
Flüsse und größte Städte.
\\. Italien.
I. Wir lernen ein zweites Land der Sehnsucht kennen, das noch heute viel
besucht wird; es ist Italien, dessen Hauptteil, die apenninische Halbinsel, die
mittlere der drei südlichen Halbinseln Europas ist. «Oder: Wir lernen die Heimat
jener Leute kennen, die bei uns am Eisenbahnbau beschästigt sind.) Zeigt die Halb-
inselu im Süden Europas! Zeigt die apenninische Halbinsel! Inwiefern ist es die
mittlere? Warum ist es eine Halbinsel? Zeigt und nennt die umgrenzenden Meere!
Vergleicht die apenninische Halbinsel inbezug auf ihre Größe mit den bisher be-
handelten! (Sie ist kleiner.) Das ganze Königreich, wovon die apenniniiche Halb-
insel den größten Teil ausmacht, heißt Italien. Wie heißt seine Hauptstadt? (Rom.)
Diese war schon in der ältesten Zeit'berühmt als Hauptstadt des fast den ganzen da-
mals bekannten Erdkreis umfassenden Römerreiches. Was ist euch aus dem Unter-
richt in der Bibl. Geschichte über Rom und das Königreich bekannt? Später zerfiel
das Römerreich tvgl. Völkerwanderung.)
Was wurde von Italien behauptet? (Land der Sehnsucht) Was heißt das?
Das war es iu der Vergangenheit, das ist es in der Gegenwart. Nachweis: Deutsche
Volksstämme suchten es für sich zu gewinnen und zogen dorthin, so (die Kimbern und
Teutonen,) die Westgoten, die Ostgoten, die Longobarden, die Normannen; deutsche
Kaiser zogen mit ihren Heeren wiederholt dahin, so Otto der Große und Friedrich
Barbarossa; Pilger zogen von jeher scharenweise nach Rom; Künstler, Gelehrte und
Naturfreunde suchen das Land ans, um dort zu lernen und sich zu ergötzen; Kranke
finden sich dort ein, nm in der milden und gesunden Luft des Südens Genesung zu
suchen. (Friedrich Iii. in San Nemo.)
Was lehrt die Karte über die Gestalt, die Bodenbeschaffenheit, die Bewässerung
des Landes? Sucht gioße Städte des Landes auf der Karte auf!
Daß Italien verdient, viel besucht zu werden, verstehen wir, wenn wir durch
die eingehende Beschreibung des Landes dessen mannigfache Annehmlichkeiten, Schön-
heiten und Vorzüge kennen lernen.
Ii. 1. Lage, Größe, Bestandteile. Italien ist die mittlere unter
den drei südeuropäischen Halbinseln und erstreckt sich weit in das
Mittelmeer hinein, dieses in ein östliches und westliches Becken teilend.
Mit den bedeutendsten Staaten Mitteleuropas steht es in lebhaftem Ver-
kehr. Es ist eine Landbrücke nach Afrika, dem es sich bis aus 140 Km
nähert. Das Land besitzt nach allen Seiten eine natürliche Begrenzung.
An der Nordgrenze steigt die Gebirgsmauer der Alpen steil auf; aber
sie bilden nicht, wie die Pyrenäen, eine die Länder und Völker trennende
Scheidewand, sondern zahlreiche Verkehrswege mancherlei Art führen
sowohl durch als über die Alpen nach den benachbarten Ländern.
