Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm.
51
Brandenburg führte, wo die Soldaten furchtbar hausten, fo schloß sich der
Kurfürst nun an den König von Polen an. Diesem war dieser Beistand sehr
willkommen; deshalb erklärte er im Vertrage zu Wehlau (Pregel) 1657
die polnische Lehnshoheit über Ostpreußen für aufgehoben und gab dem
Kurfürsten außerdem Lauenburg und Bütow in Hinterpommern. Als dieser
Krieg durch den Frieden zu Oliva (bei Danzig) 1660 beendet wurde, da
erkannten alle Mächte den Kurfürsten als selbständigen Herzog von
Ostpreußen an.
5. Kampf mit den Ständen. Als der Kurfürst von den preußischen
Ständen (den Vertretern der Städte und des Adels), den Huldigungseid
forderte, verlangten diese die Anerkennung aller ihrer Vorrechte, die sie mit
List und Gewalt den früheren Fürsten abgerungen hatten. Davon wollte
und konnte aber Friedrich Wilhelm nichts wissen. Da die Stände sogar
mit Aufruhr drohten, so nahm der Kurfürst den Rädelsführer derselben,
den Bürgermeister Rode, gefangen. Einen alideren Wortführer der Unzu-
friedenen, den Oberst von Kalckstein, der nach Warschau geflohen war, ließ
er mit List daselbst gefangen nehmen und zu Memel hinrichten. In ebenso
entschiedener Weise brachte er sein landesherrliches Ansehen in Magdeburg
und in den Kleveschen Landen zur Geltung. So schuf er allmählich einen,
wenn auch viel zerteilten, doch einheitlichen Staat, in dem ein Wille
und ein Gesetz herrschte, in dem alle Bürger gleichartige Steuern trugen,
und in dem einerlei Münzen und Maß galten.
6. Krieg gegen Frankreich und Schweden. In Frankreich regierte
damals Ludwig Xiv., ein ehrgeiziger und verschwenderischer Fürst, der sein
Reich zum ersten in Europa erheben wollte und darum namentlich mit
Deutschland viele Kriege führte. Der Große Kurfürst trat ihm von allen
deutschen Fürsten am entschiedensten entgegen, als französische Heere deutsche
Gebiete furchtbar verwüsteten. Ludwig merkte bald, daß der Branden-
burger unter allen seinen deutschen Gegnern der gefährlichste sei; darum
bewog er die Schweden durch reiche Hilfsgelder, 1674 in Brandenburg
einzufallen. Diese hausten nun in dem armen Lande wie in den Zeiten
des Dreißigjährigen Krieges. Zwar scharten sich die treuen Bauern zu-
sammen und schrieben auf ihre Fahnen: „Wir sind Bauern von geringem
Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut!" Doch vermochten
sie wenig auszurichten. Sobald im Frühjahr 1675 die Wege gangbar ge-
worden waren, zog der Kurfürst vom Main her in Eilmärschen nach Magde-
burg und warf sich bei Rathenow auf die Schweden, die ihn noch ferne
meinten. Sein Feldmarschall Derfflinger — früher ein Schneider und nach
und nach zu dieser hohen Stellung emporgestiegen — (Fontane: Der alte Derff-
linger— Lehmann: Das schönste Rittertum) — überrumpelte sie und schob sich
wie ein Keil zwischen die schwedischen Heere. Am 18. Juni kam es bei
Fehrb ellin (östlich von Havelberg) zur entscheidenden Schlacht. Der Kurfürst
ließ auf einer Anhöhe, die von den Schweden nicht besetzt worden war,
seine Geschütze auffahren. Er stürzte sich an der Spitze einer Reiterschar
ins dichteste Kampfgetümmel und rief den schon weichenden Soldaten zu:
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TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwig Fontane Lehmann
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Polen Lauenburg Hinterpommern Danzig Kalckstein Warschau Magdeburg Frankreich Schweden Frankreich Europa Deutschland Brandenburg Main Eilmärschen Rathenow Schweden Havelberg
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm.
