32
ist das Elen, zu dem Hirschgeschlecht gehörig, eben so merkwürdig
als selten. Dieses stattliche Thier hat die Größe und Stärke eines
Rindes und breitschauflige Geweihe.
Die Hauptstadt der Provinz — der Sitz des Oberpräsidenten
und eines evangelischen Consistoriums — ist Königsberg am
Pregel, mit mehr als 112,000 Einwohnern und einer Universität.
Königsberg ist eine bedeutende Handelsstadt, da hier jährlich viele
hundert Schiffe aus- und einlaufen. Die bedeutendste Handelsstadt der
Provinz aber, und zugleich eine starke Festung, ist Danzig, mit über
94,000 Einwohnern. Die Lage dieser Stadt an der Mündung der
Weichsel macht sie zu dem bedeutendsten Seehandelsplatze. Elbing,
mit einem Hafen — und Memel an der Einfahrt aus der Ostsee ins
kurische Haff, treiben ebenfalls starken Handel. Letztere ist die nörd-
lichste Stadt der Provinz. Von den übrigen Städten sind die bedeu-
tendsten: Tilsit — Gumbinnen — Marienwerder — Graudenz,
eine Festung am rechten Weichselufer — und Thorn, der Geburtsort
des Kopernikus, von welchem im Iii. Abschnitte dieses Buches weiter
die Rede ist. — Frauenburg, am frischen Haff, ist der Sitz des
Bischofs von Ermeland — Pelplin, mit großartigen, ehemalige?
Klostergebäuden, ist der Sitz des Bischofs von Culm — und Ma-
rienburg, an der Nogat, war einst der Sitz des Hochmeisters der
deutschen Ordensritter, welche 53 Jahre lang (von 1230—1283)
gegen die damals noch heidnischen Bewohner Preußens schwere
Kriege führten und sie endlich zum Christenthum bekehrten. — Das
noch vorhandene schöne Schloß der Ordensritter ist in neuerer Zeit
trefflich wieder hergestellt worden. —
27. An -er Ostseeküste.
Es wiegen die Wasserbinsen Das Heer der wilden Enten
Sich tief im dunkeln Moor; Bricht scheu aus dem Schilfe jetzt;
Die kalten Abendwinde Die Dommel sich dicht am Stamme
Rasseln im Rohr. Der gekappten Weide setzt.
Sie schaut nach den dunkeln Mummeln*),
Die auf dem Wasser sind.
Die Enten ziehn am Himmel,
Im Rohre raschelt der Wind. (Brunold.)
Wie viel Provinzen kennt ihr jetzt? — Nenne die Regierungsbezirke
der Provinz Preussen! — Nenne die drei bedeutendsten Flüsse der Provinz
Preussen und gieb an, worein jeder mündet! — Nenne die beiden Haffe der
Provinz! — Was heisst Landzunge? — Was Nehrung? — Gieb den Unter-
schied an zwischen einer Landzunge und einer Halbinsel! — Was wisst ihr
von der Bodenbeschaffenheit der Provinz Preussen? — Nennt ihre bedeutend-
sten Städte! — Nennt die Erwerbsquellen der Bewohner! — Was habt ihr
sonst noch behalten? —
Zeichnet jetzt die Provinz Preussen auf die Tafel. —
Beschreibet siel —
*) Mummel ober Mümmel — von vermummen - eine weiße oder gelbe Wasser.
(See«) Lilie, die unter dem Wasser versteckt ist, aus welchem nur die Blüthen hervorragen.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
33
28 Die Provinz Posen.
Die Provinz Posen, auch das Großherzogthum Posen ge-
nannt, ist ein Theil des alten Königsreichs Polen und besteht aus
den Leiden Regierungsbezirken Posen und Bromberg. Ihr Flächen-
raum beträgt 537 Quadratmeilen und ihre Einwohnerzahl 1,583,000.
Zwei Drittel der Bevölkerung sind Polen und nur ein Drittel Deutsche.
