Iv
Naturlehre.
83
fette (fette und flüchtige (Die; f. Iii, 5. 70 u. 83) finden sich hauptsächlich in Früchten
und Samen (Leispiele!). Die tierischen Fette sind fast alle fest (Ausnahme: Lebertran!).
Die festen Fette werden durch Ausschmelzen gewonnen (Talg), die (Die dagegen durch
Auspressen oder durch Auskochen mit Wasser. Alle Fette sind nämlich in Wasser unlöslich
und sammeln sich auf seiner Oberfläche an (warum?). — wir lösen Soda in Wasser auf
und gießen etwas Gl hinzu. Schütteln wir die Flüssigkeit, so wird sie milchig. Vas Gl
hat sich nämlich in viele, sehr kleine Tröpfchen verteilt und kann nun mit der ganzen
Mischung ausgegossen werden. Um unser Kochgeschirr von Fett zu reinigen, tun wir
daher Soda in das Abwaschwasser. Aus den Kleidern entfernen wir Fettflecke zumeist
durch Benzin, das Fett auflöst. — Ganz reine Fette sind geruchlos; an der Luft
werden sie aber durch Aufnahme von Sauerstoff übelriechend, „ranzig". Beim ver-
brennen von Fetten bildet sich Leuchtgas (versuch!); sie bestehen also aus Kohlen-,
Sauer- und Wasserstoff. Da sich die Fette aber erst bei hoher Temperatur
(300 0) zersetzen, also viel heißer als Wasser werden können, benutzen wir sie im
haushalte, um Fleisch und andre Speisen zu braten. Dabei bleibt das Fleisch zu-
gleich schmackhaft. Legen wir nämlich Fleisch in heißes Fett, dann gerinnt das Eiweiß
der äußeren Schicht, so daß der wohlschmeckende Fleischsaft zurückgehalten wird, was
geschieht dagegen, wenn wir Fleisch mit kaltem Wasser „ansetzen"? — Die Fette
sind die wichtigsten „Brennstoffe" des Körpers (f. Iii, S. 63). Darum genießen die
Bewohner kalter Länder fettreiche Speisen, und die Grönländer trinken sogar Tran.
wie wir wissen, werden die Fette als heiz- und Veleuchtungsstoffe ver-
wendet (Beispiele!). Einige Gle, z. B. das Leinöl, erhärten an der Luft; sie dienen
darum als Firnis zum Anstrich. Kneten wir Leinöl mit Kreide zusammen, so erhalten
wir den „Glaserkitt". Fette aller Art werden endlich auch zur
5. Seifenbereitung benutzt, a) In einer großen porzellanschale schmelzen wir Talg,
setzen Natronlauge (5.74) hinzu und kochen unter beständigem Umrühren, bis die Masse Fäden
zieht. Dann fügen wir Kochsalz bei, kochen noch einige Zeit und lassen das Ganze erkalten.
Dabei scheidet sich aus der wässerigen Lauge ein fester Körper ab: wir haben Seife her-
gestellt. Ähnlich bereitet der Seifensieder die „Kern-" oder „Natronseife" im großen. Ver-
wendet er Kalilauge, ohne Kochsalz hinzuzufügen, so erhält er die „Schmier-" oder „Kaliseife"
(Name?), die besonders zum Scheuern und waschen gebraucht wird.
d) wir wissen bereits, daß sich Seife in Wasser auslöst (5. 63). Dabei wird gleich-
zeitig Natron- oder Kalilauge frei. Diese verbindet sich beim waschen mit den auf dem
Körper oder in den Stoffen vorhandenen Fetten zu löslicher Seife, die ebenso wie der an-
haftende Staub und Schmutz durch Wasser weggespült wird.
Xii. Von der Gärung.
I. Die geistige Gärung, a) Bleibt klarer, süßer Gbsksafk längere Zeit in
einem offenen Glase stehen, so sieht man Gasbläschen aufsteigen. Der Saft wird
trübe und beginnt zu schäumen: er „gärt". Mit Hilfe des Mikroskopes erkennt man
darin unzählige Zellen des Hefepilzes (f. Iii, 5. 110). wenn die „Gärung" beendet
ist, schmeckt die Flüssigkeit nicht mehr süß, sondern branntweinartig.
b) Um diesen Vorgang zu verstehen, gießen wir eine dünne Zuckerlösung in
eine Gasentwicklungsflasche, setzen ein wenig Bierhefe zu, führen das gebogene
Glasrohr in Kalkwasser und erwärmen die Flüssigkeit gelinde (auf etwa 20"). Da
das aus der schäumenden Lösung aufsteigende Gas das Kalkwasser trübt, haben wir
6*
I
Geschichte.
85
außerpreußischen Ländern anwerben, wobei nicht selten Gewalt und List gebraucht wurde,
wer Soldat war, mußte es bleiben, solange feine Kräfte ausreichten; die Landeskinder
wurden aber jährlich zur Ernte längere Zeit beurlaubt. Die Zucht war hart; denn
man meinte, die Soldaten ohne Prügel nicht ausbilden und in Ordnung halten zu können.
Ausreißer wurden grausam mit Kuten geschlagen oder mit dem Tode bestraft. Die
Offiziere ernannte der König selbst und nahm sie fast nur aus dem grundbesitzenden
Adelstände, damit sie bei späterer Dienstunfähigkeit nicht Not litten. Er gründete
auch Kadettenanstalten, auf denen junge Edelleute für den Kriegsdienst erzogen wurden.
