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erzürnt, und das Glück hatte die Waffen der Danaer verlassen. Sie
sind nun geflohen, um das Bild wieder herbei zu schaffen. Zuvor aber
erbauten sie noch dieses hölzerne Pferd, das sie als Weihgeschenk für
die beleidigte Göttin zurückließen, um ihren Zorn zu versöhnen. Man
ließ diese Maschine darum so hoch Lauen, damit ihr Trojaner sie nicht
durch eure Thore in die Stadt bringen könntet, weil auf diese Weise
der Schutz der Minerva euch zu Theil werden würde."
Darauf riffen die Trojaner die Mauern ihrer Stadt nieder, um
dem unheilvollen Gaste den Weg zu bahnen; sie fügten Räder an die
Füße des Rosses und zogen es jubelnd in ihre heilige Burg, nicht
achtend auf die Warnungen der Seherin Kassandra.
Die Trojaner überließen sich die halbe Nacht hindurch der Freude
bei Schmaus und Gelage. Unterdessen schlich sich jener Betrüger zu
den Thoren und ließ als verabredetes Zeichen eine lodernde Fackel in die
Lüfte wehen; dann pochte er leise an den hohlen Bauch des Pferdes,
und die Griechen kamen leise zum Vorschein. Mit gezückten Schwertern
verbreiteten sie sich in die Häuser der Stadt, und ein gräßliches Gemetzel
entstand unter den schlaftrunkenen und berauschten Trojanern. Feuer-
brände wurden in ihre Wohnungen geschleudert, und bald loderten die
Dächer über ihren Häuptern. Zu gleicher Zeit stürmten die anderen
Griechen in die Stadt, die sich mit Trümmern und Leichnamen anfüllte.
Die Danaer bemächtigten sich unermeßlicher Schätze und schleppten Weiber
und Kinder an den Strand des Meeres. Menelaus führte seine Ge-
mahlin Helene weg. Priamus und seine Söhne waren niedergestoßen.
Die Königin nebst ihren Töchtern, wie auch die edle Andre mache,
wurden als Sklavinnen unter die Sieger vertheilt. Troja selbst wurde
dem Erdboden gleich gemacht.
Mit kostbarer Beute und vielen Gefangenen schifften nun die Griechen
nach ihrem Vaterlande zurück, von welchem sie zehn Jahre lang entfernt
gewesen waren.
41. Lykurg und die Spartaner.
(888 v. Chr.)
Lykurg war der Sohn eines Königs von Sparta oder Lacedamon. Auf
Reisen lernte er die Gesetze anderer Völker kennen, ebenso die Gedichte Homers
(Ilias und Odyssee), die er mit nach Griechenland brachte. Bei seiner Zurück-
kunft war Unfrieden und Unordnung im Lande, und darum beschloß er, seinem
Volke eine Verfassung zu geben, unter der alle, der König wie der gemeinste
Bürger, ihre gesammte Thätigkeit der Beförderung des allgemeinen Wohles widmen
sollten. Bevor er aber ans "Werk ging, begab er sich nach Delphi, brachte dem
Gott sein Opfer, und fragte, ob sein Vorhaben, Gesetzgeber von Sparta zu wer-
den, einen gesegneten Erfolg haben werde. Der Orakelspruch ermuthigte ihn.
Um ein anderes Geschlecht von Menschen nachzuziehen, machte er nun solche An-
stalten, bei denen zu erwarten war, daß es hinfort nur gesunde und kraftvolle
Menschen in Sparta geben werde. Nur kräftige Kinder wurden auferzogcn und
mißgestaltete und schwächliche in eine Kluft geworfen. Die Erziehung war streng
und abhärtend. Die Kinder waren nicht warm eingehüllt; man gewöhnte sic früh
an geringe Kost; sie mußten lernen allein sein, ohne sich zu fürchten und ohne zu
schreien. Nach dem siebenten Altersjahre durfte der Knabe nicht mehr länger im
elterlichen Hause bleiben, sondern er kam unter die Aufsicht der Obrigkeiten und
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Kassandra Schmaus Helene
296
Die Pariser selbst sind ein unruhiges und höchst reizbares Volk,,
und was in großen, wichtigen Augenblicken die Bevölkerung von Paris
thut und beschließt, heißt gewöhnlich das ganze große Frankreich gut.
Daher ist der Ausspruch entstanden: Paris ist Frankreich! Nach
Paris sind die bedeutendsten Städte Frankreichs: Lyon — Bordeaux
— Marseille.
Die Mehrzahl der Bevölkerung Frankreichs (über Vs derselben) ist
katholisch.
"Wiederholungsfragen! —
Zdchnen und Beschreiben! —
s. Spanien.
Südwestlich von Frankreich liegt Spanien, ein Land von
8h00 Quadratmeilen mit etwa 13 Millionen katholischer Bewohner.
Es ist in Spanien viel wärmer als in Frankreich. Im Sommer
brennt die Sonne oft sehr stark; die Nächte dagegen sind kühl. Die
Winter sind viel gelinder als in Deutschland, und doch leiden die
Spanier eigentlich weit mehr von der Kälte, als wir Deutsche hinter
unseren wannen Ofen; denn sie haben nichts zum Schutze gegen die
oft schneidenden Winde, Galleppo's genannt, als ein Feuerbecken,
das unter den Tisch gestellt wird, und allenfalls einen warmen Mantel.