51
Brandenburg führte, wo die Soldaten furchtbar hausten, so schloß sich der
Kurfürst nun an den König von Polen an. Diesem war dieser Beistand sehr
willkommen; deshalb erklärte er im Vertrage zu Weh lau (Pregel) 1657
die polnische Lehnshoheit über Ostpreußen für aufgehoben und gab dem
Kurfürsten außerdem Lauenburg und Bütow in Hinterpommern. Als dieser
Krieg durch den Frieden zu Oliva (bei Danzig) 1660 beendet wurde, da
erkannten alle Mächte den Kurfürsten als selbständigen Herzog von
Ostpreußen an.
5. Kampf mit den Ständen. Als der Kurfürst von den preußischen
Ständen (den Vertretern der Städte und des Adels), den Huldigungseid
forderte, verlangten diese die Anerkennung aller ihrer Vorrechte, die sie mit
List und Gewalt den früheren Fürsten abgerungen hatten. Davon wollte
und konnte aber Friedrich Wilhelm nichts wissen. Da die Stünde sogar
mit Aufruhr drohten, so nahm der Kurfürst den Rädelsführer derselben,
den Bürgermeister Rode, gefangen. Einen anderen Wortführer der Unzu-
friedenen, den Oberst von Kalckstein, der nach Warschau geflohen war, ließ
er mit List daselbst gefangen nehmen und zu Memel hinrichten. In ebenso
entschiedener Weise brachte er sein landesherrliches Ansehen in Magdeburg
und in den Kleveschen Landen zur Geltung. So schuf er allmählich einen,
wenn auch viel zerteilten, doch einheitlichen Staat, in dem ein Wille
und ein Gesetz herrschte, in dem alle Bürger gleichartige Steuern trugen,
und in dem einerlei Münzen und Maß galten.
6. Krieg gegen Frankreich und Schweden. In Frankreich regierte
damals Ludwig Xiv., ein ehrgeiziger und verschwenderischer Fürst, der fein
Reich zum ersten in Europa erheben wollte und darum namentlich mit
Deutschland viele Kriege führte. Der Große Kurfürst trat ihm von allen
deutschen Fürsten am entschiedensten entgegen, als französische Heere deutsche
Gebiete furchtbar verwüsteten. Ludwig merkte bald, daß der Branden-
burger unter allen seinen deutschen Gegnern der gefährlichste sei; darum
bewog er die Schweden durch reiche Hilfsgelder, 1674 in Brandenburg
einzufallen. Diese hausten nun in dem armen Lande wie in den Zeiten
des Dreißigjährigen Krieges. Zwar scharten sich die treuen Bauern zu-
sammen und schrieben auf ihre Fahnen: „Wir sind Bauern von geringem
Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut!" Doch vermochten
sie wenig auszurichten. Sobald im Frühjahr 1675 die Wege gangbar ge-
worden waren, zog der Kurfürst vom Main her in Eilmärschen nach Magde-
burg und warf sich bei Rathenow auf die Schweden, die ihn noch ferne
meinten. Sein Feldmarschall Derfflinger — früher ein Schneider und nach
und nach zu dieser hohen Stellung emporgestiegen — (Fontane: Der alte Derff-
linger — Lehmann: Das schönste Rittertum) — überrumpelte sie und schob sich
wie ein Keil zwischen die schwedischen Heere. Am 18. Juni kam es bei
Fehrb ellin (östlich von Havelberg) zur entscheidenden Schlacht. Der Kurfürst
ließ auf einer Anhöhe, die von den Schweden nicht besetzt worden war,
seine Geschütze auffahren. Er stürzte sich an der Spitze einer Reiterschar
ins dichteste Kampfgetümmel und rief den schon weichenden Soldaten zu:
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§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm.
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Brandenburg führte, wo die Soldaten furchtbar hausten, so schloß sich der Kurfürst nun an den König von Polen an. Diesem war dieser Beistand sehr willkommen; deshalb erklärte er im Vertrage zu Weh lau (Pregel) 1657 die polnische Lehnshoheit über Ostpreußen für aufgehoben und gab dem Kurfürsten außerdem Lauenburg und Bütow in Hinterpommern. Als dieser Krieg durch den Frieden zu Oliva (bei Danzig) 1660 beendet wurde, da erkannten alle Mächte den Kurfürsten als selbständigen Herzog von Ostpreußen an.