Der westliche Theil der Provinz ist meist von Deutschen, dagegen der
östliche überwiegend von Polen bewohnt. Der Handel und der Be-
trieb der Gastwirthschaft ist größtentheils in Händen der Juden, die
an Zahl mehr als 70,000 betragen. — Die Provinz Posen hat durchaus
keine Gebirge, nur hier und da hügelige Erhöhungen. Die Ebenen
und Niederungen sind häufig mit Wasser angefüllt und an den Ufern
der Flüsse bruchig. Die Warthe, der Hauptfluß der Provinz, mit ihren
Nebenflüssen, der Netze und Olra, strömen träge dahin zwischen ihren
niedrigen Usern. Die Weichsel berührt die Provinz auf eine kurze Strecke
in Nord-Osten und ist durch den Bromberger Kanal mit der Netze
verbunden. Außerdem hat die Provinz viele Seen. Der Boden ist im
Ganzen mittelmäßig fruchtbar; es wird so viel Getreide gebaut, daß
davon ausgeführt werden kann. An Waldungen, worin sich noch Wölfe
aufhalten, fehlt es in der Provinz nicht, und weit ausgedehnte Wiesen-
flächen sind der Viehzucht besonders förderlich. Schaf-, Pferde-
und Rindviehzucht find daher bedeutend, und Schweine werden in
solcher Menge gezogen, daß sie heerdenweise auf bedeutenden Viehmärkten
für benachbarte Provinzen aufgekauft werden. An Mineralien ist die
Provinz arm; denn außer Lehm, Thon und Mergel liefert sie nur
etwas Rasenerz und Braunkohlen.
Die Hauptstadt ist Posen, von welcher die ganze Provinz ihren
Namen hat. — Die Stadt Posen ist der Sitz des Oberpräsidenten,
des Erzbischofs von Posen und Gnesen, eines evangelischen
Konsistoriums, und hat über 57,000 Einwohner und viele ansehn-
liche Gebäude, besonders Kirchen. Von den übrigen Städten sind noch
zu merken: Lissa und Rawitsch, mit Tuchfabriken — Bromberg,mit
einigem Handel — Fraustadt, mit Getreidehandel — Gnesen,mit
einer uralten Domkirche — und Kruschwitz am Goplo-See, merk-
würdig als Stammort der alten Pi asten.
29. Der erste Piast.
Im neunten Jahrhundert war durch das Aussterben der Regenten-
familie der polnische Königsthron erledigt worden. Eine neue
Fürstenwahl wurde beschlossen, und die Edlen des Volks versammelten
sich zu diesem Zwecke in der Königsburg zu Kruschwitz. Durch folgenden
Umstand wurde ihre Aufmerksamkeit bei der Wahl des neuen Königs auf
einen im niedrigsten Stande lebenden Bewohner von Kruschwitz geleitet:
Es waren einst — als der zuletzt verstorbene polnische König nach
der Sitte des Landes den Tag feierlich beging, an welchem seinem
Sohne zum ersten Male das Haar, geschoren wurde — zwei Fremde
Hacsters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Arrsg. Z
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
34
vor der königlichen Burg erschienen, die um Einlaß baten. Mit'
Schmähungen zurückgewiesen, wollten sie sich aus Kruschwitz wieder
entfernen, als ihnen ein in der Vorstadt wohnender Landmann, Namens
Piast, freundlich entgegen kam und sie bat, in seine Hütte zu treten.
Freigebig bewirtheten er und seine Frau die Fremden mit Bier und
Schweinefleisch, dem Besten, was das gastfreundliche Ehepaar zum
bevorstehenden Haarbeschneidungsfeste ihres eigenen Sohnes in Be-
reitschaft hatte. Die Fremden aßen und tranken, aber, o Wunder! das
Fleisch verminderte sich nicht, und jemehr Piast von seinem Biere spen-
dete, desto mehr füllte sich das Faß von selbst. Ja Piast mußte auf
Verlangen der Fremden den König mit seinem ganzen Gefolge in seine
Hütte laden und — auch für die Hofleute reichten Speise und Trank.
Feierlich wurde nun Piast's Sohn, Ziemowit, in Gegenwart aller
von den Fremden geschoren.
Dies wunderbare Ereigniß war noch in frischem Andenken, als die
polnischen Edlen in Kruschwitz zur Wahl eines neuen Königs zusammen
gekommen waren. Einstimmig wurde dem Piast, als einem von den
Göttern reich Gesegneten, die Königsherrschaft angetragen. Mehr ge-
zwungen als freiwillig, wurde er unter dem Jubel des Volks mit seiner
Frau und seinem Sohne aus seiner Hütte in die Königsburg geführt.
Dort legte er den königlichen Schmuck an — befahl aber, feine Bast-'
schuhe sorgfältig aufzubewahren, damit seine Nachkommen an ihre
niedrige Herkunft erinnert und vor Hochmuth gewarnt würden.
Piast verlegte, so meldet die Sage, seine Residenz von Kruschwitz nach
Gnesen und wurde der Stammvater der Königsfamilie der Piasten,
welche fünf Jahrhunderte hindurch (von 840 —1370) Polen beherrschte.