Im Winter friert es in Spanien nur zuweilen Eis und dann höchstens
eine dünne Rinde, so daß man dort nicht, wie bei uns, mit großen
Frachtwagen über die Flüsse fahren kann. Schnee gehört selbst in
den nördlichen Gegenden, die Gebirge ausgenommen, zu den seltenen
Erscheinungen. —
Das größte und berühmteste Gebirge in Spanien sind die Pyre-
näen, die es von Frankreich trennen. Die bedeutendsten Flüsse
sind der Minho, der Duero, der Tajo, der Guadiana, der
Guadalquivir und der Ebro.
Das Land ist an Naturprodukten sehr reich. Die Bergwerke
liefern Edelsteine, Salz, Eisen, Kupfer, Quecksilber, Sil-
der und Gold. Nicht nur alle Getreidearten und unsere Obst-
sorten gedeihen dort vortrefflich, sondern auch Oliven- und Orange-
Wälder bedecken große Landstrecken. Nur in einigen Gegenden giebt es
genug und gutes Rindvieh; dagegen besitzt Spanien einen Reichthum
an Eseln, Ziegen, vortrefflichen Pferden und den besten Schafen
mit der feinsten Wolle. Man nennt sie wandernde Schafe (Merinos),
denn im Winter kommen sie herab von den kastilischen Gebirgen
in die schönen und warmen Ebenen an die Ufer des Guadiana, wo
alles von ihnen wimmelt, und die Luft weit umher von ihrem Geblök
ertönt. Nichts sieht man dann auf diesen Fluren, als einige Erdhütten,
worin die Hirten wohnen. Wenn ihr diese Hirten sähet, mit ihren von
der Sonne verbrannten Gesichtern, mit dem um die Schultern geworsc-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Paris Frankreich Paris Frankreichs Lyon Marseille Frankreichs Spanien Frankreich Spanien Spanien Frankreich Deutschland Spanien Spanien Frankreich Guadiana
425
3. Das hölzerne Pferd.
(1200 v. Chr.)
In matter Zell belagerten die Griechen die Stadt Troja, welche
unweit der Küste, in Kleinasien lag. Viele griechische und trojanische
Helden verloren dabei ihr Leben. Nachdem die Griechen lange erfolg-
los die Stadt bestürmt hatten, rieth ein Seher, es nunmehr mit List
zu versuchen, damit dein grausamen Kriege ein Ziel gesetzt werde. Der
schlaue Ulysses hatte folgendes Mittel ersonnen: „Wisset ihr was,
Freunde, rief er freudig, lasset uns ein riesengroßes Pferd aus Holz
zimmern, in dessen Versteck sich die edelsten Griechenhelden einschließen
sollen. Die übrigen Schaaren mögen sich inzwischen mit den Schiffen
zurückziehen, hier im Lager aber alles Zurückgelassene verbrennen, damit
die Trojaner, wenn sie dies von ihren Mauern aus gewahr werden,
sich sorglos wieder über das Feld verbreiten. Von uns Helden aber
soll ein muthiger Mann, der keinem der Troer bekannt ist, außerhalb
des Rosses bleiben, sich als Flüchtling zu ihnen begeben und aussagen,
daß er sich der Gewalt der Archive-r entzogen habe. Er habe sich
nämlich unter dem künstlichen Rosse, welches der Feindin der Trojaner,
der Göttin Pallas Athene, geweiht sei, versteckt, und sei jetzt, nach
der Abfahrt seiner Feinde, eben erst hervorgekrochen. In der Stadt
soll er daraus hinarbeiten, daß die Trojaner das hölzerne Pferd in
die Mauern hineinziehen. Geben sich dann unsere Feinde sorglos dem
Schlummer hin, so soll er uns ein Zeichen geben und die Stadt mit
Feuer und Schwert zerstören helfen." Als Ulysses ausgeredet, priesen
alle seinen erfinderischen Verstand; aber der Sohn des Achilles erhub
sich unwillig und sprach: „Tapfere Männer pflegen ihre Feinde in offener
Feldschlacht zu bekämpfen; dadurch müsien wir beweisen, daß wir die
bessern Männer sind." Ulysses bewunderte den hochsinnigen Jüngling
und erwiederte: „Du siehest wohl, wackerer Mann, daß selbst dein Vater,
ein Halbgott an Muth und Stärke, diese herrliche Feste nicht zerstören
konnte, und daß Tapferkeit in der Wett nicht alles ausrichtet."
Der Vorschlag wurde nun ohne Säumen ins Werk gesetzt. Die
tapfersten Helden begaben sich durch eine Seitenthür in den Bauch des
hölzernen Rosses, und die übrigen zogen sich zurück. Voll Freuden
strömten die Trojaner herbei, und indem sie das Wunderroß anstaunten,
beriethen sie sich darüber, ob sie es in die See werfen oder verbrennen
sollten. Denen im Bauche des Pferdes wurde bei solchen Reden ganz
unheimlich zu Muthe. Ein trojanischer Priester sprach warnend: „Meint
ihr, eine Gabe der Danaer verberge keinen Betrug? Trauet dem
Thiere nicht!" Mit diesen Worten stieß er eine eiserne Lanze hinein,
und aus der Tiefe ertönte ein Wiederhall, wie aus einer Kellerhöhle.
Während dies vorging, kam der schlaue Grieche herbei und spiette
seine falsche Rolle, und alle glaubten dem Heuchler, welcher sprach: Von
jeher war alle Hoffnung der Danaer auf die Hülfe der Göttin Athene
gebaut. Seitdem aber aus dem Tempel, den sie bei euch zu Troja
hat, ihr Bild, das Palladium, entwendet worden, wurde die Göttin
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
54
Frankreich.
§ 71.