5. Kampf mit den Ständen. Als der Kurfürst von den preußischen Ständen (den Vertretern der Städte und des Adels), den Huldigungseid forderte, verlangten diese die Anerkennung aller ihrer Vorrechte, die sie mit List und Gewalt den früheren Fürsten abgerungen hatten. Davon wollte und konnte aber Friedrich Wilhelm nichts wissen. Da die Stände sogar mit Aufruhr drohten, so nahm der Kurfürst den Rädelsführer derselben, den Bürgermeister Rode, gefangen. Einen anderen Wortführer der Unzufriedenen, den Oberst von Kalckstein, der nach Warschau geflohen war, ließ er mit List daselbst gefangen nehmen und zu Memel hinrichten. In ebenso entschiedener Weise brachte er sein landesherrliches Ansehen in Magdeburg und in den Kleveschen Landen zur Geltung. So schuf er allmählich einen, wenn auch viel zerteilten, doch einheitlichen Staat, in dem ein Wille und ein Gesetz herrschte, in dem alle Bürger gleichartige Steuern trugen, und in dem einerlei Münzen und Maß galten.
6. Krieg gegen Frankreich und Schweden. In Frankreich regierte bamals Ludwig Xiv., ein ehrgeiziger und verschwenberischer Fürst, der sein Reich zum ersten in Europa erheben wollte und barum namentlich mit Deutschland viele Kriege führte. Der Große Kurfürst trat ihm von allen deutschen Fürsten am entschiedensten entgegen, als französische Heere deutsche Gebiete furchtbar verwüsteten. Ludwig merkte bald, daß der Brandenburger unter allen seinen deutschen Gegnern der gefährlichste sei; darum bewog er die Schweden durch reiche Hilfsgelder, 1674 in Brandenburg einzufallen. Diese hausten nun in dem armen Lande wie in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. Zwar scharten sich die treuen Bauern zusammen und schrieben auf ihre Fahnen: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut!" Doch vermochten sie wenig auszurichten. Sobald im Frühjahr 1675 die Wege gangbar geworden waren, zog der Kurfürst vom Main her in Eilmärschen nach Magdeburg und warf sich bei Rathenow auf die Schweden, die ihn noch ferne meinten. Sein Feldmarschall Derfflinger — früher ein Schneider und nach und nach zu dieser hohen Stellung emporgestiegen — (Fontane: Der alte Derfflinger — Lehmann: Das schönste Rittertum) — überrumpelte sie und schob sich wie ein Keil zwischen die schwedischen Heere. Am 18. Juni kam es bei Fehrbellin (östlich von Havelberg) zur entscheidenden Schlacht. Der Kurfürst ließ auf einer Anhöhe, die von den Schweden nicht besetzt worden war, seine Geschütze auffahren. Er stürzte sich an der Spitze einer Reiterschar ins dichteste Kampfgetümmel und rief den schon weichenden Soldaten zu:
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Polen Lauenburg Hinterpommern Danzig Kalckstein Warschau Magdeburg Kleveschen Frankreich Schweden Frankreich Europa Deutschland Brandenburg Main Eilmärschen Magdeburg Rathenow Schweden Fehrbellin Havelberg
§ 32. Friedrich Wilhelm Iii.