— Ein Nachkomme der Piasten, Miesko, ist unter den Fürsten
Polens als derjenige merkwürdig, welcher zuerst sich taufen ließ (964)
und in seinem Reiche dem Christenthum den Sieg über das Heiden-
thum verschaffte. —
Wie viel Provinzen kennt ihr jetzt? — Wie viel Regierungsbezirke? —
Wie heisst der Hauptftuss der Provinz Posen? — Wie die Nebenflüsse des-
selben? — Nach welcher Himmelsgegend Hiessen sie? — Worin besteht der
Unterschied zwischen einem Flusse und einem Kanal? — Wie heisst der Kanal
der Provinz Posen, und welche Flüsse verbindet er mit einander? — Jeder
soll jetzt angeben, was er sonst noch von der Provinz Posen behalten hat! —
Zeichnet jetzt die Provinz auf die Tafelt —
Beschreibet siel —
30. Die Provinz Schlesien.
Die Provinz Schlesien zählt 742 Quadratmeilen mit 3,707,000
Einwohnern und zerfällt in die Regierungsbezirke: Breslau, Oppeln
und Liegnitz. Sie ist voll von Naturschönheiten und reich an
mannigfaltigen Natur- und Kunstprodukten. Gebirge und Thäler,
rauschende Gebirgswasser, tosende Wasserfälle, schnell dahin-
eilende Bäche, langsam dahingleitende Flüsse, hochgelegene Bergseen,
wohlgepflegte Obst- und Blumengärten, mit Weinreben bekränzte
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
70
Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und
Residenzstadt aber ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zu-
gehenden Thale, welches mit Reben und Obstbäumen reich bepflanzt ist.
Ihre Einwohnerzahl ist auf 91.000 angewachsen, so daß man sie jetzt
zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkenswerth für
jeden Deutschen ist das dem aus Würtemberg gebürtigen großen Dichter
Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allent-
halben berühmt machen; darum wäre es undankbar gewesen, wenn man
sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte.
Außer Stuttgart sind noch die Universitätsstadt Tübingen und die
Festung Nlm bemerkenswerth. — Durch ein wohlgeordnetes Schul-
wesen hat die würtembergische Regierung sehr viel zur Bildung des
Volkes beigetragen, und eben Würtemberg, das Schwabenland,
ist es, welches dem deutschen Volke viele berühmte Dichter, z. B.
Schiller, Uhland, Justinus Kerner u. a. gegeben hat.
Neben der Anhänglichkeit an ihre Heimath zeichnen den schwäbischen
Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den Landesherrn und
gegen die Familie aus. So wird von den Frauen des Städtchens
Weinsberg folgendes berühmte Beispiel der,Treue erzählt. Als
nämlich ein deutscher Kaiser die Stadt, welche sich zu seinen Feinden
gehalten hatte, belagerte, wehrten sich die Bürger so verzweifelt, daß
er im Unwillen schwur, wenn er hineinkomme, werde er keinen, der
die Waffen geführt, verschonen. Der Hunger zwang endlich die Stadt,
sich zu ergeben, und kein Bitten und Flehen vermochte nun den Kaiser
zur Gnade zu bewegen. Nur den Weibern, beladen mit ihren besten
Schätzen, wurde freier Abzug bewilligt. Aber als sich das Thor öffnet,
was zeigt sich den mordlustigen Kriegern des Kaisers? Eine lange
Reihe der Weiber, die, mit Zurücklassung ihrer liebsten Habe, ihre
Männer, Vater und Söhne als ihre besten Schätze auf dem Rücken
trugen. Obgleich mancher aus des Kaisers Gefolge diese List nicht
gelten lassen wollte, so erklärte dieser doch, sein kaiserliches Wort
müsse gehalten werden. Die Weiber hatten den Männern das
Leben gerettet, und der Kaiser belohnte diese ihre Treue dadurch, daß
er ihnen auch alle ihre Besitzthümer ließ.
Von der Treue der Schwaben gegen den Landesherrn wird folgende
Geschichte erzählt. Als Graf Eberhard von Würtemberg in
seinem Alter in Wildbad sich erholen und die vielen Wunden, die
er in den Schlachten für sein Land empfangen, heilen wollte, wurde
er plötzlich von feindlichen Rittern dort eingeschlossen und wäre ohne
Zweifel von ihnen gefangen worden, hätte ihn nicht ein treuer Unter-
than gerettet. Ein Hirt war es; dieser eilte athemlos herbei, dem
Grafen die Botschaft von den heranziehenden Feinden zu bringen.
Aber damit begnügte sich der Mann nicht; er zeigte dem alten Herrn
zugleich einen verborgenen Pfad zur Flucht, und als dieser nicht rasch
genug den Berg hinaufsteigen konnte, nahm ihn der kräftige Schwabe
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Schiller B.
Schiller Eberhard_von_Würtemberg
313
und die Franzosen unter ihrem großen Kaiser, um in Ungarn
Österreich zu bezwingen. Durch dieses Thor kam den Ungarn das
Christenthum, der Städtebau, die Kultur, das Deutschthum.