Aus den Oliven (Früchten des Ölbaumes) wird das bekannte Provenceröl
sprovängser) gepreßt, welches den dortigen Bewohnern statt der Butter zur
Bereitung der Speisen dient. Auch der Maulbeerbaum wächst in großer
Menge, daher ist die Seidenzucht bedeutend (Lyon sliöngs). In der Mitte
des Landes und im N. sind Getreide (meist Weizen), Obst und Wein die
Haupterzeugnisse. Das Obst ist von vorzüglicher Güte. Frankreichs Weine
haben Weltruf, so die Weine aus der Gegend von Bordeaux (bordo), aus
Burgund und der Champagne (schangpänj). Die herrlichen Waldungen
der früheren Zeit sind gelichtet. Starke Geflügel- und Bienenzucht. Außer
der Seiden-Jndustrie im S. blüht die in Spitzen, Leinen- und Baumwollen-
waren (Artois [artod] und Flandern). In Paris sind Fabriken aller Art,
besonders in Seiden-, Putz- und Modewaren. Der Handel ist lebhaft und
wird befördert durch die Lage an zwei Meeren, durch Flüsse, Kanäle, Eisen-
bahnen und auswärtige Kolonien.
6. Bewohner. Frankreich war ursprünglich von Kelten bewohnt. Von Cäsar
wurde es (58—50 v. Chr.) den Römern unterworfen und blieb mehrere Jahrhunderte eine
römische Provinz. Zur Zeit der Völkerwandrung ließen sich in Frankreich deutsche
Völker nieder, so die Franken, Burgunder, Westgoten. Die Franken dehnten allmählich
ihre Herrschaft über das ganze Land aus und haben dem Lande den Namen gegeben.
So ist aus den Galliern, Römern und Deutschen ein Mischvolk entstanden. Doch haben
sich die Gallier mehr mit den Römern vermischt als mit den Deutschen. Darum rechnet
man die Franzosen zum romanischen Stamme. In der Bretagne haben sich die Kelten
rein erhalten. Die kathol. Konfession ist die vorherrschende. Seit 1870 ist Frankreich
eine Republik, vorher war es ein Kaiserreich unter Napoleon Iii. Die Franzosen sind
begabt, fassen leicht auf und sind in praktischen Dingen gewandt und anstellig. Sie
zeichnen sich durch Lebhaftigkeit, Gesprächigkeit, Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit aus.
Schattenseiten ihres Wesens sind: Leichtsinn, Reizbarkeit, Großsprecherei. Kunst und Wissen-
schaft stehen sehr hoch. Die Bildung ist aber weniger als bei uns ein Gemeingut des Volkes.
6. Paris, Hptst., 2s/4 Mill. E., erste Handelsst. und stärkste Festung Frankreichs,
von vielen Forts umgeben. Im Gebiete der Mode ist Paris tonangebend für die Erde.
Der großartige Verkehr zeigt sich besonders auf den Boulevards [bulwarss, d. s. große,
breite, mit Banmreihen bepflanzte Straßen. In der Nähe liegt Versailles (wersäjs,
Schloß Ludwigs Xiv. Rouen [ruang's, Handelsstadt.; für Seeschiffe noch erreichbar.
Le Havre slö awrs, wichtigster Handelshafen Frankr. an der atlant. Seite, besonders für
Baumwolle. Cherbourg sschärbürs, Frankr. stärkster Kriegshafen. Calais [kaläs, Uber-
fahrtsort nach England; danach wird die Wasserstraße zwischen Frankreich und England
benannt. Sedan [sedangs, Fabriken in Tuch; Schlacht 1870. Ranzig (Nancy snängßis),
die alte Hptst. von Lothringen. Nach der belgischen und deutschen Grenze hin liegen
starke Festungen, so Lille [Ist], 210000 E., Verdun [werdöngs, Toul [tulls, Belfort
[beför]. Reims [räng'ßs, früher Krönnngsstadt der sranz. Könige, Champagnerfabriken,
Dijon [dischöngs, Besançon [besangßöngs. Orleans [oríeártg] und Nantes [nangts,
Handelsstädte an der Loire.' Brest [bräßts, Kriegshafen. Toulouse [tnlüss, 150000 E.,
Handel. Bordeaux, 255000 E., Handel mit Wein. Bayonne [bajón", befest. Handelsstadt
[Bajonetts. Lyon [liöngs, 460000 E., stark befestigt, Fabriken für Seidenwaren.
St. Etienne [ßängt etje'ns, bedeutende Gewehrfabrikcn. Marseille [marßajs, 490000 E.,
größte Seestadt Frankreichs. Toulon stullöngs, großer Kriegshafcn. Nizza, berühmter
Badeort, wegen seines milden und gesunden Klimas besonders von Brustkranken besucht.
— Zu Frankreich gehört die Insel Korsika; sie ist rauh und unfruchtbar. Hptst. ist
Ajaccio [ajätschos, Napoleons I. Geburtsort. — Die auswärtigen Kolonien siehe §110.
Aufgaben. 1. Gib die Grenzen Frankreichs nach der Garte an! 2. bestimme Cluelle
und Lauf der Flüsse Fr.! 3. Neise auf dem kürzesten Wege zu Wasser von Paris nach
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Napoleon Ludwigs Nancy Etienne Napoleons_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Lyon Frankreichs Burgund Flandern Paris Frankreich Frankreich Westgoten Bretagne Frankreich Paris Frankreichs Paris Versailles Schloß_Ludwigs_Xiv Rouen Cherbourg Frankr England Frankreich England Sedan Lothringen Lille Verdun Belfort Reims Dijon Nantes Brest Toulouse Bayonne Lyon Marseille Frankreichs Toulon Nizza Frankreich Korsika Ajaccio Frankreichs Paris
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§71.
Frankreich.