71
zwar tapfer, gerieten aber bald in Verwirrung. Die kriegsgeübten Franzosen errangen den Sieg. Auch das Hohenlohesche Heer ward an demselben Tage bei Jena geschlagen. Die Fliehenden zerstreuten sich bald nach allen Richtungen, ohne noch einmal standzuhalten. Schon nach 14 Tagen hielt Napoleon seinen Einzug in Berlin. Die preußische Königsfamilie aber befand sich auf der Flucht nach dem fernen Königsberg. — Noch schlimmer als die Niederlagen selbst waren deren Folgen. In unwürdigem Kleinmute übergaben unfähige Befehlshaber die stärksten Festungen, so Magdeburg, Stettin u. a. Blücher aber schlug sich mit 20000 Mann nach Lübeck durch und ergab sich erst, als er weder Pulver noch Brot mehr hatte. Auch an anderen Stellen ward die altpreußische Waffenehre gerettet. So widerstand Kolberg unter Gneisenau, Schill und dem alten Nettelbeck der französischen Belagerung. Auch Graudenz blieb dem König erhalten durch Courbiöre (Kurbiähr). Ihn forderten die Franzosen zur Übergabe der Festung auf, indem sie sagten: „Es gibt keinen König von Preußen mehr." Er antwortete ihnen: „Gut, so gibt es doch noch einen König von Graudenz!" Die Festungen Pillau, Kosel und Glatz vermochten die Franzosen auch nicht zu überwinden. —Die Reste der preußischen Armee vereinigten sich hinter der Weichsel mit einem russischen Heere. Bei Eylau (südlich von Königsberg) kam es zu einer neuen Schlacht im Februar 1807, die sowohl den Verbündeten als den Franzosen ungeheure Opfer kostete und unentschieden blieb. Aber im Juni siegte Napoleon in der Schlacht bei Friedland a. d. Alle nach 19 ftünbigem Kampfe so entscheidend, daß sich die Preußen bis nach Tilsit und Memel zurückziehen mußten. Hierher war schon früher die Königin Luise mit ihren Kindern geflohen. Sorge und Anstrengungen hatten sie aufs Krankenlager geworfen, und bei heftigem Schneetreiben und großer Kälte mußte die so schwer Heimgesuchte ihre Reise vollführen. Sie sagte: „Ich will lieber in Gottes Hand fallen als in die Hände dieser Menschen." — Der Kaiser Alexander von Rußland schloß nun in Tilsit mit Napoleon Frieden, und Friedrich Wilhelm Iii. mußte in harte Bedingungen willigen. Er verlor fast alle ehemals polnischen Landesteile und alles Land westwärts der Elbe, mußte 120 Millionen Mark Kriegskosten zahlen, die Festungen ausliefern, alle Handelsverbindungen mit England abbrechen (Kontinentalsperre) und durfte nur 42000 Mann Soldaten halten. Vergeblich waren die Bemühungen der Königin Luise, mildere Bedingungen zu erlangen. Napoleon konnte sich zwar ihrer hoheitvollen Schönheit und Würde nicht verschließen, doch behandelte er sie bei der Zusammenkunft verletzend und anmaßend. — Preußen war von seiner Großmachtstellung herabgedrängt.
5. Preußens Wiedergeburt. In dieser Zeit der größten Not zeigte sich König Friedrich Wilhelm Iii. als ein wahrhaft großer Mann, und seine edle Gemahlin Luise stand ihm anspornend und ratend zur Seite. An die Spitze der ganzen Staatsverwaltung ward der Freiherr vom Stein berufen, ein durch und durch deutscher Mann, ohne alle Menschen-furcht Durch ihn ließ der König die größte Sparsamkeit in der Staatsverwaltung einführen und viele königliche Domänen verkaufen. Der Hof-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Schill Glatz Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise
Extrahierte Ortsnamen: Jena Berlin Königsberg Magdeburg Stettin Kolberg Pillau Königsberg Friedland Tilsit Gottes Tilsit England
92
Geschichte.
I
war die Schlacht schon entschieden. Franzosen und Reichstruppen befanden sich in wildester
Flucht, 70 Geschütze waren erobert. Über diesen glänzenden Sieg erhob sich in ganz
Deutschland großer Jubel. Friedrich wurde in zahlreichen Volksliedern als Deutschlands
Held gefeiert, und selbst am kaiserlichen Hofe zu Wien empfand man Schadenfreude,
daß die hochmütigen Franzosen die Schärfe der preußischen Waffen auch einmal kennen
gelernt hatten, von der Zeit an übergab -Friedrich die Führung des Feldzugs gegen
die Franzosen seinem Schwager, dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig. Dieser
erwies sich als geschickter Feldherr und besiegte die Franzosen im Saufe des Krieges
noch mehrmals. (1758 bei Krefelö, 1759 bei Minden.) — Inzwischen aber waren
die (Österreicher tief nach Schlesien eingedrungen und hatten die Festungen Schweidnitz
und Breslau erobert. In Gewaltmärschen eilte Friedrich herbei und trat dem dreimal
so starken Feinde, der das kleine preußische Heer spöttisch die „Potsdamer wachtparade"
nannte, am 5. Dezember 1757 bei Leuthen entgegen, vor der Schlacht, von deren
Ausgang das Schicksal Preußens abhing, versammelte Friedrich seine höheren Offiziere
und richtete eine zündende Ansprache an sie. Das preußische Fußvolk warf den Feind,
der durch geschickte Truppenbewegungen Friedrichs über das Ziel des preußischen Angriffs
getäuscht worden war, auf einem Flügel zurück, und General Zielen sorgte mit der Reiterei
dafür, daß er sich nicht von neuem ordnen konnte. Die Erstürmung des Dorfes Leuthen
vollendete den Sieg (Gedicht: Thoral von Leuthen). Schlesien war wieder frei.