- Bei der Ausbildung des Heeres wurde der König von dem Fürsten Leopold von
Anhalt, „dem alten Dessauer", unterstützt. Dieser führte den gleichen Schritt
und den eisernen Ladestock ein. Die Soldaten wurden geübt, in drei Gliedern dicht
geschlossen und in schnurgeraden Linien vorzurücken, dabei von Zeit zu Zeit gleich-
zeitig Feuer abzugeben und im Marsche wieder schnell zu laden. Man nahm am
liebsten hochgewachsene Leute, weil diesen das Laden der Gewehre leichter wurde.
Friedrich Wilhelm I. hatte eine große Vorliebe für diese „langen Kerls". Trotz
seiner sonstigen Sparsamkeit gab er große Summen aus, wenn er einen besonders
langen Mann anwerben konnte. Das Potsdamer Leibregiment, dessen Oberst der
König selbst war, bestand aus lauter Kiesen. Es gewährte einen prächtigen Anblick,
wenn die stattlichen Männer, die aus dem Kopse noch hohe Blechmützen trugen, ihre
Übungen abhielten. Bei aller Strenge sorgte der König väterlich für seine „blauen
Kinder". Er erlaubte ihnen zu heiraten und baute ihnen in Potsdam kleine Wohn-
häuser, in denen sie nebenher ein Handwerk betrieben. Sie dursten ihm auch ihre
wünsche persönlich vortragen, wenn den König die Gicht plagte, beschäftigte er sich
damit, die längsten seiner Leibgrenadiere abzumalen. Eine Anzahl dieser Bilder mit der
Unterschrift des Königs „Gemalt unter großen Schmerzen" ist jetzt noch vorhanden. In
Potsdam, das Friedrich Wilhelm sehr liebte, und das er erst zu einer ansehnlichen
Stadt gemacht hat, errichtete er ein großes Militärwaisenhaus. — Für die Verteidigung
des Landes wurde durch Ausbau der Festungen Spandau, Küstrin und Magdeburg gesorgt.
3. Friedrich Wilhelm I. als Landesvater, a) Verwaltung, wenn der König
zur Besichtigung der Truppen im Lande umherreiste, achtete er mit scharfen Bugen
darauf, daß seine Beamten treu ihre Pflicht erfüllten; unfähige und unehrliche setzte
er rücksichtslos ab. Um so sparsam wie möglich zu wirtschaften, richtete er die
Oberrechnungskammer ein, die sämtliche Ausgaben der Verwaltung genau nach-
prüfen mußte. In der Behörde, die an der Spitze der verschiedenen Verwaltungs-
zweige stand, dem „Generaldirektorium", führte er selbst den Vorsitz. Bus diese weise
gelang es ihm, überall musterhafte Ordnung herzustellen und einen gewissenhaften Beamten-
stand zu schassen. Die Steuerfreiheit der Kittergüter hob Friedrich Wilhelm l. aus, obgleich
sich der Adel, besonders in Ostpreußen, heftig dagegen sträubte. Den Städten nahm
er das Kecht, sich selbst zu verwalten; die Bürger konnten ihm aber bestimmte Männer
als Bürgermeister vorschlagen. Bus den Dörfern vertraten die Edelleute oder die
Pächter der königlichen Güter die Obrigkeit. — In der Kechtspflege verlangte der
König schnelle Entscheidung der Prozesse. Gerichtliche Urteile, die ihm nicht gefielen,
änderte er nicht selten eigenmächtig ab.
b) Ackerbau. Als viele Tausende protestantischer Bewohner des Bistums
Salzburg ihres Glaubens wegen die Heimat verließen, bot ihnen Friedrich Wilhelm l.
in seinem Lande eine Zuflucht. In Ostpreußen, das durch die Pest fast entvölkert
Zranke-Schmeil, Nealienbuch. Ausg. A. I. Geschichte. 2. stuft. 6
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von
Anhalt Leopold Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
92
Geschichte.
I
war die Schlacht schon entschieden. Franzosen und Reichstruppen befanden sich in wildester
Flucht, 70 Geschütze waren erobert. Über diesen glänzenden Sieg erhob sich in ganz
Deutschland großer Jubel. Friedrich wurde in zahlreichen Volksliedern als Deutschlands
Held gefeiert, und selbst am kaiserlichen Hofe zu Wien empfand man Schadenfreude,
daß die hochmütigen Franzosen die Schärfe der preußischen Waffen auch einmal kennen
gelernt hatten, von der Zeit an übergab -Friedrich die Führung des Feldzugs gegen
die Franzosen seinem Schwager, dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig. Dieser
erwies sich als geschickter Feldherr und besiegte die Franzosen im Saufe des Krieges
noch mehrmals. (1758 bei Krefelö, 1759 bei Minden.) — Inzwischen aber waren
die (Österreicher tief nach Schlesien eingedrungen und hatten die Festungen Schweidnitz
und Breslau erobert. In Gewaltmärschen eilte Friedrich herbei und trat dem dreimal
so starken Feinde, der das kleine preußische Heer spöttisch die „Potsdamer wachtparade"
nannte, am 5. Dezember 1757 bei Leuthen entgegen, vor der Schlacht, von deren
Ausgang das Schicksal Preußens abhing, versammelte Friedrich seine höheren Offiziere
und richtete eine zündende Ansprache an sie. Das preußische Fußvolk warf den Feind,
der durch geschickte Truppenbewegungen Friedrichs über das Ziel des preußischen Angriffs
getäuscht worden war, auf einem Flügel zurück, und General Zielen sorgte mit der Reiterei
dafür, daß er sich nicht von neuem ordnen konnte. Die Erstürmung des Dorfes Leuthen
vollendete den Sieg (Gedicht: Thoral von Leuthen). Schlesien war wieder frei.