Hier liegen in der Ebene zu Leiden Seiten der Karpathen, in den
Raab er Flächen die unzähligen ungarisch-deutschen Schlachtfelder.
Durch das zweite Hauptthor, bei Belgrad, rückten die römischen
Kaiser. Auf eben dieser großen Hauptstraße ergosten sich die ungestümen
Schaaren der Türken und verbreiteten sich von Belgrad aus auf die
ungarischen Viehtriften. Zu diesem Thore hinaus zogen die Un-
garn, die Österreicher, um gegen die Türken zu streiten. Um
diesen Punkt drehen sich alle die Kämpfe Ungarns mit der Türkei,
und cs liegen hier an der Theiß Schlachtfelder an Schlachtfeldern,
auf denen unsägliches Blut vergossen wurde.
Durch das dritte Thor endlich, das die theißer Ebene anbahnt,
kamen die Ungarn selbst, 215,000 bewaffnete Männer stark. Denn
hier überstiegen sie aus den Ebenen der Moldau die Karpathen und
ergossen sich in das Thal der Theiß. Vor ihnen strömten auch dieses
Weges die Hunnen und unzählige andere Völkerschaften. — Und 1849
eilten von dieser Seite die Russen — Österreich zu Hülfe, von
dessen Herrschaft sich die Ungarn zu befreien strebten. —
Während in dem Innern von Ungarn die Magyaren wohnen,
stehen die Deutschen in dem westlichen Thore, welches wir das
deutsche nennen. In dem südlichen stehen die Türken, und wir
nennen es das türkische. In dem östlichen aber stehen die Russen,
und cs mag daher das russische genannt werden. — In der Nähe
des deutschen Thores hält die wichtige Festung Komorn Wache, in
der Nähe des türkischen das eben so feste Peter ward ein.
■Wiederholnngsfragen! —
Zeichnen und Beschreihen/ —
17 Rußland.
Wir kommen nun zum Osten von Europa — nach Rußland.
Ehe wir aber von diesem großen Reiche reden, müssen wir vorher des
Königreiches Polen gedenken, welches einst ein gar mächtiges Reich
war, jetzt aber auf den Landkarten kaum noch zu finden ist. Vor dem
Jahre 1772 umfaßte es noch 13,000 Quadratmeilen, war also fast
zweimal so groß, als der preußische Staat. Zur Zeit seiner größ-
ten Macht dehnte es sich von der Ostsee bis zum schwarzen Meer
aus, und begriff in sich einen Theil der jetzigen Provinz Preußen mit
Thorn und Danzig — das Großherzogthum Posen — das öster-
reichische Galizien mit Krakau und Lemberg — das jetzige, unter
dem russischen Kaiser stehende Königreich Polen mit der Hauptstadt
Warschau — imd noch mehrere Gebiete im Westen und Süden
von dem jetzigen Rußland.
Das jetzige Kaiserthum Rußland gehört zu den größten Reichen
der Erde; denn es erstreckt sich nicht nur über einen großen Theil von
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
55
verhallte in den grausigen Höhlen, ohne das Ohr eines Erdenbewoh-
ners zu erreichen. Endlich, nachdem er drei Tage und drei Nächte
lang zehnfach die Angst eines Lebendigbegrabenen ausgestanden hatte,
erblickte er den rettenden Lichtstrahl, der ihn wieder zur Oberwelt
zurückführte. Hunger, Angst und Anstrengungen hatten aber seine
Kräfte so erschöpft, daß er wenige Tage nachher starb. Indessen hatte
er doch noch so viel Besinnung, seine Freunde auf die Geheimnisse
dieser Höhle aufmerksam zu machen, weshalb sich auch bald mehrere
fanden, die seinen Versuch mit gutem Erfolg wiederholten, die Höhle
aber, ihm zu Ehren, Baumannshöhle nannten. Die Zeit der Ent-
deckung kennt man nicht; doch soll die Höhle schon in der Mitte des
16. Jahrhunderts bekannt gewesen und bereits 1570 von den Grafen
Ernst und Martin von Rein stein besucht worden sein.
Der Baumannshöhle fast gegenüber, also auf dem rechten Bodeufer,
befindet sich eine ähnliche Höhle, welche nach dem auf der Thalwand
sich erhebenden Bielstein die Bielshöhle heißt. Sie wurde 1672
bei Gelegenheit eines Waldbrandes, der den Eingang sichtbar machte,
entdeckt, aber erst 1788 durch den Bergmann Becker zugänglich ge-
macht. Wir haben sie, da sie im Ganzen der Baumannshöhle ähn-
lich ist, nicht besucht, sondern setzten nun unsern Weg nach Elbinge-
rode fort.