53
Maschinen und Eisenwaren gefertigt. Der Handel blüht und wird be-
günstigt durch die Lage am Meer, durch Kanäle und das dichteste Eisen-
bahnnetz von Europa. Wichtige Seeplätze sind Antwerpen und Ostende.
— Belgien ist sehr stark bevölkert, am dichtesten in Ostflandern, aber die
Volksbildung ist mangelhaft. Das Land ist reich an schön gebauten Städten
und schmucken Dörfern; dazwischen zahllose Meiereien und Höfe. Von
den Bewohnern ist die größere Hälfte deutscher Abkunft, die kleinere Hälfte
sind Wallonen. Letztere wohnen im S. des Landes und reden ein ver-
dorbenes Französisch. Die Bevölkerung ist katholisch.
Brüssel, mit den Vororten 560000 E-, Hptst. Antwerpen, 280000 E., Festg.
und eine der bedeutendsten Seehandelsstädte Europas. Lüttich, Fabrikstadt. Gent und
Brügge, Fabrik- und Handelsstädte. Ostende, Seebad. Ligny [linji] und Belle-
Alliance chell alliangßi sind als Schlachtplätze bekannt. Bouillon, auf den Ardennen,
erinnert an den Herzog Gottfried von Bouillon.
§ 71. Arankreich (etwas kleiner als das Deutsche Reich, 39 Mill. E.).
a. Lage und Bodcngeftaltung. Frankreich liegt zwischen dem Mittell.
Meer und dem Atlant. Ozean. Es bildet zun: größten Teile ein welliges
Tiefland. Im S. und O. ist es gebirgig. Als Grenzgebirge sind zu merken:
die Pyrenäen, die Westalpen, der Schweizer Jura, der Westabhang
der Vogesen, die Argonnen und Ardennen. Im S. Frankreichs
ziehen sich in einem Bogell die Sevennen dahin. Die Fortsetzung der-
selben nach N. heißt Cöte d'or [föt dör); daran schließt sich das Plateau
splätö) von Langres slängrs, das Quellgebiet der Seine sßäns. Im N.w.
der Sevennen liegt das Hochland der Auvergne sowerns^ mit vielen er-
loschenen Vulkanen. Auch in der Bretagne sbretänjs und Normandie
ist Gebirgsland. — b. Bewässerung. Zahlreiche schiffbare Flüsse durch-
fließen das Land. Nach dem Mittell. Meer fließt der Rhone mit der
Saöne (ßvn); nach dem Atlant. Ozean: die Seine sßäns mit der Marne
smarns, die Loire sloark, die Garonne (garön), der Adour sadürs. Auf
französischem Boden entspringen auch die Schelde, die Maas und die
Mosel. Die Flüsse stehen vielfach durch Kanäle miteinander in Verbin-
dung. So ist z. B. die Garonne mit dem Mittell. Meere (Kanal ckn midi
[bü mtbt|), der Rhein mit dem Rhone (Rhein-Rhone-Kanal) und der Marne
(Rhein-Marne-Kanal), die Saone mit der Loire verbunden.
6. Ixlima und Erzeugnisse. Das Klima Frankreichs ist viel milder
als das Deutschlands. Statt des Winters hat man im S. eine etwa drei
Wochen lange Regenzeit; schon um Weihnachten blühen hier Tulpen, Hya-
zinthen u. a. Blumen. Der Sommer ist im S. sehr heiß. In der westl.
Ebene ist der Winter auch mild, wenn auch nicht in dem Grade wie im S.
Der Sommer ist aber nicht viel wärmer als in Deutschland. In den Ge-
birgsgegenden ist das Klima rauh. Der Boden ist im ganzen sehr fruchtbar.
Kalk- und Kreideboden sind vorherrschend, aber meist mit einer dünnen,
sehr fruchtbaren Erdschicht überdeckt. Heide- und Moorstrecken befinden sich
nur zwischen den Mündungen des Adour und der Garonne. Im S. wer-
den die schönsten Südfrüchte, Wein, Mandeln, Feigen, Oliven gewonnen.
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Belgien Ostflandern Antwerpen Europas Frankreich Frankreichs Bretagne Rhein Rhein-Rhone-Kanal Rhein-Marne-Kanal Frankreichs Deutschlands Deutschland
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
tz 5. Die Griechen.
5
dreiköpfigen Höllenhund Cerberus an die Oberwelt brachte,und zeigte seine Gewandtheit
im Laufen, indem er die Hirschkuh der Artemis fing.
Seine zur Eifersucht aufgestachelte Gattin gab ihm ein vergiftetes Gewand,
das ihr seine Treue sichern sollte. Herkules fühlte an den brennenden
Schmerzen, daß sein Ende nahe, er verbrannte sich darum selbst auf einem
Berge, ward aber in den Olymp unter die Götter versetzt und mit Hebe,
der Göttin der Jugend, vermählt.
2. Theseus war der Sohn eines Königs von Athen, wurde aber im
Peloponnes erzogen. Bei seiner Heimkehr nach Athen säuberte er das Land
von gefährlichen Räubern. Athen war zu dieser Zeit der Insel Kreta
tributpflichtig. Es mußte von Zeit zu Zeit 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen
nach Kreta senden, die dem Ungeheuer Minotaurus vorgeworfen wurden.
Theseus schloß sich den ausgewählten Opfern an und gewann in Kreta die
Liebe der Königstochter Ariadne, die ihm einen Knäuel Schnur schenkte, an dem er
sich aus den Jrrgängen des Labyrinths (Wohnung des Minotaurus) wieder
herausfand, nachdem er diesen gelötet hatte. Auf der Rückreise aber vergaß
er das schwarze Segel mit einem weißen zu vertauschen, wie er seinem Vater
versprochen hatte, und dieser stürzte sich verzweifelnd ins Meer. Theseus
wurde König und gab dem Lande vortreffliche Gesetze, wurde aber später von
seinen undankbaren Mitbürgern vertrieben und von einem Freunde, bei dem
er Zuflucht gesucht, verräterischer Weise ins Meer gestürzt.