o) l758--l76l. während das preußische Heer gegen die Österreicher im Felde
stand, waren die Russen bis Rüstrin vorgedrungen und hatten in der Reumark übel
gehaust. Bei Zorndorf, nordöstlich von Rüstrin, griff sie Friedrich an. Sepdlitz ent-
schied durch rechtzeitiges Eingreifen mit der Reiterei die blutige Schlacht. Dann
eilte der Rönig nach Sachsen zurück, um die Österreicher aufzuhalten. Aber der General
Daun wich fortgesetzt dem Rampfe aus. Da wurde Friedrich unvorsichtig und lagerte
bei hochkirch in unmittelbarer Nähe der Österreicher in ungünstiger Stellung, obgleich
ihn seine Generale dringend warnten. In einer nebeligen Oktobernacht überfiel Daun
das preußische Lager. Doch auch in dem furchtbaren Rachtgefechte bewährte sich die
preußische Rriegszucht. Friedrich verlor zwar einen großen Teil seiner Geschütze, aber
seine Soldaten, die durch den Donner der Ranonen aus dem Schlafe geweckt wurden,
ordneten sich so schnell und kämpften mit so todesverachtender Tapferkeit, daß er sich
ungehindert zurückziehen konnte. — Trotz der schweren Niederlage vermochte er Schlesien
und Sachsen halten. — Im folgenden Rriegsjahre (1759) gelang es den Russen und
Österreichern, sich zu vereinigen, so daß sie gemeinsam auf Berlin vordringen konnten.
Um die Mark zu retten, stellte sich Friedrich ihnen bei Runersdorf in der Nähe von
Frankfurt a. G. entgegen. Seine Truppen, die schon seit 2 Uhr morgens auf dem Marsche
waren, hatten anfangs (Erfolg; jedoch an dem glühendheißen Augusttage erlahmte nach
und nach ihre Rraft, und sie konnten den frischen feindlichen Truppen nicht mehr wider-
stehen. Sepdlitz wurde schwer verwundet und mußte das Schlachtfeld verlassen. Mit Mühe
gelang es dem Rönige, mit einer Schar zusammengeraffter Soldaten unter eigener, höchster
Lebensgefahr den Rückzug zu decken. 500 Offiziere, 18 000 Mann waren gefallen,
der Rest des Heeres strömte aufgelöst nach der Oder zurück. Der preußische Staat
schien verloren zu fein; der König selbst brach unter der Wucht des Unglücks körperlich
und geistig zusammen und mußte den Oberbefehl abgeben. Aber schon drei Tage später
hatte er sich wieder erholt. Die Uneinigkeit der Gegner wurde seine Rettung. Die
Russen waren erzürnt, daß sich die Österreicher den Sieg von Runersdorf allein zu-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Wien Minden Schweidnitz Breslau Gewaltmärschen Friedrichs Sachsen Sachsen Berlin Frankfurt
I
Geschichte.
59
vierten Entdeckungsreise erlitt er Schiffbruch und gelangte erst nach langer Zeit und
mancherlei Not wieder nach Spanien. Krans und einsam ist er bald darauf gestorben,
bis an sein Lebensende fest überzeugt, Indien gefunden zu haben. Erst später
stellte es sich heraus, daß Kolumbus einen bisher unbekannten Erdteil, Rmerika,
entdeckt hatte.
e) Vasco da Gama findet den Seeweg nach Indien. Sechs Fahre danach
segelte der Portugiese Vasco da Gama um Rfrüa herum und fand endlich den See-
weg nach Indien. Durch diese Entdeckungen nahm der Weltverkehr allmählich andre
Wege. Die Portugiesen, die Spanier und besonders die Holländer •— später auch
die Engländer bemächtigen sich des Handels. Die deutschen Städte hatten den
Schaden davon, denn sie mutzten ihre waren nun von Lissabon und Rmsterdam beziehen.
Ruch die früher so einflutzreiche Hansa verlor nach und nach ihre wacht und ihr Rnsehen.
2. Dar Schießpulver. Die Kenntnis des Schießpulvers, dessen Erfindung man
fälschlich dem Mönche Berthold Schwarz aus Freiburg i. B. zugeschrieben hat, ist
von Ostasien her nach dem Rbendlande gedrungen. Zunächst schoß man nur aus
Kanonen große Steine und später auch eiserne Kugeln. Um das Jahr l400 fing
man an, Handfeuerwaffen herzustellen. Da diese aber sehr schwer waren, konnte sie
der Schütze beim Zielen nicht halten. Er legte sie deshalb auf eine Gabel, die er
immer mit sich führte. Dann schüttete er Pulver aus das Zündloch und hielt eine
glimmende Lunte daran. Bei Kegen wurde das Pulver naß und die Büchse unbrauch-
bar. Rm Ende des l6. Jahrhunderts kamen die Steinschloßgewehre auf. Bei ihnen
schlug ein Stück Feuerstein aus Stahl, so daß Funken sprühten, die das Pulver ent-
zündeten. Neben dem Feuergewehre blieb aber die Rrmbrust noch lange in Gebrauch.
Gegen die Feuerwaffen boten die Burgen und festen Städte, sowie die schweren Küstungen
der Kitter keinen rechten Schutz. Es trat infolgedessen allmählich eine große Ver-
änderung im Kriegswesen ein.