Im übrigen wird Italien vom Mittelmeere und von Teilen desselben
bespült. Im Westen sind es das Ligurische Meer mit dem Busen
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Extrahierte Personennamen: Otto Friedrich
Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Valencia Niederschlägen Spaniens Madrid Spanien Italien Italien Europas Europas Italien Rom Rom Italien Rom San_Nemo. Italien Italien Mitteleuropas Afrika Italien
— 107 —
von Genua und das Tyrrh enis che Meer. Aus letzterm führt die
Straße von Messina, welche die Insel Sizilien vom Festlande
Italien trennt, in das Jonische Meer, von dessen Busen der Golf
von Tarent am größten ist. Die Straße von Otranto stellt die
Verbindung mit dem Adriatischen Meer her. Durch die Lage in der
Mitte der Länder am Mittelländischen Meer konnte sich Italien in
der alten Zeit zu einer bedeutenden Macht und im Mittelalter zur
Beherrscherin des Welthandels emporschwingen. Italiens Grenzländer
sind Frankreich, die Schweiz und Österreich; die beiden letztern trennen
es vom Deutschen Reiche. Italien hat eine Größe von 286 589 qkm
(b. i. die Größe des Königreichs Preußen ausschließlich der Provinzen
Ost- und Westpreußen) und wird von 37,7 Mill. Menschen bewohnt.
Es besteht aus der lombardischen Tiefebene, der apenninischen Halb-
insel und mehreren Inseln.
2. Die lombardische Tiefebene. <0 Name und Umgrenzung.
Die lombardische Tiefebene hat ihren Namen von der Lombardei oder
dem Reiche der Langobarden, das von 568 — 744 hier bestand. Nach
ihrer Hauptwasserader heißt sie auch Poebene. Sie wird im Westen
und Norden von den hier steil abfallenden Alpen und im Süden von
dem Apennin begrenzt. Die breite Ostküste wird vom Adriatischen
Meere bespült. So stellt sich dieselbe als ein von der Natur abgeschlossenes
Ganzes dar, das auch iu geschichtlicher Beziehung vielfach von der
eigentlichen Halbinsel getrennt worden ist und von den Alten nicht zu
Italien, sondern als Gallia cisalpina zu Gallien gerechnet wurde.
Die Lage und Ausdehnung der Ebene machten dieselbe oft zum
Tummelplatz sich feindlich begegnender Heere.
b) Entstehung und Bewässerung. Die Poebene war einst
Meeresboden und eine Seitenbucht des Adriatischen Meeres. Die Ge-
wässer und die Gletscher von den umliegenden Gebirgshöhen, besonders
die von den Alpen kommenden, füllten mit ihrem Gerölle und Schlamm
die Meeresbucht im Laufe der Zeit aus und machten sie zu einem
fruchtbaren Schwemmlande. Noch jetzt ist die Ebene sehr wasserreich
und von einem weitverzweigten Flußnetz durchzogen. Die größten
Flüsse sind der Po und die Etsch. Der Po, der größte Fluß Italiens,
ist ein Sohn der Alpen und (672 km, also) etwa halb so lang wie
der Rhein. Er entquillt den schneereichen Gipfeln des Mont Biso,
durchfließt die Tiefebene von Westen nach Osten und geht durch ein
sumpfiges Delta in das Adriatische Meer. Der Po ist einer der
wenigen Flüsse Europas, deren Lauf nach Osten gerichtet ist. Wegen
seiner Ungeheuern Wasserfülle ist er auf 5/6 seiner Lauflänge schiffbar.
Da die Alpenflüsse größere Schuttmassen mitbrachten als die vom
Apennin kommenden, ist der Nordrand der Tiefebene höher aufge-
schüttet als der südliche, weshalb das Tal des Po dem letztgenannten
Gebirge näher ist als den Alpen. Durch die von Westen herbeige-
führten Schuttmassen mußte der Unterlauf der den Alpen entströmenden
Nebenflüssen des Po etwas nach Osten gedrängt werden Da das
Tiefland vorwiegend eben ist, hat der Po darin einen langsamen Lauf
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
301
Gerste der sogen. Steinzeit entspricht genau der Form. welche auf
den Silbermünzen Unteritaliens um 500 v. Chr. dargestellt wurde.
Ebenso stimmt eine ausgezeichnete Weizenart, die der ältesten Pfahl-
bautenzeit angehört,, mit dem bekannten ägyptischen Weizen voll-
ständig überein. Überhaupt weisen alle Kulturpflanzen dieser
vorhistorischen Zeit unverkennbar auf eine Verbindung mit den
Mittelmeerländern.