3. Der trojanische Krieg ist die wichtigste der gemeinsamen Heer-
fahrten der griechischen Sagenzeit. Paris, ein Sohn des Königs Priamus
von Troja (Westküste Kleinasiens) entführte unter schnöder Verletzung des
Gastrechtes die Gemahlin des spartanischen Königs Menelaus, die schöne
Helena. Diese Schmach zu rächen, zogen die Fürsten des Griechenvolkes mit
ihren Heeren unter der Führung Agamemnons vor Troja. Der ausgezeich-
netste Held der Griechen war Achilles. Schon 9 Jahre hatten die Kämpfe
vor dem festen Troja gedauert, da wurde Patroklus, der Freund des Achilles,
von dem edelsten der Trojaner, dem Königssohne Hektor, getötet. Voll wilden
Grimmes erschien da Achilles, der sich lange Zeit vom Kampfe fern gehalten
hatte, auf dem Kampfplatz, jagte Hektor dreimal um die Stadt und erschlug ihn.
Seinen Leichnam ließ er entehrt im Freien liegen. Aber auf die rührenden
Bitten des greisen Priamus übergab er demselben die Leiche des geliebten
Sohnes, die die Trojaner in feierlicher Weise verbrannten. Auch Achill fand
seinen Tod durch einen Pfeil des Paris, der ihn an der Ferse, der einzig ver-
ivundbaren Stelle, traf. Endlich gewannen die Griechen die Stadt durch
eine List.
Aus des schlauen Odysseus Rat zimmerten sie ein gewaltiges hölzernes Pferd,
in dessen Bauch sich ihre besten Helden verbargen, und segelten scheinbar ab. Die Tro-
janer zogen das Roß in die Stadt, rissen zu dem Zwecke ein Stück der Stadtmauer ein
und feierten ein Freudenfest. In der Nacht aber stiegen die feindlichen Helden aus
dem Rosse, öffneten den zurückgekehrten Gefährten die Tore und zündeten die Stadt an.
Priamus und seine Söhne wurden getötet und sein Weib und seine
Töchter in die Gefangenschaft geführt. Helena ward von Menelaus wieder
angenommen.
Aus der Heimfahrt und bei der Rückkehr wurden viele griechische Helden von
widrigen Geschicken verfolgt. Agamemnon wurde von seinem Weibe im Bade umqe-
bracht. Odysseus mußte 10 Jahre auf dem Meere umherirren, erlitt vielfaches Ungemach
und war nach seiner endlichen Heimkehr gezwungen, sein Eigentum und sein treues
Weib, Penelope, von zudringlichen Freiern zu befreien. — Einer der größten Dichter
aller Zeiten, Homer, hat in der Ilias die Zerstörung Trojas und in der Odyssee
die Irrfahrten des Odysseus aufs herrlichste besungen.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus]]
Extrahierte Personennamen: Helena Achilles Achilles Achilles Achill Agamemnon
Extrahierte Ortsnamen: Athen Athen Kreta Kreta Paris Troja Kleinasiens Troja Paris Trojas
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
54
Frankreich.
§ 71.
Aus den Oliven (Früchten des Ölbaumes) wird das bekannte Provenceröl
sprovängserj gepreßt, welches den dortigen Bewohnern statt der Butter zur
Bereitung der Speisen dient. Auch der Maulbeerbaum wächst in großer
Menge, daher ist die Seidenzucht bedeutend (Lyon sliengst. In der Mitte
des Landes und im N. sind Getreide (meist Weizen), Obst und Wein die
Hanpterzeugnisse. Das Obst ist von vorzüglicher Güte. Frankreichs Weine
haben Weltruf, so die Weine aus der Gegend von Bordeaux (bordo), aus
Burgund und der Champagne sschangpanj). Die herrlichen Waldungen
der früheren Zeit sind gelichtet. Starke Geflügel- und Bienenzucht. Außer
der Seiden-Jndustrie im S. blüht die in Spitzen, Leinen- und Baumwollen-
waren (Artois sartoa) und Flandern). In Paris sind Fabriken aller Art,
besonders in Seiden-, Putz- und Modewaren. Der Handel ist lebhaft und
wird befördert durch die Lage an zwei Meeren, durch Flüsse, Kanäle, Eisen-
bahnen und auswärtige Kolonien.
ä. Bewohner. Frankreich war ursprünglich von Kelten bewohnt. Von Cäsar
wurde es (58—50 v. Chr.) den Römern unterworfen und blieb mehrere Jahrhunderte eine
römische Provinz. Zur Zeit der Völkerwandrung ließen sich in Frankreich deutsche
Völker nieder, so die Franken, Burgunder, Westgoten. Die Franken dehnten allmählich
ihre Herrschaft über das ganze Land aus und haben dem Lande den Namen gegeben.
So ist aus den Galliern, Römern und Deutschen ein Mischvolk entstanden. Doch haben
sich die Gallier mehr mit den Römern vermischt als mit den Deutschen. Darum rechnet
man die Franzosen zum romanischen Stamme. In der Bretagne haben sich die Kelten
rein erhalten. Die kathol. Konfession ist die vorherrschende. Seit 1870 ist Frankreich
eine Republik, vorher war es ein Kaiserreich unter Napoleon Iii. Die Franzosen sind
begabt, fassen leicht auf und sind in praktischen Dingen gewandt und anstellig. Sie
zeichnen sich durch Lebhaftigkeit, Gesprächigkeit, Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit aus.