3. Die frommen Landsknechte. Die Kriege der Schweizer mit den Heeren der
Habsburger halten gezeigt, daß die schwer gepanzerten Kitter dem beweglichen Fußvolke
nicht gewachsen waren. Da es auch immer sehr lange Zeit dauerte, bis die Kaiser und
die großen Fürsten ihre Lehnsleute zu einem Kriege zusammenbrachten, fing man an, Fuß-
knechte zu mieten. So kamen die Söldnerheere der Landsknechte auf. Drohte ein Krieg, so be-
auftragte der Landesfürst einen erprobten Kriegsobersien mit der Rufstellung eines Heeres. Dieser
erwählte die Hauptleute und ließ die Werbetrommel in Städten und Dörfern rühren. Da
strömten aus allen Ländern verwegene Gesellen herzu, die meist schon früher um Sold gedient
hatten; aber auch zahlreiche Bauernsöhne und arme Edelleute nahmen Handgeld. Der monat-
liche Sold betrug etwa 20 Mark. Büchsenschützen und Leute, die mit Brust- und Kückenpanzer,
Rrm- und Beinschienen ausgerüstet waren, erhielten als ,,Doppelsöldner" höheren Lohn. Die
Offiziere wurden sehr hoch bezahlt. Ein bekannter Landsknechtführer war Georg von Frunds-
berg, den man „den Vater der Landsknechte" nannte. Die Kleidung besorgte sich jeder selbst.
Sie bestand aus einer Lederjacke mit geschlitzten Rrmeln, aus einer kurzen, weiten Hose, langen
Strümpfen und derben Schuhen. Der Kopf war mit einer Stahlhaube bedeckt. Rls Waffe diente ein
Spieß von 4-6m Länge und ein mächtiges zweihändiges Schwert. Man teilte die Landsknechte
in Gruppen von ungefähr 400 Mann ein, von denen 25 — 30 mit Büchsen versehen waren.
Jedes dieser „Fähnlein" hatte einen Hauptmann, einen Leutnant, einen Feldwebel und einen
Fähnrich, der ein kräftiger Mann sein mußte; denn die Fahne war gewaltig groß und schwer.
Ruch ein Trommler und ein Pfeifer gehörten dazu.
Ein wichtiges Rmt im Söldnerheere hatte der profoß, der Verräter und andre Ver-
brecher anklagte. Das Urteil sprachen die Landsknechte selbst, hatte der Rngeklagte den Tod
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Ii
Erdkunde.
83
großer Ströme: Indus, Brahmaputra und Ganges entspringen dort mit vielen
ihrer Nebenflüsse. Sie haben wie alle Gebirgswasser im Laufe der Zeiten ungeheure
Mengen von Steingeröll und Erde mit sich fortgerissen. 5luf diese weise wurde das
Meer, das sich vor vielen Jahrtausenden zwischen dem Gebirge und dem südlicher ge-
legenen Hochlande Dekan befand, zugeschüttet. Dadurch ist das ausgedehnte Tiefland
hindostan entstanden. 5in den Mündungen des Indus und Ganges kann man
noch heute beobachten, wie sich fortgesetzt Land bildet (vgl. mit der Poebene!).
2. hindostan. a) Indusgebiet. Die Ebenen am Mittel- und Unterlaufe
des Indus werden von den Sommermonsunen nicht berührt, hier herrscht darum
große Trockenheit. Östlich vom Indus dehnt sich sogar eine wüste aus. Um Süd-
westfuße des Himalaja Dagegen fließen 5 wasserreiche Gebirgsflüsse zum Indus.
Die von ihnen durchströmte Ebene, das Fünfstromland (pandschab), ist fruchtbar.
Uuch die Gebirgstäler dieser Flüsse und die Hochflächen, die sich im Gebirge finden, sind
überaus ertragreich, so besonders das herrliche, gartenähnliche Land Kaschmir. Von
dort erhalten wir die kostbaren Schals, die aus den haaren der Kaschmirziege an-
gefertigt werden.
L>) Gangesgebiet. Da die Flüsse die gewaltigen'wassermassen, die vom Himalaja
Herabkommen, zeitweise nichts zu fassen vermögen, überfluten sie das Land. Um Fuße des
Gebirges dehnt sich daher ein weiter, mit Schilf und Bambusrohr dicht bewachsener
Sumpfgürtel (Dschungeln) aus. In diesen undurchdringlichen Dickichten leben u. a. das
riesige Nashorn, der blutgierige Tiger und die von den Indern göttlich verehrte, giftige
Brillenschlange. Die höher gelegenen Urwälder werden von Elefanten, Nffen und vielen
buntgefiederten vögeln bewohnt! der Pfau hat dort seine Heimat. — Die breite Tiefebene,
das eigentliche hindostan, wird durch den Ganges und seine Nebenflüsse reichlich
bewässert. Da die kalten Wintermonsune wegen der höhe des Himalaja die Tiefebene
nicht erreichen, herrscht im hindostan während des ganzen Jahres ein mildes Klima.
Die Wärme und Feuchtigkeit bringen auf dem fruchtbaren Boden üppigsten Pflanzen-
wuchs hervor. In den weiten Niederungen an den Flüssen gedeiht der Neis, der hier
jährlich eine viermalige Ernte liefert. Buch Weizen, Baumwolle, Mohn und viele
andre Gewächse geben reiche Erträge. Ergiebige Steinkohlenlager finden sich in den
südöstlichen Gebieten. Sie begünstigten das Aufblühen der Maschinen- und Metall-
industrie, der Baumwollen-, Wollen- und Seidenweberei. In der Landschaft Bengalen
vereinigen sich Ganges und Brahmaputra, deren mächtiges Delta (größer als Bayern)
von Dschungeln bedeckt ist. (Heimat der Tholera!)