Übergehend zur Weinkultur, so ist schon die Einwanderung
der Rebe in Gallien re. mit einigen Worten angedeutet. Die
Burgunderweine halten schon zu Plinius Zeit, natürlich unter
anderem Namen, eine gewisse Berühmtheit in Italien erlangt. Die
Eigenschaften, welche den Reben zugeschrieben werden, deuten sämt-
lich auf ihre größere Widerstandskraft gegen die Ungunst des
Klimas. Die verschiedenen Sorten waren offenbar den neuen Ver-
hältnissen noch nicht ganz angepaßt und darum noch nicht beständig:
es waren im Werden begriffene Arten.
Von Burgund rückte dann die Nebe weiter vor in die Täler
der Mosel und der Marne bis in die Nähe des Rheingaues. Den
Rhein selbst überschritt dieselbe zur Römerzeit noch nicht, sondern
erst um das Jahr 500. Üngefähr gleichzeitig erfolgte im Osten
der Alpen das Vorrücken des Weinbaues nach Ungarn, wenn nicht
vielleicht einzelne Vorposten dieser Kultur schon früher in das obere
Gebiet der Donau gelangt waren.
Wie dem auch sein mag, der Weinbau nahm jedenfalls in
den genannten nördlichen Ländern schon frühe eine große Aus-
dehnung an, und es muß zugegeben werden, daß er den Getreidebau
da und dort geradezu zu verdrängen drohte. Die Römer sahen
darum auch immer mit scheelen Augen auf diese ungeheure Er-
zeugung der Provinzen, und Domitian erließ den Befehl, mindestens
die Hälfte aller Weinberge außerhalb Italiens auszurotten, was
sich übrigens glücklicherweise gar nicht ausführen ließ.
An die Weinrebe schließen sich verschiedene baumartige Gewächse,
die Wallnüsse und Kastanien, sodann Kirschen, Pfirsiche,
Aprikosen usw. an. Wir besitzen leider keine Anhaltspunkte, welche
über die Wanderungen der genannten Gewächse genauern Aufschluß
geben. Es läßt sich nur im allgemeinen annehmen, daß sie der
Weinrebe, soweit das Klima es gestattete, auf dem Fuße folgten
und daß die weniger empfindlichen schon frühe über die Grenzen
des Weinbaues hinausgingen. Die Kirsche ist die einzige Frucht, von
welcher uns Plinius berichtet, daß sie schon nach England, Belgien
und den Rheinlanden gegangen sei und hier sogar besser gedeihe,
als in Italien.
Der Lein oder Flachs war schon den Bewohnern der
schweizerischen Pfahlbauten bekannt und als Gespinstpflanze un-
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
P. Aus des Vaterlandes Geschichte.
163. Heinrich der „Städtegründer".
Zu jener frühen Zeit, da Tacitus und die übrigen Römer
ihre ahnungsvolle Aufmerksamkeit aus die Deutscheu richteteu, waren
sie selber ein vollkommenes Städtervolk geworden. Selbst die
Landorte Italiens waren stadtmäßig Mauer an Mauer gebaut und
rechte Bauern gab es auf der Halbinsel kaum noch; das Getreide
kam von auswärts, namentlich aus Nordafrika, und die ehemaligen
italischen Bauern hatten den Übergang in eine kleinbürgerliche Be-
völkerung mit Gartenkultur schon vollzogen. So ist denn den Römern
die Wohnweise der Germanen immer besonders aufgefallen. Erst-
lich, daß sie in offenen Dörfern wohnten oder gar in Einzelhöfen.