o) l758--l76l. während das preußische Heer gegen die Österreicher im Felde
stand, waren die Russen bis Rüstrin vorgedrungen und hatten in der Reumark übel
gehaust. Bei Zorndorf, nordöstlich von Rüstrin, griff sie Friedrich an. Sepdlitz ent-
schied durch rechtzeitiges Eingreifen mit der Reiterei die blutige Schlacht. Dann
eilte der Rönig nach Sachsen zurück, um die Österreicher aufzuhalten. Aber der General
Daun wich fortgesetzt dem Rampfe aus. Da wurde Friedrich unvorsichtig und lagerte
bei hochkirch in unmittelbarer Nähe der Österreicher in ungünstiger Stellung, obgleich
ihn seine Generale dringend warnten. In einer nebeligen Oktobernacht überfiel Daun
das preußische Lager. Doch auch in dem furchtbaren Rachtgefechte bewährte sich die
preußische Rriegszucht. Friedrich verlor zwar einen großen Teil seiner Geschütze, aber
seine Soldaten, die durch den Donner der Ranonen aus dem Schlafe geweckt wurden,
ordneten sich so schnell und kämpften mit so todesverachtender Tapferkeit, daß er sich
ungehindert zurückziehen konnte. — Trotz der schweren Niederlage vermochte er Schlesien
und Sachsen halten. — Im folgenden Rriegsjahre (1759) gelang es den Russen und
Österreichern, sich zu vereinigen, so daß sie gemeinsam auf Berlin vordringen konnten.
Um die Mark zu retten, stellte sich Friedrich ihnen bei Runersdorf in der Nähe von
Frankfurt a. G. entgegen. Seine Truppen, die schon seit 2 Uhr morgens auf dem Marsche
waren, hatten anfangs (Erfolg; jedoch an dem glühendheißen Augusttage erlahmte nach
und nach ihre Rraft, und sie konnten den frischen feindlichen Truppen nicht mehr wider-
stehen. Sepdlitz wurde schwer verwundet und mußte das Schlachtfeld verlassen. Mit Mühe
gelang es dem Rönige, mit einer Schar zusammengeraffter Soldaten unter eigener, höchster
Lebensgefahr den Rückzug zu decken. 500 Offiziere, 18 000 Mann waren gefallen,
der Rest des Heeres strömte aufgelöst nach der Oder zurück. Der preußische Staat
schien verloren zu fein; der König selbst brach unter der Wucht des Unglücks körperlich
und geistig zusammen und mußte den Oberbefehl abgeben. Aber schon drei Tage später
hatte er sich wieder erholt. Die Uneinigkeit der Gegner wurde seine Rettung. Die
Russen waren erzürnt, daß sich die Österreicher den Sieg von Runersdorf allein zu-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Wien Minden Schweidnitz Breslau Gewaltmärschen Friedrichs Sachsen Sachsen Berlin Frankfurt
I
Geschichte.
69
hagerer Gestalt und hatte finstere, stechende Augen. Gewöhnlich trug er einen langen
roten Mantel und einen grauen Hut, von dem eine rote Feder herabwinkte. Er
glaubte, der Mensch könne sein zukünftiges Schicksal aus der Stellung der Gestirne
erkennen und hatte einen besondern Sternkundigen in seinen Diensten. Die Soldaten
hielten ihn für unverwundbar und glaubten, er habe mit dem Teufel einen Lund
geschlossen. — Der Kaiser nahm das Anerbieten Wallensteins an, und in kurzer Zeit
hatte dieser ein Heer von 50 000 Mann zusammengebracht. Im Dienste hielt er auf
eiserne Zucht; Ungehorsame und Feiglinge ließ er unerbittlich aufhängen. Den Bürgern
und Dauern gegenüber aber gewährte er den Söldnern große Freiheit; selbst seine
Offiziere scheuten sich nicht, zu plündern und zu rauben. Tapferkeit und Tüchtigkeit
belohnte er mit fürstlicher Freigebigkeit.