3. Hochland Defan ist von Nandgebirgen umgeben. Die Wolken der
Sommermonsune regnen sich am westlichen Bergrande ab. hier befinden sich deshalb
auch die (Quellen vieler Flüsse. Da sich das Land nach Osten senkt, fließen sie dem
Bengalischen Meerbusen zu. Das regenarme Innenland, welches Gold und kostbare
Diamanten liefert, wird zum großen Teil von Grassteppen eingenommen.
4. Vre Insel Ceylon ist von paradiesischer Fruchtbarkeit. Das Land ist weithin
mit Tee- und Kaffeepflanzungen, sowie mit Kokoshainen bedeckt,- auch Gewürze, besonders
Zimt und Pfeffer, gedeihen in dem feuchtwarmen Klima vortrefflich. Das Erdinnere birgt
prächtige Edelsteine. Huf dem Grunde des angrenzenden Meeres lebt die Perlmuschel.
5. Vèwohnkl'. a) Das Volk und seine Neligion. Infolge der großen
Fruchtbarkeit ist Vorderindien, und zwar besonders hindostan, sehr dicht bevölkert. Es
wird von den Hindu bewohnt, einem Volksstamme, der mit den Germanen verwandt ist.
6*
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
100
Erdkunde.
Ii
treiben besonders Handel. Die Araber kaufen im Innern Elfenbein, Häute und Felle
(früher auch Sklaven) und bringen die waren durch Trägerkarawanen (befahrbare Wege
fehlen!) zu den Rüstenplätzen, wie in Kamerun rafft auch in dieser Kolonie das Fieber
viele Europäer hinweg. Der hohe wert dieser Schutzgebiete liegt in ihrer Bedeutung
als Plantagenkolonien, besonders Kautschuk, Kokosnüsse (Kopra), Kasfee, Baumwolle,
Hanf, Flachs, Elfenbein und Kopal (ein Baumharz, das zu Sack verarbeitet wird)
werden ausgeführt. — Missionare bemühen sich hier wie auch in allen andern Teilen
Afrikas, die Neger zum Ehristentume zu bekehren.
3. Britisch-Südafrika.
Vas innerafrikanische Hochland südlich vom Kongostaate und die Südspitze des
Erdteils werden von Britisch-Südafrika eingenommen. Durch die Gebirge des Ostrandes
werden die Wolken, die vom Indischen Ozeane heranziehen, gezwungen sich abzuregnen.
Daher erhalten der östliche und der südöstliche Küstenstrich reiche Niederschläge,
fluf dem fruchtbaren Boden des Küstenlandes gedeihen alle europäischen Obst- und
Getreidearten. Das innere Hochland aber ist trocken und fast ausschließlich mit
Grassteppen bedeckt, die als weide dienen (Kinder, Schafe, Strauße); z. T. wird es
sogar von einer wüste (Kalahari) eingenommen. Die bedeutendsten Flüsse des
Hochlandes sind der Oranje und der Sambesi. Da sie viel Geröll mitführen, sowie
Stromschnellen und Wasserfälle bilden, eignen sie sich nur streckenweis zur Schiffahrt. Bei
Johannesburg (186) liegen sehr ergiebige Goldfelder, und weiter südwärts werden
Diamanten von seltener Größe gefunden. — Der Ausgangspunkt des Handels ist Kap-
stadt (mit Vororten 170), das durch den Bau des Zueskanals freilich an Bedeutung für
den Welthandel eingebüßt hat. Südlich von der Stadt liegt das Kap der guten Hoffnung.
Die Bevölkerung von Britisch-Südafrika bestand ursprünglich aus Hottentotten
und Buschmännern. Sie wurden aber durch Raffern (Neger), die aus nördlicheren Gegen-
den kamen, verdrängt. Im 17. Jahrhundert nahmen Holländer (Buren) von Südafrika
Besitz. Sie mußten sich nach harten Kämpfen den Engländern unterwerfen. — Das
Land zu beiden Seiten der Sambesimündung gehört den Portugiesen.
4. Deutsch -Züdrvestafrika.
Deutsch-Südwestafrika grenzt im Westen an den Atlantischen Ozean, im Süden
und Osten an britisches, im Norden an portugiesisches Gebiet. Es ist ungefähr
12/3 mal so groß als das Deutsche Reich. Trotz der bedeutenden Küstenlänge — sie
gleicht etwa der Entfernung von Stettin bis Neapel — besitzt das Land nur einen
einzigen guten Hafen (Lüderitzbucht). Dazu kommt noch, daß die Schiffe wegen der
starken Brandung oft längere Zeit auf dem Meere liegen müssen, ehe ihre Ladung ge-
landet werden kann. — Ostwinde vermögen der Kolonie keine Niederschläge zu bringen
(warum nicht? s. Brit. Süd-Afr.). Aber auch die Südwestwinde führen keine Regenwolken
herbei. An der Küste fließt nämlich ein kalter Meeresstrom entlang, durch den der
wasserdampf abgekühlt wird, so daß sich die Wolken schon über dem Meere abregnen.
Das Küstengebiet ist daher ein regenarmes, mit Sanddünen bedecktes Land.