Wiederholungsfragen! —
Zeiehnen und Beschreibenl —
40» Thüringen.
Die vier sächsischen Herzogthümer und die zwei schwarzbur-
gischen und zwer reußischen Fürstenthümer.
(7-14.)
Recht in der Mitte von Deutschland liegt Thüringen, ein Landstrich,
welcher schon lange nicht mehr einen einzigen Staat ausmacht, sondern
verschiedenen Herren angehört. Da liegen die Lande des In roß
Herzogs von Sachsen-Weimar und die der Herzöge von Sachsen-
Koburg-Gotha, Sachsen-Altenburg und Sachsen-Meiningen,
dazwischen einige preußische Kreise und die Fürstenthümer Schwarz-
burg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt. Zu diesem
Thüringen, dessen Mittelpunkt das darnach benannte Gebirge, der
thüringer Wald, bildet, gehören gar fruchtbare und gewerbfleißige
Gegenden mit schönen, wenn gleich nicht sehr großen Städten, wovon
die vorzüglichsten zugleich fürstliche Residenzen sind: so Weimar
im Großherzogthum Sachsen-Weimar — Gotha und Koburg
im Herzogthum Sachsen-Koburg-Gotha — Meiningen im
Herzogthum Sachsen-Meiningen — und Altenburg im Her-
zogthum Sachsen-Altenburg.
In Weimar haben die berühmtesten deutschen Dichter Göthe,
Schiller, Herder und Wieland zu gleicher Zeit gelebt, nicht als
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Martin_von_Rein Bergmann_Becker Schiller
228
29. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von
Brandenburg.
(1640 —1688.)
Selten ist ein Staat so rasch zu seiner jetzigen Größe und Macht
emporgewachsen, als das Königreich Preußen. Kaum 500 Quadrat-
meilen enthielt die Mark Brandenburg, die sich der erste Kurfürst
Friedrich von Hohenzollern im Jahre 1415 mit 400,000 Gold-
gülden vom Kaiser Sigismund erkaufte — und jetzt, nach 400 Jahren,
umfaßt der daraus entstandene preußische Staat über 6000 Quadrat-
meilen. Schon unter der Regierung des Kurfürsten Johann Sigis-
mund (von 1608 — 1619) waren das Herzogthum Cleve (am
Niederrhein), die Grafschaft Mark und Ravensberg (in West-
phalen) und das Herzogthum Preußen*) durch Erbschaft an die
Mark Brandenburg gefallen. Seine jetzige Größe und Bedeutung
aber hat Preußen zunächst jenem Manne zu danken, der 1640 den
Lrandenburgischen Thron bestieg: Friedrich Wilhelm, dem großen
Kurfürsten. Er war der elfte der Kurfürsten aus dem Hause
Hohenzollern. Geboren und groß geworden in der trostlosen Zeit
des 30jährigen Krieges, hatte er das Elend der damaligen Zeit
tief empfunden. An dem Werke des „westphälischen Friedens"
nahm er daher eifrigen Antheil. Für den an Schweden abgetretenen
Theil von Pommern, welches 1637 ganz an Brandenburg ge-
fallen war, erhielt er die Erzstifter: Magdeburg, Halberstadt
und Minden. Aber in dem Lande, das er regieren sollte, sah es,
wie allenthalben in Deutschland, gar traurig aus: kein Geld, kein
Heer, kein Ackerbau, weder Gewerbe, noch Handel, noch Schu-
len, grenzenloses Elend überall. Diesen Jammer zu tilgen, das
Volk durch Unterricht zu bilden, das Land durch Herstellung der
Ordnung, durch Ackerbau, Handel, Gewerbe und Kunst und
durch ein geordnetes und geübtes Heer wieder stark zu machen:
das hat der große Mann zur Aufgabe seines Lebens gemacht. Frei-
lich ging es dabei nicht immer ohne harte Kämpfe her, nicht bloß im
Innern seines Landes, sondern auch nach außen hin. Während
er mit seinem Heere am Rhein stand, um seine Erbländer, das Her-
zogthum Jülich, Cleve, Berg und die Grafschaft Mark gegen den
eroberungssüchtigen Franzosenkönig Ludwig Xiv. zu schützen, hatte
*) Der Rame Preußen kommt erst gegen das Ende des 10. Jahrhunderts Inder Geschichte
vor und bezeichnet diejenigen Völkerschaften, welche das nordöstliche, an Rußland grenzende
Gebiet an der Memel und Weichsel bewohnten. Weil ste Anwohner (Nachbarn) der Russe«,
damals Reußen genannt, waren, so gab man ihnen den Namen: Poreußen, d. h. die an
oder bei den Reußen Wohnenden, woraus später der Name Preußen entstanden ist.— Rauh,
wie die Natur des Landes, waren auch die Bewohner desselben. Erst im 13. Jahrhundert 'wur-
den sie durch die deutschen Ordensritter zum Christenthum bekehrt, welche von nun an das
Land beherrschten. Marienburg an der Nogat (im jetzigen Regierungsbezirk Marienwerder)
war der Sitz dieses Ordens. Der letzte Hochmeister desselben war Albrecht von Bran-
denburg. Dieser trat 1525 zur evangelischen Religion über. Mit seinem Sohne
Albrecht Friedrich starben seine männlichen Nachkommen in Preußen (1618) aus, und das
Herzogthum Preußen fiel an Brandenburg. Bon diesem Herzogthum hat der preußische
Staat seinen Namen erhalten. Weil das Ordenskleid der deutschen Ritter, welche früher
in Preußen geherrscht hatte», schwarz und weiß war, so blieben dies« Farbe» preußische
A a livn alfar den.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich Sigismund Johann_Sigis- Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Cleve Ludwig_Xiv Ludwig Albrecht_von_Bran- Albrecht Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Brandenburg Brandenburg Pommern Brandenburg Magdeburg Halberstadt Minden Deutschland Rhein Marienburg Marienwerder Brandenburg
315
Rußland hat zwei Hauptstädte: Moskau und Petersburg.