7. Der Dänische Krieg. wallenstein rückte nach Norddeutschland und besiegte
Ernst von Mansfeld an der vefsauer Elbbrücke. Bald darauf erlag Ernst einem
heftigen Fieber. (Auch Thristian von Braunschweig war in demselben Jahre gestorben.)
Tilly hatte inzwischen den König Thristian von Dänemark bei dem braun-
schweigischen Städtchen Lutter am Barenberge geschlagen. Die beiden siegreichen
Heere eroberten nun gemeinsam ganz Uorddeutschland, verjagten die Herzoge von Mecklen-
burg und trieben den König Thristian bis nach Jütland. Wallenstein erhielt zur Be-
lohnung Mecklenburg und wurde zum Admiral der Nord- und Ostsee ernannt.
Um eine Flotte gründen zu können, wollte er die festestadtstralsund erobern, va er aber
keine Schiffe hatte, um Stralsund auch vom Meere aus einzuschließen, gelang ihm dies trotz seines
großen Heeres nicht; denn die mutigen Bürger konnten sich immer wieder von Schweden her mit
Kriegsvorräten und Nahrungsmitteln versorgen. Wallenstein mußte schließlich abziehen, obgleich
er geschworen hatte, diestadt zu erobern und „wenn sie mituetten an denhimmel geschlossen wäre".
Als ganz Norddeutschland unterworfen war, erließ der Naher gegen wallensteins
Nat ein Gesetz, in dem er bestimmte, daß die seit l 552 von den protestantischen Fürsten ein-
gezogenen geistlichen Güter (zwei Erzbistümer, zwölf Bistümer und viele Klöster) wieder-
hergestellt würden, wollenstem und Tilly sollten die protestantischen Fürsten dazu zwingen.
8. wallensteinr Absetzung, wallenstein, dessen Heer inzwischen auf 100 000 Mann
angewachsen war, verheerte die Länder in furchtbarer weise und erpreßte von den
Städten ganz unerschwingliche Nriegssteuern. Da beklagten sich 0650) die pro-
testantischen und katholischen Fürsten, besonders Maximilian von Bayern, bitter über
ihn und verlangten seine Absetzung. Sie fürchteten auch', daß der Naiser, der durch
diesen Mann so große Gewalt erlangt hatte, sie vollständig unter seine Macht beugen
würde. Ihrem Drängen mußte der Naiser schließlich nachgeben, wallenstein empfing
die Nachricht von seiner Absetzung mit kalter Nuhe und erklärte, die Sterne hätten
ihm seinen Fall schon verkündigt. Er entließ sein Heer und zog sich nach Friedland zurück,
wo er mit königlicher Pracht lebte, sich eine Leibwache hielt und ein prächtiges Schloß
baute. Er sah voraus, daß der Naiser ihn bald wieder brauchen werde.
9. König Gustav Adolf von Schweden. Im Juli l630 landete der Schweden-
könig Gustav Adolf mit einem Heere von 16 000 Mann an der Nüste Pommerns.
Er mischte sich in den Nrieg, weil seine verwandten, die herzöge von Mecklenburg,
aus ihrem Lande vertrieben worden waren. Auch wollte er nicht dulden, daß der
Naiser seine Macht auf die Ostsee ausdehnte; denn die Schweden trieben auf ihr leb-
haften Handel und beherrschten sie mit ihren Schiffen. Da Gustav Adolf ein eifriger
Protestant war, wünschte er zugleich seinen bedrängten deutschen Glaubensgenossen gegen
Zranke-Schmeil, Realienbuch. Ausg. A. I. Geschichte. 2. stufi. 5
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst_von_Mansfeld Ernst Ernst Thristian_von_Braunschweig Tilly König_Thristian_von_Dänemark Tilly Maximilian_von_Bayern Maximilian Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf
90
Geschichte.
Große Kurfürst hatte seinen Nachkommen eingeschärft, beim Nussterben der Habsburger An-
spruch auf die schlesischen Herzogtümer zu erheben. Maria Theresia aber nahm mutig den
Kampf um ihr Erbe und die Kaiserkrone auf.