Nach dem Innern zu schließen sich weite Hochebenen mit stattlichen Gebirgen
an. Der tropische Norden des Gebietes erhält Sommerregen, so daß Viehzucht (Rinder,
Schafe, Pferde, Strauße) und Ackerbau (Getreide, Tabak, Obst) betrieben werden können.
Im Süden treten nur dann und wann starke Gewitterregen auf. Das Regenwasser
J
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun]]
Iii.
Naturgeschichte.
113
Zweig vom Pfefferstrauche
Rften und den schmalen, aber graugrünen
Blättern einem Weidenbaume in hohem Grade.
Zeine weißen Einten gleichen denen des Ligusters,
der bei uns gern zur Anlage „lebender Hecken"
verwendet wird. Oie schlehenähnlichen Ztein-
früchte liefern ausgepreßt das wertvolle Gliven-
oder Baumöl. Die bessern Olsorten dienen als
Speiseöl („provenceröl", weil besonders in der
Provence gewonnen); die geringeren werden
zur Herstellung von Zeifen, sowie als Brenn-
und Zchmieröle verwendet.
7. Der pfesserstrauch wird außer in
vielen andern heißen Ländern besonders in Ost-
indien und auf den Zundainfeln angebaut. Er
klettert gleich dem Efeu mit Hilfe von Wurzeln
an Ztämmen und Ztützen empor. Aus den
unscheinbaren Blüten entwickeln sich rote Beeren,
die je einen hartschaligen Zamen umschließen,
werden die Früchte unreif abgepflückt und ge-
trocknet. dann schrumpft das Fruchtfleisch zu-
sammen, und man erhält den „schwarzen
Pfeffer". Läßt man sie dagegen vollkommen
reif werden und beseitigt das Fruchtfleisch, so liefern sie den „weißen Pfeffer".
8. Der Iimtbaum wird auf Ceylon in Strauchform gezogen, haben die Stämme eine
Stärke von etwa 4 cm erreicht, dann schneidet man sie ab und löst von Stamm und ästen
die Ninde los. Werden die Nindenstücke getrocknet, so rollen sie sich zusammen, nehmen eine
rotbraune Farbe an und kommen als Zimt in den Handel.
9. Der Muskatnutzbaum ist auf den Molukken heimisch, wird aber auch auf den
Antillen angebaut. Die walnußgroße Frucht enthält einen steinharten Samen (ö.), der die
Muskatnuß liefert. Umgeben ist der Same von einem
karminroten, zerschlitzten Gebilde, das als „Muskatblüte"
in den Handel kommt (6.).
10. Auf den Molukken hat auch der Gewürz-
nelkenbaum seine Heimat. Er hat sich aber über alle
heißen Länder verbreitet. Seine getrockneten Blütenknospen
sind die sog. Gewürznelken.
11. Cin kostbares Gewürz liefert uns in ihren
schotenförmigen Früchten die vanille. Sie ist eine Kletter-
pflanze aus den Urwäldern des tropischen Amerika, wird
gegenwärtig aber in vielen Teilen der heißen Zone angebaut.
12. Die Baumwolle wird von verschiedenen kraut-, strauch-
und baumartigen pflanzen gewonnen, die in allen wärmeren Ländern
der Erde angebaut werden. Sie haben große, mehrlappige Blätter
und gelbe Malvenblüten. Aus der reifen Fruchtkapsel quillt ein mächtiger Haar-
schopf hervor. Die haare (Bedeutung?) haben eine Länge bis zu 5 cm und fitzen an den
erbsengroßen Zamen. Zobald sich die Kapseln zu öffnen beginnen, werden sie einge-
sammelt. Die haare werden von den Zamen abgelöst, gesponnen und entweder als Garn
Franke-Schmeil, Nealienbuch. Nusg. A. Iii. Naturgeschichte 2. stufl. 8
Muskatnuß.
Blütenknospe
des Gewürz-
nelkenbaumes,
längs-
durchschnitten.
114
Naturgeschichte.
Iii
verwendet (Strick-, Häkelgarn u. dgl.),
oder zu Zeugen verwebt (Kattun,
Barchent, Musselin usw.). Rus den
Samen wird Gl gepreßt (Baumwoll-
saatöl), und die Rückstände dienen noch
als nahrhaftes viehfutter.
13. verletzt man eine Wolfsmilch-
pflanze, wie sie bei uns an Wegen, als
Unkraut in Gärten oder an andern Drten
vorkommt, so quillt aus der Wunde ein
giftiger, klebriger Milchsaft hervor („Wolfs-
milch" !). Er enthält geringe Mengen eines
Stoffes, den man als Zederharz oder
Kautschuk bezeichnet. In weit größerer
Menge findet sich dieser wertvolle Stoff
in dem Milchsäfte mehrerer Bäume, die in
den Urwäldern des heißen Südamerika
heimisch sind. Er dient als Radiergummi, zur Herstellung von Schläuchen, Gummischuhen,
wasserdichten Überzügen und hundert andern Sachen. Gehärtet erhält er fast die Festigkeit von
Horn und Fischbein. Viesen „Hartgummi" benutzt man daher zur Anfertigung von Kämmen,
Knöpfen u. dgl.
Zweig und reife Kapsel der Baumwolle.
Ii. vom Vau und Leben der Pflanze.
7. vom Vau und Leben der Zelle.