Zweitens, daß die Häuser auch in den Dörfern nicht Wand an
Wand, sondern je für sich gebaut waren, mit allerlei Zubehör der
Landwirtschaft und einer Einzäunung drum herum. Die Römer
empfanden auch, daß dies der innersten Natur der Germaneu ent-
sprach: daß sie Luft und Bewegungsfreiheit um ihr Heim herum
haben wollten und deshalb die Römerstädte, welche sie in den
Grenzprovinzen ihres Reiches kennen lernten, so herzbeengend
fanden „wie Gräber". Als die Deutschen später die eroberten
nachbarlichen Römerprovinzen (links vom Rheine und rechts von
der Donau) besiedelten, verloren durch sie die dort vorhandenen
Städte vorläufig ganz und gar ihren städtischen Charakter; an die
Stelle der bürgerlichen Stadtverfassungen dieser römischen Provinz-
orte trat die germanische Landgemeinde, größere und kleinere Land-
leute wohnten an den trümmerreichen Straßen entlang und, wie
Gustav Freptag vortrefflich sagt, über dem römischen Mosaikboden
scharrte im Stroh der germanische Haushahn.
Immerhin waren hier, wenn auch dünn bevölkert und sich
auflösend, nunmehr Städte im deutschen Gebiet vorhanden. Und wo
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Gustav_Freptag Gustav
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
249
stets gut düngte und bearbeitete, und seine Vorbesitzer hatten es
auch nicht daran fehlen lassen. Hierdurch ist die diesjährige Frucht
erst so schön geworden; denn der Boden hat alle die menschlichen
Arbeitsleistungen in sich ausgenommen, die Naturkräfte haben sie
mit ihm vereinigt, und das schöne Saatkorn, die Maschinen und
Geräte haben dabei geholfen. Diese Vorteile hat der Besitzer voraus
vor demjenigen, der einen ganz milden Boden zum erstennml und
ohne Saatkorn, ohne Hausung und Gerät in Angriff nehmen wollte.
Dieser Vorteil ist das Kapital, mit dem er wirtschaftet.
Natur, Arbeit und Kapital sind die Mittel und Quellen der
menschlichen Gütererzeugung und in den allermeisten Fällen sind sie
miteinander vereinigt. Selten, aber doch hin und wieder anzutreffen
ist der Fall, daß Natur und Arbeit allein ein Gut erzeugen; denn
der Mann, der im Waldbache die Forelle mit der bloßen Hand
fängt oder der im Urwald die reife Frucht pflückt, der hat aller-
dings hierbei gar kein Kapital gebraucht. H. Mahrau«.
99. Eisen und Stahl.
a. Roheisen.
Daß man schon früher gewußt hat, das wichtigste aller Metalle
in ziemlich vollkommenem Zustande zu erzeugen, wissen wir aus den
meisten Ländern. Chinesen, Ägypter, Inder kannten seine Bereitung
mehrere Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung. Ein griechischer
Gelehrter schon gibt eine genaue Beschreibung der Roheisen- und
Schmiedeeisenfabrikation, und Cäsar, ein römischer Feldherr, weiß
von den eisernen Ankerketten der Gallier zu berichten. Eiserne Barren
hat man in vielen Teilen Süddeutschlands, Norditaliens und der
Insel Elba gefunden und Noricum (Steiermark) lieferte den Römern
die besten Schwerter. Wie verbreitet die Eisengewinnung in West-
falen war, beweisen uns seine zahlreichen Waldschmieden und nicht
zum wenigsten das sogenannte Felsenmeer bei Sundwig, das sich
als eine ungeheure Eisenerzgrube herausgestellt hat.