Moskau ist der Mittelpunkt des Landhandels und der russischen
Industrie; seit dem Brande im Jahre 1812 ist es schöner, als es
vorher war, wieder aus der Asche gestiegen und hat jetzt 611,000
Einwohner. Petersburg am finnischen Meerbusen, mit 691,000
Einwohnern, ist der Mittelpunkt des See Handels und die Residenz-
stadt der kaiserlichen Familie.
Das große russische Reich ist von vielen verschiedenen Völkerschaften
bewohnt, die meist die russische Sprache reden und sich zur
griechisch-katholischen Kirche bekennen.
18. Der Russe in den Steppen.
Obgleich die Malorossianen (Kleinrussen) durch ihre große Zahl
und allgemeine Verbreitung die Hauptnation in den südrusstschen Step-
pen (Kleinrußland) bilden, so fehlt es hier doch keineswegs an
Großrussen. Ich traf einmal mit einem solchen, der sich in den
südlichen Steppen niedergelassen hatte, zusammen, erzählt uns ein
Reisender. Ich fragte ihn, wie es ihm da gefiele? „Ach, Herr", ant-
wortete er, „wem kann es hier gefallen?" Ist denn euer Rußland
bester? fragte ich weiter. „Unser Rußland, unser Rußland, wie sollte
es nicht bester sein!" Ich sah, daß er sich erzürnen wollte und fragte,
was denn in Rußland besser sei?
„O in Rußland, Herr, da ist von allem etwas, und hier ist von
allem nichts! In Rußland ist das Brod besser, die Häuser besser, das
Land besser, der Schnee besser, der Sommer, der Winter und alle
Jahreszeiten besser. Da ist Berg, Thal, Wald, Wiese, Brunnen,
Quellen, Flüsse — alles in Fülle; alles wechselt ab und alles ist so
schön. Im Lande fließen große, schöne Ströme, und vor allen die
herrliche Mutter Wolga mit allen ihren Kindern. Die Wälder sind
groß und prächtig. Die Eichen, Linden, Buchen, Tannen und Fichten
— alle bis zum Himmel! Und in den Bäumen singen Vögel von
jeder Art, der eine so, der andere so!" (Er pfiff dabei den Nachtigallen
und Lerchen nach.) „Ach und in den Wäldern, welche Luft voll Wohl-
geruch!" (Dabei fächelte er sich die Luft zu und athmete sie begierig
ein, als wenn sie voller Veilchenduft wäre.) „Und wie nahe ist dir
das alles! Siehe, hier ist deine Hausthüre, du machst sie auf, trittst
hinaus und bist gleich mitten im Walde." (Hier hielt er mich bei der
Hand und ich mußte stehen bleiben, als wenn ich die Hausthür wäre;
er aber trat einige Schritte in das hohe Gras hinein, als wenn es
der Wald wäre.) „Welche herrliche Musik im Walde", fuhr er fort,
„und wie die Sonne durch die Blätter scheint! Und im Grase des
Waldes blühen und reisen allerlei Beeren um dich her. Erdbeeren,
Herr, kleine süße Himbeeren und Brombeeren von jeder Art, Herr, so
viele, als du nur wünschen kannst. Du kannst dich niederlegen, wo du
nur willst, und rund um dich herum pflücken, und du stehst nicht anders
als satt wieder auf." (Dabei warf er sich gar ins Gras und rupfte
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
447
mehr fanden, schenkte ihnen im Jahre 1530 der deutsche Kaiser Karl V. die
Insel Malta, und von jener Zeit an hießen sie auch Maltheserrilter. —
Der König Balduin von Jerusalem schenkte im Jahre 1118 acht
französischen Rittern, die sich heldenmüthig der armen Pilger
außerhalb der Hauptstadt gegen die Angriffe der räuberischen Horden
angenommen hatten, den Platz, wo einst der Tempel Salomo's stand
Hier Lauten sie sich an und erhielten davon den Namen Tempelherrn.