1. Die Zelle. Das Mikroskop läßt uns erkennen, daß die Pflanze aus Körpern
zusammengesetzt ist. die einen ganz bestimmten Bau zeigen. Da diese Körper vielfach
wie die Zellen der Bienenwabe geformt sind, werden sie „Zellen" genannt. Mährend
zahlreiche tilgen und Pilze nur aus je einer Zelle bestehen, sind die größeren Gewächse, ja
schon jedes Blatt, jede Murzel u. dgl. aus sehr vielen Zellen zusammengesetzt. Sie sind von
verschiedener Gestalt und erreichen meist nicht einmal die Länge eines Millimeters.
In der Regel kann man an ihnen eine feste Mand, die Zellhaut (Hl), und einen
farblosen Inhalt erkennen, der als Urbildungsftoff oder Protoplasma be-
zeichnet wird.
2. Dar Protoplasma ist eine zähflüssige Masse, die sehr reich an Eiweiß ist
(s. Iv, S. 82) und sich meist an einer Stelle zu einem rundlichen Körper verdichtet
hat (K.). In den Zellen wachsender Pflanzenteile spaltet sich dieser Zellkern vielfach in
zwei Geile, die etwas auseinander rücken. Indem sich darauf zwischen den beiden
Stücken im Protoplasma eine Scheidewand bildet, find aus der einen Zelle durch
Teilung zwei Zellen hervorgegangen.
Reben dem Zellkerne finden sich in der Zelle noch kleinere Protoplasmaballen
(6.), die zumeist einen grünen Farbstoff enthalten. In den grünen Blättern z. B. sind
sie in so großer Zahl vorhanden, daß sie die an sich farblosen Blätter grün erscheinen
lassen. Dasselbe gilt für alle andern grünen Pflanzenteile. Den Farbstoff bezeichnet
man als Blattgrün, und die Körperchen, in denen er sich findet, nennt man Blatt-
grünkörper.
3. Der Zellsaft. Junge Pflanzenzellen (I.) sind vollkommen mit Protoplasma
Iv
Naturlehre.
81
gesteigert, daß das Lrz schmilzt, und es bildet sich Eisen, das nach unten tropft und
sich am Grunde des Ofens, auf dem „Herde" sammelt, von dort wird das geschmolzene
Eisen von Zeit zu Zeit abgelassen; es fließt in längliche Sandformen, in denen
es erstarrt. Da der Ofen, einmal angezündet, dauernd in Betrieb sein muß, wird
von oben schichtweise Eisenerz und Brennmaterial nachgefüllt.
b) Verwendung. Vas auf diese weise gewonnene Roheisen enthält 2l(2— 4°/0
Kohlenstoff. (Es läßt sich zwar seilen, bohren und in Formen gießen („Gußeisen"),
ist aber spröde. Darum kann man es nur zu Eäpfen, Ofen und solchen Maschinen-
teilen verarbeiten, die keine große Festigkeit bedingen. — Um es für Schmiede-- und
Schlosserarbeiten verwendbar zu machen, muß ihm durch ein besonderes Schmelzver-
fahren der Kohlenstoff bis auf etwa 1/12 °/0 entzogen werden. Es entsteht dann das
Schmiede- oder Stabeisen, das zäh und dehnbar ist. Daher kann man es hämmern
und walzen. Sn der Glühhitze wird es weich, so daß sich getrennte Stücke unter
dem Hammer zusammen „schweißen" lassen. Man verfertigt daraus Träger für
Bauten, Ketten, Bleche für Dampfkessel usw. — Eisen, das 0,3— 1,6 °/o Kohlenstoff
enthält, bezeichnete man früher als Stahl. Jetzt ist die Bezeichnung (Stahl oder
Eisen) mehr oder weniger willkürlich, weil es viele Zwischenstufen gibt, wenn man
glühenden Stahl plötzlich in Wasser abkühlt, wird er sehr hart. Da er zugleich
elastisch ist, wird er zu Feilen, Sensen, Messer- und Säbelklingen, sowie zu Nadeln,
Uhrfedern usw. verarbeitet. — Gegossenen Stahl nennt man Guß stahl. Er wird
zur Herstellung von Geschützrohren und Maschinenteilen aller 5lrt verwendet. —
wiederhole, was wir über den Magnetismus des Eisens erfahren haben!
Lösen wir etwas Eisen in verdünnter Schwefelsäure aus, und dampfen wir die
grünliche Flüssigkeit ein, so scheiden sich grüne Kristalle von Eisenvitriol aus. Im
großen gewinnt man das Eisenvitriol aus dem messinggelben Schwefelkies (5. 71).
Fügen wir zu einer Lösung von Eisenvitriol Gerbsäure (5. 86), so wird die Flüssigkeit
schwarz. Darum verwendet man Eisenvitriol zur Herstellung der Tinte. Ruch in der
Färberei und in andern Gewerben wird das wichtige Salz vielfach benutzt.
Xi. von den Nährstoffen.
Diejenigen Stoffe der Nahrung, die für den Rufbau und die Erhaltung unsres
Körpers erforderlich sind, nennt man Nährstoffe. Rußer Wasser und Salzen
(Kalksalze, Kochsalz) sind es Zucker, Stärke, Eiweiß und Fette.
1. 9er Zucker ist in wurzeln, Stengeln und Früchten weit verbreitet (Frucht-
zucker; Trauben- oder Stärkezucker) und auch in der Milch der Säugetiere vorhanden
(Milchzucker). Die Zuckerart, die wir zumeist verwenden, wird aus dem Safte
der Zuckerrüben hergestellt (Rübenzucker). — Sie werden sorgfältig gereinigt und in
„Schnitzel" zerschnitten, aus denen man den zuckerhaltigen Saft gewöhnlich durch Rus-
laugen gewinnt. Dieser „Dünnsaft" enthält aber außer Zucker noch andre Stoffe,
insbesondere Eiweiß, Säuren und Farbstoffe, von denen er befreit werden muß.