Zunächst wurde nach einem noch heute z. B. bei den Negerstäm-
men Afrikas gebräuchlichen Verfahren das Schmiedeeisen direkt aus
den Erzen auf Rennöfen hergestellt. Aus diesen Öfen entstanden
nach und nach die Blauöfen mit höherem Schacht zur Erzeugung
von Roheisen, und indem man die Umfassungsmauern mehr und
mehr erhöhte, gelangte man von selbst zum Hochofen. Diese Öfen
waren um das Ende des 15. Jahrhunderts schon so verbreitet,
daß Karl der Kühne auf seinem Feldzuge gegen Lüttich deren 35
zerstören konnte. Solche Hochöfen glichen natürlich ganz und gar
nicht unsern modernen Bauten dieser Art, wie uns die Rechnung
des württembergischen Hüttenwerkes Wasseralfingen beweist, das im
Jahre 1695 einen zweiten Holzkohlenhochofen um den Preis von
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Extrahierte Personennamen: H._Mahrau« Cäsar Karl_der_Kühne Karl
392
13. Kr. Bitburg, 14 Q.-M. enthaltend, zählt 43,202 Ew., gehört
zum Theile noch der Eifel an, hat aber durchgehends milderes Klima-
und meistens einen sehr ergiebigen Boden. Acker und Wiesenbau
nehmen seit neuerer Zeit einen sehr hervorragenden Aufschwung. Die
Sauer bildet die Grenze zwischen diesem Kreise und dem Luxemburg'-
scheu. Der Kreis zählt 31 Bürgermeistereien.
4413. Trier.
Die Stadt Trier ist eine der ältesten Städte Europas. Der
Sage gemäß ist sie von Trebeta *) gegründet, 100 Jahre vor Roms
Erbauung: so viel ist jedoch sicher, daß die Trevirer zu den mächtigsten
Stämmen der Germanen gehörten und erst nach langem und kräftigem
Widerstande (55 I. v. Chr.) von Julius Cäsar besiegt wurden.
Die alten Trevirer hatten, wie alle Gallier, blondes Haar; sie redeten
deutsch, und selbst, da die Römer schon lange die Herrschaft über sie
führten, wurde die römische Sprache nur von den höhern Ständen
gesprochen. Indeß gelangte Trier unter der Römerherrschaft zu seinem
höchsten Glanze; es wurde das zweite Rom, auch Augusta Tre-
virorum genannt, und war die Hauptstadt der Provinz Belgien.
Später wurde es Residenz röm. Kaiser. Nachdem die Römer vom
Rheine vertrieben worden waren, kam Trier unter die Herrschaft der
Franken (393) und zu dem Theile des Frankenreiches, der Australien
genannt wurde und dessen Könige in Metz residirten. Aber auch die
austrasischen Könige liebten Trier; mehre nahmen Residenz daselbst.
Durch den Vertrag zu Verdun kam Trier 843 an Lothringen und
durch die Theilung zwischen Ludwig dem Deutschen und Carl dem
Kahlen 870 zu Deutschland, mit deines bis 1794 vereinigt blieb.
In diesem Jahre wurde es mit Frankreich vereinigt und 1800 zum
Hauptort des französischen Departements der Saar bestimmt. Nach-
dem aber Napoleon 1813 bei Leipzig geschlagen und bald darnach
aus dem Rheinlande vertrieben worden war, rückten am 5. Januar
1814 die ersten preuß. Soldaten in Trier ein, und am 5. April 1815
nahm der verewigte König Friedrich Wilhelm Iii. wie die ganze
Rheinprovinz, so auch Trier in Besitz. — Nicht leicht hat eine Stadt
im Laufe der Jahrhunderte so viele Belagerungen, Verwüstungen und
Zerstörungen erfahren, wie Trier. 261 nach Chr. verwüsteten es die
Allemannen; 399 die Franken; 410 die Vandalen; dann wieder im
nämlichen Jahre die Franken, die es 411 plünderten und verbrann-
ten, und kaum wieder aus der Asche erstanden, 415 abermal zer-
störten. Ebenso im Jahre 440, 447 und 451 von Attila, dem
Hunnenkönig: von 853—883 wurde es viermal durch die Normannen
schwer heimgesucht. 1300 belagerte Heinrich von Luxemburg die Stadt,
*) Trebeta, Sohn des assyrischen Königs Ninus, welcher zu Abrahams Zeiten lebte, soll
nach dem Dafürhalten einiger Geschichtsschreiber des Mittelalters von seiner Stiefmutter Se-
miramis aus dem Reiche seines Vaters verstoßen worden sein, und sich mit einigen Freunden
hierher geflüchtet und den Grund zur Stadt Trier gelegt haben.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Ortsnamen: Bitburg Europas Rom Belgien Rheine Lothringen Deutschland Frankreich Leipzig Rheinlande
446
einige suchten bessere Sitze in dem reichen Römerstaate und drängten
unterwegs Alles aus dem Wege. Die wilden Hunnen fielen aus
Asiens kalten Wüsten über Deutschland her und nahmen auch ihren
Zug in die Römer-Provinzen. In dieser schrecklichen Zeit, wo in
Deutschland der eine Stamm den andern durch Schwert und Feuer
verjagte, wußte man nicht, ob man morgen noch sein Haus und sein
Leben haben würde. Das Wogen der Völker dauerte fast 300 Jahre
und heißt die Völkerwanderung.