Schattenseiten ihres Wesens finb: Leichtsinn, Reizbarkeit, Großsprecherei. Kunst und Wissen-
schaft stehen sehr hoch. Die Bildung ist aber weniger als bei uns ein Gemeingut des Volkes.
6. Paris, Hptst., 23/4 Milk. E., erste Handelsst. und stärkste Festung Frankreichs,
von vielen Forts umgeben. Im Gebiete der Mode ist Paris tonangebend für die Erde.
Der großartige Verkehr zeigt sich besonders auf den Boulevards [bulwärss, d. s. große,
breite, mit Baumreihen bepflanzte Straßen. In der Nähe liegt Versailles wersaj),
Schloß Ludwigs Xiv. Rouen [ruäng's, Handelsstadt.; für Seeschiffe noch erreichbar.
Le Havre slö awrs, wichtigster Handelshafen Frankr. an der atlant. Seite, besonders für
Baumwolle. Cherbourg [schärbürs, Frankr. stärkster Kriegshafen. Calais [kaläs, Über-
fahrtsort nach England; danach wird die Wasserstraße zwischen Frankreich und England
benannt. Sed an [sedängs, Fabriken in Tuch; Schlacht 1870. Ranzig (Nancy fnängßis),
die alte Hptst. von Lothringen. Nach der belgischen und deutschen Grenze hin liegen
starke Festungen, so Lille slils, 210000 E., Verdun [werdöngs, Toni [tulls, Belfort
chefors. Reims srang'ßs, früher Krönungsstadt der sranz. Könige, Champagnerfabriken,
Dijon sdischöngs, Besançon [besangßöngs. Orleans [orsedng] und Nantes [nongtj,
Handelsstädte an der Loire. Brest sbräßt), Kriegshafen. Toulouse [tulüss, 150000 E.,
Handel. Bordeaux, 255000 E., Handel mit Wein. Bayonne [bajón, befest. Handelsstadt
(Bajonetts. Lyon Öliongz 460000 E., stark befestigt, Fabriken für Seidenwaren.
St. Etienne [ßängt etjens, bedeutende Gewehrfabriken. Marseille [marßäjs, 490000 E.,
größte Seestadt Frankreichs. Tonlon [tullongs, großer Kriegshafcn. Nizza, berühmter
Badeort, wegen seines milden und gesunden Klimas besonders von Brustkranken besucht.
— Zu Frankreich gehört die Insel Korsika; sie ist rauh und unfruchtbar. Hptst. ist
Ajaccio ajátschos, Napoleons I. Geburtsort. — Die auswärtigen Kolonien siehe 8 110.
Aufgaben. 1. Gib die Grenzen Frankreichs nachher Garte an! 2. Bestimme Ctuelle
und Lauf der Flüsse Fr.! 3. Reife auf dem kürzesten Wege zu Wasser von Paris nach
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar Napoleon Ludwigs Nancy Toni_[tulls Etienne Napoleons_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Lyon Frankreichs Bordeaux Burgund Flandern Paris Frankreich Frankreich Westgoten Bretagne Frankreich Paris Frankreichs Paris Versailles Schloß_Ludwigs_Xiv Rouen Frankr Cherbourg Frankr England Frankreich England Lothringen Lille Verdun Belfort Reims Dijon Nantes Brest Toulouse Bayonne Marseille Frankreichs Nizza Frankreich Korsika Ajaccio Frankreichs Paris
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 5. Die Griechen.
5
dreiköpfigen Höllenhund Cerberus an die Oberwelt brachte,und zeigte seine Gewandtheit
im Laufen, indem er die Hirschkuh der Artemis fing.
Seine zur Eifersucht aufgestachelte Gattin gab ihm ein vergiftetes Gewand,
das ihr seine Treue sichern sollte. Herkules fühlte an den brennenden
Schmerzen, daß sein Ende nahe, er verbrannte sich darum selbst auf einem
Berge, ward aber in den Olymp unter die Götter versetzt und mit Hebe,
der Göttin der Jugend, vermählt.
2. Theseus war der Sohn eines Königs von Athen, wurde aber im
Peloponnes erzogen. Bei seiner Heimkehr nach Athen säuberte er das Land
von gefährlichen Räubern. Athen war zu dieser Zeit der Insel Kreta
tributpflichtig. Es mußte von Zeit zu Zeit 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen
nach Kreta senden, die dem Ungeheuer Minotaurus vorgeworfen wurden.
Theseus schloß sich den ausgewählten Opfern an und gewann in Kreta die
Liebe der Königstochter Ariadne, die ihm einen Knäuel Schnur schenkte, an dem er
sich aus den Jrrgängen des Labyrinths (Wohnung des Minotaurus) wieder
herausfand, nachdem er diesen getötet hatte. Auf der Rückreise aber vergaß
er das schwarze Segel mit einem weißen zu vertauschen, wie er seinem Vater
versprochen hatte, und dieser stürzte sich verzweifelnd ins Meer. Theseus
wurde König und gab dem Lande vortreffliche Gesetze, wurde aber später von
seinen undankbaren Mitbürgern vertrieben und von einem Freunde, bei dem
er Zuflucht gesucht, verräterischer Weise ins Meer gestürzt.