5. Der Erste Schlesische Krieg. Friedrich bot Maria Theresia an, ihr gegen
ihre Feinde zu helfen und die Wahl ihres Gemahls zum Kaiser zu unterstützen, wenn
sie ihm Schlesien überließe. Sie lehnte jedoch das Ansinnen des Königs ab, das nach ihrer
Meinung unerhört war. Da überschritt dieser schnell entschlossen mit 20 000 Mann die
österreichische Grenze und nahm in kurzer Zeit den größten Teil Schlesiens, wo nur
geringe kaiserliche Besatzungen standen, in Besitz. Im Jahre 1741 kam es zwischen
Österreichern und Preußen zu der Schlacht bei Mollwitz. Gleich zu Knfang warf
die österreichische Keiterei die preußische völlig über den Haufen. Sodann aber zeigte
sich die Überlegenheit des preußischen Fußvolks. Unerschütterlich hielt es den feindlichen
Ueitern stand, ging hierauf unter dem Oberbefehl des Generals Grafen Schwerin wie
eine „lebende Mauer" in schnurgeraden Linien enggeschlossen auf den Feind los und
schlug ihn gänzlich in die Flucht. — 3m folgenden Jahre besiegte Friedrich die Österreicher
nochmals. Da schloß Maria Theresia, die von ihren andern Feinden hart bedrängt war,
mit ihm den Frieden zu Breslau, in dem sie Schlesien mit der Grafschaft Glatz an
Preußen abtrat. (Karte!) — Friedrich richtete in der neuerworbenen Provinz sogleich
preußische Verwaltung ein, hob Truppen aus und baute Festungen. Außerdem ver-
besserte er seine Keiterei und sammelte einen Kriegsschatz; denn er wußte wohl, daß
Maria Theresia versuchen würde, Schlesien zurückzuerobern.
6. Der Zweite Schlesische Urieg. Nach dem Frieden von Breslau hatte sich
Maria Theresias Lage erheblich gebessert. Der Kurfürst von Bayern, der als Karl Vii.
deutscher Kaiser geworden war, wurde von ihr aus seinem Lande vertrieben. Dann
richtete sie ihr Augenmerk auf die Wiedererwerbung Schlesiens, „der perle in der Krone
des Hauses Österreich", und schloß mit dem Kurfürsten von Sachsen zu diesem Zwecke
ein Bündnis. Da zog Friedrich zum zweiten Male das Schwert und rückte in Böhmen
ein. Bei hohenfriedberg (1745) fiel er unvermutet über die vereinigten Österreicher
und Sachsen her und erfocht einen herrlichen Sieg. Die preußische Keiterei tat sich hier
glänzend hervor. Die Bayreuth-Dragoner überritten 18 feindliche Bataillone und
eroberten 66 Fahnen. Koch in demselben Jahre schlug Leopold von Anhalt-Dessau die
sächsischen Truppen bei Kesselsdorf. Bald darauf wurde in Dresden der Friede ge-
schlossen (1745). Friedrich blieb im Besitz von Schlesien, erkannte aber Maria Theresias
Gemahl Franz als Kaiser an. — Durch die beiden ersten Schlesischen Kriege war Preußens
Macht so gestiegen, daß es im deutschen Keiche ebenbürtig neben Österreich trat; zugleich
war es eine Großmacht geworden, deren Stimme im Kate der Völker Europas gehört
werden mußte. Den jungen Preußenkönig aber nannte man „Friedrich den Großen".
7. Zehn Jahre Friedenzzeit. In der nun folgenden Friedenszeit war der König
eifrig für das wohl des Landes tätig. Das Heer vermehrte er auf 140 000 Mann und führte
zur Ausbildung der Truppen alljährliche große Herbstübungen (Manöver) ein. Er sammelte
auch einen Kriegsschatz von 14 Millionen Talern. — Erholung fand Friedrich in der
Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft. Kuf einer Anhöhe bei Potsdam ließ er nach
selbstentworfenen Plänen das Lustschloß Sanssouci (Ohne Sorge) errichten und ver-
sammelte dort einen Kreis gelehrter Männer um sich. Der König schmückte sein Schloß
mit herrlichen Gemälden und mit auserlesenen Werken der Bildhauerei. Eifrig pflegte er
die Musik und spielte selbst bei den abendlichen Konzerten meisterlich die Flöte. In Berlin
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Gemahl_Franz Maria Theresias Franz Friedrich Friedrich