Sie trugen ein rothes Kreuz auf ihrem weißen Mantel. Un-
gewöhnlich schnell stieg das Ansehen dieses Ordens, der größtentheils
aus Franzosen bestand, und er gewann durch reiche Mitglieder und
fromme Vermächtnisse einen Reichthum, der bald jenen der Johanniter
überstieg. Aber dieser Reichthum reizte den habsüchtigen französischen
König Philipp Iv. zum Verderben dieses Ordens. Er klagte die Mit-
glieder der gröbsten Verbrechen an; sie wurden unschuldig mißhandelt, ein-
gemauert, lebendig verbrannt, und der ganze Orden wurde im Jahre 1312
aufgehoben, seine Güter aber zum Vortheile des Königs eingezogen. —
Auch der deutsche Ritterorden hat den Kreuzzügen seine Ent-
stehung zu verdanken. Er wurde im Jahre 1190 von Deutschen
gegründet. Die Mitglieder mußten Deutsche sein. Auch sie legten,
wie die vorgenannten Orden, das dreifache Gelübde ab, und hatten
im Ganzen denselben Zweck und dieselbe Einrichtung. Ihre Ordens-
tracht war ein weißer Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach
dem Verluste des heil. Landes wandten sie sich nach Venedig. Von da
wurden sie unter ihrem Großmeister Hermann von Salza im Jahre
1229 von den Polen gegen die Preußen zu Hülfe gerufen. Drei-
undfünfzig Jahre lang (von 1230 bis 1283) führten sie mit diesem heid-
nischen Volke schwere Kriege. Endlich eroberten sie das Land und verbreiteten
darin das Christenthum und deutsche Bildung, Sitte und Sprache.
Durch sie entstanden die Städte Thorn und Kulm, später Memel
und Königsberg. Marienburg wurde im Jahre 1309 die Residenz
des Hochmeisters. Im 16. Jahrhundert (1525) nahm der Hoch-
meister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg, mit den
meisten Ordensgliedem die evangelische Religion an. Die Übrigen zogen
nach dem Städtchen Mergentheim im Würtembergischen. Im Jahre
1815 wurde der Orden durch den Wiener Vertrag aufgehoben. —
23. Die Dichtkunst im Mittelalter.
Sobald der Mensch der Sorge für die nöthigsten Bedürfnisse des Lebens
überhoben ist, so erwacht auch allmählich sein natürliches Gefühl für das Schöne,
sein Gefallen an höheren, geistigen Verrichtungen, die das Leben erheitern und
veredeln. Unter diesen stand im Mittelal-ter die Dichtkunst oben an und
wurde vorzüglich vom Adel gepstegt. Sie war ihm eine süße Erholung von den
ernsten Sorgen des Tages, von dem wilden Getümmel der Schlachten. Auf die
Entwicklung dieser schönen Kunst hatten die Kreuzzüge den wirksamsten Einstuß.
In dem fernen Morgenlande wurde der Kreuzfahrer durch die seltsamsten Erschei-
nungen wunderbar überrascht. Die heiligen Orte, wo einst der Erlöser wandelte, die
Pracht und der Reichthum des Orients, die wunderbaren Irrfahrten frommer
Pilger, die vielen Abenteuer der Ritter, dann auch die Sehnsucht nach den theuern
Zurückgebliebenen — dieses und manches andere regte mächtig den Geist auf und bot
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Balduin_von_Jerusalem Philipp_Iv Philipp Hermann_von_Salza Albrecht_von_Brandenburg Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Malta Venedig Kulm Königsberg Marienburg Städtchen_Mergentheim Würtembergischen
448
zu den Dichtungen den reichhaltigsten Stoff. Wahre Begebenheiten wußte die
aufgeregte Einbildungskraft mit reizenden Märchen aller Art auszuschmüaen,
In den anmuthigen Thälern des südlichen Frankreichs und Spaniens,
wo die Einbildungskraft der Bewohner feurig ist, wie der Himmel, unter wel-
chem sie leben, trieb die Dichtkunst ihre höchsten Blüthen. Auf den Burgen der
Ritter, bei fröhlichen Festen und Mahlen erschien der Troubadour mit der lieb-
lich klingenden Harfe in der Hand, Ritter und Damen begrüßten mit stiller
Freude den lieben Gast und hörten seinen gefühlvollen Gesängen zum Klange der
Harfe zu. Von Frankreich aus verbreitete sich dieses lustige Handwerk — so
nannte man es — über die angrenzenden Staaten. Auch Deutschland hatte
seine Troubadours, die man hier Minnesänger nannte, weil der Haupt-
gegenstand ihres Gesanges die Minne oder Liebe war. Hunderte von solchen
Dichtern werden genannt. Ihre Reihe beginnt mit Heinrich von Veldeck,
ihm folgten Hartmann von der Aue, der zartfühlende Gottfried von
Straßburg, der ernste und trübe Wolfram von Eschenbach, der heitere
Walter von der Vogelweide, der große Meister Heinrich von Of-
erdingen, sämmtlich aus dem Anfange des dreizehnten Jahrhunderts.