3. Der trojanische Krieg ist die wichtigste der gemeinsamen Heer-
fahrten der griechischen Sagenzeit. Paris, ein Sohn des Königs Priamus
von Troja (Westküste Kleinasiens) entführte unter schnöder Verletzung des
Gastrechtes die Gemahlin des spartanischen Königs Menelaus, die schöne
Helena. Diese Schmach zu rächen, zogen die Fürsten des Griechenvolkes mit
ihren Heeren unter der Führung Agamemnons vor Troja. Der ausgezeich-
netste Held der Griechen war Achilles. Schon 9 Jahre hatten die Kämpfe
vor dem festen Troja gedauert, da wurde Patroklus, der Freund des Achilles,
von dem edelsten der Trojaner, dem Königssohne H ekt or, getötet. Voll wilden
Grimmes erschien da Achilles, der sich lange Zeit vom Kampfe fern gehalten
hatte, auf dem Kampfplatz, jagte Hektor dreimal um die Stadt und erschlug ihn.
Seinen Leichnam ließ er entehrt im Freien liegen. Aber aus die rührenden
Bitten des greisen Priamus übergab er demselben die Leiche des geliebten
Sohnes, die die Trojaner in feierlicher Weise verbrannten. Auch Achill fand
seinen Tod durch einen Pfeil des Paris, der ihn an der Ferse, der einzig ver-
wundbaren Stelle, traf. Endlich gewannen die Griechen die Stadt durch
eine List.
Auf des schlauen Odysseus Rat zimmerten sie ein gewaltiges hölzernes Pferd,
in dessen Bauch sich ihre besten Helden verbargen, und segelten scheinbar ab. Die Tro-
janer zogen das Roß in die Stadt, rissen zu dem Zwecke ein Stück der Stadtmauer ein
und feierten ein Freudenfest. In der Nacht aber stiegen die feindlichen Helden aus
dem Rosse, öffneten den zurückgekehrten Gefährten die Tore und zündeten die Stadt an.
Priamus und seine Söhne wurden getötet und sein Weib und seine
Töchter in die Gefangenschaft geführt. Helena ward von Menelaus wieder
angenommen.
Auf der Heimfahrt und bei der Rückkehr wurden viele griechische Helden von
widrigen Geschicken verfolgt. Agamemnon wurde von seinem Weibe im Babe umae-
bracht. Odysseus mußte 10 Jahre auf dem Meere umherirren, erlitt vielfaches Ungemach
und war nach seiner endlichen Heimkehr gezwungen, sein Eigentum und sein treues
Weib, Penelope, von zudringlichen Freiern zu befreien. — Einer der größten Dichter
aller Zeiten, Homer, hat in der Ilias die Zerstörung Trojas und in der Odyssee
die Irrfahrten des Odysseus aufs herrlichste besungen.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus]]
Extrahierte Personennamen: Cerberus Helena Achilles Achilles Achilles Achill Helena Agamemnon Homer
Extrahierte Ortsnamen: Athen Athen Kreta Kreta Paris Troja Kleinasiens Troja Troja Paris Trojas
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§71.
Frankreich.
53
Maschinen und Eisenwaren gefertigt. Der Handel blüht und wird be-
günstigt durch die Lage am Meer, durch Kanäle und das dichteste Eisen-
bahnnetz von Europa. Wichtige Seeplätze sind Antwerpen und Ostende.
— Belgien ist sehr stark bevölkert, am dichtesten in Ostflandern, aber die
Volksbildung ist mangelhaft. Das Land ist reich an schön gebauten Städten
und schmucken Dörfern; dazwischen zahllose Meiereien und Höfe. Von
den Bewohnern ist die größere Hälfte deutscher Abkunft, die kleinere Hälfte
sind Wallonen. Letztere wohnen im S. des Landes und reden ein ver-
dorbenes Französisch. Die Bevölkerung ist katholisch.
Brüssel, mit den Vororten 560000 E., Hptst. Antwerpen, 280000 E-, Festg.
und eine der bedeutendsten Seehandelsstädte Europas. Lüttich, Fabrikstadt. Gent und
Brügge, Fabrik- und Handelsstädte. Ostende, Seebad. Ligny [liitjt] und B elle-
Alliance chell alliangßi sind als Schlachtplätze bekannt. Bouillon, ans den Ardennen,
erinnert an den Herzog Gottfried von Bouillon.
§ 71. Isrankreich (etwas kleiner als das Deutsche Reich, 39 Mill. E.).
a. Lage und Bodengestaltung. Frankreich liegt zwischen dem Mittell.
Meer und dem Atlant. Ozean. Es bildet zum größten Teile ein welliges
Tiefland. Im S. und O. ist es gebirgig. Als Grenzgebirge sind zu merken:
die Pyrenäen, die Westalpen, der Schweizer Jura, der Westabhang
der Vogesen, die Argonnen und Ardennen. Im S. Frankreichs
ziehen sich in einem Bogen die Sevennen dahin. Die Fortsetzung der-
selben nach N. heißt Cöte d'or sköt doch; daran schließt sich das Plateau
[piätöj von Langres slängch, das Quellgebiet der Seine (ßan). Im N.w.
der Sevennen liegt das Hochland der Auvergne sowernst mit vielen er-
loschenen Vulkanen. Auch in der Bretagne (bi'etdnj] und Norman die
ist Gebirgsland. — b. Bewässerung. Zahlreiche schiffbare Flüsse durch-
fließen das Land. Nach dem Mittell. Meer fließt der Rhone mit der
Saöne sßöns; nach dem Atlant. Ozean: die Seine sßäns mit der Marne
smärns, die Loire sloärst die Garonne igaröns, der Adour sadüch. Auf
französischem Boden entspringen auch die Schelde, die Maas und die
Mosel. Die Flüsse stehen vielfach durch Kanäle miteinander in Verbin-
dung. So ist z. B. die Garonne mit dem Mittell. Meere (Kanal än midi
|bu midist, der Rhein mit dem Rhone (Rhein-Rhone-Kanal) und der Marne
(Rhein-Marne-Kanal), die Saone mit der Loire verbunden.