Dann filtriert man ihn durch Tierkohle, um ihn zu entfärben. Der geläuterte Saft
wird in besonders eingerichteten Gefäßen zu „Dicksaft" eingedampft, aus dem sich der
Zucker in kleinen Kristallen abscheidet. Nachdem der so erhaltene „Rohzucker" in
Schleudermaschinen von dem „Sirup" befreit worden ist, wird er nochmals gereinigt,
„raffiniert". Dann stellt man aus ihm die „Zuckerhüte" und den „Würfelzucker" her.
Franke-Schmeil. Realienbuch. Rusg. A. Iv. Naturlehre. 2. stufl. 6 lur interrwtionale
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82
Raturlehre.
Iv
— Die Schnitzel sind ein gutes viehfutter. — Ruch aus dem Zuckerrohre gewinnt man
auf ähnliche weife Zucker (Rohrzucker), der dem Rübenzucker völlig gleicht.
wenn wir Zucker gelinde erwärmen, schmilzt er und erstarrt beim Erkalten zu
einer glasartigen Waste (Vonbon). Erhitzen wir geschmolzenen Zucker, dann wird
er immer dunkler; dabei entweichen wasserdampf und brennbare Gase (Leuchtgas).
Der Zucker besteht also aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff. — wie
wir wissen, ist er im Wasser leicht löslich; er ist auch sehr leicht verdaulich und wirkt
daher nach körperlichen Rnstrengungen schnell kräftigend. — Lassen wir eine gesättigte
Zuckerlösung stehen, so daß das Wasser langsam verdunstet, dann scheiden sich Kristalle
ab (Zuckerkandis). — Da starke Zuckerlösungen die Entwicklung von Bakterien verhindern,
benutzt man sie, um Früchte längere Zeit zu erhalten, zu „konservieren".
2. Die Stärfc ist Uns aus jedem haushalte als weißes, weiches, leicht zer-
reibliches Stärkemehl bekannt, wir haben bereits erfahren (s. Iii, 5. 117), daß sie
von den Pflanzen bereitet wird. Besonders reich daran sind die Getreidekörner, die
Samen der Hülsenfrüchte, die Rartoffeln usw. wie sie aus letzteren gewonnen wird,
haben wir schon kennen gelernt (s. Iii, §. 87). — Die Stärke hat dieselben Be-
standteile wie der Zucker, aber sie ist in kaltem Wasser unlöslich. Rühren wir sie
jedoch mit warmem Wasser an, so quellen die Rörnchen auf, und wir erhalten den
schleimigen, gallertartigen „Stärkekleister". Buchbinder und Tapezierer brauchen ihn
zum Rieben; die Wäscherin „stärkt" damit die Wäsche (Glanzplätten!). — Die Stärke,
die in rohem Zustande fast unverdaulich ist, führen wir dem Rörper in mehlhaltigen
Speisen und Backwaren zu. Durch das Rochen oder Backen wird sie nämlich in
Stärkekleister übergeführt, den der Rlund- und Bauchspeichel, sowie der Iragen-
und der Darmsaft in Zucker umsetzen. — Ruch die Pflanzen können nur gelöste
Stoffe aufnehmen. Beim „Reimen" der Samen und Rnollen verwandelt sich die
darin aufgespeicherte Stärke in Zucker (Iralzbereitung, S. 84).
3. Dar Eiweiß hat seinen Namen von dem Weißen im Hühnerei. Dieses
wird, wie wir wissen, beim Erwärmen fest (Rochen der Eier): es „gerinnt". Rn der
Luft geht es leicht in Fäulnis über. Da sich dabei Wasser, Rohlensäure, Rmmoniak
und Schwefelwasserstoff bilden (Beweis!), enthält das Eiweiß außer Roh len-,
Sauer- und Wasserstoff auch noch Stickstoff und Schwefel. — verbrennen
wir hühnereiweiß, so nehmen wir einen Geruch wie nach verbrannten haaren oder
Federn wahr. — wir bringen etwas hühnereiweiß in Salzwasser: es löst sich auf.
Erwärmen wir die Lösung, so entsteht ein weißer, flockiger Riederschlag, der sich
beim verbrennen durch den unangenehmen Geruch als Eiweiß zu erkennen gibt.
Lasten wir etwas mageres Fleisch eine Zeitlang in Wasser stehen, so können wir
auf dieselbe weise feststellen, daß das Wasser dem Fleische Eiweiß entzogen hat.
Ruch in der Flüssigkeit, aus der sich die Rartoffelstärke absetzt (s. Ill, 5. 87), ist
Eiweiß leicht festzustellen (versuch!). Es kommt also in Tieren und Pflanzen vor.
Das Eiweiß wird hauptsächlich von den Pflanzen gebildet (woraus?). Dort hilft es
den Inhalt der Zellen, das Protoplasma, aufbauen (s. Iii, S. 114), und für uns ist
es der eigentliche Fleisch- und Blutbildner. Besonders reich an Eiweiß sind außer
dem Fleische der Tiere die Getreidekörner und die Samen der Hülsenfrüchtler. Daher
sind sie auch für Riensch und Tier wichtige Nahrungsmittel.
4. Die Fette kommen gleichfalls im Pflanzen- wie im Tierreiche vor. Sie sind
fest (Talg), halbweich (Butter, Schmalz) oder flüssig (Gle). Die meist flüssigen Pflanzen-