Oft kamen diese liederreichen Sänger zusammen zu einem poetischen Wettstreite.
Doch nicht die Liebe allein war der Gegenstand ihres Gesanges, sondern auch
die Schönheiten der Natur, die Reize des Frühlings, die Heldenthaten der
Ritter und ihre wunderbaren Abenteuer. Besonders in Schwaben, an den
Höfen der damaligen Kaiser, der kunstliebenden Hohenstaufen, ließen sich diese
Sänger hören und wurden deshalb auch wohl schwäbische Dichter genannt.
Selbst Kaiser und Könige ergötzten sich, wenn sie von den ernsten Sorgen der
Regierung ruheten, an diesem lustigen Handwerke. Unter dem Kaiser Friedrich Ii.
erstieg die vaterländische Dichtkunst den höchsten Grad der Begeisterung, indem
sie als Lteblingsunterhaltung deutscher Fürsten und als die vorzüglichste Würze
gesellschaftlicher Freuden galt.
Schon tm Anfangendes vierzehnten Jahrhunderts verbreiteten sich
Dichtkunst und Gesang von den Burgen der Ritter auch in die Städte. Die
Bürger fanden Vergnügen daran, in Erholungsstunden die schönen Lieder und
Erzählungen der Minnesänger zu lesen. Manche, die in sich einiges Talent fühl-
ten, ahmten ihnen nach und fingen in Nebenstunden an, ffeißtg zu dichten. Bald
bildeten sie gleich anderen Handwerken eine besondere Zunft unter sich und wur-
den, weil sie Meister ihres Handwerks waren, Meistcrsänger genannt. Sie hiel-
ten, wie andere Zünfte, regelmäßige Zusammenkünfte auf ihrer Herberge oder
Zeche. Die öffentlichen Singschulen oder Wettstreite aber wurden in den Kirchen,
Nachmittags an Sonn- und Festtagen gehalten. Es wurden hier durch vier
Merker, d. i. Zunftvorsteher, biblische Gesänge gewählt, beurtheilt und dem,
welcher am glättesten, d. i. am fehlerfreiesten gesungen hatte, öffentlich der Preis
ertheilt. Dieser bestand aus einem Gehänge mit Münzen; auf einer war der
König David mit der Harfe abgebildet. Der Sieger hieß deshalb auch König-
Davids-Gewinner. Zu Mainz, Nürnberg, Straßburg, Augsburg,
überhaupt in den süddeutschen freien Reichsstädten bestanden mehrere Jahrhunderte
hindurch solche Singschulen der Meistergenossenschaften. Einer der merkwürdigsten
Meistersänger war Hans Sachs, ein ehrsamer Schuster zu Nürnberg, der um
das Jahr 1555 lebte. Er schrieb 6048 geistliche und weltliche Gedichte, von
denen aber kaum der vierte Theil auf uns gekommen ist.
24. Die Baukunst des Mittelalters.
Anfangs ging die Kirchenbaukunst von den Römern und By-
zantinern aus. Seit den Kreuzzügen aber und unter den Hohen-
staufen bildeten die Deutschen einen ganz neuen Baustyl aus, welcher
oen byzantinischen noch weit an Erhabenheit und Schönheit übertraf,
indem man die Kirchen größer, die Thürme höher baute, alles Schwer-
fällige fallen ließ und statt der Rundbogen die Spitzbogen einführte.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Veldeck Heinrich Hartmann Gottfried_von
Straßburg Wolfram_von_Eschenbach Heinrich_von_Of- Heinrich Friedrich_Ii Friedrich David David Hans_Sachs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Spaniens Frankreich Deutschland Schwaben Mainz Nürnberg Straßburg Augsburg