6. Klima und Erzeugnisse. Das Klima Frankreichs ist viel milder
als das Deutschlands. Statt des Winters hat man im S. eine etwa drei
Wochen lange Regenzeit; schon um Weihnachten blühen hier Tulpen, Hya-
zinthen u. a. Blumen. Der Sommer ist im S. sehr heiß. In der westl.
Ebene ist der Winter auch mild, wenn auch nicht in dem Grade wie im S.
Der Sommer ist aber nicht viel wärmer als in Deutschland. In den Ge-
birgsgegenden ist das Klima rauh. Der Boden ist im ganzen sehr fruchtbar.
Kalk-' und Kreideboden sind vorherrschend, aber meist mit einer dünnen,
sehr fruchtbaren Erdschicht überdeckt. Heide- und Moorstrecken befinden sich
nur zwischen den Mündungen des Adour und der Garonne. Im S. wer-
den die schönsten Südfrüchte, Wein, Mandeln, Feigen, Oliven gewonnen.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Norman
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Belgien Ostflandern Antwerpen Europas Frankreich Frankreichs Bretagne Rhein Rhein-Rhone-Kanal Rhein-Marne-Kanal Frankreichs Deutschlands Deutschland
Ii
Erdkunde.
61
Seehandelsplätze unsres Erdteils. Die Bevölkerung der kleinen Küstenorte beschäftigt
sich vielfach mit Fischerei (Sardinen und Sardellen).
8. Die Bewohner der Halbinsel sind Romanen und bekennen sich fast aus-
schließlich zur römisch-katholischen Kirche. Die früheren Bewohner unternahmen kühne
Seefahrten (Kolumbus, vasco da Gama), sammelten große Reichtümer und waren die
Herren der Welt. Daran erinnert noch die portugiesische Sprache in Südamerika und
die spanische in Westindien und Mexiko. Die Bevölkerung wurde aber träge und ver-
armte. Portugal besitzt jedoch noch viele Kolonien. Die Volksbildung ist in beiden
Ländern sehr gering.
8. Frankreich.
Frankreich nimmt den Westen des europäischen Festlandes ein. Es ist ungefähr
so groß wie Deutschland, hat aber weniger Einwohner (39 will.), von den Nachbar-
ländern wird es auf fast allen Seiten durch z. T. schwer wegbare Gebirge oder durch
Meere (nenne sie!) geschieden. Nur im Nordosten fehlt gegen Deutschland und Belgien eine
natürliche Grenze. Die Landesgrenze verläuft dort vom Lothringischen Stufenlande aus
zunächst über das Hochland der Nrdennen, dann durch ein weites Tiefland und endet
schließlich an der Straße von Ealais (kalä). Obgleich Frankreich von zwei Meeren
bespült wird, ist es wenig gegliedert. Nur zwei Halbinseln, die Bretagne (brötanj)
und die Normandie (normangdi), sind vorhanden. Die zu Frankreich gehörige
Insel Korsika haben wir bereits erwähnt (5. 58).
wie die Karte zeigt, ist besonders der Osten des Landes gebirgig. Die
Pyrenäen, die westalpen, den Schweizer Jura und den Wasgenwald, von denen
einzelne Teile zu Frankreich gehören, haben wir früher bereits kennen gelernt. Im
Westen der tiefen Senke, die von Rhone und Saone (ßohn) durchflossen wird, erhebt
sich das Französische Mittelgebirge. Nußerdem werden noch die beiden Halbinseln
und ihre Nachbargebiete (Bretagne und Normandie) von einem niedrigen Berglande durch-
zogen. Tiefland findet sich an dem Mittel- und Unterlaufe der großen Flüsse, an der
Seine (ßähn), Loire (loar), Garonne und Saone-Rhone. Mir betrachten daher folgende
Landschaften: das Französische Mittelgebirge, das Bergland der Bretagne
und der Normandie, das Tiefland an der Seine, das Tiefland an der
Loire, das Tiefland an der Garonne und das Tiefland an der Saone-Rhone.
I. Dar französische Mittelgebirge ist ein Hochland, das meist vulkanischen
Ursprungs ist und von einzelnen Berggruppen und Gebirgsketten überragt wird. Es
steigt steil aus der Saone-Rhone-Ebene auf und senkt sich, wie der Lauf der Gewässer
(Loire, Seine, Marne und Maas) erkennen läßt, nach Westen und Norden. Die höhen er-
halten viele Niederschläge, haben aber ein rauhes Klima. Feldbau kann deshalb nur
wenig betrieben werden; auch Wälder fehlen fast gänzlich. Die dünn bevölkerten Flächen
dienen vorwiegend als Schafweiden. Die Täler dagegen find gut angebaut (wein, Obst,
Getreide). Dort, wo das Gebirge Kohlenschätze birgt, herrscht ein sehr reger Gewerbfleiß.
In St. Etienne (hängt etiän; 147) befinden sich große Waffenschmieden, Fabriken
für die verschiedensten Maschinen und Eisengeräte, sowie Seidenbandwebereien.
Im Nordosten geht das Gebirge in das Lothringische Stufenland über,
dem sich die französischen Teile des Rheinischen Schiefergebirges, die kohlenreichen
Nrdennen, anschließen. In diesem Gebiete Frankreichs liegen zum Schutze der
Grenze viele Festungen, von denen wir nur Verdun (werdöng) merken. Bei
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Kolumbus Maas Etienne
Extrahierte Ortsnamen: Südamerika Westindien Mexiko Frankreich Frankreich Deutschland Deutschland Belgien Frankreich Frankreich Korsika Wasgenwald Frankreich Bretagne Bretagne Frankreichs