Alle unruhigen deutschen Stämme hatten es aber auf die römi-
schen Provinzen abgesehen. Die Gothen besetzten Griechenland und
Spanien, die Vandalen Afrika, die Angelsachsen England, die
Franken das alte Gallien, von ihnen Frankreich genannt, die
Burgunder den südöstlichen Theil Galliens u. s. w. Den Schluß
machten die Langobarden von der Elbe her, die das lombardische
Reich stifteten. Das römische Reich war in mehre neue Reiche zer-
splittert, im I. 476 n. Chr. Geb. war auch kein römischer Kaiser mehr.
Alle Völker, die sich im römischen Reiche niederließen, fanden in
ihren neuen Wohnsitzen die christliche Religion und nahmen sie bald
an. Rur die Sachsen in Westphalen und die Alemannen in
Schwaben, die Friesen, die Thüringer und andere, welche an
den Zügen keinen Antheil nahmen, waren Feinde des Christenthums,
weil es die Religion der Römer, ihrer Feinde, war.
376. cttttsst.
Die Hunnen hatten sich inzwischen in dem jetzigen Ungarn so ziem-
lich ruhig verhalten. Unter ihrem Könige Atti 11a kamen sie aber zum
Schrecken aller Völker nochmal in Bewegung. Attila, die Geissei
Gottes genannt, war von .abschreckender Hässlichkeit. Er war klein
von Gestalt, olivenfarbig, stumpfnasig, hatte tiefliegende, kleine, doch
feurige Augen. Sein Leben war Krieg und Kampf. Als sich eine Kuh
auf der Weide den Fuss verletzte, untersuchte der Hirte den Boden
und fand ein Schwert, dessen Spitze hervorragte. Er grub es aus und
brachte es dem Attila, der es als ein Geschenk des Kriegsgottes mit
den Worten hinnahm: «Der Stern fallt; die Erde zittert: ich bin der
Hammer der Welt und das Gras wächst nicht mehr auf dem Boden,
den der Huf meines Pferdes berührt hat.“ Er lebte sehr einfach, be-
diente sich bei der Tafel hölzerner Gefässe und ass weder Fleisch noch
Brot. Sein ganzer Schmuck waren die Waffen. Dieser schreckliche
Mann gebot über 700,000 Krieger. Verwüstend drang er in Deutsch-
land ein und bahnte sich mit Feuer und Schwert den Weg nach Gallien.
Hier stellten sich ihm die vereinigten Römer und Deutschen entgegen
und lieferten ihm bei Chalon an der Marne eine furchtbare Schlacht.
200,000 Leichen bedeckten das Schlachtfeld. Attilla sah sich zum
Rückzüge in seine Wagenburg genöthigt, von wo die ganze Nacht hin-
durch sein Gesang ertönte, den er mit dem Zusammenschlagen der
Waffen begleitete; er glich dem Löwen, der die Höhle, in welche er ein-
geschlossen, mit Gebrüll erfüllt. Attila wäre am folgenden Tage ohne
Zweifel vernichtet worden, wenn nicht der römische Feldherr Aetius,
misstrauisch auf die Macht der Deutschen, diese beredet hätte, in der
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Attilla
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Deutschland Deutschland Griechenland Spanien Afrika England Gallien Frankreich Galliens Sachsen Schwaben Gottes Gallien Chalon